
©Walter Moers
Walter Moers
Moers, WalterDer Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz ist der bedeutendste Großschriftsteller Zamoniens. Berühmt wurde er durch seine 25-bändige Autobiographie »Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers«, ein literarischer Bericht über seine Abenteuer in ganz Zamonien und vor allem in der Bücherstadt Buchhaim.Sein Schöpfer Walter Moers hat sich mit seinen phantastischen Romanen, weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus, in die Herzen der Leser und Kritiker geschrieben. Alle seine Romane wie »Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär«, »Die Stadt der Träumenden Bücher«, »Der Schrecksenmeister« und zuletzt »Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr« waren Bestseller.Neben dem Kontinent Zamonien mit seinen zahlreichen Daseinsformen und Geschichten hat Walter Moers auch so erfolgreiche Charaktere wie den Käpt'n Blaubär, das Kleine Arschloch und die Comicfigur Adolf, die Nazisau geschaffen.
Kundenbewertungen
Hildegunst von Mythenmetz, Lindwurm, Dichter und Hypochonder, wird zur Kur nach Eydernorn geschickt, um seine Bücherstauballergie behandeln zu lassen. Dort macht er es sich, neben den eher unangenehmen medizinischen Anwendungen, zum Ziel die 111 Leuchttürme der Insel zu besichtigen und erforschen. Gesagt, getan. Dass...
Hildegunst von Mythenmetz, Lindwurm, Dichter und Hypochonder, wird zur Kur nach Eydernorn geschickt, um seine Bücherstauballergie behandeln zu lassen. Dort macht er es sich, neben den eher unangenehmen medizinischen Anwendungen, zum Ziel die 111 Leuchttürme der Insel zu besichtigen und erforschen. Gesagt, getan. Dass er dabei plötzlich in einen haarsträubenden Plan zur Rettung Zamoniens hineingezogen werden würde, hätte er bestimmt nicht gedacht.
Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Brief mitsamt zahlreichen Notizen und Skizzen, den Hildegunst von Mythenmetz seinem langjährigen Freund Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Der aus einigen anderen Zamonien-Romanen bereits bekannte Protagonist macht seinem Markenzeichen - den kreativen Ausschweifungen - alle Ehre. Und so geht er völlig auf in detaillierten Beschreibungen von Flora und Fauna, Kultur und Geschichte, kulinarischen Köstlichkeiten, Sportarten sowie natürlich den Leuchttürmen, die es ihm besonders angetan haben. Dabei perfektioniert er die Kunst vom sprichwörtlichen Hölzchen auf's Stöckchen zu kommen.
Walter Moers überzeugt durch den für ihn typischen Schreibstil. Dieser ist einzigartig, metaphorisch, phantasievoll. Der Text ist gespickt mit Wortspielen und Wortneuschöpfungen, die herrlich skurril, phantastisch und besonders sind. Der Humor darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und so wird der/ die Lesende mit viel Sarkasmus, Witz und Charme unterhalten. Es gibt außerdem zahlreiche Parallelen und Anspielungen auf andere Werke des Autoren, die ich wirklich sehr gefeiert habe. Und dennoch stellt das Buch eine in sich geschlossene Geschichte dar, die auch Neueinsteiger mühelos genießen können.
Weitere Highlights sind die Covergestaltung, die Landkarte von Eydernorn sowie die 100 schwarz-weiß Illustrationen von Walter Moers, welche die Atmosphäre perfekt wieder geben. Einzige Kritikpunkte: Bei dem Farbschnitt, welcher nur auf der Oberseite des Buches zu finden und welcher langweilig einfarbig ist, hätte man sich wirklich mehr Mühe geben können oder es einfach ganz lassen sollen. Zumal der Preis von 42 Euro doch mehr als happig ist!
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Eine Sammlung für eingefleischte Zamonien-Fans
„Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte“ ist eine zamonische Flabel-Sammlung von Walter Moers. Wer Walter Moers kennt, weiß, dass er sich in seinem zamonischen Oeuvre an Gattungen der Weltliteratur abarbeiten: Dieses Mal hat er sich – wie der Titel nahel...
Eine Sammlung für eingefleischte Zamonien-Fans
„Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte“ ist eine zamonische Flabel-Sammlung von Walter Moers. Wer Walter Moers kennt, weiß, dass er sich in seinem zamonischen Oeuvre an Gattungen der Weltliteratur abarbeiten: Dieses Mal hat er sich – wie der Titel nahelegt – mit der Gattung der Fabel beschäftigt, die er hier persifliert. Wie bereits in anderen Zamonien-Romanen bedient sich Moers hier einer Autorfiktion: Moers gibt sich nur als Übersetzer der Flabeln aus, die eigentlich der große zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz geschrieben hat. Die Flabeln thematisieren unterschiedliche Figuren aus dem zamonischen Kosmos: Neben Einhörnchen treten Ubufanten, Birkenfüchse oder Musiktiere auf. Behandelt werden kleine Episoden der Figuren, die fabel-haften Charakter besitzen: Ein Biber und ein Kristallskorpion befinden sich in einer ausweglosen Situation, ein Ubufant will fliegen, ein Werwolf ist auf der Sinnsuche und eine fleischfressende Pflanze will vegetarisch leben. Gerade in den Moralen der Geschichten (ja, das ist die Mehrzahl von „Moral“, was ich bis eben auch nicht wusste), die nicht unbedingt so enden, wie man von Fabeln gewohnt ist, findet sich immer eine Spur Gesellschaftskritik. Wie von Moers gewohnt werden die Flabeln mit viel Wortwitz erzählt. Ein Highlight ist vor allem Moers‘ Nachwort, das eine poetologische Reflexion über Arten des Humors beinhaltet. Die Flabelsammlung hat einen Umfang von ca. 150 Seiten; zudem finden sich wieder Moers-typische Illustrationen, die dieses Mal recht raumgreifend sind und auch ganze Seiten in Anspruch nehmen. Dementsprechend ist das Lesevergnügen eher kurz (bei gemütlichem Lesen kann man die Flabeln an einem Abend durchlesen). Für mich ist „Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte“ daher insgesamt eher ein Moers für zwischendurch: Ein netter Ausflug nach Zamonien, der aber natürlich – bedenkt man allein schon den Umfang – nicht an „Rumo“, „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, „Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär“ herankommen kann (und ich denke: auch gar nicht will). Für eingefleischte Zamonien-Fans definitiv ein Muss; die Lesenden, die noch Fans werden möchten, sollten erstmal zu einem anderen Roman aus dem Zyklus greifen.
Wieder einmal ein tolles Buch von Walter Moers, ich habe so herzhaft gelacht und war einfach sofort dabei.. auf der Insel. Auch die Zeichnungen sind sind sehr ansprechend. Ein besonders Geschenk für alle, die gerne Humor und Sarkasmus lieben.
24.09.2023
Eine zamonische Insel voller Abenteuer und kurioser Geschöpfe – das Orm fließt wieder
Hildegunst von Mythenmetz, seines Zeichens Lindwurm, Dichter und Hypochonder, reist auf die Insel Eydernorn, um dort eine Kur zu machen. Eydernorn wird auch die Insel der Tausend Leuchttürme genannt, obwohl es eigentlich nur 1...
Eine zamonische Insel voller Abenteuer und kurioser Geschöpfe – das Orm fließt wieder
Hildegunst von Mythenmetz, seines Zeichens Lindwurm, Dichter und Hypochonder, reist auf die Insel Eydernorn, um dort eine Kur zu machen. Eydernorn wird auch die Insel der Tausend Leuchttürme genannt, obwohl es eigentlich nur 111 sind. Und diese alle zu besichtigen hat Mythenmetz sich auf die Fahne geschrieben. Dabei begegnen ihm so manche Gefahren, aber auch unglaubliche Abenteuer und wundersame Erlebnisse. Diese hält er alle in seinen Briefen an Freund Hachmed Ben Kibitzer fest und in diversen Notizen. Er trifft auf freundliche Küstengnomen, nervende Strandlöpern, liebenswerte Hummdudel, unheimliche Wolkenspinnen und allerhand gefährliches Meeresgetier, aber auch auf aberwitzige Wetterphänomene, eigenbrötlerische Leuchtturmwärter, energiebringendes Orkanbrot und die Volkssportart Kraakenfieken. Nebenher absolviert er sein verhasstes Kurprogramm und erlebt seinen ganz eigenen, einmaligen Leuchtturmmoment nur um irgendwann festzustellen, dass er mitten reingezogen wurde in die nahezu unmögliche Aufgabe, ganz Zamonien vor einer vernichtenden Apokalypse zu retten.
Was habe ich diesen 656 Seiten starken Wälzer genossen! Es ist ein Briefroman, ja, doch deswegen keineswegs einseitig, langweilig oder trocken. Ganz im Gegenteil. Moers versteht es mal wieder vorzüglich, mich mit Wortgewalt und -witz und seinem unnachahmlichen lebendigen und anschaulichen Schreibstil mitten nach Zamonien zu katapultieren. Die vielen s/w-Zeichnungen, die für meinen Geschmack gerne ein wenig mehr Tiefe hätten haben dürfen, unterstützen das Leseerlebnis perfekt und ich werde geradezu bombardiert mit den fantasievollsten Wesen. Die Küstengnome finde ich super sympathisch und in die Hummdudel habe ich mich direkt ein wenig verliebt. Über die Regeln und Begriffe der Sportart Kraakenfieken habe ich mich halb totgelacht, ebenso wie über seine Erfahrungen mit dem Dünenwein (von anfänglich brechreizauslösend bis er nach ein paar Gläsern dann doch verdammt gut mundet) noch mehr aber darüber, wie Mythenmetz seine Erlebnisse schildert, mit wie viel Witz und Gefühl. Auch die vorkommenden Namen, von denen sehr viele Anagramme sind, haben mir wieder super viel Spaß gebracht. Beispiel gefällig? Eydernorn = Norderney. Das Ende wird dann tatsächlich mega spannend und extrem fesselnd und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Ich habe das Buch Seite für Seite genossen. Das lange Warten darauf hat sich mehr als gelohnt. Ein Erlebnis sondergleichen, eine Lesereise par excellence und eine absolut fantasievolle Horizonterweiterung. Erzählkunst vom Allerfeinsten. 5/5 Sterne.
Die Insel der Tausend Leuchttürme ist mittlerweile das 10. Buch aus der Zamonienwelt.
2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
26.09.2023
Walter Moers brilliert in Wort und Bild: Spannung, Wortwitz und ein gelungener Mix aus Tiefgang und Humor.
Inhalt:
Hildegunst von Mythenmetz - ewiger Hypochonder - ist auf dem Weg zur Insel Eydernorn. Der Kuraufenthalt wird ihm gut tun und hoffentlich seiner Bücherstauballergie Einhalt gebieten.
Doch bereit...
Walter Moers brilliert in Wort und Bild: Spannung, Wortwitz und ein gelungener Mix aus Tiefgang und Humor.
Inhalt:
Hildegunst von Mythenmetz - ewiger Hypochonder - ist auf dem Weg zur Insel Eydernorn. Der Kuraufenthalt wird ihm gut tun und hoffentlich seiner Bücherstauballergie Einhalt gebieten.
Doch bereits die Überfahrt wird beinahe zum Himmelfahrtskommando. Nur knapp entgeht er dem nassen Tod.
Im Hotel angekommen, reiht sich eine kuriose Begegnung an die nächste. Die Inselbewohner sind schon ein sonderbares Völkchen ...
Sonderbar sind aber auch Flora und Fauna.
Wissbegierig erforscht der Lindwurm die kuriosen Eigenheiten der Bewohner und die faszinierenden Sehenswürdigkeiten Eydernorns.
Welche Geheimnisse bergen die einhundertelf Leuchttürme, die des Nachts strahlen wie tausend? Und was führen die skurrilen einhundertelf Leuchtturmwärter im Schilde?
Langweilig wird sein Inselaufenthalt in keiner Sekunde ... Mythenmetz begegnet flugunwilligen Strandlöpern, einer genialen wie verrückten Schreckse, gefährlichen Frostfratten, mysteriösen Wolkenspinnen und dem sagenumwobenen Ungeheuer in der Tiefe: das Quaquappa!
Illustrationen:
Das Buch wurde Walter Moers illustriert. Jedoch nur teilweise mit den gewohnt düsteren Illustrationen, die aus den Zamonienromanen nicht wegzudenken sind.
Beinahe zarte Bleistiftzeichnung ergänzen Hildegunst von Mythenmetz' Briefe an seinen Eydeetenfreund.
In Punkto Detailverliebtheit stehen sie den "typischen" Moers Illustrationen mit Tusche in Nichts nach. Jedoch vermisse ich die Tiefe und damit verbundene Dramatik der Bilder. Auch sind die Zeichnungen eher klein, quadratisch und mit grauem Hintergrund gestaltet.
Aber all das sind Klagen auf hohem Niveau.
Das Abenteuer mit "schnellen" Skizzen von Hildegunst von Mythenmetz höchstpersönlich zu vervollständigen, ist als Stilmittel ebenso interessant und passend gewählt wie die Erzählweise in Briefform.
Mein Eindruck:
Die Wahl, die Erlebnisse als Briefroman zu verfassen, ist ungewöhnlich. Zudem handelt es sich um eine einseitige Kommunikation, da nach dem Sturm der Kontakt mit dem Festland unterbrochen ist und Hildegunst somit nie eine Antwort von seinem Freund Hachmed Ben Kibitzer erhält.
Zunächst hatte ich Zweifel, ob diese (antiquierte) Art der Erzählung der sonst so großen sprachlichen Bandbreite gerecht werden kann und ob ein Spannungsaufbau und damit verbunden eine fesselnde Geschichte überhaupt möglich ist.
Hildegunst von Mythenmetz jedoch schildert detailliert und bildlich - mit der ein oder anderen kurzen Abschweifung - seine Abenteuer. Alle geographischen Gegebenheiten und Begegnungen mit den Einheimischen zeichnet er derart ausführlich, dass man Teil der Geschehnisse wird und gefühlt selbst auf Eydernorn wandelt.
Leise und lautere Gesellschaftskritik mischt sich in die tiefgründigen Dialoge, die der Lindwurm mit verschiedenen Daseinsformen auf der Insel führt. Besonders berühren die Thematik Klimawandel und der Umgang mit wachsenden Ansprüchen gegenüber (und damit verbundenen Leistungsdruck bei) Schriftsteller:innen.
Moers gelingt es, einen vermeintlich langweiligen Kurort und durchschnittliche Inselbewohner in einen faszinierenden Landstrich mit phantasievollen und vielseitigen Kreaturen und Pflanzen zu verwandeln. Nach Hildegunst von Mythenmetz' Streifzügen sieht man so manche Insel vermutlich mit ganz anderen Augen.
Die Atmosphäre ist düster und geheimnisvoll.
Das Kuriosum, dass sämtliche Uhren Eydernorns ausschließlich fünf vor zwölf anzeigen, verstärkt die Dramatik der Situation.Schnell wird klar: hier herrscht Weltuntergangsstimmung.
Auf der Insel folgt ein Mysterium auf das nächste:
Leuchtturmwärter, die Eremiten gleichen und Genies auf ihrem jeweiligen Gebiet sind, eisige und tödliche Winde, höchst aktive Vulkane, eine verbotene Stadt und - neben den altbekannten Frostfratten vor der Küste - eine gefährliche Kreatur in der Tiefe ... Es bleibt zu hoffen, dass das Quaquappa eher Freund als Feind ist.
Insgesamt ist ein Aufenthalt auf der Kurinsel Eydernorn alles andere als öde und erholsam ... zu Lande, zu Wasser und in der Luft!
Aufgelockert durch amüsante Beobachtungen diverser Kuriositäten (golfähnliche Sportart "Kraakenfieken", kulinarische Ausflüge uvm.) sowie durch Mythenmetzsche Gedankenblitze (Strandkörbe, Zahnseide, Postkarte , Teebeutel und andere Erfindungen, die außerhalb Zamoniens keine Neuheit mehr darstellt) bereitet dieser einseitige Briefroman ein unterhaltsames Lesevergnügen und vermag von der ersten bis zur letzten Zeile zu fesseln.
5 von 5 Leuchttürme!
...
Rezensiertes Exemplar: "Die Insel der tausend Leuchttürme" von Walter Moers aus dem Jahr 2023 - gebundene Ausgabe/Erstauflage -
6 von 6 finden diese Rezension hilfreich
„Wilde Reise durch die Nacht“ ist ein Roman von Walter Moers, der nicht in der Zamonien-Welt spielt und der bereits 2001 zum ersten Mal erschienen ist. Nachdem mich die Zamonien-Romane von Walter Moers, die ich bisher gelesen habe, alle absolut begeistern konnten, war ich sehr gespannt auf dieses Buch.
In der Ge...
„Wilde Reise durch die Nacht“ ist ein Roman von Walter Moers, der nicht in der Zamonien-Welt spielt und der bereits 2001 zum ersten Mal erschienen ist. Nachdem mich die Zamonien-Romane von Walter Moers, die ich bisher gelesen habe, alle absolut begeistern konnten, war ich sehr gespannt auf dieses Buch.
In der Geschichte geht es um den zwölfjährigen Gustave Doré, der innerhalb von einer Nacht mehrere unmögliche Aufgaben lösen muss, um seine Seele zu retten. Gestellt wurden ihm die Aufgaben vom Tod selbst. Während seiner Reise erlebt Doré die skurrilsten Abenteuer und lernt so einiges über das Leben.
Im Buch befinden sich 21 wunderschöne sowie detailreiche Illustrationen des im 19. Jahrhunderts erfolgreichsten Zeichners Gustave Doré, auf deren Grundlage Walter Moers eine wirklich wunderbare Geschichte gezaubert hat. Zwar ist das Buch mit seinen gut 220 Seiten recht kurz, aber dafür erlebt man hier eine unglaublich spannende Reise in eine wunderbare Welt voller fantastischer Wesen. Das Abenteuer rund um Gustave Doré hat mir sehr gefallen und besonders toll fand ich auch Pancho, ein Pferd, das Gustave auf seiner Reise kennenlernt.
Der Schreibstil von Walter Moers ist absolut einzigartig. Mit seinem typischen Humor, seinen kreativen Wortwitzen und seiner wirklich tollen Fantasie hat er hier wieder eine wunderbare und äußerst skurrile Welt erschaffen, die mich komplett in ihren Bann ziehen konnte. Ich war ab der ersten Seite gefesselt von der Geschichte und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. An manchen Stellen musste ich herzhaft lachen, andere wiederum waren absolut spannend oder philosophisch.
Durch dieses Buch bin ich jetzt auch neugierig auf die Werke von Gustave Doré geworden. Diese findet man beispielsweise in Büchern wie The Raven von Poe, Cervantes Don Quijote oder Dantes Inferno. Auch den abschließenden Essay von Moers zu Gustave Doré und seinen Werken fand ich sehr interessant.
„Wilde Reise durch die Nacht“ von Walter Moers konnte mich absolut begeistern. Ich habe die Geschichte regelrecht verschlungen und kann sie wärmstens empfehlen. Absolute Leseempfehlung.
Bewertung: 5/5 Sternen
»Manche Türme besitzen Kanonen, mit denen sie wasserdichte Feuerwerksraketen durch Regen und Sturm in die Troposphäre jagen können. Andere verschießen brennbare Flüssigkeiten in Glaskugeln, die auf ihrem Zenit platzen und in funkelndem Sternennebel zerstäuben. Wieder andere schleudern mit Katapulten Pulverkapsel...
»Manche Türme besitzen Kanonen, mit denen sie wasserdichte Feuerwerksraketen durch Regen und Sturm in die Troposphäre jagen können. Andere verschießen brennbare Flüssigkeiten in Glaskugeln, die auf ihrem Zenit platzen und in funkelndem Sternennebel zerstäuben. Wieder andere schleudern mit Katapulten Pulverkapseln in die Luft, deren Inhalt sich in einer exakt vorausberechneten Höhe selbst entzündet. Es soll Leuchtturmwärter geben, die mit dressierten Irrlichtern und Feuerkäfern arbeiten, mit Mondlichtreflektoren, mit entzündlichem Friedhofsgas oder biologischem Schrecksenfeuer. Mit kanalisierter Lava und was weiß ich sonst noch allem.«
Es ist schon eine höchst ungewöhnliche Insel, dieses Eydernorn, selbst für zamonische Verhältnisse! Der Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, ein berühmter Lindwurm der Lindwurmfeste, erhofft sich von seinem Kuraufenthalt dort eine Linderung seiner Bücherstauballergie. Und darüber hinaus möchte die reise- und abenteuerlustige Echse sämtliche der berühmten Leuchttürme und noch diverse weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen.
Das Buch besteht aus Briefen, die Hildegunst an seinen Freund Hachmed schickt. Darin berichtet er beinahe täglich von seinen Erlebnissen – und die haben es in sich! Ebenso wie die Leuchttürme, von denen nahezu jeder eine geheimnisvolle Besonderheit hat. Walter Moers, der sich im Vorwort mal wieder lediglich als den Übersetzer aus dem Zamonischen bezeichnet, hat gewohnt großzügig in eine Kiste voller Skurrilitäten gegriffen. Ich staune regelmäßig über diese unglaubliche Fantasie und Kreativität! Wer schon mal nach Zamonien gereist ist, kennt bereits diverse ungewöhnliche Lebensformen und Naturereignisse, hier kommen noch einmal zahlreiche hinzu. Sehr viele davon zusätzlich versehen mit tollen Zeichnungen, die ich gerne und immer wieder anschaue. Ich gestehe auch, dass ich für die Lektüre länger als geplant gebraucht habe, einfach weil ich oft Absätze schlicht aus Vergnügen mehrfach gelesen habe.
Ein großer Spaß waren für mich die Schilderungen der Kuranwendungen. Hildegunst ist ein Hypochonder, wie er im Buche steht und leidet immer unsäglich unter den zugegebenermaßen kreativen Behandlungen. Natürlich ist Hildegunst sehr erzählfreudig und seine mythenmetzschen Abschweifungen legendär. Was bei anderen Längen wären, ist hier ein Muss! Zudem ist der Lindwurm ein Naturtalent im Kraakenfieken und ein großer Freund von Hummdudeln. Ich hatte sehr viel Spaß! Und abgesehen von der Freude über so viele skurrilen Einfälle wird das Buch zum Schluss hin noch richtig spannend.
Fazit: Es war wieder toll in Zamonien und ich hoffe, Walter Moers sitzt schon wieder an einer neuen Übersetzung!
Schräge Geschichte mit derbem Humor und skurrilen Charakteren. Unterhaltsam und doch tiefgründig und gesellschaftskritisch.
Inhalt:
Maria ist kein Kind von Traurigkeit und teilt ihrem Josef die Schwangerschaft kurzerhand als "Wunder" mit. Irgendwie ist es tatsächlich ein Wunder, wenn Gott höchstpersönlich ...
Schräge Geschichte mit derbem Humor und skurrilen Charakteren. Unterhaltsam und doch tiefgründig und gesellschaftskritisch.
Inhalt:
Maria ist kein Kind von Traurigkeit und teilt ihrem Josef die Schwangerschaft kurzerhand als "Wunder" mit. Irgendwie ist es tatsächlich ein Wunder, wenn Gott höchstpersönlich der Erzeuger ist.
Gerade erst geboren, wird Jesus mit zotigen Witzen schon bald zur Nervensäge und ziemlich schnell in die Welt hinausgeschickt.
Statt Bergpredigt, Wunderheilung und Fasten ist Jesus allerdings auf der Suche nach Wein, Weib und Gesang. In Judas findet er zwar einen Jünger, aber statt eine neue Religion zu gründen, landet er am Kreuz (in einem Theaterstück).
Vielleicht ist es für Gott nun an der Zeit, seinen Plan zu hinterfragen ...
WARNUNG!
"Dieses Buch könnte Ihre religiösen Gefühle verletzen. Schlagen Sie es bitte nur auf, wenn Sie sicher sind, dass Sie keine haben."
(Zitat)
Mein Eindruck:
Vor Beginn der Lektüre sollte jedem Lesenden klar sein, dass es sich um Satire handelt und der Humor von Walter Moers sehr speziell ist. Die oben zitierte Warnung ziert nicht grundlos die Rückseite des Buches ;-)
In dem Erlöser sind viele Charakterzüge des kleinen Arschlochs zu finden, dessen Humor und Wortwahl deutlich unter der Gürtellinie man entweder liebt und witzig findet oder komplett verteufelt und niveaulos.
Die Neuerzählung ist nichts für bibeltreue Christen. Gewisse Vorkenntnisse sollten aber vorhanden sein, damit die Anspielungen und Gags nicht ins Leere laufen.
An dem Bild der "Jungfrau" Maria wird kräftig gedreht: unbefleckte Empfängnis? Naja ... Es kommen keinerlei Zweifel auf, dass sie deutlich Spaß an der Sache hat - wenn auch nicht mit ihrem Josef - und ihre Reize auch einzusetzen weiß. So bewahrt sie ihren Sohn vor Schlimmerem, indem sie mit den drei Weisen aus dem Morgenland ins Bett hüpft.
Eigentlich sind es nur zwei Weise, aber da einer der beiden schizophren ist, passt's. Die Dialoge, die daraus entstehen sind herrlich schräg.
In anderen Punkten hält sich Moers stärker an das Original und so werden besonders die Grausamkeiten von Herodes in dem Bildern immer wieder deutlich (gefolterte Gefangene im Hintergrund).
Dass Gott einen ganz eigenen schrägen Humor hat, beweist die Tatsache, dass seine als Boten eingesetzten Engel, die Kleidung tragen, in der sie gestorben sind. Josef erhält Besuch von einem Engel im Ganzkörpertaucheranzug mit offenem Schritt (Herzinfarkt bei einer Natursektparty) und später von einem splitternackten Engel mit Mohrrübe im Hintern, der auf Nachfrage schamesrot anläuft und lieber nicht darüber sprechen möchte.
Selbstverständlich hat auch Satan persönlich einen Kurzauftritt und wenn Gott nicht eingeschritten wäre, hätte sich der (erst seit wenigen Stunden) fastende Jesus für ein Butterbrot verkauft.
Neben platten und derben Witzen bietet dieser bitterböse und beinahe blasphemische Comic aber auch Passagen, die zum Nachdenken anregen.
Ein Messias, der statt Nächstenliebe und Verbreitung einer neuen Religion nur das eine im Kopf hat, und ein Gott, der an sich und seinem Plan zweifelt. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist schon reichlich schräg.
Am Ende sieht Gott (dank Petrus) ein, dass beim eigentlichen Wesen des Menschen (egoistisch, asozial ...) sein erster Ansatz einer Religion vollkommen falsch war.
Eine Leseempfehlung für alle Walter-Moers-Fans!
"Jetzt bestellen – oder wollen Sie warten bis zum Jüngsten Tag???"
(Zitat)
Fazit:
Auf den ersten Blick schräg, witzig und grenzwertig.
Auf den zweiten Blick kritisch und mit Tiefgang.
...
Rezensiertes Buch: "Jesus total: Die wahre Geschichte" aus dem Jahr 2022;
erstmals veröffentlicht in den Bänden "Es ist ein ..., Maria" (1992) und "Es ist ein ..., mein Sohn" (1995)
04.02.2023
Derb, zotig, grenzwertig, brüllendkomisch – jedoch letzteres keinesfalls für bibelgläubige Christen
Maria nimmt es mit der Treue nicht ganz so ernst, weswegen sie ihrem Josef, auch Jupp genannt, ihre Schwangerschaft als Wunder unterjubelt. Und irgendwie ist es das auch, ist schließlich Gott himself der Erze...
Derb, zotig, grenzwertig, brüllendkomisch – jedoch letzteres keinesfalls für bibelgläubige Christen
Maria nimmt es mit der Treue nicht ganz so ernst, weswegen sie ihrem Josef, auch Jupp genannt, ihre Schwangerschaft als Wunder unterjubelt. Und irgendwie ist es das auch, ist schließlich Gott himself der Erzeuger der Empfängnis gewesen. Zwar nicht unbefleckt, aber wer glaubt auch schon an Wunder?! Kaum ist Baby-Jesus da, klugscheißert und zotet er sich durch das Gelobte Land, immer auf der Suche nach Unterhaltung, Wein, Weib und so weiter. Er lernt ein paar Jünger kennen und landet Dank seiner Schnoddergosche und seines fiesen Charakters bald am Kreuz. Und zwar im Rahmen einer Theateraufführung, die dann irgendwie ausartet. Und Gott? Der sieht wohl irgendwann ein, dass es wohl keine so gute Idee war, seinen Sohn auf der Erde wandeln zu lassen.
Gleich vorneweg: dieses Buch nimmt kein Blatt vor den Mund, kennt keine Grenzen, ist zotig, derb, grenzwertig und politisch absolut nicht korrekt. Gläubige Christen werden es sicher hassen und das kann ich ihnen nicht mal übelnehmen. Denn was Moers aus der Erlösergeschichte gemacht hat, ist meilenweit entfernt von jeder Gürtellinie. Ich persönlich glaube nicht an die Bibel, was nicht heißt, dass ich nicht gläubig bin. Nur halt nicht im Sinne des alten oder neuen Testaments. Mir sagt eher der Buddhismus zu, da mir alle Religionen, die sich Macht aneignen und Gewalt ausüben bzw. ausgeübt haben, höchst zuwider sind. Insofern konnte ich über diese Verballhornung teils schallend lachen. Auch mein Mann, der das Buch ebenfalls gelesen hat, hat sich vor Prusten kaum noch halten können. Die Zeichnungen sind herrlich schräg und passend, die Dialoge zwischen Gott und Petrus zum Kichern, das Verhältnis zwischen Jesus und seinem Ziehvater Jupp köstlich dargestellt und alles in allem ist es einfach ein ketzerischer, aber saukomischer Comic. Wenn man denn diese Art von Humor mag.
Zum Glück sind in unserem Land ja die Meinungen frei (so mehr oder weniger) und daher finde ich es gut, dass es auch solche Bücher gibt. Das bedeutet Freiheit und die ist unbezahlbar. Wer diese Art von Humor nicht mag oder gar große Probleme damit hat, soll einfach nicht zu dem Buch greifen. Die Ansichten sind nun mal verschieden und jeder soll bitte so leben dürfen, wie er mag, mit gegenseitiger Akzeptanz oder doch zumindest Toleranz.
Fazit: mir gefällts, auch wenn es hier und dort durchaus grenzwertig ist. Von mir 4/5 Sterne und die Empfehlung, es als gläubige/r Christ/-in einfach nicht zu lesen. Denn ja, manchmal kann es so einfach sein und keiner muss sich aufregen.
Bei diesem Roman bin ich hin- und hergerissen, alles in allem kann ich ihm aber nicht (durchgehend) die Originalität eines Romans wie "Rumo" oder "Die Stadt der träumenden Bücher" attestieren. So leid es mir auch tut! Auf ein solches Kaliber warte ich inzwischen seit so vielen Jahren, aber leider vergebens. Einen so...
Bei diesem Roman bin ich hin- und hergerissen, alles in allem kann ich ihm aber nicht (durchgehend) die Originalität eines Romans wie "Rumo" oder "Die Stadt der träumenden Bücher" attestieren. So leid es mir auch tut! Auf ein solches Kaliber warte ich inzwischen seit so vielen Jahren, aber leider vergebens. Einen solchen Vergleich zu früheren Werken anzustellen, war übrigens keineswegs meine Absicht. Doch der Reihe nach. Was mich schon direkt am Anfang massiv gestört hat, war diese plumpe Anlehnung an Norderney und diese Imitation von nordfriesischen Dialekten. Das wirkte auf mich keineswegs originell, dann doch eher sinnlos. Das Anagramm mit Norderney bzw. auch andere Anagramme hätten für meinen Geschmack völlig ausgereicht, warum musste Moers nun auch noch diesen nachgeäfften Dialekt einbauen, der einen eher von dem „Zamonienzauber“ wieder wegführt als dass er einen näherbringt? Auf mich hatte es jedenfalls diesen Effekt. Was kommt als nächstes? Mythenmetz auf großer "Genediv"-Reise, wo er Gondel fährt? Und der Gondoliere ist dann eine Berghutze, die O sole mio schreit? Auch sehr störend (und so kamen zwangsweise die Vergleiche auf, die ich nicht von vornherein beabsichtigt hatte): Viel zu viel wirkte auf mich auf wie ein (nordfriesischer Tee-) Aufguss bereits bekannter Muster. Zum Beispiel das Essen im Restaurant Fackelfisch, welches mich doch ziemlich stark und unweigerlich an das Trompaunenkonzert aus "Die Stadt der träumenden Bücher" erinnerte. Etwas wohlwollender eingestellt als andere Kritiker war ich zunächst bezüglich der gewählten Briefform, die mich auf positive Weise ein wenig an das Nebelheimer Leuchtturmtagebuch (!) von Dr. Oztafan Kolibril erinnerte, das mich seinerzeit sehr in den Bann zog. Etwa zur Hälfte des Buches geht Mythenmetz dann vorübergehend in eine Art Tagebuchform oder Kurzform über, sodass ich mich dann tatsächlich sehr stark (!) an das oben erwähnte Leuchtturmtagebuch erinnert fühlte. Kolibril begutachtete dabei täglich sein Leidener Männlein im Glas, Mythenmetz seine Hummdudel im Terrarium. Wieder beschlich mich das Gefühl, einen Aufguss von früheren großartigen Ideen zu lesen. Und ich habe wirklich nicht gezielt nach Beispielen gesucht. Aber es gab davon einfach zu viele: Eyderrost vs. Rostige Gnome (Die Stadt der träumenden Bücher), das bizarre Regelwerk des Kraakenfiekens vs. Gimpelgesetze. Lesen Sie sich mal die Gimpelgesetze durch (entweder online oder im Roman Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär). Nicht falsch verstehen, über Verweise und fortgeführte Ideen aus den früheren Zamonien-Romanen habe ich mich stets sehr gefreut, aber das, was ich da jetzt aufgezählt habe, war einfach anders gelagert und wirkte schlicht und ergreifend so, als habe Moers von sich selber abgekupfert. Zwar angereichert mit viel Wortwitz, aber der schale Beigeschmack blieb bei mir. Glücklicherweise gibt es eine spürbare Steigerung im weiteren Verlauf des Romans, aber für meinen Geschmack viel zu spät. Erst als Mythenmetz die Stadt ohne Türen aufsucht, baut sich Spannung auf, die durchaus einen gewissen Lovecraft-Touch hatte. Aber da steuert man auch schon auf das große Finale zu, das zwar spannend ist, aber beim besten Willen nicht mehr das auffangen kann, was vorher alles versäumt wurde. Auch die Bleistiftzeichnungen waren relativ enttäuschend, was für mich aber keine Rolle gespielt hätte, wenn ich dafür einen bombastischen Roman bekommen hätte. Dem war aber nicht so, daher waren diese Zeichnungen nun auch noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen der Enttäuschungen. Ich freue mich ehrlich für jeden, der den Roman als die Renaissance des Orms empfunden hat. Mein Neid ist ihnen gewiss. Für mich war es eine ziemlich enttäuschende Lektüre.
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