Es handelt sich um die Publikation einer Dissertation, die 2015 an der Universität Leipzig angenommen wurde. Zusätzlich sind über die Verlagshomepage weitere Dokumente der deutsch-brasilianischen Forschungskooperation, die die Dissertation in Auftrag gegeben hat, zum Thema abrufbar. Mit L1 ist die
Erstsprache, mit L2 sind Fremdsprachen gemeint.
Die schriftliche Wiedergabe von Gedanken bereitet…mehrEs handelt sich um die Publikation einer Dissertation, die 2015 an der Universität Leipzig angenommen wurde. Zusätzlich sind über die Verlagshomepage weitere Dokumente der deutsch-brasilianischen Forschungskooperation, die die Dissertation in Auftrag gegeben hat, zum Thema abrufbar. Mit L1 ist die Erstsprache, mit L2 sind Fremdsprachen gemeint.
Die schriftliche Wiedergabe von Gedanken bereitet oft Schwierigkeiten, da viele komplexe Dinge zu beachten sind. Für diese Arbeit wurden akademische und nichtakademische Textsorten in deutscher und portugiesischer Sprache, jeweils als Mutter- oder Fremdsprache mit Erkenntnissen aus der Schreibforschung, Text- und Psycholinguistik auf neuartige Weise analysiert und Lösungswege für Schreibprobleme vorgeschlagen.
Struktur
- Einleitung
- Untersuchungsdesign in der L2-Schreibprozessforschung
- Empirische Studie
- Auswertung der produzierten Texte
- Attribution der textsorten- und sprachspezifischen Mittel
- Formulieren attributiver Textsorten
- Auswertung der Formulierungsprozeduren
- Kontrastives fallorientiertes Vorgehen
- Schlussfolgerungen
- Ausblick
Ein ausführliches Literaturverzeichnis rundet den Band ab. Leider gibt es kein Inhaltsverzeichnis, nachdem man gezielt etwa zum Thema Schreibblockaden suchen kann. Glossar gibt es auch keines, ich habe „Salienz“ gesucht, laut Online-Duden ein sehr seltener Begriff.
Das Layout ist verhältnismäßig angenehm, auch die Anmerkungen sind gut lesbar. Kursiv geschriebene Textpassagen sind zu zart gedruckt und daher schwierig zu lesen, vor allem in der für viele Leser ungewohnten portugiesischen Sprache. Nachträglich eingefügte Textstellen sind grau unterlegt, unterstrichene bedeuten Ersetzungen, kursiv geschriene lexikalische Schwierigkeiten (offensichtliche Zweifel betreffende den Gebrauch eines fremdsprachlichen Begriffes, die an bestimmten Merkmalen zu erkennen sind). Grafiken ergänzen den Text, die Beschriftung ist stellenweise schwer zu lesen. Ein Teil der Überschriften und Hervorhebungen ist fett gedruckt.
Der Band ist für LeserInnen aus dem akademischen Bereich gedacht, er ist daher insgesamt schwer zu lesen (Nominalstil, zahlreiche Fremdwörter), vor dem Ende eines Bachelorstudiums bzw. Grundstudiums bei Diplom- und Magisterstudien ist er zu schwierig. Anscheinend bemüht sich der Verfasser nicht um Verständlichkeit oder die Begutachter haben dies so verlangt, bei wissenschaftlichen oder studentischen Arbeiten in diesem Bereich nicht ungewöhnlich. Manche Passagen musste ich mehrfach lesen, bis ich sie einmal verstanden habe, obwohl ich auch sprachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen mit durchschnittlichem bis ausgezeichnetem Erfolg besucht habe.
Die Schreibprozesse und die Problemlösungsstrategen in der Mutter- und Fremdsprache werden sehr gründlich untersucht und analysiert. Der Formulierungsprozess wird vom Text selbst, sprachspezifischen Faktoren, der sprachlichen Komplexität und der Salienz ab. Die Flüssigkeit wird von der Sprachkompetenz zumindest zum Teil bestimmt. Der Begriff „Salienz“ wird auf S. 174ff wird nicht gut erklärt, obwohl er kaum bekannt ist, vielleicht wird er in Brasilien häufiger gebraucht. Die didaktischen Vorschläge sind zumindest für einen Österreicher nicht neu. Für die Praxis, vor allem außerhalb des universitären Bereiches, ist es eher ungeeignet. Die Arbeit ist sehr aufwändig und sehr gründlich und für Wissenschaftler einschlägiger Fächer zu empfehlen, wegen der angeführten Kritikpunkte kann ich aber nicht die volle Punktzahl vergeben.