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buchverrückt

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


sehr gut

Das Cover von Weiße Wolken der Autorin Yande Seck sieht fröhlich und hoffnungsvoll aus und passt im ersten Moment nicht wirklich zum Klappentext. Gerade deshalb steigt die Lust in das Buch einzutauchen. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein, deshalb hoffte ich auf eine spannende Lektüre mit einigen Auf und Abs. Das Buch beginnt direkt mit einem turbulenten Einstieg in Zazies Leben, man bekommt einen guten ersten Eindruck, der die Neugier weckt, ob sich die ersten Vermutungen bestätigen. In den nächsten Kapiteln stolpert man bereits in Simons und Dieos Leben, das deutlich strukturierter und aufgeräumter scheint.
Ich liebe den dezenten, manchmal kaum wahrnehmbaren Sarkasmus, auch zwischen den Zeilen.
Rassismus ist das beherrschende Thema und wird an einigen Stellen mit Witz und Ironie verpackt, zeigt aber dennoch die Härte und die Häufigkeit mit der Rassismus den Alltag der Schwestern beherrscht. Dann kommt Ulrike die Mutter ins Spiel und die Handlung wird immer absurder. Unterschiedlicher könnte eine Familie nicht sein, was auf jeden Fall auch den Reiz des Buches ausmacht.
Das Buch ist rasant, hängt den Leser aber nicht ab und es ist wahnsinnig unterhaltsam, mit einer Tiefe, die ich so nicht erahnt habe. Richtig angekommen scheinen beide Schwestern noch nicht und jede kämpft auf ihre eigene Art mit den Herausforderungen des Lebens. Der Schreibstil ist schnell und modern, aber gut nachvollziehbar. Ich mag es, wenn der Titel des Buches einen Hintergrund für die Handlung hat und sich immer wieder im Buch wiederfindet. Die sehr gute und eindringliche Beschreibung von Rassismus hat mich sehr beeindruckt. Das Buch ist einerseits sehr witzig, aber auch sehr tief und behandelt viele existenzielle Probleme. Dann ändert ein Schicksalsschlag erneut die Beziehungsdynamik.
Ein intelligentes, anspruchsvolles Buch, das sehr tief geht und auch nach dem Zuklappen noch seine Spuren beim Leser hinterlässt.

Bewertung vom 16.03.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

Dieses Buch ist der Auftakt eines großen Schwestern-Vierteilers, beginnend mit Spring, der rebellischen und unangepassten Schwester in diesem Familienkonstrukt. Vorab: ich bin eigentlich gar kein Fan von historischen Liebesromanen, daher war ich sehr gespannt, ob es mich packt. Der Zeitwechsel und die rasante Einführung von Spring zu Beginn ihrer Sozialstunden hat mich etwas überfordert, aber man findet schnell in die Handlung. Mars. Fauler und Spring könnten unterschiedlicher nicht sein. Eine alte, elegante Dame und einer rebellischen junge Frau mit Drogenproblemen. Und doch sind sie sich ähnlicher es gedacht, verbunden durch zwei jeweils große Familiengeheimnisse. Sophia und Spring kommen sich schnell näher, dadurch schaffe auch ich es als Leser eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Der Schreibstil ist sehr gut, sodass man sich fast wie eine dritte, beobachtende Freundin fühlt. Die einzelnen Charaktere sind jeder auf seine Art sehr interessant und tragen jeweils einen sinnvollen Teil zur Handlung bei. Die Zeitsprünge in den einzelnen Kapiteln fügen sich gut ein, sodass sie nicht verwirren sondern den Inhalt bereichern. Die beiden Frauen kämpfen gemeinsam gegen ihre Vergangenheit und dadurch nimmt die Handlung sehr an Fahrt auf. Ein durchweg solider Roman. Man kann sich auf die Forsetzungen freuen.

Bewertung vom 16.03.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


sehr gut

Das Cover fällt direkt ins Auge, ist mir persönlich aber zu abstrakt und düster. Der Claimer, dass dies ein Buch ist, auf das die Welt 60 Jahre warten musste, ist dafür umso überzeugender und weckt sofort die Neugier des Lesers. An diesem Buch reizte mich besonders, dass die Autorin 1966 gestorben ist, im Alter von nur 22 Jahren. Wie hat eine junge Frau die Welt und die Gesellschaft damals gesehen? Und wie aktuell ist ihre Wahrnehmung auch heute noch? Das Buch besteht aus 15 Stories, die damals vereinzelt veröffentlicht wurden und nun im Jahr 2024 zusammengeführt wurden zu einem Buch.
Als Erstes fällt die sehr gute amerikanische Übersetzung auf, es gelingt dadurch perfekt den Geschichten die bedrückende Stimmung zu verleihen, die zum Inhalt passend ist. Dadurch wird ebenfalls Spannung aufgebaut. Die Alltagsdiskriminierung in den Geschichten ist bestürzend, macht traurig und wütend zugleich. Das Verhalten der farbigen Personen ist so reif und vernünftig, obwohl ihnen so ein unfassbarer Schmerz zugefügt wurde. Das Allerschlimmste ist allerdings, dass sich 60 Jahre später leider nicht besonders viel geändert hat.
Fassungslosigkeit und Respekt vor dem Mut der Menschen wechseln sich in diesem Buch beim Lesen der Stories ab. Jeder normal denkende Mensch muss so ein Verhalten doch verurteilen, warum ist es heute aktueller denn je?
Ein Buch wie dieses lesen leider nie die Menschen, die es nötig hätten. Es ist voll mit Sätzen, die gedacht schon absurd unmenschlich sind, aber sie werden tagtäglich ausgesprochen, als wäre es das normalste der Welt und als hätte man jedes Recht der Meinungsäußerung.
Dieses Buch ist nicht nur eine Ansammlung widerlichen Rassismus, es sind Geschichten über Personen, die unendlich stark sind und kämpfen. Es handelt von Frauen und Kindern, die viel zu früh viel zu viel Verantwortung übernehmen mussten.
Eine großartige Autorin und ich bin mir sicher es wären noch einige Meisterwerke gefolgt. Ich bin froh, auf sie aufmerksam geworden zu sein.

Bewertung vom 08.01.2024
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Wie lange habe ich auf diese Fortsetzung gewartet, genau 25 Jahre. Meine Freude und Neugier auf Ildikos neues Buch ist unendlich groß. Werde ich es genauso verschlingen wie die anderen Bücher der Autorin? Ich bin mir sicher!. Ich liebe ihren Witz, ihre charmante Art Alltagsprobleme und Krisen zu beschreiben, bei denen man das schreien will - hey hübsche Frau du bist nicht allein, mir gehts genauso, also zweifel weniger an dir und deinem Leben-. Wie immer trifft sie perfekt die Probleme und Bedürfnisse der aktuellen Zeit, vielleicht manchmal etwas dramatisch, aber immer auf eine so unfassbar charmante Art.
Das Buch ist nicht nur eine Fortsetzung mit Verweisen auf die ein oder andere frühere Geschichte. Es ist wie nach Hause kommen. Auch wenn es Themen sind zu denen nicht alle Frauen einen Bezug haben, geht man doch voll in ihnen auf. Ildiko holt den Leser einfach mit jedem Satz ab.
So ehrlich zu sich selbst, wie jede Frau es sein sollte. Das geht wirklich ans Herz.
Es inspiriert dazu, sich selbst mal die Fragen laut zu stellen, die man mit sich mitschleppt, aber erfolgreich verdrängt. Ildiko ist einfach die Meisterin der charmant-schonungslosen Selbstreflektion.
Der Leser ist direkt Teil der Gruppe. Noch nie konnte ich mich so gut mit so vielen fiktiven Charakteren identifizieren, wie in diesem Buch. Ich hab Cora, Wanda, Erdal und Co nahezu lieb gewonnen.
Dieses Buch ist eine Hommage an jede Frau. Ein Buch bei dem man während de Lesens fast platzt vor Stolz darauf eine Frau zu sein und dann wird es ernst und es geht um Tragödien und schwere Entscheidungen, die das ganze Leben beeinflussen. Ein Buch mit dem perfekten Wechsel zwischen Melancholie und Lebensfreude.

Bewertung vom 09.11.2023
Was ein gutes Leben ausmacht
McGarey, Gladys

Was ein gutes Leben ausmacht


ausgezeichnet

Ich bin so aufgeregt....
Normalerweise kann man von älteren Menschen so viel lernen, das in keinem Buch steht, aber hier ist Erfahrung endlich schriftlich festgehalten worden. Ich erwarte so viele hilfreiche Tipps, von einer Frau, die auf ihrem Autorenfoto bereits eine Wahnsinns-Ausstrahlung besitzt. Sechs Geheimnisse, mal sehen wie viele ich davon bereits kenne. Dr. Gladys McGarey hat einen zutiefst beeindruckenden Lebensweg hinter sich, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Was für ein altruistisches Leben, ich habe absolute Hochachtung davor sein eigenes Leben so in den Fokus der Nächstenliebe zu stellen.
Ihre direkte Ansprache ist liebevoll und baut direkt eine Verbindung auf. Man spürt die Leidenschaft in jedem Wort. Diese Frau steht mit 102 Jahren mitten im Leben und strotzt nur so vor Energie. Die Ärztin mit den wohl ungewöhnlichsten, aber gleichzeitig auch besten Ratschlägen für ein erfülltes Leben. Jedes Kapitel hat ein tolles Ende mit einfachen, aber wundervollen und ungemein bereichernden Aufgaben, die man ganz für sich selbst machen kann, um sich besser zu fühlen und vor allem um sich selbst wieder ein bisschen näher zu kommen.
So beeindruckend wie Gladys selbst sind auch die Persönlichkeiten, die ihren Weg kreuzen. Man nimmt sehr viel mit aus diesem Buch. Ich liebe es, wie Bücher und Sätze einen so tief berühren und dieses Buch ist etwas ganz Besonderes.
Ich habe etwas anderes erwartet und so viel mehr bekommen.
In diesem Buch steckt so viel Kraft und so viel Liebe. Sie teilt ihr Leben schonungslos mit uns, damit sie dem Leser noch mehr Mut machen kann auf das Potenzial, das in jedem Leben steckt.

Bewertung vom 03.11.2023
12 Gesetze der Dummheit
Beck, Henning

12 Gesetze der Dummheit


ausgezeichnet

Ich kannte Henning Beck vorher, habe aber noch kein Buch von ihm gelesen, was ich im Nachhinein sehr bereue. Denkfehler kennen wir alle und ich bin gespannt auf welche Fehler er explizit eingeht und wie er sie erklärt. Und vor allem wie wir es schaffen diese zu erkennen und sie aufzulösen. Die Erwartung an das Buch ist hoch.
Zunächst sticht die strukturelle Gliederung hervor, ein sehr guter Aufbau. Bereits das Vorwort ist sehr provokativ formuliert und es weckt in mir absolut die Freude auf die weiteren Kapitel. Bereits auf den ersten Seiten zitiert Beck mir bekannte Statistiken und Bücher und eröffnet mir damit einen neuen Blick auf die Dinge.
Das Buch ist unterhaltsam und liebevoll provozierend, es kombiniert Wissenschaft und Unterhaltung auf eine grandiose Art. Man fühlt sich immer wieder ertappt, auf welche Muster man als intelligenter Mensch so alles hereinfällt. Es macht Lust zu hinterfragen. Beck wirft uns immer wieder Häppchen hin, die das Hirn sofort zum Qualmen bringt. Bereits nach Kapitel Eins war ich ein absoluter Fan von Becks Worten. Er beschönigt nichts, dramatisiert aber dennoch nicht. Sauber recherchierte, erschütternde Wahrheit. Seine Beispiele sind einfach, aber sehr eindringlich. Er stößt den Leser vor den Kopf. Die Beispiele sind sehr griffig und die Erklärung dazu ist so wissenschaftlich, wie einfach.
Es macht regelrecht Freude seine Denkmuster beim lesen zu erkennen und es motiviert sie zu durchbrechen und neue Wege zu gehen.
Jedes Kapitel ist auf seine Art sehr inspirierend. Beck eröffnet einen ganz neuen Blick auf die Zukunft, klar, kritisch und ohne Rückschaufehler.
Beck ist kritisch hinterfragend, manchmal sehr sarkastisch, aber immer witzig und kurzweilig.
Ein Buch bei dem ich noch viel recherchieren werde im Anschluss und dass ich bei Zeiten in die Hand nehmen, um es immer mal wieder erneut zu lesen.

Bewertung vom 30.10.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


sehr gut

Auch wenn es in diesem Zusammenhang eher eine Beleidigung ist, ist das Buch nahezu perfekt. Thomas Curran erklärt in seinem Buch "Nie gut genug" was Perfektionismus genau ist und in wie viele Bereiche des Lebens er sich in welcher Form präsentiert und welche negativen Auswirkungen er haben kann. Perfektionismus ist ein brandaktuelles Thema, von dem auch ich betroffen bin. Ich bin super gespannt, welchen Mehrwert ich persönlich aus dem Buch ziehen kann. Das Buch beschreibt sehr genau, wie gesund bzw. ungesund Perfektionismus tatsächlich sein kann. Das Buch ist in extrem gut strukturierte Teile aufgebaut. Der Mix aus wissenschaftlichen Faken und eigenen Erfahrungen transferiert die Theorie erfolgreich in die Praxis. Das Buch beginnt fast wie ein spannender Krimi. "Wir haben alle eine gewisse Intoleranz gegenüber Unvollkommenheit". Solche Sätze führen dazu, dass man das Buch erst einmal weglegt, um darüber nachzudenken. Man liest deutlich heraus, dass Curran Professor ist. So strukturiert und analytisch runtergebrochen auf kurze, aber bedeutungsstarke Sätze, aber dennoch so spannend wie Unterhaltungsliteratur.
Curran ist ein absoluter Experte auf dem Gebiet des Perfektionismus, der es dennoch schafft über den Tellerrand hinaus zu sehen. Er transferiert den Perfektionswahn gekonnt auf Alltagsgeschehnisse.
Die Unterteilung der Kapitel ist großartig: Was ist Perfektionismus? Was macht er mit uns? Ein durchgängig roter Faden. Die persönliche Note und der Antrieb das Buch zu schreiben machen es so authentisch. Die Entwicklung des Perfektionismus, sowie der zunehmende Druck und die Gefahr werden sehr eindringlich beschrieben.
Curran gelingt ein umfassender Blick vom Einzelnen zur Gesellschaft bis hin zum bedeutenden Einfluss von social media und die Wirtschaft. Das Buch ist wissenschaftlich fundiert, aber leicht verständlich. Ein intelligenter Schreibstil, ganz ohne Arroganz. Man nimmt Curran auf jeder Seite ab, dass er bestmöglich informieren und sensibilisieren möchte, ohne belehrend zu sein. Must read in unserer aktuellen Gesellschaft.

Bewertung vom 14.09.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


gut

Ich bin genauso alt wie die Autorin, ich habe gestern mein neues Handy eingerichtet und war maximal genervt davon und ich verbringe sowieso zu viel Zeit mit Handy und Social Media. Die ideale Voraussetzung also, um dieses Buch zu lesen. Das Cover und der Klappentext überzeugen mich und ich bin wahnsinnig gespannt. Das erste Buch das ich lese indem es um Corona geht. Es passt einfach alles, weil ich genau das Alter der Protagonistin habe und mit ihr auf eine nostalgische Zeitreise gehen kann. Das Buch besticht durch eine klare Beschreibung fast emotionslos, die einen dennoch in seinen Bann zieht. Durch das Buch wird einem erst einmal bewusst wie viele Spuren man im Internet hinterlässt. Man bekommt es fast mit der Angst zu tun. Die Protagonistin wird immer fanatischer, man fragt sich ob sie nicht von einem ins andere Extrem gerät und damit genauso ihre Zeit verschwendet. Sie wird immer paranoider, schaltet ihre Kamera dauerhaft aus und das als Dozentin die Vorlesungen hält. Das nimmt alles schnell Überhand. Es ist mutig, aktuelle Themen wie Corona und Impfgegner mit in die Story zu nehmen, selbst aktuell konnte man sich kaum dran erinnern, wie das alles war. Wird das Buch in 10 Jahren gelesen wird keiner wissen, worum es geht, andererseits ist social media ja auch im permanenten Wandel und der Status quo bei Veröffentlichung schon wieder ein anderer. Mit jeder Seite wird es immer übertriebener: wie bei allen Situationen und Lebenseinstellungen denke ich, dass ein vernünftiges Mittelmaß gesund ist ohne in beide Extreme abzurutschen. Stellenweise ist sie schon sehr besessen. Unabhängig von Corona isoliert sich sich schon sehr. Eine eigene Einstellung haben ist ok, aber andere Leute verteufeln, die diese Meinung nicht teilen ist schon sehr intolerant, besonders wenn man selbst Rücksichtnahme einfordert. Kritische Reflexion ist ok, aber es sollte nicht das gesamte Leben inkl. Jobwahl bestimmen. Digitale Ruhe ist ok, aber wenig bis keine soziale Interaktion ist schon sehr schwierig. Insgesamt war mir das Buch dann doch zu eingefahren und extrem.

Bewertung vom 14.09.2023
Heartbreak
Bagci, Tarkan

Heartbreak


ausgezeichnet

Das Cover hat mich schon direkt angesprochen und überzeugt, weil es mich an meinen letzten USA-Roadtrip erinnert. Meine Erwartungen waren groß ich wünsche mit ein lustiges Buch, das aber auch den Tiefgang nicht vermissen lässt. Als Multitalent kenn ich Bagci, ich bin gespannt, was er als Romanautor zu bieten hat. Die Ausgangsstory ist sehr vielversprechend und aktuell: Karrierekrise, Sinnkrise, Ghosting, die Probleme unserer Zeit.
Wir beginnen das Buch mit Marie auf dem Küchenboden, sehr berührend und es schafft sofort eine Verbindung. Ich bin überrascht wie lebendig Tarkan die Hoffnungslosigkeit beschreibt, große Gefühle für große Emotionen von Marie. Ist ihm sehr gelungen. Die Gedanken unserer Generation finden sich in Maries Grübeleien wieder. Es ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Generation und was sie beschäftigt, furchtbar ernst aber auch furchtbar lustig. Bagci ist verständnisvoll und kritisch hinterfragend. Er hinterfragt ernste Themen einer digitalen Welt. Marie und Tom sind getrennt voneinander schon super sympathisch, obwohl sie ihre Päckchen zu tragen haben, getoppt wird das Ganze nur noch als sie aufeinander treffen. Marie und Tom haben auf unterschiedliche, aber sympathische Weise einen an der Murmel. Man fühlt so sehr mit den beiden, jeder hat auf seine Art ganz schönen Mist zu verarbeiten. Und irgendwie helfen sie sich unabsichtlich beide gegenseitig da raus. Tarkan hat es geschafft viele Themen einfühlsam, aber auch lustig unterzubringen ohne überladen zu wirken oder Themen nur ihrer selbst willen anzusprechen. Es liest sich toll und spricht die volle Bandbreite Emotionen an. Es hat mich berührt und vor allem hat es mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt.

Bewertung vom 04.09.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


weniger gut

Das Cover spricht mich genauso wenig an, wie der Klappentext. Aber ich habe mir gedacht, wenn Benedict Wells ihm eine Chance gibt und es klasse findet, kann ich das auch. Also ran an die Seiten. Um es vorweg zu nehmen: Nichts in den Pflanzen ist nichts für mich. Beim Einstieg, der sehr surreal war habe ich noch gedacht, ok ungewohnt aber warum nicht. Auf den ersten Seiten weiß man nicht, ob man gerade an der Nase herumgeführt wird oder ob das wirklich Leilas Ernst ist. Die Künstlerszene ist für mich völlig fremd, deshalb habe ich mich von Anfang an sehr schwer getan eine Verbindung aufzubauen. Die Handlung ist nicht sehr ausgeprägt und manchmal auch gar nicht meins, wird aber ausgeglichen durch den hervorragenden Schreibstil. Das Buch ist überaus intelligent geschrieben. Witzig, sarkastisch und stilistisch ein Meisterwerk. Die Dialoge sind inhaltlich sehr merkwürdig, aber stilistisch sehr gut. Trotzdem fehlte mir der Zugang. Es ist ein sehr guter Roman, aber einfach nicht meins. Geschmäcker sind eben verschieden.