Es ist schon eine Kunst, so viele Romane um einen Serienkommissar zu bauen und dabei immer wieder neue Themenfelder zu besetzen, in denen er sich zu bewähren hat. Die Nähe zur Wiederholung geht Ian Rankin in seinem neuen Thriller geschickt aus dem Weg, indem er die Wirklichkeit eines G8-Treffens in
der Nähe von Edingburgh in den Mittelpunkt rückt. Sie ist dabei weder Bühnenbild für eine…mehrEs ist schon eine Kunst, so viele Romane um einen Serienkommissar zu bauen und dabei immer wieder neue Themenfelder zu besetzen, in denen er sich zu bewähren hat. Die Nähe zur Wiederholung geht Ian Rankin in seinem neuen Thriller geschickt aus dem Weg, indem er die Wirklichkeit eines G8-Treffens in der Nähe von Edingburgh in den Mittelpunkt rückt. Sie ist dabei weder Bühnenbild für eine Whodunit-Geschichte, noch Gegenstand Political Correctness: sie richtet Chaos an. Selbst George Bush tritt kurz auf. Auch bei Rankin sind die Guten gut und die Bösen böse, auch Im Namen der Toten legt sich Wirtschaftskriminalität den Deckmantel des Allgemeinwohls zu: Arbeitsplätze schaffen, sichern, Störenfriede ausschalten, Demonstranten fernhalten. Beim einem G8-Gipfel ist das schwer. Es kommen einfach zu viele demonstrieren. So versinkt Edingburgh schon nach kürzester Zeit im Chaos, tauchen die bewährten Schuldzuweisungen auf, müssen sich John Rebus und Siobhan Clark einem Serienkiller widmen, der es auf Sexualstraftäter abgesehen hat, außerdem wird ihnen untersagt, die Umstände des Todes eines Mitglied des G8-Trosses nach einem Sturz von der Burgmauer zu klären. Genau die richtige Herausforderung für einen John Rebus. Eine feine Ironie liegt der Geschichte zu Grunde: Es gibt nicht wenige in diesem Rechtsstaat, die wegsehen würden, wenn ausgerechnet ein Triebtäter ermordet wird, es gibt genug in einer Regierung, die wegsehen, wenn es dem großen Ganzen dient und einen von ihnen trifft. In diesem Umfeld zeigen Rebus und Siobhan all ihre Stärken, sie ecken an, sie gehorchen nicht, sie machen sich mit Menschen gemein, denen sie sonst fernbleiben und sie erfahren in Gestalt von Siobahns Eltern, wie leicht Gewalt einen verstummen läßt. Rankin besticht dabei durch seine Dialoge, denen Selbstironie, wie bitterer Witz auszeichnen und schärft den Blick für all die Straßen in Edinburgh, die nicht Princess Street heißen. Viel zu selten trauen sich Autoren so nah an die Wirklichkeit heran. Nachdem man Rankins Roman gelesen hat, kann man nur sagen: Geht doch.