Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 3,20 €
  • Audio CD

1 Kundenbewertung

Dave Eggers ist einer der interessantesten, engagiertesten und wagemutigsten Schriftsteller der Gegenwart. Das darf, das muss man so sagen. Sein neuer Roman erzählt die anrührende Geschichte von Alan Clay, einem amerikanischen Geschäftsmann kurz vor dem Bankrott, der mitten in der Wüste von Saudi-Arabien auf den alles entscheidenden, rettenden Deal hofft.

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Dave Eggers ist einer der interessantesten, engagiertesten und wagemutigsten Schriftsteller der Gegenwart. Das darf, das muss man so sagen. Sein neuer Roman erzählt die anrührende Geschichte von Alan Clay, einem amerikanischen Geschäftsmann kurz vor dem Bankrott, der mitten in der Wüste von Saudi-Arabien auf den alles entscheidenden, rettenden Deal hofft.
Autorenporträt
Eggers, DaveDave Eggers hat bislang sechs Bücher veröffentlicht, darunter Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität, für das er 2001 Pulitzer-Preis-Finalist war. Für Zeitoun wurde ihm unter anderem der American Book Award und der Albatros-Preis der Günter-Grass-Stiftung verliehen. Dave Eggers ist Gründer und Herausgeber von McSweeney's, einem unabhängigen Verlag mit Sitz in San Francisco. Der Autor stammt aus Chicago und lebt heute mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Nordkalifornien. Mit Ein Hologramm für den König und Der Circle erscheinen schon zwei Hörbücher von Dave Eggers bei Hörbuch Hamburg. Beide werden von Tom Hanks verfilmt.

Pleitgen, UlrichUlrich Pleitgen (1946-2018) spielte zwanzig Jahre lang an den Schauspielhäusern in Basel, Bochum und Frankfurt und am Thalia Theater in Hamburg. Seit Ende der Achtzigerjahre war er in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen. Für seine Leistung als Sprecher wurde er u. a. mit dem Deutschen Hörbuchpreis sowie den Preis der deutschen Schallplattenkritik geehrt.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Arthur Millers Handlungsreisender wurde wiedergeboren und von Dave Eggers in Zeiten der Globalisierung in die Wüste geschickt, um IT zu verkaufen. Produkte und Umgebung haben sich sehr verändert, die Spiralen der Selbstzweifel sind geblieben. Eggers versteht es, erzählende und reale Momente zu einer Geschichte zusammenzufügen. Ein interessanter Einblick in das Königreich Saudi-Arabien, in Mentalität, gesellschaftliche Gepflogenheiten und Geschäftsgebaren.

Vertreter Alan Clay will dem König die IT für eine geplante 2-Mio.-Retortenstadt am Roten Meer verkaufen. So wie Ulrich Pleitgen spricht, stellt man sich Clay vor: Typ Studienrat, bärtig, Bauchansatz. Pleitgen nuanciert, setzt Pausen, variiert den Ton, aber die feuchte Aussprache ist auf die Dauer fast genauso unsympathisch wie die Person des IT-Verkäufers. Clay ist lahm und frustriert, säuft und lamentiert in endlosen, ekligen Ausschweifungen über eine harmlose Zyste. Trotzdem gibt es attraktive Frauen, die Sex mit ihm wollen. Das soll einer verstehen, es muss am Wüstenklima liegen. Nachdenkliches Mitleid, wie es Millers Drama hervorruft, kommt nicht auf, eher Verdruss.

© BÜCHERmagazin, Sabine Stamer (sta)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.12.2014

Bericht aus der Wüste
Oben in den Bestsellerlisten steht gerade der neue Roman von Dave Eggers, 44. „Der Circle“ beschreibt eine Internetgesellschaft mit absoluter Transparenz, in der das Individuum jede Privatsphäre verloren hat. Ein Konzern mit dem Namen Circle, der so etwas wie ein Fusion aus Google, Facebook, Twitter und Apple ist, beherrscht alle Daten und damit die Welt. Der Autor, der mit seiner Familie in der Nähe von San Francisco lebt, hat mit diesem beklemmenden und nicht unrealistischen Bild der Zukunft international für viel Aufsehen gesorgt. Über Eggers literarische Kraft streiten die Kritiker. Zweifellos widmet er sich aber immer wieder sehr aktuellen Themen.
  Unterhaltsamer und komischer ist „Ein Hologramm für den König“, der im vergangenen Jahr auf Deutsch erschien. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich in einer globalisierten und immer verrückter werdenden Wirtschaftswelt schlicht verloren hat. Alan Clay steht vor den Trümmern seines Lebens, nichts ist ihm in den vergangenen Jahren gelungen. Er ist 54 Jahre alt, er hat hohe Schulden, er kann seiner Tochter Kit das College nicht mehr bezahlen, er hatte schon viele Jobs, konnte aber nirgends Fuß fassen, inzwischen arbeitet er als Berater. Der große amerikanische Traum ist für Alan Clay schon lange vorbei.
  Doch er hat eine allerletzte Chance. Jetzt hat ihn sein Auftraggeber, ein amerikanischer Telekommunikations-Ausrüster, mit ein paar deutlich jüngeren und engagierteren Kollegen nach Saudi-Arabien in die Wüste geschickt. König Abdullah stampft dort gerade am Roten Meer eine Retortenstadt aus dem Boden. Alan Clay soll dem König ein IT-System verkaufen.
  Nun ist er also in Saudi-Arabien angekommen und wartet tagelang auf den Termin, bei dem er dem König mit einer holografischen Präsentation das Produkt aus den USA schmackhaft machen will. In der Retortenstadt sitzen Clay und seine Kollegen in einem Zelt und müssen sich gedulden. Einmal will Clay eine aufwendige und luxuriöse Musterwohnung besichtigen, landet aber im falschen Stockwerk, wo Wanderarbeiter wie Sklaven hausen – so nah liegen die Welten hier beieinander. Ein anderes Mal sucht er einen schattigen Platz zum Ausruhen und verunglückt beinahe in einer Baugrube, gräbt sich also fast sein eigenes Grab. Die Episoden sind witzig und hintergründig zugleich. Die Frage ist, ob Clay am Ende Erfolg hat oder die Konkurrenz aus China den Zuschlag erhält.
  „Ein Hologramm für den König“ wurde gerade in Berlin von Regisseur Tom Tykwer verfilmt, Tom Hanks spielt die Hauptrolle. Vor dem Kinobesuch sollte man in jedem Fall das Buch lesen.
CASPAR BUSSE
Ein Hologramm für den König , Dave Eggers, Kiepenheuer&Witsch, 352 Seiten, 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2013

Ich bin das Auge am Himmel
Was wir von Dave Eggers und seinem neuen Roman lernen können / Von Rainer Merkel

Jetzt ist es also so weit. Wir sind im Zeitalter der Demütigungen angekommen. Zumindest wenn wir unser Geld in der freien Wirtschaft verdienen und Amerikaner sind. So wie Alan Clay, der 54-jährige Consultant der IT-Firma Reliant, trauriger Held von Dave Eggers' neuem Roman "Ein Hologramm für den König", der in der Wüste Saudi-Arabiens in einem Zelt festsitzt und hofft, dass das W-Lan-Signal zurückkommt. Es ist heiß, die Klimaanlage funktioniert nicht, und all das, was uns so groß und wunderbar, was uns so unwiderstehlich und sexy gemacht hat, ist plötzlich von uns abgefallen oder hat sich, um in Eggers' Metaphorik zu bleiben, in eine faustgroße Geschwulst irgendwo am Rücken zusammengeballt. Und Alan fragt sich jetzt die ganze Zeit, während er in seinem Hotel vor dem Spiegel steht, ob das vielleicht das Ende ist und er Krebs hat. Er verpasst den Shuttle, der ihn morgens von seinem Hotel in Dschidda zu seinem Arbeitsplatz bringen soll, er verträumt Tage und Nächte und bekommt den Brief an seine Tochter, der er die Studiengebühren nicht mehr bezahlen kann, nicht fertig.

Der Roman changiert zwischen zwei Welten. Dem klimatisierten Hotelzimmer, dem Spiegel im Badezimmer, den enervierenden körperlichen Selbstbefragungen und dem kärglich möblierten Zelt in der Wüste, in King Abdullah Economic City, KAEC genannt, wo Alan und sein Team auf den König warten. Die saudi-arabische Wirklichkeit scheint dabei fast unwirklicher als die Phantasie, die wir von ihr haben. Eggers zelebriert das ziemlich genüsslich.

Eggers, der große Magier des Hyperrealismus, der kleine sympathische Bruder von David Foster Wallace, ist jetzt zum Therapeuten unserer globalen Seinsvergessenheit geworden. Alan schafft es noch nicht mal mehr, sich sexuell erregen zu lassen. Nur unter Wasser, sozusagen in einem Modus der vorgeburtlichen Regression, gelingt das noch, als er einer schönen Ärztin hinterhertaucht, die er schließlich im Zuge seiner körperlichen Selbstbefragung konsultiert.

Alan, Eggers, die Amerikaner und natürlich überhaupt wir alle sind in unserem großen kapitalistischen Tagtraum gefangen. Vielleicht sollte man einfach zum Vergleich noch mal nachlesen, wie Dave Eggers in "A.H.W.O.S.G." ("Einem herzzerreißenden Werk umwerfender Genialität"), seinem ersten Buch, das 2000 herauskam, den von Krebs aufgeblähten und gleichzeitig schon halb ausgeweideten Bauchraum seiner sterbenden Mutter inszeniert. Mit was für einer Selbstgewissheit er da vorgeht. Mit einem über 30-seitigen Vorwort nimmt er Anlauf, und springt mitten in dieses ganze Elend hinein. Unglaublich. Kraftvoll und cool zugleich. Aber diese ganze Energie, der ganze hyperaktive Sprachrausch, damit ist es längst vorbei. Eggers verschwindet, nach seinem ersten Roman, in sein selbstgewähltes Exil nach Island und Costa Rica und kommt komplett erneuert wieder zurück. Ein Teil seiner Honorare gibt er von nun an an seine Leser und seine Hilfsprojekte wieder zurück, von Rick Moody wird er zum "Bono der Literatur" ernannt, während Pico Iyer ihn fortwährend mit Norman Mailer vergleicht. Keine Fiktion mehr bitte. Oder jedenfalls nicht zu viel.

Eggers hat alles versucht, um sich den literarischen Narzissmus wieder auszutreiben. Seine Freunde mussten "Weit gegangen", in dem er von der Odyssee eines sudanesischen Bürgerkriegsopfers erzählt, so oft lesen, bis auch die letzten Spuren der Selbstbezüglichkeit, die letzten Bestandteile seiner eigenen Stimme verschwunden waren. Eggers fing noch mal ganz von vorne an. Von dem Charme, aber auch dem Egozentrismus von "A.H.W.O.S.G." ist nichts mehr übrig geblieben.

Jetzt sitzt er im Zelt in der Wüste. In seinem ersten richtigen Roman seit zehn Jahren. Zwar ist Alan ein gesichtsloser Business-Typ mittleren Alters, aber gleichzeitig so empfindsam, dass er an seiner eigenen Sensibilität fast erstickt. Das wirkt zwar etwas kalkuliert, als Abgesang auf die Old-Economy-Ära, aber irgendwie funktioniert es ganz gut. Es funktioniert auf eine ähnliche Weise, wie auch schon Bret Easton Ellis' zeitdiagnostische Charaktere funktioniert haben, es funktioniert über die Leerstellen, die Dumpfheit und die Ignoranz, so wie auch schon die Amerikaner bei Henry James zu Projektionsflächen der Leere geworden sind, in denen das alte Europa sich nach jemandem sehnen konnte, der uns alle mit seiner unerschütterlichen "confidence" vor dem Untergang bewahrt.

Aber Eggers macht da nicht mit. Er entlarvt diesen Mythos, obwohl er ihm natürlich mit Haut und Haaren, mit seinem ganzen Eggerschen Non-Profit-Imperium, von der im Sudan engagierten Valentino Achak Deng Foundation bis zu den Schreib- und Leseschulen von 826 Valencia, verfallen ist, aber das ist eine andere Geschichte. Er entlarvt diesen Mythos als etwas aus zweiter Hand. Etwas, das nur geborgt ist. Und es gelingt ihm, weil er diese besondere Fähigkeit zur Empathie hat. Weil er keine seiner Figuren vorführt oder verrät. Großartig, wie zum Beispiel Alan sich in einem kleinen Dorf in den saudi-arabischen Bergen von seinem Fahrer, mit dem er sich angefreundet hat, einfach absetzen lässt, um mit wildfremden Männern in der glühenden Hitze eine Mauer zu bauen. Ein Wunsch, den er sich jetzt endlich erfüllt, nachdem seine eigene Mauer daheim von den kleinlichen Bürokraten des Bauordnungsamts gestoppt worden ist. Aber es ist nur ein kurzer Glücksmoment, genauso wie der Nachmittag, den Alan mit Zahra verbringt, der Ärztin, die ihn mit einem internationalen Team operiert hat. In seiner Anmaßung hat Alan auf eine ausreichende Betäubung verzichtet, und die Operation wird zu einer fast religiösen Erfahrung. Wie hält man solche Schmerzen aus? Gleichzeitig erinnert sich Alan, wie er vor Jahren mit seiner Tochter nach Cape Canaveral gefahren ist, um einen der letzten Starts des Space Shuttles zu erleben. Er will ihr noch einmal zeigen, wozu Amerika in der Lage ist. Die Schmerzen werden immer größer, und dann verschwindet in seiner Erinnerung das Shuttle in einem gelblichen Blitz im Weltraum und Alan bricht erleichtert in Tränen aus. Das internationale Ärzteteam bohrt sich derweil in sein Innerstes hinein. Aber was ist dort? Wie sind hier die Koordinaten? Was ist eigentlich von uns noch übrig geblieben? Alan und sein Team warten in dem demütigenden Zeltprovisorium auf den arabischen König, damit er sich das neue holographische Konferenzsystem vorführen lassen kann, während in der Black Box nebenan die Chinesen lauern, in einer Parallelwelt, die Alan schon gar nicht mehr zugänglich ist. "Ich bin das Auge am Himmel", sagt er in einem Moment väterlichen Größenwahns zu seiner Tochter. "Ich kann sehen, wo du aufgebrochen bist und wohin du gehst, und von hier oben sieht das alles richtig gut aus." Das ist Amerika, das ist unser aller große Hoffnung und unsere immerwährende Inspiration.

Es ist ein fast gemütlicher, auf eine fast angenehme Weise beängstigender Roman, in dem wir uns aber ganz gut zurechtfinden. Er seziert unseren imaginären Raum, in dem wir von der Globalisierung träumen und gleichzeitig vor ihr Reißaus zu nehmen versuchen. Entwurzelte Existenzen geistern durch dreidimensionale Hochglanzmagazine und haben Sex, als würden sie in den Duty Free Shops nach Geschenken für ihre Angehörigen suchen. Sex, bei dem "jemand anders nicht gerne zusehen würde", wie Ruby, die hysterische Ex-Frau von Alan, konstatiert.

Eggers ist, bis auf das allerdings etwas misslungene Schlussbild, ein großartiger Roman gelungen. Ein Buch, in dem die Leere beruhigend und die Kommunikation beklemmend geworden ist, in dem die größte Lust dann entsteht, wenn wir an uns selbst herumschneiden, uns in unseren Körper hineinzubohren versuchen, wo wir die letzten Reserven von Emotionalität und Spiritualität zu finden erhoffen. "Wir sollten traurig sein, total traurig . . .. Wir verdienen es, für hundert Jahre traurig zu sein", sagt Eggers über den Krieg im Irak. In seinem Roman nimmt diese Traurigkeit jetzt schon Gestalt an. Vielleicht ist es eine Trauer, die Eggers nach dem schnellen Tod seiner Eltern, die innerhalb weniger Monate nacheinander an Krebs verstarben, selbst schon bewältigt hat. Vielleicht zieht er daraus die Kraft für seine beängstigend vielen, so ehrenvollen Projekte, von denen die Literatur und der nach seiner Mutter benannte Verlag nur ein Teil zu sein scheinen. Man schreckt ein bisschen davor zurück, aber kann sich dem auch nicht entziehen.

Es ist heiß dort draußen, draußen in der Wüste. Die Welt rückt immer enger zusammen, und es wird immer bedrohlicher. Der König rauscht mit seiner Fahrzeugkolonne wieder davon. Wirbelt ein bisschen Staub auf. Sonst ist nichts weiter passiert. Lasst uns alle noch mal schnell untertauchen und unter Wasser nach den Schönheiten des Lebens suchen, bevor alles zu Ende ist und wir ins Hotelzimmer zurückkehren müssen, um zu überprüfen, ob uns auch schon so eine verfluchte Geschwulst gewachsen ist. David Foster Wallace hat sich das Leben genommen, Eggers macht weiter. Eggers ist ein Pragmatiker, vielleicht kann er uns allen weiterhelfen, auf der Suche nach dem großen literarischen Leitstern. Sein neuer Roman ist zumindest schon mal ein Anfang.

Dave Eggers: "Ein Hologramm für den König". Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiwi, 19,99 Euro

Von Rainer Merkel ist gerade der Roman "Bo" bei S. Fischer erschienen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Eggers' Maß an Präzision, sein Blick für Mickrigkeiten macht aus Wirklichkeit Literatur.« Der Spiegel 201302