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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lymon
Wohnort: 
Werl

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2024
Mutternichts
Vescoli, Christine

Mutternichts


ausgezeichnet

„Mutternichts“ heißt dieser Roman, der das Bemühen eigener Tochter thematisiert, hinter das Unausgesprochene in der Vergangenheit der Mutter zu kommen. Warum schweigt die Mutter und lässt die Tochter nur im Vagen über ihre Kindheit und ihr Leben damals? Die Tochter respektiert das unausgesprochene Verbot, über die Vergangenheit ihrer Mutter Fragen zu stellen. Erst nach deren Tod beginnt sie mit einer intensiven Recherche. Zum Teil denkt sie sich mögliche Zusammenhänge und kommt schließlich den ausgesparten Erlebnissen ihrer Mutter sehr nahe. Es tritt zutage, worunter ihre Mutter sehr gelitten haben muss. Da sie aber immer die brave, gehorsame Tochter war, hat sie immer akzeptiert, was über sie beschlossen wurde, ohne jemals aufzubegehren. Für ein inneres Aufbegehren schämt sie sich sogleich. Der Roman besticht vor allem durch seine kraftvolle Sprache voller Poesie.

Bewertung vom 12.02.2024
Trabant
Sommer, Stefan

Trabant


sehr gut

„Trabant“ heißt dieser Roman, in dem für einen nicht mehr ganz junger Mann plötzlich alle Sicherheiten seines Lebens ins Wanken geraten. Die Konstanten seines Lebens drohen wegzubrechen, als er eine Nachricht seines Vaters an eine Lisa zu lesen bekommt. Geht sein Vater etwa fremd? Wer ist diese Lisa?
Obwohl er eigentlich als Trauzeuge für seinen besten Freund eintreten sollte, begibt sich Georg auf eine Reise, die ihm Klarheit verschaffen soll.
Doch erst einmal wird alles nur noch viel wirrer. Der Roman ist voll von skurrilen Wendungen und Sonderbarkeiten. Der Protagonist wirkt oft sehr hilflos und in seiner Unbeholfenheit doch auch sehr sympathisch. Das Ende kommt dann sowohl für den Protagonisten als auch für den Leser überraschend. All die Hirngespinste lösen sich auf und das Ende ist recht rührend. Für Leser, die Skurriles mögen.

Bewertung vom 01.02.2024
Teufelskicker, Bücherhelden 1. Klasse, Moritz macht das Spiel
Nahrgang, Frauke

Teufelskicker, Bücherhelden 1. Klasse, Moritz macht das Spiel


sehr gut

„Teufelskicker: Moritz macht das Spiel“ heißt dieses Fußballbuch für Leseanfänger. Moritz ist umgezogen, weil sich seine Eltern getrennt haben. Weil er auch seinen Fußballverein nicht mehr unterstützen kann, ist Moritz sauer. Doch dann lernt er am neuen Wohnort ebenfalls fußballbegeisterte Kinder kennen. Und er kann in einem neuen Verein anfangen zu spielen. Doch Moritz stößt seine Freunde vor den Kopf. Sein alter Verein sei viel besser.
Er ärgert sich über sich selbst, doch er fühlt sich seinem alten Verein auch verpflichtet. Doch schließlich geht doch alles gut aus und Moritz findet endlich wieder seinen Platz - und zwar im neuen Fußballverein bei den Teufelskickern.
Die große Schrift und die Bilder unterstützen die Leseanfänger. Besonders ansprechend sind die Rätsel am Ende jedes Kapitels, die Spaß machen und zu genauem Lesen herausfordern.

Bewertung vom 31.01.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


sehr gut

„Das Lächeln einer Königin“ heißt dieser Roman, der die Auffindung der berühmten Nofretete-Büste in Ägypten behandelt. Daraufhin entspannt sich ein Kampf verschiedener Länder um den Besitzanspruch auf diese. Der jüdische Mäzen James Simon, für den Borchert bei Grabungen die Nofretete-Büste entdeckt hat, ist begeistert von der Königin. Ihm gelingt es schließlich, diese über seinen Sohn nach Berlin zu holen. Nachdem sie Jahre lang in seinem Privatbesitz war, wird sie schließlich im Museum der Öffentlichkeit gezeigt. Gut gelungen ist an diesem Buch die Beschreibung der Faszination, die von der Büste ausgeht, die zum Teil gefährliche Züge hat, denn sie scheint auch zwischenmenschlichen Beziehungen gefährlich zu werden. Über ihr droht die Beziehung zu Simons Ehefrau Agnes Risse zu bekommen, ähnlich sieht es bei Borcherts Beziehung zu seiner Frau Emelie aus.

Bewertung vom 19.01.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


ausgezeichnet

„Weiße Wolken“ heißt dieser Roman, der das Schicksal zweier Schwestern mit afrikanischen Wurzeln beschreibt. Die eine hat genug damit zu tun, ihren Alltag mit kleinen Kindern, Beruf und Beziehung zu meistern. Die andere kämpft mit allen Mitteln um Anerkennung und Gleichbehandlung der PoCs. Immer wieder legt sie sich auch mit ihrer Schwester an, die sie für zu angepasst hält. Die Lektüre zeigt deutlich, wie schwierig es ist, sich zu positionieren und das ein „zu viel“ an Engagement auch belastend sein kann. Die Lektüre gewährt dem Leser aber auch einen Blick in ganz andere Lebenszusammenhänge und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zu mehr Verständnis füreinander und trägt dazu bei alltagsrassistische Situationen schneller zu erkennen und zu vermeiden. Auch der Schreibstil passt sehr gut zu den dargestellten Protagonisten.

Bewertung vom 17.01.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


ausgezeichnet

„Spur und Abweg“ heißt dieses autobiografische Buch des Autors Kurt Tallert, dessen Vater als Halbjude von den Nazis verfolgt wurde. Es berührt vor allem dadurch, wie stark das Unfassbare der Vernichtungsarbeit der NS-Zeit auf die nachfolgenden Generationen sich auswirkt. Das erlittene Leid, das den Vater zeitlebens begleitet hat, wirkt sich weiter auf dessen eigene Nachfahren aus. Sehr feinfühlig und tiefsinnig nimmt der Autor die Leser auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit. Immer wieder sucht er ehemalige KZs und Gedenkstätten wie Theresienstadt auf, um sich ausgelöschten Personen aus seiner Verwandtschaft näher verbunden zu fühlen und etwas über sie herauszufinden. Ein Thema, das berührt und das immer wieder neu angegangen werden muss, damit sich Ereignisse wie die Shoa nie wieder ereignen. Ein Buch gegen das Vergessen, das den Verstorbenen ein Gesicht und eine Stimme wiedergibt.

Bewertung vom 31.12.2023
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


ausgezeichnet

„Das Philosophenschiff“ heißt dieser bewegende Roman, der vielmehr eine Autobiografie ist. Er schildert die Ereignisse der Vergangenheit im Rückblick aus der Sicht der hundertjährigen Protagonistin, die den Terror, die russische Revolution, die Hungerjahre und die Ausweisung auf dem sogenannten Philosophenschiff als vierzehnjähriges Mädchen erlebt hat.
Das Buch vereint alles, was gute Literatur ausmacht: Es ist spannend, bewegend, nachdenkenswert und eröffnet Einblicke in historische Zusammenhänge. Der Erzählstil ist flüssig und gewährt Einblicke in das Empfinden eines Kindes bzw. einer Heranwachsenden, die mit dem damaligen Terror in Sant Petersburg konfrontiert wird. Beeindruckend sind die Ausführungen zu den Mechanismen des bolschewistischen Regimes: Die Verschwörungstheorien und die Wahrnehmung auf die Gefahren, die beispielsweise von Naturlyrikern ausgingen. Eine sehr interessante Idee ist die Darstellung der unmittelbaren Begegnung zwischen der Protagonistin und dem sterbenskranken Lenin auf dem Schiff.

Bewertung vom 17.12.2023
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


gut

„Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?“ lautet der Titel dieses Sachbuches. Inhaltlich geht s um Lebensstrategien, wie man sich angesichts der Überfülle an negativen Eindrücken und Informationen über Brandherde in der Welt wie der Klimakrise, den Kriegen in der Ukraine oder in Israel verhalten soll. Was hilft, was ist bloßer Aktionismus? Verhalten wir uns nicht alle widersprüchlich? Wie positioniere ich mich selbst zu Klimaklebern? Kann ich sie noch aufgrund ihres Einsatzes für eine dringende Bewusstseinsänderung gut finden, wenn ich selbst wegen ihrer Klebeaktion im Stau stehe? Das Buch wirft viele Fragen auf und liefert einige interessante und nachdenkenswerte Impulse. Allerdings fehlt mir ein konkreterer Blick auf Handlungsmöglichkeiten. Zu sehr kreist der Autor um seine persönlichen Ängste und Fragen.

Bewertung vom 30.11.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

„Eine halbe Ewigkeit“ heißt dieser Roman, der als Fortsetzung zum Roman „Mondscheintarif“ zu lesen ist, der auch immer wieder in Tagebuchform aufgegriffen wird. Die Protagonistin tut sich schwer zu akzeptieren, dass ihre Kinder nicht mehr auf sie angewiesen sind und dabei sind, ihr eigenes Leben zu leben. Als ihr sechzehnjähriger Son sich für ein Auslandsjahr nach England begibt, wohin er von seinem Vater begleitet wird, steht für die Ich-Erzählerin der Punkt an, sich zu fragen, wohin ihre Reise weiter gehen soll. Plötzlich scheinen ihr die letzten Jahrzehnte als eine Zeit absoluter Fremdbestimmung und sie fragt sich, ob ihr damaliger Freund Daniel, der sie verlassen hatte, nicht die bessere Lebensoption für sie gewesen wäre. Doch dann kommt sie überraschend zu einem Job, lernt viele verrückte neue Leute kennen, und kann plötzlich wieder klar sehen.

Bewertung vom 25.10.2023
F*ck the Universe
Rainbow, Shisha

F*ck the Universe


gut

„f*uck the universe“ heißt dieses Sachbuch, das verschiedene Methoden der Manifestationen anbietet und zum Meditieren einlädt. Mich konnte das Buch nicht sehr überzeugen, was nicht nur an der esoterischen Ausrichtung liegt, sondern vor allem auch am sehr saloppen Sprachgebaren mit den zahllosen Entgleisungen in die Vulgärsprache. Bereits der Titel und das Titelbild geben darauf einen Vorgeschmack. Auch fiel es mir im voranschreitenden Leseprozess immer schwerer, den zum Teil sehr merkwürdigen Ausführungen zu folgen.
Auch wenn vieles durchaus bekannt und nachvollziehbar ist, sind die Zusammenhänge mit den energetischen Manifestationsauswirkungen und der „Hexerei“ seltsam und nicht verständlich.
Vermutlich muss man an diese Ausrichtung glauben, damit man damit mehr anfangen kann. Das gelingt nicht jedem.