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EOS
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Siegen

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Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2025
Ohlandt, Nina;Wielpütz, Jan F.

Mörderische Brise - Der Tote am Sandstrand


sehr gut

Was ist damals passiert?
Das ist die Frage, die sich durch dieses Buch zieht, von Anfang an bis zur Aufklärung am Schluss. Damals ist nämlich eine junge Frau aus Hannahs Clique bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen. Dieses Unglück ist noch bei vielen Bewohnern von Ostersande in trauriger Erinnerung, auch nach über 20 Jahren.
Hannah Bülow zieht nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes zurück in ihr Heimatdorf an der Ostsee. Sie war Kommissarin in Münster, möchte aber nun einen Neustart, zumal ihre Töchter erwachsen sind und nicht mehr bei ihr leben. Sie hat durch Vermittlung ihrer Freundin Constanze eine Stelle in der örtlichen Polizeidirektion bekommen. Zunächst zieht sie mit Tobby, ihrem Hund, zu ihrem Vater, der etwas Unterstützung brauchen kann.
Nach einem spannenden und ergreifendem Prolog, in dem eine Frau ihren Suizid auf einem Boot angeht, senkt sich das Spannungslevel enorm ab, denn nun wird auf ca. 80 Seiten das Dorfleben in Ostersanden beschrieben und man wird sehr detailliert mit den Protagonisten bekannt gemacht. Das fand ich recht langatmig, denn da ist vieles redundant und man hat ja schließlich einen Krimi lesen wollen. Aber dann steigt die Spannung wieder an, und man kann endlich miträtseln, was bis zum Schluss anhält, denn es gibt immer wieder Überraschungen und plötzliche Wendungen.
Nach und nach erschließen sich dem Leser Details aus der Vergangenheit, die bei den damaligen Ermittlungen nicht bekannt waren. Dabei bleibt die Spannung bis zur Auflösung am Ende komplett erhalten, da die Rückblicke stets zu neuen Theorien anregen, aber nie zu viel verraten. Das finde ich gelungen.
Der Schreibstil ist flüssig und liest sich angenehm. Alles wird sehr detailliert dargestellt, so dass man im Kopf Bilder von Personen und Situationen hat. Allerdings sind dann auch manchmal Umstände beschrieben, die eher unwichtig erscheinen, z.B. wie viele Fischbrötchen welcher Art die einzelnen Personen essen. Das sind Seitenfüller, die ich unwichtig finde.
Die Charaktere sind überwiegend sympathisch. Am besten gefallen mir Kommissar Grewe, seine Assistentin Mara und der Psychologe Fleming. Hannah ist mir zu dominant, sowohl im privaten Umfeld als auch in der Polizeistelle. Sie ist mutig, hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, erscheint mir aber zu perfekt.
Sehr unrealistisch finde ich die enge und andauernde Zusammenarbeit zwischen Hannah und der Kriminalpolizei. Oft sind sie zu dritt unterwegs, was wohl im wahren Leben nicht denkbar wäre. Und es gibt auch noch andere Begebenheiten, die man unter dichterischer Freiheit verbuchen sollte.
Alles in allem hat mir die Krimihandlung in diesem Buch gut gefallen, als sie dann so richtig in Schwung kam, und ich kann das Buch jedem empfehlen, der leichte Kriminalliteratur bevorzugt, die zum Miträtseln einlädt.

Bewertung vom 11.10.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


gut

Humorvoll, unterhaltsam, aber spannungsarm
Ich habe mit Begeisterung die 'Wege der Zeit' Trilogie und 'Kein guter Mann' von Andreas Izquierdo gelesen. Alle vier Bücher haben mich beeindruckt, da der Schreibstil mich sehr angesprochen hat. Detailreiche Beschreibungen, liebevoll skizzierte Figuren und intensive Emotionen sind die charakteristischen Merkmale des Schreibstils, an die ich mich gut erinnere.
Auch in diesem Buch ist der Schreibstil überzeugend, wobei hier noch eine gehörige Prise Humor dazukommt, der teilweise durchaus makaber ist. Das fängt schon direkt im ersten Kapitel an, als man sich auf einer Trauerfeier wähnt, jedoch bald eines Besseren belehrt wird. Formulierungen wie 'Mads krähten Kassandrarufe durch den Kopf' sind einfach genial, und da könnte ich noch viele mehr zitieren.
Besonders gefallen haben mir die beiden Hauptprotagonisten Mads und Fridtjof, die sehr eigenwillige Charaktere haben, was vom Autor prägnant dargestellt wird. Sie wirken sogar skurril, so dass man öfters schmunzeln muss. Auch die eifersüchtige Malteserhündin wird liebevoll skizziert. Die Kommissarin mit dem Beinamen 'Mills Kills' fand ich sehr realitätsfern, ihre Verhaltensweisen total überzogen.
Mads Madsen ist Trauerredner mit vollem Einsatz, denn er liebt seinen Beruf. Er ist alleinstehend, lebt mit seiner Malteserhündin und seinem Vater Fridtjof unter einem Dach. Eines Tages erfährt er vom Tod seines alten Freundes Patrick, den er ganz aus den Augen verloren hatte, an den er aber sehr emotionale Erinnerungen hegt. Patrick wurde angefahren und starb an den Folgen. Wegen der folgenden Fahrerflucht besteht der Verdacht, dass es sich um Mord handeln könnte. Das lässt Mads keine Ruhe, und er fängt an zu ermitteln.
Daraufhin habe ich spannende Ermittlungen erwartet, da das Buch ja als Kriminalroman deklariert ist. Leider kam Spannung aber selten auf, und man bekam auch nicht genügend Informationen, um miträtseln zu können. Das blieb alles ziemlich an der Oberfläche, so dass ich mich bisweilen zwingen musste, weiter zu lesen. Zwar ist der Autor bemüht, Cliffhanger einzubauen, die für mich aber nicht sehr überzeugend waren. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die Krimihandlung Nebensache war, während das Familien Miteinander zum Leitthema wurde.
Die Bingo-Szenen waren zwar sehr humorvoll geschildert, besonders im Hinblick auf Fridtjof, waren mir aber für einen Kriminalroman viel zu langatmig und bedeutungslos.
Alles in allem hatte ich einen Kriminalroman erwartet, wurde aber mit einem amüsanten Unterhaltungsroman überrascht und bin deshalb gewissermaßen enttäuscht.

Bewertung vom 11.09.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


sehr gut

Bewegender Rückblick auf die eigene Familiengeschichte
Das Buch beginnt mit der Beerdigung der Mutter, die Suizid begangen hat und der anscheinend niemand so richtig nachtrauert, noch nicht einmal die eigene Tochter. Das macht neugierig, was wohl die Gründe dafür sein könnten. In diesem Buch schildert die Autorin, durch welche tragischen Ereignisse und Gegensätze das Leben der Mutter Gisela geprägt wurde.
Um bessere Einsichten in die Vergangenheit zu bekommen, reist die Autorin nach Polen, nach Schlesien, wo ihre Mutter die glücklichsten und unbeschwertesten Tage verbrachte, bis der Krieg für gravierende Änderungen sorgte. Ihre Recherchen sollen auch die Motive für die vielen Selbstmorde in der Familie erklären, denn es ist sicherlich nicht abwegig, dass die Autorin selbst in eine vergleichbare Situation geraten könnte.
Nach der Ankunft in Schlesien überfällt den Leser eine so große Zahl an Namen, dass man den Durchblick verliert. Hier wäre ein Stammbaum sehr nützlich gewesen. Ich habe versucht, mir einen solchen selbst zu erstellen, um wieder Klarheit zu bekommen. Auch eine Liste der Dorfbewohner habe ich mir erstellt.
Die Familiensaga wird auf verschiedenen Ebenen erzählt, die sich dann als Ganzes im Hinblick auf die Gefühlslage der Mutter verbinden. Diese Seiten fand ich sehr ergreifend und interessant, denn man kann sich ausmalen, wie der Weg von der kleinen Gisela, die immer im Mittelpunkt steht, sich entwickelt zu der unsicheren Frau, die ihre Beziehungen nur schwerlich aufrecht erhalten kann und in Affären flieht.
Als Leser bekommt man hautnah zu spüren, wie die Familiensituation, die Gisela in jungen Jahren Halt gibt, immer mehr zerbröckelt, denn nach und nach erschließen sich dem Leser Details aus der Vergangenheit, die dann auch Umstände im späteren Leben erklären, wie z.B. die Untreue von Giselas Vater seiner Frau gegenüber und die geduldige Toleranz, die Giselas Mutter zeigt.
Ich finde es immer hochinteressant, hinter solche Familienbeziehungen zu schauen und daraus meine Schlüsse zu ziehen. Das macht für mich ein Buch spannend, auch wenn nicht viel passiert. Dies hat mir auch hier gefallen, nachdem ich dann endlich einen Durchblick durch die Namen erlangt hatte.
Den Vorgänger 'Die Schwester', in der die Autorin über ihre Schwester schreibt, die auch den Suizid wählte, werde ich mir sicherlich in Kürze besorgen.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und mich oftmals zum Nachdenken gebracht, da auch Wurzeln meiner Familie in Schlesien und Ostpreußen verankert sind.

Bewertung vom 15.08.2025
Müller, Thomas

Thomas Müller - Mein Wimmelbuch


ausgezeichnet

Eine lustige Hommage an den deutschen Nationalspieler
Thomas Müller hat sich gerade aus der Nationalmannschaft verabschiedet, da kommt dieses Buch gerade zum richtigen Zeitpunkt, um nochmal auf Höhepunkte seiner Karriere zurückzublicken. Das macht dieses Buch auf großen bunten Doppelseiten.
Die Aufgabenstellung auf der Rückseite des Buches war mir nicht ganz klar. Soll man die gesuchten Personen auf jeder Doppelseite suchen, oder sind sie nur einmal vorhanden? Ich denke, die erste Option ist die richtige.
Ich bin zwar kein Bayern-Fan, aber Thomas Müller imponiert mir schon. Deshalb habe ich mir mit großem Spaß die Aufgaben vorgenommen und die Bilder in allen Details angesehen. Dabei musste ich öfters grinsen, denn so einige Szenen sind amüsant.
Das Buch ist schon für 4-jährige Kinder geeignet, die sehr gut im Suchen nach Details sind! Aber auch unser zwölfjähriger hat sich das Buch heute interessiert angeschaut und die Aufgaben gelöst.
Das Buch ist ein richtiges Wimmelbuch, es geht um die Bilder und die Informationen, die man daraus ziehen kann. Es ist kein Vorlesebuch!
Die Seiten sind aus stabiler Pappe und lassen sich auch mit einem feuchten Tuch bei leichter Verschmutzung abwischen.
Das Buch stellt genau dar, was ich erwartet habe, und deshalb bin ich sehr zufrieden.

Bewertung vom 30.07.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


gut

Auf der Suche nach neuen Spuren
Julie Novak, Tochter eines renommierten Chirurgen, verschwindet im Alter von 16 Jahren. Zunächst denkt man an Entführung, aber die Lösegeldforderung beinhaltet einen so niedrigen Betrag, dass auch andere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Das ist nun 20 Jahre her, mittlerweile ist Julies Mutter verstorben und ihr Vater an Demenz erkrankt. Er kann nicht aufhören, nach Julie zu suchen, und ergreift einen neuen Strohhalm, als ein True-Crime-Podcast die Geschichte wieder aufrollt.
Das Buch beginnt mit einem düsteren Prolog des Ausgeliefertseins und wirkt vielversprechend. Man erwartet einen spannenden Thriller, den man nicht aus den Händen legen möchte. Leider habe ich dies, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, nicht so empfunden. Es gibt zwar ein paar spannende Stellen, aber es gibt auch sehr langatmige Passagen, in denen ich mich ernsthaft gefragt habe, ob es sich wirklich um einen Thriller handelt. Erst in der Mitte des Buches kam Fahrt auf und den zweiten Teil habe ich dann regelrecht verschlungen.
Sehr gut beschrieben wird die fortschreitende Demenz des Vaters, Theo Novak. Dies war für mich absolutes Neuland, da ich persönlich bislang nie in Berührung mit dieser Krankheit gekommen bin. Ganz zu Beginn hielt ich die Wortfindungsstörungen für Rechtschreibfehler, was sich dann aber schnell änderte und ich Theos Passagen einsichtiger lesen konnte. Die Beschreibung dieser Krankheit hat mich sehr ergriffen und nachdenklich gemacht.
Wir finden im Buch wechselnde Perspektiven, was ich sehr mag, denn so wird der Plot von verschiedenen Seiten beleuchtet, ideal für alle, die miträtseln, was geschehen sein könnte. Etwas schwierig zu lesen fand ich in diesem Zusammenhang Theos Blick auf die Dinge, denn man musste unterscheiden, was nun wirklich passiert und was nur in seiner Vorstellung existiert.
Richtig warm geworden bin ich mit keiner Figur in dieser Geschichte, denn alle haben auch 'hässliche' Seiten. Nur Daniel, den früheren Freund von Julie, der von Theo abgelehnt wurde, fand ich teilweise bemitleidenswert. Die Protagonisten werden jedoch allesamt gut beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen und ihre Gefühle nachvollziehen.
Mir hat der intensive und kritische Blick auf die Kulissen der Podcasts imponiert, und ich fand die beiden Podcaster Liv und Phil anschaulich und überzeugend beschrieben.
Sehr gut gefallen hat mir dann das überraschende Ende der Story. Niemals wäre ich auf diese Auflösung gekommen.
Alles in allem würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, sondern als tiefgründigen Roman. Dieser hat mir im Großen und Ganzen auch gefallen, aber ich hatte einfach mehr Spannung erwartet und war deshalb enttäuscht.

Bewertung vom 30.06.2025
Furniss, Jo

Der Stau


sehr gut

Schwierige Mordermittlung im Stau
Dies war mein erster Locked-Room Thriller, und die Lektüre dieses Buches zeigt die Schwierigkeiten in einem solchen Fall deutlich auf. Der Kontakt zu Kollegen ist nur sehr eingeschränkt möglich, und es gibt auch persönliche Probleme, die die Arbeit behindern.
In diesem Buch lernen wir Belinda Kidd kennen, kurz Billy genannt. Sie ist Police Sergeant und kurz vor dem Ruhestand. Sie befindet sich auf der Rückfahrt vom Flughafen, in einem Mietauto, leidet unter Jetlag und freut sich auf ihr Zuhause. Doch dann kommt alles ganz anders, Billy muss aktiv werden, denn durch eine terrorgesteuerte Explosion im Deadwall Tunnel kurz vor London, die für einen gigantischen Stau sorgt, findet sie sich plötzlich dienstlichen Pflichten gegenüber. Unweit von ihrem Auto findet sich eine Leiche in einem Wagen, der Fahrer muss im Stau erstochen worden sein....
Es entstehen viele Verdächtigungstheorien, die teilweise widerlegt werden oder sich aber hartnäckig halten. Da man bei diesen Ermittlungen sehr viele Charaktere kennenlernt, bringt man schnell einiges durcheinander, so dass ich mir dann erstmal eine kleine Liste mit Namen angelegt habe. Zu einzelnen Charakteren gibt eigene kleine Kapitel, die das Verdachtsmoment entweder verstärken oder abschwächen, aber selten aus dem Weg räumen.
Trotz alledem hält sich der Spannungsbogen nicht konstant aufrecht, sondern es entstehen Längen, wenn es z.B. um Billys Beziehung zu ihrem Kollegen am Telefon geht oder um Billys dringendes 'Bedürfnis'. Außerdem sorgen die vielen Charaktere für gehemmten Lesefluss. Ich würde dies nicht als Thriller bezeichnen, denn zum Weiterlesen musste ich mich oft aufraffen. Zwar sind die Ermittlungen interessant, aber vielleicht ist zu wenig Bewegung im Spiel (staubedingt!). Nervenkitzel gibt es aber auch, z.B. als im Schrottauto eine Autobombe vermutet wird.
Der Schreibstil gefällt mir, er ist gut verständlich und enthält versteckten schwarzen Humor, was mir gut gefällt. Überwiegend lesen wir über Billys Sicht auf die Dinge, und sie entwickelt dabei einen gewissen hintergründigen Witz. Z.B. erfindet sie Spitznamen für die Beteiligten, die sich entweder auf das Aussehen oder bestimmte Eigenheiten beziehen: Schinkenkopf, Retromann, Silberfuchs oder Die Unflätige ....
Sehr überzeugend fand ich die Verhaltensbeschreibung der Personen in dieser Ausnahmesituation und auch das soziale Miteinander, geprägt von Angst, Panik oder auch Mitgefühl.
Alles in allem hat mich das Buch recht gut unterhalten, aber ich hatte mehr Spannung erwartet.

Bewertung vom 11.05.2025
Mason, Simon

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins


ausgezeichnet

Gegensätzlich - und doch erfolgreich
Hier lernen wir ein Ermittlerduo kennen, das gegensätzlicher nicht sein könnte, obwohl sie fast den gleichen Namen tragen.
Da ist auf der einen Seite Ryan Wilkins, 27 Jahre alt, Vater eines zweijährigen Kindes, alleinerziehend und sehr unkonventionell. Letzteres bezieht sich sowohl auf sein Erscheinungsbild, als auch auf seine Ermittlungsmethoden. Er ermittelt in Jogginghosen, die Glock in der Hosentasche und nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine Ermittlungen sind oftmals respektlos und sehr direkt.
Auf der anderen Seite steht Ray (Raymond) Wilkins, ein Oxford Absolvent, verheiratet, kinderlos, der ein sehr angepasstes Leben und Arbeitsverhalten an den Tag legt. Er ist dementsprechend gebildet, elitär, hat einwandfreies Benehmen und trägt hochwertige Markenkleidung. Bei seinen Ermittlungen verhält er sich seriös und einfühlsam.
Durch einen Irrtum wegen des gleichlautenden Nachnamens wird Ryan zum ehrwürdigen Oxford College geschickt, als dort eine Leiche gefunden wird. Ray wird nach Aufdeckung des Irrtums auch noch mit dem Fall betraut, um dem renommierten Umfeld gerecht zu werden.
Die Krimihandlung nimmt ihren Lauf, am Ende wird sie überraschend, aber schlüssig gelöst. Ich muss aber ehrlich sagen, dass für mich eher das Zusammenspiel bzw. die Teamarbeit der der beiden DIs im Vordergrund stand. Es war sehr interessant und verlockend, im Kopf ein Soziogramm der beiden so verschiedenen Protagonisten zu erstellen, die Distanz zwischen ihnen zu beleuchten und eine Annäherung im Team bis hin zu einem respektvollen Umgang miteinander festzustellen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut, denn er ist ironisierend und humorvoll, allein schon die Gedanken des Provost, als er den ungeliebten Gast herumführt, haben mir manches Grinsen hervorgelockt. Die Beschreibungen sind so detailreich, dass man sich gut in die jeweilige Situation eindenken kann. Und ich hoffe, dass wir noch mehr über dieses Ermittlerduo lesen werden.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch der kulturelle Hintergrund des Oxford College und seiner Traditionen sehr informativ und lesenswert sind.

Bewertung vom 22.04.2025
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Packender Thriller, der mich begeistert hat
Dies ist nun schon der dritte Teil der Art-Mayer-Reihe und für mich ein absolutes Muss, nachdem ich bereits die ersten beiden Bände dieser Serie 'verschlungen' hatte. Marc Raabe schafft es auch mit dieser Reihe, für spannende und schlafraubende Unterhaltung zu sorgen.
Der Schauplatz dieses Thrillers ist wieder Berlin, und diesmal lernen wir eine abgelegene alte Wohnwagensiedlung kennen, die von einem Waldbrand bedroht ist. Es gibt Hinweise, dass Dana sich dort aufgehalten hat, sie war Arts Nachbarin und ist seit einiger Zeit verschwunden. Danas Tochter Milla lebt nun allein mit der dementen Großmutter und hat in Art eine enge Bezugsperson gefunden. Um Milla eine Heimeinweisung zu ersparen, möchte er ihre Mutter unbedingt finden oder zumindest ihr Schicksal aufklären. In der unheimlich wirkenden Wohnwagensiedlung finden sich tatsächlich Hinweise auf Dana, aber auch die furchtbar zugerichtete Leiche eines Berliner Richters.
Der Schreibstil des Autors lässt sich flüssig lesen und ist von Anfang an sehr spannend. Der Autor schildert die jeweilige Situation sehr detailliert und gleichzeitig atmosphärisch, so dass man sich im Kopf ein Bild des jeweiligen Schauplatzes erstellt und man alles aus nächster Nähe erlebt. Schon den Prolog verfolgt man in der Erwartung, dass bald etwas Schlimmes passieren wird. Diese Hochspannung bleibt bis zum Ende erhalten, wobei der Autor immer wieder überraschende Wendungen und Informationen einbaut und sich am Ende eine plausible Entwirrung der oftmals rätselhaften Geschehnisse auftut. Einfach grandios!
Neben Art ist auch seine Kollegin Nele ein tragender Charakter, sie ist zwar noch im Mutterschutz, fühlt sich aber nicht ausgelastet und möchte Art bei der Suche nach Millas Mutter unterstützen. Teilweise fand ich sie etwas herzlos im Umgang mit ihrem Lebensgefährten und dem kleinen Sohn. Aber andererseits leistet sie vollen Einsatz, obwohl sie noch von Traumata geplagt wird. Art und Nele haben sich zu einem Ermittler-Duo entwickelt, das gut aufeinander zugeschnitten ist. Mittlerweile kennen sie sich so gut, dass sie einander einschätzen können und einander vertrauen.
Es gibt auch in diesem Band wieder zwei Handlungsstränge, denn außer den gegenwärtigen Ermittlungen erfolgen immer wieder Rückblicke aus Danas Sicht, die sich sehr rätselhaft und bedrohlich darstellen. Das war die Zeit, als Dana noch in der Wohnwagensiedlung lebte. Und damals verschwand auch Rocco, Danas Stiefbruder, und die Ermittlungen verliefen im Sande. Es schien kein großes Interesse zu bestehen, den Fall zu klären....genau wie der gegenwärtige Fall Dana.
Alles in allem empfiehlt sich das Buch als spannender Pageturner, denn auch wenn man die Lektüre unterbrechen muss, liest man erst noch in das nächste Kapitel hinein...Ich freue mich jetzt schon auf den vierten Band der Reihe, der in 2026 erscheinen soll.

Bewertung vom 08.04.2025
Hunter, Alice

Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3


ausgezeichnet

Vergangen heißt nicht vergessen
Anna Price hatte eine schwere Kindheit, sie und ihr Bruder Henry wuchsen verwahrlost auf. Die Eltern beide alkoholabhängig, der Vater zudem noch handgreiflich, was besonders Henry zu spüren bekam. Schließlich kamen sie in ein Kinderheim und damit vom Regen in die Traufe. Denn auch hier gibt es strenge Regeln und Strafe an Stelle von Zuneigung und Unterstützung. Die Geschwister verlieren sich später aus den Augen.
Anna Price hat sich eine eigene Existenz als Lehrerin aufgebaut und geheiratet, sie lebt mit ihrem Mann in einem Haus am Meer. Eines Tages tauchen Kriminalbeamte auf, die ihr mitteilen, dass ihr Bruder ein gesuchter Serienkiller ist. Sie bitten Anna um Hilfe, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.
Schon der Prolog ist ergreifend und grausam, er wirft bereits einige Fragen auf. Das ganze Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, um mehr zu erfahren. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und diese aufrecht zu erhalten. Man erfährt als Leser, dass Anna ein Geheimnis hat und sich deswegen vor Henry fürchtet. Immer wieder wird dies erwähnt und man grübelt, was es sein könnte.
Zur Spannung trägt sicher auch bei, dass das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, auch aus der Sicht des Mörders.Es gibt immer wieder Cliffhanger und überraschende Wendungen, so dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Man kann sehr schön miträtseln, aber man schwankt hin und her. Am Ende ist man total überrascht und regelrecht sprachlos.
Die Protagonisten werden detailliert beschrieben. Richtig sympathisch fand ich keinen von ihnen, da sich jeder in irgendeiner Form merkwürdig verhält.
Am Ende bleibt keine Frage offen, der Plot ist perfekt konstruiert.
Alles in allem hatte ich eine äußerst spannende Lesezeit und möchte das Buch allen empfehlen, die Thriller ohne Action, aber mit Tiefgang lieben.

Bewertung vom 25.03.2025
Hunter, Alice

Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2


sehr gut

Ist das 'Gen zum Morden' vererbbar?
Jenny stellt sich diese Frage immer wieder, denn ihr Vater hat mehrere Frauen getötet. Sie hat sich zwar von der Familie distanziert und ihren Namen geändert, aber wegen der traumatischen Ereignisse in ihrer Kindheit hat sie Blackouts, die sie befürchten lassen, dass sie nicht mehr weiß, was sie in dieser Zeit der Bewusstseinsstörung gemacht hat. Dazu kommen eine Reihe von Vorfällen, die sie an die Taten ihres Vaters erinnern. Was hat sie selbst dazu beigetragen?
Sie hat sich eine eigene Existenz als Tierärztin auf dem Lande aufgebaut und eine Familie gegründet, zusammen mit Mark, der aber nicht absolut vertrauenswürdig ist und der auch eine Affäre mit einer Frau aus dem Dorf hatte. Diese Frau wird entführt, und damit fangen die Probleme an, denn Jenny wird bald verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben. Sogleich entwickeln sich bei Jenny Selbstzweifel, weil sie sich immer wieder die Frage stellt, ob die Taten ihres Vaters nun auch bei ihr durchschlagen.
Schon der Prolog ist ergreifend und grausam, er wirft bereits einige Fragen auf. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, um mehr zu erfahren. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und diese bis auf wenige etwas langatmige Passagen aufrecht zu erhalten. Zur Spannung trägt sicher auch bei, dass das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, meist aus der Sicht von Jenny oder Mark. Dazwischen gibt es Rückblicke auf Jennys Kindheit und Szenen im Gefängnis, wodurch die Figur des Serienmörders Paul Slater näher beleuchtet wird. Es gibt immer wieder Cliffhanger und überraschende Wendungen, so dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Nach und nach entwickelt sich ein umfassendes Bild der Story und man rätselt ständig, wer denn nun der Täter sein könnte. Aber erst im letzten Viertel gibt es deutlichere Hinweise. Allerdings ist dies verbunden mit Szenen, die realitätsfern und stark konstruiert erscheinen.
Die Protagonisten werden gut beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen, Gefühle nachvollziehen und mich teilweise gut in sie hineinversetzen. Aber richtig sympathisch fand ich keinen von ihnen.
Alles in allem hatte ich eine spannende Lesezeit und möchte das Buch durchaus empfehlen, auch wenn es ein wenig von der realen Wahrnehmung abweicht.