Markus Rex
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Das Logbuch von der »Polarstern«. Die größte Arktisexpedition aller Zeiten - Der Expeditionsbericht Ungekürzte Lesung. 599 Min.
Sprecher: Groth, Steffen
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Ein Jahr im Eis: Die größte Arktisexpedition aller Zeiten Es ist die Geschichte einer einmaligen Forschungsreise: Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten. Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. An Bord hat sie Wissenschaftler aus 19 Nationen, die ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen werden. Markus Rex leitet die »MOSAiC« genannte Forschungsmission und berichtet vom Alltag unter extremen Bedingungen, von logistischen und planerischen Herausforderungen und von wissenschaftlichen Erke...
Ein Jahr im Eis: Die größte Arktisexpedition aller Zeiten Es ist die Geschichte einer einmaligen Forschungsreise: Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten. Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. An Bord hat sie Wissenschaftler aus 19 Nationen, die ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen werden. Markus Rex leitet die »MOSAiC« genannte Forschungsmission und berichtet vom Alltag unter extremen Bedingungen, von logistischen und planerischen Herausforderungen und von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem Eis. Ein Arktis-Abenteuer mit eindringlichem Fokus auf die dramatischen Folgen des Klimawandels. Ungekürzte Lesung mit Steffen Groth 9h 59min
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Markus Rex leitet die Atmosphärenforschung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und ist Professor für Atmosphärenphysik an der Universität Potsdam. Er hat bereits unzählige Expeditionen in Arktis, Antarktis und andere entlegene Regionen der Welt unternommen, um die komplexen Klimaprozesse zu erforschen, die dort zu teils dramatischen Klimaveränderungen führen. Er leitete das MOSAiC-Vorhaben, die einmalige ganzjährige Expedition der »Polarstern« in die zentrale Arktis, an der 90 Institutionen aus 20 Ländern beteiligt waren. Erstmals brachte dieses Schiff eine Forschungsmannschaft im Winterhalbjahr und während der Dunkelheit der Polarnacht in die direkte Umgebung des Nordpols.
Produktdetails
- Verlag: Der Hörverlag
- Erscheinungstermin: 30. November 2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844540321
- Artikelnr.: 60338119
NEUE REISEBÜCHER
Für den Tisch Es war die größte Arktis-Expedition aller Zeiten, und sie wäre beinahe gescheitert. Nun berichten zwei Bücher von dieser spannenden Reise des deutschen Forschungseisbrechers Polarstern, der ein Jahr lang im Eis unterwegs war. Stell dir vor, eine Maschine geht kaputt, es gibt kein Ersatzteil, und du bist Tausende von Kilometern vom nächsten Baumarkt weg.
Stell dir vor, es ist kalt, gefühlte minus sechzig Grad. Es gibt einen Schneesturm. Es ist stockfinster. Und da ist ein Eisbär, der da nicht hingehört. So in etwa muss man sich die Rahmenbedingungen vorstellen, wenn ein Teilnehmer der MOSAiC-Expedition von einem normalen Arbeitstag berichtet. MOSAiC ist die Abkürzung für
Für den Tisch Es war die größte Arktis-Expedition aller Zeiten, und sie wäre beinahe gescheitert. Nun berichten zwei Bücher von dieser spannenden Reise des deutschen Forschungseisbrechers Polarstern, der ein Jahr lang im Eis unterwegs war. Stell dir vor, eine Maschine geht kaputt, es gibt kein Ersatzteil, und du bist Tausende von Kilometern vom nächsten Baumarkt weg.
Stell dir vor, es ist kalt, gefühlte minus sechzig Grad. Es gibt einen Schneesturm. Es ist stockfinster. Und da ist ein Eisbär, der da nicht hingehört. So in etwa muss man sich die Rahmenbedingungen vorstellen, wenn ein Teilnehmer der MOSAiC-Expedition von einem normalen Arbeitstag berichtet. MOSAiC ist die Abkürzung für
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multidisziplinäres Drift-Observatorium zum Studium des arktischen Klimas. Der Name passt gut, denn die Forscher, die von 2019 bis 2020 die Klimaprozesse der Zentralarktis, vor allem die des Winters, erstmalig umfassend messen konnten, brachten Millionen von Mosaikteilchen mit, mehr als hundert Terabytes an Daten aus Tiefsee, Eis und Atmosphäre - ein Schatz, der noch Generationen nützen soll.
Die zwei Bücher, die von dieser Expedition berichten, haben gerade den ITB Buch-Award in der Kategorie "Sustainable Responsibility" gewonnen: "Eingefroren am Nordpol", das Logbuch des Expeditionsleiters Markus Rex, und "Expedition Arktis", ein Bildband der Fotografin Esther Horvath. Es sind Bücher, die allein aufgrund der Einmaligkeit der Reise etwas Besonderes sind. Denn nie zuvor befand sich ein Schiff im Winter so weit nördlich wie der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern im Februar 2020 bei 88° 36' Nord - 156 Kilometer vom Nordpol entfernt. Nie zuvor haben so viele Nationen an einem Projekt zusammengearbeitet. Achtzig Forschungseinrichtungen beteiligten sich, um 450 Polarfahrer aus 37 Nationen, verteilt auf fünf Etappen, in die Arktis zu schicken, koordiniert wurde das Ganze vom Alfred-Wegener-Institut nach einer Idee von Klaus Dethloff beziehungsweise Fridtjof Nansen.
Nansen war 1893 mit deutlich weniger Personal aufgebrochen, um den Nordpol zu erreichen. Er wollte sich dafür mit seinem Schiff, der Fram, an einer Scholle festfrieren lassen und treiben lassen. Die Transpolardrift - jener Strom, der die Eismassen der Arktis nach Norden durchs Nordpolarmeer schiebt - würde dafür sorgen, dass ein vor der sibirischen Küste festgefrorenes Schiff irgendwann zwischen Grönland und Spitzbergen wieder auftauchen würde. Die Fram brauchte damals drei Jahre. Die Polarstern sollte es in einem Jahr schaffen.
In seinem Logbuch beschreibt Expeditionsleiter Markus Rex zunächst die spannende Suche nach einer geeigneten Scholle und wie sie bei 85 Grad Nord, 134 Grad Ost gefunden wurde; wie es knirschte und knackte, als die Polarstern auf das 2,5 mal 3,5 Kilometer große Stück Eis aufsetzte, und wie die Forscher, Tausende von Metern über dem Meeresboden, auf ihr eine Wissenschaftsstadt mit Pfaden und Holzhütten und Messstationen bauten, für Wasser, Partikel, Licht, Druck, Temperaturen, Mineralien, für das sichtbare und unsichtbare Leben im Eis.
Sein Logbuch schildert den Alltag in einer kalten Welt, in der es immer mehr dämmert und dann stockfinster wird. In der das Sichtfeld auf die Größe des Lichtkegels an der Kopflampe schrumpft. Gewaltige Verwerfungen im Eis zwingen die Mannschaft immer wieder, ihre Instrumente zu bergen. Winterstürme ziehen über die Scholle hinweg, mehr als erwartet. Man driftet schneller und entdeckt ein bis dahin unbekanntes Ozonloch, mitten über der Arktis. Rex beschreibt, erklärt und erläutert Zusammenhänge. Verständlich werden die Wechselwirkungen von Atmosphäre, Eis und Ökosystem. Es ist ein Buch, das Arktis-Kenner nicht langweilen wird und Arktis-Interessierte unaufgeregt in die komplexe und hochspannende Welt der winzigen Zusammenhänge einführt - und nebenbei unterhält. Wie entsteht Eisblink? Warum sitzen die Leute bei Eisfahrt so gern in der Sauna am Bug? Was ist Gakkel Deep? Wie erschreckt man nachhaltig einen Eisbären? Und was zum Teufel sind "Pilleknäckeren"?
Wovon Rex (und auch Horvath) aufgrund der Rotation der Teammitglieder keine Zeugen werden, sind die Zerreißproben, unter denen die dritte Phase der Expedition leidet: als die andauernde Polarnacht und die Kälte zur Belastungsprobe werden. Als Stürme toben, die Scholle immer wieder aufbricht und im Frühjahr 2020 der weltweite Ausbruch des Sars-CoV-2-Virus die über zehn Jahre geplante Logistik der Expedition zunichtemacht. Von Land aus berichtet Rex, wie hinter den Kulissen Unmögliches möglich gemacht wird, damit MOSAiC nicht abgebrochen werden muss, und wie er dann nach zweiwöchiger Quarantäne in Bremerhaven zu den letzten Phasen wieder auf die Polarstern zurückkehrt.
Logbücher schreiben ist eine wunderbare Sache. Viele Seefahrer wurden im Eis zu Dichtern. Captain Fitzjames dachte bei den Schaumkronen der Wellen an Bier und schrieb 1845 kurz vor Grönland an Bord der HMS Erebus: "Die See ist von geradezu unheimlicher Transparenz, sie schimmert in einem schönen, zarten und kalten Grün bis Ultramarin." Julius Payer, Kapitän zu Land an Bord der Admiral Tegetthoff, schrieb 1874 vor Franz-Josef-Land: "Wenn das Strandeis nicht durch Ebbe und Fluth ächzend und klingend gehoben wird, der Wind nicht seufzend über die Steinfurchen dahinstreicht, so liegt die Stille des Todes über der geisterbleichen Landschaft." Markus Rex' Beobachtungen sind dagegen fast nüchtern, gelegentlich lakonisch. "In der Karasee schwimmt im Spätsommer 2019 nicht mal genügend Eis für ein Glas Whiskey." Oder: "Was für eine tolle Scholle!" Sein nichtsdestoweniger kluges Buch endet in einem zielführenden und kompakten Epilog, aber leider auch mit der Feststellung, dass wir eventuell die letzte Generation sind, die ganzjähriges Eis am Pol erlebt.
Der Bildband von Esther Horvath hat den unschlagbaren Vorteil, den Bildbände nun mal haben: Platz. Gleich zu Beginn von "Expedition Arktis" macht das Layout die Ambivalenz der Arktis klar: Erst eine blendend weiße Doppelseite, man sieht ein paar rote Figuren, hinter ihnen liegt im Eis festgefroren ein Schiff. Auf der nächsten Seite ist da plötzlich schwarze Nacht, drei Gestalten in gespenstischem Licht in schneeverwehter Finsternis, sie wirken wie Aliens, es wird einem kalt bei diesem Bild, man bekommt förmlich Gänsehaut. Auf den folgenden Seiten kann man versuchen, sich vorzustellen, wie die Stille klingt. Wie die Finsternis drückt. Wie es knallt, kracht, knirscht, quietscht und jammert, wenn es stürmt und die Ankerleinen zum Reißen gespannt sind.
Horvath zeigt zunächst die Vorbereitungsphase der Teilnehmer auf Spitzbergen im Dorf Ny-Ålesund, einer Art "olympischem Dorf für Arktisforscher", die sie selbst auch mitmachte. Wie sie das Überleben bei minus 40 Grad üben, mit verbundenen Augen unter Stress Feuer löschen, auf Papp-Eisbären schießen, wie Survival-Kekse aussehen (wie ein Stück Pressspanplatte). Die Bildunterschriften, von denen es gerne mehr hätten sein können, sind lehrreich, und in den schönen Texten von Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider stecken weise Sätze wie: "Pläne bedeuten so gut wie nichts in der Arktis, kontinuierliches Planen dagegen alles." Dazu gibt es ein Kapitel über Nansens Polarexpedition mit Zitaten und Bildern, anschauliche Kapitel über die verschiedenen Messungen, so dass man, auch ohne das Logbuch von Markus Rex gelesen zu haben, versteht, worum es geht. Vor allem aber gibt Horvath den Menschen ein Gesicht. Man sieht die Bäckerin, die jeden Morgen um zwei aufsteht, damit alle frische Brötchen haben. Man sieht die Teilnehmer beim Yoga, beim Schreiben im Schneesturm, beim Entnehmen von Eiszylindern, mit seltsamen Nachtsichtgeräten auf dem Kopf, verkleidet, beim Fußballspielen, Stricken oder abends, beim Nähen von Signalfahnen auf der Kammer. Zu John Franklins Zeiten waren es noch Gottesdienste und Schulunterricht, auf der Polarstern gab es zur Unterhaltung ein Kostümfest, Tischtennis, eine Bar mit Namen Zillertal und das Nordpolradio über Bordfunk.
"In der Polarnacht in die Nähe des Nordpols zu kommen, ist eine Chance, die man vermutlich nur einmal im Leben hat", sagt Horvath und beschreibt auch, wie sie es schaffte, bei extremer Kälte in Schneestürmen zu fotografieren, bei sich ständig änderndem Licht, begrenzter Sicht, mit anderen Sinnen, nah an den Menschen, mit Eisfingern. Ab Seite 246 behilft sich das Buch mit Filmstills der Ufa, da Horvath nicht durchgehend an Bord sein konnte. Man sieht in Luftaufnahmen die Drift durch den arktischen Sommer, wie machtvoll die Scholle plötzlich in Bewegung gerät, wie unzugänglich von einem Tag auf den anderen plötzlich die Punkte werden, und am Ende, wie das Eis bricht und die Forscher messen und packen und messen und packen, bis zur letzten Minute. Denn die Phasen des Gefrierens und des Tauens sind die wichtigsten.
Nach der Lektüre beider Bücher versteht man besser, dass Markus Rex während eines Landaufenthalts über die Arktis schrieb: "Die Welt dort war klein, einfach, intensiv. Zu Hause ist sie wieder groß, kompliziert und gleichzeitig banal." Arezu Weitholz.
Markus Rex: Eingefroren am Nordpol; C. Bertelsmann Verlag, 320 Seiten, mit Abbildungen und Grafiken, 28 Euro.
Esther Horvath: Expedition Arktis; Prestel Verlag, 288 Seiten, 160 Abbildungen, Texte von Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider, 50 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die zwei Bücher, die von dieser Expedition berichten, haben gerade den ITB Buch-Award in der Kategorie "Sustainable Responsibility" gewonnen: "Eingefroren am Nordpol", das Logbuch des Expeditionsleiters Markus Rex, und "Expedition Arktis", ein Bildband der Fotografin Esther Horvath. Es sind Bücher, die allein aufgrund der Einmaligkeit der Reise etwas Besonderes sind. Denn nie zuvor befand sich ein Schiff im Winter so weit nördlich wie der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern im Februar 2020 bei 88° 36' Nord - 156 Kilometer vom Nordpol entfernt. Nie zuvor haben so viele Nationen an einem Projekt zusammengearbeitet. Achtzig Forschungseinrichtungen beteiligten sich, um 450 Polarfahrer aus 37 Nationen, verteilt auf fünf Etappen, in die Arktis zu schicken, koordiniert wurde das Ganze vom Alfred-Wegener-Institut nach einer Idee von Klaus Dethloff beziehungsweise Fridtjof Nansen.
Nansen war 1893 mit deutlich weniger Personal aufgebrochen, um den Nordpol zu erreichen. Er wollte sich dafür mit seinem Schiff, der Fram, an einer Scholle festfrieren lassen und treiben lassen. Die Transpolardrift - jener Strom, der die Eismassen der Arktis nach Norden durchs Nordpolarmeer schiebt - würde dafür sorgen, dass ein vor der sibirischen Küste festgefrorenes Schiff irgendwann zwischen Grönland und Spitzbergen wieder auftauchen würde. Die Fram brauchte damals drei Jahre. Die Polarstern sollte es in einem Jahr schaffen.
In seinem Logbuch beschreibt Expeditionsleiter Markus Rex zunächst die spannende Suche nach einer geeigneten Scholle und wie sie bei 85 Grad Nord, 134 Grad Ost gefunden wurde; wie es knirschte und knackte, als die Polarstern auf das 2,5 mal 3,5 Kilometer große Stück Eis aufsetzte, und wie die Forscher, Tausende von Metern über dem Meeresboden, auf ihr eine Wissenschaftsstadt mit Pfaden und Holzhütten und Messstationen bauten, für Wasser, Partikel, Licht, Druck, Temperaturen, Mineralien, für das sichtbare und unsichtbare Leben im Eis.
Sein Logbuch schildert den Alltag in einer kalten Welt, in der es immer mehr dämmert und dann stockfinster wird. In der das Sichtfeld auf die Größe des Lichtkegels an der Kopflampe schrumpft. Gewaltige Verwerfungen im Eis zwingen die Mannschaft immer wieder, ihre Instrumente zu bergen. Winterstürme ziehen über die Scholle hinweg, mehr als erwartet. Man driftet schneller und entdeckt ein bis dahin unbekanntes Ozonloch, mitten über der Arktis. Rex beschreibt, erklärt und erläutert Zusammenhänge. Verständlich werden die Wechselwirkungen von Atmosphäre, Eis und Ökosystem. Es ist ein Buch, das Arktis-Kenner nicht langweilen wird und Arktis-Interessierte unaufgeregt in die komplexe und hochspannende Welt der winzigen Zusammenhänge einführt - und nebenbei unterhält. Wie entsteht Eisblink? Warum sitzen die Leute bei Eisfahrt so gern in der Sauna am Bug? Was ist Gakkel Deep? Wie erschreckt man nachhaltig einen Eisbären? Und was zum Teufel sind "Pilleknäckeren"?
Wovon Rex (und auch Horvath) aufgrund der Rotation der Teammitglieder keine Zeugen werden, sind die Zerreißproben, unter denen die dritte Phase der Expedition leidet: als die andauernde Polarnacht und die Kälte zur Belastungsprobe werden. Als Stürme toben, die Scholle immer wieder aufbricht und im Frühjahr 2020 der weltweite Ausbruch des Sars-CoV-2-Virus die über zehn Jahre geplante Logistik der Expedition zunichtemacht. Von Land aus berichtet Rex, wie hinter den Kulissen Unmögliches möglich gemacht wird, damit MOSAiC nicht abgebrochen werden muss, und wie er dann nach zweiwöchiger Quarantäne in Bremerhaven zu den letzten Phasen wieder auf die Polarstern zurückkehrt.
Logbücher schreiben ist eine wunderbare Sache. Viele Seefahrer wurden im Eis zu Dichtern. Captain Fitzjames dachte bei den Schaumkronen der Wellen an Bier und schrieb 1845 kurz vor Grönland an Bord der HMS Erebus: "Die See ist von geradezu unheimlicher Transparenz, sie schimmert in einem schönen, zarten und kalten Grün bis Ultramarin." Julius Payer, Kapitän zu Land an Bord der Admiral Tegetthoff, schrieb 1874 vor Franz-Josef-Land: "Wenn das Strandeis nicht durch Ebbe und Fluth ächzend und klingend gehoben wird, der Wind nicht seufzend über die Steinfurchen dahinstreicht, so liegt die Stille des Todes über der geisterbleichen Landschaft." Markus Rex' Beobachtungen sind dagegen fast nüchtern, gelegentlich lakonisch. "In der Karasee schwimmt im Spätsommer 2019 nicht mal genügend Eis für ein Glas Whiskey." Oder: "Was für eine tolle Scholle!" Sein nichtsdestoweniger kluges Buch endet in einem zielführenden und kompakten Epilog, aber leider auch mit der Feststellung, dass wir eventuell die letzte Generation sind, die ganzjähriges Eis am Pol erlebt.
Der Bildband von Esther Horvath hat den unschlagbaren Vorteil, den Bildbände nun mal haben: Platz. Gleich zu Beginn von "Expedition Arktis" macht das Layout die Ambivalenz der Arktis klar: Erst eine blendend weiße Doppelseite, man sieht ein paar rote Figuren, hinter ihnen liegt im Eis festgefroren ein Schiff. Auf der nächsten Seite ist da plötzlich schwarze Nacht, drei Gestalten in gespenstischem Licht in schneeverwehter Finsternis, sie wirken wie Aliens, es wird einem kalt bei diesem Bild, man bekommt förmlich Gänsehaut. Auf den folgenden Seiten kann man versuchen, sich vorzustellen, wie die Stille klingt. Wie die Finsternis drückt. Wie es knallt, kracht, knirscht, quietscht und jammert, wenn es stürmt und die Ankerleinen zum Reißen gespannt sind.
Horvath zeigt zunächst die Vorbereitungsphase der Teilnehmer auf Spitzbergen im Dorf Ny-Ålesund, einer Art "olympischem Dorf für Arktisforscher", die sie selbst auch mitmachte. Wie sie das Überleben bei minus 40 Grad üben, mit verbundenen Augen unter Stress Feuer löschen, auf Papp-Eisbären schießen, wie Survival-Kekse aussehen (wie ein Stück Pressspanplatte). Die Bildunterschriften, von denen es gerne mehr hätten sein können, sind lehrreich, und in den schönen Texten von Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider stecken weise Sätze wie: "Pläne bedeuten so gut wie nichts in der Arktis, kontinuierliches Planen dagegen alles." Dazu gibt es ein Kapitel über Nansens Polarexpedition mit Zitaten und Bildern, anschauliche Kapitel über die verschiedenen Messungen, so dass man, auch ohne das Logbuch von Markus Rex gelesen zu haben, versteht, worum es geht. Vor allem aber gibt Horvath den Menschen ein Gesicht. Man sieht die Bäckerin, die jeden Morgen um zwei aufsteht, damit alle frische Brötchen haben. Man sieht die Teilnehmer beim Yoga, beim Schreiben im Schneesturm, beim Entnehmen von Eiszylindern, mit seltsamen Nachtsichtgeräten auf dem Kopf, verkleidet, beim Fußballspielen, Stricken oder abends, beim Nähen von Signalfahnen auf der Kammer. Zu John Franklins Zeiten waren es noch Gottesdienste und Schulunterricht, auf der Polarstern gab es zur Unterhaltung ein Kostümfest, Tischtennis, eine Bar mit Namen Zillertal und das Nordpolradio über Bordfunk.
"In der Polarnacht in die Nähe des Nordpols zu kommen, ist eine Chance, die man vermutlich nur einmal im Leben hat", sagt Horvath und beschreibt auch, wie sie es schaffte, bei extremer Kälte in Schneestürmen zu fotografieren, bei sich ständig änderndem Licht, begrenzter Sicht, mit anderen Sinnen, nah an den Menschen, mit Eisfingern. Ab Seite 246 behilft sich das Buch mit Filmstills der Ufa, da Horvath nicht durchgehend an Bord sein konnte. Man sieht in Luftaufnahmen die Drift durch den arktischen Sommer, wie machtvoll die Scholle plötzlich in Bewegung gerät, wie unzugänglich von einem Tag auf den anderen plötzlich die Punkte werden, und am Ende, wie das Eis bricht und die Forscher messen und packen und messen und packen, bis zur letzten Minute. Denn die Phasen des Gefrierens und des Tauens sind die wichtigsten.
Nach der Lektüre beider Bücher versteht man besser, dass Markus Rex während eines Landaufenthalts über die Arktis schrieb: "Die Welt dort war klein, einfach, intensiv. Zu Hause ist sie wieder groß, kompliziert und gleichzeitig banal." Arezu Weitholz.
Markus Rex: Eingefroren am Nordpol; C. Bertelsmann Verlag, 320 Seiten, mit Abbildungen und Grafiken, 28 Euro.
Esther Horvath: Expedition Arktis; Prestel Verlag, 288 Seiten, 160 Abbildungen, Texte von Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider, 50 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Faszinierendes Buch« Markus Lanz
Gebundenes Buch
Im September 2019 macht sich die "Polarstern" auf eine ganz besondere Expedition. Über ein Jahr driftet sie festgefroren im Eis durch die Arktis. Ihr einziger Antrieb: die natürliche Eisdrift. Mit an Bord befindet sich Markus Rex, der nun mit seinem Buch "Eingefroren am …
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Im September 2019 macht sich die "Polarstern" auf eine ganz besondere Expedition. Über ein Jahr driftet sie festgefroren im Eis durch die Arktis. Ihr einziger Antrieb: die natürliche Eisdrift. Mit an Bord befindet sich Markus Rex, der nun mit seinem Buch "Eingefroren am Nordpol" seine Erfahrungen und Erlebnisse mit der Welt teilt.
Markus Rex betitelt sein Buch mit den Worten "Das Logbuch der Polarstern". Doch "Eingefroren am Nordpol" ist viel mehr als nur ein Logbuch. Wer denkt, hier gibt es nur kurze Abschnitte, täuscht sich. Denn was man bekommt ist ein ausführlicher Bericht, der die Schönheit der Expedition ebenso wiederspiegelt wie die Gefahren, denen die Besatzung und das Schiff ausgesetzt sind. Dabei wird deutlich, daß man vom heimischen Sofa aus gar keine Vorstellung hat, wie sich das Leben innerhalb der Forschungsgruppe gestaltet. Gegliedert ist das Buch in die vier Jahreszeiten und die kurze Pause des Autors an Land. Hier wird klar, daß jede Jahreszeit für die Mannschaft neue Herausforderungen stellt. Eine der größten Herausforderungen jedoch hat nichts mit dem Nordpol zu tun - es gilt, die Polarstern nicht durch den regelmäßigen Austausch der Mannschaft mit Corona zu verseuchen. Dies bedeutet eine logistische Herausforderung. Dagegen erscheinen Schneestürme fast schon als einfaches Problem. Markus Rex beschreibt auf sehr leserfreundliche Art. Sprich: Das Buch ist einfach und für jedermann verständlich zu lesen. Hier gibt es keine hochtrabenden Fachbegriffe, der Autor hat es perfekt geschafft, sich in den normalen Leser zu versetzen und seine Forschung so zu beschreiben, daß auch Laien gut folgen können. So macht ein Fachbuch Spaß! Mich persönlich haben die wunderschönen Farbfotos begeistert. Diese ermöglichen es, daß man alles vor Augen sieht und selbst von der Schönheit der Natur fasziniert ist. So fasziniert, daß man oft minutenlang an diesen Bildern festhängt. Ein weiteres Highlight ist die Karte der "Driftroute" der "Polarstern", mit deren Hilfe man den Weg verfolgen kann.
Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight und gehört in jedes Bücherregal!
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Expeditionsleiter Markus Rex über sein Jahr im Eis – mit exklusiven Fotos von der Expedition, vielen Grafiken und Karten – der Bestseller jetzt im Taschenbuch
Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die …
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Klappentext:
„Expeditionsleiter Markus Rex über sein Jahr im Eis – mit exklusiven Fotos von der Expedition, vielen Grafiken und Karten – der Bestseller jetzt im Taschenbuch
Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. An Bord hat sie Wissenschaftler aus 20 Nationen, die in der Arktis ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen wollten. Markus Rex, der Leiter der »MOSAiC« genannten Forschungsmission, erzählt in seinem Buch die Geschichte dieser einmaligen Expedition: Er berichtet vom Alltag unter den extremen Bedingungen der Arktis, von den logistischen und planerischen Herausforderungen und von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Forscher im Eis sammeln konnten. »Eingefroren am Nordpol« ist die Geschichte eines großen Forschungsabenteuers und zugleich ein eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels. Für die Taschenbuchausgabe hat Markus Rex das Buch um wichtige Ergebnisse der Expedition ergänzt.“
Wow! Was für ein hochinteressantes und spannendes Buch hier auf den Leser wartet! Ich bin restlos begeistert von dem Gelesenen und kann es nur jedem ans Herz legen! Wir wohnen direkt gegenüber von Bremerhaven wo das AWI beheimatet ist und die „Polarstern“ ihren Heimathafen hat. Wir verfolgen immer gespannt die News welche bekanntgegeben werden über ihre Forschungsergebnisse und somit war dieses Buch Pflichtlektüre. Was soll ich sagen? Es liest sich spannender wie jeder Krimi oder Thriller! Autor Markus Rex erzählt hier von der Forschungsmission, die so viele Erkenntnisse brachte. Sich am Nordpol einfrieren lassen um den Lauf der Dinge zu erleben, klingt einerseits unverständlich aber genau das ist es. Das Unverständliche verständlich zu machen und zu sehen warum und wie sich unsere Natur so verändert. All die Herausforderungen, egal ob vorhersehbar oder nicht, wurden gemeistert und es grenzt wahrlich an eine Meisterleistung alles so geschafft zuhaben. Die Geschichte liest sich modern, keine Frage, weil sie es auch ist, aber dennoch erinnert sie an die ganz Großen Polarforscher unserer Geschichte wie Nansen, Wegener und Co..
Die Fotos und Grafiken vermitteln nur bedingt was die Menschen auf der Polarstern erlebt haben aber wir dürfen dadurch ein wenig mitfühlen. Das Buch und seine Geschichte ist wahrlich ganz besonders und einmalig. Eine Forschungsreise in aktueller Zeit wird hier grandios erzählt! 5 Sterne und eine Leseempfehlung für dieses Werk!
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+++Eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels+++
Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. Das Schiff bringt erstmals eine …
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+++Eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels+++
Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. Das Schiff bringt erstmals eine Forschungsmannschaft im Winterhalbjahr in die direkte Umgebung des Nordpols. An Bord sind Wissenschaftler aus 20 Nationen, die in der Arktis ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen: Denn dort entsteht das Klima der Zukunft. Expeditionsleiter Markus Rex erzählt in seinem Buch die Geschichte dieser einzigartigen Expedition: Er berichtet vom Alltag unter den extremen Bedingungen in der Arktis, von den logistischen und planerischen Herausforderungen und von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Forscher im Eis sammeln konnten.
»Eingefroren am Nordpol« ist die Geschichte eines großen Forschungsabenteuers und zugleich ein eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels.
Mit vielen farbigen Abbildungen, exklusiven Fotos, Grafiken und Karten.
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