
Nic Pizzolatto
Audio-CD
Galveston
Ungekürzte Lesung. CD Standard Audio Format. 480 Min.
Übersetzung: Blank, Gunter;Gesprochen: Kreye, Walter
Nicht lieferbar
New Orleans 1987: Das Leben des Syndikat-Killers Roy Cady nimmt eine abrupte Wendung, als bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert wird und sein Boss ihn wegen einer Eifersuchtsgeschichte umlegen lassen will. Nur knapp kann er dem Anschlag entgehen und dabei sogar ein junges Mädchen retten. Zusammen mit dessen kleiner Schwester fliehen sie an die texanische Küste und stranden in einem heruntergekommenen Motel in Galveston. Doch schnell sind ihnen Syndikat und Polizei auf den Fersen und Cady muss sich entscheiden, ob er sich allein in Sicherheit bringen oder zum ersten Mal in seinem Leben Verantwor...
New Orleans 1987: Das Leben des Syndikat-Killers Roy Cady nimmt eine abrupte Wendung, als bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert wird und sein Boss ihn wegen einer Eifersuchtsgeschichte umlegen lassen will. Nur knapp kann er dem Anschlag entgehen und dabei sogar ein junges Mädchen retten. Zusammen mit dessen kleiner Schwester fliehen sie an die texanische Küste und stranden in einem heruntergekommenen Motel in Galveston. Doch schnell sind ihnen Syndikat und Polizei auf den Fersen und Cady muss sich entscheiden, ob er sich allein in Sicherheit bringen oder zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung übernehmen will.Ungekürzte Lesung mit Walter Kreye6 CDs Laufzeit ca. 480 min
Kreye, WalterWalter Kreye, geboren 1942, spielte an Bühnen wie dem Hamburger Schauspielhaus, dem Thalia Theater, dem Staatstheater Stuttgart sowie an der Schaubühne Berlin. Der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Schauspieler wurde durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen bekannt, u.a. als Hauptkommissar Kress in »Der Alte« und durch die Netflix-Serie »Dark«. Der beliebte Hörbuchsprecher liest alle Fälle von Kommissar Maigret in der Edition Simenon ein.
Produktdetails
- Verlag: Der Audio Verlag, Dav
- Anzahl: 6 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 480 Min.
- Erscheinungstermin: 26. August 2014
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783862314348
- Artikelnr.: 40806388
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Schwarze Tage in der Heimat des weißen Abschaums
Er ist der Drehbuchschreiber, der mit der Serie "True Detective" zum Star wurde: Jetzt kann man Nic Pizzolattos Romandebüt "Galveston" lesen
Aussichten - gedämpft. Roy Cady ist vierzig, Auftragskiller, Handlanger für einen Gangsterboss slawischer Abstammung in New Orleans. Richtig eingefügt in die Truppe hat e er sich nie, er trägt Cowboystiefel, Jeans, schwarze T-Shirts und einen Bart, keine Hemden mit Manschetten, kein Haargel wie die anderen in der Gang. Roy bekommt den Auftrag, einen Gewerkschaftsfunktionär auf Linie zu bringen, aber ohne Waffeneinsatz, so will es der Boss. Das kommt Cady komisch vor, also widersetzt er sich dem Befehl.
Er hat ja auch
Er ist der Drehbuchschreiber, der mit der Serie "True Detective" zum Star wurde: Jetzt kann man Nic Pizzolattos Romandebüt "Galveston" lesen
Aussichten - gedämpft. Roy Cady ist vierzig, Auftragskiller, Handlanger für einen Gangsterboss slawischer Abstammung in New Orleans. Richtig eingefügt in die Truppe hat e er sich nie, er trägt Cowboystiefel, Jeans, schwarze T-Shirts und einen Bart, keine Hemden mit Manschetten, kein Haargel wie die anderen in der Gang. Roy bekommt den Auftrag, einen Gewerkschaftsfunktionär auf Linie zu bringen, aber ohne Waffeneinsatz, so will es der Boss. Das kommt Cady komisch vor, also widersetzt er sich dem Befehl.
Er hat ja auch
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nicht mehr viel zu verlieren. Am nämlichen Morgen hat er erfahren, dass das Röntgenbild seiner Lunge "voller Schneeflocken" ist: "Als ich das Sprechzimmer verließ, waren die Leute im Wartezimmer froh, dass sie nicht ich waren. Gewisse Dinge lassen sich im Gesicht ablesen." Zur Diagnose Lungenkrebs gesellt sich der Umstand, dass sein Boss auch noch seine Freundin Carmen übernommen hat. "Ich schätze, die Männer fuhren auf sie ab, weil sie diese unbändige körperliche Sinnlichkeit ausstrahlte. Man brauchte sie nur anzusehen und wusste - die ist für alles zu haben."
Der Auftrag entpuppt sich als Falle, man will Roy Cady aus dem Weg räumen. Aber der entkommt und rettet obendrein eine Prostituierte aus dem Blutbad. Mit dieser Raquel Arceneaux, genannt Rocky, macht er sich auf die Flucht.
Der Roman erschien im Original 2010, für seinen Verfasser war er der Türöffner in eine andere Welt. Bis dahin hatte der 1975 in New Orleans geborene und in Lake Charles/Louisiana aufgewachsene Nic Pizzolatto an den Universitäten von North Carolina und Chicago kreatives Schreiben unterrichtet, zudem Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein Romandebüt fiel in den Beginn der großen Serienzeit. "The Wire", die "Sopranos", "Deadwood", alle diese Fernsehserien verschlang der junge Dozent, der nun unbedingt Drehbuchschreiber werden wollte.
Das ist ihm wie wohl keinem anderen der Branche geglückt. Denn mit der HBO-Serie "True Detective" landete er Anfang 2014 einen so großen Erfolg bei Kritik und Publikum, dass er das Privileg genießt, allein an seinen Texten zu schreiben - und nicht wie anderswo mit mehreren Autoren die Handlungslokomotive befeuern muss. Der "Los Angeles Times" sagte er selbstbewusst, er sei nicht nach Hollywood gegangen, um sich den Visionen anderer Leute zu unterwerfen. Pizzolatto hat nur mäßiges Interesse an Handlung, das gilt auch schon im Prinzip für "Galveston". Er träume davon, eine Serie zu schreiben, verriet er in Interviews, in der zwei Leute dasitzen und reden.
Der Roman ist also weniger Pageturner denn Seelenstimmungsbild, auch wenn er noch genügend Zutaten wie Verfolgungsjagden, Mord und Folter bietet. Aber eben im Grundton des schwärzesten Schwarz, das manchmal schon in die Parodie zu lappen scheint. Pizzolattos Prosa klingt für ein Debüt ungemein erfahren, gleichzeitig rauh und einfühlsam, düster und atemlos präzise. "Die runtergekommene Bude war kaum größer als eine Jagdhütte. Ein durchgerosteter Wasserboiler lehnte an der Seitenwand, und im ungemähten Gras stand ein kunstlederner Punching-Ball mit Clownsfratze, die mit Schimmel überzogen war. Braune Reben wucherten über das Haus, und eines der Fenster war mit Zeitungspapier abgeklebt. Ein kaputter Chevrolet stand aufgebockt davor. Er war genauso zugewuchert wie das Haus, und so hatte es den Anschein, als würde das Feld langsam wieder alles verschlingen . . ."
Aus dieser Bruchbude holt Rocky während der Flucht ein kleines Mädchen, Tiffany, die sie als ihre Schwester ausgibt. Sie wird am Ende, wenn sich der zunächst im Jahr 1987 angesiedelte Roman nach einem Zeitsprung im Jahr 2008 befindet, noch wichtig. Während draußen vor der Tür der Hurrikan Ike näherrückt, welcher der bereits überschwemmten Stadt den Rest geben wird, werden die Leerstellen dieser zertrümmerten Biographien mit einem Anflug von Sinn gefüllt.
Der einsame Cowboy Cady ist tatsächlich ein Nachfahre des Westerns, nicht von ungefähr ist eines der wenigen Dinge, auf die er wirklich stolz ist, seine Sammlung von John-Wayne-Filmen. Pizzolatto verlagert dabei das Noir-Genre, das traditionell an der Westküste angesiedelt war, in den Süden und Richtung Ostküste. Ko-Übersetzer und Herausgeber Gunter Blank hat zur Entwicklung des Genres ein instruktives Nachwort beigesteuert.
Andere Gegenden haben also auch schöne Noir-Töchter: "An der Golfküste gab es wenige Orte, an denen man so schnell eins auf die Fresse kriegen konnte wie in Lake Charles", heißt es in Anspielung auf den Ort seiner Jugend, wo die "von einem permanenten Groll gegen alles" erfüllten "Sumpftrottel" zu Hause sind. "Erst quälen sie kleine Tiere, wenn sie erwachsen werden, verprügeln sie mit Ledergürteln ihre Kinder (. . .), ehe sie mit vierzig zu Jesus finden und anfangen, zu Prostituierten zu gehen." Zwischen Mangroven, billigen Motels, Highways und den stählernen Ruinen der Ölindustrie lebt hier der weiße Abschaum, Arbeitslose in Trailer-Homes, Drogensüchtige, Feinrippunterhemdenträger, die ihre Frau verprügeln.
Roy Cady, der doch eigentlich nur auf der Suche nach sich selbst ist, zahlt einen hohen Preis für seine Laufbahn im Milieu, er sitzt verkrüppelt zwölf Jahre im Gefängnis. Danach bringt er sich als Hausmeister durch, aber die Vergangenheit ist noch nicht erledigt, es sind noch Rechnungen offen. - Nächstes Jahr soll "Galveston" in die Kinos kommen, von wem das Drehbuch stammt, versteht sich von selbst.
HANNES HINTERMEIER.
Nic Pizzolatto: "Galveston". Roman.
Aus dem Amerikanische von Simone Salitter und Gunter Blank. Verlag Walde und Graf bei Metrolit, Berlin 2014. 254 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Auftrag entpuppt sich als Falle, man will Roy Cady aus dem Weg räumen. Aber der entkommt und rettet obendrein eine Prostituierte aus dem Blutbad. Mit dieser Raquel Arceneaux, genannt Rocky, macht er sich auf die Flucht.
Der Roman erschien im Original 2010, für seinen Verfasser war er der Türöffner in eine andere Welt. Bis dahin hatte der 1975 in New Orleans geborene und in Lake Charles/Louisiana aufgewachsene Nic Pizzolatto an den Universitäten von North Carolina und Chicago kreatives Schreiben unterrichtet, zudem Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein Romandebüt fiel in den Beginn der großen Serienzeit. "The Wire", die "Sopranos", "Deadwood", alle diese Fernsehserien verschlang der junge Dozent, der nun unbedingt Drehbuchschreiber werden wollte.
Das ist ihm wie wohl keinem anderen der Branche geglückt. Denn mit der HBO-Serie "True Detective" landete er Anfang 2014 einen so großen Erfolg bei Kritik und Publikum, dass er das Privileg genießt, allein an seinen Texten zu schreiben - und nicht wie anderswo mit mehreren Autoren die Handlungslokomotive befeuern muss. Der "Los Angeles Times" sagte er selbstbewusst, er sei nicht nach Hollywood gegangen, um sich den Visionen anderer Leute zu unterwerfen. Pizzolatto hat nur mäßiges Interesse an Handlung, das gilt auch schon im Prinzip für "Galveston". Er träume davon, eine Serie zu schreiben, verriet er in Interviews, in der zwei Leute dasitzen und reden.
Der Roman ist also weniger Pageturner denn Seelenstimmungsbild, auch wenn er noch genügend Zutaten wie Verfolgungsjagden, Mord und Folter bietet. Aber eben im Grundton des schwärzesten Schwarz, das manchmal schon in die Parodie zu lappen scheint. Pizzolattos Prosa klingt für ein Debüt ungemein erfahren, gleichzeitig rauh und einfühlsam, düster und atemlos präzise. "Die runtergekommene Bude war kaum größer als eine Jagdhütte. Ein durchgerosteter Wasserboiler lehnte an der Seitenwand, und im ungemähten Gras stand ein kunstlederner Punching-Ball mit Clownsfratze, die mit Schimmel überzogen war. Braune Reben wucherten über das Haus, und eines der Fenster war mit Zeitungspapier abgeklebt. Ein kaputter Chevrolet stand aufgebockt davor. Er war genauso zugewuchert wie das Haus, und so hatte es den Anschein, als würde das Feld langsam wieder alles verschlingen . . ."
Aus dieser Bruchbude holt Rocky während der Flucht ein kleines Mädchen, Tiffany, die sie als ihre Schwester ausgibt. Sie wird am Ende, wenn sich der zunächst im Jahr 1987 angesiedelte Roman nach einem Zeitsprung im Jahr 2008 befindet, noch wichtig. Während draußen vor der Tür der Hurrikan Ike näherrückt, welcher der bereits überschwemmten Stadt den Rest geben wird, werden die Leerstellen dieser zertrümmerten Biographien mit einem Anflug von Sinn gefüllt.
Der einsame Cowboy Cady ist tatsächlich ein Nachfahre des Westerns, nicht von ungefähr ist eines der wenigen Dinge, auf die er wirklich stolz ist, seine Sammlung von John-Wayne-Filmen. Pizzolatto verlagert dabei das Noir-Genre, das traditionell an der Westküste angesiedelt war, in den Süden und Richtung Ostküste. Ko-Übersetzer und Herausgeber Gunter Blank hat zur Entwicklung des Genres ein instruktives Nachwort beigesteuert.
Andere Gegenden haben also auch schöne Noir-Töchter: "An der Golfküste gab es wenige Orte, an denen man so schnell eins auf die Fresse kriegen konnte wie in Lake Charles", heißt es in Anspielung auf den Ort seiner Jugend, wo die "von einem permanenten Groll gegen alles" erfüllten "Sumpftrottel" zu Hause sind. "Erst quälen sie kleine Tiere, wenn sie erwachsen werden, verprügeln sie mit Ledergürteln ihre Kinder (. . .), ehe sie mit vierzig zu Jesus finden und anfangen, zu Prostituierten zu gehen." Zwischen Mangroven, billigen Motels, Highways und den stählernen Ruinen der Ölindustrie lebt hier der weiße Abschaum, Arbeitslose in Trailer-Homes, Drogensüchtige, Feinrippunterhemdenträger, die ihre Frau verprügeln.
Roy Cady, der doch eigentlich nur auf der Suche nach sich selbst ist, zahlt einen hohen Preis für seine Laufbahn im Milieu, er sitzt verkrüppelt zwölf Jahre im Gefängnis. Danach bringt er sich als Hausmeister durch, aber die Vergangenheit ist noch nicht erledigt, es sind noch Rechnungen offen. - Nächstes Jahr soll "Galveston" in die Kinos kommen, von wem das Drehbuch stammt, versteht sich von selbst.
HANNES HINTERMEIER.
Nic Pizzolatto: "Galveston". Roman.
Aus dem Amerikanische von Simone Salitter und Gunter Blank. Verlag Walde und Graf bei Metrolit, Berlin 2014. 254 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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'Ein großartiges, unfassbar trauriges, aber sehr kraftvolles Buch.' Krimi-Welt.de
Roy Cady hat gerade keinen guten Lauf. Erst erklärt ihm der Arzt, dass er Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium habe; dann erteilt ihm sein Boss einen Auftrag, allerdings mit der Absicht ihn dabei umbringen zu lassen. Doch der Plan geht schief und Cody gelingt es zu flüchten. Mit dabei …
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Roy Cady hat gerade keinen guten Lauf. Erst erklärt ihm der Arzt, dass er Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium habe; dann erteilt ihm sein Boss einen Auftrag, allerdings mit der Absicht ihn dabei umbringen zu lassen. Doch der Plan geht schief und Cody gelingt es zu flüchten. Mit dabei ist die junge Rocky, der er das Leben rettete sowie einige brisante Unterlagen, die seinen nunmehr Exboss derbe Schwierigkeiten machen könnten. Auf ihrer Flucht nehmen sie noch (gegen den Willen Roys) Rockys kleine Schwester Tiffany mit und mieten sich in Galveston an der texanischen Küste in einem schäbigen Motel ein.
Angekündigt wird diese Geschichte als Krimi bzw. Krimi Noir. Doch wer nun einen spannenden Reißer mit actionreichen Verfolgungsjagden oder ähnlichem erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Sieht man von der Rahmenhandlung ab, einem überaus blutigen und gewalttätigen Beginn und (Fast)Ende, kann man das Ganze wohl eher als Introspektion eines Gangsters bezeichnen, der angesichts seines nahestehenden Todes eine Art Bilanz seines Lebens zieht, die nicht gerade berauschend ausfällt. Doch bevor er resigniert den Whiskyflaschen verfällt, entdeckt er eine weitere Seite an sich: Gegen seinen Willen beginnt er, sich für Rocky und ihre kleine Schwester verantwortlich zu fühlen...
Auch wenn die üblichen Action- bzw. Spannungselemente fehlen, mich hat diese Ich-Erzählung des Syndikat-Killers Roy Cady in seinen Bann gezogen, nicht zuletzt auch aufgrund der genialen Lesung Walter Kreyes. Seine leicht raue Stimme und sein lakonischer Tonfall geben die Person Roys überzeugend wieder - nichts wirkte aufgesetzt oder gekünstelt. Eine gute Geschichte in typischer Südstaatenmanier mit einem ebenso guten Vorleser!
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„Galveston“ von Nic Pizzolatto startet, wie man es von einem Roman dieses Genres erwartet. Roy Cady, Anfang vierzig, Trinker, Geldeintreiber, Schläger und Killer, erledigt für einen Mobster in New Orleans die Drecksarbeit. Die Brüchigkeit seiner Existenz zeigt sich, als er …
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„Galveston“ von Nic Pizzolatto startet, wie man es von einem Roman dieses Genres erwartet. Roy Cady, Anfang vierzig, Trinker, Geldeintreiber, Schläger und Killer, erledigt für einen Mobster in New Orleans die Drecksarbeit. Die Brüchigkeit seiner Existenz zeigt sich, als er erfährt, dass er an Lungenkrebs leidet und seine Freundin mit seinem Boss rummacht. Dieser wiederum will in aus dem Weg haben und schickt Cady zu einem Auftrag, bei dem er gekillt werden soll.
Er kommt fast ungeschoren aus dieser Sache raus, hat aber ab diesem Zeitpunkt Rocky am Hals, die sich, gerade mal den Kinderschuhen entwachsen, als Prostituierte versucht und dort ihren ersten Job hat. Roy hat Mitleid mit ihr, so wie er auch mit einem geprügelten Hund Mitleid hätte – also nimmt er sie mit. Und dann geht’s los in Richtung Texas.
Dieser Zusammenschluss ist alles andere als konfliktfrei, aber funktioniert im Großen und Ganzen. Auch dann noch, als Rocky den Umweg über ihr ehemaliges Zuhause machen will, um dort ihre kleine Schwester aufzulesen, und dieses blutig endet.
Im Küstenstädtchen Galveston angekommen, mieten sich die drei Gefährten in einem heruntergekommenen Motel ein, in dem sie erstmal zur Ruhe kommen. Aber das soll nicht lange dauern, und jeder Leser weiß, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann und wird.
Wie bereits in der HBO-Serie „True Detective“, für die Nic Pizzolatto das Drehbuch geschrieben hat, merkt man auch in diesem Roman, dass der Autor dann sein ganzes Können ausspielen kann, wenn es darum geht, seine brüchigen Figuren zu zeichnen, für die der amerikanische Traum ein Märchen ist. Alle träumen von einem besseren Leben, werden aber immer wieder von einer Realität eingeholt, die ihnen schmerzlich zeigt, dass all ihr Sehnen vergebens ist. Melancholie durchzieht jede Seite dieses außergewöhnlichen Romans, der von geplatzten Träumen und dem Wachsen am Scheitern erzählt.
Neu erfunden hat Pizzolatto meiner Meinung nach den Noir nicht, aber er ist auf gleicher Höhe wie die von mir sehr geschätzten Autoren Daniel Woodrell und Donald Ray Pollock.
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