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easymarkt3
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Insgesamt 728 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2024
Die Unvollkommenheit des Glücks
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


sehr gut

Die zerbrechliche Schönheit des Lebens
Die zunächst unabhängigen Lebensgeschichten zweier mit sich unzufriedenen Menschen treffen schließlich zusammen, enden in einer zarten Liebesgeschichte. Beide sehr verschiedenen, gut beschriebenen Charakteren auf der Suche nach dem befriedigenden Sinn ihres Lebens und nach Glück scheinen sich magisch anzuziehen. Was wirklich im Leben zählt, wird in einem Kriegsszenarium herausgestellt, beschrieben in bildlicher Wortwahl, teils poetischem, philosophischem Schreibstil. Einige Lebensweisheiten besonders in der ersten Romanhälfte im Zusammenhang mit Anas verzweifelter Lebenssituation regen vielleicht auch zum Nachdenken über das eigene Leben an. Beide Hauptfiguren haben während ihres Selbstfindungsprozesses schließlich, über Raum und Zeit hinweg, eine Tür gefunden mit der Erkenntnis, dass Glück nie vollkommen ist. Aber gerade in seiner Unvollkommenheit liegt wohl die eigentliche Schönheit. Glück allein scheint nicht der Sinn des Lebens zu sein.

Bewertung vom 10.08.2024
Ich komme nicht zurück
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


ausgezeichnet

Ich sehe was, was du nicht siehst. – Mehr als ein Kinderspiel!
Die Szenerie spielt im Ruhrgebiet in Zeiten der Corona-Pandemie und in den 80-/90-ger Jahren. Der Verlauf einer tiefen Freundschaft zwischen drei Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen in bescheidenen Lebensverhältnissen wird erzählt in zeitlichen Rückblicken. Durch historische Ereignisse wie der Angriff in New York auf das World Trade Center am 11.September 2001 wird diese Freundschaft sehr belastet durch Anfeindungen, Vorurteile und Klischees Dritter. Auch das Versterben von Hannas warmherzigen, immer hilfsbereiten Großeltern sorgt für mehr Risse und innerer Distanz mit zunehmendem Alter. Die verschiedenen Charaktere der drei Freunde sind realistisch beschrieben: Cem – der Fels im Trio mit Zeyna, der ruhelosen, starken Abenteurerin und der klammernden, eifersüchtigen Hanna, als Erwachsenen immer noch gefangen in depressiven, einsamen Kindheits-Erinnerungen. Überhaupt wird das häusliche Milieu mit den offenen, liebenswürdigen Großeltern bildlich detailliert und gut vorstellbar lebendig beschrieben. Der Schreibstil verändert sich bei Hannas tiefgreifenden emotionalen Notständen durch staccato-artige Wiederholungen, beim Ableben der Großeltern, bei ihren verzweifelten Kontaktversuchen mit Zeyna immer noch auf der Suche nach dem verlorenen WIR und UNS. Sich selber endlich zu finden im Jetzt gelingt erst bei einem vertrauten Gespräch mit Cem, bei einer Erklärung des endgültigen Bruches zwischen den engen Freundinnen, in weihnachtlichem Ambiente – sprachlich und dramaturgisch ideal an das Romanende platziert. Themen wie der Strukturwandel im Ruhrgebiet, Corona-19, Armut und Einsamkeit bilden den Hintergrund zu einer vordergründigen Geschichte über eine besondere, teils lebenslange Freundschaft.

Bewertung vom 10.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


ausgezeichnet

Die verschiedenen Arten von Liebe
Das Cover weist diverse Einzelheiten aus dem Buchinhalt auf, sinnvoll verteilt um Grundrisse miteinander verschlungener Oktogone mit dem Anwesen von Creighton Hall, einer Sanduhr voller Asche, einem typisch englischen Taxi, einer Tasse Tee etc. – alles auch farblich kostbar gestaltet in guter Verarbeitung. Im Zentrum steht Clayton Stumper, der nach dem Tod von Miss Pippa Allsbrook, Oberster Kreuzworträtselautorin, Gründerin und Präsidentin der mysteriösen ›Gemeinschaft der Rätselmacher ist, vor dem größten Rätsel seines Lebens steht. Bei seiner Suche nach dem fehlenden Puzzleteil in seinem bisher 25-jährigen Leben trifft er auf eine Reihe meist introvertierter, kauziger Typen, deren Geschichte bis ins Jahr 1979 in London zurückgeht. Bis zu Claytons Abenteuerreise zwecks Lösung des letzten Rätsels entfalten sich charakterliche Details zu den kreativen, intelligenten Mitgliedern der eingeschworenen Gemeinschaft. Auf zwei Erzählebenen kommt man als Leser den kantigen bis sehr sympathischen Meistern der Rätsel näher. Mithilfe der brieflichen Hinweise von Pippa wird im zweiten Teil ein spannender roter Faden zu Claytons Vergangenheit gespannt. Der warmherzige Schreibstil hat auch humorvolle Sequenzen, gepaart mit sehr vielen kreativen Ideen. Ein tiefsinniger Lesegenuss!

Bewertung vom 10.08.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Die Geschichte eines bewegten Lebens
Das Cover zeigt ein Paar von hinten unter einem Regenschirm in nasskalter, nächtlicher Straßenszene. Diese wirkt gut beleuchtet, wie der Buchtitel – eher eine Metapher - suggeriert.
Der Stammbaum im Anhang stellt klar, wem die weibliche Hauptfigur ihre Lebensgeschichte beschreibt, eingebettet in geschichtlich wichtige Ereignisse ihrer Zeit. Leider sind ihre Rückblicke nicht chronologisch sortiert. Elisabeth Tichy, geb. Brugger, Ärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wien, erzählt ihrer Enkelin Christina Brugger nicht nur ausgiebig über ihre lebenslangen Geschwisterbeziehungen nicht nur in der dörflichen Hofmühle und über die einschneidenden Vorkommnisse zwischen zwei Weltkriegen mit ihr als Lazarett- bzw. Krankenschwester. Ihr Rückblick beginnt 1973, beschreibt eine Protestkundgebung in Sachen Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches in Österreich. Nicht nur dieses Thema, sondern die Gleichstellung der Frau überhaupt wie z.B. das Wahlrecht, Zulassung zum Medizinstudium etc. beschäftigt sie sehr. Weiterhin gibt es politische und medizin-historische Abschweifungen nicht nur Österreich betreffend, auch über rechtliche Fragen zu Schwangerschaftsabbruch und Abtreibungsmethoden.
Auch menschliche Grundsatzfragen werden angesprochen: Hat jeder die Verantwortung, etwas beizutragen, um Missstände in der Welt zu beseitigen? Oder sollte der Mensch nur auf sich selbst und auf seine unmittelbar Nächsten gut achten? Denn genauer betrachtet, wenn das jeder Einzelne verantwortungsvoll täte, gäbe es ja schon weniger Elend. Aber genug ist es vermutlich nicht. Wie weit erstreckt sich Verantwortung? Und was macht einen Menschen zu dem, was er ist? Was prägt ihn? Der Kopf und das Temperament.
Nicht nur durch den Tod ihres Ehemanns Georg erscheinen Elisabeth die Tage kurz, dunkel und trostlos. Nur nachts war es hell, und in diesen hellen Nächten sickerte allmählich ins Gedächtnis, dass der Krieg vorbei war.
Durch die ungeordneten Retrospektiven wirkt der Roman nicht wie eine abgerundete, harmonische Einheit, auch wenn einzelne Sequenzen sehr informativ sind. Alles wirkt eher wie ein Tagebuch, gefüllt mit unsortierten Erinnerungsfetzen aus einer sehr bewegten Zeit mit interessanten Charakteren.

Bewertung vom 05.08.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


gut

Gerne mit Familienstammbaum zum besseren Verständnis
Das Cover gefällt nicht nur in der warmen Farbgebung, sondern die breiten, gewundenen Pinselstränge könnten abstrakt die diversen Frauenbilder entlang dreier Generationen darstellen, die sich in der Gegenwart im unteren Coverbereich konzentrieren mit all ihren Verstrickungen. Die Mutter-Tochter-Dynamiken dreier Frauengenerationen mit Reflexionen zum 2. Weltkrieg, Judentum bis zur Gegenwart spielen in Österreich und der Schweiz. Thematisiert wird neben unglücklicher Mutterschaft und Kindheit auch das Loslassen des Nachwuchses, verbunden mit Kontrollverlust. Bei den zu kurzen familiären Rückblicken verliert man leicht den Überblick ohne einen Familienstammbaum, ohne Zeitangaben. Die Hauptfiguren Valerie und ihre Mutter Christine wirken neurotisch, emotional unausgeglichen, unsympathisch in ihren realistisch beschriebenen Dialogen. Die toxischen Strukturen zwischen den Frauenschicksalen hätten etwas mehr Tiefgang vertragen. Wie wichtig Kommunikation, Erziehung und Frausein neben der un-/gewollten Mutterschaft ist, zeigen diese drei sich überlappenden Frauengenerationen innerhalb eines Familienstammbaums.

Bewertung vom 04.08.2024
Das Wesen des Lebens (MP3-Download)
Turpeinen, Iida

Das Wesen des Lebens (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wissenschaftliche Ausführungen zum Aussterben von Tierarten romanhaft verquickt
Obsessive Sammler (wie hier nach Eiern), rastlose Wissenschaftler wie z. B. der Naturforscher Georg Wilhelm Steller oder der Professor für Zoologie der Kaiserlichen Alexanders-Universität Alexander von Nordmann, geldgierige Jäger und begeisterte Naturschützer sind in diesem naturhistorisch aufgebauten über drei Jahrhunderte spannenden Roman verewigt.
Im ersten Teil geht es um die vom dänischen Kapitän Vitus Bering geleitete Zweite Kamtschatkaexpedition im Jahre 1741 und um die von Steller entdeckte Seekuh und ihre Mythen.
Der zweite Teil handelt von dem Gouverneur Alaskas Johan Hampus Furuhjelm, 1858 als Verwalter des märchenreichen Tierreichtums für die Russisch-Amerikanische Handelskompanie eingesetzt. Felle von Seeottern, Bibern, Robben und Füchsen, Stoßzähne von Walrossen bringen für ca. 50 Jahre bis zu ihrer Ausrottung im Norden reichlich Gewinne. Der Gouverneur schenkt von Nordmann ein vollständiges Skelett der bereits seit fast 100 Jahren ausgestorbenen Seekuh. Der Ruf von Gelehrten wird lauter hinsichtlich des hohen Artensterbens von Tierarten durch die Gier von Jägern.
Im dritten Teil spielt sich einiges in Helsinki um 1861 an der Kaiserlichen Alexanders-Universität, Anatomisches Institut um den Anatomieprofessor Bonsdorff und seine Skelettsammlung ab. Dort lehrt auch der mit ihm eng befreundete Alexander von Nordmann, Professor für Tier- und Pflanzenwissenschaften. Mit der Zeichnerin Fräulein Hilda Olson kategorisiert er zunächst die Spinnen Finnlands und mehr. Unter dem Mikroskop eröffnet sich das Wesen des Lebens auch zwischen zwei Glasplatten. In seinem Vortrag über die Seekuh stellt auch von Nordmann der finnischen Wissenschaftsgemeinde die Idee des vom Menschen verursachten Artensterbens vor.

Weiterhin geht es im Tierkundemuseum in Helsinki in den 1950er Jahren mit John Grönvall, Restaurator und Vogelschützer auf Aspskär, um ein außergewöhnlich schönes Ei des ausgestorbenen Riesenalks im Eiermuseum Oologicum R. Kreuger mit 50000 Schalen. Das Eiersammeln als Hobby wird schließlich in Finnland verboten. Grönvall erinnert die Wissenschaftler auch daran, die Natur nicht durch Projektionen, Phantasie bei Wissenslücken zu vervollständigen.

Im Naturhistorischen Museum von Helsinki endet 2023 der historische Exkurs über ausgestorbene Tierarten mit Gedankengängen zu deren Erbgut, eingepflanzt in Artverwandtes. Vielleicht ist dann unser Verlust gar nicht endgültig, vielleicht können wir die Fehler der Vergangenheit korrigieren und die Verluste durch Genmanipulation rückgängig machen. Aber selbst diese Auferstehung ist ein Kompromiss, nur ein Zeugnis der wissenschaftlichen Fähigkeiten des Menschen.
BOTSCHAFT: Was einmal tot war, bekommt man leider nicht wieder.
Interessanter Roman zum Nachdenken.

Bewertung vom 03.08.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


weniger gut

Persische Wurzeln von fünf Frauen und ihre Suche nach Identität
Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat, Elisabeth mit ihren Töchtern Sima und Shirin sowie ihren Enkelinnen Bita und Niaz, stehen im Mittelpunkt, einst reich, einflussreich und wichtig unter dem Regime des Schahs. Seit 1979 aufgrund der Islamischen Revolution unter Khomeini leben alle Familienmitglieder außer Elisabeth und Niaz im amerikanischen Exil. In Rückblicken geht es um Elizabeths interessantes Leben im Iran, um einstige persische Kultur – leider nur angeritzt. Das gegenwärtige luxuriöse Leben in den USA beleuchten drei Frauen dieser Familie: die exaltierte Shirin, die eher ruhige Sima und deren lesbische, verarmte Tochter Bita. Auch Niaz, bei der Großmutter Elisabeth in Teheran aufgewachsen, kämpft mit Fragen, wer sie in Zukunft sein will mit ihren starken persischen Wurzeln. Geht es bei der verlogenen Elisabeth Valiat als Nachkomme einer mächtigen, uralten Dynastie noch um Tradition und Stolz, interessiert sich Shirin nur noch um Luxus und Belanglosigkeiten im interkulturellen, oberflächlichen Amerika. In der 3. Generation von Bita und Niaz erfolgt jedoch ein bewusstes Umdenken hinsichtlich ihrer eigentlichen Heimat. Die abwechselnd erzählte Familiengeschichte mit Zeitsprüngen und Ortswechseln ist oft verwirrend und bildet kein harmonisches Ganzes. Mehr Informationen über persische Kultur hätten gefallen. Der Kampf um Identität und Anerkennung im Exil, um das Mutter sein, wird nicht klar genug herausgestellt.

Bewertung vom 01.08.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Reichlich viel Wut und Rachegefühle verleiht dem Opfer hier Flügel.
Die Farbgebung des Covers ist im Hintergrund in zart gehauchten blau-rosa Tönen gehalten, im schwarzen Buchtitel findet sich im Buchstaben O ein richtungsweisender Schuss. Autor und Genre sind in klarem 3d-Aufdruck gehalten – alles sehr geschmackvoll und ausdruckstark auch ohne die übliche Krimifarbe ROT. Im Mittelpunkt steht YOKO, eine junge Metzgerin und spätere Glückskeks-Herstellerin. Als kreativ, liebenswert und tatkräftig wird sie dargestellt, sich um den Vater treu sorgend. Ihre Freundin Marlen im Schrebergartenhaus wohnend, ihre spätere große Liebe, bildet neben dem jungen Türken Azad, dem Taxifahrer Yusuf und Vaters Freund, dem Polizisten, die sympathische, helfende Gruppe im Kontrast zur brutalen chinesischen Mafia. In diesem Spannungsfeld mit kreativen Dialogen, realistisch passend in der Wortwahl, erfolgt Yokos Wandel zur schonungslosen Mörderin. Die Bewältigung ihres Traumas ist glaubhaft beschrieben. Ihre Reaktionen darauf sind zwar etwas extrem und ungewöhnlich, schaffen jedoch einen kreativen Spannungsbogen mit Happy End.
Ein Lesegenuss

Bewertung vom 31.07.2024
Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1


weniger gut

Als Krimi nicht überzeugend.
Das außergewöhnlich farbenprächtige Cover ähnelt einem Buntglasfenster mit der Hauptfigur eingearbeitet – sehr kreativer Blickfang, inhaltlich passend. Die Szenerie spielt in New Orleans mit tropischem Klima. Die ungewöhnliche Nonne, Schwester Holiday, entspringt der Punkrock-Szene als ehemalige Gitarristin mit Tattoos, lesbisch, Kette rauchend, wie Rückblicke in ihre Vergangenheit verraten. Das Gelände der Saint Sebastian’s, Sitz des Ordens der "Schwestern vom Erhabenen Blut" mit katholischer Klosterschule, vertreten durch drei weitere Ordensschwestern, zwei Hausmeister und zwei Lehrer, bildet das spärliche Romangerüst. Leider entpuppt sich Schwester Holiday nicht als zielstrebige Detektivin neben der Brandermittlerin Magnolia Riveaux und weiteren Ermittlern. Ihre Verdächtigungen und Geheimnisse gegenüber ihren Mitschwestern und Mitmenschen versanden in spannungsloses Dahinplätschern. Auch die finale Aufklärung verläuft teils unrealistisch, wenig mitreißend im Schreibstil. Die Charaktere sind zwar originell bis skurril, der gesamte Plot aber ist ohne raffinierte, kreative Twists und Turns.

Bewertung vom 30.07.2024
Ava liebt noch
Zischke, Vera

Ava liebt noch


sehr gut

Botschaft: Wichtig ist nur, was Menschen von mir denken, die ich mag.
Das Cover zeigt die gemalte Gesichtshälfte einer jungen Frau in interessanter experimenteller Farbgebung. Der Gesichtsausdruck wirkt entspannt, verträumt, leicht lächelnd. Ist sie verliebt hier? Der Roman schildert eindrucksvoll ein Familienleben mit drei Kindern. Die Ehepartner befinden sich in der Lebensmitte, Ralf beruflich erfolgreich, Ava mit 43 Jahren erschöpft, unzufrieden, leer, immer wie auf Autopilot als Mutter funktionierend. In bildhafter, klarer Sprache geht es um Ava als Frau mit ihren eigenen Bedürfnissen in einer Ehe, deren verzerrte Umrisse nur noch schemenhaft zu erkennen sind und Ava sich unverstanden fühlt. Auf zwei Erzählebenen offenbaren im Wechsel Ava und Kieran als Ich-Erzähler ihre Emotionen und Gedanken, ihre familiären Bedürfnisse und gesellschaftlichen Problematiken. Dabei steht die Liebe im Mittelpunkt, zu den Kindern, zum männlichen Geschlecht und zu sich selbst mit all ihrem Verlangen. Über viele Jahre mit vielen Abschieden und großen persönlichen und familiären Veränderungen verfolgt man die Entwicklung einer besonderen Beziehung mit großem Altersunterschied, die nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht. Das große Verlangen um Kieran – nicht nur eine Wiederbelebungsmaßnahme für Ava -. aber auch viel Verzweiflung und Schmerz ist empfindsam beschrieben mit glaubhaften, realistisch stilisierten Charakteren.
Ein tiefgründiger Roman über Liebe, die alles erhellt.