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Wir sind reicher denn je. Zumindest gemessen an jener freien Zeit, die als Grundvoraussetzung menschlichen Fortschritts gilt und in der wir Heilmittel gegen Krebs entwickeln, Kunstwerke erschaffen und die Welt zu einem besseren Ort machen können. Doch wie Gérald Bronner in seinem hochaktuellen und Augen öffnenden Buch zeigt, laufen wir Gefahr, diesen kostbaren Schatz zu verspielen, lassen wir zu, dass die Verlockungen der digitalen Welt den Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit gewinnen. 3,7 Stunden verbringen wir täglich vor Bildschirmen. Wir lesen Mails, schauen Videos, springen von einer…mehr

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Produktbeschreibung
Wir sind reicher denn je. Zumindest gemessen an jener freien Zeit, die als Grundvoraussetzung menschlichen Fortschritts gilt und in der wir Heilmittel gegen Krebs entwickeln, Kunstwerke erschaffen und die Welt zu einem besseren Ort machen können. Doch wie Gérald Bronner in seinem hochaktuellen und Augen öffnenden Buch zeigt, laufen wir Gefahr, diesen kostbaren Schatz zu verspielen, lassen wir zu, dass die Verlockungen der digitalen Welt den Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit gewinnen. 3,7 Stunden verbringen wir täglich vor Bildschirmen. Wir lesen Mails, schauen Videos, springen von einer Website zur nächsten, prüfen, wie viele Likes unser neues Profilbild hat, scrollen durch soziale Netzwerke, und selbst die Suche nach einem neuen Partner verlagert sich zunehmend in die digitale Welt. Wir swipen, klicken, liken, kommentieren und merken kaum, was es bedeutet, dass wir das Gros unserer freien Zeit in einer Welt zubringen, in der Hass, krude Theorien und Fake News oft mühelos Wahrheit, Wissenschaft und gute Argumente dominieren. In seiner Pathologie der digitalen Gesellschaft erklärt der renommierte Soziologe Gérald Bronner, gestützt auf soziologische, psychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse, was unser Verhalten in der digitalen Welt über uns und unsere tiefsten Sehnsüchte offenbart.
Autorenporträt
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Josph Hanimann bleibt ein wenig unbefriedigt von dieser Untersuchung des französischen Anthropologen Gérard Bronner. Die "kognitive Apokalypse" versteht Bronner nicht als Untergang, wie Hanimann erklärt, sondern im ursprünglichen Sinne als "fundamentale Enthüllung": Bronner zufolge hat der Mensch heute so viel Gehirnzeit wie nie zuvor, also Zeit, die für Sinnvolles frei verfügbar wäre, die der Mensch aber nur mit "kognitivem Fastfood" am Bildschirm vergeude. Dass Bronner sich um Wissenschaftlichkeit bemüht und sich gegen antikapitalistische wie auch populistische Muster stellt, weiß Hanimann zu schätzen. Aber leider warte Bronner weder mit eigenen Erklärungen auf noch mit möglichen Auswegen. Immerhin lernt Hanimann: Wir schlafen zu wenig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2022

Träge Jäger
Die Menschen haben so viel freie Gehirnzeit wie nie. Gérald Bronner hat untersucht, was sie damit anstellen – und was nicht
Unter „Apokalypse“ versteht Gérald Bronner gemäß der ursprünglichen Wortbedeutung nicht Weltuntergang, sondern eine fundamentale Enthüllung: jene nämlich über die Spezies Mensch und deren wilde kognitive Gefräßigkeit, wie sie unter den Bedingungen eines deregulierten Markts im Datenüberfluss und den sozialen Medien heute zum Vorschein komme.
Als Soziologe, Anthropologe und Neurologe zeigt Bronner in „Kognitive Apokalypse“, wie wir uns dank der Gehirnzeit, die durch die digitale Technologien freigesetzt wurde, auf dem Weg zu ungeahnten Möglichkeiten und Gefahren befinden. Ein erster Schub sei vor 12 000 Jahren schon mit dem Kulturschock im Neolithikum erfolgt. Da das menschliche Hirn kaum mehr als 150 enge Beziehungen mit anderen Personen verwalten könne, sei das die Zeit der gesellschaftlichen Teilung von Arbeit und Zuständigkeiten und somit der Entstehung des Politischen gewesen. Es war der Moment, wo der in seiner Subsistenz von den Zufällen des Tagesablaufs abhängige Jäger begann, die Welt zu organisieren.
In der dadurch frei gewordenen Gehirnzeit sieht der Autor „eine Art Kriegsschatz auf dem Gebiet der Aufmerksamkeit“ mit gewichtigen Folgen. Häuserbau, Kunstsinn, Weltdeutung waren möglich geworden. Dieser Prozess hat sich neuerdings um ein Vielfaches beschleunigt. In Frankreich beträgt die neben der Arbeitszeit und den gut elf Stunden für Schlaf, Essen, Körperpflege aufgebrachten physiologischen Zeit die verfügbar gewordene Gehirnzeit gegenwärtig fünf Stunden pro Tag. Das sind 35 Minuten mehr als noch 1986. Dagegen nimmt die Schlafzeit rapide ab. Schlief man anfangs des vergangenen Jahrhunderts in unseren Gegenden durchschnittlich noch an die neun Stunden, sind es heute kaum mehr als sieben Stunden pro Nacht. Betroffen sind davon besonders Kinder und Jugendliche. Zivilisatorisches Ziel müsse es deshalb sein, das enorme Kapital frei gewordener Gehirnzeit – fürs heutige Frankreich laut Bronner insgesamt 1,139 Milliarden Jahre – bei den Nachwachsenden produktiv zu machen. Ein entscheidendes Novum sei dabei jedoch die konkurrenzlose Anziehungskraft der Bildschirme. Gegenwärtig nähmen die Bildschirme die Hälfte unserer Gehirnzeit in Anspruch.
Die Stärke des Buchs liegt darin, dass er im Bestreben um wissenschaftliche Sachlichkeit auf Alarmschlagen wie auf Herunterspielen der Probleme verzichtet und uns auch das Argument der Denkfaulen erspart, das Internet an sich sei weder gut noch schlecht, es komme nur auf den rechten Gebrauch an. Entschieden wendet der Autor sich gegen John Perry Barlows Utopie von der totalen Freiheit im Cyberspace und setzt gegen deren naives Menschenbild seine Vision einer „realistischen Anthropologie“, die den Menschen so nimmt, wie er ist: ein gefräßiges Wesen mit einer Schwäche für kognitives Fastfood.
Warum aus mehr Gehirnzeit bisher statt einer Zivilisation von Wissen und Weisheit eher eine des Halbwissens, des Fake und der permanenten Ablenkung entstand, lässt sich unterschiedlich erklären. Bronner greift vor allem zwei Erzählungen dazu heraus und rechnet mit ihnen kritisch ab. Jene des „entfremdeten“ Menschen, die in der Folge der Frankfurter Schule von Gramsci, Pierre Bourdieu, Noam Chomsky hinter allen menschlichen Schwächen das System des Kapitalismus sieht, wirft er eine ideologisch getünchte Unwissenschaftlichkeit vor. Das Narrativ der neopopulistischen Bewegungen wiederum, das gegen alle institutionellen und kognitiven Vermittlungsinstanzen auf ein Gewährenlassen des angeblichen Volkswillens pocht, hat Bronner in seinen früheren Büchern schon eingehend untersucht. Beiden wirft er Geringschätzung der wissenschaftlichen Exaktheit und rationalen Sachlichkeit vor. Damit stößt seine Analyse jedoch an ihre eigenen Grenzen.
Die Verkürzung anthropologischer Forschung auf die Messwerte frei gewordener Gehirnzeit und auf die dutzendweise gelieferten soziologischen, verhaltenspsychologischen, neurologischen Laborexperimente zeugt von einer gewissen szientistischen Einseitigkeit. Der Forderung nach Regulierung im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit stimmt man gerne zu. Wie das in unseren Gesellschaften, die auf individueller Freiheit beruhen, zu machen ist, bleibt aber offen. Und dass unser Ebenbild, das uns aus den Verzerrungen der kognitiven Apokalypse heute entgegenblickt, uns zur Besinnung bringen könnte wie dereinst der im Wasser gespiegelte und abgemilderte Blick Medusas, ist eine kühne Vermutung.
JOSEPH HANIMANN
Ein gefräßiges Wesen mit einer
Schwäche für kognitives
Fastfood – das ist der Mensch
Gérald Bronner:
Kognitive Apokalypse.
Eine Pathologie der
digitalen Gesellschaft.
Aus dem Französischen von Michael Bischoff.
C.H. Beck Verlag,
München, 2022.
285 Seiten. 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"So spannend und schlüssig aufgeschrieben, dass aus dem Theoriebuch ein Thriller wird, der im eigenen Hirn spielt."
Süddeutsche Zeitung

"Als Soziologe, Anthropologe und Neurologe zeigt Bronner in 'Kognitive Apokalypse', wie wir uns dank der Gehirnzeit, die durch die digitale Technologien freigesetzt wurde, auf dem Weg zu ungeahnten Möglichkeiten und Gefahren befinden."
Süddeutsche Zeitung, Joseph Hanimann

"Der französische Soziologe klärt auf über die drohende kognitive Apokalypse und zeigt Lösungsmöglichkeiten für einen verantwortungsvollen Umgang mit Information im digitalen Zeitalter."
Die Welt, Ute Cohen

"Brillante, mehrfach preisgekrönte Analyse"
Deutschlandfunk Kultur Buchkritik, Vera Linß

"Furiose Kollektivdiagnose"
Süddeutsche Zeitung, Andrian Kreye

"Ein inhaltlich feuriges und ästhetisch ruhiges Buch"
GALORE, Oliver Uschmann

"Ebenso anspruchsvoll wie informativ"
NZZ am Sonntag, Gregor Szyndler

"Dieser existenzielle Alarmruf liest sich erstaunlich 'unterhaltsam', er lohnt die auf ihn verwendete Gehirnzeit und sollte weithin gehört und befolgt werden!"
Augsburger Allgemeine, Harald Loch

"Bronner zählt in seinem fakten- und anekdotenreichen Buch viele Facetten und Absurditäten unseres von Social Media, Fake News & Co geprägten Zeitalters auf."
Der Falter, Georg Renöckl

"Liefert messerscharfe Begriffe, um den neuen Alltag zu sezieren."
Psychologie Heute
"Dank kluger Köpfe wie Bronner wissen wir, wo es langgehen könnte."
Sounds&Books, Sebastian Meißner
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