Benutzer
Benutzername: 
MelB
Wohnort: 
Eppelheim

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2025
Karrer, Cristina

Warten auf Susy


ausgezeichnet

Warten auf Susy ist ein autobiographisches Werk der aus der Schweiz stammenden Afrika Reporterin Cristina Karrer.
Sie ist im Jahr 2001 mit ihrem damaligen Ehemann nach Südafrika ausgewandert, um hier zu leben - und zu arbeiten. Im Jahr 2025 schreibt sie dann ihr Buch Warten auf Susy, in dem sie absolut ehrlich und schonungslos über ihre Lebensgeschichte schreibt und das, was sie an Afrika liebt und was nicht.
Cristina Karrers Roman liest sich wirklich sehr gelungen! Sie schildert alltägliche Situationen ihres Lebens, aber auch wirklich heftige Schicksalsschläge oder gefährliche Erlebnisse.
Die Menschen, die sie kennenlernt und die sie als Freunde oder Liebhaber an ihrem Leben teilhaben lässt, sind oft für mich als Leserin recht "fremd" gewesen - und umso spannender, wenn man darüber liest.
Auch das Leben in Afrika selbst erscheint mir nach der Lektüre des Buches weiterhin nicht gerade erstrebenswert, wenn auch faszinierend. Gewalt, Angst vor Gewalt, Drogen, die starke Verbreitung des HI Virus, vor allem zu Beginn der 2000er Jahre, das sind Themen, die mich beim Lesen gefesselt und manchmal schockiert haben.
Eine klare Leseempfehlung für eine persönliche und ehrliche Geschichte einer beeindruckenden Frau - und ein Buch, das bei mir noch lange nachwirken wird!

Bewertung vom 24.11.2025
Marshall, Kate Alice

Eisnebel


ausgezeichnet

Theo begleitet ihren Verlobten Connor über die Weihnachtsfeiertage zu seiner Familie. Die feiert traditionell auf ihrem Anwesen Idlewood, mitten im Wald gelegen und sehr abgelegen.
Während die Atmosphäre winterlich (schneebedeckte Bäume und Wege) und weihnachtlich (ein prachtvoller Weihnachtsbaum und weihnachtliche Traditionen wie gemeinsames Backen) ist, spürt Theo immer mehr, dass es Geheimnisse gibt, in die auch sie verwickelt ist.
Es kommt ihr so vor, als sei sie nicht zum ersten Mal auf dem Anwesen und langsam kommen Erinnerungen aus ihrer frühen Kindheit hoch...
Der Thriller ist ein sehr gut gemachter Thriller mit einem Spannungsbogen, der früh beginnt und in einem fulminanten Ende mündet. Theo ist eine Protagonistin, wie ich sie liebe - stark, wehrhaft und mutig. Sie scheut nicht davor zurück, alles aufzudecken, was sie befürchtet und legt sich mit der unfassbar reichen, mächtigen und wirklich einschüchternden Familie ihres Verlobten an.
Die sehr spannende Jetzt-Geschichte wird abgerundet durch Erinnerungen, die wir beim Lesen durch Theo mitgeteilt bekommen. Als 4jährige adoptiert von einem Elternpaar, bei dem die Mutter lieblos und grausam und der Vater schwach und hilflos agierten, hatte sie eine freudlose Kindheit und Jugend. An die Zeit vor der Adoption und ihre Herkunft erinnert sie sich nur bruchstückhaft, doch die Bruchstücke mehren sich, seit sie auf Idlewood angekommen ist. Trotz anonymer Drohungen lässt sie nicht locker im Bemühen die Geheimnisse aufzudecken, die sie auch selbst betreffen.
Der Thriller hat mich von der ersten Seite an gepackt. Er ist wirklich sehr gut und mitreißend geschrieben, ein klassischer Pageturner. Vor allem die sehr sympathische Protagonistin hat mich mitgehen lassen - und ich mag es auch immer sehr, wenn Familiengeheimnisse aufgedeckt werden und Figuren demaskiert werden.
Ich habe nicht viel vorhersehen können von den Twists, was ich immer sehr mag - und auch der Schluss hat mich absolut überzeugt.
So vergebe ich sehr gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen winterlichen Thriller. Besonders mit dem "eiskalten" Farbschnitt ist er wirklich perfekt für den Herbst/Winter geeignet und auch ein echter Geschenketipp für das nahende Weihnachtsfest!

Bewertung vom 17.11.2025
Knight, Eliza

Bernadette Swifts Gespür für Bücher


ausgezeichnet

Bernadette Swift lebt in den 1960er Jahren in New York ihren Traum - sie arbeitet in einem großen Verlag und möchte unbedingt die erste weibliche Cheflektorin werden. Doch der Weg dorthin ist steinig...
Das Cover suggeriert einen leichten Frauenroman. Der Inhalt ist deutlich tiefsinniger als ich vom Cover her vermutet habe - wenn auch auf jeden Fall sehr unterhaltsam und sehr gut lesbar. Bernadette ist eine sehr sympathische Protagonistin, die mit ihren bunten Outfits und ihrer sehr selbstbewussten Art den Lesenden bezaubert. Um sich zu entspannen, backt und kocht sie sich durch Julia Childs Rezepte oder geht mit ihre Dogge Frank spazieren. Außerdem leitet sie einen Buchclub und schart eine Gruppe ebenso inspirierender Frauen um sich, die sich von den Männern nicht mehr alles gefallen lassen wollen.
Von Beginn an habe ich sehr viel Spaß mit dem Buch gehabt und Bernadette und ihre Freundinnen sehr in mein Herz geschlossen. Selbst die Kapitel aus "Franks" Sicht waren süß gemacht und passten in das Buch.
Das Thema wurde zwar durchaus unterhaltsam umgesetzt, nichtsdestotrotz war ich streckenweise schockiert davon, was sich Bernadette und ihre Freundinnen gefallen lassen mussten (wenn man eine unangemessene Berührung eines Vorgesetzten bei der Personalabteilung meldet und als Antwort bekommt "im Bus werden Sie doch auch am Bein berührt", stockt mir dann beim Lesen doch mal der Atem!). Auch dass noch immer vieles seine Aktualität leider nicht verloren hat, hat mich beim Lesen nachdenklich gestimmt.
Alles in allem ein toll geschriebenes Buch mit wundervollen Figuren und einem für mich perfekten Schluss, das mich sehr gut unterhalten hat. Ich empfehle es uneingeschränkt weiter - und es ist ein Lesehighlight meines Lesejahres 2025!

Bewertung vom 13.11.2025
Kinney, Jeff

Bock auf Party? / Gregs Tagebuch Bd.20


ausgezeichnet

Der neue Greg ist da – und es ist ein Jubiläumsband, der 20. Band der Reihe, unglaublich! Als Fan der ersten Stunde musste ich natürlich den neuen Greg sofort lesen – und ich war wie immer begeistert.
Das Cover ist diesmal pink/rot gehalten und passt mit seinem Design sehr zum Jubiläum. Das Thema ist diesmal – Gregs nahender Geburtstag! Sein Alter erfahren wir nicht, aber wir wissen nun, er hat im Juni Geburtstag. Die Tagebucheinträge zu seinem Geburtstag sind so rasant und komisch wie ich es von der Reihe kenne, liebe und ja, auch erwarte. Ich musste mehrmals laut auflachen! Ob Greg darüber sinniert, dass es ja nur eine begrenzte Zeit gibt, in der Geburtstage wirklich gut sind, bevor man dann Körperpflegeprodukte und Oberhemden geschenkt bekommt, die pädagogisch wertvollen „Action“-Figuren mit Namen wie Gabriel Gewöhnlich oder Adam Alltag, die man waschen muss, damit sie nicht stinken, seine Gedanken zu Dankeskarten und natürlich seine Party – der neue Greg ist wie immer ein Feuerwerk des Humors und der skurril-komischen Einfälle, genial abgerundet durch die typischen Kritzelzeichnungen.
Ein Highlight war für mich, dass vor allem Gregs Mutter, meine Lieblingsfigur, viel Raum in Greg 20 bekommt. Und ich fühle mich sehr gut, weil ICH noch nie einen Geburtstag einer meiner drei Kinder vergessen habe…
Mit Lachtränen in den Augen empfehle ich den neuen Greg uneingeschränkt an alle Fans der Reihe weiter, sowie alle Lesemuffel, die nur für Greg eine Ausnahme machen und ganz klar allen Erwachsenen wie mir, die in Greg so viel Wahres finden und so viel Lustiges!
Viel Spaß beim Lesen!!!!

Bewertung vom 11.11.2025
Koppel, Benjamin

Großmutters Geheimnis


sehr gut

Großmutters Geheimnis findet auf zwei Zeitebenen statt. Die eine, die Gegenwart, in Kopenhagen beginnend im Jahr 2015 und aus Sicht Alexanders, der mit seiner Freundin Gry versucht, ein Kind zu bekommen, die andere in Monticello, New York, ohne Zeitangabe - es sind Kassettenbänder, die Ruth Koppelmann, Alexanders Großmutter, für ihren Enkel bespricht und in denen sie ihm ihre Geschichte erzählt.
Während wir erfahren, wie Ruth zunächst behütet und glücklich im Kreis ihrer großen jüdischen Familie aufwächst und ihren Lebenstraum, Sängerin zu werden, verfolgt, lesen wir davon, wie Alexander und seine Freundin sich den Qualen einer Kinderwunschbehandlung unterziehen. Auch Alexander ist Musiker geworden und spielt in einer Band. Seine Mutter Lillian, die sich von ihrer Mutter Ruth vor Jahren entfremdet hat und keinen Kontakt mehr zu ihr hat, ist eine berühmte Musical-Darstellerin. Das Band der Musik zieht sich durch die Familie Koppelmann und durch den Roman. Ruth und ihr Vater werden im 2. Weltkrieg deportiert und nach Theresienstadt ins Ghetto gebracht.
Die beiden Stränge entwickeln sich parallel beim Lesen. Ich lese gerne Bücher mit verschiedenen Zeitebenen und das Thema, ob Traumata sich vererben können auf nachfolgende Generationen hat mich sehr angesprochen. Die "Kassetten" von Ruth waren eine wirklich gute Idee und der Strang hat mich bis zum Schluss sehr berührt und gefesselt. Der Gegenwartsstrang dagegen hat mich leider manchmal etwas enttäuscht. Alexander ist ein sehr unsympathischer Charakter in meinen Augen, der verantwortungslos und selbstsüchtig handelt. Seine Mutter Lillian ist ebenfalls ein schwieriger Charakter und hat mich in den Gegenwartsszenen oft wütend gemacht. Einzig Alexanders Freundin Gry konnte ich sehr fühlen, wenn ich auch absolut nicht wie sie hätte handeln können. Die Beschreibung der Kinderwunschbehandlungen waren sehr krass und vermutlich sehr realistisch, die haben mich echt mitgenommen.
Alles in allem ist das Buch sehr gut geschrieben und viele Szenen haben mich berührt und gefesselt. Der Schluss ist dann leider für meinen Geschmack deutlich zu kitschig geraten und wird dem Rest des Romans nicht gerecht.
Dennoch gebe ich eine Leseempfehlung ab für einen gut geschriebenen Roman mit einem interessanten und wichtigen Thema!

Bewertung vom 03.11.2025
Hertmans, Stefan

Dius


weniger gut

Der Roman Dius handelt von einer Männerfreundschaft zwischen dem Kunstprofessor Anton und seinem Studenten Egidius De Blaeser, genannt Dius. Obwohl Anton Dius unterrichtet, trennen die beiden nur etwa 10 Jahre. Als Dius eines Tages bei Anton vor der Tür steht und ihn in sein Dorfhaus einlädt, das er als Atelier nutzt, ist Anton überrascht, sagt aber zu seiner eigenen Verwunderung zu. Es entwickelt sich eine Männerfreundschaft, die getragen wird von der gemeinsamen Liebe zu Kunst und Musik und Antons Bewunderung für Dius´ großes Talent.
Bald jedoch vermischen sich Privates und Berufliches und die Freundschaft wird auf eine Probe gestellt.
Die Sprache ist ohne Zweifel wirklich sehr bildhaft und viele Sätze haben sogar das Zeug dazu als Aphorismus genutzt zu werden. Auch die vielen Informationen zu Musik und Kunst scheinen mir (als absoluter Laie) fundiert und tief.
Die vielen Landschaftsbeschreibungen waren handwerklich gelungen und haben stets viel Atmosphäre vermittelt.
Leider hat mich das Buch trotzdem nicht erreicht. Die Geschichte wird ausschließlich aus Antons Sicht geschildert. Dieser war mir anfangs nur fremd und ich fand keinen Zugang zu ihm. Je länger der Roman andauerte, desto unsympathischer fand ich ihn. Seine Handlungen waren für mich praktisch nie nachvollziehbar, er war mir deutlich zu passiv und selbstmitleidig. Weder beruflich noch privat hat sein Leben für mich "Sinn" gemacht beim Lesen.
Dius, der eigentlich deutlich faszinierende Charakter, war mir ebenfalls zu fern, was auch daran lag, dass wir ihn immer nur mit Antons Brille erleben konnten – und Anton ist ein absolut selbstbezogener Charakter, der alle Menschen nur in Bezug auf sich selbst beurteilt und der praktisch keine Empathie besitzt.
Auch Dius´ Handlungen erschienen mir oft seltsam und fremd und ich konnte nie richtig mit ihm fühlen.
Alle anderen Figuren, vor allem die Frauen, blieben blass und nicht greifbar. Der Autor hat meiner Meinung nach auch keinen Wert daraufgelegt, dass der Lesende Zugang zu den Personen und ihren Handlungen erlangt.
Ihm scheint es deutlich mehr darum zu gehen, sein Wissen über Kunst und Musik zu vermitteln. Und das ist auch ein weiterer meiner Kritikpunkte. Ich habe es wirklich versucht, mich darauf einzulassen, aber es wurde immer zäher beim Lesen, je weiter ich vorankam. Ich war ehrlich gesagt, sehr erleichtert, als ich endlich ans Ende des Romans kam. Durch die vielen Schilderungen der Landschaften, Kunstwerke oder Musikstücke war das Lesen unfassbar zäh und mir sind wirklich häufig die Augen zugefallen beim Lesen. Den Mittelteil des Buches, der für mich am mühsamsten zu lesen war, habe ich dann bewusst morgens am Wochenende nach dem Ausschlafen gelesen - und trotzdem habe ich manche Absätze einfach nicht richtig aufnehmen können, weil es so unfassbar langweilig war.
Mir wird von dem Buch mit Sicherheit nicht viel in Erinnerung bleiben. Die 2 Sterne vergebe ich nur, weil der Schreibstil wirklich handwerklich sehr gut ist.
Eine sehr, sehr eingeschränkte Leseempfehlung für Menschen, die gerne über Kunst und Musik lesen und nicht an einer Geschichte interessiert sind, die sie emotional berührt.

Bewertung vom 31.10.2025
Schreiber, Jasmin

Da, wo ich dich sehen kann


ausgezeichnet

Jasmin Schreibers neues Buch „Da, wo ich dich nicht sehen kann“ handelt von einem Femizid und wie die Menschen, die zurückbleiben, damit leben müssen.
Emma wurde von ihrem Mann Frank getötet. Die 9jährige Tochter Maja lebt nun bei ihren Großeltern mütterlicherseits. Aus verschiedenen Perspektiven – Maja, ihre Großeltern mütterlicherseits, die Großmutter väterlicherseits, ihre Patentante Liv (beste Freundin der ermordeten Emma) und auch aus Emmas Sicht – wird die Geschichte erzählt.
Im Mittelpunkt steht einerseits das traumatisierte Mädchen Maja, bei der mich vor allem die Bilder, die im Buch abgedruckt sind, tief ins Herz getroffen haben.
Liv, die beste Freundin der ermordeten Emma, ist ebenfalls eine der Hauptfiguren. Durch ihre Figur, die mich teilweise stark an die Autorin selbst erinnert hat, da es viele Parallen zu deren Einstellung und Leben gibt, wird vor allem die Wut transportiert, die zu Recht empfunden wird in Bezug auf Femizide im Allgemeinen. Sie arbeitet als Physiklehrerin und hat einen starken Bezug zur Astrophysik, ein spannender Nebenstrang der Geschichte, der auch optisch schön umgesetzt wurde durch Sternbilder, die den jeweiligen Personen zugeordnet und jeweils bei „ihren“ Kapiteln abgedruckt sind.
Auch Emmas Kapitel, die natürlich aus der Vergangenheit erzählt werden, haben mich stark emotional berührt und zeigen auf, wie es geschehen kann, dass eine Frau sich in einer toxischen und gefährlichen Beziehung wiederfindet und keinen Ausweg mehr sieht.
Die Großeltern stehen vor allem für die Hilflosigkeit und Verzweiflung. Warum haben sie nichts bemerkt? Warum konnten sie ihrer Tochter nicht helfen? Oder – im Fall von Franks Mutter – wie konnte es geschehen, dass der eigene Sohn eine solche furchtbare Tat ausübt?
Für mich logisch und richtig ist, dass einzig Frank, der Täter, keine „Stimme“ bekommt im Roman. Anders als es oft in der Realität ist, wird eben das Opfer und seine Angehörigen in den Mittelpunkt gestellt und nicht der Täter und seine (seien wir mal hart und ehrlich) im Grunde irrelevanten „Motive“. Er hat seiner Frau das Leben genommen, weil er es konnte und alle anderen müssen nun damit (weiter)leben.

Die Gestaltung des Romans ist sehr ansprechend – die Autorin hat den Umschlag selbst gestaltet. Mich hat der orangefarbene Farbschnitt an die Orange Days erinnert, die seit 1991 als Kampagne der UN als Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Wenn das die Intention war, ist das noch ein weiterer Pluspunkt für den Roman!
Das Thema Femizid ist ein absolut wichtiges, aber natürlich auch hartes Thema. Die Autorin hat es sehr gelungen umgesetzt. Bis auf einige Kleinigkeiten (das Kapitel aus Sicht des Hundes hätte ich persönlich nicht gebraucht und die Bücher, die sie als Beispiele für übertriebene Gewalt gegen Frauen in der Literatur beschreibt, sind meiner Meinung nach keine guten Beispiele für ihren Punkt) bin ich mit dem Buch und der Themenumsetzung wirklich sehr zufrieden. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen, was sehr gut war. So konnte ich jeweils Pausen machen und über das Gelesene diskutieren – das hat geholfen, den heftigen Stoff besser zu verarbeiten.
Es ist kein leichter Stoff, aber ein wichtiger! Lest das Buch!

Bewertung vom 31.10.2025
Dietz, Shari;Dietz, André

Maris Märchen


sehr gut

Maris Märchen wird im Namen von Mari "herausgegeben". Mari hat das Angel-Man-Syndrom, einen Gendefekt also, bei dem die Menschen, die ihn tragen, nicht sprechen können, epileptische Anfälle bekommen und generell überreizt sind, zumindest ist das das, was man aus dem Buch hier lernt - ich habe bisher noch nichts von diesem Gendefekt gewusst.
Die Märchen, die Mari uns erzählt, sind teilweise an bekannte Märchen angelehnt - manchmal gibt es sogar Zitate aus dem Originalmärchen. Aber - sie sind anders! Die Protagonisten sind es nämlich auch! Da gibt es Downröschen, Humpelstilzchen, den Grank, Händikäppchen und natürlich auch immer wieder Mari.
Die Erzählweise ist eindeutig an die junge Zielgruppe angepasst und der Bild- und Textanteil passend. Die Illustrationen gefallen mir wirklich besonders gut! Die Sprache ist locker und lustig und oft wird der Lesende direkt angesprochen, was das Buch beim Vorlesen bestimmt noch schöner wirken lässt. Als meine Töchter noch jung genug zum Vorlesen waren, liebte ich diesen Stil immer sehr!
Es ist wirklich wichtig, Inklusion zu leben und schon bei sehr jungen Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es Menschen gibt, die "anders" sind. Aus meiner eigenen Erfahrung (meine Schwester sitzt seit einem Unfall seit über 20 Jahren im Rollstuhl) weiß ich, dass vor allem Kinder eigentlich entspannt mit Menschen umgehen, die eine Behinderung haben. Sie tun oft das, was auch im Buch geraten wird - sie fragen einfach nach und ignorieren nicht verschämt, was offensichtlich ist.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es beinhaltet neben den schön illustrierten und locker erzählten Märchen eben auch eine wichtige Botschaft - fragt nach, achtet darauf, was ihr wem wie sagt und respektiert jeden Menschen.
Klare Leseempfehlung für Kinder ab Kindergartenalter und ihre Eltern, die beim (Vor-)Lesen ebenfalls viel mitnehmen können!

Bewertung vom 20.10.2025

Enjoy Schwedisch


sehr gut

Wir haben unseren Sommerurlaub 2025 in Stockholm verbracht. Mit Englisch kamen wir natürlich ohne Probleme überall durch - ich habe gelesen, dass die skandinavischen Länder ganz weit oben sind in Bezug darauf, wie gut hier englisch gesprochen und verstanden wird - aber die Sprache und Kultur fand ich sehr spannend. Tack haben wir auf jeden Fall sehr oft gehört, genau wie Hej, aber mehr eigentlich nicht.
Umso toller, dass es Bücher wie "Enjoy Schwedisch" gibt. Gut gelaunt und optisch sehr ansprechend gestaltet, lernt man völlig ohne Grundlagen einiges, was einem im Urlaub weiter helfen kann! Wir planen definitiv noch weitere Urlaube in Schweden. Auch aus diesem Grund werde ich das Buch mehr als einmal lesen und durch"arbeiten". Die Texte sind kurz und vor allem ansprechend illustriert. Und ganz nebenbei lernt man auch noch einiges über schwedische Kultur und Bräuche. Grammatik und Grundwortschatz-Vokabeln werden vorgestellt und mit kleinen Übungen, für die es Lösungen gibt, vertieft. Auch die Tipps, wie man "dranbleiben" kann, sind sehr wertvoll!
Ich kann das Buch eindeutig empfehlen für Schweden-Liebhaber und -Urlauber!

Bewertung vom 20.10.2025
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Catharina Cornelius ist Mitte 40, liberale Politikerin in Bonn im Jahr 1978. Als sie die Chance bekommt, erste deutsche Außenministerin und Vizekanzlerin zu werden, greift sie zu. Bald schon steht sie mitten im Sturm der politischen Lage und zudem wird sie als ledige Frau misstrauisch beäugt und sogar offen angegriffen. Glücklicherweise hat sie eine patente Mentorin, eine starke Mutter und ihre eingeschworene Freundinnenclique, auf die sie jederzeit zurückgreifen kann.
Die Geschichte ist fiktiv, die meisten Personen ebenfalls (bis auf einige wenige für die Geschichte wichtige Personen wie Ayatollah Khomeini oder der Schah und seine Familie). Da ich erst Ende 1978 geboren wurde, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als auch der Roman spielt, habe ich die sicherlich vorhandenen Anspielungen auf politische Personen in Bonn 1978/1979 nicht wahrgenommen, bin aber sicher, die gab es durchaus.
Eine sehr große Stärke des Romans ist auf jeden Fall der Fokus auf starke Frauenfiguren. Alle Protagonistinnen verkörpern auf ihre Art Rollen, die teilweise noch heute sehr relevant sind für Frauen, die egal in welcher Branche eine Karriere anstreben. Auch der Blick auf den Umbruch im Iran, als der Schah vertrieben und stattdessen der spätere Terrorherrscher Ayatolla Khomeini eingesetzt wurde - und was das für die Frauen bedeutete hat! - war ein Strang, den ich absolut fesselnd fand.
Catharina, die Hauptfigur, ist eine wirklich spannende Frau, die mir die ganze Zeit hindurch sehr, sehr sympathisch war. Sie ist eine wirklich greifbare Protagonistin, die stark ist, sich aber auch Momente der Schwäche zugesteht - und sicher und fest eingebunden ist in eine Gruppe loyaler Freundinnen.
Auch viele Nebenfiguren haben mir sehr gut gefallen - ich konnte mich vor allem mit der berufstätigen 3fachen Mutter Suzanne sehr identifizieren und habe ihren Strang besonders gern gelesen.
Der Schreibstil war für mich ein besonderer Genuss - ironisch, sarkastisch, humorvoll und empathisch - ich war von der ersten Seite an begeistert und richtig traurig, als ich das Buch beendet habe.
Und als Bonus gibt es noch viel Atmosphäre und Zeitgefühl aus dem Leben Ende der 1970er Jahre - vom Zigarettenrauchen, egal, wo man sich befand (gut, dass das vorbei ist!) über das Leben ohne Smartphone und Internet.
Gerne vergebe ich 5 Punkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für einen echten Lesegenuss und ein Highlight meines Lesejahres!