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buchverrückt

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Das Cover ist das eines typischen Liebesromans: Meer, Leuchtturm, einfach das volle Kitschprogramm. Eine seichte Schmonzette war mein erster Eindruck. Der Klappentext ließ dann aber doch tiefer blicken, erinnert mich sehr an das Buch Zwei an einem Tag, das ich sehr mochte. Ich liebe Geschichten um verpassten Chancen. Mit dem "was-wäre-wenn-Spiel" kann man sich kurz aus der Realität träumen.
Dann ging die Reise von Will und Rosie los, der dramatische Anfang weckt Vorfreude und große Erwartungen an den Rest des Buches. Rosie ist verrückt nach Musik und Will ist verrückt nach Rosie. Beide sind 17 und kämpfen jeder auf seine Art mit den Tücken des Erwachsenwerdens. Anfangs ein bisschen wie ein seichter Teenie-Roman mit den üblichen "Problemen". Das Buch gewinnt aber zunehmend an Tiefe. Die Gespräche zwischen Will und Rosie sind atemberaubend geschrieben, man spürt förmlich das Knistern zwischen Ihnen: Liebe und Gänsehaut pur. Ich bin völlig überrascht davon, wie sehr mich die Zeilen berühren, unglaublich gefühlvoll. Man spürt, wie wichtig diese Zeit fürs erwachsene Leben ist, wie sehr Rosie unter Druck und Beobachtung steht und gefangen ist in all den Regeln. Man möchte sie zur Seite nehmen und ihr zuflüstern, dass bald alles wieder besser wird. Und dann passiert aus dem Nichts das Schlimmste, was passieren kann. Beim Lesen stockt einem der Atem. Das Leben geht weiter und doch leben beide nicht mehr richtig, jeder funktioniert auf seine Weise, weil es sich so gehört.
Dieses Buch zu lesen fühlt sich traurig und gut zugleich an. Ich liebe es, wenn Bücher so viele unterschiedliche Emotionen in mir auslösen. Großes Kino durch geschriebene Worte.

Bewertung vom 01.05.2023
3000 Yen fürs Glück
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


sehr gut

Ein Buch übers Sparen kann ich gut gebrauchen, denn wenn ich nicht gerade ein Buch gewinne oder geschenkt bekomme, gebe ich Unmengen an Euros für Bücher aus. Wenn dann noch die gesamte Familie im Buch mitmischt kann es ja nur amüsant werden.
Das Cover hat eine außergewöhnliche, aber sehr schöne Farbe und sticht sofort ins Auge und die Winkekatze ist ein kultiges Klischee, bei dem man sofort an Asien denkt.
Klasse, das direkt am Anfang erklärt wird, dass 3000 Yen rund 7 Euro sind. Diese Summe zieht sich immer wieder durch das gesamte Buch und verändert an der ein oder anderen Stelle das Leben der Protagonisten sehr. Eine tolle Ausgangsidee.
Mit einem Ziel vor Augen spart es sich viel leichter. Spartipps werden aber nicht nur gegeben, sondern clever in Form von Gesprächen in die Handlung einbezogen. Man fühlt sich gut unterhalten, erhält Finanztipps dabei und fast alles dreht sich um die Summe von 3000 Yen.
Hinter den 3000 Yen verbergen sich so viele Produkte und Möglichkeiten und manchmal ganze Schicksalswendungen und unerwartete Begegnungen mit neuen und alten Freunden.
Der eigentliche zahlenmäßige Wert des Geldes rückt Seite für Seite mehr in den Hintergrund. Geldsorgen sind leider altersunabhängig und können das Leben manchmal sehr beschweren.
Super spannend ist auch die Historie des Kakeibo, das japanische Haushaltsbuch. Davon kann man auch heute noch etwas lernen.
Obwohl alle so viel über Geld reden ist doch nahezu keiner komplett ehrlich, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Geld war schon immer ein gesellschaftlich spannendes Thema und wird in diesem Buch zu einer tollen und kurzweiligen Geschichte.

Bewertung vom 17.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Ich liebe alle Bücher von Martin Suter, daher war mir eigentlich schon vorher bewusst, dass dieses Buch mich nicht enttäuschen wird.
Das klassisch-schlichte Diogenes-Cover mag ich sehr. Ich mag es ebenfalls sehr, dass Suter diesem überragenden und außergewöhnlichen Verlag seit Jahrzehnten treu geblieben ist.
Der Protagonist Tom war ein reicher Sohn, intelligent und so gebildet, wie man mithilfe des Geldes nur sein kann. Eine ganze Hand voll hochrangiger Abschlüsse, aber keinen Job. Das führt ihn nach Zürich zu Dr. Stotz, eins eine bedeutende, scharfsinnige Persönlichkeit. Zwei außergewöhnliche Männer treffen aufeinander, die beste Voraussetzung für eine anspruchsvolle Geschichte.
Ich liebe Suters Schreibstil, klar, präzise, beobachtend und mit genau der richtigen Menge an Details. Jedes Mal wenn ich wieder eines seiner Bücher lese, merke ich, wie sehr ich es vermisst habe und fühle mich erneut in der Sprache zuhause.
Intelligenter Spannungsaufbau: wer ist die Frau auf den Bildern? Warum hat Dr. Stotz so viel mit Toms Vater gemeinsam?
Suter ist ein eleganter Mann mit Stil, intelligent, integer und sehr wertorientiert. Genau das verkörpern seine Figuren ebenfalls.
Die Geschichte um Stotz und Melody beginnt wie eine normale Liebesgeschichte der damaligen Zeit und wird immer mysteriöser. Man fiebert immer dem nächsten "Häppchen" entgegen. Und dann taucht Stotz Großnichte Laura auf und die Geschichte nimmt abermals eine spannende Wendung.
Es ist fast schon gruselig und unbehaglich, wie sehr Stotz an der Vergangenheit hängt. Und dann kommt alles ganz anders, als man denkt...

Bewertung vom 03.04.2023
Es war einmal in Brooklyn
Atlas, Syd

Es war einmal in Brooklyn


sehr gut

Perfektes Timing: ich komme gerade aus den USA wieder und bin genau in der richtigen Stimmung für ein Buch aus den 70ern, das in Brooklyn spielt. Zu Beginn war ich eher skeptisch, da es sich doch sehr stark nach einem Jugendbuch angehört hab und ich die Befürchtung hatte, dass ich vielleicht zu alt für das Genre bin. Der Anfang war allerdings direkt schon ziemlich spannend und es klang so gar nicht nach Liebesroman. Zitate am Anfang mag ich sehr.
Juliette steht kurz vor ihrem Abschluss und bereits mit den ersten Sätzen kann man sich mit dieser lieben, nicht sonderlich beliebten Schülerin identifizieren. So schnell hatte ich noch nie einen Bezug zur Hauptperson. Juliette steht am Anfang ihres Lebens und erlebt gerade die aufregendste Zeit. Ihr Nachbar und Freund David stattdessen ist gleich alt, aber schwer krank, sodass sein Leben schon bald enden wird. Er hat keine Zukunftsperspektive. Ein paar Seiten später passiert mir mit David das gleich wie mit Juliette: ich verliebe mich in ihn und seine Art. David und Juliette werden für mich direkt wie Freunde. Super toll und echt besonders, so schnell einen Bezug zu bekommen.
Die beiden haben eine Freundschaft, die zu Herzen geht und ein Schicksalsschlag, der zu Tränen rührt. Der Schreibstil ist unglaublich sanft und leise, aber dennoch sehr ausdrucksstark. Der Wechsel zwischen jugendlicher Leichtigkeit und erwachsener Hoffnungslosigkeit ist beeindruckend.
Es ist eine schwierige Situation für beide. Ein wirklich bewegender Roman übers Erwachsenwerden, Verlieben und die Suche nach dem Glück trotz der Schicksalsschläge, die das Leben bereithält.

Bewertung vom 06.03.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


sehr gut

Ich mag von Bülow als Schauspieler sehr, umso gespannter war ich auf seinen ersten Roman. Häufig liegt das Talent ja nur in einer Kunst. Um es vorweg zu nehmen: dies ist hier nicht der Fall!
Das Cover gefällt mir, es ist auffällig und farbenfroh, möge der Inhalt genauso sein.
Das Buch beginnt unvermittelt mit Marc und seinem Trip nach München zu einer Beerdigung. Erst lernt man seine Familiengeschichte kennen, dann ihn als Person. Auffällig ist der leichte und flüssige Schreibstil: nicht zu viele und nicht zu wenig Worte, das muss man als Autor wirklich können.
Das erste Kapitel macht Lust auf die Freundschaft zwischen Marc und Roy, ohne genau zu erklären, was vorgefallen ist, spürt man, dass es sehr tief geht und noch eine wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen wird.
Von Bülow nimmt uns mit an die Anfänge von Roys und Marcs Freundschaft, ein typischer Jungs-Schulstreich, der sehr klar und deutlich den Beginn der Freundschaft skizziert. Er spielt mit seinem Schreibstil gekonnt mit Klischees und kreiert dadurch sehr witzige Anekdoten.
Die Protagonisten haben diese skurrilen Gedankengänge, die wir alle haben, die aber nie jemand laut äußert, das mag ich sehr.
Ein Roadtrip mit Tiefe, sehr gut geschrieben ist das Abschweifen auf der Autobahn zu den Geschichten von früher, das eigene Leben zieht auf einer Fahrt durch Deutschland an einem vorbei. Ein toller Ausgangspunkt und eine hervorragende Umsetzung.
Jugendliche Leichtigkeit wechselt sich ab mit erwachsener, tiefer Melancholie.
Der Erzählstil hat mich sehr gepackt. Die Rückblenden und die Entwicklung der Freundschaft ist realistisch dargestellt, ohne zu langweilen und gibt genug Spielraum für die eigenen Gedankengänge.
Mit 18 durch Europa, man fühlt sich direkt in seine eigene Jugend zurückversetzt. Man wird mit Marc erwachsen, seine Entscheidungen für die Schauspielschule, seine Freundschaft zu Roy und sein Verhältnis zur Familie sind sehr vielschichtig erzählt. Jeder Bereich (Tod, Schauspiel, Freundschaft, Liebe) klingt, als hätte von Bülow die Lebenserfahrung eines Hundertjährigen. Er erzählt wahnsinnig warm, äußerst genau und sehr interessant. Super Buch!

Bewertung vom 02.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


sehr gut

Das Cover spricht mich nicht unbedingt an, der Klappentext dafür umso mehr. Die Autorin hat in Münster studiert. Ich lebe in Münster und liebe diese Stadt. Sie spricht genau ein Thema an, das viele beschäftigt, nicht nur in der Generation Z, sondern auch darüber hinaus. Es stellt sich die Frage, ob eine frühe gescheiterte Ehe mit Anfang 20 besser ist, als mit Mitte 30 unverheiratet und Single zu sein oder welches Konzept tatsächlich individuell glücklich macht.
Es geht um verpasste Chancen und Möglichkeiten oder um Entscheidungen, die man bereut und vor allem um die Frage, ob man überhaupt etwas bereuen sollte.
Daher habe ich die ersten Seiten des Buches mit einer gewissen Spannung gelesen. Besonders auch, da ich das Interview mit Esther Schüttpelz vorher gelesen habe, bevor ich das Buch begonnen hab. Das war eine Bauchentscheidung und für mich auch neu, das Buch von hinten zu beginnen. Nach dem Interview hatte ich umso mehr Lust das Buch zu beginnen. Esther ist super sympathisch und ich wollte wissen, ob die Protagonistin den gleichen ersten Eindruck auf mich macht. Dazu kann ich nur sagen: absolut, sie klingt jung, mal taff, dann wieder zerbrechlich. Sie ist unfassbar witzig, mit dem Humor konnte ich mich direkt identifizieren.
Durch die Erzählung fühlt man sich ihr manchmal sehr nah und dann wieder ganz weit weg. Einen Namen hat sie nicht, genauso wie der Ehemann der dann zum Ex-Ehemann wurde. Der Wechsel zwischen Nähe und Distanz sorgt für unfassbare Spannung und fesselt den Leser an jede Seite. Der Schreibstil ist schnell, aber angenehm. Man fliegt nur so durch die Seiten.
Sie passt in ihre Generation, ist dann aber auch wieder individuell, ein Wechsel der Extremen, der sie undurchschaubar wirken lässt.
Die Worte sind tief und eindringlich, trotz der vermeintlichen Distanz spürt man sie deutlich. Ich liebe diesen einzigartigen Erzählstil wirklich sehr. Manchmal ist es so Klischee-Generation z und manchmal so alt und weise.
Einige Themen werden erwähnt ohne dass sie starken Bezug zur Handlung haben (Drogen, Depression, Selbstreflektion) so als müsste man sie einfließen lassen, um sie mal erwähnt zu haben. Das ist etwas störend. Es folgt eine überraschende Wendung mit der man nun wirklich nicht gerechnet hat.
Eine grandiose Beschreibung der Entwicklung von Freundschaften, Ansichten, Beziehungen und der Person selbst im Laufe des Erwachsenwerdens. Empfehlenswert!

Bewertung vom 07.11.2022
Isidor (eBook, ePUB)
Kupferberg, Shelly

Isidor (eBook, ePUB)


sehr gut

Endlich mal wieder ein Buch vom Diogenes Verlag. Ich bin sehr gespannt, denn Diogenes hat mich schließlich noch nie enttäuscht.
Ich mag Lebensgeschichten von Vertriebenen und liebe Wien, von daher ist das Buch perfekt für mich. Dass Kupferberg von ihrem eigenen Großonkel schreibt macht die Geschichte authentisch und reizt mich sehr.
Der Prolog macht bereits richtig Lust in Isidors Leben einzutauchen, es scheint die ein oder andere skurrile Anekdote zu lauern. Anhand seiner Briefe kann die Geschichte rekonstruiert werden, ein Zeichen dafür wie wichtig Tagebücher und schriftliche Aufzeichnungen sein können.
Die Erzählungen zogen mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann, man taucht ein ins alte Wien, fast wie eine literarische Zeitreise. Wie schlimm muss es sein aus einer Stadt vertrieben zu werden, die man so sehr liebt.
Ein schillerndes Leben, das Isidor führt und in vollen Zügen genießt. Er ist es gewohnt, dass sich alle nach seinem Willen richten. Wie schlimm muss also die Gefangenschaft für ihn sein, er der sonst immer die Kontrolle hat? Von einem Extrem ins andere, vom Luxusleben in Gefangenschaft.
Das Buch beschreibt sehr anschaulich den weiten Weg der Familie nach Wien – Stück für Stück. Ich liebe Familiengeschichten, eine jüdische ist natürlich immer noch mal ergreifender. Kupferberg gelingt ein authentischer Blick auf das jüdische Leben in Wien. Die Ich-Erzählperspektive der Autorin lässt die Geschichte noch näher wirken.
Das Buch schildert großartig das Leben der Familie vor und nach dem Krieg. Anhand der Aufzeichnungen können die Geschehnisse sehr gut nachvollzogen werden. Es ist immer wieder zutiefst ergreifend, darüber zu lesen. Ein paar Mal musste ich das Buch erst einen Moment zur Seite legen…
Das Interview am Ende ist klasse, der Stammbaum hilft gerade am Anfang den Überblick zu behalten.
Die Danksagung ist so berührend, wie das gesamte Buch.

Bewertung vom 24.10.2022
Spaziergang zu dir selbst
Kattilathu, Biyon

Spaziergang zu dir selbst


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan von Biyon, seinem Podcast und seinen Videos und ich liebe spazieren gehen im Wald. Die ideale Voraussetzung für diese Lektüre. Ich komme generell im Wald sehr schnell runter und zur Ruhe und kann wunderbar die Natur genießen. Der Wald strahlt eine Ruhe aus, die ich sehr genieße, ähnlich wie der Blick aufs Meer. Daher bin ich unfassbar gespannt, welche neuen Erkenntnisse ich über den Wald und über mich selbst über Biyon erreiche. Vermutlich wie immer auf seine positive Art, die einen einfach zum Lächeln bringen miss.
Schon im Vorwort spricht Biyon mir aus dem Herzen: der Wald beruhigt und stärkt zugleich. Der Veröffentlichungszeitpunkt ist natürlich perfekt, da der Herbst die schönste Jahreszeit im Wald ist.
„Egal wo wir hingehen, wir nehmen uns mit“ das sind so kraftvolle Sätze, die einfach direkt ins Herz gehen.
Die Illustrationen des Buches sind so schön und liebevoll gestaltet. Über die QR-Codes bekommt man das Gefühl direkt neben Biyon herzulaufen. Der ganze Stress, die ganze Hektik, auch mich zieht es immer wieder zum Ursprung auf der Suche nach Ruhe.
Biyon hat diese unvergleichliche Art einen direkt anzusprechen, man fühlt sich sehr direkt berührt von seinen warmen Worten. Das ist absolut unglaublich, denn mir war ein fremder noch nie so nah. Er kann wirklich hervorragend Verbindungen zu Menschen aufbauen.
Selbst beim Lesen komme ich bereits zur Ruhe. Man bekommt so viel Lust auf die Natur, dass man das Buch weglegt und erst einmal in den Wald eintaucht. Teile des Buches habe ich im Wald gelesen, was nochmal eine ganz andere Atmosphäre schafft, richtig erhaben und unglaublich positiv.
Geschickt webt Biyon seine eigene Geschichte und Erfahrungen ein, sodass man Biyon noch ein Stück näher kommt. Eine wunderschöne Verbindung, man fühlt sich gehört, ernst genommen und beraten.
So viel Weisheit und Schönheit in einem Buch, das Lesen ist bereits eine wertvolle Erfahrung.
Biyon und der Wald haben eine gleichermaßen beruhigende, aber auch motivierende Wirkung auf mich. Wenn man sich Zeit für dieses Buch nimmt, gibt es einem unerwartet viel.
Ich liebe Biyon und ich liebe den Wald und nach diesem Buch liebe ich beides noch ein wenig mehr.

Bewertung vom 17.10.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


sehr gut

Ein spannendes und neues Thema. Auch ich mochte nicht jeden Partner meiner guten Freundinnen, daher interessiert es mich sehr, ob ein Schicksalsschlag wirklich dazu führen kann einer Person so nah zu kommen, wie im Klappentext angedeutet.
Liebesroman, die sich nicht offensichtlich als Liebesschnulzen anpreisen, sondern eine Tiefe andeuten interessierten mich schon immer.
Ich mag das Cover und vor allem den Umschlag, der sich wie eine schützende Box um das Buch schließt und gleichzeitig als Lesezeichen dient. Der Prolog geht unverblümt in die Vollen, das erste Kapitel beginnt mit Allys Beerdigung, die sie selbst bis ins kleinste Detail geplant hatte. Selbst auf der Beerdigung gehen sich Becca und Charlie richtig an, keine Spur von „was sich neckt, das liebt sich“. Ein rasanter Einstieg und es bleibt spannend.
Auch wenn Ally tot ist, agiert sie trotzdem und hat die Fäden in der Hand. Becca und Charlie sehen sich an Allys Todestag bei ihrer Mutter wieder, denn freiwillig würden sich ihre Wege wohl nie wieder kreuzen und dann beginnt auch schon das erste Abenteuer.
Man verschlingt die Seiten, weil man an den Punkt kommen will, wo die beiden sich endlich näher kommen. Die Mischung ist sehr gut: das Leben geht weiter, aber Ally ist auf liebevolle Art und Weise noch präsent im Leben von Charlie. Ally hat für jedes Jahr eine Aufgabe für Becca und Charlie und man freut sich beim Lesen wie ein kleines Kind auf die nächste Aufgabe.
Man wünscht sich solche Freunde, die einen nie vergessen, wirklich sehr berührend. Beide kommen auf ihre eigene Art und Weise über Allys Tod hinweg, aber sie sind immer durch Ally miteinander verbunden.
Eine wirklich schöne Geschichte über Freundschaft, Liebe, Tragödien und das kleine und große Glück. Einige Aufgaben sind so absurd und witzig, dass man auf der Stelle mitmachen möchte. Als Leser hat man durchweg das Gefühl live dabei zu sein.
Die Spannung bleibt erhalten, da man sich die Frage stellt, was passiert, wenn die Aufgaben enden. Man wird nicht enttäuscht, sondern mit einem berührenden Ende belohnt. Es bleibt ein gutes Gefühl nach dem Zuklappen des Buches.

Bewertung vom 16.08.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


sehr gut

Das Cover ist frisch und bunt, passend zur Leichtigkeit des Sommers. Bereits beim Klappentext hatte Carla mich. Ich war sofort verbunden, besonders die Suche nach der Leichtigkeit in einem eigentlich durchaus erfüllten Leben. Eine Woche nach dem ich das Buch beam, hörte ich Carla Kaspari in einer Lesung und wusste: dieses Buch musst du jetzt direkt beginnen. Die Spannung stieg und was soll ich sagen, bereits nach wenigen Seite war ich into the game und Teil der Geschichte. Der Schreibstil ist besonders, schwer zu erklären. Obwohl das Buch in der dritten Form geschrieben ist, fühle ich mich Franziska verbundener als in den meisten Ich-Erzählungen. Manchmal fühlt es sich an, als hätte Carla aus meinem Leben und meinen Gedanken zitiert. I feel you möchte man der Protagonistin zurufen.
Kaspari hat genau den Stil der Zeit getroffen, selbstkritisch, manchmal ernüchternd, fast stumpf und immer mit einem Augenzwinkern und einer Spur Ironie für den aktuellen Insta-Lifestyle. Man bekommt selbst Lust auf Franziskas Romanpassagen, ein Roman im Roman, wirklich eine erfrischende Idee.
Kaspari gelingt der perfekte Spagat, manchmal wirkt Franziska wir jede x-normale Frau ihrer Generation, aber dann schimmert wieder ganz deutlich das Besondere durch. Man möchte Franziska als Freundin haben, einen Flat-White mit ihr trinken und stundenlang über das Leben quatschen.
Teil II beginnt genauso lässig, wie Teil I endet. Man identifiziert sich voll mit den kleinen und großen Problemen dieser Generation. Kaspari gelingt eine kritische Betrachtung ohne zu sehr zu werten und genügend Spielraum für die Bildung der eigenen Meinung. Das gefällt mir ungemein gut.
Die Beobachtungsgabe ist überragend mit einem durchaus klaren Blick. Es fühlt sich an, als wären einige Sätze direkt aus meinem Kopf gekommen. Ich fühlte mich Franziska nah und das ist das Beste, das eine Autorin erreichen kann.
Tolles Buch, tolle Story, ich war von Anfang bis zum Ende drin. Es geht um Freundschaft, es geht um Liebe, ein bisschen Coming-Age, aber doch viel mehr!