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MelB
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Eppelheim

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Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 16.06.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

We burn daylight ist ein fast 500 Seiten umfassender Roman, den ich dennoch an einem (verregneten) Sonntag komplett durchgelesen habe. Der Zeitraum, in dem sich die Geschichte abspielt ist recht kurz - Januar bis März 1993. Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der beiden Protagonisten Roy und Jaye - beide 14 Jahre alt. Roy ist der Sohn des Sheriff von Waco, Texas. Sein älterer Bruder ist ein Marine und im Irak stationiert. Jaye hat ihren Namen selbst gewählt, als sie entscheidet, ihre Mutter zu begleiten, die sich entschlossen hat, ihren Mann und ihr Zuhause in Südkalifornien zu verlassen, um sich der Gruppe um Perry, der sich Lamb nennt, anzuschließen und auf seiner Ranch in Texas zu leben. Die Gruppe lebt in einer sektenartigen Kommune, die Kinder besuchen keine Schule, statt dessen gibt es täglichen Bibelunterricht, es gibt keine Toiletten und jede/r der Gruppe leistet täglich seinen Beitrag zu den Arbeiten, die anfallen.
Jaye bleibt bei der Gruppe und ihrer Mutter, obwohl sie die "Lehre", die Lamb verbreitet, sehr skeptisch sieht und vor allem ihm, den Anführer, nicht vertraut.
Jaye und Roy lernen sich kennen und verlieben sich ineinander - doch im Hintergrund braut sich eine Katastrophe zusammen...

Ich habe den Roman wirklich absolut gern gelesen und bin richtig in der Geschichte versunken. Die wechselnden Perspektiven der beiden jungen Menschen wurde gut getroffen und oft aufgelockert durch Auszüge aus einem Podcast, der im Jahr 2023/2024 aufgezeichnet wurde. Dieser Zeitsprung passte immer gut zum jeweiligen Text in der Geschichte und war ein echtes Highlight für mich - vor allem nach Lesen des Epilogs, der ebenfalls zu dieser Zeit spielt.
Die Geschichte hat mich tief berührt und entrollte sich sehr bildhaft vor meinen Augen. Ich konnte die kargen Wohnverhältnisse von Jaye und ihrer Mutter vor meinem inneren Auge sehen, die schlechten Gerüche aus den Eimern, in denen sie ihre Notdurft verrichten mussten, riechen und den Hunger, dem sie ausgesetzt waren, spüren. Aber auch Roys Leben war absolut plastisch dargestellt - die Mutter, die ihren älteren Sohn so unfassbar vermisst und voller Angst um ihn ist, der Vater, der wie sein Vater der Sheriff der Stadt ist und dies nie in Frage gestellt hat, der beste Freund, der ebenfalls seine Probleme hat - und Roy, ein 14jähriger Junge, der unsicher ist, wer er ist und wo sein Platz sein wird und der vollkommen fasziniert ist von Jaye, es aber nie so richtig rüberbringen kann.
Die Geschichte ist inspiriert von der realen Tragödie, die sich 1993 in Waco abspielte, als das FBI die Sekte Branch Davidians belagerte und schließlich das Anwesen stürmte.
Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen! Schreibstil, Inhalt und Schluss haben mich überzeugt und ich bin wirklich begeistert!

Bewertung vom 11.06.2025
Schaumlöffel, Anette

In einem Land nach unserer Zeit - Teil 2: Die Reisende


sehr gut

Ragin aus Teil 1 "In einem Land nach unserer Zeit" macht sich auf die Reise und der gesamte 2. Band der Trilogie bildet diese Reise ab. Sie trifft auf die Welt, wie sie nun, 500 Jahre nach ihrem Kälteschlaf, ist - und das ist wirklich gut beschrieben. Die Autorin zeigt utopisch anmutende Menschengruppen/Kommunen auf, in denen die überlebenden Menschen und teilweise auch Tiere friedlich und organisiert zusammen leben.
Ragins Entwicklung ist die große Stärke des Buches, in dem zwar deutlich mehr Figuren vorkommen als im ersten Band, diese aber teilweise eher blass bleiben.
Ich habe die Geschichte gern gelesen und freue mich auf den Abschlussband, da für mich noch einiges offen ist!

Bewertung vom 10.06.2025
Matt, Irene

Laurentius' Wunder


sehr gut

Guiliano tritt mit 19 Jahren in ein Kloster ein. Er hat eine sehr traurige Kindheit und Jugend hinter sich und traumatische Erlebnisse während seiner Ausbildungszeit überstanden. Als er ein mystisches Erlebnis im Kloster erlebt, kämpft er dafür, dass dieses Wunder anerkannt wird. Sein Weg führt in bis in den Vatikan und als Beauftragter des Vatikan darf er schließlich weltweit Phänomene untersuchen, ob diese vom Vatikan anerkannte Wunder sein könnten. Als ihn die Corona Pandemie zurück in sein Kloster in Assissi führt, schließt sich letztlich der Kreis...
Gut erzählt ist das Buch und mir haben Schreibstil und Sprache gefallen. Die Figur des Guiliano, der sich als Mönch Laurentius nennen wird, ist mir leider allerdings nicht sympathisch geworden. Als katholische Christin haben mir am meisten die Schilderungen aus der Zeit im Vatikan und dessen Auftrag gefallen. Der Schluss passte für mich gut zu dem Text und ich bin zufrieden.
Ein Buch, das ich weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 04.06.2025
Furniss, Jo

Der Stau


sehr gut

Der Stau hat ein Setting, das sich wahrscheinlich wirklich jeder vorstellen kann. Die Polizistin Belinda "Billy" Kidd kommt nach Hause nach einer langen Auszeit in Australien bei ihrer Schwester. Da sie in einem Vorort von London wohnt und alleinstehend ist, leiht sie sich trotz Jetlag einen Wagen und nimmt die etwa einstündige Fahrt auf sich. Als der Verkehr komplett zum Erliegen kommt, mehrere Bomben in der Stadt hochgehen und sie eine Leiche in einem Auto in "ihrem" Stau findet, verschärft sich die ohnehin schwierige Situation nochmal enorm. Und Billy, die eigentlich ihren Vorruhestand einreichen wollte, sobald sie nach Hause gekommen wäre, fängt an zu ermitteln...
Der Thriller hat mir sehr gut gefallen. Rasant geschrieben mit einer sehr sympathischen, etwas kantigen Protagonistin und einer Gruppe Menschen, die alle ihre Geheimnisse haben... Immer wieder aufgelockert wird der Schreibfluss durch kleine Passagen, die jeweils aus der Ich-Perspektive der einzelnen Mit-im-Stau-Stehenden geschrieben sind, wohingegen der Rest aus Billys Sicht geschildert, aber nicht in Ich-Form geschrieben ist.
Die Auflösung des Falls hat mich absolut überzeugt und der Schluss hat mir sehr gut gefallen. Und hervorragend gelungen sind auch die sehr persönlichen Dinge, die Billy erleiden muss - wie dringend sie auf die Toilette muss, dass sie hungrig und durstig wird, unter dem Jetlag leidet und anfängt, ihren eigenen Geruch zu bemerken.
Klare Leseempfehlung für einen sehr gut geschriebenen Thriller mit einer tollen Protagonistin!

Bewertung vom 03.06.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


sehr gut

Shark Heart ist ein absolut ungewöhnlicher Roman und ein faszinierendes Debüt.
Wren und Lewis sind frisch verheiratet, als Lewis eine seltene Diagnose erhält - er wird sich in einen weißen Hai verwandeln.
In Teil 1 geht es um die kurze Zeit, die Lewis und Wren bleibt, bis sie sich trennen müssen, nachdem Lewis Metamorphose abgeschlossen ist. Dieser Teil hat mich sehr fasziniert. Wie selbstverständlich werden die körperlichen Veränderungen beschrieben, die Lewis erleben muss - und andere Menschen kommen vor, die ebenfalls mutieren. Eine junge Mutter, die Vogelzwillinge erwartet, eine Schwester, deren Bruder sich zu einem Zebra verwandelt.
In Teil 2 erfahren wir mehr über Wrens Kindheit und ihre Mutter - sehr überraschend für mich! Dann begleiten wir den Hai Lewis eine Weile, der körperlich vollkommen mutiert ist, aber Lewis' Bewusstsein behalten hat. Und der Epilog ist wieder aus Wrens Sicht.
Die Sprache und der Stil sind teilweise sehr poetisch, fast lyrisch und die Geschichte hat mich sehr berührt.
Ich empfehle diesen sehr ungewöhnlichen Roman auf jeden Fall weiter - es lohnt sich, sich auf den paradoxen Plot einzulassen!!!

Bewertung vom 28.05.2025
Kling, Marc-Uwe;Cronauer, Jan

Neon und Bor


sehr gut

Neon und Bor ist das neueste Kinderbuch des Känguru Erfinders Marc-Uwe Kling gemeinsam mit Jan Cronauer. Die beiden Kinder Neon - fast 9 Jahre alt - und ihr Bruder Bor - fast 1 Jahr alt - sind unheimlich schlaue Erfinderkinder.
In den 6 Geschichten des Buches (vielleicht ein erster Band...?) erfinden sie zusammen TIM, einen Roboter, eine Hutze (Mischung aus Hund und Katze), eine Zeitschleife, einen Verkleinerer, Lärmsauger und Verdoppler.
Alle Geschichten stecken voller lustiger Einfälle und der Sprachwitz macht mir als erwachsenem Leser extrem viel Spaß!
Auch die Nebenfiguren sind toll erdacht - da gibt es Neons Freund und seine - im buchstäblichen Sinne! - Helikoptereltern, den Hausmeister/Hausmann Vater und die Mutter, die als Forscherin ins Weltall reist und an den Nordpol und manchmal wie alle Eltern einfach in Ruhe lesen will (weswegen der Lärmsauger erfunden wird...).
Es ist wirklich ein großer Spaß, die Geschichten zu lesen oder vorzulesen! Einzig die Bilder haben mir persönlich nicht so gut gefallen. Ansonsten aber eine Leseempfehlung für 6-12jährige Vor- und Selbstleser.

Bewertung vom 26.05.2025
Mullender, Rosie

Ghosted


ausgezeichnet

Emily ist Ende 20 und lebt in London. Ihre Vergangenheit in einem Problemviertel in Essex hat sie weit hinter sich gelassen und sich ganz neu erfunden. Fehlt nur noch der richtige Mann und sie kann endlich das erträumte Leben der Neuen Emily beginnen.
Nachdem ihr letzter Freund sie geghostet hat, arbeitet sie noch härter daran, die perfekte Frau für den perfekten Mann zu werden. Doch es stellt sich heraus, ihr letzter Freund hat sie keineswegs geghostet. Er ist gestorben und erscheint nun, Monate später, Emily als Geist, um mit ihrer Hilfe seinen mysteriösen Tod aufzuklären.
Emilys geordnetes Leben und ihr Plan für die Neue Emily werden dadurch komplett durcheinander gewirbelt …
Ghosted ist eine gut lesbare Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Die Charaktere sind gelungen und es gibt viele Stellen, an denen ich wirklich lachen konnte. Auch der Schluss hat mir sehr gefallen und alle Stränge zu einem für mich passenden Ende geführt – und ein paar Tränen habe ich auch verdrückt. 😉
Ich kann das Buch absolut weiterempfehlen!

Bewertung vom 26.05.2025
Heine, Matthias

Verbrannte Wörter


sehr gut

Verbrannte Wörter ist ein Nachschlagewerk, in dem über 100 Begriffe beleuchtet werden in Bezug auf ihre Nähe oder ihren Ursprung in der Nazi-Zeit. Zu jedem Begriff gibt es eine genaue historische Einordnung, in welchem Kontext er genutzt wurde, wie er entstanden ist und ob er ein Begriff war, der vor allem von den Nazis genutzt wurde, um damit zu werben oder die schrecklichen Taten, die sie begingen, zu verschleiern, verbergen oder beschönigen.
Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen mit Abschnitten, also tatsächlich von A bis Z durch gelesen. Das kann ich nicht empfehlen, denn die Aufmerksamkeit leidet doch sehr darunter und ich bin mir sicher, ich habe beim Lesen direkt einiges wieder vergessen oder nicht richtig aufgenommen. Als Nachschlagewerk ist es allerdings wirklich gut - und einiges hat mich auch überrascht, zum Glück im positiven Sinn.
Also - Empfehlung als gut geschriebenes Nachschlagewerk zum reinblättern oder gezielten Suchen bestimmter Begriffe.

Bewertung vom 26.05.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer (eBook, ePUB)


sehr gut

Julia, Goldschmiedin aus Hamburg, erhält von ihrem italienischen Nonno, also Großvater, einen Zettel "vererbt" mit dem Namen einer Stadt, eines Mädchens und eines Notars. Sie reist in die kleine toskanische Stadt und findet so viel mehr als sie erwartet hat...
Die zweite Zeitebene beginnt im Jahr 1943, als Gianni, Julias Großvater, als Kriegsgefangener nach Hamburg gebracht wird und dort unter schrecklichen Bedingungen arbeiten muss. Er vermisst seine Familie und das Mädchen, in das er verliebt ist. Sein Bruder Vito bleibt in Italien und kämpft im Untergrund gegen die deutschen Besatzer.
Die Sprache ist flüssig und sehr gut lesbar und besonders die Atmosphäre der Toskana wundervoll eingefangen. Die Autorin liebt ganz offensichtlich die Landschaft und das spürt man die ganze Zeit beim Lesen. Es wird so lecker gegessen und getrunken, dass beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft - und ich habe mich extrem gefreut, dass im Anhang die besten Rezepte abgedruckt sind.
Die historischen Hintergründe zu den Zwangsarbeitern in Deutschland waren echt hart zu lesen - unbedingt das Nachwort dazu lesen!
Und für Romantiker ist eine zuckersüße Lovestory dabei! Klare Leseempfehlung für ein tolles Sommerbuch!

Bewertung vom 21.05.2025
Du Maurier, Daphne

Die Frauen von Cornwall


ausgezeichnet

Die Frauen von Cornwall - im englischen Original "The loving spirit" erschien im Jahr 1931 und wurde 2025 neu aufgelegt. Trotz des Alters des Textes ist es eine wirklich sehr lesbare Familiensaga, die hauptsächlich in Daphne du Mauriers geliebtem Cornwall spielt.
In 4 Büchern wird die Geschichte der Familie Coombe erzählt - beginnend mit der jungen Janet, einer Frau, die eine starke Sehnsucht nach dem Meer verspürt und nicht immer perfekt in die Rolle einer Frau ihrer Zeit (1830) passen will. Sie wird 6 Kinder bekommen und das 2. Buch handelt von ihrem Lieblingssohn Joseph, der das Meer genauso heftig liebt wie seine Mutter. Josephs ältestem Sohn Christopher widmet sich das 3. Buch und das letzte Buch schließlich endet mit der Geschichte seiner Tochter Jennifer, der Urenkelin Janets und dem Jahr 1930 - womit die Saga genau 100 Jahre umfasst.
Der Schreibstil ist sehr gut lesbar trotz des Alters der Geschichte und kommt natürlich ohne moderne Ausdrücke aus, was ich beim Lesen als sehr erfrischend empfunden habe. Der Autorin merkt man in ihrem Debut bereits die Liebe an, die sie für ihre Wahlheimat Cornwall empfunden haben muss - die Schilderungen der Landschaft sind wirklich herausragend und untermalen die Geschichte perfekt. Wie in einer Saga üblich begleiten wir viele Menschen über die 4 Generationen, von denen nur wenige herausstechen und wichtig bleiben. Es gibt eine zutieft "böse" Figur, die wie eine Art böser Geist die Familie heimsucht und Intrigen spinnt. Und es gibt übersinnliche Elemente und den guten Geist, der Janets Wesen beinhaltet und die Familie bis zum Ende der Geschichte begleitet.
Ich habe die Lektüre wirklich genossen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen, es ist ein Roman, in dem man im besten Sinne versinken kann!