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Maralind

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Ich mag die Bücher von Yrsa Sigurdardóttir und ich war sehr gespannt auf ihr neues Buch. Das Cover ist für mich schon mal ein absoluter Hingucker, so schlicht und so eindrucksvoll. Dazu der vielversprechende Klappentext, der mich sehr neugierig gemacht hat.

Zwei befreundete und unternehmungslustige Ehepaare aus Reykjavik wagen sich im tiefsten Winter an ein neues Abenteuer. Sie beschließen, zusammen mit ihrer neuen Bekanntschaft und Wanderführer Haukur eine Wandertour ins isländische Hochland zu unternehmen. Und sie gelten kurze Zeit später als vermisst.
Jóhanna, die ehrenamtlich als Rettungshelferin arbeitet, versucht zusammen mit ihrem Team zu klären, was passiert ist und die vermisste Wandergruppe aufzuspüren. Zeitgleich wird ein Handlungsstrang von Hjörvar erzählt, der seit kurzem und mehr als freiwillig in der abgelegenen Radarstation arbeitet. Doch mysteriöse Vorkommnisse lassen ihn mehr und mehr an seinem Verstand zweifeln, zumal er ein schreckliches Ereignis aus seiner Vergangenheit erfahren hat.

Diese parallelen Handlungsstränge, dazu noch der Prolog, die erst mal augenscheinlich nichts miteinander gemein haben, fand ich super interessant! Ich habe das Hörbuch gehört und allein die atmosphärischen Beschreibungen von Island und dem tiefsten Winter, dieser dichten Schneepracht, diesen Stürmen, dieser aufkommenden Dunkelheit, ich konnte die Kälte regelrecht spüren! Dazu noch dieser Grusel, dass die Charaktere und auch ich nicht mehr wussten, was ist real und was ist Einbildung? Oder gibt es etwas dazwischen?
Ich war völlig gebannt und habe sogar ein paar Mal über meine Schulter geguckt, meine Nackenhaare stellten sich mehr als einmal auf. Ich habe mit allen Charakteren, besonders mit Hjörvar, aber auch vor allem mit Dröfn mitgelitten und mitgefiebert und mir auch so gewünscht, dass einfach alles wieder gut wird.
Das Ende hat mich noch mal nach Luft schnappen lassen und mir auch die Augen geöffnet und so manches Rätsel geklärt. Dabei wabert jedoch immer noch der Hauch von Mystery über dem Buch, die Geschichte und die kalten Schauer hängen mir bis heute nach.

Liebend gerne empfehle ich das Buch weiter! Mir hat es super gefallen und ich fand es grandios geschrieben und großartig zusammengeführt!

Bewertung vom 03.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Cassie Raven ist zurück!
Diesmal wird es bei der außergewöhnlichen Sektionsassistentin sehr privat. Vor kurzem hat sie erfahren, dass ihre Eltern nicht wie immer geglaubt, bei einem Autounfall in ihrer Kindheit tödlich verunglückt sind, sondern ihre Mutter ermordet wurde und ihr Vater für diese Tat verurteilt wurde und lange im Gefängnis saß.
Als ihr Vater nach seiner Entlassung Kontakt zu Cassie sucht und behauptet, die Tat nicht begangen zu haben, kommt Cassie auch so nach und nach ins grübeln und möchte die Wahrheit herausfinden.

Allein diese Situation fand ich unglaublich spannend und hat mich sofort gefesselt! Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm, flüssig und irgendwie auch unaufgeregt, das hat mir super gefallen und ich bin richtig in die Geschichte eingetaucht. Cassie und auch Phyllida Flyte mag ich sehr, sie sind für mich ganz tolle Charaktere und ich habe es sehr genossen von den beiden unterschiedlichen Frauen, den sogenannten Beinah Freundinnen, zu lesen! Phyllida ist im Gegensatz zu Cassie fast schon überkorrekt, etwas spröde und auch kühler. Ich habe mich auch immer gefreut, über sie zu lesen, weil es für mich so viel mehr hinter dieser Fassade zu entdecken gibt. Cassies Art und Weise, mit ihren „Gästen“ umzugehen, ihre Detailgenauigkeit und Aufmerksamkeit sowie ihre Empathie finde ich sowieso einzigartig. Die Arbeit der Rechtsmedizin fand ich ganz toll und authentisch beschrieben, total interessant und ich habe gebannt ihre Arbeit verfolgt.

Die Geschichte entwickelt sich sehr spannend, ich habe oft mit gerätselt, bin aber auf die endgültige Auflösung und deren Ausmaß nicht gekommen. Außerdem hat mir der Schauplatz Camden gut gefallen und ich fand ihn so gut beschrieben, ich fühlte mich beim Lesen dorthin versetzt.

Das Buch mit dem, wie ich finde, außergewöhnlich schönen Cover hat mir richtig gut gefallen und ich war fast ein bisschen traurig, dass es zuende war.

Gerne empfehle ich das Buch weiter!

Bewertung vom 20.08.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


sehr gut

Das tolle Cover und die vielversprechende Leseprobe haben mich angezogen.

Lilly Hed lässt sich aus privaten Gründen in den kleinen schwedischen Ort Nynäshamn versetzen. Zunächst wundert man sich, dass eine erfolgreiche Polizistin sich an so einen kleinen und beschaulichen Ort versetzen lässt, aber schnell gewinnt Lilly durch ihre Art Sympathien bei ihrer Kollegin Katja und auch beim Feuerwehrmann Jesper.
Als ein großes Feuer ausbricht und sich zuerst Jesper und dann auch Lilly sich fragen, ob es Brandstiftung war oder sogar durch das Feuer Morde vertuscht werden sollen, beginnt für sie ein Wettlauf gegen die Zeit.

Ich habe beim Lesen regelrecht gespürt, wie sehr das Feuer gerade die Feuerwehr an den Rand der Erschöpfung bringt. Ich fand das super und authentisch beschrieben und auch die Arbeit der Feuerwehr fand ich großartig erzählt. Und sehr beeindruckend. Dabei wird auch deutlich, wie sehr der Klimawandel die Situation beeinflusst, ohne dass ich jedoch das starke Gefühl eines moralischen Zeigefingers hatte. Den aktuellen Bezug fand ich persönlich großartig und sehr gelungen!
Jesper und auch Lilly fand ich von Anfang an sehr sympathisch und die glaubhafte Spurensuche und auch hartnäckige Ermittlung sehr spannend! Von Beginn an war klar, dass Lilly in ihrer Vergangenheit was erlebt hat, was der Grund für ihren Versetzungswunsch war. So nach und nach und mit immer größerem Vertrauen, vor allem zu Jesper wird klar, was sie erlebt hat, wobei auch ihre Hintergrundgeschichte meiner Meinung nach nicht so im Vordergrund stand. Das hat mir hier sehr gut gefallen.

Die Auflösung habe ich ein bisschen geahnt, aber ich fand sie dennoch gut nachvollziehbar und das ganze Ausmaß dann doch sehr überraschend! Und am Ende für mich persönlich auch sehr schlüssig.

Bewertung vom 20.08.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

Die 16 jährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem 12 jährigem Bruder Boy auf einer einsamen Insel, abgeschieden von anderen Menschen und in Angst vor den Fremdligen, die nur böses im Sinn haben und Juno und ihre Familie sogar töten wollen.. So zumindest sagen es ihre Eltern und daher gibt es strenge Regeln und sogar eine Sirene, die sofort Alarm schlägt wenn sich andere Menschen auf der Insel blicken lassen sollten.
Wenn diese Sirene losgeht, ist es ein Zeichen vor allem für Juno und ihren Bruder Boy sofort in den eigens gebauten Schutzbunker Zuflucht zu suchen und sich zu verstecken. Ansonsten werden die Tage von Juno von Strandbesuchen, Unterricht und Familie Spielesonntagen geprägt.

Allein wegen dieser tollen Idee und meiner Vermutung, dass was ganz anderes hinter dieser teilweise scheinbaren und oberflächlichen Idylle steckt, haben mich sehr neugierig gemacht und ich habe dann das Hörbuch gehört.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Juno erzählt, die sich langsam immer mehr Fragen stellt. Sie will wissen, warum und wieso sie auf der Insel leben und vor allem warum es strengstens untersagt ist, die Insel zu verlassen. Juno wird ihrem Alter entsprechend immer eigenwilliger und trotziger, das konnte ich zwar gut nachvollziehen, aber es ging mir trotzdem ein wenig zu schnell. Gerade was dann eine spätere Bekanntschaft angeht, habe ich manchmal ein bisschen die Augen verdreht. Allerdings, wenn ich an das Alter und die Umstände von Junos Situation denke, passt es auch wieder irgendwie.

Die Geschichte ist sehr flott und auch spannend erzählt, bei manchen Sachen hätte ich mir jedoch nähere Informationen gewünscht. Ebenso blieben bei mir manche Fragen offen oder ich persönlich fand einiges nicht so schlüssig.
Ich bin daher bei diesem Buch ein wenig zwiegespalten, aber dennoch hat mich das Buch gut unterhalten und vor allem die Idee fand ich großartig!

Bewertung vom 10.07.2022
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Bervoets, Hanna

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sehr gut

Das Cover zusammen in Kombination mit dem Titel fand ich spannend. Das schien für mich erst nicht zusammenzupassen, aber es hat mich auch sehr neugierig gemacht.

Kayleigh arbeitet bei einer großen Internet Plattform namens Hexa und ihre Aufgabe und die ihrer Kollegen ist es, Beiträge, die von anderen Nutzern gemeldet werden, zu prüfen und gegebenenfalls zu löschen.
Die Arbeitsbedingungen sind strikt und sehr hart, minutiös geplante Pausen, keinerlei Papier, Stifte oder gar Handy und teilweise utopische Vorgaben, wieviel Tickets, also Beiträge man schaffen, bewerten und abarbeiten sollte.
Allein das ist schon sehr gruselig und da sich jeder ausmalen kann, welche Art von Beiträgen sie sich den ganzen Tag ansehen und nach Richtlinien beurteilen müssen, hatte ich die ganze Zeit beim Lesen ein flaues Gefühl im Magen.
Es werden auch einige Beispiele genannt, die mich auch sehr schockiert haben, einerseits fand ich gut, dass diese schlimmen Beispiele auch benannt werden, auf der anderen Seite habe ich mich gefragt, ob das wirklich so drastisch, so verstörend sein muss. Letztendlich habe ich gedacht, ja, weil nur in dieser harten, beklemmenden Aussage es vielleicht wirklich wachrüttelt.

Kayleigh verliebt sich in ihre Kollegin Sigrid und ich fand es sehr beeindruckend und gut, wie unterschiedlich die beiden mit ihrer Arbeit umgehen. Während Kayleigh, nicht unsympathisch, aber für mich schwer zu fassen, mit einer fast schon neutralen Kühle und Distanziertheit die grausamen Videos nach ihren teilweise für mich absurden Richtlinien bewertet, belastet Sigrid die Arbeit immer mehr. Auch bei den Kollegen, die sich mittlerweile fast jeden Abend in einer Bar treffen, um mit Alkohol vermeintlichen Abstand zu bekommen werden die Auswirkungen auf den unterschiedlichsten Arten immer mehr deutlich. Ich fand das sehr eindrucksvoll und ich war mehr als einmal erschüttert. Das hat für mich gezeigt, wie aufwühlend, irreführend und verstörend diese Beiträge gerade im Nachgang wirken. Auch Kayleigh sucht, so scheint es mir, Trost und Ablenkung im Alkohol und Sex.
Das Buch beginnt damit, dass Kayleigh, die inzwischen ihre Arbeit gekündigt hat, einen Brief an einen Anwalt schreibt, der sie offensichtlich überzeugen will, an einer Sammelklage gegen den Konzern teilzunehmen. Kayleigh will das nicht und versucht anhand dieses Briefes eine Erklärung ohne jedoch damit in irgendeiner Form zu einer Gerichtsverhandlung beitragen zu wollen.
Diese Art und Weise eines Berichtes fand ich sehr gut! Ich war erst ein bisschen skeptisch, weil das Buch auch so eine geringe Seitenanzahl hat, und tatsächlich hätte ich mir hier und da etwas mehr Informationen gewünscht, allerdings weiß ich nicht, ob genau das dann die Wirkung dieses Romans gemildert hätte. Ein bisschen wurde aus Kayleigh Vergangenheit erzählt, so dass ich mir zumindest etwas ein Bild von ihr machen könnte. Gerade bei einer Szene im Buch, habe ich auch gemerkt wie sehr die Arbeit Kayleigh schon beeinflusst und auch verändert hat.

Der Schluss hat mich zunächst ehrlich gesagt etwas verwirrt und mich ratlos zurück gelassen, aber auch hier hat er mir im Nachhinein gefallen!
Es ist ein schonungsloses, kurzes und hartes Buch und mir hat es so einiges abverlangt, aber ich finde dieses Buch wichtig und aufrüttelnd. Der Fokus liegt vielleicht ein bisschen zu viel auf der Beziehung zwischen Sigrid und Kayleigh, obwohl das auch schon einiges für mich aussagt. Auf jeden Fall ist es ein Buch, was ich nicht so schnell vergessen werde und bei mir noch lange nachwirkt.

Die Autorin erklärt ganz am Ende, dass dieser Roman zwar fiktiv ist, aber reale Übereinstimmungen alles andere als zufällig sind. Die aufgelisteten Quellenangaben, die sie für ihre Recherchen genutzt hat, bereiten mir allein schon beim Lesen der Titel Gänsehaut und sprechen für sich.

Bewertung vom 29.05.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


ausgezeichnet

Eleanor besucht ihre Großmutter jeden Sonntag zum Abendessen.
Victoria Eleanor, wie sie eigentlich mit vollständigen Namen heißt, hat ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Großmutter Vivianne, die nach dem frühen Tod von Eleanors Mutter die Mutterrolle für sie eingenommen hat.
Vivianne, die nicht Großmutter genannt werden will, ist sehr distanziert, fast unnahbar und dennoch spürt Eleanor, das sie von ihr geliebt wird. Da auch Eleanor Vivianne trotz allem liebt, aber ein gemeinsames Leben nicht möglich ist, werden auf Anraten von Eleanors Therapeutin diese festen Abendessen Termine vereinbart.

Als Eleanor nun außer der Reihe von einer ungewohnt aufgeregten und verstörten Vivianne mehrmals angerufen wird, macht sich Eleanor beunruhigt auf den Weg. An der Eingangstür zur Viviannes Wohnung wird Eleanor von jemand überrumpelt und findet dann ihre Großmutter ermordet auf dem Fußboden vor. Da Eleanor an Gesichtsblindheit leidet und sie sich Gesichter nur an gewissen Merkmalen einprägen kann oder auch auf die Stimme angewiesen ist, kann sie diese Person weder beschreiben noch zuordnen.

Monate später erfährt Eleanor, dass ihre Großmutter ihr einen großen Gutshof vererbt hat, von deren Existenz Eleanor jedoch nichts wusste. Neugierig und gleichzeitig ein wenig fassungslos macht sie sich mit ihrem Freund Sebastian auf den Weg, um das Gut Solhöga kennenzulernen. Dort treffen die beiden sich mit einem Notar und unerwartet auch auf Eleanors Tante Veronika.

Ich fand die düstere Atmosphäre auf dem Gutshof sehr gut eingefangen und der Schreibstil hat mir super gefallen! Eleanor, die sich nicht unterkriegen lässt und trotz allem ihren Weg geht, und auch die etwas eigen wirkende Veronika mochte ich sehr. Dagegen wirkte Sebastian ein wenig blass und teilweise kam er mir ziemlich überfordert vor, aber auch nicht unsympathisch.
Etwas geheimnisvolles und gruseliges zog sich durch die Geschichte. Durch den Schneesturm wurde das Ganze für mich noch verstärkt. Und auch die Angst, die Eleanor spürt und bekämpft, dieses diffuse Gefühl, dass noch jemand auf Solhöga ist, der sie beobachtet, habe ich regelrecht gespürt. Es beruhigt Eleanor auch nicht gerade, dass der Gutsverwalter Mats Bengtsson nicht aufzufinden ist, obwohl das Gut einen sehr gepflegten Eindruck macht. Ich fand das sehr mitreißend und spannend und gerade diese düstere, etwas ruhigere, aber irgendwie unheilvolle Grundstimmung hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven, von Eleanor und Annuschka, dem ehemaligen Hausmädchen von Solhöga, erzählt. Ich kann gar nicht sagen, welche ich besser fand, sie haben mich beide gefesselt! Gegenwart und Vergangenheit wechselten sich ab und im Laufe der Geschichte und gerade zum Ende hin geht es Schlag auf Schlag, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte.
Das ganze Ausmaß der Familientragöde wurde mir so langsam klar, einiges hatte ich schon geahnt, einiges hat mich auch völlig überrascht.
Auch nach dem Beenden des Buches hallt diese tragische Familiengeschichte in mir nach und ich kann das tolle Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 22.05.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


sehr gut

Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, aber der Klappentext hat mich einfach zu neugierig gemacht.

Mélanie ist schon seit ihrer Teenagerzeit fasziniert von Realtiy TV. Sie verpasst keine Folge ihrer Lieblingsshow und taucht völlig in die für sie tolle Welt ein. Etwas später versucht sie ebenso in dieser Welt fußzufassen und ich fand die Beschreibungen und die Art und Weise von einer TV Auswahl doch schon eher befremdlich.
Ebenso war mir Mélanies Verhalten und Vorfreude erst ein bisschen suspekt, ich konnte es mir aber anhand ihrer Wunschvorstellungen berühmt zu werden erklären.

Das hat sich eigentlich durch die ganze Geschichte gezogen, Mélanies Art war mir fremd, ich hätte sie gern mehr als einmal geschüttelt, aber dann gab es auch wieder Momente, wo ich ihre Art zu denken oder auch ihre Sehnsucht zumindest im Ansatz nachvollziehen konnte.
Als sie jedoch YouTube für sich entdeckt und, inspiriert auch von anderen Familienkanälen, es für eine tolle Idee hält, ihre eigenen jungen Kinder Kimmy und Sammy dort zu zeigen und zu präsentieren war es für mich oft auch schwer zu ertragen.
Der Kanal „Happy Récré“ wird ein Riesen Erfolg. Mélanie berauscht sich an immer mehr Abonnenten, an der vermeintlichen Liebe, die ihren Kindern und ihr dadurch entgegen gebracht wird, sie wird immer professioneller was die Videos, die Regie, die Drehbücher und das Filmen angeht.
Es war für mich erschreckend und schwer auszuhalten, dass sie nicht sehen konnte oder wollte, wie sehr vor allem ihre kleine 6jährige Tochter Kimmy sich immer mehr gesträubt und verweigert hat. Nach einer Situation in ihrem zu Hause eingerichteten Filmstudio musste ich das Buch kurz weglegen. Das hat mich sehr getroffen.
Mélanies Ehemann Bruno, dessen Verhalten ich, auch gerade zum Ende der Geschichte so gar nicht nachvollziehen konnte, gibt sogar seinen Beruf zugunsten der Filmerei auf, da die Kinder mittlerweile durch ihre vielen Werbegeschenke und durch Werbung, die Mélanie geschickt in den Videos zu platzieren weiß, sehr viel Geld verdienen.

Mélanie entdeckt zusätzlich für sich Instagram, und von nun an haben die Kinder fast keine Zeit und Ruhe mehr und alles Vorstellbare und unvorstellbare wird mit ihren Followern und Abonnenten meist per Story geteilt.
Dann ist eines Tages Kimmy verschwunden und ich habe wirklich gehofft, dass Mélanie jetzt zumindest aufwacht und in das virtuelle Leben, das ihr anscheinend alles bedeutet und für mich eine regelrechte Flucht vor dem realem Leben darstellt, und die doch fremden Menschen aus dem Internet zurücklässt und im wahrsten Sinn des Wortes zur Besinnung kommt. Ich habe mich oft schwer getan, Mélanie zu verstehen oder sogar zu mögen. Manchmal habe ich sie im Ansatz nachvollziehen und mir ihren Antrieb und Motivation erklären können.
Den Schreibstil empfand ich allgemein als etwas distanziert, aber vielleicht ist das bei dem Thema auch so gewollt oder macht bei mir halt den Eindruck.

Die zweite Hauptfigur ist Clara, eine Polizistin, die mit der virtuellen Welt so gar nichts zu tun hat, aber mit dem Verschwinden Kimmys betraut wird. Leider blieb sie mir auch ein wenig fremd, auch wenn ihre außergewöhnliche Art schon auch fasziniert und interessant war. Die Auflösung von Kimmys Verschwinden hat mir dann auch gut gefallen.

Im nächsten Teil der Geschichte werden die möglichen Auswirkungen auf Kinder wie Sam und Kim beschrieben und ich musste schon ein paar Mal schlucken. Auch wenn ich hier nicht genau weiß, ob das so realistisch ist, finde ich es wichtig, diese möglichen Auswirkungen zu benennen. Es berührt Themen, die den meisten vielleicht gar nicht so klar sind und ich finde es gut, da auch mal den Finger drauf zu legen.
Um auch darauf hinzuweisen, wie sehr ein vorgeführtes, virtuelles Leben das reale Leben der Kinder beeinflussen kann.

Bewertung vom 10.05.2022
Kaltherz
Faber, Henri

Kaltherz


ausgezeichnet

Das Ehepaar Clara und Jakob Lipmann durchlebt einen Alptraum.
Seit vier Monaten ist ihre kleine Tochter Marie verschwunden. Clara hat die fünfjährige auf einem gemeinsamen Ausflug nur ein paar Minuten aus den Augen gelassen und seitdem fehlt von Marie jede Spur.

Clara zerbricht an ihren Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen, ihr Mann Jakob ist keine Stütze und vergräbt sich mehr denn je in seine Arbeit und versucht seine Karriere voranzutreiben.
Der einzige Verdacht fällt auf das ehemalige Kindermädchen von Marie, sie soll das Mädchen entführt haben. Jedoch ist weder eine Nachricht noch eine Lösegeldforderung eingegangen. Die eigenwillige Polizistin Kim Lansky übernimmt den Fall.

Ich fand die Geschichte super spannend!
Durch die verschiedenen Perspektiven, Clara, Jakob, Kim und der kleinen Marie war die Geschichte sehr lebendig und fesselnd. Vor allem die kindliche Sichtweise war sehr bedrückend, durch die passenden kindgerechten Worte und Sätze für mich auch schwer auszuhalten. Ich konnte mir jede einzelne Person richtig vorstellen und ich fand sie in ihren Handlungen sehr glaubwürdig und echt, auch wenn ich gerade Jakob am Anfang zunächst unsympathisch fand. Das wiederum macht aber für mich auch diese Glaubwürdigkeit aus.

Kim Lansky hingegen ist sehr eigenwillig, impulsiv und eckt oft an. Sie hat eine bewegte Vergangenheit und nimmt es manchmal mit den Regeln nicht so genau. Ich fand das wunderbar flapsig und toll erzählt, es hat einfach gepasst und ich habe ihr jede Regung und Art abgenommen.
Besonders bei einer Szene musste ich grinsen, so lebhaft hatte ich das vor Augen. Herrlich!

Immer wenn ich dachte, ich komme der Lösung näher, würde ich von immer neuen Wendungen überrascht, die aber in sich stimmig waren. Nach und nach hat sich ein Gesamtbild ergeben, dass für mich so clever und großartig war, dass ich einfach völlig gebannt weiterlesen musste. Es bleiben am Schluss keine Fragen offen, alles ergibt Sinn und wird schlüssig geklärt. Sogar das Coverbild und auch der Titel fügen sich im Laufe der Geschichte wie Puzzelteile zusammen.

Dieser großartige Thriller hat mir so richtig gut gefallen! Er ist super spannend und fesselnd geschrieben, hat tolle und vor allem glaubwürdige Charaktere, eine tolle Entwicklung und einen stimmigen und schlüssigen Schluss, der mich kalt erwischt hat und mir super gefallen hat. Ein tolles Leseerlebnis!

Von mir gibt es gerne eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.05.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Gerade vor dem aktuellen Hintergrund war ich sehr neugierig auf dieses Buch und habe es mir als Hörbuch geladen, auch weil die Sprecherin Bettina Hoppe so großartig sein soll. Und vorweg kann ich sagen, sie ist es!
Für mich war es ein Vergnügen ihr zuzuhören, leider ist das Hörbuch mit 5 Std und 1 Minute nicht lang. Gerne hätte ich ihr länger zugehört und auch von der Geschichte mehr erfahren.
Allerdings ist es in der Politik und der Diplomatie denke ich nicht unüblich, dass einige Situationen und Fragen einfach nicht beantwortet oder nicht komplett beantwortet werden können, so dass ich die Geschichte auch wieder authentisch fand.

Friederike, genannt Fred, ist deutsche Diplomatin und zu Beginn der Geschichte als Konsulin in Montevideo Uruguay tätig.
Sie ist schon beinahe 20 Jahre im Amt und hadert ein wenig mit ihren Aufgaben. Manche erscheinen ihr sehr banal und dann weiß sie mittlerweile auch um die Grenzen ihrer Arbeit. Fred war mir sehr sympathisch, ziemlich taff und selbstbewusst, humorvoll, aber auch verletzlich und einsam. Ich mochte sie sofort.
Als die Influencerin Tamara von ihrer Mutter, einer einflussreiche Frau, als vermisst gemeldet wird, verlässt sich Fred noch sehr auf die Arbeit der Diplomatie, spürt aber einmal mehr ihre Grenzen.

Sehr interessant fand ich die kleinen Einblicke in die Diplomaten Arbeit, ich hatte da gern noch mehr von erfahren. Im Laufe der Geschichte habe ich manchmal genickt, weil ich vieles schon geahnt habe, aber es tatsächlich noch mal zu lesen oder zu hören ist was anderes. Das hat mir super gefallen!
Die Szenen wechselten mir manchmal etwas zu schnell, manches wurde und konnte nicht ganz geklärt werden. Zunächst war ich auch darüber etwas verwirrt, das hat sich aber dann gegeben.

Fred wird nach Istanbul versetzt und hat nun mit Baris, der seine Mutter Meral, eine deutsch-Kurdin, im Gefängnis besuchen will und aus Deutschland eingereist ist, zu tun. Ohne zu viel verraten zu wollen, fand ich die politischen Entwicklungen, dieses Beugen der Realität bis hin zum absurden hochinteressant und noch mal entlarvend. Die kleinen großen Details über die Türkei, der dortigen Politik und das Leben haben mir super gefallen!

Auch das etwas ungewöhnliche Verhalten von Fred am Schluss konnte ich mir durch ihre Erfahrungen gut erklären und war für mich nachvollziehbar.

In der Geschichte spielt auch Freds Privatleben, das dem Beruf zuliebe in den Hintergrund geraten ist, eine Rolle und man spürt, dass Fred einiges in Frage stellt. Sie trifft erneut auf David, einen Journalisten, den sie schon aus Montevideo kennt und es entwickelt sich eine Affäre, die für mich zunächst sehr heikel war.
Ganz zum Schluss endet das Buch mit einem Ereignis, mit dem es auch angefangen hat, dem 3.Oktober. Nur mit einem kleinen Unterschied. Das fand ich toll.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, für meinen Geschmack etwas zu kurz, auch wenn das wesentliche gesagt wird und auch das was nicht gesagt wird, spricht Bände!

Toll geschrieben und auch gesprochen!

Bewertung vom 26.03.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Ich muss gestehen, dass mich hier das schöne Cover angezogen hat und ich auch neugierig war, da ich zuvor noch keinen Cosy Crime gelesen habe.

Molly Gray ist Zimmermädchen im vornehmen Regency Grand Hotel und das aus vollster Überzeugung. Sie liebt ihre Arbeit, die festen Regeln und Abläufe und ein Hotelzimmer wieder in den Zustand der Perfektion zu versetzen, erfüllt sie mit Stolz.

Laut einiger Beschreibungen soll Molly autistische Züge haben, das kann ich nicht so beurteilen, jedoch nachvollziehen. Ihr fällt es schwer, die Mimik und Gestik von anderen Menschen einzuschätzen und muss sich daher vollkommen auf gesagte Worte verlassen. Sie ist sehr ehrlich und unverblümt, hält aber auch manches instinktiv zurück und hat eine ganz eigene Weise mit Mitmenschen umzugehen. Daher wird sie oft belächelt, verspottet, ausgenutzt und hintergangen.
Das hat mich beim Lesen auch sehr ärgerlich gemacht und ich hätte diese Personen gerne mal geschüttelt.
Molly wächst bei ihrer Großmutter auf und ihre Gran ist in ihrem Lebenswirrwarr eine unersetzliche Hilfe. Als Gran stirbt, ist Molly auf sich allein gestellt und die Erinnerungen an die Lebensweisheiten ihrer Großmutter sind für sie dabei eine große Stütze.
Nun findet Molly in ihrer Schicht einen Toten, den reichen Mr Black, liegend auf dem Schlafzimmerbett vor und sie gerät auch aufgrund ihrer Art und Weise schnell ins Visier der Verdächtigen.

Nach dem ersten Kapitel war ich mir erst nicht sicher, ob die Geschichte was für mich ist.
Nach einer kurzen Pause habe ich weitergelesen und Molly ist mir ans Herz gewachsen. Die Geschichte ist aus Mollys Sicht geschrieben und dadurch gewinnt man tiefe Einblicke in ihr Seelenleben und auch in ihre Vergangenheit.
Das und ihr Verhältnis zu ihrer Großmutter haben mir sehr gefallen. Die Sinnsprüche und Lebensweisheiten, die Gran in fast jeder Lebenslage „parat“ hatte, kamen zwar sehr häufig vor, aber haben halt trotzdem für mich gepasst. Sie kamen mir wie eine Orientierungshilfe in Mollys Leben vor, an die sie sich gerade auch noch lange nach dem Tod ihrer Gran gehalten und vor allem festgehalten hat.

Für mich persönlich war die Krimihandlung dann auch eher nebensächlich und nicht besonders ausgeprägt, da für mich schon fast zu Beginn klar war worauf das ganze hinausläuft. Auch das Molly ermittelt, fand ich jetzt im üblichen Sinn eher nicht. Dennoch kommt am Ende eine Wendung, die ich so nicht vorausgesehen habe, aber die ich offen gestanden nicht ganz nachvollziehen konnte, allerdings hat das einiges auch irgendwie erklärt…
Vielleicht kann ich das Ganze (will nicht spoilern) aber auch einfach nicht so beurteilen.

Insgesamt hat mich dieses schöne Buch aber wunderbar abgelenkt, ich habe mich zum größten Teil wohlgefühlt und ich habe es sehr gerne gelesen!