© Paul Schirnhofer / Suhrkamp Verlag
Clemens J. Setz
Setz, Clemens J.Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren, wo er Mathematik sowie Germanistik studierte und heute als Übersetzer und freier Schriftsteller lebt. 2011 wurde er für seinen Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Sein Roman Indigo stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2012 und wurde mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2013 ausgezeichnet. 2014 erschien sein erster Gedichtband Die Vogelstraußtrompete. Für seinen Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre erhielt Setz den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2015.
Kundenbewertungen
20.11.2015
Wahn und Sinn
Ein irres und wirres Buch! Die junge Protagonistin Natalie (Nata) steckt voller Marotten und schwerer Ticks. Ausgerechnet sie wird Bezugsbetreuerin in einem geschlossenen Wohnheim für psychisch Kranke. Dort gehen merkwürdige Dinge vor... Wie sollte es auch anders sein...
Nata übt gerne Oralverkehr ...
Wahn und Sinn
Ein irres und wirres Buch! Die junge Protagonistin Natalie (Nata) steckt voller Marotten und schwerer Ticks. Ausgerechnet sie wird Bezugsbetreuerin in einem geschlossenen Wohnheim für psychisch Kranke. Dort gehen merkwürdige Dinge vor... Wie sollte es auch anders sein...
Nata übt gerne Oralverkehr mit fremden Männern aus - vorwiegend im Freien und ungeschützt. Aids scheint ihr egal zu sein. Ansonsten hält sie einen gleichfalls gestörten Kater und leckt gerne Gegenstände ab.
In diese wundersame und manchmal wunderbare Welt des fortgesetzten Irrsinn taucht der Autor Clemens J. Setz tief hinab. Es ergeben sich sinnlose Dialoge und Handlungen, die gerade darum interessant sind. Und wir erfahren aus einem Betreuerinnengespräch, dass Mundstuhl ganz ekelhaft stinkt. Hätte man sich ja denken können.
Das Werk zieht den Leser hinein in die Handlung wie ein mächtiger Strudel. Allerdings hat der Text einige Längen. Mehr als tausend Seiten sind selbst für Irrsinn ein bisschen viel. Warnung: Für psychisch labile Leser ist der Text ungeeignet.
Ganz entgegen dem Trend der Autofiktion und dem gegenwärtigen Gegenwartsbezug der Gegenwartsliteratur, zieht Clemenz J. Setz uns in die eigensinnige Welt des Peter Bender, eines Utopisten und Querdenkers, der vor hundert Jahren in Rheinhessen lebte. »Monde vor der Landung« ist ein akribisch recherchierter Historienr...
Ganz entgegen dem Trend der Autofiktion und dem gegenwärtigen Gegenwartsbezug der Gegenwartsliteratur, zieht Clemenz J. Setz uns in die eigensinnige Welt des Peter Bender, eines Utopisten und Querdenkers, der vor hundert Jahren in Rheinhessen lebte. »Monde vor der Landung« ist ein akribisch recherchierter Historienroman, eine Biographie in auktorialer Erzählform, die stets einen Spalt offen lässt, was der Bender sich eigentlich selber glaubt, wenn er die Hohlwelt-Theorie predigt, laut derer die Menschen auf der Innenseite der Erde leben und die Planeten in der Erdmitte sind, wenn er darüber sinniert, ob der Mond aus Eis ist und die Wahrhaftigkeit der offenen Liebe predigt.
Fast opernhaft-verworren baut Setz Benders Gedankengebäude, die Jonglage mit den Frauen, seine Erfahrungen im Krieg, der Inflation und dann dem Nationalsozialismus zusammen. Flirtet der Roman im ersten Teil mit einem ereignisreichen Schelmenroman, so verpufft die Energie im zweiten. Bender ist in Haft, in "Nervenheilanstalten". Neben seinen alternativen Gedanken hat er epileptische Anfälle, die nur schwer zu verbergen sind. Seine Frau Charlotte lässt ihn Schriftsteller sein, kämpft, lauscht geduldig seinen Gedankengerüsten, unterstützt seine Korrespondenzen bis in die USA und hält die Familie zusammen. Doch sie ist Jüdin, schnell wird aus subtiler Ausgrenzung Verfolgung, Bedrohung und Tod.
Der Roman hält uns Lesende so nahe an der ambivalenten Figur Bender, dass er fast sympathisch wird und das Bedürfnis nach Abgrenzung zu den eigenartigsten Theorien und Ideen schwindet. Finden wir etwas mehr Distanz zum Text, drängen sich Fragen auf. Welche Realitäten und Theorien sind eigentlich wahnhaft und verquer, seine oder die domonanten seiner Zeit? Wie kann eine Gesellschaft und auch wir selbst mit Menschen umgehen, die anders denken, die quere alternative Gedanken verbreiten? Setz' »Monde vor der Landung« landen damit mitten in wichtigen Fragen unserer Gegenwart.
🦌Worum geht es?🦌
Im Buch geht es um den Mopsfisch. Der Mopsfisch ist sehr mutig und er kann sogar seine Farbe ändern. Warum nur? Geht mir dem Mopsfisch auf eine humorvolle gereimte Reise.
🦌Mein Eindruck:🦌
Zur Geschichte kann man so viel sagen: Entweder man liebt sie, oder eben nicht. Das Vorlesen...
🦌Worum geht es?🦌
Im Buch geht es um den Mopsfisch. Der Mopsfisch ist sehr mutig und er kann sogar seine Farbe ändern. Warum nur? Geht mir dem Mopsfisch auf eine humorvolle gereimte Reise.
🦌Mein Eindruck:🦌
Zur Geschichte kann man so viel sagen: Entweder man liebt sie, oder eben nicht. Das Vorlesen ist die im positiven Sinne die Hölle! Mopsfisch hier, Mopsfisch da. Zungenbrecher auf jeder Seite. Versucht es mal flüssig und ohne Fehler zu lesen. Keine Chance! Dies sorgt für Lacher bei den anderen. Danke, Schadenfreude. Die Geschichte ist etwas wirr, darf sie hier aber auch ein. Denn hast Du schon mal einen Mopsfisch gesehen? Die Illustrationen passen auch perfekt, da es Stefanie geschafft hat ein Wesen zu kreieren, dass zum Brüllen komisch ist.
Punktabzug wegen fehlender Angabe tut Illustration auf dem Cover!
Bewertung: 🦊🦊🦊
Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Träumen. 🦊
18.01.2025
Überambitioniert, aber gekonnt geschrieben
Mit seinem 18 Geschichten enthaltenden Erzählband unter dem altmodisch klingenden Titel «Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes» hat der damals 29jährige, österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz den Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik des Jahres...
Überambitioniert, aber gekonnt geschrieben
Mit seinem 18 Geschichten enthaltenden Erzählband unter dem altmodisch klingenden Titel «Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes» hat der damals 29jährige, österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz den Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik des Jahres 2011 erhalten. Den Ausschlag für die Entscheidung der Jury gab, wie es in ihrer Begründung hieß, «die Eigenwilligkeit der Sprache, die Kühnheit der Konstruktion und die Konsequenz des Konzepts, das zu originellen wie unheimlichen Geschichten führte». Es sind, ganz im Stil der Postmoderne geschrieben und damit entfernt an David Foster Wallace erinnernd, nicht nur unterschiedlich lange, sondern auch thematisch völlig inhomogene literarische Vignetten voller Tristesse und existenzieller Verlorenheit.
Gleich zu Beginn weist Clemens J. Setz sich in der ersten Geschichte unter dem Titel «Milchglas» als präziser Beobachter aus, der voller Empathie einen jugendlichen Ich-Erzähler die fatalsten Begebenheiten an den trostlosesten Orten einfühlsam schildern lässt. Ganz ähnlich geht es in der zweiten Geschichte zu, wo unter dem Titel «Die Waage» von einer Hausgemeinschaft erzählt wird, deren diffizile Verbindungen untereinander der Autor ganz ohne Häme mit psychologischem Feinsinn offenlegt. In der nächsten Geschichte ist von einer unheimlichen Seuche die Rede, die anfangs nur die Visitenkarten einer Angestellten mit ekligen Blasen befällt und später epidemieartig weiter um sich greift. Ziemlich grausig ist die vierte Geschichte, in der die «Eltern von Hänsel und Gretel» nachts genüsslich Sex haben, bevor sie dann endgültig beschließen, ihre Kinder am nächsten Morgen im finsteren Wald auszusetzen.
Psychologisch skurril wird es, wenn junge Männer sich in der Geschichte «Mütter» hausfraulich verkleidete Nutten gegen Entgelt als biedere Muttis ins Haus holen, um wenigstens gegen Bezahlung durch sie ein Gefühl der Geborgenheit zu bekommen. Ähnlich einsam ist auch eine Frau, die an Sozialphobie leidet, in der Kabine eines Riesenrades wohnt und dort partout nicht mehr heraus kommen will. In der Mitte des Erzählbandes taucht in postmoderner Manier unter dem Titel «Das Herzstück der Sammlung» in einem Literaturarchiv überraschend ein weißhaariger, greiser Schriftsteller namens Clemens J. Setz auf, der in einem Gitterbett liegt. Und dort befindet sich auch, hört, hört, ein ganzes Regal voller später Werke von ihm. Bezeichnend für die Motivwahl des Autors ist vor allem die im Buch als letzte erzählte, titelgebende Geschichte von der Skulptur eines großen Kindes, die eines Tages plötzlich am Ende einer Sackgasse steht. Unvollendet, geformt aus weichem, immer feuchtem Lehm, hat der Künstler sein plastisches Werk dem kunstbegeisterten Publikum zur Vollendung überlassen. Während es zunächst gebührend gefeiert wird, verlieren die Bewohner später jede Kontrolle über sich und prügeln voller Wut auf das «Mahlstädter Kind» ein, sie verlieren dabei sogar fast ihren Verstand.
Neben derart vergleichsweise Harmlosem finden sich allerdings auch recht drastische Beschreibungen von sexueller Gewalt, die in abstoßenden, eiskalt ausgemalten Gewaltszenen zuweilen sogar pathologische Züge annimmt. Äußerst brutal wird da ein Mädchen entjungfert, werden Kinder misshandelt und Männer sexuell gedemütigt, wird eine Prostituierte von einem sadistischen Ehepaar gequält oder eine Frau von ihrem Freund in einen Käfig gesperrt. Mit seinen vielen intertextuellen Bezügen ist dieser Sammelband auch ein Buch über Literatur, ein gelungenes Protokoll der Gegenwart zudem und eine Satire über den Wissenschafts-Betrieb. Nicht Alles aber ist überzeugend, und Etliches ist belanglos. Vieles auch wirkt allzu konstruiert und motivisch überfrachtet, vom Elefantenmensch über das Napalm-Mädchen in Vietnam und den Lampenschirm aus Buchenwald bis hin zur musikalischen Hölle von Hieronymus Bosch. Kurzum: überambitioniert, teilweise schwerverdaulich, aber gekonnt geschrieben!
Hohlwelt und Hohlkopf
Der durch sein Faible für das Abwegige bekannte Büchner-Preisträger Clemens J. Setz schildert in seinem neuen Roman «Monde vor der Landung» das Leben des Querdenkers Peter Bender, dessen abstruse Theorien in der «Hohlwelt-Theorie» gipfeln. Der 1893 geborene Schriftsteller, Vortragsredner...
Hohlwelt und Hohlkopf
Der durch sein Faible für das Abwegige bekannte Büchner-Preisträger Clemens J. Setz schildert in seinem neuen Roman «Monde vor der Landung» das Leben des Querdenkers Peter Bender, dessen abstruse Theorien in der «Hohlwelt-Theorie» gipfeln. Der 1893 geborene Schriftsteller, Vortragsredner und Religionsgründer war im Ersten Weltkrieg an der Ostfront, wurde verletzt, heiratete eine Krankenschwester und zog mit ihr nach Worms. Lange bevor Donald Trump den sich selbst widersprechenden Begriff der «alternativen Fakten» in sein absurdes Vokabular eingeführt hat, ist der verquere Held dieses Romans jemand, der in seiner Blase lebt und für keinerlei wissenschaftliche Fakten empfänglich ist. Er ist einer, der sich rühmt, Kant widerlegt zu haben, ist selbst aber gegen jede Vernunft immun, bleibt geistig unrettbar in seinem Kokon gefangen. Mit Hohlwelt und Hohlkopf bringt man es auf den Punkt!
Peter Benden fühlt sich als Schriftsteller, sein einziger Roman, «Karl Tormann – Ein rheinischer Mensch unserer Zeit», wurde aber kaum verkauft, und seither beschränkt sich sein literarisches Tun auf Flugblätter. Außerdem unterhält er eine lebhafte Korrespondenz mit den wenigen Mitstreitern, die es für die «Hohlwelt-Theorie» gibt, über die er in seinen Vorträgen spricht. Sie basiert auf der Gedankenwelt von Cyrus Reed Teed, der sich «Koresh» Teed nannte, dem Gründer der «Koreshan Unity», einer in Florida ansässigen, religiösen Sekte, zu der Bender einen regen Briefkontakt pflegt. Deren zu Lebzeiten von Koresh etwa 4000 Anhänger waren überzeugt, die Welt ist nicht eine Kugel, «auf» der wir leben, sondern eine, «in» der wir leben. Sie sei auf der Innenwand bevölkert, und alle Himmelskörper, die wir sehen, seien in der Mitte platziert. Man würde viel Zeit und Geld sparen können, wenn man irgendwann quer durch die Hohlwelt reist und nicht den Umweg an der Außenhaut entlang nehmen muss. Folglich gründet Bender mit zwei Mitstreitern schon mal die «Wormser kosmologische Vertikalreise-Gesellschaft».
Er ist auch politisch aktiv und beteiligt sich 1918 an der Gründung des «Wormser Arbeiter- und Soldatenrats». Ein Jahr später gründet er die Religions-Gemeinschaft «Wormser Menschengemeinde», wird wegen Gotteslästerung angezeigt und zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt, später landet er sogar für kurze Zeit im Irrenhaus. Mit einer abstrusen, durch ein Kreuz symbolisierten «Doppel-Paar-Theorie» handelt er sich auch noch eine Klage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften ein. ‹Eigene Gedanken wagen› ist Peter Benders Credo, schon beim Militär hat er einen Kameraden zu überzeugen versucht, dass die Überlebenschance bei einem Gasangriff mit Maske geringer sei als ohne Gasmaske. Ähnliches haben die Querdenker und Impfgegner unserer Zeit bei Corona ja auch behauptet, oder etwa nicht? Anfangs ihrer Ehe können die Benders von einer stattlichen Mitgift leben, seine Einkünfte als Vortragsredner hingegen sind kümmerlich. Durch Weltwirtschaftskrise und galoppierende Inflation ist die Mitgift dann aber bald aufgebraucht, sie kommen in finanzielle Nöte und müssen Beide Nachhilfestunden geben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Romanfigur Peter Bender ist ein weltfremder Spinner, ein Möchtegern, der davon überzeugt ist, das «Majorat des Geistes» sei in ihm verkörpert, er sei im übrigen auch der legitime Nachfolger des «Koresh» und damit Führer der «Koreshan Unity». Auffallend ist die fehlende Distanz des Autors zur Romanfigur, erzählt wird das alles nämlich ohne jede ironische Brechung, die hier doch wahrlich angesagt wäre! Bender wird stattdessen geradezu liebevoll behandelt, obwohl er menschlich recht unsympathisch wirkt, ein Egomane, untreuer Ehemann, desinteressierter Vater, eine verkrachte Existenz also auch in emotionaler Hinsicht. So ausufernd, wie der Plot angelegt ist, werden insbesondere die ‹spinnerten› Passagen durch ständige Wiederholung schnell langweilig, ja geradezu lästig beim Lesen. Einzig erfreulich ist die stilistische Seite dieses Romans, er ist angenehm lesbar, sprachlich virtuos und wortgewaltig.
Was hatte ich mich auf diesen Roman gefreut! Und wie sehr bin ich nun, nach der Lektüre, davon enttäuscht. Über weite Strecken habe ich mich durch das Buch gequält, ich kann der Geschichte wenig Positives abgewinnen.
Dabei war ich so sehr an der Geschichte über den vor einhundert Jahren in Worms lebenden Peter ...
Was hatte ich mich auf diesen Roman gefreut! Und wie sehr bin ich nun, nach der Lektüre, davon enttäuscht. Über weite Strecken habe ich mich durch das Buch gequält, ich kann der Geschichte wenig Positives abgewinnen.
Dabei war ich so sehr an der Geschichte über den vor einhundert Jahren in Worms lebenden Peter Bender interessiert. Laut den Feuilletons hat Autor Clemens J. Setz für seinen Historienroman akribisch recherchiert. Und so freute ich mich auf eine spannende und lehrreiche Einführung in die sogenannte Hohlwelt-Theorie samt Reaktionen seiner Mitmenschen auf die doch recht eigenwillige Weltsicht.
Bekommen habe ich leider einen ziemlich wirren Text, den die eingestreuten Zitate und Faksimiles nicht wirklich erhellen. Ich habe mich tapfer durch etliche Wiederholungen der verqueren Theorien Benders gequält und mich dabei über seine frauenverachtende Einstellung und Lebensweise aufgeregt - die er überdies noch mit einer eigens erfundenen Religion moralisch-ethisch rechtfertigt.
Setz schildert seine Hauptfigur mitfühlend; für meinen Geschmack definitiv zu empathisch. Ich konnte der Figur beziehungsweise dem Menschen Bender nichts Gutes abgewinnen und dem Roman nur wenig mehr.