Sophie Passmann
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Komplett Gänsehaut (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 200 Min.
Sprecher: Passmann, Sophie
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Bloß nicht so werden, wie alle anderen um sich herum. Bloß nicht so werden, wie man schon längst ist. Bloß schnell Erwachsen werden, um in die transzendentale Form des Verklärens eintauchen zu dürfen, die Jugend als "die beste Zeit des Lebens" zu feiern. Sophie Passmann teilt aus gegen alle, am verheerendsten aber gegen sich selbst und ihresgleichen. Dies ist kein Memoir, kein Roman, keine Biographie, es ist: literarischer Selbsthass. Das finden Sie anmaßend? Genau das ist es und genau das will Sophie Passmann: sich anmaßen, das zu tun, was sie tun möchte. Komplett Gänsehaut einfach.
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Sophie Passmann, 1994 geboren, ist Autorin, Satirikerin und Moderatorin. Ihr Buch 'Alte weiße Männer' stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, 'Komplett Gänsehaut' stieg sofort auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste ein. Auf ZDFneo ist sie mit Tommi Schmitt in der Talkshow 'Neo Ragazzi' zu sehen. Zusammen mit Joko Winterscheidt moderiert sie den Podcast 'Sunset Club'. Mit der exklusiven Bühnenfassung von 'Pick Me Girls' feiert sie ihr Theaterdebüt am Berliner Ensemble.
Produktdetails
- Verlag: Tacheles!
- Gesamtlaufzeit: 200 Min.
- Erscheinungstermin: 4. März 2021
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783864846779
- Artikelnr.: 61124450
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Rezensentin Caroline Jebens kommt nicht zurecht mit Sophie Passmanns Bericht aus der Altbauwohnung einer verwöhnten Generation X. Über Wohlstandsverwahrlosung zu klagen, wie Passmann es macht, findet sie eher wohlfeil und langweilig, zumal der Autorin nicht mehr einfällt, als über ihre bürgerlichen Privilegien zu jammern. Dem Ganzen fehlt laut Jebens Biss und Originalität. Viel zu selten blitzt hinter den Klischees und der schwammigen unpersönlichen Form im Text so etwas wie eine Figurenentwicklung auf, mit der sich hätte arbeiten lassen, meint Jebens.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Selbstdarstellung im geschlossenen Raum
Sophie Passmann über das kuratierte Leben
Das, was Sophie Passmann macht, macht sie erfolgreich. Sie schreibt eine Kolumne, die beliebt ist, in den sozialen Medien kann sie sich einer beachtlichen Anhängerschaft rühmen, und wenn sie moderiert, erreicht sie ein großes Publikum. Ihr erstes Buch war ein Bestseller. Damals unterhielt sich die Mittzwanzigerin mit alten deutschen Männern. Passmann ist auch deutsch, aber zumindest nicht alt und nicht männlich und auch deshalb eine präsente Stimme in der deutschsprachigen Medienwelt.
Dennoch ist sie eifersüchtig, und zwar auf einen Mann. Nicht irgendeinen, auf den Mann, also Thomas. Der hat auch mit Mitte zwanzig sein
Sophie Passmann über das kuratierte Leben
Das, was Sophie Passmann macht, macht sie erfolgreich. Sie schreibt eine Kolumne, die beliebt ist, in den sozialen Medien kann sie sich einer beachtlichen Anhängerschaft rühmen, und wenn sie moderiert, erreicht sie ein großes Publikum. Ihr erstes Buch war ein Bestseller. Damals unterhielt sich die Mittzwanzigerin mit alten deutschen Männern. Passmann ist auch deutsch, aber zumindest nicht alt und nicht männlich und auch deshalb eine präsente Stimme in der deutschsprachigen Medienwelt.
Dennoch ist sie eifersüchtig, und zwar auf einen Mann. Nicht irgendeinen, auf den Mann, also Thomas. Der hat auch mit Mitte zwanzig sein
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erstes Buch publiziert, darauf ist sie also nicht eifersüchtig. Auch nicht darauf, dass er damit den Nobelpreis für Literatur gewann. Sondern dass er lange Bücher schreiben durfte, als es noch keinen Grund gegeben hätte, kurze zu schreiben: "Dieses Selbstbewusstsein, das man haben muss, um so was wie den 'Zauberberg' zu schreiben, dieser unbändige Glaube daran, dass man selbst so geil drauf ist, dass man tausend Seiten über einen schlechteren Kurort schreiben kann und die Leute das lesen wollen." Das mache sie "rasend vor Eifersucht".
So steht es in ihrem nun zweiten Buch. "Komplett Gänsehaut" heißt es, ist 172 Seiten kurz, und das ist es, worüber die Erzählerin nachdenkt, während sie auf ihr Bücherregal in ihrer neu bezogenen "ekelhaft hellen Altbauwohnung" blickt, die sie sich dank ihres Erfolgs nun also leisten kann. Und weil nicht "Roman" auf dem Buchcover steht, neigt die Gewohnheit dazu, ihre Stimme erst einmal als die "der Passmann" zu lesen (wobei das, wie bei "der Bachmann", lieber mit Bedacht zu tun ist).
Hier richtet sich also eine junge, erfolgreiche Frau im unabhängigen, bürgerlichen Leben ein. Und mit dem Einzug ins gefühlte Erwachsensein wird erst einmal Inventur gemacht. Was steht da eigentlich im Bücherregal und warum? Was kocht man in der eigenen Küche, und was sagt das über einen aus? Wie begegnet man sich selbst in Räumen, die man sich mit niemandem teilen muss? Wie privilegiert, wie intellektuell, wie deutsch ist man denn, wenn man genau das jetzt alles kann - mit 27 Jahren?
Denn in diesem Alter könnten die Stufen zur Beletage - die man ohne die vielen Hürden, die anderen, weniger deutschen, weniger weißen Menschen gestellt werden, hochgestiegen ist - endlich gründlich ignoriert werden, um sich nun einmal anständig zu kuratieren. Mit, okay, dem "Zauberberg", vor allem aber feministischen Büchern und Platten von The Cure im Regal und Fotos von sich und Billie Eilish an der Küchenwand.
Aber nein, Ignorieren ist schwierig, denn es lastet schwer - das Wissen um das eigene prädestinierte, privilegierte Dasein, das Gefühl, einer Generation anzugehören, die das Gefühl hat, dass viel gefühlt und weniger argumentiert wird, denn gerechtfertigt ist schon mal gar nichts. Und wenn "man" dann in zynischer Pose auf dem Stiftparkett sitzt, dann kann "man" sich durchaus fragen, ob "man" das doch alles so toll findet und überhaupt genießen sollte.
Also "man" im Sinne von "Passmann". Denn ein "ich" spricht hier selten: "Man weiß das", dass das Leben von Menschen nie so interessant oder schlau oder geputzt aussehen würde, wie es sich im Internet zeigt. Das weiß Passmann, das weiß "ihre" Generation und eventuell auch alle anderen. Warum den teuren Risotto-Reis kaufen, um "Bildungsbürgertum-Cosplay" zu spielen? Diese Frage wird schlicht beantwortet mit: "Ich kaufe zum Beispiel kein Risotto mehr."
Das ist also der Status quo, den Passmann hier begreifen will. Mit einer Metapher, die doch genauso für eine verwöhnte Generation X funktionieren könnte. Risotto-Reis. Klar, die aus der Generation X haben das aber noch ernsthaft gegessen. Jetzt isst man es ironisch, im Wissen, dass es ironisch ist.
Ja, die Ironie-Stufen, sie sind hoch. Dann steht man da oben mit Passmann rum und sucht mit ihr das Einzige, was noch bleibt: die vervollkommnete Selbstdarstellung. Im Plattenladen weiß die Erzählerin natürlich trotzdem, dass die Smiths ihr erstes Album nicht (!) 1982 herausgebracht haben, wie es der Plattenverkäufer fälschlicherweise glaubt, und findet, leicht eifersüchtelnd, das "implizite Abgekulte" der früheren Jugend, für die Popkultur noch haptisch greifbar war, "einfach weil man damals Dinge noch anpacken konnte", "peinlich berührend". Sie weiß, wie man Friséesalat mit filetierten Orangenscheiben kocht, das Rezept wurde ("wie Arschlöcher" es tun würden) aus dem "SZ-Magazin" abfotografiert. Aber sie weiß eben auch, wie man lästige junge Männer erträgt, die einem erzählen, dass David Foster Wallace "ein toller Autor" sei. "Friséesalat mit Orangenfilets" schreit so sehr nach der Küche der Neunziger wie die Kritik einer verwöhnten, deutschen Jugend. Vielleicht hat sich gar nicht so viel verändert?
Doch, heute ist das anders. Denn das, was früher über tausend Seiten passierte, das alles findet heute für die junge Bourgeoise im immer gleichen Satz statt: Man weiß, was politisch korrekt ist, ist dabei konsequent inkonsequent, immer beschämt-dekadent und vor allem natürlich verlogen. Aber "man weiß das" eben.
So streift man gedanklich mit der Erzählerin dieses Buchs durch Küche, Wohn- und Badezimmer und landet zwischendurch auf dem Balkon, auf dem die heutigen Ende Zwanzigjährigen anscheinend niemals Gouda aus der Packung essen, sondern nur Avocado löffeln würden, weil der Balkon dieser Ort sei, "wo man der Welt beweisen muss, dass man so oder so wohnt". Natürlich immer mitdenkend, "dass natürlich nicht jeder Mensch einen Balkon hat". Den Gouda isst "man" trotzdem, nur in der Küche, "ohne Angst zu haben, was die Welt darüber denkt". Und weil hier eine Endzwanzigerin erzählt, denkt sie auch das natürlich wieder mit: "Selbstdarstellung in geschlossenen Räumen", eine "ganz eigene Stufe von Profilneurose".
Was sie beschreibt, ist in seiner abgeklärten Beobachtung dabei nur allzu stimmig. Und damit aber nicht bissig genug, um eine Anklageschrift zu sein. Und nicht originell genug, um sich unterhaltsam aus der Affäre zu ziehen. Es bleiben frisierte Millennial-Klischees, eine Aneinanderreihung von "man"-Sätzen, die dann vielleicht genau darin vermeintlich diese spezielle Generation darstellt. Nur: Wenn Stufensteigen nicht anstrengend ist, ist es vor allem eine sehr langweilige Tätigkeit.
Dabei zeigt Passmann in einer Szene mit einem zwölfjährigen Mädchen, mit dem sie (oder ihre Erzählerin?) befreundet ist und das sie in ihrer Wohnung besucht, wie unterhaltsam der Text sein kann, sobald er Figuren entwickelt. An solchen ließe sich abarbeiten, die könnten im Erzählen selbst einen originellen Witz entwickeln.
So drängt sich aber vor allem immer wieder die eine Frage in den Vordergrund: wer "man" denn eigentlich ist. Es könnte ja wenigstens Passmann sein, die sich durch ein generisch maskulines Pronomen von ihrer Stimme als "der Passmann" zu lösen sucht. Damit bleibt aber auch die Erzählstimme selbst konturlos auf ihrer "man"-Stufe sitzen, die dann doch nicht blasiert genug ist, sich wirklich über ihre ebenfalls nur halb blasierten Freunde zu erheben und ihnen Gesichter und Namen zu geben. Vielleicht hätte eine dezidiert fiktive Erzählerin mehr Raum gehabt, um weiter zum Schlag auszuholen.
"Man" kann nur hoffen, dass sie durch diese unscharfe Form nicht eine weitere Ironie-Stufe besteigt: Damit all diejenigen, die charakterlich so breiig sind, sich widerstandslos in diesem "man" begreifen lassen zu wollen, beim Lesen "komplett Gänsehaut" bekommen, weil sie denken: "OMG, das bin so ich. Das sind so meine Freunde!" Und sich dann freuen, dass es ein kurzes Buch gibt, das sie sieht. Natürlich nicht, ohne sich auch ein bisschen dafür zu schämen.
CAROLINE JEBENS
Sophie Passmann, "Komplett Gänsehaut". Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 19 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So steht es in ihrem nun zweiten Buch. "Komplett Gänsehaut" heißt es, ist 172 Seiten kurz, und das ist es, worüber die Erzählerin nachdenkt, während sie auf ihr Bücherregal in ihrer neu bezogenen "ekelhaft hellen Altbauwohnung" blickt, die sie sich dank ihres Erfolgs nun also leisten kann. Und weil nicht "Roman" auf dem Buchcover steht, neigt die Gewohnheit dazu, ihre Stimme erst einmal als die "der Passmann" zu lesen (wobei das, wie bei "der Bachmann", lieber mit Bedacht zu tun ist).
Hier richtet sich also eine junge, erfolgreiche Frau im unabhängigen, bürgerlichen Leben ein. Und mit dem Einzug ins gefühlte Erwachsensein wird erst einmal Inventur gemacht. Was steht da eigentlich im Bücherregal und warum? Was kocht man in der eigenen Küche, und was sagt das über einen aus? Wie begegnet man sich selbst in Räumen, die man sich mit niemandem teilen muss? Wie privilegiert, wie intellektuell, wie deutsch ist man denn, wenn man genau das jetzt alles kann - mit 27 Jahren?
Denn in diesem Alter könnten die Stufen zur Beletage - die man ohne die vielen Hürden, die anderen, weniger deutschen, weniger weißen Menschen gestellt werden, hochgestiegen ist - endlich gründlich ignoriert werden, um sich nun einmal anständig zu kuratieren. Mit, okay, dem "Zauberberg", vor allem aber feministischen Büchern und Platten von The Cure im Regal und Fotos von sich und Billie Eilish an der Küchenwand.
Aber nein, Ignorieren ist schwierig, denn es lastet schwer - das Wissen um das eigene prädestinierte, privilegierte Dasein, das Gefühl, einer Generation anzugehören, die das Gefühl hat, dass viel gefühlt und weniger argumentiert wird, denn gerechtfertigt ist schon mal gar nichts. Und wenn "man" dann in zynischer Pose auf dem Stiftparkett sitzt, dann kann "man" sich durchaus fragen, ob "man" das doch alles so toll findet und überhaupt genießen sollte.
Also "man" im Sinne von "Passmann". Denn ein "ich" spricht hier selten: "Man weiß das", dass das Leben von Menschen nie so interessant oder schlau oder geputzt aussehen würde, wie es sich im Internet zeigt. Das weiß Passmann, das weiß "ihre" Generation und eventuell auch alle anderen. Warum den teuren Risotto-Reis kaufen, um "Bildungsbürgertum-Cosplay" zu spielen? Diese Frage wird schlicht beantwortet mit: "Ich kaufe zum Beispiel kein Risotto mehr."
Das ist also der Status quo, den Passmann hier begreifen will. Mit einer Metapher, die doch genauso für eine verwöhnte Generation X funktionieren könnte. Risotto-Reis. Klar, die aus der Generation X haben das aber noch ernsthaft gegessen. Jetzt isst man es ironisch, im Wissen, dass es ironisch ist.
Ja, die Ironie-Stufen, sie sind hoch. Dann steht man da oben mit Passmann rum und sucht mit ihr das Einzige, was noch bleibt: die vervollkommnete Selbstdarstellung. Im Plattenladen weiß die Erzählerin natürlich trotzdem, dass die Smiths ihr erstes Album nicht (!) 1982 herausgebracht haben, wie es der Plattenverkäufer fälschlicherweise glaubt, und findet, leicht eifersüchtelnd, das "implizite Abgekulte" der früheren Jugend, für die Popkultur noch haptisch greifbar war, "einfach weil man damals Dinge noch anpacken konnte", "peinlich berührend". Sie weiß, wie man Friséesalat mit filetierten Orangenscheiben kocht, das Rezept wurde ("wie Arschlöcher" es tun würden) aus dem "SZ-Magazin" abfotografiert. Aber sie weiß eben auch, wie man lästige junge Männer erträgt, die einem erzählen, dass David Foster Wallace "ein toller Autor" sei. "Friséesalat mit Orangenfilets" schreit so sehr nach der Küche der Neunziger wie die Kritik einer verwöhnten, deutschen Jugend. Vielleicht hat sich gar nicht so viel verändert?
Doch, heute ist das anders. Denn das, was früher über tausend Seiten passierte, das alles findet heute für die junge Bourgeoise im immer gleichen Satz statt: Man weiß, was politisch korrekt ist, ist dabei konsequent inkonsequent, immer beschämt-dekadent und vor allem natürlich verlogen. Aber "man weiß das" eben.
So streift man gedanklich mit der Erzählerin dieses Buchs durch Küche, Wohn- und Badezimmer und landet zwischendurch auf dem Balkon, auf dem die heutigen Ende Zwanzigjährigen anscheinend niemals Gouda aus der Packung essen, sondern nur Avocado löffeln würden, weil der Balkon dieser Ort sei, "wo man der Welt beweisen muss, dass man so oder so wohnt". Natürlich immer mitdenkend, "dass natürlich nicht jeder Mensch einen Balkon hat". Den Gouda isst "man" trotzdem, nur in der Küche, "ohne Angst zu haben, was die Welt darüber denkt". Und weil hier eine Endzwanzigerin erzählt, denkt sie auch das natürlich wieder mit: "Selbstdarstellung in geschlossenen Räumen", eine "ganz eigene Stufe von Profilneurose".
Was sie beschreibt, ist in seiner abgeklärten Beobachtung dabei nur allzu stimmig. Und damit aber nicht bissig genug, um eine Anklageschrift zu sein. Und nicht originell genug, um sich unterhaltsam aus der Affäre zu ziehen. Es bleiben frisierte Millennial-Klischees, eine Aneinanderreihung von "man"-Sätzen, die dann vielleicht genau darin vermeintlich diese spezielle Generation darstellt. Nur: Wenn Stufensteigen nicht anstrengend ist, ist es vor allem eine sehr langweilige Tätigkeit.
Dabei zeigt Passmann in einer Szene mit einem zwölfjährigen Mädchen, mit dem sie (oder ihre Erzählerin?) befreundet ist und das sie in ihrer Wohnung besucht, wie unterhaltsam der Text sein kann, sobald er Figuren entwickelt. An solchen ließe sich abarbeiten, die könnten im Erzählen selbst einen originellen Witz entwickeln.
So drängt sich aber vor allem immer wieder die eine Frage in den Vordergrund: wer "man" denn eigentlich ist. Es könnte ja wenigstens Passmann sein, die sich durch ein generisch maskulines Pronomen von ihrer Stimme als "der Passmann" zu lösen sucht. Damit bleibt aber auch die Erzählstimme selbst konturlos auf ihrer "man"-Stufe sitzen, die dann doch nicht blasiert genug ist, sich wirklich über ihre ebenfalls nur halb blasierten Freunde zu erheben und ihnen Gesichter und Namen zu geben. Vielleicht hätte eine dezidiert fiktive Erzählerin mehr Raum gehabt, um weiter zum Schlag auszuholen.
"Man" kann nur hoffen, dass sie durch diese unscharfe Form nicht eine weitere Ironie-Stufe besteigt: Damit all diejenigen, die charakterlich so breiig sind, sich widerstandslos in diesem "man" begreifen lassen zu wollen, beim Lesen "komplett Gänsehaut" bekommen, weil sie denken: "OMG, das bin so ich. Das sind so meine Freunde!" Und sich dann freuen, dass es ein kurzes Buch gibt, das sie sieht. Natürlich nicht, ohne sich auch ein bisschen dafür zu schämen.
CAROLINE JEBENS
Sophie Passmann, "Komplett Gänsehaut". Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 19 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Sehr detailliert und witzig.« Tabea Kerner Dran 20210701
Selbstdarstellung im geschlossenen Raum
Sophie Passmann über das kuratierte Leben
Das, was Sophie Passmann macht, macht sie erfolgreich. Sie schreibt eine Kolumne, die beliebt ist, in den sozialen Medien kann sie sich einer beachtlichen Anhängerschaft rühmen, und wenn sie moderiert, erreicht sie ein großes Publikum. Ihr erstes Buch war ein Bestseller. Damals unterhielt sich die Mittzwanzigerin mit alten deutschen Männern. Passmann ist auch deutsch, aber zumindest nicht alt und nicht männlich und auch deshalb eine präsente Stimme in der deutschsprachigen Medienwelt.
Dennoch ist sie eifersüchtig, und zwar auf einen Mann. Nicht irgendeinen, auf den Mann, also Thomas. Der hat auch mit Mitte zwanzig sein
Sophie Passmann über das kuratierte Leben
Das, was Sophie Passmann macht, macht sie erfolgreich. Sie schreibt eine Kolumne, die beliebt ist, in den sozialen Medien kann sie sich einer beachtlichen Anhängerschaft rühmen, und wenn sie moderiert, erreicht sie ein großes Publikum. Ihr erstes Buch war ein Bestseller. Damals unterhielt sich die Mittzwanzigerin mit alten deutschen Männern. Passmann ist auch deutsch, aber zumindest nicht alt und nicht männlich und auch deshalb eine präsente Stimme in der deutschsprachigen Medienwelt.
Dennoch ist sie eifersüchtig, und zwar auf einen Mann. Nicht irgendeinen, auf den Mann, also Thomas. Der hat auch mit Mitte zwanzig sein
Mehr anzeigen
erstes Buch publiziert, darauf ist sie also nicht eifersüchtig. Auch nicht darauf, dass er damit den Nobelpreis für Literatur gewann. Sondern dass er lange Bücher schreiben durfte, als es noch keinen Grund gegeben hätte, kurze zu schreiben: "Dieses Selbstbewusstsein, das man haben muss, um so was wie den 'Zauberberg' zu schreiben, dieser unbändige Glaube daran, dass man selbst so geil drauf ist, dass man tausend Seiten über einen schlechteren Kurort schreiben kann und die Leute das lesen wollen." Das mache sie "rasend vor Eifersucht".
So steht es in ihrem nun zweiten Buch. "Komplett Gänsehaut" heißt es, ist 172 Seiten kurz, und das ist es, worüber die Erzählerin nachdenkt, während sie auf ihr Bücherregal in ihrer neu bezogenen "ekelhaft hellen Altbauwohnung" blickt, die sie sich dank ihres Erfolgs nun also leisten kann. Und weil nicht "Roman" auf dem Buchcover steht, neigt die Gewohnheit dazu, ihre Stimme erst einmal als die "der Passmann" zu lesen (wobei das, wie bei "der Bachmann", lieber mit Bedacht zu tun ist).
Hier richtet sich also eine junge, erfolgreiche Frau im unabhängigen, bürgerlichen Leben ein. Und mit dem Einzug ins gefühlte Erwachsensein wird erst einmal Inventur gemacht. Was steht da eigentlich im Bücherregal und warum? Was kocht man in der eigenen Küche, und was sagt das über einen aus? Wie begegnet man sich selbst in Räumen, die man sich mit niemandem teilen muss? Wie privilegiert, wie intellektuell, wie deutsch ist man denn, wenn man genau das jetzt alles kann - mit 27 Jahren?
Denn in diesem Alter könnten die Stufen zur Beletage - die man ohne die vielen Hürden, die anderen, weniger deutschen, weniger weißen Menschen gestellt werden, hochgestiegen ist - endlich gründlich ignoriert werden, um sich nun einmal anständig zu kuratieren. Mit, okay, dem "Zauberberg", vor allem aber feministischen Büchern und Platten von The Cure im Regal und Fotos von sich und Billie Eilish an der Küchenwand.
Aber nein, Ignorieren ist schwierig, denn es lastet schwer - das Wissen um das eigene prädestinierte, privilegierte Dasein, das Gefühl, einer Generation anzugehören, die das Gefühl hat, dass viel gefühlt und weniger argumentiert wird, denn gerechtfertigt ist schon mal gar nichts. Und wenn "man" dann in zynischer Pose auf dem Stiftparkett sitzt, dann kann "man" sich durchaus fragen, ob "man" das doch alles so toll findet und überhaupt genießen sollte.
Also "man" im Sinne von "Passmann". Denn ein "ich" spricht hier selten: "Man weiß das", dass das Leben von Menschen nie so interessant oder schlau oder geputzt aussehen würde, wie es sich im Internet zeigt. Das weiß Passmann, das weiß "ihre" Generation und eventuell auch alle anderen. Warum den teuren Risotto-Reis kaufen, um "Bildungsbürgertum-Cosplay" zu spielen? Diese Frage wird schlicht beantwortet mit: "Ich kaufe zum Beispiel kein Risotto mehr."
Das ist also der Status quo, den Passmann hier begreifen will. Mit einer Metapher, die doch genauso für eine verwöhnte Generation X funktionieren könnte. Risotto-Reis. Klar, die aus der Generation X haben das aber noch ernsthaft gegessen. Jetzt isst man es ironisch, im Wissen, dass es ironisch ist.
Ja, die Ironie-Stufen, sie sind hoch. Dann steht man da oben mit Passmann rum und sucht mit ihr das Einzige, was noch bleibt: die vervollkommnete Selbstdarstellung. Im Plattenladen weiß die Erzählerin natürlich trotzdem, dass die Smiths ihr erstes Album nicht (!) 1982 herausgebracht haben, wie es der Plattenverkäufer fälschlicherweise glaubt, und findet, leicht eifersüchtelnd, das "implizite Abgekulte" der früheren Jugend, für die Popkultur noch haptisch greifbar war, "einfach weil man damals Dinge noch anpacken konnte", "peinlich berührend". Sie weiß, wie man Friséesalat mit filetierten Orangenscheiben kocht, das Rezept wurde ("wie Arschlöcher" es tun würden) aus dem "SZ-Magazin" abfotografiert. Aber sie weiß eben auch, wie man lästige junge Männer erträgt, die einem erzählen, dass David Foster Wallace "ein toller Autor" sei. "Friséesalat mit Orangenfilets" schreit so sehr nach der Küche der Neunziger wie die Kritik einer verwöhnten, deutschen Jugend. Vielleicht hat sich gar nicht so viel verändert?
Doch, heute ist das anders. Denn das, was früher über tausend Seiten passierte, das alles findet heute für die junge Bourgeoise im immer gleichen Satz statt: Man weiß, was politisch korrekt ist, ist dabei konsequent inkonsequent, immer beschämt-dekadent und vor allem natürlich verlogen. Aber "man weiß das" eben.
So streift man gedanklich mit der Erzählerin dieses Buchs durch Küche, Wohn- und Badezimmer und landet zwischendurch auf dem Balkon, auf dem die heutigen Ende Zwanzigjährigen anscheinend niemals Gouda aus der Packung essen, sondern nur Avocado löffeln würden, weil der Balkon dieser Ort sei, "wo man der Welt beweisen muss, dass man so oder so wohnt". Natürlich immer mitdenkend, "dass natürlich nicht jeder Mensch einen Balkon hat". Den Gouda isst "man" trotzdem, nur in der Küche, "ohne Angst zu haben, was die Welt darüber denkt". Und weil hier eine Endzwanzigerin erzählt, denkt sie auch das natürlich wieder mit: "Selbstdarstellung in geschlossenen Räumen", eine "ganz eigene Stufe von Profilneurose".
Was sie beschreibt, ist in seiner abgeklärten Beobachtung dabei nur allzu stimmig. Und damit aber nicht bissig genug, um eine Anklageschrift zu sein. Und nicht originell genug, um sich unterhaltsam aus der Affäre zu ziehen. Es bleiben frisierte Millennial-Klischees, eine Aneinanderreihung von "man"-Sätzen, die dann vielleicht genau darin vermeintlich diese spezielle Generation darstellt. Nur: Wenn Stufensteigen nicht anstrengend ist, ist es vor allem eine sehr langweilige Tätigkeit.
Dabei zeigt Passmann in einer Szene mit einem zwölfjährigen Mädchen, mit dem sie (oder ihre Erzählerin?) befreundet ist und das sie in ihrer Wohnung besucht, wie unterhaltsam der Text sein kann, sobald er Figuren entwickelt. An solchen ließe sich abarbeiten, die könnten im Erzählen selbst einen originellen Witz entwickeln.
So drängt sich aber vor allem immer wieder die eine Frage in den Vordergrund: wer "man" denn eigentlich ist. Es könnte ja wenigstens Passmann sein, die sich durch ein generisch maskulines Pronomen von ihrer Stimme als "der Passmann" zu lösen sucht. Damit bleibt aber auch die Erzählstimme selbst konturlos auf ihrer "man"-Stufe sitzen, die dann doch nicht blasiert genug ist, sich wirklich über ihre ebenfalls nur halb blasierten Freunde zu erheben und ihnen Gesichter und Namen zu geben. Vielleicht hätte eine dezidiert fiktive Erzählerin mehr Raum gehabt, um weiter zum Schlag auszuholen.
"Man" kann nur hoffen, dass sie durch diese unscharfe Form nicht eine weitere Ironie-Stufe besteigt: Damit all diejenigen, die charakterlich so breiig sind, sich widerstandslos in diesem "man" begreifen lassen zu wollen, beim Lesen "komplett Gänsehaut" bekommen, weil sie denken: "OMG, das bin so ich. Das sind so meine Freunde!" Und sich dann freuen, dass es ein kurzes Buch gibt, das sie sieht. Natürlich nicht, ohne sich auch ein bisschen dafür zu schämen.
CAROLINE JEBENS
Sophie Passmann, "Komplett Gänsehaut". Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 19 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So steht es in ihrem nun zweiten Buch. "Komplett Gänsehaut" heißt es, ist 172 Seiten kurz, und das ist es, worüber die Erzählerin nachdenkt, während sie auf ihr Bücherregal in ihrer neu bezogenen "ekelhaft hellen Altbauwohnung" blickt, die sie sich dank ihres Erfolgs nun also leisten kann. Und weil nicht "Roman" auf dem Buchcover steht, neigt die Gewohnheit dazu, ihre Stimme erst einmal als die "der Passmann" zu lesen (wobei das, wie bei "der Bachmann", lieber mit Bedacht zu tun ist).
Hier richtet sich also eine junge, erfolgreiche Frau im unabhängigen, bürgerlichen Leben ein. Und mit dem Einzug ins gefühlte Erwachsensein wird erst einmal Inventur gemacht. Was steht da eigentlich im Bücherregal und warum? Was kocht man in der eigenen Küche, und was sagt das über einen aus? Wie begegnet man sich selbst in Räumen, die man sich mit niemandem teilen muss? Wie privilegiert, wie intellektuell, wie deutsch ist man denn, wenn man genau das jetzt alles kann - mit 27 Jahren?
Denn in diesem Alter könnten die Stufen zur Beletage - die man ohne die vielen Hürden, die anderen, weniger deutschen, weniger weißen Menschen gestellt werden, hochgestiegen ist - endlich gründlich ignoriert werden, um sich nun einmal anständig zu kuratieren. Mit, okay, dem "Zauberberg", vor allem aber feministischen Büchern und Platten von The Cure im Regal und Fotos von sich und Billie Eilish an der Küchenwand.
Aber nein, Ignorieren ist schwierig, denn es lastet schwer - das Wissen um das eigene prädestinierte, privilegierte Dasein, das Gefühl, einer Generation anzugehören, die das Gefühl hat, dass viel gefühlt und weniger argumentiert wird, denn gerechtfertigt ist schon mal gar nichts. Und wenn "man" dann in zynischer Pose auf dem Stiftparkett sitzt, dann kann "man" sich durchaus fragen, ob "man" das doch alles so toll findet und überhaupt genießen sollte.
Also "man" im Sinne von "Passmann". Denn ein "ich" spricht hier selten: "Man weiß das", dass das Leben von Menschen nie so interessant oder schlau oder geputzt aussehen würde, wie es sich im Internet zeigt. Das weiß Passmann, das weiß "ihre" Generation und eventuell auch alle anderen. Warum den teuren Risotto-Reis kaufen, um "Bildungsbürgertum-Cosplay" zu spielen? Diese Frage wird schlicht beantwortet mit: "Ich kaufe zum Beispiel kein Risotto mehr."
Das ist also der Status quo, den Passmann hier begreifen will. Mit einer Metapher, die doch genauso für eine verwöhnte Generation X funktionieren könnte. Risotto-Reis. Klar, die aus der Generation X haben das aber noch ernsthaft gegessen. Jetzt isst man es ironisch, im Wissen, dass es ironisch ist.
Ja, die Ironie-Stufen, sie sind hoch. Dann steht man da oben mit Passmann rum und sucht mit ihr das Einzige, was noch bleibt: die vervollkommnete Selbstdarstellung. Im Plattenladen weiß die Erzählerin natürlich trotzdem, dass die Smiths ihr erstes Album nicht (!) 1982 herausgebracht haben, wie es der Plattenverkäufer fälschlicherweise glaubt, und findet, leicht eifersüchtelnd, das "implizite Abgekulte" der früheren Jugend, für die Popkultur noch haptisch greifbar war, "einfach weil man damals Dinge noch anpacken konnte", "peinlich berührend". Sie weiß, wie man Friséesalat mit filetierten Orangenscheiben kocht, das Rezept wurde ("wie Arschlöcher" es tun würden) aus dem "SZ-Magazin" abfotografiert. Aber sie weiß eben auch, wie man lästige junge Männer erträgt, die einem erzählen, dass David Foster Wallace "ein toller Autor" sei. "Friséesalat mit Orangenfilets" schreit so sehr nach der Küche der Neunziger wie die Kritik einer verwöhnten, deutschen Jugend. Vielleicht hat sich gar nicht so viel verändert?
Doch, heute ist das anders. Denn das, was früher über tausend Seiten passierte, das alles findet heute für die junge Bourgeoise im immer gleichen Satz statt: Man weiß, was politisch korrekt ist, ist dabei konsequent inkonsequent, immer beschämt-dekadent und vor allem natürlich verlogen. Aber "man weiß das" eben.
So streift man gedanklich mit der Erzählerin dieses Buchs durch Küche, Wohn- und Badezimmer und landet zwischendurch auf dem Balkon, auf dem die heutigen Ende Zwanzigjährigen anscheinend niemals Gouda aus der Packung essen, sondern nur Avocado löffeln würden, weil der Balkon dieser Ort sei, "wo man der Welt beweisen muss, dass man so oder so wohnt". Natürlich immer mitdenkend, "dass natürlich nicht jeder Mensch einen Balkon hat". Den Gouda isst "man" trotzdem, nur in der Küche, "ohne Angst zu haben, was die Welt darüber denkt". Und weil hier eine Endzwanzigerin erzählt, denkt sie auch das natürlich wieder mit: "Selbstdarstellung in geschlossenen Räumen", eine "ganz eigene Stufe von Profilneurose".
Was sie beschreibt, ist in seiner abgeklärten Beobachtung dabei nur allzu stimmig. Und damit aber nicht bissig genug, um eine Anklageschrift zu sein. Und nicht originell genug, um sich unterhaltsam aus der Affäre zu ziehen. Es bleiben frisierte Millennial-Klischees, eine Aneinanderreihung von "man"-Sätzen, die dann vielleicht genau darin vermeintlich diese spezielle Generation darstellt. Nur: Wenn Stufensteigen nicht anstrengend ist, ist es vor allem eine sehr langweilige Tätigkeit.
Dabei zeigt Passmann in einer Szene mit einem zwölfjährigen Mädchen, mit dem sie (oder ihre Erzählerin?) befreundet ist und das sie in ihrer Wohnung besucht, wie unterhaltsam der Text sein kann, sobald er Figuren entwickelt. An solchen ließe sich abarbeiten, die könnten im Erzählen selbst einen originellen Witz entwickeln.
So drängt sich aber vor allem immer wieder die eine Frage in den Vordergrund: wer "man" denn eigentlich ist. Es könnte ja wenigstens Passmann sein, die sich durch ein generisch maskulines Pronomen von ihrer Stimme als "der Passmann" zu lösen sucht. Damit bleibt aber auch die Erzählstimme selbst konturlos auf ihrer "man"-Stufe sitzen, die dann doch nicht blasiert genug ist, sich wirklich über ihre ebenfalls nur halb blasierten Freunde zu erheben und ihnen Gesichter und Namen zu geben. Vielleicht hätte eine dezidiert fiktive Erzählerin mehr Raum gehabt, um weiter zum Schlag auszuholen.
"Man" kann nur hoffen, dass sie durch diese unscharfe Form nicht eine weitere Ironie-Stufe besteigt: Damit all diejenigen, die charakterlich so breiig sind, sich widerstandslos in diesem "man" begreifen lassen zu wollen, beim Lesen "komplett Gänsehaut" bekommen, weil sie denken: "OMG, das bin so ich. Das sind so meine Freunde!" Und sich dann freuen, dass es ein kurzes Buch gibt, das sie sieht. Natürlich nicht, ohne sich auch ein bisschen dafür zu schämen.
CAROLINE JEBENS
Sophie Passmann, "Komplett Gänsehaut". Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 19 Euro.
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Der etwas andere Blick auf die Welt
Ich glaube, ich fühle dieses Buch noch mehr als die anderen. Ich weiß noch, wie es war mit 27 und alle diese Erwartungshaltung hatten, dass man jetzt sein Leben im Griff und eine Familie haben sollte. So wie man aufwächst, soll man dann halt auch später sein. Ähm, nein, danke.
Sophie Passman fasst hervorragend zusammen, wie es ist in den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern. Dies mal aus einem andern Mund zu hören ist wie eine Offenbarung für einen selbst. Eine andere Perspektive, die sich aber genauso fühlt wie man selbst.
Hat mir sehr gut gefallen und die Gänsehaut war eben auch komplett. Danke für diese unglaublich humorvolle Beschreibung eines Lebensabschnitts, die wir definitiv gebraucht haben.
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Gebundenes Buch
Sophie Passmanns (*1994) neuestes Werk "Komplett Gänsehaut" geht hart mit der zunehmenden spießigen Bürgerlichkeit ihrer Generation ins Gericht. So beklagt sie, dass man nicht mehr feiern gehe, lieber zuhause Freunde zum essen einlade und alles sei vorhersehbar. Mit viel …
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Sophie Passmanns (*1994) neuestes Werk "Komplett Gänsehaut" geht hart mit der zunehmenden spießigen Bürgerlichkeit ihrer Generation ins Gericht. So beklagt sie, dass man nicht mehr feiern gehe, lieber zuhause Freunde zum essen einlade und alles sei vorhersehbar. Mit viel schwarzem Humor und Zynismus beurteilt sie die Entwicklungen in den Soziotopen Wohnung, Straße und Stadt. Ich habe mich herrlich über ihre treffsichere und zugleich demaskierende Analyse amüsiert und mich selbst, wie die Autorin, bei der ein oder anderen "bürgerlichen" Angewohnheit wie Risottokochen wieder entdeckt. Andererseits merkt Passmann, dass sie nicht derart "kleinbürgerlich" und damit alt sein möchte. Neben all der Realsatire steckt in dieser literarischen Generationsstudie viel Wahres und zum Nachdenken Anregendes.
Fazit
Ein wirklich lesenswertes Buch über 27-Jährige in der heutigen Zeit, welche ihre Rolle zwischen wilder Jugend und spießigem Erwachsenensein noch suchen.
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Gebundenes Buch
Aus meiner subjektiven Sicht ein Reinfall auf eine "Spiegelbestseller"-Authorin.
Die Ausdrucksform mit kilometerlangen Sätzen ist gewöhnungsbedürftig.
Auf jeder Seite muss zur Betonung der Coolness das "S"-Wort n-mal vorkommen.
Alles und Jedes auf dieser Welt …
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Aus meiner subjektiven Sicht ein Reinfall auf eine "Spiegelbestseller"-Authorin.
Die Ausdrucksform mit kilometerlangen Sätzen ist gewöhnungsbedürftig.
Auf jeder Seite muss zur Betonung der Coolness das "S"-Wort n-mal vorkommen.
Alles und Jedes auf dieser Welt wird den möglichst "originallen" Wertungen der Authorin unterzogen.
Nach 50 Seiten fragt man sich was die Authorin mir eigentlich sagen will, es gibt keine
Story, nur eine einzige Kette von Gefühlen und Wertungen zu banalen Dingen wie Wohnungseinrichtungen,
Musik, dem Äusseren der Frau usw. War leider eine Fehlinvestition.
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Gebundenes Buch
Ein Buch, das ich gern gelesen habe
Ich mag die Autorin Sophie Passmann sehr gern. Oft trifft sie mit ihren Aussagen genau das, dass ich nicht so gut verpacken kann. Natürlich bin auch ich nicht immer ihrer Meinung, aber sagen wir 95% decken sich ganz gut. Daher wollte ich natürlich …
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Ein Buch, das ich gern gelesen habe
Ich mag die Autorin Sophie Passmann sehr gern. Oft trifft sie mit ihren Aussagen genau das, dass ich nicht so gut verpacken kann. Natürlich bin auch ich nicht immer ihrer Meinung, aber sagen wir 95% decken sich ganz gut. Daher wollte ich natürlich gern ihr neues Buch lesen. Schon "Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch" habe ich verschlungen.
Eine "Abrechnung" mit unserer heutigen Gesellschaft und wie wir selbst sie dazu gemacht haben.
"Bloß nicht so werden, wie alle anderen um sich herum. Bloß nicht so werden, wie man schon längst ist." Beschreibt die Zerissenheit eigentlich schon perfekt. Genauso wie "Ich werde nicht wie meine Eltern" Pustekuchen.
Man muss sich auf das Thema einlassen können. Wer einen Roman oder eine direkte Biografie erwartet wird enttäuscht. Wie Passmann selbst schreibt geht es um eine Abrechnung mit sich selbst und allen anderen. Der teilweise böse Humor und die Selbstironie haben mich mitgenommen. Ich habe mich oft selbst erkannt und habe über so manches nachdenken müssen. Für mich hat sich das Buch jedenfalls gelohnt und bin gespannt, was wohl folgen wird.
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