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buchmachtkluch
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Siegen

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 07.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

Auf dem Meer ist man frei ...
… und immer auf dem Weg irgenwohin. Ganz im Gegensatz zu dem Lager, in dem Konrad nach einer traumatischen Odyssee gefangen gehalten wird. Kriegsschauplatz Indonesien, 1943. Ein japanisches U-Boot hat das Handelsschiff torpediert, zu dessen Mannschaft der Norweger Konrad und sein Bruder Sverre gehören. In einem Hospital verliebt sich der Schwerverletzte in Sigrid, eine norwegische Krankenschwester mit Haaren „wie Weizen im Spätsommer“. Nach „Als Großmutter im Regen tanzte“ lässt uns Trude Teige in ihrem neuen Roman teilhaben am Schicksal Konrads, eben des Großvaters aus dem ersten Roman. Die Autorin erzählt eindringlich, klar und aufwühlend vom Schicksal derjenigen, die zwischen die Fronten geraten und am eigenen Leib erfahren müssen, was Menschen einander antun. Neben den Bestien in Menschengestalt gibt es aber immer auch die, die sich Mitgefühl und Menschlichkeit bewahrt haben und diese Prinzipien konsequent leben. Nach dem Krieg wollen Konrad und Sigrid nach Norwegen zurückkehren und dort friedlich als Familie leben. Hier würde sich der Kreis von der im Regen tanzenden Großmutter und dem mit den Wellen atmenden Großvater schließen. Aber – trägt die Großmutter nicht einen anderen Vornamen? Beim Lesen beschleicht einen eine dunkle Ahnung. Das Schicksal hält immer auch Tragödien bereit, aber auch neue Hoffnungen, die unvermittelt auftauchen und erscheinen „wie Weizen im Spätsommer“. Lesenswert!

Bewertung vom 23.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Und das alles im Namen des Herrn
„Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff …, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer.“ Das Zitat sagt alles darüber aus, was es bedeutet, in jüdisch-orthodoxen Kreisen (gewollt oder ungewollt) kinderlos zu bleiben. Nach „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ legt Eve Harris nun die Fortsetzung ihres hervorragenden Bestsellers vor. Mit Faszination und Schrecken, Kopfschütteln und ungläubigem Staunen taucht man wiederum ein in eine Glaubenswelt, die das individuelle Leben bis in den letzten Winkel dominiert und reglementiert. Man leidet als Leser*in mit der jungen Chani, die völlig unwissend über die Vorgänge der Empfängnis in ihre Ehe mit Baruch geht, die unterwürfigst alle religiös aufoktroierte Vorgaben erfüllt, die eine Pille vor der Hochzeitsnacht nimmt, um tahara, sprich spirituell rein zu sein und eine weitere Pille, um ja keinen Eisprung zu haben, wenn sie nidda ist, also menstruiert. In dieser Zeit gilt sie als unrein und ist für den Mann verboten. Da werden selbst die Ehebetten auseinandergezogen. Chani macht bei aller anfänglichen Naivität eine beachtliche persönliche Entwicklung durch, die sie zur Erkenntnis bringt, dass es immer Männer sind, die ihren Körper kontrollieren und ihr sagen, was sie zu tun und was sie gefälligst zu lassen hat. Und auf dem Weg zu dieser Erkenntnis trifft sie mutige, unkonventionelle Entscheidungen.
„Die Hoffnung der Chani Kaufman“ lässt wie im Vorgängerroman das literarische Talent der Autorin erkennen, die spannend, unverblümt, augenzwinkernd, kritisch, unterhaltsam, immer aber empathisch und nie respektlos erzählt. Es ist ein fantastischer Roman, der tiefe Einblicke in eine gefühlt völlig fremde Welt gewährt, die offenbar keine Individualität zulässt und nur die vermeintlichen Gebote ihres Gottes akzeptiert. Eve Harris ist erneut ein großartiger Roman gelungen, den man am liebsten ohne Unterbrechung zu Ende lesen möchte. Das Buch ist eine Wucht, Erzählkunst pur!

Bewertung vom 14.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Mann an Deck
Sein Name: Wladimir Iljitsch, besser bekannt als Lenin. Revolutionär. Jetzt nur mehr ein Häufchen Elend, isoliert, krank, hilflos, im Rollstuhl – und das ausgerechnet auf dem „Philosophenschiff“, das der Fantasie seines eigenen Gehirns entsprungen ist. Dem Gehirn, das Wissenschaftler in Scheiben schneiden werden, um seiner vermeintlichen Genialität auf die Spur zu kommen. Nach seinem Tod natürlich. Und der ist nicht mehr weit.
Michael Köhlmeier lässt die junge Anouk auf diesem Schiff mit ihrem „Freund“ Lenin zusammentreffen, der eigentlich ihr Feind ist. Sie gehört mit ihrer Familie zu der Handvoll Passagiere, die das Regime außer Landes schaffen will – gnädigerweise, denn mit anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Widersachern macht der Diktator kurzen Prozess.
Das Hauptaugenmerk ist aber auf die Gegenwart gerichtet, in der die nunmehr hundertjährige Architektin Anouk Perleman-Jacob ihre bewegte Lebensgeschichte erzählt. Hierbei verwebt der Autor geschickt historisch Belegtes mit fiktionalen Begebenheiten und Personen. Nur gelegentlich streut er eigene biografische Episoden ein, sofern sie in Bezug zur Thematik stehen. Was Köhlmeier als Urheber mit seinem persönlichen gekonnten Sprachstil wiedergibt, weiß er überzeugend als Originalton der überwiegend monologisierenden Protagonistin klingen zu lassen. So entsteht im Zusammentreffen von Realität und Fiktion, von Revolution und Tradition ein facettenreiches Bild von detailliert historischen Fakten und – weitaus mehr noch – sehr persönlichen Schicksalen, Dramen, Emotionen, Hoffnungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen. Diese Mischung macht den Roman nicht nur zu einem Erkenntnisgewinn, sondern auch zur empfehlenswerten Lektüre, ganz in der Tradition seines Bestsellers „Zwei Herren am Strand“.

Bewertung vom 04.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Tragikomisch…
… nennt man bekanntlich Ereignisse, die Tragisches mit Komischem verbinden. Und genau damit kommt Wolf Haas in seinem neuen Buch daher. Schon skurril, dass seine 95-jährige Mutter zeit ihres Lebens immer wieder betonte, wie schlecht es ihr doch gehe und jetzt, drei Tage vor ihrem Tod, plötzlich erstmals behauptet, es gehe ihr gut. Wie reagiert man als Sohn darauf, der davon überzeugt ist, dass die Erinnerungen an seine Mutter trist sein und nur aus „lauter so Armutssachen und Depressionsgeschichten“ bestehen werden? Was antwortet man auf die Frage der alten Frau, wie es ihrem Vater gehe? Die lakonische Antwort des Sohnes, begleitet von seinen Zweifeln, ob er eine solche Antwort geben dürfe, und überhaupt seine Art der Sterbebegleitung lassen mich beim Lesen grübeln, schmunzeln, irritiert innehalten, befreit lachen. Dieser Wechsel von Tragik und Komik macht den Reiz dieser Mutter-Sohn-Beziehung aus, die Wolf aus seiner Perspektive reflektiert, immer wieder unterbrochen vom O-Ton der Mutter. Dabei erweist sich der Autor als sehr persönlich, offen, ehrlich und schonungslos gegenüber seiner Mutter, die „nicht mit den Leuten konnte“ und keine Hemmungen hatte, sie aufs Gröbste zu beleidigen. Eine zwiespältige Person, die sich zunehmend zur „spinnerten Alten“ entwickelte, nachdem sie ihren Traum vom eigenen Haus als ihr Eigentum aufgegeben hatte und die Mietwohnung kaum noch verließ. Ein eher ungewöhnliches Schicksal, eine sehr ambivalente Beziehung und gerade deshalb ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 29.08.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


sehr gut

Thriller mit Suchtfaktor
Was hat man von einer todschicken Villa, wenn man selbst tot auf den Bodenfliesen im riesigen Badezimmer derselben liegt? Rein gar nichts, würde Melanie Kracht sagen. Kann sie leider nicht, ist sie doch selbst das Opfer. Tot. Stranguliert. Bedauernswertes Ende der Gattin von Roderich Kracht, seines Zeichens renommierter Schönheitschirurg, Chef von drei Kliniken und Mitglied der Berliner Hautevolee mit besten Verbindungen in höchste Kreise. Nein, er kommt als Täter nicht infrage, wasserdichtes Alibi. Obwohl: Gibt es da nicht ein paar Ungereimtheiten, dazu einige Cold Cases? Davon ist sie fest überzeugt: Dr. Sabine Yao, Rechtsmedizinerin, die skeptisch, analytisch und präzise an die Sache herangeht. Der Autor Michael Tsokos weiß, wovon er (fleißig) schreibt. Selbst Rechtsmediziner und mit jedem seiner Thriller erfolgreich, sorgt er regelmäßig für eine besondere Art von Spannung. Es dürfte die gekonnte Mischung aus fiktionalen Figuren und realen Ereignissen sein, die es nahezu unmöglich macht, seine Bücher beiseitezulegen, bevor der Fall nicht gelöst ist. Sein Schreibstil tut ein Übriges dazu, knapp, präzise, immer auf den Punkt gebracht, in überschaubar kurze Kapitel verpackt. Das treibt Handlung und Spannung voran, ohne hektisch und kopflos zu wirken. Nun gut, manche Schilderungen überfordern medizinische und IT-Laien wie mich, und die so stringent veranlagte Dr. Yao wirkt beim Showdown völlig von der Rolle. All das tut aber letztlich der Spannung und dem Lesevergnügen (darf man das trotz der Thematik sagen?) keinen Abbruch.

Bewertung vom 04.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


schlecht

Komplex und kompliziert …
… ist Gwens Familiengeschichte allemal. Was sich als Panorama über Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts und zwischen Schloss Elmau, Ostsee, London, Oxford, Berlin und Frankfurt erstreckt, ist derart mit Details vollgepackt, dass einem beim Lesen schwindelig werden könnte. Für mich eindeutig zu viel des Guten. Da tummelt sich ein weitverzweigtes Personentableau mit wahlweise engen oder losen Bindungen, deren Geheimniskrämereien stets präsent sind und nach Auflösung schreien. Mal haben sich einige davon schnell erledigt, mal werden sie immer weiter vor sich hergetrieben. Der Klappentext fährt das große Besteck auf und spricht von großer Schuld, schmerzhaften Abschieden, Suche nach Wahrheit, Wunsch nach Versöhnung und Sehnsucht nach Liebe. Mag alles sein. Warum aber bleiben Personen und Ereignisse so blass? Mich hat leider nichts von alledem fesseln, begeistern, für sich einnehmen können. In epischer Breite, in ständigem Klein-Klein geht es durch ein verwirrendes Labyrinth oftmals banaler und ermüdender Details, deren Schilderungen auch mitunter sprachlich richtig wehtun: „Gwens gute Laune und Selbstsicherheit rutschten schlagartig einen Geröllabhang herunter und blieben dort als aufgetürmter Schotterhaufen liegen.“ Sicher hat Elisabeth Sandmann viel Energie und Herzblut in ihren Roman gesteckt, der andere Leser:innen im Gegensatz zu mir begeistern mag.

Bewertung vom 23.05.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Die technische Revolution kommt aus Wetzlar: Die Entwicklung der legendären Leitz Camera, kurz Leica, durch Oskar Barnack liefert Sandra Lüpkes die Vorlage für ihren Roman „Das Licht im Rücken“. Sie nimmt die Leser:innen mit auf eine turbulente Zeitreise vom 1. Weltkrieg über die Weimarer Republik bis zum Ende der unsäglichen Nazi-Diktatur 1945. Die Kombination von historischen Ereignissen, realen und fiktiven Personen und Handlungen machen den Roman absolut lesenswert. Die chronologische Abfolge, die überschaubare Länge der Kapitel und der flüssige Erzählstil tun das Ihre dazu. Mit der Fabrikantenfamilie Leitz und der jüdischen Kaufmannsfamilie Gabriel porträtiert die Autorin die unterschiedlichsten Akteure und ihre Charaktere. Trotz des Drucks der braunen Machthaber im Rücken zeigt die Familie Leitz unter Gefahr für Leib und Leben und der drohenden Enteignung Menschlichkeit und eine große Hilfsbereitschaft für die vom System Verfolgten und Geächteten. Andererseits erliegen Menschen auch der rechten Propaganda und wissen mit ihrer gewonnenen Macht und ihrem geifernden Hass gar nicht, wohin. Bei alldem hat die Autorin intensiv recherchiert. Das informative Personenregister am Ende des Buches zeigt deutlich, dass selbst die fiktiven Protagonisten reale Vorbilder haben. Historisches Bildmaterial ergänzt diese äußerst gelungene Mischung von Sachbuch und Roman. Lesenswert!

Bewertung vom 25.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


weniger gut

Gekonnt und raffiniert macht er das, der Anthony Horowitz. Er lässt zu Beginn seines neuen Kriminalromans zum Meeting in den Verlag einladen, der seine Bücher herausgibt, und offeriert dem Leser bei dieser Gelegenheit fast beiläufig die Charaktere der Beteiligten, ihre Besonderheiten und Animositäten. Dabei wird schnell klar, dass die Beziehung zwischen ihm als Autor und seinem Ideengeber und – wie er findet - überbewerteten Co-Autor (die Bezeichnung mag Horowitz überhaupt nicht) Hawthorne. Die einzige Reminiszenz scheint der Untertitel zu sein: „Hawthorne ermittelt“. Wenn Besagter schon als Compagnon firmiert, soll er doch bitte auch den gesamten Literaturrummel mitmachen: Pressetermine, Lesungen, Literaturfestivals. Zum Beispiel auf der Kanalinsel Alderney, auf der bisher noch kein Mord geschehen ist, aber das „sollte sich ändern“. Auf den ersten Mord (Sie ahnen, da kommen noch mehr) muss der Leser dann aber noch fast 100 Seiten warten, und mit dem „Ekelpaket“, das es letal erwischt, mag man nicht wirklich Mitleid haben. Der Autor führt sein illustres Romanpersonal in all seinen Facetten vor. Da hat mancher von ihnen ein Motiv, und so geht’s mit der Handlung voran in gewohnter Krimimanier: Verdacht, Verhör, Alibi. So weit, so gut. Was man vermisst, ist ein gewisses Maß an Spannung, die sich während der gesamten Zeit auf Alderney nicht so recht einstellen will. Es dümpelt halt so dahin. Auch wenn Hawthorne ein begnadeter Kombinierer ist, vermag die Lösung der Fälle weder zu überraschen noch wirklich zu überzeugen. Was bleibt? Ein Krimi wie viele andere, solide Kost vielleicht, nicht mehr und nicht weniger.

Bewertung vom 24.04.2023
Die Hochhaus-Detektive Bd.1
Lindemann, Johanna

Die Hochhaus-Detektive Bd.1


sehr gut

Ideales Lesefutter für junge Krimifans
Das ist ein skurriles und zugleich witziges Trio, das sich Johanna Lindemann da für junge Leser ausgedacht hat: Anton, seines Zeichens Tüftler und Internetchecker, Isha, das Superhirn, und Mesut, der weiß Gott nicht auf den Mund gefallen ist. Drei Nationen, drei völlig unterschiedliche Charaktere. Gemeinsam haben sie die nicht gerade angesagte Wohngegend, in die sich selbst Taxifahrer nur höchst ungern wagen. Ohne lange Vorrede geht es gleich zur Sache. Die Autorin beschreibt sehr kurzweilig und kindgerecht, wie sich das Trio kennenlernt und spontan den Detektivclub HD42 gründet. Und gleich im ersten Fall geht es in Sachen Trickbetrug richtig zur Sache. Begleitet von vielen spannenden und witzigen Einfällen und nicht selten „rotzfrech“ erzählt, können junge Krimifans dem aktiven Trio bei der Aufklärung folgen. Zunächst mag man denken, dass der knurrige Hausmeister Kawuppke (Hausmeister heißen so) und die einfältige Oma Adelheid (Omas heißen so) gewisse Klischees bedienen, aber letztlich wird man eines Besseren belehrt. Eine Stärke des Buches ist zweifellos die gelebte, unverbrüchliche Freundschaft über Nationalitäten hinweg, gepaart mit Informationen über indische und türkische Kultur. Eine spannende, unterhaltsame, abwechslungsreich erzählte Detektivgeschichte für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren! Einziger Wermutstropfen: Die recht hohe Anzahl an Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehlern. Schade, dass da offensichtlich von Verlagsseite aus geschludert wurde. Junge Leser wird’s, wenn sie es überhaupt bemerken, wohl eher nicht stören.

Bewertung vom 13.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Tief wie das Meer und rau wie der Wind
Ein rostiger Dampfer bringt Menschen vom indischen Festland auf die Andamaneninseln. Von der Schönheit der Eilande hat man ihnen erzählt, von einem sorglosen Leben. Unter den Hoffnungsfrohen sind auch der junge Bellini, seine Eltern und sein kleiner Bruder Du, der Glückliche, der kleine, verlauste Liebling der Götter. Die Männer sind Mahuts, Elefantenführer. Wie all ihren Vätern in den viertausend Jahren zuvor, ist auch Bellini die Zukunft als Mahut vorbestimmt, als Mahut ihres Arbeitselefanten, des Großen Grauen „Dalee“. Noch ahnt keiner von ihnen, was sie auf dem Archipel erwartet: undurchdringlicher Dschungel, Morast, giftige Tiere, Katastrophen und unberechenbare Ex-Sträflinge eines ehemaligen Kolonialgefängnisses.
Was für ein Roman! Wann habe ich das letzte Mal so großartige Literatur genießen dürfen? Opulent und überbordend die Szenerien, detailversessen und mitreißend die Handlung, eine kaum zu überbietende Wortschatzfülle, eine zutiefst wunderbare Sprache. Mit feinfühliger Intimität und Wärme erlebt man bedingungslose Freundschaft zwischen Mensch und Tier, aber auch Tragik und schmerzliches Abschiednehmen. Alt ist Dalee, uralt für einen Arbeitselefanten, aber immer noch stark und kräftig. Er trägt Bellini sieben Meilen schwimmend auf die Orangeninsel, versteht jede Anweisung, jeden noch so kleinen Wink – bis er beginnt, sein Gedächtnis zu verlieren und zur Gefahr zu werden. Basierend auf tatsächlichen Begebenheiten hat Dennis Gastmann einen in jeder Hinsicht exzellenten Roman geschrieben. Einfach nur großartig!

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