Umberto Eco
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Nullnummer (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 366 Min.
Sprecher: Manteuffel, Felix von / Übersetzer: Kroeber, Burkhart
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Korruption, Intrigen, Verschwörungstheorien. Eine echte (?) Nullnummer Mailand, 6. Juni 1992, nachts. Bei dem Journalisten Colonna ist eingebrochen worden. Doch die gesuchte Diskette mit brisanten Informationen hat man nicht gefunden, und so sieht Colonna plötzlich sein Leben bedroht. Denn wie alle anderen spielt auch er ein Doppelspiel: Für den Commendatore Vimercate soll er eine Zeitung lancieren, die mit schmutzigen Gerüchten über die gute Gesellschaft arbeitet. Zugleich schreibt er heimlich ein Enthüllungsbuch über diesen skandalösen Plan. Ecos Roman entwickelt einen Strudel, in de...
Korruption, Intrigen, Verschwörungstheorien. Eine echte (?) Nullnummer Mailand, 6. Juni 1992, nachts. Bei dem Journalisten Colonna ist eingebrochen worden. Doch die gesuchte Diskette mit brisanten Informationen hat man nicht gefunden, und so sieht Colonna plötzlich sein Leben bedroht. Denn wie alle anderen spielt auch er ein Doppelspiel: Für den Commendatore Vimercate soll er eine Zeitung lancieren, die mit schmutzigen Gerüchten über die gute Gesellschaft arbeitet. Zugleich schreibt er heimlich ein Enthüllungsbuch über diesen skandalösen Plan. Ecos Roman entwickelt einen Strudel, in dem man niemals weiß, was Tatsache ist und was nur durch Erfindung zur Tatsache wird. Und je absurder die Nachrichten, desto deutlicher erkennt man die wirkliche Gesellschaft von heute … (Laufzeit: 6h 6)
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Umberto Eco (1932–2016) promovierte nach dem Studium der Rechtswissenschaften, Philosophie und Literatur in Turin 1954 zum Dr. phil. und war anschließend als Kulturredakteur tätig. Ab 1956 arbeitete er als Dozent und Mittelalterforscher, ab 1963 als Kolumnist. 1965 erhielt er einen Lehrauftrag in Florenz, 1966 folgte eine Professur in Mailand, 1971 eine Professur für Semiotik an der Universität Bologna. Seine Werke wurden vielfach übersetzt und mit renommierten Auszeichnungen gewürdigt. Mit »Das offene Kunstwerk« veröffentlichte er 1973 eine der einflussreichsten Arbeiten zur modernen Ästhetik. Dem breiten Lesepublikum wurde der Autor zahlreicher literaturtheoretischer und kulturwissenschaftlicher Schriften vor allem durch seine Erzählprosa bekannt: Die Romane »Der Name der Rose« (1982) und »Das Foucaultsche Pendel« (1989) avancierten zu internationalen Bestsellern. In den Folgejahren erschienen u. a. »Die Insel des vorigen Tages« (1995), »Baudolino« (2001), »Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana« (2004), »Der Friedhof in Prag« (2011) sowie »Nullnummer« (2015).

Produktbeschreibung
- Verlag: Der Hörverlag
- Gesamtlaufzeit: 366 Min.
- Erscheinungstermin: 5. Oktober 2015
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844520149
- Artikelnr.: 43885860
© BÜCHERmagazin, Anna Gielas
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Steffen Richter reibt sich die Augen: Umberto Eco meint es ernst. Von Ironie und Zeichenspiel könne in diesem Roman keine Rede, merkt der Rezensent sehr bald, Wut, Resignation und Zynismus bestimmen den Ton in diesem Abgesang auf Italien, das seit 1992, seit der Ermordung der Richter Falcone und Borsellino und dem Zusammenbruch des Parteiensystems, in immer tiefere Trostlosigkeit verfalle. Eco erzählt den Niedergang des Landes unter Berlsuconi als bittere Mediensatire: Der verkrachte Journalist Colonna wird Chef der Zeitung "Domani", die nicht wirklich erscheinen soll, sondern als immerwährende "Nullnummer" die Realität und das Faktische durch das Morgen ersetzt: als Drohgebärde gegenüber potenziell erpressbaren Gegenspielern und zugleich als Ausweis der spekulativen Unverbindlichkeit. In den Augen des Rezensenten erzählt Eco damit die Geschichte eines Landes, in dem der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit unerheblich geworden ist. Für Richter einer von Ecos besten Romanen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Geheimnisse von Mailand
Eine Zeitung, die schon gestern die Skandale von morgen verschwieg: Umberto Ecos Roman aus einem Italien ganz kurz vor dem Aufstieg Silvio Berlusconis.
Sollte Umberto Eco mit dem Gedanken spielen, seinem Roman "Nullnummer" ein "Making-of" nach dem Vorbild von Thomas Manns "Entstehung des Doktor Faustus" hinterherzuschicken, böte sich als Format die Parodie eines Pixar-Drehbuchs an.
Mailand, 1994. Redaktionskonferenz unter der Hirnschale des Großschriftstellers. Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel sitzen um den Tisch. In der Mitte ein Papierstapel: die ersten Kapitel des neuen Romans. Freude: "Die ,Insel des vorigen Gesichts' war gut, ,Nullnummer' wird besser. Ortswechsel,
Eine Zeitung, die schon gestern die Skandale von morgen verschwieg: Umberto Ecos Roman aus einem Italien ganz kurz vor dem Aufstieg Silvio Berlusconis.
Sollte Umberto Eco mit dem Gedanken spielen, seinem Roman "Nullnummer" ein "Making-of" nach dem Vorbild von Thomas Manns "Entstehung des Doktor Faustus" hinterherzuschicken, böte sich als Format die Parodie eines Pixar-Drehbuchs an.
Mailand, 1994. Redaktionskonferenz unter der Hirnschale des Großschriftstellers. Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel sitzen um den Tisch. In der Mitte ein Papierstapel: die ersten Kapitel des neuen Romans. Freude: "Die ,Insel des vorigen Gesichts' war gut, ,Nullnummer' wird besser. Ortswechsel,
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Zeitwechsel. Der erste Eco über die jüngste Vergangenheit!" Kummer: "Kein neuer ,Name der Rose'. Den kann es auch nicht geben." Ekel: "Auch William von Baskerville würde an den Staatsverbrechen scheitern. Staatsanwalt Di Pietro könnte ihn mit einem Amtshilferuf bei Scotland Yard anfordern, aber dann würde der Presse ein Dossier über seinen Opiumkonsum zugespielt werden." Angst: "Investigative Journalisten öffnen den Brief nicht, der vor ihren Augen liegt. Wird man diesen Pessimismus dem Autor nicht als Abschied von den Grundsätzen der Aufklärung vorwerfen?" Wut: "Sieht hier denn wirklich keiner fern? Berlusconi lächelt auf allen seinen Kanälen, weil er sich für den Gewinner der Krise hält. Dieses Buch kann ihm sein Spiel noch verderben!" Die Tür geht auf, der Verstand kommt hinzu, wie immer zu spät. Er setzt sich, schiebt den Papierstapel weg und sagt den zweitschlimmsten Satz, den Redakteure von ihrem Chef hören können: "Das hatten wir schon."
Immerhin war nicht die Firma Fruttero & Lucentini mit einem Roman über eine Zeitung herausgekommen, die in der Staatskrise von 1992 den Journalismus neu erfinden soll und sich als Attrappe entpuppt, den zur Geldwäsche genutzten leeren Restaurants vergleichbar, über die sie gemäß einer Anweisung des Chefredakteurs nicht berichten darf. Dann wäre der schlimmste Satz fällig gewesen: "Warum hatten wir das nicht?"
Bei der Arbeit an seinem Zeitungsroman fiel Eco eines Tages auf, dass er sich tiefer und tiefer in die Welt der Verschwörungstheorien verstrickte, die das Thema seines zweiten Romans "Das Foucaultsche Pendel" gewesen war. Er legte das Typoskript beiseite und hat es nun zwanzig Jahre später vollendet, nachdem er in seinem sechsten Roman "Der Friedhof in Prag" einen Urtext des Verschwörungsdenkens behandelt hatte, die "Protokolle der Weisen von Zion". In allen Romanen spielt Eco mit Elementen der Kolportage. Die Handlung des siebten Romans könnte er in der Krimiabteilung der italienischen Nationalbibliothek der Comicserien abgekupfert haben. Ein Mann, der zu viel weiß, wird in der engsten Gasse von Mailand erstochen, der Via Bagnera, wo 150 Jahre vorher der erste Serienmörder Italiens seinem Handwerk nachgegangen ist. "Nullnummer" ist viel kürzer als die Vorgänger. Der Autor vertuscht nicht, dass er mit der Schablone gearbeitet hat.
Einen grafischen Roman kann man das Buch in einem spezifischen Sinne nennen. Die Gründungsmannschaft der Zeitung "Domani" besteht aus sieben Journalisten mit den Namen Cambria, Costanza, Fresia, Lucidi, Palatino, Braggadocio und Colonna. Sie sind nach Schrifttypen benannt. Braggadocio ist eine Schrift mit sehr breiten Buchstaben. Der Name ist ein pseudoitalienisches englisches Wort für den Prahlhans. So heißt der Tote der Via Bagnera, dem seine Liebe zur historischen Engführung zum Verhängnis wird: Er wird beseitigt, als er gerade den Schlüssel zu sämtlichen unaufgeklärten Mordfällen und Geheimdienstskandalen der Nachkriegszeit gefunden hat.
Colonna ist nicht nur eine Schrift mit altrömischer Anmutung, sondern auch die Zeitungsspalte. Wenn man bei Doktor Colonna, dem Erzähler und Berater des Chefredakteurs, der seine Doktorarbeit über die Ironie bei Heine nie abgeschlossen hat, an das römische Adelsgeschlecht denkt, fällt man auf den potemkinschen Fassadenschmuck des Unternehmens herein. Man muss nur das Impressum von "Domani" lesen und begreift: Diese Zeitung ist einzig dafür da, dass ihre Spalten mit beliebigem Text zugeschüttet werden.
Der Name sagt, dass sie die Nachrichten von morgen enthält, die man noch nicht aus dem Fernsehen kennt. In zwölf Probeausgaben soll die Redaktion diesen kreativen Umgang mit der Aktualität lernen. Diese Nullnummern werden zurückdatiert, damit spätere Enthüllungen zum Gegenstand fingierter Voraussagen werden können. Seltsamerweise interessiert sich der Chefredakteur aber nicht ernsthaft für die Ereignisse des Jahres 1992, die bald darauf das politische System zum Einsturz bringen, die ersten Verhaftungen im Zuge der Aktion der "Sauberen Hände".
Eco hat den Roman nach dem Rezept der Nullnummern verfasst: in Kenntnis späterer Ereignisse, auf die er die Handlung vorausweisen lässt. So soll ein dem Verleger missliebiger Richter bloßgestellt werden, indem man ihn heimlich mit der Kamera aufnimmt, während er auf einer Parkbank sitzt, Kette rauchend und in knallbunten Socken. Das ist wirklich passiert, freilich erst 2009, einem Richter, der ein Urteil gegen Silvio Berlusconi gefällt hatte. Bei Georg Simmel hat Eco den Gedanken gefunden, am gefährlichsten sei das Geheimnis, das es gar nicht gibt: Es kann nie aufgedeckt werden. "Domani" erscheint nie. Das bloße Gerücht der Existenz des Blattes setzt der Verleger zur Erpressung ein, um sich Zugang zur politischen Elite zu verschaffen. Der perfekte Inhalt für diesen Zweck ist Blindtext.
Eco legt einen Feuilleton-Roman im doppelten Sinne vor: "Nullnummer" imitiert die kapitelweise in den Zeitungen gedruckten Unterhaltungsromane und unterhält - ein erstaunliches Kunststück! - mit der weitschweifigen Schilderung von Redaktionskonferenzen. Die Mitarbeiter von "Domani" konferieren, statt zu recherchieren. Nachforschungen in Sachen des von der Mafia ermordeten Richters Falcone redet ihnen der Chef mit dem Argument aus, es werde noch viele Morde an Richtern geben. Die schaurige Pointe des amüsanten Romans: Das italienische Staatsgeheimnis ist ein verleugneter Serienmord.
PATRICK BAHNERS
Umberto Eco: "Nullnummer". Roman. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber.
Hanser Verlag, München 2015. 234 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Immerhin war nicht die Firma Fruttero & Lucentini mit einem Roman über eine Zeitung herausgekommen, die in der Staatskrise von 1992 den Journalismus neu erfinden soll und sich als Attrappe entpuppt, den zur Geldwäsche genutzten leeren Restaurants vergleichbar, über die sie gemäß einer Anweisung des Chefredakteurs nicht berichten darf. Dann wäre der schlimmste Satz fällig gewesen: "Warum hatten wir das nicht?"
Bei der Arbeit an seinem Zeitungsroman fiel Eco eines Tages auf, dass er sich tiefer und tiefer in die Welt der Verschwörungstheorien verstrickte, die das Thema seines zweiten Romans "Das Foucaultsche Pendel" gewesen war. Er legte das Typoskript beiseite und hat es nun zwanzig Jahre später vollendet, nachdem er in seinem sechsten Roman "Der Friedhof in Prag" einen Urtext des Verschwörungsdenkens behandelt hatte, die "Protokolle der Weisen von Zion". In allen Romanen spielt Eco mit Elementen der Kolportage. Die Handlung des siebten Romans könnte er in der Krimiabteilung der italienischen Nationalbibliothek der Comicserien abgekupfert haben. Ein Mann, der zu viel weiß, wird in der engsten Gasse von Mailand erstochen, der Via Bagnera, wo 150 Jahre vorher der erste Serienmörder Italiens seinem Handwerk nachgegangen ist. "Nullnummer" ist viel kürzer als die Vorgänger. Der Autor vertuscht nicht, dass er mit der Schablone gearbeitet hat.
Einen grafischen Roman kann man das Buch in einem spezifischen Sinne nennen. Die Gründungsmannschaft der Zeitung "Domani" besteht aus sieben Journalisten mit den Namen Cambria, Costanza, Fresia, Lucidi, Palatino, Braggadocio und Colonna. Sie sind nach Schrifttypen benannt. Braggadocio ist eine Schrift mit sehr breiten Buchstaben. Der Name ist ein pseudoitalienisches englisches Wort für den Prahlhans. So heißt der Tote der Via Bagnera, dem seine Liebe zur historischen Engführung zum Verhängnis wird: Er wird beseitigt, als er gerade den Schlüssel zu sämtlichen unaufgeklärten Mordfällen und Geheimdienstskandalen der Nachkriegszeit gefunden hat.
Colonna ist nicht nur eine Schrift mit altrömischer Anmutung, sondern auch die Zeitungsspalte. Wenn man bei Doktor Colonna, dem Erzähler und Berater des Chefredakteurs, der seine Doktorarbeit über die Ironie bei Heine nie abgeschlossen hat, an das römische Adelsgeschlecht denkt, fällt man auf den potemkinschen Fassadenschmuck des Unternehmens herein. Man muss nur das Impressum von "Domani" lesen und begreift: Diese Zeitung ist einzig dafür da, dass ihre Spalten mit beliebigem Text zugeschüttet werden.
Der Name sagt, dass sie die Nachrichten von morgen enthält, die man noch nicht aus dem Fernsehen kennt. In zwölf Probeausgaben soll die Redaktion diesen kreativen Umgang mit der Aktualität lernen. Diese Nullnummern werden zurückdatiert, damit spätere Enthüllungen zum Gegenstand fingierter Voraussagen werden können. Seltsamerweise interessiert sich der Chefredakteur aber nicht ernsthaft für die Ereignisse des Jahres 1992, die bald darauf das politische System zum Einsturz bringen, die ersten Verhaftungen im Zuge der Aktion der "Sauberen Hände".
Eco hat den Roman nach dem Rezept der Nullnummern verfasst: in Kenntnis späterer Ereignisse, auf die er die Handlung vorausweisen lässt. So soll ein dem Verleger missliebiger Richter bloßgestellt werden, indem man ihn heimlich mit der Kamera aufnimmt, während er auf einer Parkbank sitzt, Kette rauchend und in knallbunten Socken. Das ist wirklich passiert, freilich erst 2009, einem Richter, der ein Urteil gegen Silvio Berlusconi gefällt hatte. Bei Georg Simmel hat Eco den Gedanken gefunden, am gefährlichsten sei das Geheimnis, das es gar nicht gibt: Es kann nie aufgedeckt werden. "Domani" erscheint nie. Das bloße Gerücht der Existenz des Blattes setzt der Verleger zur Erpressung ein, um sich Zugang zur politischen Elite zu verschaffen. Der perfekte Inhalt für diesen Zweck ist Blindtext.
Eco legt einen Feuilleton-Roman im doppelten Sinne vor: "Nullnummer" imitiert die kapitelweise in den Zeitungen gedruckten Unterhaltungsromane und unterhält - ein erstaunliches Kunststück! - mit der weitschweifigen Schilderung von Redaktionskonferenzen. Die Mitarbeiter von "Domani" konferieren, statt zu recherchieren. Nachforschungen in Sachen des von der Mafia ermordeten Richters Falcone redet ihnen der Chef mit dem Argument aus, es werde noch viele Morde an Richtern geben. Die schaurige Pointe des amüsanten Romans: Das italienische Staatsgeheimnis ist ein verleugneter Serienmord.
PATRICK BAHNERS
Umberto Eco: "Nullnummer". Roman. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber.
Hanser Verlag, München 2015. 234 S., geb., 21,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ecos letztes Buch, 'Nullnummer', ist eine bitterböse, leider nicht unrealistische Parodie auf unsere verlogene Medienwelt." Maike Albath, Neue Zürcher Zeitung, 22.02.16 "Sein Werk liest sich wie eine scharfsinnige (und scharfzüngige) Parodie." Büchermagazin, Januar 2016 "Alle lieben ihn, den großen Skeptiker, der auch in seinem neuen Roman gekonnt sein Spiel mit Schein und Sein treibt. Eco hat Spaß am Denken, am Verwirren, am Infrage-stellen, am Zerstören von sicher geglaubten Wahrheiten. Das macht den Genuss seiner Bücher aus." Reinhold Jaretzky, ZDF titel thesen temperamente, 19.10.15 "Während andere seiner Bücher die Probleme in Literatur auflösen und die Moral in Intertexte verschieben, bleibt das Desaster hier bedrängende Wirklichkeit - und macht 'Nullnummer' zu einem von Ecos besten Romanen." Steffen Richter, Neue Zürcher Zeitung, 13.10.15 "Ein politischer Rundumschlag, ein Schelmenstück, eine absurde Geschichte rund um die Unsitten von Politik und Journalismus. ... Umberto Eco gehört zu den Autoren Italiens, die nicht müde werden die kritische Situation des Landes in gute Literatur zu verpacken. Ein Meister eben." Imogena Doderer, ORF 2 Kulturmontag, 28.09.15 "Eco schildert als gewohnt geistreicher Plauderer die Tragik seines Vaterlands." Dirk Schümer, Die Welt, 04.04.15
+++Eine rasante Kriminalgeschichte+++
Korruption, Intrigen, Verschwörungstheorien: Umberto Eco porträtiert die gute Gesellschaft von heute in einem rasanten Kriminalroman - einfach brillant!
Mailand, 6. Juni 1992, nachts. Bei dem Journalisten Colonna ist eingebrochen worden. Die Diskette …
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+++Eine rasante Kriminalgeschichte+++
Korruption, Intrigen, Verschwörungstheorien: Umberto Eco porträtiert die gute Gesellschaft von heute in einem rasanten Kriminalroman - einfach brillant!
Mailand, 6. Juni 1992, nachts. Bei dem Journalisten Colonna ist eingebrochen worden. Die Diskette mit brisanten Informationen hat man nicht gefunden, Colonna sieht jetzt sein eigenes Leben bedroht. Auch er spielt ein Doppelspiel: Er soll eine Zeitung lancieren, die mit schmutzigen Gerüchten über die gute Gesellschaft arbeitet. Zugleich schreibt er als Ghostwriter ein Enthüllungsbuch über den programmierten Skandal.
Umberto Eco entwickelt eine rasante Kriminalgeschichte zwischen Wirtschaft, Politik und Presse. Und einen ironischen, provozierenden Roman über das 21. Jahrhundert: Je absurder die Nachrichten, desto deutlicher erkennt man die Gesellschaft von heute.
Umberto Eco, geboren 1932 in Alessandria, lebt heute in Mailand. Er studierte Pädagogik und Philosophie und promovierte 1954 an der Universität Turin. Anschließend arbeitete er beim Italienischen Fernsehen und war als freier Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Mailand und Florenz tätig. Seit 1971 unterrichtet er Semiotik in Bologna. Eco erhielt neben zahlreichen Auszeichnungen den Premio Strega (1981) und wurde 1988 zum Ehrendoktor der Pariser Sorbonne ernannt. Er verfasste zahlreiche Schriften zur Theorie und Praxis der Zeichen, der Literatur, der Kunst und nicht zuletzt der Ästhetik des Mittelalters. Seine Romane Der Name der Rose und Das Foucaultsche Pendel sind Welterfolge geworden. 2011 wurde Umberto Eco mit dem Premio Pavese ausgezeichnet und 2014 erhielt er den Gutenberg-Preis der Landeshauptstadt Mainz und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft.
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Gebundenes Buch
Wahrheiten zu fiktiven Spekulationen
Die Idee scheint gut: ein Zeitungsprojekt soll letztlich als Verhandlungsmasse für die eigene Karriere des eher fadenscheinigen Verlegers und Herausgebers Vimercate – mit nur wenig Phantasie als Silvio Berluscconi zu identifizieren - dienen. …
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Wahrheiten zu fiktiven Spekulationen
Die Idee scheint gut: ein Zeitungsprojekt soll letztlich als Verhandlungsmasse für die eigene Karriere des eher fadenscheinigen Verlegers und Herausgebers Vimercate – mit nur wenig Phantasie als Silvio Berluscconi zu identifizieren - dienen. Chefredakteur Simei soll Nullnummern mit Enthüllungen und Bloßstellungen über mehr oder weniger bedeutende Persönlichkeiten verfassen, welche dann durch erpresste Unterlassungsforderungen den Zugang in die Welt der bedeutenden Medienmacher, vor allem aber in höchste politische Kreise ermöglichen sollen. Eine perfide Idee, welche durchaus einen gewissen Lesereiz ausstrahlt.
So entwickelt der bislang nur mäßig erfolgreiche Journalist Colonna unterstützt von seinem Kollegen Braggadocio unter anderem eine wohl recherchiert scheinende Fiktion um die Ermordung des Benito Mussolini – als „Mythomane“ bezeichnet – und gleichzeitig arbeitet der „Enthüllungsjournalist“ an einem Buch, welches sich mit dem durch ihr eigenes Handeln versursachten Skandal beschäftigt.
Eine eingestreute Nebenhandlung einer Liebesbeziehung zu seiner Kollegin Maia lässt die Figur des Colonna etwas menschlich glaubhaft erscheinen, doch so wirklich lebendig wird der Roman auch dadurch nicht. Viel zu viel Details, viel zu viel Gerede ohne mitnehmende Dynamik quälen geradezu trotz vieler offenbar gut recherchierter Fakten und belegbarer Wahrheiten aus der Nachkriegsgeschichte. Viele Bezüge büßen allerdings als Bestandteil der erfundenen Geschichte gleich wieder an historischer Qualität ein oder wirken wie erdachtes Beiwerk plötzlich haarsträubend.
An sich ein Medienkritischer, auch ein geradezu satirischer Thriller, verwirkt die verfasste Vielschichtigkeit den Anspruch, „Nullnummer“ sei ein guter Roman. Es fehlt irgendwie der zündende Plot. Die kritische Darstellung eines korrupten Geschehens in der italienischen Gesellschaft gelingt nur bedingt. Es bleibt ein etwas durchwachsenes Gefühl für einen durchschnittlichen Roman.
© 3/2016, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
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Gebundenes Buch
Die Lügenpresse als Waffe
Der vor elf Tagen verstorbene italienische Schriftsteller und emeritierte Professor für Semiotik Umberto Eco hat mit seinem im Vorjahr erschienenen Roman «Nullnummer» ein bemerkenswertes Alterswerk abgeliefert. Als Romancier hatte der damals …
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Die Lügenpresse als Waffe
Der vor elf Tagen verstorbene italienische Schriftsteller und emeritierte Professor für Semiotik Umberto Eco hat mit seinem im Vorjahr erschienenen Roman «Nullnummer» ein bemerkenswertes Alterswerk abgeliefert. Als Romancier hatte der damals 48jährige Eco ziemlich spät, erst im Jahre 1980, seinen äußerst erfolgreichen Debütroman «Der Name der Rose» veröffentlicht, seither erschienen ungefähr im Fünfjahresrhythmus sechs weitere Romane von ihm, die aber alle an den Erfolg seines Erstlings nicht anknüpfen konnten. Kennzeichen seines Schreibstils ist die für Eco typische Intertextualität, ein enges Beziehungsgeflecht zwischen allen literarischen Texten, welches für ihn, wie er sagte, das Spezielle seiner Geschichten ausmacht. In diesem letzten Roman nun geht es vornehmlich um journalistische Texte, wobei er als engagierter linker Autor hier einen furiosen Rundumschlag gegen das verfilzte Establishment seiner Heimat Italien führt, der niemanden verschont und den man nun, nach seinem Tode, auch als eine Art persönlicher Generalabrechnung deuten darf. Umberto Eco wurde als blitzgescheiter, hochangesehener Intellektueller mit Ehrungen und Auszeichnungen geradezu überschüttet, der Nobelpreis für Literatur blieb ihm jedoch versagt.
Wie schon in «Das Foucaultsche Pendel» und «Der Friedhof in Prag» widmet sich der Autor in dem 1992, zeitlich ganz bewusst, wie er sagte, vor der Verbreitung des Internets angesiedelten Roman «Nullnummer» dem Thema Verschwörungstheorien. Ich-Erzähler ist ein alternder Philologe namens Colonna, der für die neu zu gründende Zeitung «Domani» (morgen) schreiben soll, die als Enthüllungsmagazin gedacht ist und von einem als Commendatore bezeichneten Medienmogul finanziert wird, der unschwer als «Il Cavaliere» zu erkennen ist, wie Silvio Berlusconi von rechtsgerichteten Italienern respektvoll genannt wird. Ziel des Commendatore ist es aber, die vor dem Erscheinen der neuen Zeitung als Testexemplar produzierte Nullnummer als Druckmittel zu benutzen, um in den innersten Machtzirkel der italienischen Elite aufgenommen zu werden, die Zeitung selbst wird also nie erscheinen. Auch Colonna spielt ein Doppelspiel, er soll im Hintergrund bleibend ein Enthüllungsbuch über eben diese Art von skrupelloser Skandalpresse schreiben. In der neugegründeten Redaktion trifft er auf ein illustres Häufchen von Mitarbeitern, vom Klatschreporter über den Geheimdienstler, Kreuzworträtselschreiber, Korrekturleser und die Herz/Schmerz-Journalistin Maia, mit der er prompt ein Techtelmechtel beginnt, bis hin zum Aufschneider Braggadocio, mit dem er sich schon bald anfreundet.
Diese paranoide Figur steht denn auch im Zentrum von Ecos Geschichte, von ihm lässt sich Colonna in ausufernden Verschwörungstheorien erzählen, dass Mussolini nicht getötet wurde, die in Mailand aufgehängte Leiche sein Doppelgänger gewesen wäre, der Duce wahrscheinlich nach Argentinien geflüchtet sei und später im Vatikan darauf gewartet habe, dass ein faschistischer Putsch ihn wieder an die Macht bringt. In haarsträubenden, ineinander verwobenen Spekulationen nach dem Motto «Alles hängt mit allem zusammen» werden da prominente Personen der jüngeren italienischen Geschichte in allerlei Komplotte verwickelt. Betroffen sind ehemalige Ministerpräsidenten ebenso wie prominente Faschisten, Militärs, Kardinäle und Päpste, Geheimdienstler, Bankiers und Organisationen wie die Roten Brigaden, CIA und S.O.E. oder die paramilitärische Organisation der Nato namens Gladio, deren italienischer Ableger sich das Motto «Silendo Libertatem Servo» gegeben hatte.
Diese ironische Darstellung einer instrumentalisierten «Lügenpresse» wird vom deutschen Feuilleton natürlich nicht gerade bejubelt. Als amüsante Mediensatire aber transportiert der Roman unterschwellig viele Fakten in einem resignierenden Abgesang auf Bella Italia, dessen Ursache am Ende einleuchtend erklärt wird: «Seit die Korruption erlaubt ist, sitzt die Mafia im Parlament». Alles klar?
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