Benutzer
Benutzername: 
Waldeule

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2025
Wellemin, Nicole

Das Echo der Moore


sehr gut

„Wer nur Menschen um sich herum haben will, die einem in allen gleichen, lebt bald schon in einer verdammt kleinen Welt.“

Dieses Zitat aus dem Buch hat mich sehr angesprochen. Und es weist sehr schön auf das Hauptthema hin: das Zusammenfinden ganz unterschiedlicher Charaktere in einer Familie.

Im Mittelpunkt steht dabei Theresa, die als rational und logisch denkende Akademikerin viele Handlungen ihrer impulsiven Zwillingsschwester Chrissie nicht nachvollziehen kann. Deswegen gab es vor Jahren einen großen Konflikt. Das Aufeinander-Zugehen und gegenseitige Öffnen wird nun in diesem Buch auf eine sehr einfühlsame Art und Weise erzählt. In Rückblicken erfahren wir, was in Theresa und Chrissies Familie so furchtbar schiefgelaufen ist und wie die beiden so geworden sind, wie sie heute sind. Da die Familiengeschichte der beiden sehr dramatisch ist, empfand ich diese Kapitel als deprimierend, sehr viel lieber habe ich deswegen die Gegenwartskapitel gelesen.

Die Autorin versteht es meisterhaft, für alle ihre Figuren Verständnis aufzubringen, auch und gerade für die Mutter der beiden, Helene. Diese Tiefe in der Charakterzeichnung hat mir sehr gut gefallen.

Ganz nebenbei ist auch die Arbeit Theresas als Biologin in den Mooren im Bayerischen Wald eingewoben, ein Nebenstrang, der mich sehr angesprochen hat. Nicht nur, weil ich aus der Gegend komme, sondern auch, weil hier sehr anschaulich über die Arbeit einer Naturwissenschaftlerin erzählt wird. Etwas zu wenig waren mir dagegen die Hintergrundinformationen zu einer Erbkrankheit, die ebenfalls eine Rolle im Buch spielt.

Fazit: Ein schönes und einfühlsames Buch über unterschiedliche Lebensentwürfe und Familie.

Bewertung vom 01.06.2025
Naumann, Kati

Fernwehland


sehr gut

Kati Naumann erzählt in ihrem Buch die historische Geschichte des Kreuzfahrtschiffes „Völkerfreundschaft“ (später „Astoria“), dem ersten Kreuzfahrtschiff der DDR. Gleichzeitig erzählt sie aber auch die fiktiven Lebensgeschichten von Menschen im Umfeld dieses Schiffes und verbindet diese beiden Komponenten zu einem wunderbaren Buch.

Mich haben – neben der tollen Atmosphäre auf dem Kreuzfahrtschiff – vor allem die vielen kleinen Alltagsdetails aus dem Leben der Protagonisten begeistert. So konnte ich nicht nur ganz tief in das Buch eintauchen, sondern habe auch sehr viel Interessantes und Wissenswertes über das Leben in der DDR, vor allem aus dem Schifffahrtsbereich erfahren. Ich lerne bei unterhaltsamer Lektüre gerne dazu und hier war die Mischung zwischen Unterhaltung und Information perfekt.

Die Kapitel wechseln dabei zwischen der Vergangenheit (ab 1938) und der Gegenwart (2019) ab, wobei wir viele der Protagonisten in beiden Zeitebenen begleiten dürfen. Es macht großen Spaß, ihnen immer wieder in verschiedenen Altersstufen zu begegnen, manchmal auch ganz flüchtig. Dabei sind die unterschiedlichen Protagonisten allesamt sehr menschlich, sie haben Ecken und Kanten und machen nicht immer alles richtig. Das macht sie sehr sympathisch und nahbar.

Kati Naumann kann sehr gut schreiben, das beweist sie (mal wieder) mit diesem Buch. Es liest sich sehr flüssig und wie oben schon geschrieben: ich konnte in den Geschichten wunderbar eintauchen und versinken. Allerdings (und das ist jetzt mein kitzekleiner Kritikpunkt auf sehr hohem Niveau) fehlte mir für die Höchstpunktzahl das Überraschende, Außergewöhnliche.

Fazit: Ein schönes Buch, das Unterhaltung und Information perfekt verbindet.

Bewertung vom 06.04.2025
Westerboer, Nils

Lyneham


sehr gut

Ein Science Fiction, der alles hat, was ein gutes Buch dieses Genres ausmacht: Menschen auf der Suche nach einer neuen bewohnbaren Welt; ein unbekannter und fremdartiger Himmelskörper irgendwo in den Weiten des Weltraums; futuristische Zukunftstechnologien, fantasievolle Geschöpfe und vielseitige Charaktere. Dazu kommen ethische Fragestellungen, die unaufdringlich aufgeworfen werden. Mit dem Buch zeigt Westerboer, dass auch deutsche Autoren gelungene SF schreiben können! Leider gibt es aber auch einige Kritikpunkte.

Das Buch beginnt sehr spannend mit der unsanften Landung des zwölfjährigen Henry auf dem Mond Perm in einem fernen Sonnensystem. Sofort war ich mittendrin in der Geschichte und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Leider bleibt die Spannungskurve aber nicht so, denn es folgt ein langes und manchmal auch etwas langatmiges Kennenlernen von Henry und Perm. Erst gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, es kommt zu völlig unerwarteten und fantasievollen Wendungen und wird nochmal sehr nervenaufreibend.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das Alter von Henry. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob die Zielgruppe nicht doch eher Jugendliche sind. Sind sie wohl nicht, dafür ist das Buch deutlich zu komplex und mit zu vielen naturwissenschaftlichen Details gespickt. (Ich sage nur Entropie!). Nachträglich verstehe ich zwar, warum der Autor einen Heranwachsenden in das Zentrum seiner Geschichte gestellt hat, für mich persönlich hätte es aber doch weniger Coming-of-age sein dürfen.

Neben Henrys Geschichte gibt es auch Kapitel über Henrys Mutter, die zu einer anderen Zeit als eine der ersten auf Perm versucht, die Besiedelung der neuen Welt für die nachfolgenden Menschen vorzubereiten. Als Forscherin und Biologin finden sich hier die angesprochenen naturwissenschaftlichen und auch technischen Einzelheiten. Auch wenn ich solche Infos in Romanen meist gerne lese, waren es mir hier stellenweise doch zu viele (und zu wenig vorstellbare) Details.

Fazit: Ein fantasievoller und stellenweise sehr spannender Science Fiction. Ich habs trotz einiger Kritikpunkte gerne gelesen und vergebe vier gute Sterne.

Bewertung vom 12.02.2025
May, Katherine

Überwintern. Wenn das Leben innehält


gut

Als ich das Buch in der Buchhandlung liegen sah, hat es mich sofort angesprochen. Ich lese zwischendurch gerne Erfahrungsberichte und die Idee des Buches, „Winterzeiten“ nicht nur irgendwie durchzustehen, sondern mit konkreten „Überlebensstrategien“ eigene Krisenzeiten besser zu durchleben, fand ich lesenswert.

In einzelnen Kapiteln, aufgeteilt auf die Wintermonate, nimmt sich die Autorin verschiedenen Winterthemen an. Da geht es dann um „Metamorphose“, „Dunkelheit“, aber auch „Epiphanias“.

Leider konnte das Buch meine (zugegeben hohen) Erwartungen nicht erfüllen. Ich fand es immer dann stark, wenn die Autorin aus ihrer eigenen Erfahrung berichtet, von ihren Erlebnissen z. B. mit Eisbaden oder den Umgang mit ihrer veränderten Stimme erzählt. Daneben gab es auch einige sehr interessante Informationen wie z. B. das Menschen früherer Zeiten während der Nacht einige Stunden wach waren und sich dieses Muster bei Menschen in einer Schlafstudie ohne künstliches Licht wiederholt hat. An diesen Stellen fand ich das Buch wirklich klasse.

Doch leider gibt es zwischendurch viel Infodumping, vor allem über alle möglichen Festtage im Winter. Diese Fakten waren mir nicht nur größtenteils bekannt, sondern lasen sich vor allem mehr wie ein Wikipedia-Eintrag als ein persönlicher Erfahrungsbericht. Schade. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Fazit: Stellenweise hat es mir gut gefallen, insgesamt war es mir aber zu wenig eigene Erfahrungen und zu viel allgemeine Informationen. Deswegen drei Sterne.

Bewertung vom 27.10.2024
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


ausgezeichnet

Wie so viele Bücher von Tracy Chevalier lebt auch „Das Geheimnis der Glasmacherin“ von seiner warmherzigen Atmosphäre und der Liebe zum Detail. Eher unspektakulär folgen wir der Hauptperson Orsola durch einen literarischen Trick, der mir sehr gut gefallen hat, durch die Zeit. Wir erleben mit ihr die Höhen und Tiefen der Glasherstellung auf Murano und in ihrem persönlichen Leben. Dabei treffen wir die Glasmacherfamilie Rosso, aber auch immer wieder große historische Persönlichkeiten.

Ich mochte diese ruhige Erzählweise. Vor allem fühlte ich mich „in“ dem Buch geborgen und gut aufgehoben und habe so Orsola sehr gerne begleitet. Ganz nebenbei erfuhr ich viel über die unterschiedlichen Techniken und Abläufe bei der Herstellung von Glaswaren, aber immer unaufdringlich und gut eingebettet. Im Mittelpunkt steht dabei das Perlendrehen, das Orsola praktiziert, wobei ich großen Freude daran hatte, mir die Perlen vor meinem inneren Auge vorzustellen. Auch die Beschreibungen von Venedig mit seinen Kanälen und Gassen trugen dazu bei, dass ich mich in eine andere Welt versetzt fühlte.

Die Charaktere, allen voran Orsola, sind authentisch und vielfältig beschrieben. Sie „leben“ und haben Stärken und Schwächen. Zur Authentizität tragen auch die zahlreichen italienischen Äußerungen und Redewendungen bei, die im Text eingestreut sind. Aber keine Angst – die meisten davon erschließen sich aus dem Zusammenhang und wenn nicht, gibt es im Anhang die Übersetzungen.

Das Äußere des Buches (ich rede hier von der Hardcover-Erstauflage) ist ein echter Hingucker! Normalerweise interessieren mich Farbschnitte nicht besonders, aber dieser hier, der den Verlauf des Covers aufgreift und fortsetzt, ist tatsächlich zauberhaft Und passt wunderbar zum Thema Glas!
Fazit: Ein sehr warmherziges, unspektakuläres Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 02.09.2024
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Das Büchlein gleicht einem Kammerspiel: ein eng umrissener Handlungsort (eine Hallig in der Nordsee), wenig Personal (im Wesentlichen die titelgebende Gräfin, ein abgestürzter englischer Pilot und die Bediensteten Meta und Maschmann) sowie der Fokus auf das Innenleben der Protagonisten.

Der Aufbau und vor allem die ruhige, unaufgeregte Erzählweise haben mir dabei gut gefallen. Das Buch hat wenig Handlung, es nähert sich vielmehr den Protagonisten an und erzählt deren Erleben. In der Gegenwart, aber immer wieder verweilen die Gedanken vor allem der historisch verbürgten Gräfin auch in der Vergangenheit. Dabei kommt die besondere Atmosphäre auf der Hallig, inmitten der rauen, unberechenbaren Nordsee besonders zur Geltung. Sätze in Plattdeutsch verstärken diese Wahrnehmung (aber keine Angst – auch als Süddeutsche konnte ich den Sinn verstehen).

Leider gibt es aber auch Kritikpunkte. Die Handlungen der Protagonisten, vor allem des abgestürzten Piloten im Feindesland, konnte ich oft nicht nachvollziehen. Das war für mich zum Teil unglaubwürdig. Und auch den Schluss hätte ich mir „runder“ gewünscht.

Fazit: Ich habe die ruhige Erzählung gerne gelesen. Trotz mancher Kritikpunkte gibt es von mir deswegen gerade noch vier Sterne.

Bewertung vom 04.08.2024
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


gut

Die Idee und der Beginn des Buches haben mir sehr gefallen: eine junge Französin leidet unter einer mysteriösen Krankheit, die sie dazu zwingt, pausenlos durch die Welt zu reisen.

Doch die Anfangseuphorie hat leider nicht angehalten. Zwar fand ich die Geschichte nach wie vor interessant, doch verliert sie sich für mich in zu vielen Einzelepisoden, die der Reihe nach oder auch durcheinander erzählt werden. Natürlich bleiben wir dabei immer ganz eng bei der Hauptperson Aubry und begleiten sie auf ihrem Lebensweg, doch haben mir die Querverbindungen zwischen den einzelnen Begebenheiten gefehlt. Menschen und Dinge tauchen auf und verschwinden wieder, als hätte es sie nie gegeben. Das fand ich schade, als Leserin wurde ich immer wieder neugierig gemacht – und dann oft ohne Erklärung stehengelassen.

Am Ende schafft es der Autor dann doch, die Kurve zu bekommen und aus den vielen Einzelteilen ein großes Ganzes zu machen. Für mein Empfinden kam das zu spät, da hatte ich den Spaß am Buch schon verloren.

Dazu kommt, dass mir Aubry fremd geblieben ist, obwohl ich so viel (Lese-)zeit mit ihr verbracht habe. Im Endeffekt weiß ich nichts weiter von ihr, als dass sie eine Getriebene des Schicksals ist. Gut gefallen haben mir dagegen die unterschiedlichen Handlungsorte weltweit. In die Orte und auch in die beschriebene Zeit (um 1900) konnte ich mich gut hineinversetzen. Hierbei orientiert sich der Autor sehr an der Realität, an anderen Stellen wird das Buch dagegen sehr mystisch.

Fazit: Eine ungewöhnliche und faszinierende Geschichte, die für mich aber viel zu sehr zerfaserte. Deswegen nur drei Sterne.

Bewertung vom 06.06.2024
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

Sarah Brooks nimmt uns mit auf eine spannende, fantastische und überraschende Reise durch das sogenannte „Ödland“, ein imaginäres Gebiet zwischen Peking und Moskau. Damit konnte sie mich auf ganzer Linie begeistern und so war ich sehr gerne Teil dieser einzigartigen Zugfahrt.

Das Buch lässt sich nicht in ein Genre einteilen. Fantasy, Zeitgenössisches oder doch Historisch? Begründbar wären alle Zuordnungen. Ich mag solche außergewöhnlichen Bücher, die sich nicht in Schubladen und Genres stecken lassen und mich eigene Entdeckungen machen lassen.

Ich konnte ganz in die Atmosphäre des Buches eintauchen. Drinnen „Steam-Punk-Nostalgie“, draußen ein geheimnisvolles, lebensfeindliches Land. Brooks schaffte es, mich mitzunehmen und in der Geschichte versinken zu lassen. Dabei mochte ich nicht nur die Reiseatmosphäre, sondern auch die Reisegesellschaft aus ganz unterschiedlichen Charakteren. Sie erwachten in meinem Kopf zum Leben und ich bin mit ihnen durch das Ödland gereist. Jede/jeder hat eine eigene Geschichte, die sich während der Fahrt mit dem Schicksal der anderen verbindet.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Unaufgeregt, anschaulich und mit viel Liebe zum Detail erzählt die Autorin von den ungewöhnlichen Vorkommnissen auf der Reise. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Hilfreich zur noch besseren Vorstellung ist die schöne und aussagekräftige Grafik des Zuges auf den Klappentexten.

Fazit: Ein tolles Buch, das ich jedem, der sich auf ungewöhnliche Reisen einlassen mag, nur ans Herz legen kann! Mich hat es begeistert und so vergebe ich gerne die ausgezeichnete Wertung von fünf Sternen.

Bewertung vom 17.03.2024
Höller, Kristin

Leute von früher


ausgezeichnet

Das Buch hat eine ganz eigenartige und einzigartige Atmosphäre, die mich von Anfang an in einen Lesesog gezogen hat. Wie eine Insel im Dunst ist vieles nicht greifbar, verschwommen oder undurchsichtig. Doch gerade dieses geheimnisvolle macht für mich einen großen Reiz des Buches aus.

Auf der (sichtbaren) Oberfläche ist die Handlung schnell erzählt. Marlene ist eine moderne junge Frau mit vielen Möglichkeiten, aber ohne Ziel. Etwas verloren lässt sie sich treiben und landet so als Saisonkraft auf der Insel Strand. Sie ist ein interessanter Charakter, einsam und auch für uns als Leserinnen wenig zugänglich. Nicht unsympathisch, aber wenig nahbar. Doch genau das passt zu dieser Geschichte, eine faszinierende Mischung als modern und alt, aus der distanzierten Marlene und der verwurzelten Janne.

Mehr möchte ich über das Geschehen gar nicht erzählen, es ist ein Buch zum Selberlesen und Selbstentdecken. Ganz bestimmt wird jede Lesende andere Schwerpunkte hinter der eigentlichen Handlung entdecken. Dabei ist das Buch sehr angenehm zu lesen, wobei sich das entschleunigte Inselleben auch im ruhigen Erzähltempo niederschlägt. Ein entspannendes Buch, das aber auch anregt und zum Mitdenken einlädt. Die Sprache ist dabei sehr klar und bildhaft, ich las nicht, ich war dabei. Mit Janne in der Räucherkammer, mit Marlene im Sturm auf dem Deich und beim eiskalten nächtlichen Bad in den Salzwiesen.

Fazit: Große Leseempfehlung an alle, die sich gern auf vielschichtige Bücher einlassen und sich eigene Gedanken dazu machen mögen. Mir hat es sehr gut gefallen und so vergebe ich natürlich fünf verdiente Sterne.

Bewertung vom 13.12.2023
Neumann, H. Dieter

Auf Tiefe


sehr gut

Der Titel „Auf Tiefe“ (so sperrig er für mich als Landei erstmal sein mag), ist perfekt gewählt. Haben doch nahezu alle Kurzgeschichten in dem Band Tiefgang und es werden trotz des begrenzten Umfangs ganze Lebensgeschichten erzählt. Daneben deutet der Titel perfekt an, dass es sich hierbei um Kurzgeschichten ganz nahe am oder sogar im Meer handelt, im besten Sinne „See- und Küstengeschichten“, wie der Untertitel verrät.

Hervorheben möchte ich bei allen Geschichten vor allem die starke Charakterzeichnung der Personen. Der Autor hat es geschafft, unverwechselbare und sehr authentische Protagonisten zu schaffen, denen man ihr Auftreten und Verhalten jederzeit abnimmt, auch wenn sie auf den ersten Blick „unlogisch“ handeln. Doch sie sind alles wahre Originale, wie es wohl nur eine starke Verwurzelung in ihre raue Heimat schaffen kann.

Wie bei einer Kurzgeschichtensammlung erwartbar gefallen manche Geschichten mehr als andere. Mein ganz persönliches „Highlight“ dabei ist „Flucht übers Eis“ nach einer wahren Geschichte. Es sind sehr vielseitige und ganz unterschiedliche Geschichten aus verschiedenen Zeiten und Orten. Insgesamt hätte ich mir die Sammlung etwas „erbaulicher“ gewünscht, auch wenn viele der angesprochenen Probleme und Fragen unbestreitbar wichtig sind. In der Vielzahl der „tragischen“ Geschichten hat die Lektüre manchmal etwas niederdrückend auf mich gewirkt.

Fazit: Verschiedene Kurzgeschichten rund um das Meer, die ich gerne gelesen habe. Die ein oder andere „erbaulichere“ Geschichte hätte es für mich mehr sein dürfen, doch auch so vergebe ich gern vier Sterne.