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PMelittaM
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Köln

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Insgesamt 590 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2025
Gaiman, Neil;Williams III, J. H.

Ouvertüre / Sandman Bd.11


ausgezeichnet

Ein verrückt gewordener Stern führt das Ende der Welt herbei. Dream von den Ewigen, der daran nicht ganz unschuldig ist, versucht dem Untergang zuvor zu kommen.

Dieser Band ist ein Prequel zur Sandman-Reihe, der lange vorher spielt, aber erst nach Ende der Reihe erschienen ist. Passend zur ziemlich abgefahrenen Geschichte gibt es sehr fantastische Zeichnungen J. H. Williams III, oft, aber nicht nur, sehr bunt, manchmal fast psychedelisch, aber immer wunderschön.

Mich hat dieser Comicband absolut geflasht. Wer die Sandman-Reihe noch nicht kennt, sollte diesen Band erst nach der Reihe lesen, es wäre sonst wahrscheinlich zu verwirrend. Man sollte Dream und die anderen Ewigen, aber auch einige Inhalte der zehn Bände der Reihe kennen.

Wunderbar fantastischer Prequel-Einzelband zur Sandman-Reihe, den man nicht auslassen, aber erst im Anschluss an die Reihe lesen sollte.

Bewertung vom 14.12.2025
Hewlett, Rosie

Medea


sehr gut

Medea, eine Person aus der griechischen Mythologie, der man das schlimmste nachsagt, was eine Mutter tun kann – wahrscheinlich kennen viele zumindest Teile ihrer Geschichte. Rosie Hewlett hat ihr mit diesem Roman eine Stimme gegeben, und am Ende wird man Medea vielleicht besser verstehen können.

Die Autorin lässt Medea selbst in Ich-Form erzählen, das ist meiner Meinung auch notwendig, denn es ist wichtig, sie nicht nur von außen beobachten zu können, sondern auch ihre Gedanken und Emotionen hautnah mitzuerleben. Der Roman beginnt mit der kindlichen Protagonistin, die Magie in sich trägt, diese aber noch nicht wirklich versteht. Ein Zauber an ihrem Bruder führt dazu, dass Medea Furcht und Hass entgegengebracht wird, auch durch ihre Familie, nur Chalkiope, ihr Schwester hat noch positive Gefühle für sie.

Medea ist eine Nichte Circes, und diese kommt, um Medea zu lehren, ihre Magie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. Als Medea älter wird, zwingt ihr Vater, der Herrscher von Kolchis, sie, ihre Magie für seine Zwecke einzusetzen. Medea hofft immer mehr darauf, ihre Heimat verlassen zu können, und als die Argonauten in Kolchis haltmachen, sieht sie ihre Chance gekommen.

Die griechische Mythologie hat mich schon immer sehr fasziniert, und so habe ich mich gefreut, dass in den letzten Jahren immer mehr Romane über mythologische Frauen erschienen sind. In manchen ist mir Medea auch bereits begegnet, so in einem Roman über Circe und einem über Atalante, die beide hier auch eine größere Rolle spielen. Mir gefallen solche Verknüpfungen gut, man bekommt andere Perspektiven und neue Erkenntnisse. Alle diese Romane werden von Frauen geschrieben, und haben jeweils eine feministische Ebene, so auch dieser.

Nicht immer kann man Medeas Gedanken und Handlungen nachvollziehen, was aber vielleicht auch daran liegt, dass man weiß, was ihr bevorsteht, zumindest ging es mir so. Andererseits gibt es auch vieles, was man verstehen oder wenigstens nachempfinden kann. Der Autorin ist es gut gelungen, Medea lebendig und vor allem glaubhaft zu gestalten. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.

Am Ende wechselt die Perspektive, auch das fand ich nachvollziehbar und sogar notwendig. Während der Erzählung gibt es zudem drei Zeitsprünge, auch diese sind gut gesetzt und der Geschichte geschuldet. Leider gibt es kein Nachwort, in dem die Autorin näher auf den Roman eingeht.

Medeas Geschichte ist tragisch, Rosie Hewletts Roman spiegelt dies gut wieder, Medea wird greifbar dargestellt. Darüberhinaus hatte ich erneut Freude daran, tief in die griechische Mythologie einzutauchen.

Bewertung vom 11.12.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


weniger gut

Die 77jährige Mimi wohnt auf der idyllischen Insel Mackinac im Lake Huron. Die Insel ist klein, alle Einwohner kennen sich, aber eine sticht besonders heraus, Jane Ireland ist nicht nur sehr reich, sie bewohnt auch ein schlossähnliches Gebäude.

Eines Tages erhält Mimi von Jane eine Einladung zu einer Auktion in ihrem Anwesen, inklusive eines Erpressungsschreibens. Woher weiß Jane von Mimis Geheimnis? Mimi will unbedingt verhindern, dass davon noch irgendjemand etwas erfährt, und nimmt die Einladung an, bittet aber ihre Enkelin Addie, sie zu begleiten.

Während der Auktion gibt es nicht nur einen Schneesturm, sondern auch eine Leiche. Durch den Sturm kann weder die Polizei kommen, noch eine:r der Teilnehmer:innen das Anwesen verlassen. Mimi und Addie ermitteln.

Warum gerade Mimi und Addie ermitteln? Keine Ahnung, möglicherweise, weil Mimi gerne Kreuzworträtsel löst, und ihr deswegen analytisches Denken unterstellt wird? Vielleicht auch, weil Addie Mitentwicklerin eines Krimi-Games ist? Für mich ergab sich hier schon das erste Fragezeichen, denn nicht nur, dass die beiden offenbar die einzigen sind, die überhaupt Interesse daran zu haben scheinen, wer hier der oder die Mörder:in ist, ihnen wird auch meist freigiebig alles mögliche erzählt, sogar intimste Geheimnisse. Gut, darüber hätte man hinwegsehen können, wenn der Kriminalroman ansonsten spannend und interessant gewesen wäre, und man selbst Lust bekommen hätte, mitzurätseln.

All das ist aber leider nicht der Fall. Das liegt in großem Maße an den Charakteren. Alle blieben für mich blass, obwohl ich zunächst für Mimi ein bisschen Interesse entwickelt hatte, war das leider schnell wieder weg. Der einzige, der mir ein bisschen näher kam, war der Koch, er erschien mir auch die sympathischste Person. So waren mir im Grunde nahezu alle herzlich egal, und ich hatte auch keine große Lust, mitzurätseln.

Als Leser:in ist man ständig bei Mimi und Addie, die anderen Charaktere lernt man nur durch die Dialoge mit ihnen kennen. Daneben nehmen die Probleme, die Mimi und Addie miteinander haben sowie die, die Addie mit ihrem Expartner hat, viel zu viel Raum ein. Alle diese Probleme haben wenig bis gar nichts mit dem Kriminalfall zu tun, und stören eher, als dass sie Interesse wecken.

Es gibt viele Anspielungen auf Agatha-Christie-Romane, doch mit diesen messen kann der Roman sich nicht im geringsten.

Spannung kam leider überhaupt keine auf, irgendwie wollte ich zwar schon wissen, was hinter allem steckt, am Ende empfand ich die diversen Auflösungen aber zum einen recht unspektakulär, zum anderen nur bedingt nachvollziehbar. Insgesamt hat es sich in meinen Augen nicht gelohnt, den Roman zu lesen.

Das Setting ist so weit okay, die Lock-in-Situation ist nachvollziehbar. Das Anwesen hat einiges zu bieten, auch durch seine Hintergrundgeschichte. Schön wäre ein Lageplan gewesen, ich konnte nicht immer nachvollziehen, wo man gerade war. Die Insel gibt es im übrigen wirklich.

Mich konnte der Roman nicht überzeugen, weder der Kriminalfall noch die Charaktere. Einzig das Setting kann ein bisschen punkten. Keine Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.12.2025
Gaiman, Neil

Das Erwachen / Sandman Bd.10


ausgezeichnet

Einer der Ewigen ist gestorben, und eine Trauerfeier wird ausgerichtet. Daneben gibt es noch weitere Geschichten, die vom Abschiednehmen handeln.

Der König ist tot, es lebe der König. Nein, ein König war er nicht, aber eine wichtige Persönlichkeit schon, und ohne ihn geht es nicht, weshalb schon eine neue Inkarnation bereitsteht. Mir hat gut gefallen, dass alle wichtigen Charaktere der Reihe, Menschen, Wesen und Götter, natürlich auch zur Trauerfeier gekommen sind, und man so noch einmal Hob Gadling, Cluracan und Rose Walker neben vielen anderen begegnen konnte.

In den weiteren Geschichten wird die Storyline um William Shakespeare beendet, der seinen Deal mit Dream abschließt, und Desire hat überraschend mehrere Auftritte, wobei they in der vorletzten Geschichte, „Die Blumen der Liebe“, zeigt, dass they auch ein Herz hat.

Der zehnte Band ist gleichzeitig auch der Abschlussband der Reihe. Auch dieses Mal haben wieder mehrere Zeicher sehr ausdrucksstarke Zeichnungen geliefert.

Die Sandman-Reihe hat es mir angetan, inhaltlich wie auch zeichnerisch, wer gerne gute Comicbände liest, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 06.12.2025
Rode, Tibor

Animal


ausgezeichnet

Ein Schwein, das seinen Besitzer auf Freilassung verklagt – das ist die Ausgangsposition dieses Romans. Eigentlich ist das in Deutschland nicht möglich, denn Tiere werden nicht als Persönlichkeiten betrachtet, sondern als Sachen, und Sachen können nicht klagen. Dass man das auch anders sehen kann, ist wahrscheinlich vielen Menschen, besonders solchen, die enge Beziehungen zu Tieren haben, klar, aber wie macht man das dem Gericht bewusst?

Es ist nicht das erste Mal, dass Tibor Rode einen Wissenschaftsthriller geschrieben hat, der unerwartet nahe an der Realität ist. Mich konnte er bisher immer überzeugen, so auch dieses Mal. Wie nahe er der Realität tatsächlich ist, kann man in seinem Nachwort lesen, und natürlich bietet sich auch wieder viel zum Googeln an.

Es dauerte ein bisschen, bis mir die Protagonist:innen einigermaßen nahe kamen, zunächst waren sie mir alle eher unsympathisch. Ben Lorenz ist Anwalt, er möchte sich profilieren, in der Kanzlei, in der er angestellt ist, weit kommen, und dann soll ausgerechnet er die Klage für den Konzern, dem das klagende Schwein Rosa gehört, vor Gericht vertreten. Was zunächst wie eine leichte Sache aussieht, nimmt eine unerwartete Wendung. Für diese sorgt Henrik Rabenstein, der Anwalt Rosas. Dieser ist gut vorbereitet und kann einiges vorbringen, was den Richter dazu veranlasst, sich Bedenkzeit auszubitten. Beide Anwälte haben auch ihre dunklen Seiten, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschichte haben. Enna van Eyck ist Tieraktivistin mit vielfältigen Problemen, sie kämpft mit allen möglichen Mitteln um Rosa.

Es gibt noch eine Reihe anderer Charaktere, die in positivem und negativem Sinne die Geschichte beeinflussen. Dazu gehört eine Gruppe Wissenschaftler, die in Mexiko zur Sprache der Tiere forschen, ermöglichen möchten, diese mit KI für Menschen verstehbar zu machen. Diese Forschungen sind ein großes Thema des Romans, und tatsächlich Teil der realistischen Seite des Romans.

Und dann ist da noch Rosa selbst, der der Autor auch eine Stimme gibt, sehr passend zu den Bemühungen der oben genannten Forscher. Als Leser:in ist man damit diesem Tier sehr nahe, wird emotional berührt, und hofft auf ein gutes Ende. Ob es ein gutes Ende gibt, wird natürlich nicht verraten, ich kann aber sagen, dass ich das Ende passend finde.

Tibor Rodes Erzählstil gefällt mir gut, er ist bildhaft, spannend und nah bei den Charakteren, aus deren verschiedenen Perspektiven er erzählt. Tiere kommen im Roman einige vor, nicht nur Rosa, sie sind alle auf ihre Art wichtig und gut in die Geschichte integriert.

Tibor Rodes Roman hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht, mir aber auch spannende und interessante Lesestunden bereitet.

Bewertung vom 04.12.2025
Kloss, Victor

Die geheimnisvolle Legende / Royal Institute of Magic Bd.4


ausgezeichnet

Die Gefahr durch die Dunkelelfen wächst, und Ben muss dringend den nächsten Teil der Rüstung Elizabeths I finden, sowie deren Wächter:in. Doch auch sonst wird seine Energie gefordert, ein Zauberattacke-Wettkampf und die Prüfungen der zweiten Klasse sind nur ein Teil dessen, dem er sich widmen muss.

Der vierte Band der Reihe ist wieder sehr phantasievoll und spannend. Dieses Mal geht es in im wahrsten Sinne des Wortes unbekannte Gegenden, die schon deshalb sehr gefährlich sind. Direkt zu Beginn des Romans gibt es wieder eine Rückblende ins Jahr 1614. Nach dem Tod der Königin wurde ihre Rüstung unter den Direktoren des Royal Institute of Magic aufgeteilt, die sie sorgsam verwahren sollten, damit niemand sie findet. Angus Reed bekam den Brustpanzer zugesprochen und wollte diesen an einem ganz besonderen Ort verstecken. Dass ihm das gelungen ist, wird man im Laufe des Romans erfahren.

Alles wäre ein bisschen einfacher, müssten Ben, Charlie und Natalie sich nur auf das Finden der Rüstungsteile und ihrer Wächter:innen konzentrieren. Dass das nicht so einfach ist, wissen wir bereits aus den Vorgängerbänden. Auch in diesem Band kommt einiges dazwischen, und manchmal muss sich Ben auch entscheiden, was wichtiger ist. Aber ganz egal, was in Bens Leben passiert, es ist immer aufregend, und für uns Leser:innen spannend zu lesen. Ich habe sogar den Eindruck, als wäre jeder Band noch spannender als seine Vorgänger. Zwei Bände fehlen nur noch, und ich kann es kaum erwarten, sie zu lesen.

Es gibt natürlich auch wieder interessante neue Charaktere, nicht nur, weil ein:e neue:r Wächter:in ins Spiel kommt. Mal sehen, ob und wie sich diese in die weiteren Bände einbringen werden.

Ich lese hin und wieder gerne Kinderbücher, speziell aus dem phantastischen Bereich. Diese Reihe hat es mir besonders angetan, sie ist spannend, auch für Erwachsene, und sehr phantasievoll, man kann mit den Protagonist.innen mitfühlen und wird immer wieder überrascht, wie sich die Geschichte entwickelt. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Sehr gerne empfehle ich die Reihe weiter, man sollte sie aber unbedingt der Reihenfolge nach lesen.

Bewertung vom 01.12.2025
Eckardt, Tilo

Unheimliche Gesellschaft


ausgezeichnet

1933: Thomas Mann bittet seinen litauischen Übersetzer Žydrūnas Miuleris, den er Müller nennt, zu ihm in die Schweiz zu kommen, da er seine Hilfe benötige. Müller macht sich mit seinem Hund Ludwik auf die langwierige Reise, nur um am Ziel feststellen zu müssen, dass es offenbar nur darum geht, dass Katia Mann, die für ihre eigenwillige Fahrweise berüchtigt ist, einen Litauer angefahren hat. Letztlich soll das doch nicht alles gewesen sein, und Müller erlebt zusammen mit Mann und Ludwik ein gefährliches Abenteuer.

Vor dem Lesen war mir nicht bewusst, dass es sich hier bereits um einen zweiten Band handelt. Das war aber nicht weiter schlimm, denn man kann ihn gut ohne Vorkenntnisse lesen, es gibt aber einige Verweise auf den vorherigen Band, die mich neugierig gemacht haben.

Thomas Mann ist nicht nur der Autor von „Buddenbrooks“, seit über 50 Jahren ein Lieblingsroman von mir, sondern hatte dieses Jahr, also 2025, seinen 150. Geburtstag. Ein guter Zeitpunkt also, Werke von ihm und über ihn zu lesen.

Ich brauchte ein bisschen, um in den Roman zu kommen, doch dann hat er mich schnell gepackt, auch wegen seines Humors, der recht dezent gesetzt ist, aber dennoch nicht zu kurz kommt. Der Autor lässt Müller selbst in Ich-Form erzählen, und zwar aus einer späteren Zeit, was man in einer kleinen Rahmenhandlung erfährt. Müller war mir schnell sympathisch, so dass ich gut mit ihm mitfühlen konnte.

Thomas Mann spielt nicht die Hauptrolle, die hat Müller, aber er spielt eine deutliche Rolle, denn die beiden sind zwar nicht Sherlock & Watson, aber Mann & Müller, ebenfalls ein Ermittlerteam, das offenbar schon im ersten Band tätig war, wenn auch die meiste Arbeit Müller überlassen wird. Auch andere Mitglieder der Familie Mann haben Auftritte oder werden zumindest erwähnt. Und auch sonst trifft man die eine oder andere historische Persönlichkeit, aber auch fiktive Personen, insgesamt sind die Charaktere gut gelungen.

Der Roman ist kein typischer Kriminalroman, für mich stehen im Vordergrund die Personen und der historische Hintergrund. Der Fall entwickelt sich unerwartet, sowohl für die Protagonisten als auch für die Lesenden, und wird nicht nur immer gefährlicher für Mann & Müller, sondern auch immer spannender, auch wenn Müller immer einmal wieder vorgreift, im Sinne von „wenn ich da schon gewusst hätte ...“. Am Ende ist der Fall gut gelöst und Müller kann zurück in die Heimat und, zusammen mit den Leser:innen auf das nächste Zusammentreffen mit Thomas Mann hoffen.

Im ausführlichen Nachwort erfährt man etwas über Fiktion und Fakten, wobei es von letzteren doch einige gibt, ich empfehle, es nicht zu überblättern. Auch das Quellenverzeichnis und die Literaturhinweise zeigen, wie gut der Autor recherchiert hat.

Der Roman hat mich gut unterhalten, das liegt an seinen Charakteren, aber auch an seinem Humor. Ich hoffe, Mann & Müller ermitteln noch öfter. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 30.11.2025
Sevänen, Niilo

Der Weg des ewigen Winters


ausgezeichnet

Konstantinopel, 1007 nach Christus: Seit sieben Jahren regiert Kälte und Schnee die Welt, zudem werden immer mehr Monster davon angezogen, verantwortlich dafür ist wahrscheinlich die Weiße Hexe, wer oder was auch immer das ist.

Halla scheint nur ein kleines Mädchen, doch sie wird offenbar von verschiedenen Fraktionen gejagt, ihre Eltern wurden bereits getötet. Nun hat sie ihr Onkel Orpheus, ein in den Tag hinein lebender Musiker, bei sich aufgenommen. Doch kann sie sich auf ihn verlassen?

Skadi ist eine Söldnerin, der aufgetragen wird, ein kleines Mädchen zu finden, doch nach und nach kommen ihr gewisse Zweifel an ihren Auftraggebern.

Kaiserin Theophanus Sohn Otto ist, nachdem er gegen die Weiße Hexe gekämpft hatte, seit sieben Jahren verschwunden. Ein geheimnisvoller Gefangener gibt ihr neue Hoffnung, Otto endlich zu finden.

Der erste Band der geplanten Trilogie macht es den Leser:innen nicht einfach, die Geschichte ist sehr komplex, es gibt verschiedene Perspektiven und Erzählstränge, die nicht unbedingt viel miteinander zu tun zu haben scheinen, und es bleiben auch am Ende viele Fragen offen. Aber gerade das fasziniert mich auch, beim Lesen wurde ich immer wieder überrascht, es gab viel zu spekulieren, aber auch Dinge, die ich so oder so ähnlich erwartet hatte. Dass am Ende noch so vieles ungeklärt ist, macht die Vorfreude auf den nächsten Band für mich nur noch größer.

Die Welt ist unsere, aber nicht ganz, denn es gibt Magie und magische beziehungsweise mystische Wesen, so dass sich die Historie zum Teil anders entwickelt hat, wie man zum Beispiel an Theophanu sieht. Die historische Theophanu starb bereits 991. Daraus ergibt sich für mich auch ein Teil Faszination, was ist anders, was nicht. Meiner Meinung nach ist die Verquickung von Fantasy und Historie gelungen. Vieles in diesem Roman basiert zudem auf der nordischen Mythologie, immerhin ist der Autor Finne, aber auch das Christentum spielt eine Rolle.

Die Protagonist:innen sind zwar deutlich charakterisiert, aber noch nicht sehr tiefgehend, ich hoffe, dass sich das in den weiteren Bänden noch ändert. Es gibt zudem eine ganze Reihe Charaktere, die man noch nicht klar einordnen kann, sind sie gut, sind sie böse, oder sind sie irgendwo zwischendrin und müssen sich noch entscheiden. Das gilt auch für Halla, die die wichtigste Person zu sein scheint.

Atmosphärisch kann der Roman punkten, vor allem im letzten Drittel, wo man die Kälte und die Gefahren fast körperlich spüren kann, aber auch in anderen Szenen, zum Beispiel in Hallas Träumen. Diese sind verklausuliert, und bedürfen der Interpretation, die man als Leser:in noch nicht wirklich liefern kann. Umso mehr bieten sie Spekulationsmaterial. Für mich waren es mit die interessantesten Szenen. Die Spannung ergibt sich nicht nur aus actionreichen Szenen, sondern eben auch aus all den Fragen, die man sich stellt.

Mir hat der Roman gut gefallen, er ist komplex, anspruchsvoll, geheimnisvoll, atmosphärisch, spannend und bietet Spekulationsmöglichkeiten. Auch das Setting gefällt mir gut, die Verquickung von Fantasy und Historie ist gelungen. So bin ich nun sehr gespannt, auf die weiteren Bände.

Bewertung vom 29.11.2025
Tuli, Nisha J.

Heart of Night and Fire / Das Nachtfeuer-Quartett Bd.1


weniger gut

Seit sie denken kann wurde Zarya von Row in einem begrenzten Bereich durch eine magische Grenze gefangengehalten, außer ihm hatte sie nur Kontakt zu seinem Assistenten. Nun ist Row seit einiger Zeit verschwunden, und Zarya stellt fest, dass die magische Grenze verschwunden ist. Gleich bei ihrem ersten Ausflug trifft sie auf zwei junge Männer, die von Nagas angegriffen werden, eilt ihnen zu Hilfe, und begleitet sie anschließend in die nächste Stadt, einen Ort, der von Dämonen belagert wird.

Leider war der Roman so gar nicht meins. Schon die Protagonistin kam mir nicht nahe, nervte mich eher. Ich mochte sie nicht, und somit konnte ich auch nicht mit ihr mitfühlen oder mich um sie sorgen. Natürlich hat sie wenig Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen, mir war sie aber oft viel zu aggressiv im Umgang. Auch einige ihrer Handlungen oder Gedanken konnte ich nicht nachvollziehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, Zarya selbst in Ich-Form erzählen zu lassen, da man sowieso alles aus ihrer Perspektive sieht. Es gibt eine ganze Reihe anderer Charaktere, manche davon sehr interessant, denn die wenigsten sind Menschen, doch leider blieben auch sie mir alle zu blass, auch sie kamen mir zu wenig nahe.

Nicht gefallen hat mir die Erzählsprache, ich empfand sie oft als unpassend und teiweise auch zu flapsig. Der Roman spielt in einem eher mittelalterlichen, indienähnlichen Setting, da hätte eine schöne, blumige Sprache für mich gut gepasst, Worte wie zum Beispiel „F*ck“ will ich da nicht lesen.

Auch die Geschichte selbst lies für mich zu wünschen übrig, sie hat mich nicht berührt. Manche Passagen habe ich nur oberflächlich gelesen, da sie mich langweilten. Es wechseln sich einigermaßen spannende, kämpferische Szenen mit sehr langatmigen, eher störenden ab. Vieles passte für mich nicht zu der Bedrohung, der, nicht nur, die Stadt ausgesetzt ist. Es werden Partys gefeiert, man lebt so weiter vor sich hin, auch Zarya und andere handelnde Charaktere. Teilweise muss auch einige Zeit vergangen sein, ohne dass das recht klar wird. Vieles schien mir vorhersehbar, nur weniges konnte mich etwas überraschen.

Die Magie ist recht interessant, aber auch sie ist mir zu oberflächlich, genauso wie die Welt an sich. Sicher, das wird vielleicht noch in den weiteren Bänden weiter ausgearbeitet, es lockt mich aber nicht.

Und dann gibt es natürlich noch die „Liebesgeschichte“, die auf mich unnötig und aufgesetzt wirkte. Dass alle wunderschön sind, muss ich wahrscheinlich nicht extra erwähnen.

Der Roman ist der erste Band eines Vierteilers, für mich ist aber hier zu Ende, mich lockt leider gar nichts. Sicher wird auch dieses Buch seine Fans haben, ich gehöre leider nicht dazu. Schade, mich hatte das Setting sehr angesprochen.

Bewertung vom 21.11.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


gut

Mads Madsen ist Trauerredner. Eines Tages stirbt Patrick, Mads bester Freund aus Kindertagen einen unschönen Tod, und bittet Mads auf nicht alltäglichen Wegen darum, seine Trauerrede zu schreiben. Bei Mads kommen viele Erinnerungen hoch, aber er fragt sich auch, wie es Patrick seit damals erging, und möchte auch gerne wissen, warum Patrick so starb, wie er starb. Er stellt Fragen, und sticht damit in ein Wespennest.

Ein Trauerredner ist wirklich ein sehr origineller Ermittler in einem Kriminalroman. Dazu war mir Mads schnell sympathisch. Neben ihm spielt auch seine Familie, besonders sein Vater, bei dem er noch lebt, sowie sein jetziger bester Freund, der Bestatter Fiete, eine große Rolle. Natürlich darf auch die Polizei in einem Krimi nicht fehlen, Hauptkommissarin Luisa Mills ist alles andere als erfreut davon, dass Mads ebenfalls in Patricks Todesfall ermittelt.

Der Roman hat mich zunächst schnell gepackt, vor allem auch, weil immer wieder Humor mitschwingt, für den in besonderem Maße Mads Vater Fridtjof zuständig ist. Es schwingen aber auch immer wieder leisere Töne mit, immerhin geht es hier auch um Trauer. Trauer, die auch Mads Famiie zur Genüge kennt.

Die Charaktere sind noch relativ oberflächlich gezeichnet, das könnte sich im Rahmen der Reihe aber noch ändern. Manche, wie Mads Vater, sind etwas skurril, andere, wie ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens, geheimnisvoll. Gar nicht mochte ich die Antagonisten, da hätte schon ein bisschen Graufärbung gut getan.

Leider hat sich der Roman bezüglich der Auflösung in eine Richtung entwickelt, die mir nicht so gut gefallen hat, vor allem auch für den ersten Band einer Reihe war mir das zu heftig, das hat ihn mir ab einem bestimmten Punkt mehr und mehr verleidet, was ich ausgesprochen schade finde. Ganz nachvollziehen, warum Mads so tief in den Fall einsteigt, wie er es tut, konnte ich außerdem auch nicht. Trotzdem bin ich auf den zweiten Band gespannt, werde der Reihe also auf jeden Fall noch eine Chance geben, schon, weil mir die Charaktere gefallen.

Ein Trauerredner als Ermittler, diese originelle Idee hat mich direkt angesprochen. Der Roman punktet außerdem mit seinen Charakteren und seinem Humor. Leider hat er mich bei der Auflösung verloren, trotzdem werde ich der Reihe noch eine Chance geben.