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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
TommyB
Wohnort: 
Trittau

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


ausgezeichnet

Der ist irre, der Ire
In dem Buch „Der Ire“ von Peter Mann geht es um die Geschichte von zwei Männern während des Zweiten Weltkrieges. Der eine, „der Ire“, sitzt anfangs im spanischen Gefängnis, weil er dort gegen die Faschisten gekämpft hat. Der andere arbeitet für die Abwehr, also Canaris, ist alles andere als ein überzeugter Nazi, und soll eben diesen Iren rekrutieren. Man erhofft sich von ihm, in Irland einen Aufstand gegen Großbritannien zu organisieren.
Diese beiden, der irische Agent und sein Agentenführer haben wohl unabhängig voneinander ihre Erlebnisse notiert. Und so lesen wir abwechselnd, anfangs mehr oder weniger zeitgleich, dieselben Geschichten aus unterschiedlichen Sichtweisen. Doch diese zeitliche Überlappung verschiebt sich immer weiter, sodass der Leser immer viel später erfährt, wie es -vielleicht- war.
Der Ire sieht sich immer mehr als Kämpfer „für England“ und will Hitler indirekt töten, indem er seinen Arzt umbringt. Ein paar Ärzte fallen ihm tatsächlich zum Opfer, zumindest behauptet er das. Der Deutsche, ein Homosexueller, verzehrt sich nach dem Iren, schützt ihn, wo er kann, fälscht schlussendlich Papiere, damit dieser dem KZ entgeht, versteckt ihn, pflegt ihn, nimmt sogar die Morde des Iren auf sich.
Diese fesselnde Geschichte, bei der du nie sicher weißt, was denn wahr, was denn Einbildung, was denn Fehlinterpretation oder einfach ein Phantasiegebäude ist, wird von zwei Notizen nach dem Krieg eingerahmt. Notiz 1: die Aufforderung, diese beiden Stapel beschriebenes Papier zu sortieren und nach brauchbaren Informationen zu suchen und am Ende Notiz 2 wo der imaginäre offizielle Leser seinen Kommentar dazu abgibt und an beiden Schreiberlingen so einiges auszusetzen hat.
Ich habe dieses Werk mit sehr großem Vergnügen gelesen.

Bewertung vom 17.07.2024
Idefix und die Unbeugsamen 06
Uderzo, Albert;Goscinny, René;Bacconnier, Cédric

Idefix und die Unbeugsamen 06


weniger gut

Das hat Idefix nicht verdient
„Idefix – Der leuchtende Wald“
In Anlehnung an die extrem erfolgreiche, nicht enden wollende Reihe um Asterix und Obelix bekommt jetzt Idefix sein eigenes Spin-Off. Na gut, bis hierher.
Aber die Umsetzung ist so dermaßen schlecht, dass es mir weh tut. Die Dialoge sind mäßig, ein paar Wortspiele sind noch durchaus amüsant, aber inhaltlich ist alles so leer, an den Haaren herbeigezogen. Und was machen unsere bekannten Gallier, die hin und wieder in den Geschichten auftauchen, in Lutetia? Was macht Idefix da? Und warum will er Lutetia beschützen? Muss er wirklich einen auf „Klein-Asterix“ machen mit dem dicken starken „Dertutnix“ als Obelix-Verschnitt an seiner Seite? Besonders schlimm sind aber die Zeichnungen, nein, nicht im Vordergrund, aber alles dahinter. Himmel? Blau, einfach nur blau. Und es gibt scheinbar jede Menge Himmel. Manchmal auch einfach nur Geld, oder Orange oder oder … Einfallsloser geht es nicht. Letzter Punkt: die Größe, besser die fehlende Größe. Alle Bilder sehen aus wie verkleinerte Versionen eines Originals. Das geht auf Kosten der Lesbarkeit der Sprechblasen, die teilweise überfrachtet sind. Für Kinder kaum geeignet und erwachsene Asterix-Fans sollten es sich nicht antun.

Bewertung vom 08.07.2024
Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2
Gravenbach, Philipp

Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2


weniger gut

Räuberpistole par excellance
Dieser Thriller hat neben vielen schwachen Seiten auch ein paar, wenige, gute. Das Beste an diesem Buch ist das unglaubliche Tempo, in dem es seine Geschichte erzählt. Da bleibt wenig Zeit zum Luftholen und wenig zum Nachdenken. Zum Pech des Autors hatte ich diese aber.
Und da bin ich über viele viele Dinge gestolpert, die mir nicht gefallen haben. Ohne es auch nur im Geringsten zu hinterfragen kann der Kommissar bei dem Oberboss der polnischen Mafia in Paris ein- und ausgehen, auch mal einen seiner Leibwächter zusammenschlagen, mit gezogener Waffe zu ihm rennen, aber nie wird er niedergeschossen oder zumindest ausgeknockt.
Doch damit nicht genug, seine Zweckverbündete hat - so ein Zufall aber auch! – über einen Freund direkten Kontakt zum Obersten der türkischen Mafia in Paris und kann dort alle Forderungen stellen. Ihre Gegenleistung kann sie dank Ihrer Geheimdienstkontakte natürlich wieder behalten.
Der Gegenspieler ist natürlich auch ganz oben angesiedelt, kann Pockenviren entwenden, kosten ja nur schlappe 2 Milliarden. Hallo? Fällt das nicht auf?
Und der zufällige Mitverbündete kennt natürlich den besten Scharfschützen der spanischen Polizei, der sich sofort bereit erklärt, sich an einer komplett illegalen Aktion in Spanien für die französischen Kollegen zu beteiligen. Und er -nein sowas aber auch!- wohnt in der Nähe des Zielobjektes.
Diese Liste ist nicht vollständig, aber ich denke es reicht um zu erklären, warum das Buch von mir nur 2 Sterne bekommt.

Bewertung vom 01.06.2024
Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1
Schilp, Tina

Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1


sehr gut

Nett
Eine schöne, märchenhafte Geschichte um den kleinen Löwen Lenni, der für seinen verletzten Vater zur Olympiade der Tiere fahren soll, um dort endlich die Goldmedaille im 103-Meter-Lauf zu holen. Bisher hat immer die Antilope Regina gewonnen, doch die hat sich einen Huf gebrochen.
Und so macht sich Lenni auf den Weg. Ob das Faultier Magdalena wirklich die richtige Trainerin für ihn ist? Überraschend hat sie wertvolle Tipps für Lenni, auch wenn sie die Hälfte der Zeit eher schläft. Plötzlich taucht Regina auf und ist trotz eines bandagierten Fußes schneller als Lenni. Soll er überhaupt antreten?
Eine wirklich nette Geschichte mit fantastischen Illustrationen. Wenn auf dem Siegerpodest im Laufen eine Schnecke steht, dann sieht man, was man alles an Kleinigkeiten finden kann. Ich freue mich schon darauf, meinen Enkel mit diesem Buch zu überraschen.

Bewertung vom 21.05.2024
Quanten-Bullshit
Ferrie, Chris

Quanten-Bullshit


gut

Alles Asche
Alles Asche
So sagte man, als ich noch jung war, wenn etwas Blödsinniges behauptet wurde. Der Autor Chris Ferrie nimmt das auf, nennt es „Bullshit“ und verbindet das mit seinem Beruf, der Quantenphysik. Denn da wird von außen offensichtlich wirklich massenhaft „Bullshit“ produziert.
Quantenschwingungen in Kristallen, die sich auf die Schwingungen deines Körpers übertragen und dich -wahlweise- gesund, begehrenswert oder erfolgreich machen. Da rastet der Autor regelrecht aus. Die Quantenverschränkung bricht die Lichtgeschwindigkeit? Weit gefehlt, Chris Ferrie klärt das Missverständnis auf. Genauso das mit dem „Beamen“. Auf Quantenebene mag das ja tatsächlich „so etwas“ wie Beamen geben, aber bei makroskopischen Objekten ist das absolut unvorstellbar, auch und insbesondere aus Sicht der Quanten. Hier geht es nicht darum, dass die entsprechende Technik heute noch nicht da ist, sondern dass sie schlechtweg gar nicht denkbar und demnach auch nicht machbar ist.
So erfährt man in erster Linie, was Quantenblablabla eigentlich alles NICHT ist und so ganz nebenbei, was es tatsächlich ist, wenn man versucht, es auf die menschliche Sprache und ihr Verständnis aus der sehr speziellen Mathematik, die mit den Quanten umzugehen in der Lage ist, herabzubrechen. Aber da kommen eben die Missverständnisse wie überlichtschnell und beamen usw. her.
Sein running gag ist der Witz mit Heisenberg, der in eine Geschwindigkeitskontrolle kommt, gestoppt wird und der Polizist fragt ihn: Wissen Sie, wie schnell sie unterwegs waren? Antwort: Nein, aber ich weiß genau, wo ich bin! Polizist: Sie waren mit 150 km/h unterwegs! Heisenberg: Na toll, jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich bin. Dieser Witz beruht auf der Unschärferelation, die Heisenberg als erster so definiert hat, in einfachen Worten: Je genauer du weißt, wo ein Teilchen ist, umso weniger genau kennst du seine Geschwindigkeit und eben umgekehrt. Wobei das natürlich -siehe oben- nur auf der Ebene der einzelnen Teilchen gilt, für ein Fahrzeug wäre die räumliche Abweichung laut Chris Ferrie irgendwo im Billionstel Millimeterbereich, von daher ist Heisenbergs Replik natürlich albern. Diesen Witz ergänzt er dann in weiteren Kapiteln um Mitfahrer von wie Schrödinger, Einstein und auch Everett.
Ganz am Ende zeigt er dann versöhnlich, was die Quantenphysik heute schon leistet, MRT, Computer, Nano-Chips, Laser und so weiter, alles das gäbe es ohne Quantenphysik, ohne Quantentechnik und die dahinterstehende Mathematik („Halt die Klappe und rechne!“ ist sein Appell) gar nicht.
Über den Stil des Buches lässt sich trefflich streiten, ich fand es teilweise doch sehr ermüdend, wenn er immer wieder seine persönlichen Abschweifungen einbaut, wieder und wieder und wieder ein Bier haben will u.v.m. Es soll lustig sein, naja, anfangs vielleicht noch amüsant, dann aber … Geschmackssache.

Bewertung vom 20.04.2024
Der falsche Vogel
Miller, C. L.

Der falsche Vogel


sehr gut

Ein Kuckucksei?
Ein leicht schrulliger Antiquitätenhändler wird ermordet, seine ehemalige Mitarbeiterin mit reichlich eigenen Problemen wird in diese Geschichte hineingezogen. Das ist die Ausgangslage. Die Protagonistin Freya will ihre Tante Carole unterstützen, deren bester Freund Arthur -obiger Antiquitätenhändler- ums Leben gekommen ist. Und ruckzuck stecken die beiden bis über beide Ohren in einer Mordermittlung. Nebenbei wird die dunkle Vergangenheit zwischen Arthur und Freya aufgedeckt und in ein ganz neues Licht getaucht. Offensichtlich wird mit Originalfunden und deren guten Kopien ein schwunghafter Schwarzhandel betrieben und Arthur steckte als Gutachter mittendrin, doch gleichzeitig wollte er unbedingt den illegalen Handel mit den Originalfunden unterbinden. Freya und Carole lüften Stück für Stück die Geheimnisse, ein weiterer Mord geschieht und am Ende, ja, am Ende ... Wird nicht verraten.
Es lohnt sich, das Buch zu lesen, es ist keine schwere Kost, die Zahl der Verdächtigen schrumpft sehr schnell, fast zu schnell. Aber 4 Sterne sind ok.

Bewertung vom 08.03.2024
OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi
Hofer, Wolfgang

OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi


sehr gut

Olaf kann das
Da stolpert unser Kanzler beim Gassi-Gehen mit seinem Boxer „Schröder“ doch glatt über eine Leiche, offensichtlich wurde hier jemand ermordet. Und da muss Olaf jetzt ran, neben den Regierungsgeschäften ermittelt er, teilweise sogar undercover. Unterstützt wird er von seiner Frau, einer Kellnerin, ihrem Bruder, einer Obdachlosen Rollstuhlfahrerin und natürlich seinem Studienfreund und jetzigen ermittelnden Hauptkommissar. Es bleibt nicht bei einer Leiche.
Klingt doch irgendwie nach Mrs Merkel, oder? Die Sache mit dem Hund und seinem Namen, die Kosenamen, die sich die Eheleute gegenseitig geben und natürlich die Ermordeten. In einem Punkt ist Mrs Merkel sogar besser als diese Kopie, sie hat einen Personenschützer, der wirklich fast immer bei ihr ist. Olaf dagegen spaziert immer mal wieder ohne Schtuz durch Berlin. Das ist extrem unglaubwürdig.
Dafür punktet Olaf mit reihenweisen Spitzen gegen amtierende Politiker, da kriegt Kevin Kühnert sein Fett weg, Macron, Joe Biden, die Minister, sie werden alle in die Geschichte eingebaut und Olaf als der Überlegene in dieser Gruppe dargestellt. Hier hat eindeutig ein Anhänger der Partei und insbesondere des Kanzlers getextet. Das sorgt dafür, dass die Geschichte eindeutig amüsanter wird als seine Vorlage. Auch die ermittelnde Truppe, eher eine Gurkentruppe, punktet gegen Angela, ihren Mann und deren Personenschützer. Was dort eher statisch abläuft, ist hier in einem permanenten dynamischen Fluss.
4 Sterne, der Abzug muss wegen der fehlenden Personenschützer sein, trotzdem eine klare Leseempfehlung für alle, die nicht ganz ernst gemeinte Krimis lesen mögen.

Bewertung vom 14.02.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


ausgezeichnet

Wer spielt hier falsch?
Buchrezension zu „Die Spiele“ von Stephan Schmidt

Die Ausgangslage: In Schanghai findet 2021 der IOC-Kongress statt, um über die Austragung der übernächsten Spiele zu entscheiden. Im Rennen sind 3 afrikanische Hauptstädte als gemeinsame Bewerbung gegen eine gemeinsame Bewerbung der EU.
Doch dann passiert ein Mord, der Vertreter von Mozambique wird tot in seinem Hotelzimmer gefunden, dringend tatverdächtig ein deutscher Journalist, der klar auf einem Videoclip beim Verlassen des Zimmers identifiziert werden kann. Doch er kann sich „an nichts“ erinnern. KO-Tropfen? Eine Mitarbeiterin des deutschen Konsulats hält den Kontakt und gerät dabei selbst immer tiefer in den Strudel der Ermittlungen. Denn auch sie hat etwas zu verbergen, nicht nur ihre Beziehung zu dem Journalisten. Die Wahrheit, was immer das in diesem Zusammenhang auch heißen mag, kommt in diesem Buch peu a peu ans Licht, immer neue Rückblenden aus der Zeit in Mozambique lassen ein Puzzleteil nach dem anderen ineinander fallen. Denn auch der Ermordete hatte eigene, ehrgeizige und gefährliche Pläne und eine Vergangenheit. Am Ende kommt es dann doch anders, nicht etwa ganz anders, sondern nur eben etwas anders.
Das Buch liest sich ausgesprochen gut, es zeigt eine klare Sicht auf das chinesische Denken von heute und die dortigen Verhältnisse. Der Autor lebt in Taiwan, ist also ganz dicht dran der chinesischen Wirklichkeit und insbesondere ihrer Denkweise. Etwas veröffentlichen, bevor es offiziell in China veröffentlicht wird? Undenkbar, das wird sanktioniert. Und dann wird hinterher die offizielle Timeline eben angepasst.
LESENSWERT

Bewertung vom 30.11.2023
Hundstage mit Martin Rütter
Rütter, Martin;Weber, Jannes

Hundstage mit Martin Rütter


ausgezeichnet

Unser bester Freund

Der Hund, der der beste Freund des Menschen sein soll, kann auch ganz anders. Oder sein menschlicher Begleiter, sein Herrchen oder sein Frauchen tun Dinge, die so nicht geplant waren.
Aus diesem Konglomerat von Geschichten und Ideen hat er bekannte Hundetrainer und Entertainer Martin Rütter in Zusammenarbeit mit dem Autor und Zeichner Johannes Weber ein neues wunderschönes Hundebuch zusammengestellt.
Wunderschöne, liebevoll gezeichnete Cartoons zeigen die Absurditäten der Menschen, die „auf den Hund gekommen sind“. Doch keine Bange, hier ist nichts bösartig, hier steht die Liebe zum Vierbeiner im Mittelpunkt. Auch wenn nicht alles so klappt, wie gedacht. Da wird am Strand ein bunter Bumerang geworfen und der Hund kommt mit einer gleichfarbigen Badeshorts zurück. Im Hintergrund sieht man einen Strandbesucher, der ziemlich ärgerlich, weil ohne Hose, dem Köter hinterläuft. Dieses Thema kommt häufig vor.
Weitere running gags sind Martin Rütter und sein Hund in der Begegnung mit anderen Hundebesitzern und der (zu) hochtoupierte Pudel. Genug geschrieben: selbst anschauen und lachen!

Bewertung vom 14.11.2023
Welt in Aufruhr
Münkler, Herfried

Welt in Aufruhr


gut

Lohnt sich der Aufruhr?
Mit großen Vorschusslorbeeren ist das Buch „Welt in Aufruhr“ – Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert angepriesen worden, und anfangs hält es, was es verspricht.
Herfried Münkler zeigt anfangs, dass das, was wir hier als „Aufruhr“ ansehen und was uns in Europa so verunsichert, eigentlich vorauszusehen war. Und er legt den Finger in die Wund und analysiert messerscharf, was die Europäische Union versäumt, ja geradezu verschlafen hat und wovor sie die Augen verschlossen hat. Das ist absolut großartig. Dann beschreibt er die tatsächliche Lage scho-nungslos und weist darauf hin, dass es definitiv keinen „Hüter der Ordnung“ geben wird, auf den man die Verantwortung schieben kann. Die UN blockiert sich selbst, die USA haben die Nase voll und abgesehen davon wird ihr Eingreifen auch immer kritischer gesehen. Und er propagiert von Anfang an, dass einer Pentarchie, also einer Konstellation aus 5 Mächten die Zukunft gehört. Alternativ sieht er schwarz für die Zukunft. Das wird nachvollziehbar erläutert, auch wenn die historischen Beispiele bei kritischer Betrachtung doch alle irgendwie wenig effektiv im Verhindern großer Kriege oder eines längerfristigen Bestandes der Pentarchie waren. Aber es kann ja in Zukunft besser werden. Bis hierhin bin ich dem Autor gerne gefolgt.
Das Buch ist jetzt halb durch und es folgt die zweite Hälfte. Und da wird es zunächst merkwürdig, zwei biblische Figuren – Monster aus dem Alten Testament- werden zu Sinnbildern für heutige Kon-flikte. Hm? Dazu wird dann extrem ausführlich ein (!) Autor herangezogen, der diese biblischen Figu-ren zunächst einmal umfunktionierte um daraus einen Gegensatz zu bilden, der wiederum auf die heutige Welt und die seit gut 200 Jahren angewendet wird. Nur meiner Meinung nach falsch. Die großen maritimen Mächte, also zunächst hauptsächlich England, später die USA haben ihre Kriege und natürlich erst recht die Weltkriege nämlich NICHT durch ihre See- und Handelsherrschaft gewon-nen, sondern durch den massiven Einsatz von Landtruppen. Da wirkt es schon sehr extrem reinge-quetscht, wenn die Sanktionen, mit denen Europa, die USA und andere gerade Russland überziehen als typisch für den Leviathan -das Seemonster- genannt werden.
Leider bleibt es inhaltlich auf diesem zumindest fragwürdigen Niveau. 3 Theoretiker des Krieges und der Diplomatie werden zitiert und erneut wird mühsam versucht, deren Ideen auf die heutige Welt zu übertragen. Mühsam bis widersprüchlich. Bei Thukydides zum Beispiel hat es ja den großen Krieg zwischen Sparta und Athen gegeben. Droht heute wirklich ein Krieg zwischen der Nato und Russland? Wegen der Ukraine? Das glaubt ja noch einmal der Autor. Nur dann ist Thukydides kein Beleg für eine übertragbare Analyse. Macchiavelli hat sich so oft selbst widersprochen, dass seine Beschreibung eher wertlos ist. Und Clausewitz kommt auch nur bis Napoleon. Das Einzige, was bei ihm beden-kenswert ist, ist sein Hinweis auf die Kampfmoral der Bevölkerung, die bedeutsam bis entscheidend sein kann.
Zum Schluss aber wird es geradezu ärgerlich, was der Autor der Leserin und dem Leser anbietet. Eine Pentarchie kann das Ganze halbwegs ausbalancieren. Dass es bei drei Großmächten leicht zu einem „zwei gegen einen“ kommen kann und das nicht wünschenswert ist, ist noch selbsterklärend. Aber ohne jede Begründung und wirklich nur mit einem einzigen Satz (!) wird eine 7er-Gruppe als Lösung verworfen. Tatsächlich aber analysiert der Autor, dass zwei seiner fünf, nämlich die EU wegen ihrer Uneinigkeit und Russland, das sich selbst durch den Ukraine-Krieg erheblich schwächt, eigentlich gar keine echten Großmächte auf Augenhöhe zu den USA und China sind. Ach, wer ist eigentlich der Fünfte im Bunde? Erwähnt wird hin und wieder im Buch Indien um dann auf buchstäblich den letzten beiden Seiten (!) des Buches zu beschreiben, warum Indien eigentlich gar nicht in den Kreis der 5 passt.
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat der Autor die Idee einer Pentarchie für unsere Welt bei Carl-Friedrich von Weizsäcker aus dem Buch „Wege in der Gefahr“ übernommen. Doch dieses Buch befindet sich nicht im Quellenverzeichnis. Ist da jemand etwa mit einem Herrn von Guttenberg ver-wandt?

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