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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
TommyB
Wohnort: 
Trittau

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2021
Nichts als Gutes
Slupetzky, Stefan

Nichts als Gutes


ausgezeichnet

Wahrhaftigkeiten
Der österreichische Autor Stefan Slupetzky hat mit „Nichts als Gutes“ ein tolles Werk geschaffen. „Nihil nisi bene“ – dieser alte Wahlspruch wird von ihm sehr frei ausgelegt. Über Tote soll man nur Gutes sagen und so konfrontiert uns der Autor mit fiktiven Grabreden, auf fiktive Menschen und von ebenso fiktiven Menschen. Den Anfang macht der Chef des Grabredners, der jetzt plötzlich selbst reden muss, weil sein bester Angestellter verstorben ist. Was da so zutage kommt …
Überhaupt kommt so einiges zutage in diesen Reden, Neid, Eifersucht, Wahnsinn oder auch nur kleine Geheimnisse und Wahrheiten über Verstorbene. Immer aus dem Blickwinkel des fiktiven Redners sehr überzeugend geschrieben. Eine Grabrede endet mit dem Heiratsantrag an die frische Witwe. Eine andere will ich hier in voller Länge wiedergeben, die Grabrede für Padre Lorenzo, der Mitglied im Schweigekloster Certosa di San Benedetto war (aus dem Italienischen übersetzt): …
Ja, das ist der Humor des Stefan Slupetzky, absolut ungewöhnlich. Wundert es, dass er auch im realen Leben so manche Schrulle hat? Er wirkte mit an der Entwicklung des „Transzebra Portable“, eines transportablen Zebrastreifens für den Eigenbedarf.

Bewertung vom 25.08.2021
Instagrammatik
Schröder, Johannes

Instagrammatik


sehr gut

Schule 2.Null (-Nummer)
Johannes Schröder, der Lehrer und Comedian, hat erneut zugeschlagen. Nach „World of Lehrkraft“ folgt jetzt die Instagrammatik. Und hier geht es zur Sache. An der Schule des Deutschlehrers Herrn Schröder („Schrödi“) will die neue Schulleiterin Frau Windkamp -nomen est omen- für ganz neuen Wind sorgen, alles voll digital. Und unser lieber Schrödi tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste. Verbindung mit dem Smartboard? Fehlanzeige. Mit dem per App gemieteten Roller Schüler aufsuchen? Voll peinlich, und für die Rückfahrt reicht die Akkuladung nicht. So gibt es einen Fail nach dem anderen.
Doch Schrödi wäre nicht Schrödi, wenn er nicht noch ein paar Asse im Ärmel hätte. Gemeinsam mit anderen unzufriedenen Lehrern und Schulangestellten plus einem seiner Schüler schafft er es, die Luftnummer von Frau Windkamp zu entlarven, die bedenkenlos alle erreichbaren Daten der Kinder verkauft hat. Allerdings ist Schrödi dabei so ungefähr der letzte, der den wirklichen Durchblick über die Aktion hat. Seine Stärke sind halt die verschnörkelten Sätze, aber echte Taten vertraut man ihm lieber nicht an.
Kurz gesagt: Witzig

Bewertung vom 20.07.2021
Die Morgenröte - Sie nehmen dir dein Leben
Richter, Noah

Die Morgenröte - Sie nehmen dir dein Leben


schlecht

Gequirlte Sch …
Es tut mir leid, aber das Buch „Die Morgenröte“ von Noah Richter erfüllt keinerlei Erwartungen, die ich mir gestellt habe, nachdem ich den Klappentext gelesen habe. Das Einzige, was halbwegs gut ist, ist die Beschreibung der handelnden Personen bzw. wie sich im Laufe des Buches entwickeln. Aber sonst? Eine Geschichte, die so dumm simpel gestrickt ist, die -wie auch im Vorgänger-Roman 2,5 Grad- jeden aber auch wirklich jeden Bezug zur bundesdeutschen Realität vermeidet, eine Geschichte, die einfach nur schlecht ist!
Ein gefeierter Schlagerstar verkündet auf einem Konzert, dass er in diesem September für die Bundestagswahl antreten wird. Hurra! Und innerhalb kürzester Zeit ist seine „Bewegung“ extrem erfolgreich. Natürlich sind sie noch rechter als die AfD, trotzdem, haben sie riesigen Zulauf. Sie engagieren junge Hacker, die die neuen Medien ausnutzen, um ihre Botschaften an möglichst viele Wähler/innen zu senden. Gleichzeitig wird der politische Gegner diffamiert wo es nur geht. Sie gehen buchstäblich über Leichen. Und das alles mit 15 Millionen, die natürlich aus Russland kommen. Herr Strache lässt grüßen. Geht es noch blöder? 15 Millionen? Für einen Bundestagswahlkampf? Plus später noch einmal 12 als Spenden? Der Gipfel der Dummheit ist aber, dass der Autor sich nicht die Mühe gemacht hat, das deutsche Wahlrecht zumindest ein wenig zu studieren: Nur Parteien mit klarer Struktur, mit demokratischer (!) Struktur können zur Wahl zugelassen werden. Dazu benötigen sie Kandidaten, Kandidatenlisten und jede Menge Unterschriften aus Kreis- und Landesverbänden. Aber die Morgenröte will das alles ja nicht sein. Aber damit kann sie keinen Wahlkampf betreiben. Das ist wirklich gequirlte Sch…, was der Autor uns hier vorsetzt.

Bewertung vom 16.05.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Very British aka Miss Marple hoch 4
Wer kennt sie nicht, die schrullige Miss Marple von Agatha Christie, im Film so herrlich von Margaret Rutherford dargestellt. Die alte Frau, die die kriminalfälle besser löst, als Scotland Yard. Und das versetzen wir in die Gegenwart, in eine luxuriöse Altersresidenz und setzen gleich 4 alte Menschen zusammen, deren Hobby es ist, ungelöste alte Kriminalfälle noch einmal aufzurollen und nach den wahren Tätern zu suchen. Es ist halt ein Hobby, es hat natürlich keine direkten Folgen. Aber dann: passiert ein Mord in ihrem unmittelbaren Umfeld, der Partner des Eigentümers wird nach einem Streit mit demselben ermordet.
Jetzt gehen Elizabeth, die ehemalige Geheimagentin, Ibrahim, der Wissenschaftler und Pedant, Ron, der ehemalige Gewerkschaftsführer, so streitsüchtig wie eh und je und die Neue in der 4er-Runde, Joyce, die ehemalige Krankenschwester, deren sehr erfolgreiche Tochter ihr hier das Leben und die Wohnung finanziert, aufs Ganze. Sie wollen helfen, sie nutzen ihr Insiderwissen, sie tricksen anfangs die Polizei aus, sehr amüsant, um dann doch konstruktiv mit Chris, dem ermittelnden Inspektor und Donna, der unterschätzen Ermittlerin zusammen zu arbeiten. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass sie natürlich möglichst immer vorher wissen wer da mit wem was hatte. Hier kommen Elizabeth ihre alten Kontakte zugute, Joyce spannt ihre Tochter ein, um die Geschäftsbücher zu prüfen, da wird schon mal eine zusätzliche Leiche extra ausgebuddelt, extern untersucht und dann wieder vergraben, damit die Polizei sie auch finden kann.
Das alles ist so herrlich leicht überdreht, ohne verrückt zu sein, es ist amüsant, die Beschwerden des Alters kommen ebenso wenig zu kurz, wie die privaten Probleme der Ermittler. Und das, ohne von der Story abzuschweifen. Als der Hauptverdächtige („cui prodest“ – wer hat den größten Nutzen?) des ersten Mordes dann aber selbst das zweite Mordopfer wird, drehen unsere 4 Alten und die Polizei erstmal fürchterlich am Rad und sortieren sich neu. Jetzt treten uralte Mordfälle in den Vordergrund, doch wer ist so alt? Schnell sind die Bewohner der Residenz und damit auch unsere Hobby-Detektive im Fokus der Ermittlungen, als eine dritte Leiche nach Jahrzehnten gefunden wird. Das ist einfach nur herrlich, insbesondere wenn sich Ibrahim und Ron gegenseitig 7 von 10 Verdachtspunkten für den zweiten Mord geben.
Zum Schluss wird alles gelöst und es gibt ein relativ freundliches Happy-End – relativ, denn es geht nicht ohne neue Todesfälle.

Bewertung vom 02.05.2021
Die Toten vom Gare d'Austerlitz
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


sehr gut

Kann man im Krieg Gerechtigkeit einfordern?
Am Tag der deutschen Besetzung von Paris im Juni 1940 wird Kommissar Giral an den Bahnhof Austerlitz gerufen. Vier Unbekannte liegen tot in einem Güterwaggon, sie wurden offensichtlich mit Giftgas ermordet. Und Edouard („Eddi“) Giral verbeißt sich in den Fall, legt sich mit seinem Vorgesetzten, mit den Deutschen, mit ihm bekannten Pariser Verbrechern, mit der Gestapo und mit seinem eigenen Sohn an, um die Wahrheit zu ermitteln. Doch das ist für den schwer vom Ersten Weltkrieg traumatisierten und früher kokainabhängigen Kommissar viel schwerer als vermutet. Ständig handelt er sich Schläge ein, wird von den Besatzern schikaniert und behindert, ein Mord soll ihm in die Schuhe werden. Doch auch Eddie kann falsch spielen und nutzt das. Ein langer Showdown rund um den Tag, an dem Adolf Hitler Paris urplötzlich besuchte, beendet das Buch nicht ganz, ohne die Rätsel zu lösen. Aber Eddie blickt schlussendlich fast wie in einem Epilog durch, zunächst etwas überraschend aber doch konsequent in der Erzählung.
Das historisch ergänzende Nachwort ist ausgesprochen lesenswert, wenn man die Lektüre durch hat. Ob die vielen Rückblenden ins Jahr 1925 wirklich nötig sind, sei dahingestellt. Sie erzählen viel von Eddie, sie erklären viel von ihm, aber das hätte auch anders und kürzer gemacht werden können.

Bewertung vom 17.04.2021
Der Abstinent
McGuire, Ian

Der Abstinent


ausgezeichnet

Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe
Ian McGuire hat mit „Der Abstinent“ eine sehr dichte Geschichte über einen irischen Polizisten in Manchester von 1867 geschrieben, der die dortigen „Fenians“, die selbst ernannten allerdings wenig kriegerischen Kämpfer für die irische Unabhängigkeit, kontrollieren soll. Seine Vorgesetzten achten O‘Connor überhaupt nicht, sie hören nicht auf ihn, als Ire ist er nicht anerkannt.
Als drei Fenians öffentlich hingerichtet werden, kommt ein irisch stämmiger Soldat aus den USA nach Manchester, um Rache zu nehmen. O‘Connor erfährt davon, aber seine Informanten werden enttarnt und ermordet. Zeitgleich erscheint sein Neffe, der aus den USA fliehen musste. Er wird mit falschen Versprechungen geködert, für die Polizei zu arbeiten und soll sich bei den Fenians einschleichen und den Amerikaner aufspüren. Immerhin weiß er, wie er aussieht. Bis hierher und bis zum vereitelten Attentat auf den Bürgermeister ist das eine stringente Geschichte, doch danach sind dem Autor die Pferde durchgebrannt.
Jetzt folgt ein Twist nach dem anderen. O’Connor wird inhaftiert, der Attentäter schafft es zurück nach New York, wird aber von den eigenen Leuten kaltgestellt, mit Geld versorgt und weggejagt. Zufällig findet er seinen Onkel wieder und kommt auf dessen Farm unter. O’Connor sucht ihn um Rache zu nehmen, findet ihn tatsächlich und verzichtet dann urplötzlich auf die Rache, wird aber dann von ihm erschossen, sein junger Schützling wird ein Straßenprediger in San Franzisko und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit … Egal, das ist jetzt definitiv weit mehr als eine Wendung zuviel.
Also 80% eine gute Geschichte mit etwas historischem Hintergrund, denn diese anfangs erwähnte Hinrichtung hat es tatsächlich gegeben, man bekommt eine gute Beschreibung der Typen und der Lebensumstände im 19. Jahrhundert. Der Schluss dagegen ist zu schnell, zu sprunghaft und überhaupt nicht mehr glaubwürdig.

Bewertung vom 12.04.2021
Gefangen und frei
Sheff, David

Gefangen und frei


gut

Interessant
„Die wahre Geschichte“ von Jarvis Jay Masters, der in der Todeszelle von San Quentin sitzend zum Buddhismus findet. Nicht etwa „nach einer wahren Begebenheit“, was ja der Beliebigkeit Tür und Tor öffnet, sondern tatsächlich real.
Jarvis ist natürlich schwarz, natürlich in den miesesten Verhältnissen aufgewachsen, die es nur gibt, ständig im Konflikt mit dem Gesetz, durch alle möglichen Maßnahmen und Arreste gegangen, also sozusagen der „klassische“ Todessträfling in den USA. Noch in San Quentin, wo er wegen diverser Raubüberfälle einsaß, radikalisiert er sich noch weiter, tritt einer gefürchteten schwarzen Gang bei. Und das wird ihm zum Verhängnis. Als ein Gefängniswärter ermordet wird, steht er urplötzlich vor Gericht, weil er angeblich das Messer hergestellt habe. Und er wird zum Tode verurteilt.
Viele Jahre lebt er in Isolation m Todestrakt, das ist noch eine Extra-Verschärfung der Haftbedingungen. Die UN nennt so etwas übrigens Folter. Eher zufällig kommt er zum Meditieren und nimmt Kontakt zu einem hohen buddhistischen Lehrer auf, der sich tatsächlich seiner annimmt. Und so durchläuft er 4 Schritte der Erkenntnis, und der Leser verfolgt diese. Rückschläge, Zweifel, und Verzweiflung inklusive.
Schritt 1: Leiden – also das Leiden überhaupt sehen, nicht nur das eigene.
Schritt 2: Die Ursache des Leidens – Jarvis stellt sich seinen Urängsten, seinen Kindheitserlebnissen und bekommt so einen besseren Blick auf sich selbst.
Schritt 3: Das Ende des Leidens – das ist eher der falsche Ausdruck, mag ein Übersetzungsfehler sein. Jarvis entdeckt sein „Mitleid“ (buchstäblich) für seine Mitgefangenen, die Wärter und für seine Umgebung. Inzwischen ist er durch eigene Publikationen einigermaßen bekannt geworden und viele Menschen schreiben ihm, teilen ihm ihre Nöte mit und er gibt ihnen Ratschläge. Im Gefängnis selbst sorgt er für mehr Frieden.
Schritt 4: Der Weg aus dem Leiden – Jarvis erkennt zum wiederholten Male, dass sein nicht endender Aufenthalt im Gefängnis, im Todestrakt auch etwas Gutes hat. Schon früher hat er einer weiteren Lehrerin im Gespräch anvertraut, dass er inzwischen auf der Straße tot gewesen wäre, hätte er weitergemacht wie vorher. Und jetzt, nachdem auch der erfolgversprechendste Ansatz eines Wiederaufnahmeverfahrens komplett gescheitert ist, kämpft er sich aus der Verzweiflung heraus und trifft folgenschwere Entscheidungen.
Das alles ist ausgesprochen interessant, allerdings teilweise auch langatmig. Die Realität im Gefängnis, ihre Beschreibung kommt doch etwas zu kurz und extrem dünn ist die Geschichte der vielen Gerichtsverfahren. Hier habe ich mehr erwartet. Das Buch bewirbt sich selbst mit dem „Buddhist in der Todeszelle“ und du erfährst ganz viel über den Buddhismus und sehr wenig über den Todestrakt.

Bewertung vom 02.04.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


weniger gut

Zuviel des Guten
Ada Fink, ein Pseudonym, hat hier einen Thriller geschaffen, der anfangs richtig gut thrillt. Eine spannende Geschichte, angesiedelt kurz nach der Wende in einer eher verlassenen Gegend der ehemaligen DDR. Es gibt die ersten Nazis, es gibt die „Besserwessis“ und es gibt die Perspektivlosigkeit für Landstriche und Bevölkerungen. Dahinein platzt ein außergewöhnlicher Mordfall, ein junges Mädchen wurde sexuell missbraucht , ermordet und in einer merkwürdigen, altgermanischen Art aufgebahrt.
Eine Geschichte, die viele Rätsel aufweist. Der Kieler Kommissar, der sich aus privaten Gründen in diese Gegend beworben hat, muss mit der vor Ort ermittelnden Beamtin erst einmal klarkommen, seine Ideen kommen nicht gut an, die Ausstattung ist katastrophal, die eigenmächtigen Methoden seiner Vorgesetzten sind auch nicht sein Geschmack.
Doch schnell kommen die beiden sich beruflich näher und ziehen mehr und mehr an einem Strang. Bis hierher ist das Buch wirklich gut. Aber dann will die Autorin einfach alles, wirklich alles, wirft alles zusammen und zum Ende kommt einfach nur hanebüchener in sich vollkommen unlogischer Quark heraus. Die Nazis sind schon deutschlandweit vernetzt, die Tochter des Kielers ist bei der RAF, die neue Kommissarin aus Frankfurt kennt nicht nur dieses Geheimnis, nein, sie könnte auch einen direkten Kontakt herstellen – sie, die Polizistin mit der abgetauchten Nachwuchsterroristin! Zudem ist natürlich nicht nur die Stasi in die Mordfälle involviert, nein es muss natürlich in allerhöchste Kreise gehen, sodass ein verdächtiger Manager nur wenige Minute braucht, damit der Staatsanwalt von seinem Minister zurückgepfiffen werden kann. Das macht so gar keinen Sinn, und dann ist der Mörder selbst gar kein Kinderschänder. Nein, das macht keinerlei Sinn mehr. Und bei dieser Aufzählung habe ich die familiären und sonstigen Verstrickungen vor Ort gar nicht mit aufgeführt.

Bewertung vom 26.03.2021
Die Lustlosen Touristen
Agirre, Katixa

Die Lustlosen Touristen


gut

Lustlose Leser unerwünscht
„Die lustlosen Touristen“ so heißt das Buch von Katixa Agirre, einer baskischen Autorin, die ihre Bücher selbst ins Spanische übersetzt. Das ist auch die deutsche Übersetzung des spanischen Titels. Aber erstaunlicherweise heißt das Original ins Deutsche übersetzt: „Warten, bis es aufhört“. Ein Titel, der dem Buch eindeutig gerechter wird als dieses eine Zitat aus dem Buch, das zudem nur eine Randnotiz der Gesamtgeschichte darstellt.
Es wird die Geschichte eines Paares erzählt, das sich aufmacht, die baskische Heimat der Frau zu erkunden, ganz langsam und gemächlich, aber dafür akribisch und detailversessen. Doch diese Geschichte, die sozusagen das Gerippe der Erzählung bildet, tritt mehr und mehr in den Hintergrund, weil Stück für Stück die unschöne Wahrheit über die Frau ans Licht kommt, über ihre Mutter, über ihre Herkunft. Nur kommt sie nie dazu, das ihrem Mann zu sagen. Und wieso das so ist, das wird ausführlich beschrieben, da werden reichlich Umwege gegangen. Deshalb werden „lustlose Leser“ spätestens nach gut 100 Seiten dieses Buch eher weglegen, weil es ständig scheinbar abschweift. Auch der Schluss lässt offen, ob Gustavo (der Ehemann) jemals erfährt, dass seine Frau gar keine Halbwaise ist, sonders dass ihr Vater ein ETA-Terrorist ist. Wobei „Terrorist“ nur aus der spanischen Sichtweise, nicht aus der baskischen. Und in diesem Zwiespalt ist das ganze Buch geschrieben.
Also defintiv keine leichte Kost und trotz der nur gut 200 Seiten ein Buch, das man nicht „mal so eben“ wegliest.

Bewertung vom 17.03.2021
Lockvogel
Prammer, Theresa

Lockvogel


ausgezeichnet

Absolut lesenswert
Theresa Prammer hat mit diesem Roman eine richtig gute Detektivgeschichte erzählt. Das Menschliche kommt ebenso wenig zu kurz, wie das exakte Beschreiben von Vorgehensweisen und Arbeitsabläufen. Und das alles gut gemixt, geschüttelt, aber nicht gerührt.
Die Story in aller Kürze: Es sind eigentlich 2-3 Storys: Nach einer Party im Haus des bekannten Regisseurs Steiner wird die Leiche eines Aushilfskellners erschlagen im Pool gefunden. Zudem sucht die Ehefrau des Regisseurs einen Privatdetektiv auf, der eigentlich/hauptsächlich herausfinden soll, ob ihr Mann gegenüber jungen Schauspielerinnen übergriffig geworden ist, MeToo lässt grüßen. Und dann ist da noch Toni (Antonia), deren Freund vor einem Monat mit all ihrem Geld und Wertgegenständen auf und davon ist. Auch sie möchte den Detektiv Edgar Brehm engagieren.
Da sie kein Geld hat, Frau Steiner aber auf dicke Hose macht und mit vielen großen Scheinen wedelt, gibt es ein quid pro quo: für jede Stunde Ermittlung von Toni im Filmgeschäft wird Edgar eine Stunde nach Felix und dem verschwundenen Geld suchen. Und diese beiden sehr unterschiedlichen Ermittler -Edgar mit großen gesundheitlichen Problemen, Toni ohne jede Erfahrung beim Ermitteln- finden tatsächlich und nachdrücklich das eine oder andere Puzzleteil. Doch zwischendrin geht dabei so ungefähr alles schief, was schief gehen kann. Edgar bricht zusammen, Toni wird beim Schnüffeln erwischt usw. Zum Schluss gibt es dann den großen Showdown, sogar der spielsüchtige diebische Freund von Toni wird übers Ohr gehauen.
Kritik: überwiegend gut bis sehr gut, denn die Personen werden lebendig und nachvollziehbar beschrieben, die Handlungsabläufe weisen keine abrupten Brüche oder Sprünge auf, eins basiert auf dem anderen, alles ist nachvollziehbar unter dem Motto: es ist zwar Fiktion, aber so ähnlich hätte es auch tatsächlich ablaufen können. Der einzige Wermutstropfen ist das Happy End à la Hollywood, aber Schwamm drüber. Ich stehe zu meiner Überschrift: Absolut lesenswert!