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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 512 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


ausgezeichnet

1980 wird Carl Fletcher vor seinem Haus entführt, er kommt zwar, gegen eine Lösegeldzahlung, nach einigen Tagen wieder frei, doch die Entführung wirkt sich sein ganzes Leben lang auf ihn und seine Familie aus. Etwa 40 Jahre später trifft man die Fletchers wieder und erfährt, wie es ihnen nun geht.

Es geht ihnen nicht gut, so viel kann ich schon sagen. Ich finde die Erzählweise interessant, zunächst erfährt man nacheinander das Leben der drei Kinder, später auch das der Ehefrau, und schließlich sogar mehr über Carls Empfinden. So kommt man jedem dieser Familienmitglieder nahe, kann ihr Wesen nachvollziehen. Was man da liest, ist nicht immer schön, teilweise sehr heftig. Die Autorin nimmt da auch kein Blatt vor den Mund, weder bezüglich der Ereignisse noch der Worte, die sie benutzt.

Zunächst noch ein Wort zur Familie Fletcher: Großvater Zelig ist seinerzeit vor den Nationalsozialisten in die USA geflüchtet und hat dort ein Unternehmen aufgebaut, das die Familie sehr reich machte. Ein bisschen nimmt der Roman auch das jüdische-amerikanische Leben auf die Schippe, zum Beispiel, wenn sich alle Frauen die selbe Nase machen lassen. Überhaupt scheint immer wieder, vor allem schwarzer, Humor auf, so dass der Roman bei aller Tragik auch unterhaltsam ist.

Vieles, was der Familie geschieht, scheint mehr oder weniger überzogen, vieles sah ich auch so nicht kommen. Die Familienmitglieder und auch einige Bekannte wirken ebenfalls teilweise überzogen, so dass man eben nicht alles ganz ernst nehmen kann, womöglich hätte man sonst mehr mitleiden müssen, so ergab sich, zumindest für mich, eine gewisse Distanz.

Zunächst begegnet man Bernard, Beamer genannt, dem mittleren Kind, dem jüngeren Sohn, der, zunächst zusammen mit einem Freund Drehbücher schreibt, eine Nichtjüdin geheiratet hat, die zudem noch deutschstämmig ist. Beamers Geschichte empfand ich persönlich als am heftigsten. Nathan, der Älteste, hat viele Phobien und tut sich in seinem Job als Anwalt schwer. Jennifer war zur Zeit der Entführung ihres Vaters noch nicht geboren, sie ist sehr intelligent, weiß dies aber nicht zu nutzen und scheint mit ihrem Leben überfordert. Und dann ereilt die Familie auch noch eine Katastrophe.

Die Erzählerin durchbricht hin und wieder die vierte Wand, stellt den Leser:innen schon mal eine Frage, und lässt durchblicken, sie würde die Geschichte der Fletchers aus erster Hand kennen, vor allem gegen Ende wertet sie auch. Das bringt einen zusätzlich zum Nachdenken.

Ich denke, der Roman wird polarisieren, nicht jedem gefallen. Ich mag ihn, und habe Lust bekommen, mehr von der Autorin zu lesen. Ich mag aber auch Familiengeschichten, die es in sich haben, diese hat es auf jeden Fall, und Romane, die auf gewisse Weise herausfordernd sind. Auch wenn ich eine gewisse Distanz zur Familie entwickelt hatte, erzeugte ihr Schicksal bei mir doch Emotionen. Wahrscheinlich werde ich noch öfter an die Fletchers zurückdenken, und froh sein, keine von ihnen zu sein.

Bewertung vom 18.05.2025
Der erste Fürst / Codex Alera Bd.6
Butcher, Jim

Der erste Fürst / Codex Alera Bd.6


ausgezeichnet

Die Vord überschwemmen Alera, die Aleraner kommen kaum dagegen an. Bernard, Tavis Onkel, hat Calderon gut auf die Invasion vorbereitet, und so wird dieses kleine Tal zum letzten Bollwerk. Derweil ist Tavi mit seinen Legionen und den Canim nach Wochen auf See wieder in Alera gelandet, und hofft darauf, die Vordkönigin besiegen zu können. Auch er macht sich auf den Weg nach Calderon.

Der letzte Band der sechsteiligen Reihe ist einfach unglaublich spannend. Auch die anderen Bände waren das, keine Frage, aber hier geht es um alles, und die Vord, besonders ihre Königin, scheinen alle Trümpfe in der Hand zu haben. Dass es auch auf der anderen Seite Trümpfe geben wird, kann man als Kenner:in der Reihe ahnen, zumal Tavi immer Ideen hat. Doch hier scheinen auch diese zu versagen, und so muss man mit den liebgewonnenen Charakteren bis zum Ende mitzittern. Erzählt wird wieder aus verschiedenen Perspektiven, so dass man das Geschehen umfassend miterlebt. Natürlich bleiben immer wieder Geheimnisse, die in der Regel zu überraschenden Wendungen führen, so behält Tavi seine Ideen zunächst grundsätzlich für sich, und weiht nur ausgesuchte Mitkämpfer:innen ein, die Leser:innen aber meist nicht. Mir gefällt auch gut, dass es endet, wo es damals begann, in Calderon, Tavis Heimat.

Jim Butcher hat in dieser Reihe gezeigt, welches Talent er hat, komplexe Charaktere zu erschaffen, Charaktere, die man so schnell nicht vergisst, und mit denen man sehr mitfühlen kann. Je weiter der Roman fortschritt, desto atemloser habe ich gelesen, desto mehr hat mich die Geschichte mitgenommen, und desto mehr habe ich mich gefreut, wenn kleine Siege erreicht wurden und Charaktere überlebt haben. Ich werde wohl noch länger an Tavi, Isana, Kitai, Bernard und all die anderen denken, die mich nun schon länger begleitet haben. Der Abschied macht mich tatsächlich etwas traurig. Selten habe ich so mitfühlen können, hatte Gänsehaut beim Lesen und das Gefühl, die Charaktere wirklich gut zu kennen.

Man lernt in diesem Band nun auch die Vordkönigin besser kennen. Sie erhält zwar keine eigene Perspektive, das wäre wohl auch nicht passend, aber in ihrer Nähe sind zwei Frauen, deren Perspektiven wir miterleben, eine hat sich mit den Vord verbündet, die anderev wurde von ihnen entführt. Auch das bekommt Jim Butcher immer sehr gut hin, die Feinde werden greifbar, wenn auch in diesem Fall nicht so, dass man wirkliches Verständnis aufbringen könnte.

In welchem Roman ist ein Prolog um die 60 Seiten lang? Hier ist das der Fall, das erste Kapitel startet erst auf Seite 63. Der Prolog führt uns zu den verschiedenen Gruppen, man erfährt, wo diese gerade sind, was sie gerade machen, ein guter Start in den Roman, wie ich finde, man bekommt einen guten Überblick, bevor es richtig zur Sache geht. Es gibt auch einen Epilog, dieser erzählt vom Danach. Wie die Geschichte endet, verrate ich natürlich nicht, den Epilog empfand ich aber als guten Abschluss.

Der sechste Band der Reihe ist ein Pageturner, der mich atemlos lesen ließ, und die sehr lesenswerte Reihe zu einem gelungenen Abschluss führt. Ich lege Genrefans diese Reihe sehr ans Herz!

Bewertung vom 10.05.2025
Die Befreier von Canea / Codex Alera Bd.5
Butcher, Jim

Die Befreier von Canea / Codex Alera Bd.5


ausgezeichnet

Tavi begleitet die Canim in ihre Heimat, hoffend Unterstützung für den Kampf der Aleraner gegen die Vord zu bekommen. Mit Schrecken müssen sie feststellen, dass die Heimat der Canim mittlerweile selbst von den Vord überflutet wurde, und versuchen zu retten, was noch zu retten ist.

Der fünfte Band der Reihe, die mich schon länger begleitet, ist nun auch gelesen. Jeder Band ist ein bisschen wie nach Hause kommen, denn die Charaktere sind mir längst ans Herz gewachsen, vor allem Tavi und seine Familie. Im letzten Band gab es eine große Enthüllung um Tavi, die mich zwar überrascht, aber nicht verwundert hat, denn sie passt auf diesen großartigen Protagonisten, der sich so viel erkämpfen musste, und dabei immer loyal war und auch andere mit im Blick hatte. Zudem musste er, der lange der einzige war, der keine Elementmagie beherrschte, sich auf andere Fähigkeiten besinnen. Nun, so langsam scheint sich die Magie in ihm doch zu regen, wird aber nun seinen Charakter höchstens noch verstärken können.

Tavis Perspektive ist nicht die einzige, aus der erzählt wird, auch seine Familie, die ehemalige Wehrhöferin Isana und Amara, die Ehefrau ihres Bruders, werden bedacht. Alle ebenso gelungene Charaktere wie Tavi. Isana hat mir in diesem Band sogar einen heftigen Gänsehautmoment beschert. Dazu gibt es noch den einen oder anderen Abschnitt aus weiteren Perspektiven. In jeder Perspektive ist es spannend, alle müssen sich in Gefahr bringen, um Leben zu retten und den Vord möglichst zu schaden, und ich habe sehr mitgezittert.

Mir gefällt auch gut, wie die Gegner nach und nach mehr Tiefe bekommen. Waren es zunächst das Barbarenvolk der Marat, danach die Canim, und nun die Vord, jede Gruppe lernt man besser kennen, erfährt immer mehr von ihnen. Die Marat, ebenso wie die Canim, entwickelten sich mit der Zeit zu Verbündeten, wenn auch vielleicht nicht unbedingt für immer. Das wird wohl mit den Vord nicht geschehen, dazu sind sie zu fremdartig und zu erbarmungslos. Natürlich sind auch sie entwicklungsfähig, passen sich ihren Gegner an, so scheinen sie nun auch Elementarmagie wirken zu können, was sie noch gefährlicher macht. Die Vord sind tatsächlich auch für mich als Leserin ein besonderer Antagonist, vor allem aber auch sehr gruselig. Gut gefallen hat mir übrigens auch, dass die Eismenschen eine kleine, aber wichtige Rolle spielen, und man sie auf dem Weg auch ein bisschen besser kennenlernt.

Über Amara und Isana erfährt man auch, was während Tavis Abwesenheit in Alera geschieht, und auch hier muss man um das Leben der liebgewonnenen Charaktere bangen, während man sich über andere aufregt. Insgesamt ist dieser Roman wieder sehr spannend. Dieses Mal habe ich direkt danach den letzten Band der sechsteiligen Reihe in Angriff genommen, ich muss jetzt einfach wissen, wie es enden wird, auch wenn das dann auch eine Trennung für mich bedeutet.

Band 5 der Codex Alera-Reihe ist wieder sehr spannend, treibt die Handlung interessant voran und lässt sich kaum aus der Hand legen. Ich kann die ganze Reihe, die man unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen sollte, Genrefans uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 08.05.2025
Rumpels Rückkehr / KoboldKroniken Bd.5
Bleckmann, Daniel

Rumpels Rückkehr / KoboldKroniken Bd.5


ausgezeichnet

Dario macht sich Sorgen um den Kobold Rumpel, der spurlos verschwunden ist. Doch nun steht erst einmal die Projektwoche in der Schule an. Dabei treffen Dario und sein Freund Lennart auf eine Art silbernes Wollknäuel, das sie anscheinend ein Stück in der Zeit versetzt hat. Und dann erhalten sie auch endlich eine Nachricht über Rumpels Aufenthalt. Ein neues Abenteuer in Kwertz beginnt.

Die Koboldkroniken-Reihe ist etwas ganz besonderes, denn sie wird nicht nur schnöde als fortlaufender Text erzählt, nein, Dario führt Tagebuch, in das er malt, zeichnet und Bilder und Gefundenes klebt, und all das wird von Zeichner Thomas Hussung perfekt umgesetzt. Auch die tollen Cover, die immer einen Ausschnitt haben, hier sieht es dann wie Gitterstäbe aus, sind besonders. Neben der Reihe, deren fünften Band ich hier rezensiere, gibt es noch verschiedene Zusatzprodukte. Leider geht die Reihe bald zu Ende, was wirklich sehr schade ist.

In diesem Band werden die Leser:innen zusammen mir den Protagonist:innen nicht nur nach Kwertz, die Koboldwelt, reisen, sondern auch in ein früheres Kwertz, und hautnah bei historischen Ereignissen dabei sein. Für mich kam das überraschend, hat mir aber sehr gut gefallen. Es wird wieder sehr spannend, und man lernt Kwertz noch ein bisschen besser kennen.

Die Koboldkroniken-Reihe ist besonders, und auch der fünfte Band steht dem nicht nach, die Verknüpfung von Text und Illustrationen ist perfekt und macht das Lesen zum Vergnügen, nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene, die zudem noch die eine oder andere Anspielung finden. Man sollte die Bände, die ich alle uneingeschränkt empfehlen kann, unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen.

Bewertung vom 07.05.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


gut

Loulie wurde als kleines Kind von dem Dschinn Qadir gerettet, seitdem sind die beiden zusammen unterwegs. Ein magisches Relikt bietet ihnen die Möglichkeit, andere Relikte aufzuspüren, die Loulie als Mitternachtshändlerin verkauft.

Mazen ist der jüngste Sohn des Sultans. Seine Mutter wurde von einem Dschinn getötet, seitdem hasst seine Vater diese Wesen und verbietet Mazen den Palast zu verlassen, aus Angst, ihn auch noch zu verlieren. Omar, der älteste Prinz dagegen ist ein erfolgreicher Dschinnjäger. Ihm unterstehen weitere Jäger, die 40 Räuber, zu denen auch Aisha gehört.

Eines Tages wird Loulie vom Sultan ausgeschickt, ein besonderes Relikt zu finden. Eine gefahrvolle Reise beginnt.

Die Geschichte wird aus den Perspektiven Loulies, Mazens und Aishas erzählt. Leider gelingt es der Autorin nicht, den Protagonist:innen Tiefe zu geben, sie kommen mir dadurch auch nicht näher, ihr Schicksal berührt mich kaum. Lediglich Qadir fand ich nicht nicht nur interessant, mit ihm habe ich auch mitfühlen können. Neben ihm gibt es nur einen weiteren Charakter, den ich mag, und dessen weiteres Schicksal mich wirklich interessiert, nämlich der dritte Prinz, Hakim. Leider nimmt er hier nur eine recht kleine Nebenrolle ein.

Auch die Geschichte bleibt oberflächlich und erscheint mir nicht immer logisch. Oft hat man das Gefühl, dies oder jenes passiert nur, weil die Geschichte weiter fortgeführt werden muss, nicht, weil es sich aus dem Geschehen und den Charakteren heraus ergibt. Weitere Charaktere werden eingeführt, bleiben aber ebenso blass und uninteressant. Das alles ist schade, weil der Plot eigentlich interessant und vielversprechend ist. Teilweise wird recht langatmig erzählt, dann wieder überschlugen sich die Ereignisse, besonders während der Kämpfe wird es unübersichtlich. Unterm Strich lebte die Geschichte für mich nicht wirklich.

Das Setting zwar fiktiv, trägt aber orientalische Züge und erinnert immer wieder an die Geschichten aus 1001 Nacht. Geschichtenerzählen ist ein beliebter Zeitvertreib, Geschichtenerzähler sind geschätzt, und so sind zwischen den oben genannten Perspektiven auch ein paar Geschichten, die man sich in jener Welt erzählt, eingestreut. Das macht es authentischer, ebenso die eingestreuten arabischen Begriffe, die in einem vorangestellten Glossar erklärt werden. Besonders gelungen ist aber in meinen Augen auch das Worldbuilding nicht, hin und wieder gelingt es der Autorin aber doch, orientalisches Flair zu vermitteln, da werden Ortschaften oder die Wüste lebendig.

„Der Sternenstaubdieb“ ist der erste Band der Sandsea Chronicles, es sollen wohl noch zwei weitere folgen. Ob ich diese lesen möchte, weiß ich noch nicht. Einerseits möchte ich schon wissen, wie es weitergeht, zumal die Geschichte an einem interessanten Ort endet, andererseits hat mich die Geschichte bisher leider nicht wirklich überzeugen können.

Leider hat mich der Roman enttäuscht. Titel, Cover und Setting hatten mich sehr angesprochen, auch der Plot hat Potential, jedoch wurde dieses nicht ausgeschöpft, die Charaktere bleiben eher blass, ebenso die Welt und die Geschichte. Ich vergebe 2,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 03.05.2025
Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


ausgezeichnet

Wer von uns Leser:innen möchte nicht einmal in einen Roman reisen? Eine kleine versteckte Buchhandlung in London macht es in diesem Roman möglich. Die Libronauten besitzen eine ganz besondere Stimme, die es ihnen ermöglicht, sich und andere in die Romanwelten zu lesen. Einer von ihnen ist Adam. Seine beiden letzten Buchreisen allerdings waren nicht ungefährlich, denn die Gäste hielten sich nicht an die Regeln und wichen vom Pfad ab. Merkwürdigerweise fanden sie dabei eine Tür, die mitten in der Landschaft stand. Nicht nur die Frage nach der Tür beschäftigt Adam danach, er muss auch erkennen, dass in seinem Leben nicht alles so ist, wie er bisher dachte.

Vor einiger Zeit bin ich schon mit anderen Protagonist:innen in Bücher gereist, doch das Déjà vu, das sich deswegen einstellte, hat sich schnell wieder verflüchtigt, denn die Geschichte, die ich hier lesen konnte, nimmt einen ganz anderen Weg.

Wie von Akram El-Bahay gewohnt, ist dieser Weg sehr phantasievoll und die Geschichte sehr bildhaft erzählt, sie hat mich schnell gepackt. Der Autor hat eine interessante und sehr spannende Geschichte entwickelt, mein Kopfkino hatte viel zu tun. Wie immer ist auch wieder einiges an Mythologie verwoben.

Im Laufe der Geschichte betritt man mehrere Bücher und lernt eine Reihe Charaktere kennen, die nicht alle menschlich sind. Die Hauptcharaktere sind alle gut gezeichnet, vor allem Adam kam mir schnell nahe. Es gibt auch um ihn ein Geheimnis, über dessen Auflösung ich schon ein bisschen gerätselt habe, ich bin gespannt, was dahinter steckt. Die Antagonisten, bisher sind es nur Männer, geben auch Rätsel auf, denn man fragt sich schnell, warum sie so handeln, wie sie handeln, auch hier habe ich mir schon Gedanken gemacht.

Am Ende ist die Geschichte noch nicht auserzählt, denn es handelt sich um den ersten Band einer Dilogie. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Der Autor erzählt wie von ihm gewohnt phantasievoll, bildhaft und spannend eine originelle Geschichte. Genrefans sollten zugreifen.

Bewertung vom 30.04.2025
Mordsmäßig verkorkst
Louis, Saskia

Mordsmäßig verkorkst


sehr gut

Bald soll geheiratet werden, doch Louisa Manu und ihr Verlobter Kommissar Joshua Rispo sind sich noch in kaum einem Punkt einig. Mit ihrer schwangeren Schwester Emily versucht Louisa wenigstens schon einmal eine schöne Location zu finden. Bei der Besichtigung eines Weingutes, das in Frage käme, fällt ihr im wahrsten Sinne eine Leiche vor die Füße. Josh kennt Louisa mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie sich nicht aus den Ermittlungen heraushalten wird, doch dieses Mal sind ihre Aktionen wirklich krass.

Der neunte Band der Reihe hat wieder einen sehr passenden Titel, immerhin wird der Mitarbeiter des Weingutes mit einem Korkenzieher ermordet. Mir gefallen Titel und Cover der einzelnen Bände immer richtig gut, sie passen jedes Mal perfekt zum jeweiligen Mordfall.

Natürlich sind neben Louisa, Josh und Emily auch alle anderen beliebten Charaktere wieder mit dabei, unter anderem Louisas Familie und ihre ehemalige Angestellte Trudi, die besonders viel zum Humor der Reihe beiträgt. Der Fall bietet die Möglichkeit, mitzuraten, und so hatte ich auch ziemlich schnell einen Verdacht, der sich letztlich bewahrheitete. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Reihe lebt vor allem vom Humor und von Louisas absurden Gedankenspielen und Handlungen, auch hier ist der arme Josh, und nicht nur er, schnell wieder in Gefahr, ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln zu bekommen.

Auch die Verdächtigen, die zu zwei verschiedenen konkurrierenden Weingütern gehören, sind gut, wenn auch etwas überzeichnet, charakterisiert, man kann sie sich gut vorstellen. Gut gefallen hat mir, dass Joshuas Kollege Marvin eine größere Rolle erhalten hat, und man ihn so ein bisschen besser kennen lernen konnte. Die Lösung des Falls ist nachvollziehbar.

Der neunte Band passt perfekt zum Rest der Reihe, wer diese mochte, kann auch hier wieder zuschlagen. Der Humor, der die Reihe auszeichnet, ist möglicherweise nicht jedermanns Sache, wer diese Art Krimi mag, sollte aber auf jeden Fall einen Blick riskieren. Ich empfehle, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Bewertung vom 23.04.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


sehr gut

Die Redaktion einer deutschen Zeitung erhält eine äußerst brisante Information über den erst kürzlich nicht erneut gewählten usamerikanischen Präsidenten. Doch soll man diese wirklich veröffentlichen? Immerhin steht man kurz vor einer Fusion mit einem usamerikanischen Konzern, die vielleicht daran scheitern könnte.

Dies ist bereits der dritte Roman um den Journalisten David Jakubowicz, für mich allerdings der erste, mir war vor dem Lesen gar nicht klar, dass es sich um eine Reihe handelt. Man kann diesen Roman gut ohne Vorkenntnisse lesen, doch die vereinzelten Erinnerungen an frühere Ereignisse machen mich neugierig auf die Vorgängerbände.

David gefällt mir gut, er ist sympathisch, und lässt sich nicht gerne manipulieren. Von den Ereignissen, die hier geschehen, ist er auch stark persönlich betroffen. Zunächst ist man bei der Redaktionskonferenz dabei, bei der die bereits erwähnte Entscheidung getroffen werden soll, dann erfährt man nach und nach, wie es überhaupt so weit kam. Im Laufe der Erzählung gibt es ein paar Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen, anderes konnte ich dagegen ahnen.

Von der Vielzahl der Charaktere war ich zunächst ein bisschen erschlagen, doch nach und nach klärt sich das. Es gibt neben David ein paar andere wichtige Charaktere, teilweise wird aus deren Perspektiven erzählt wird. Nicht jede:r von ihnen ist mir sympathisch, aber interessant sind die meisten. Insgesamt verlangt der Roman schon eine gewisse Aufmerksamkeit, auch wegen der nach und nach aufgedeckten Erkenntnisse.

Das Thema des Romans ist hochaktuell und für sich schon sehr brisant. Tatsächlich stattgefundene Ereignisse spielen hier zudem eine wichtige Rolle, allen voran der Sturm auf das Kapitol am 06.01.2021. Ich finde die Verknüpfung der realen Ereignisse mit dem fiktiven Geschehen sehr interessant und spannend. Spannend ist auch der gesamte Roman, der für mich schnell zum Pageturner wurde. Hin und wieder gibt es für mich kleine Irritationen, am Ende habe ich ihn aber zufrieden zugeklappt.

Spannend, aktuell, brisant, der Roman war für mich ein Pageturner, der aber auch Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert.

Bewertung vom 22.04.2025
Kerze & Krähe
Hearne, Kevin

Kerze & Krähe


ausgezeichnet

Der Siegelmagier Al MacBharrais ist aus Australien zurück in Schottland. Mit ihm gekommen ist die irische Todesgöttin Morrigan, die ihr Leben ändern möchte, und sich Unterstützung von Al erhofft. Auch sonst ist Als Leben alles andere als ruhig. Buck Foi, der Hobgoblin, der für ihn arbeitet, hat Probleme mit der Familie, Als Buchhalterin Nadia möchte eine neue Religion etablieren, und Al selbst endlich seine Flüche loswerden, auch, weil er sich in absehbarer Zeit zur Ruhe setzen möchte.

Der dritte Band der Reihe ist auch der Abschluss der Trilogie, schade, denn ich bin gern mit dem Siegelmagier Al unterwegs. Aber vielleicht trifft man ihn ja noch einmal wieder. Erst einmal bietet dieser Roman eine Menge Aufregung, für Al, aber auch für uns Leser:innen. Die Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass es verschiedene Mythen und Religionen tatsächlich gibt, die entsprechenden Wesen und Götter mit den Menschen Verträge haben, die die Siegelmagier überwachen müssen. So muss Al hier zum Beispiel zwischen den Blauen Männern, eine Art Feenwesen, und der britischen Regierung vermitteln. Daneben gibt es auch ein paar Aktionen, die nicht ganz auf dem Boden des Rechts ablaufen, aber halt irgendwie nötig sind. Es gibt Tote, aber auch viel zu lachen.

Auch die Suche nach den Verursachern seiner beiden Flüche, ist alles andere als einfach, und bringt Al nicht nur in verschiedene Länder, sondern auch in akute Lebensgefahr. Als er dann endlich weiß, wem er die Flüche zu verdanken hat, wird es nicht leichter, eher noch schwieriger.

Die Trilogie spielt in der selben Welt wie die Romane über den Eisernen Druiden, dem Al in Band 2 bereits begegnet ist. Kevin Hearne hat eine interessante Welt gestaltet, die unsere mit den bereits oben erwähnten mythologischen Wesen und Göttern bereichert. Al selbst ist zudem Schotte, so dass auch das Schottische in den Roman Einzug hält. Im Anhang gibt es daher ein Glossar, in dem man auch Aussprachehinweise erhält. Natürlich wird auch Als Nachname nicht so ausgesprochen, wie man auf den ersten Blick denken könnte.

Gut passt auch, dass der Autor Al selbst in Ich-Form erzählen lässt. So sind wir immer nah dabei und erleben alles aus seiner Perspektive. Erzählt wird anschaulich und spannend. Die Charaktere rund um Al muss man einfach mögen, auch wenn manch eine:r zunächst etwas undurchsichtig war, mittlerweile kennt und mag man sie, auch über Gladys, die schon viel Schxxx erlebt hat (ja, so wird sie hier nun mal genannt), erfährt man endlich mehr.

Als Abschlussband bietet der Roman natürlich auch einen gewissen Abschluss für die einzelnen Charaktere, mir gefällt es gut, wie wir sie verlassen.

Die Triologie um den Siegelmagier Al MacBharrais endet gelungen, alle Charaktere sind an einem Punkt, an dem man sie gut alleine weitermachen lassen kann, ohne Möglichkeiten zu verspielen, sie vielleicht doch noch einmal wiederzutreffen. Ich freue mich aber auch schon auf all die anderen Werke, mit denen uns Kevin Hearne noch beglücken wird. Sehr gerne empfehle ich die gesamte Trilogie, die man am besten der Reihenfolge nach liest.

Bewertung vom 18.04.2025
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir?


weniger gut

Juno lebt mit ihrem kranken Ehemann Jupiter zusammen. Ihr Leben scheint sie nicht auszufüllen, nachts chattet sie mit sogenannten Lovescammern. Einer von ihnen, Benu, lässt sich auf eine längere Chatbeziehung ein, wohl wissend, dass Juno weiß, was er ist.

Ich hatte gewisse Erwartungen an den Roman, zum Beispiel dachte ich an eine humorvolle Erzählung, eine interessante Protagonistin und einen authentischen Pflegealltag. Leider bekam ich all das nicht. Mit Juno wurde ich nicht warm. Man kann auch nicht behaupten, sie würde ihren Ehemann pflegen, Jupiter erledigt fast alles allein, was ihm nicht immer leicht fällt, mir tat er durchgehend einfach nur leid. Das Ehepaar lebt zudem eher nebeneinander her als miteinander. Ich habe selbst gepflegt und weiß, was das bedeutet.

Die Situation mit den Lovescammern hätte ich mir tatsächlich humorvoller vorgestellt, Juno erzählt diesen irgendwelche Geschichten über sich, die selbstverständlich nicht stimmen. Das hätte sehr (schwarz)humorig ausfallen können, ist es aber leider nicht, in meinen Augen sind die Chats, auch die mit Benu, eher banal. Ich konnte auch nicht so recht nachvollziehen, was sie sich von der „Beziehung“ zu Benu erwartete. Am Ende sind damit zwei Chancen verspielt worden, tiefer zu gehen, nämlich sowohl bezogen auf das Lovescammen als auch auf die Pflegesituation.

Etwas tiefergehend sind zwei andere Themen. Juno ist Tänzerin und Performancekünstlerin, das kommt im späteren Verlauf zum Tragen, wo man mehr erfährt über ihr Training und die Projekte, die sie verfolgt, während man zunächst eher das Gefühl hatte, Juno sitzt den ganzen Tag zu Hause und langweilt sich.

Außerdem hat Juno ein Faible für Tattoos. Obwohl das Geld kaum zum Leben reicht, lässt sie sich eines nach dem anderen stechen. Diese werden recht ausführlich beschrieben, und leiten den Roman sogar ein. Auch sonst scheint ihr Leben eher um sich selbst zu kreisen.

Manches in diesem Roman ist offensichtlich autobiografisch. So ist auch Martina Hefter Tänzerin und Performancekünstlerin und ihr Ehemann ist Autor und leidet an Multipler Sclerose. Nicht ganz nachvollziehen konnte ich die Namen der Charaktere, die alle aus dem Mythologischen entlehnt sind.

Meine Erwartungen waren groß, wurden aber nicht erfüllt. Leider kam mir auch die Protagonistin weder nahe noch war sie mir sympathisch, im Gegenteil. Die Geschichte empfand ich eher als banal.