Warum Sie nur diese Rezension lesen sollten!
Clickbaits nennt man solche reißerischen Überschriften, die zum Lesen animieren sollen, und sie sind geradezu klassische „Versteckte Köder“, von denen Heike Melzer in ihrem Buch erzählt. Selbst Clickbaits sind nicht völlig harmlos, denn es gibt
gefährliche „Belohnungsfallen“ im Gehirn, die auf Dauer süchtig machen und im schlimmsten Fall in einer…mehrWarum Sie nur diese Rezension lesen sollten!
Clickbaits nennt man solche reißerischen Überschriften, die zum Lesen animieren sollen, und sie sind geradezu klassische „Versteckte Köder“, von denen Heike Melzer in ihrem Buch erzählt. Selbst Clickbaits sind nicht völlig harmlos, denn es gibt gefährliche „Belohnungsfallen“ im Gehirn, die auf Dauer süchtig machen und im schlimmsten Fall in einer Therapie enden.
Mit ihrem Buch will die Autorin und Psychotherapeutin ihr Wissen an ein breites Publikum weitergeben, denn sie hat in ihrer Praxis festgestellt, dass immer mehr Patienten unter zwanghaftem Suchtverhalten oder ADHS leiden. Wer aber die Strategien moderner „Angler“ durchschaut und die Köder frühzeitig entlarvt, reduziert das Risiko erheblich.
Um den Wirkmechanismus von Lockmitteln zu verstehen, geht Melzer zunächst auf das Gehirn und seine Bestandteile ein, wie das Belohnungssystem des zentralen Nervensystems oder den präfrontalen Kortex, der steuernd und hemmend wirkt. Dem wichtigen Botenstoff Dopamin widmet sie ausreichend Raum, klärt aber auch Mythen rund um das „Glückshormon“ auf.
Im Mittelpunkt des Buches stehen bestimmte belohnungsassoziierte Verhaltensweisen wie der Gewinn beim Glücksspiel, der Zuschlag bei einer Auktion, der Erfolg beim Flash-Sale oder das Glücksgefühl beim Liken in sozialen Medien. „Die Dosis macht das Gift“, wusste schon Paracelsus und so geht die Neurologin der Frage nach, wie Abhängigkeiten entstehen. In der Einstiegsphase beginnt jede Sucht mit einem positiven und leichten Gefühl von Freiheit und Spaß. In der nächsten Phase wird aus Spaß Ernst, und zwar über eine sukzessive Gewöhnung bis zur unbewusst ablaufenden Abhängigkeit, bei der immer schwächere Belohnungsreaktionen zu einer Dosissteigerung führen. In der abschließenden Phase des Kontrollverlustes geht es dann weniger um das „Aufhören wollen“ als vielmehr um das „Nicht mehr aufhören können“. Kollateralschäden wie gesundheitliche Vernachlässigung, schlechte Arbeitsleistungen und Vermeidung sozialer Kontakte sind die Folge.
Die vielen anschaulichen Beispiele aus den Bereichen soziale Medien, Online-Shopping, Glücksspiel und Sexualität sorgen dafür, dass die Fachthemen verständlich und einprägsam bleiben. Auch die elegante Sprache macht das Lesen kurzweilig und motiviert zum Weiterlesen, selbst ohne Clickbaits.
„Versteckte Köder“ regt dazu an, das eigene Verhalten zu hinterfragen, auf Schwachstellen zu untersuchen und problematische Muster abzustellen. Wenn es gelingt, auf Belohnungsansprüche zu verzichten, Enttäuschungen als Ende der Täuschung zu werten und erlebte Tragödien als Lernerfahrungen zu verbuchen, dann kann Loslassen der Anfang der neuen Freiheit sein.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)