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rikeslibrary
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Hamburg

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Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Nachdem Hüseyin 30 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat möchte er sich zur Rente seinen großen Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen, stirbt jedoch bereits am Einzugstag an einem Herzinfarkt. Für die Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach, wodurch alte Wunden wieder aufgerissen werden.

Nachdem das erste Kapitel aus der Sicht von Hüseyin bereits sehr sprachlich sehr intensiv und packend Teile seines Lebens Revue passieren lässt widmet sich der Hauptteil des Buches in 5 Abschnitten seinen Kindern und seiner Ehefrau, die zur Beerdigung nach Istanbul reisen.
Jedes Kapitel befasst sich zunächst damit, wie unterschiedlich die einzelnen Personen damit umgegangen sind, nach Deutschland ausgewandert zu sein, wie verschieden die Wege sind, die jeder einzelne im Leben gegangen ist und welche Traumata sie davongetragen haben. Durch den großen Altersunterschied von Hüseyins Kindern unterscheiden sich auch ihre Erfahrungen mit dem Leben im Deutschland sehr stark. Während Hakan immer wieder mit der Polizei in Konflikte gerät und bloß nicht wie sein Vater werden möchte, versucht seine ältere Schwester Sevda ihren beiden Kindern eine möglichst chancenreiche und glückliche Kindheit ermöglichen und hat den Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Ihre jüngere Schwester Peri studiert mittlerweile und ist Feministin, während der jüngste Bruder mit der unerwiderten Liebe zu einem Freund aus dem Sportverein und den daraus resultierenden Folgen zu kämpfen hat. Allen gemeinsam sind jedoch das Unverständnis ihrer Eltern für viele ihrer Entscheidungen und ihre Gefühlswelt, die kurdische Herkunft, die sie verheimlichen und die Suche nach der eigenen Identität und einem Platz in der Gesellschaft.

Der letzte Abschnitt des Buches ist aus der Perspektive von Emine, der Ehefrau von Hüseyin verfasst und vereint viele Aspekte der vorherigen Kapitel zu einem stimmigen Ganzen, klärt bestimmte Lücken, die zuvor vorhanden waren auf und wirkt im Gesamtbild als besonders bedeutsam, da sie viele Ereignisse aus ihrem Leben Revue passieren lässt und sich einige Familiengeheimnisse lichten.

Dschinns hat mich von Beginn an komplett fesseln können. Jeder einzelne Charakter wurde umfassend beleuchtet und die jeweiligen Probleme gleichwertig aufgezeigt. Das Gesamtbild konnte mich emotional sehr berühren und hatte genau die richtige Dynamik, um es zu einem packenden Leseerlebnis zu machen. Insgesamt ist Dschinns ein unheimlich beeindruckender Familienroman, den ich jedem nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 21.12.2021
Das Feuer / Keeper of the Lost Cities Bd.3
Messenger, Shannon

Das Feuer / Keeper of the Lost Cities Bd.3


sehr gut

Keeper of the Lost Cities – Das Feuer ist bereits der dritte Band der in Amerika sehr beliebten Middle-Grade-Reihe von Shannon Messenger, die jetzt endlich auch auf Deutsch erscheint.

Die Reihe verfolgt die Geschichte von Sophie, die in der Menschenwelt aufwächst, bis sie erfährt, dass sie eine Elfe ist, was auch ihre Fähigkeit Gedanken zu lesen erkärt. Von da an beginnt sie ein neues Leben in der Elfenwelt und besucht die Foxfire Academy, an der sie lernt mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Nachdem sie gemeinsam mit ihren Freunden bereits in den ersten zwei Bänden einige Abenteuer und Gefahren überwinden musste wird ihr Leben auch in Band 3 nicht langweiliger. Nach wie vor weiß sie nicht wer Freund und Feind ist, steht vor einigen ungelösten Rätseln und soll nun auch noch dem berüchtigten Pyrokinetiker Fintan seine Geheimnisse entlocken.

Das Buch hat mich direkt wieder in den Bann gezogen und durch die tolle magische Welt und den lockeren Schreibstil mitgerissen. Durch kleine Rückblenden, die immer wieder eingestreut werden, werden die wichtigsten Ereignisse aus den vorherigen Bänden nochmal ins Gedächtnis gebracht, während sich die Ereignisse auch in Band 3 nur so überschlagen.

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass dieser etwas düsterer als die Vorgänger war, allerdings immer noch in einem Maß, dass für die Zielgruppe ab 12 geeignet ist. Zwischen düsteren Passagen gibt es immer wieder auch solche, in denen Freundschaft und Familie im Fokus stehen und Sophies charakterliche Entwicklung vorangetrieben wird.

Teilweise hat es mich allerdings gestört, dass Sophie eine unheimlich unterstützende Familie hat, der sie sich trotzdem nur im äußersten Notfall anvertraut, während sie teils etwas willkürlich entscheidet mit welchen Freunden sie welches Geheimnis teilt.

Die Geschichte von Keeper of the Lost Cities für sich ist nichts neues, es handelt sich um eine klassische Chosen One Story, in der ein recht junges Mädchen gegen böse Mächte kämpfen muss, ihrer Herkunft nachspüren will und dabei durch ihre Freunde unterstützt wird. In diesem Fall finde ich allerdings das World Building sehr gelungen und auch die Fülle an verschiedenen magischen Wesen, Fähigkeiten und Charakteren sehr gelungen.


Insgesamt ist Keeper of the lost cities eine tolle Reihe für Leser*innen ab 12, die mitreißt und verzaubern kann. Band 3 hat sich nahtlos in die Geschichte eingereiht und durch viele Entwicklungen für viele schöne Lesestunden gesorgt. 4 Sterne!

Bewertung vom 27.10.2021
Das Ministerium für die Zukunft
Robinson, Kim Stanley

Das Ministerium für die Zukunft


ausgezeichnet

Mit dem hochgelobten „Ministerium für die Zukunft“ habe ich mich an das für mich neue Genre Climate-Fiction gewagt. Der Roman zeichnet ein bedrückendes Bild von der nahen Zukunft, in der die Welt durch den Klimawandel von immer verheerenderen Katastrophen heimgesucht wird. Schonungslos zeigt bereits das erste Kapitel auf, wie hunderttausende Menschen durch eine Hitzewelle sterben können, wenn gleichzeitig der Strom ausfällt. Der ausländische Helfer Frank May überlebt, zieht in die Schweiz und schwört Rache an jenen zu üben, die er für verantwortlich hält. Gleichzeitig kämpft die Irin Mary Murphy als Vorsitzende des neu eingerichteten Ministeriums für die Zukunft mit diplomatischen Mitteln für ein Umdenken der Menschen und für ein schnelles Handeln gegen die Klimakrise.

Die Kapitel des Buches werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt und unterscheiden sich in der Erzählweise stark. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf Marys Versuchen einen Wandel herbeizuführen. Die Leser*innen begleiten sie bei Treffen mit den Chef*innen der großen Weltbanken, Sitzungen zu möglichen Handlungsmöglichkeiten aus dem Ministerium werden durch Mitschriften begleitet und einige Situationen aus ihrem Privatleben werden im Zuge der Gefahr, der sie sich in ihrer Position aussetzt, beleuchtet. Während Marys Passagen teils sehr politisch sind und durch Kapitel mit Erklärungen zum Markt, zum Geldwesen und menschlichen Verhaltensweisen gestützt werden, werden diese „trockeneren“ Kapitel immer wieder von solchen abgewechselt, in denen Katastrophen geschildert werden oder Personen beim Versuch begleitet werden Maßnahmen zur Umkehr der Klimakatastrophe umzusetzen. Diese sorgen dafür, dass der Roman stets auch packende Momente hat, in denen Einzelpersonen stärker im Fokus stehen.

Gleichzeitig wird Frank dabei begleitet, wie er seine Wut auf die Politik und sein Trauma nach den Ereignissen in Indien verarbeitet. Frank und Mary besitzen sehr unterschiedliche Denkansätze, ihr Aufeinandertreffen birgt jedoch neue Chancen für beide.

Während die erste Hälfte des Buches noch recht bedrückend und hoffnungslos wirkt, wird die Stimmung im Laufe des Buches optimistischer. Nach und nach werden erfolgreiche Maßnahmen aufgezeigt, Wege zum Schutz des Ökosystems beschrieben und die Botschaft vermittelt, dass die Welt noch zu retten ist wenn ein Umdenken und ein Wille für Veränderung da ist.

Die Art und Weise, wie technologischer Fortschritt, Klimawandel, Menschlichkeit und Hoffnung zusammengeführt wurden, sodass der Roman inhaltlich komplex, politisch und technologisch, aber gleichzeitig auch spannend, lebendig und handlungsreich war konnte mich wirklich begeistern. Das Ministerium für die Zukunft ist ein Roman, den ich als unheimlich aktuell und wichtig empfunden habe und der zum Nachdenken anregt. Große Leseempfehlung! 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2021
Redwood Lights - Es beginnt mit dem Duft nach Schnee / Redwood Bd.6
Moran, Kelly

Redwood Lights - Es beginnt mit dem Duft nach Schnee / Redwood Bd.6


sehr gut

Noch ein letztes Mal zurück nach Redwood! Wie sehr habe ich mich über die Ankündigung gefreut, auch wenn es leider nur eine Kurzroman ist, der mit knapp 140 Seiten viel zu schnell ausgelesen ist.

Nachdem das Drachen-Trio in den vorangegangenen Bänden zahlreiche Paare in Redwood verkuppelt hat beschließen die „Opfer“ der Aktionen sich dafür liebevoll zu rächen und auch mal Amor zu spielen. Für die Aktion auserwählt haben sie Marie Sedgwick, die Bürgermeisterin der Stadt, die immer für die Bewohner des Ortes da war und Redwood von ganzem Herzen liebt, gleichzeitig aber auch nie geheiratet hat und seit Jahrzehnten Single ist. Glücklicherweise ist der passende Mann, Preston Masterson, grade zurück nach Redwood gezogen um dort ein Inn zu eröffnen.

Es war wirklich schön noch einmal zurück nach Redwood zu kommen, darüber zu lesen, wie sich die Liebesgeschichten aus den vergangenen Bänden entwickelt haben und noch einmal die wundervolle Atmosphäre der Reihe beim Lesen fühlen zu können.

Das Setting ist winterlich, alles dreht sich um Weihnachten, es schneit in Redwood und das Buch löst direkt den Wunsch aus warm eingekuschelt Tee zu trinken. Das die Umgebung und die Optik und Deko des Inns trotz Kürze des Buches noch so schön beschrieben wurden hat mich besonders glücklich gemacht.

Die Lovestory fand ich sehr gelungen gewählt, da so nicht immer nur die „jungen“ Bewohner*innen von Redwood im Mittelpunkt stehen sondern auch mal ein Redwood-Band von einer älteren Protagonistin handelt. Die Liebesgeschichte ist natürlich nicht übermäßig komplex, hat aber gut in das Buch gepasst und war sehr herzerwärmend.

Insgesamt fühlte sich Redwood Lights einfach wie eine Liebeserklärung für Redwood und die Protagonist*innen der vorangegangenen Bücher an, die eigentliche Handlung war für mich dabei fast nebensächlich, weil es so schön war wieder in Redwood zu sein. Allerdings hätte ich mir natürlich am liebsten ein Buch in voller Länge gewünscht, damit eine komplexere Story erzählt werden kann. Von mir gibt es 4 Sterne!

Bewertung vom 17.10.2021
Der letzte Absolvent / Scholomance Bd.2
Novik, Naomi

Der letzte Absolvent / Scholomance Bd.2


sehr gut

Nachdem Band 1 schon zu meinen Lesehighlights gehörte habe ich mich umso mehr darauf gefreut endlich Band 2 lesen zu können.

Das Buch knüpft nahtlos an das Ende des ersten Teils an und man wird direkt wieder mitten ins Geschehen an der Scholomance geworfen. In Band 2 dreht sich alles um die Abschlussprüfung, denn für El und ihre Freunde ist das letzte Schuljahr angebrochen und die Gefahr trotz der Ereignisse in Band 1 noch nicht gebannt.

Während Band 1 nach und nach das komplexe (und geniale) Magiesystem und die Funktionsweise der Scholomance erklärt hat, während die Handlung eher ruhig dahinplätscherte, habe ich mir für den zweiten Band wesentlich mehr Handlungsentwicklung aber auch Tiefe in den Nebencharakteren gewünscht. Ersteres blieb leider zunächst noch etwas auf der Strecke, denn besonders der erste Teil des Buches vertiefte die Informationen über das Magiesystem noch mehr und zog sich ein wenig. Die zweite Hälfte machte dies allerdings wieder wett, es gab einige Wendungen und viele actionreiche und spannende Szenen. Obwohl sich dieser Beginn wieder etwas gezogen hat muss ich aber sagen, dass ich die Erklärungen zum Magiesystem trotzdem ziemlich genial finde und es eine für ein Jugendbuch, ungewöhnliche Komplexität hat, aber trotzdem immer logisch erläutert wird.

Der Aspekt mit den Nebencharakteren wurde dafür in Band 2 definitiv verbessert, es gibt zwar zu viele Personen um jedem Charakter Tiefe zu verleihen, allerdings wurden El`s Freunde und Orion mit der Zeit immer greifbarer und es wurden auch Details aus ihrer Vergangenheit enthüllt, die einige Erklärungen für ihr Handeln mit sich brachten.

Auch El entwickelt sich in Band 2 charakterlich weiter und findet langsam ihren Weg, auch wenn sie natürlich nach wie vor eine Affinität zur Massenvernichtung hat und die meisten anderen Schüler*innen ihr grundsätzlich mit Skepsis begegnen.

Wirklich gestört hat mich allerdings die Lovestory. Die zwischenmenschlichen Beziehungen an der Scholomance sind auf Grund der Eigenheiten der Schule und der Tatsache, dass alle für sich ums Überleben kämpfen zwar grundsätzlich ziemlich verkorkst, aber die Szenen, in denen sich die Lovestory entwickelt, sind ziemlich willkürlich an den seltsamsten Stellen eingebaut und haben auch inhaltlich ein Stirnrunzeln bei mir hervorgerufen. Dies lag einerseits daran, dass fast jedes Mal 2 Seiten vorher erwähnt wurde, was El alles auf keinen Fall tun würde und diese Vorwürfe dann direkt wieder über den Haufen wird und andererseits an den fast schon kindlichen Umschreibungen, die mich an „Bienchen und Blümchen“ im „wir leben in einer Schule, in der uns alles töten möchte“-Stil erinnert hat.

Glücklicherweise waren es nicht allzu viele Szenen, die mir das Leseerlebnis getrübt haben, sodass ich besonders ab der Hälfte von der spannenden Handlung nur so mitgerissen wurde.
Band 2 endet aber leider mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger, der die Wartezeit bis zum Finale umso härter macht. Von mir bekommt er 4 Sterne!

Bewertung vom 03.10.2021
Die letzte Göttin
Johnson, Lora Beth

Die letzte Göttin


sehr gut

Die letzte Göttin ist mir schon in der Vorschau durch das wunderschöne Cover aufgefallen und konnte mich anschließend auch mit dem Klappentext direkt überzeugen. Umso glücklicher war ich, das Buch nun endlich auch Lesen zu können.

Die Protagonistin Andra hat sich jahrelang darauf vorbereitet, gemeinsam mit einer Millionen anderer Siedler auf den Planeten Holymyth überzusiedeln. Doch als sie erwacht sind nicht Hundert Jahre Kryoschlaf vergangen, sondern Tausend und der Planet besteht aus Wüste und steht vor der Klimakatastrophe. Andra stammt aus einer Zeit, in der jeder Mensch Implantate zur Kontrolle von Technologie besaß, doch in der Zukunft in der sie erwacht wird Technik als Magie angesehen, Roboter sind Engel und sie selbst wird als Göttin verehrt obwohl nicht einmal ihr Implantat funktioniert, wie es funktionieren sollte. Mit Hilfe des mysteriösen Zhade, der seine eigenen Pläne verfolgt, gelangt sie in den Palast, wo sie ihre Rolle als dritte Göttin einnehmen soll.

Die dystopische Welt, in der Andra erwacht, war gut beschrieben, jedoch drehen sich die Erklärungen Großteils um Technologie und weniger um die Lebensweise der Menschen, sodass ich mir in diesem Bereich noch etwas mehr von Band 2 wünsche. Anfangs ist es mir etwas schwer gefallen mich an den Dialekt der Menschen zu gewöhnen, bei dem einige Wörter sich verändert haben um auch in der Sprache zu betonen, dass der Roman in der Zukunft handelt. So wird aus „okay“ „kayo“, aus „Kind“ „Kiddun“ oder aus „klar“ „kristall“. Mit der Zeit habe ich mich daran aber gewöhnt und es hat mich nicht mehr großartig gestört. Die technischen Begriffe werden widerum langsam eingeführt und waren auch in einer angemessenen Häufigkeit, sodass sie mich beim Lesen nicht gestört haben.

Besonders gut hat mir direkt gefallen, dass Andra die meiste Zeit zwar als Göttin angesehen wird, aber keine nennenswerten Fähigkeiten besitzt und sich eher durch Schlagfertigkeit und Geschick durchkämpfen muss. Zhade hingegen war mir von Anfang an unsympathisch, was durch die Kapitel aus seiner Sicht jedoch auch gefördert wird und handelt in vielen Situationen sprunghaft. Zu den meisten Nebencharakteren konnte ich bisher keine größere Bindung aufbauen, allerdings gibt es Einige die Potenzial mitbringen und bei denen ich mir für Band 2 eine größere Rolle vorstellen kann.

Handlungstechnisch hat mir die Mischung aus Andras und Zhades Perspektive gut gefallen und besonders die Rückblicke in die Zeit vor Andras Kryoschlaf haben geholfen ein besseres Verständnis über die Zeit und die Technologie vorher gegeben. Der Beginn des Buches hat mich direkt mitgerissen, im Mittelteil des Buches gab es für mich kurzzeitig aber eine kleine Länge, bevor die Handlung und die Spannung plötzlich wieder angezogen haben und eine Überraschung auf die nächste folgte.

Insgesamt ist es ein lohnenswerter dystopischer Sci-Fi-Roman, der durch zahlreiche Plottwists und einen großen Handlungsreichtum punkten kann und Lust auf die Fortsetzung macht, sodass ich 4,25 Sterne vergebe.

Bewertung vom 01.10.2021
Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6
Gruber, Andreas

Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6


ausgezeichnet

Todesschmerz ist der 6. Fall von Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder, die durch die vergangenen Bände bereits zu meinen Lieblingsermittler*innen gehören. Generell lassen sich die Bände alle auch unabhängig voneinander lesen, je weiter die Reihe voranschreitet, desto mehr kann ich allerdings empfehlen die Bücher chronologisch zu lesen, da sich in den vergangenen Bänden immer mehr persönliche Verknüpfungen ergeben haben, die in diesem Band noch stärker in den Vordergrund gerückt sind als zuvor.

Der neuste Fall des Teams führt sie nach Norwegen, wo die deutsche Botschafterin ermordet wurde. Sneijder ist der Reise zunächst jedoch abgeneigt, da er im BKA eine*n Verräter*in vermutet und der Sache knapp auf der Spur ist. Da sie als deutsche Ermittler*innen in Norwegen kaum Befugnisse haben bricht das Team mehr Regeln als je zuvor, nimmt unkonventionelle Ermittlungswege und arbeitet mit den verschiedensten Personen zusammen, wodurch es zu vielen lustigen Szenen kommt.

Neben dem misanthropischen Sneijder, der nach wie vor seinen speziellen Eigenheiten nicht ablegen kann und der empathischeren Nemez, die sich bereits in den Vorgängerbänden zu einem grandiosen Team entwickelt haben, stehen auch einige andere BKA-Ermittler*innen sowie eine Mitarbeiterin des BND stark im Vordergrund. Dies hat mir gut gefallen, da einige Nebencharaktere nachvollziehbarer wurden und durch ihre verschiedenen Kompetenzen vieles beitragen konnten.

Neben dem Haupterzählstrang der Ermittler*innen gibt es wie in den vorangegangenen Bänden einen zweiten Erzählstrang, der einige Wochen in der Vergangenheit ansetzt und sich um die Jørgensens, eine norwegische „Verbrecherfamilie“ dreht. Durch diesen zweiten Strang werden den Leser*innen einige Geschehnisse bereits vor den Ermittler*innen klar, allerdings fand ich diesen 6. Band trotzdem etwas weniger vorhersehbar als die Vorgängerbände.

Überraschenderweise endet das Buch nicht wie bekannt mit der Aufklärung des Falls sondern mit einem fiesen Cliffhanger, der die Wartezeit bis zum 7. Band nicht einfacher macht. Insgesamt hat sich aber meine Meinung bestätigt, dass Gruber sich mit jedem Band etwas steigert, die ersten Bände der Reihe konnten mich noch nicht vollends überzeugen und waren mir etwas zu vorhersehbar, während sich dies mit jedem Band gebessert hat und mich auch jeder Band etwas mehr fesseln konnte.

Fans von Andreas Gruber kann ich diesen neuen Thriller definitiv ans Herz legen und Thriller-Leser*innen, die es noch nicht sind die Reihe sehr empfehlen. Die Länder- und Behördenübergreifende Ermittlung aus diesem Band hat für frischen Wind gesorgt, einige Charakterentwicklungen bei den Protagonist*innen hervorgebrach und mich sehr packen können. Insgesamt gebe ich daher 4,5 Sterne.

Bewertung vom 01.09.2021
Das Herz der Hexe / Lady of the Wicked Bd.1
Labas, Laura

Das Herz der Hexe / Lady of the Wicked Bd.1


ausgezeichnet

Schon beim Aufklappen des Buches hat es mich durch die wunderschöne Innengestaltung und natürlich das Cover in den Bann gezogen. Glücklicherweise war hier nicht nur das äußere überzeugend, sondern auch der Inhalt des Buches.

Der Roman beginnt direkt mitten im Geschehen und die Leser*innen lernen Darcia kennen, der nur noch das Herz einer Hexe fehlt um zur Herrin der Wicked zu werden. Sie lebt im New Orleans der Menschen, nachdem sie aus der magischen Schattenstadt Babylon verbannt wurde und ist eine Hexia, eine Halbhexe, deren Stärke insbesondere im Fluchbrechen liegt. Bei Darcia hat mir besonders gut gefallen, dass sie irgendwo zwischen Heldin und Antiheldin schwebt, ihre ganz eigenen Ziele verfolgt und dafür eben auch über Leichen geht und sich wenig um andere schert. Besonders lieb gewonnen habe ich aber ihre Begleiter*innen Tieno und Menti, die durch ihre süße und liebevolle Art überzeugen konnten.

Die Weltbeschreibung rund um die verschiedenen Schattenstädte, die mit einer menschlichen Stadt verankert sind, war gut verständlich und auch die verschiedenen magischen Wesen wurden alle mit bildlichen Erklärungen in die Geschichte eingeführt. Unterstützend konnte man zusätzlich in der Klappe des Buches nachschauen, wo die verschiedenen Arten von Hexen erklärt werden.

Neben Darcias Perspektive wird die Story auch aus der Sicht von Valens erzählt, einem Hexer, der verflucht wurde und dadurch auf Darcias Hilfe angewiesen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine interessante Beziehung, die teilweise humorvolle Situationen hervorbrachte. Im Gegensatz zu Darcia sieht Valens meist das Gute in Anderen und unterstützt seine Freunde wann immer nötig. Im Laufe des Buches kommt in Form von Ruth, seiner besten Freundin, die immer noch in Babylon lebt und dort als Stadtwache arbeitet, eine dritte Perspektive dazu. Zunächst habe ich etwas gebraucht um in ihre Abschnitte hineinzufinden, da die Hauptstory bereits so fortgeschritten war, dass ich mit Darcia und Valens bereits warm geworden war, doch ihre Kapitel haben sich schnell zu meinen liebsten entwickelt, da man dadurch mehr über die Schattenstadt Babylon und weitere magische Wesen erfahren konnte.

Lady of the Wicked war fast durchgehend handlungsreich, hatte immer wieder spannende Stellen und einen Spannungsbogen, der sich bis zum Showdown am Ende durchgezogen hat. Die facettenreichen Charaktere und das gelungene Worldbuilding haben einen tollen Auftakt für diese Dilogie ermöglicht und machen Lust auf mehr! Von mir gibt es daher 4,5 Sterne und viel Vorfreude auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 12.07.2021
Die Verstoßenen
England, M. K.

Die Verstoßenen


ausgezeichnet

Ich hatte das Buch bereits auf Englisch im Auge und war dann umso glücklicher, als ich die Ankündigung der deutschen Übersetzung gesehen habe. Der Klappentext hat bereits diese „Aurora erwacht“ Vibes bei mir geweckt und da das Space Opera Genre in Deutschland kaum vertreten ist, ist dieses Buch eine umso größere Bereicherung.

Von Anfang an war „die Verstoßenen“ eines dieser Bücher, die mich direkt gepackt haben, bei dem ich Tränen gelacht habe, die Protagonist*innen direkt ins Herz schließen konnte und es am liebsten an einem Stück durchgelesen hätte.

Einer der Punkte, die mir am meisten Gefallen haben war die Diversität der Protagonist*innen, aber auch die Tatsache, dass diese einfach Selbstverständlich war. Ob verschiedene Religionen, Gender, Sexualitäten, Kulturen oder Hautfarben, all diese Aspekte wurden mit einer Einfachheit in die Geschichte integriert, die erfrischend war und mir persönlich so im Fantasy- oder Sci-Fi-Genre noch nicht begegnet ist.

Der Fokus des Romans liegt definitiv auf der chaotischen Truppe von Verstoßenen, deren Charaktereigenschaften und -entwicklung im Vordergrund steht. Der eigentliche Plot hat mir ebenfalls sehr Spaß gemacht, denn auch wenn die Grundidee nichts bahnbrechend neues war, hat die Umsetzung gestimmt. Trotz der Kürze des Buches hatte ich das Gefühl, die Charaktere ausreichend kennengelernt zu haben, ohne dass es an Spannung oder Handlung gemangelt hat. Insgesamt eine sehr runde Geschichte, die auch als Einzelband wirklich gut funktioniert und kein großartiges technisches Vorwissen erfordert.

Ganz besonders gut hat mir zudem gefallen, dass es zwar sogar zwei Love Interests gibt, diese Lovestories sich aber nicht entwickeln, sondern vom Protagonisten gestoppt werden, da dieser die Rettung der Welt für wichtiger erachtet. Somit hat es dieses Buch geschafft einen meiner am häufigsten genannten Kritikpunkte in Büchern Nicht zu erfüllen, wofür ich einfach nur sehr, sehr dankbar bin.

Von mir gibt es daher 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung, denn ich würde mir wünschen, dass dieses Buch auch in Deutschland bekannter wird!

Bewertung vom 01.02.2021
Concrete Rose
Thomas, Angie

Concrete Rose


ausgezeichnet

Concrete Rose ist bereits der dritte Roman von Angie Thomas. Bereits „The hate you give“ und „On the come up“ konnten mich in den letzten Jahren bereits durch den eindrücklichen Schreibstil und die Themen, die aktuell wie nie sind, sehr berühren und absolut beeindrucken.

Während „The Hate you give“ die Geschichte von Starr erzählt, die miterleben muss, wie ihr bester Freund von Polizisten erschossen wird, spielt „Concrete Rose“ 17 Jahre davor und erzählt die Geschichte ihres Vaters Maverick. Das Buch lässt sich auch super als Einzelband lesen, ich kann aber jedem nur empfehlen „The hate you give“ in jedem Fall auch zu lesen.

Maverick hat es nicht leicht im Leben. Sein Vater sitzt im Knast, seine Mutter schafft es trotz ihrer zwei Jobs kaum die Rechnungen zu bezahlen und Mav ist auf Wunsch seines Vaters Teil der King Lords, einer Gang, die ihm Schutz bieten soll. Um seine Mutter zu unterstützen dealt er mit Drogen, doch als er plötzlich erfährt, dass er Vater geworden ist, steht die Welt für ihn Kopf. Plötzlich hat er die Verantwortung für ein Kind, möchte diesem etwas bieten können, träumt davon einen Ausweg aus der Gang zu finden, einen Beruf zu erlernen und ein guter Vater zu werden. Als dann auch noch eine ihm nahestehende Person ermordet wird muss er sich zwischen Rache und Verantwortung entscheiden.

„Concrete Rose“ hat mich wieder absolut von den Socken gehauen. Zunächst war ich mir unsicher, inwiefern die Vorgeschichte rund um Maverick „notwendig“ ist, ob mir das Setting Ende der 1990er Jahre gefallen würde, aber jede Seite war es absolut wert!

Ich finde es toll, dass Thomas nun auch einen schwarzen Mann in den Fokus eines ihrer Bücher stellt, denn dadurch werden nochmal ganz andere Aspekte des Ganglebens beschrieben. Zudem zeigt sie auf, dass Männer Gefühle zeigen können, zusammenbrechen können, aber gleichzeitig auch stark sein können, dass es okay ist Fehler zu machen und das man aus diesen Lernen kann. Maverick als alleinerziehender minderjähriger Vater, der quasi keine Perspektiven im Leben hat, es durch einen „ehrlichen“ Job nicht schafft seine Familie zu versorgen und dadurch immer wieder in die Kriminalität rutscht, ist einfach nochmal ein ganz anderer Ansatz als die beiden vorherigen Bücher von Angie Thomas. Ich finde es einfach toll, dass Angie Thomas nun auch männlichen Schwarzen Jugendlichen einen Protagonisten gibt mit dem sie sich identifizieren können, denn solche Bücher sind einfach absolut notwendig.

Viele Slang-Begriffe wurden aus dem Englischen direkt übernommen und meiner Meinung nach gut in die Übersetzung integriert, auch wenn es beim Lesen natürlich zunächst ungewohnt ist. Da es für diese jedoch keine deutsche Übersetzung gibt, finde ich es absolut richtig sie so zu lassen, ein Glossar hinten im Buch erklärt die Begriffe zudem nochmal, was sehr hilfreich sein kann, ich habe zum Beispiel viel über die unterschiedlichen Frisuren von Schwarzen lernen können.

Ihre Protagonisten wirken unglaublich real auf mich, selbst die Nebencharaktere bekommen sehr viel Leben eingehaucht und lassen den Leser auf ganz besondere Weise in die Geschichte eintauchen. Zudem war es einfach schön einige der Protagonisten aus THUG wiederzutreffen.

Insgesamt ist Concrete Rose ein sehr sensibler Roman über das Erwachsenwerden, das Übernehmen von Verantwortung und die Perspektivlosigkeit von vielen Schwarzen Jugendlichen. Es bringt genau das richtige Maß an Gesellschaftskritik mit, zeigt einerseits die Schattenseiten des Lebens in der „Hood“ auf, schafft es auf der anderen Seite aber auch ganz viel Hoffnung zu transportieren. Von mir gibt es daher 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für JEDEN!