Suzette Mayr
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Der Schlafwagendiener (eBook, ePUB)
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Baxter träumt davon, Zahnarzt zu werden, und spart dafür jeden Dollar Trinkgeld. Bis er sich das Studium leisten kann, muss er auf mehrtägigen Schlafwagentouren stumm lächelnd und nickend alle Aufträge der reichen, weißen, oft skurrilen Fahrgäste ausführen. Er darf weder seinen eigenen Namen verwenden noch sich den kleinsten Fehler erlauben, dort am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie, auf dem Trittschemel beim Schuhepolieren oder beim Kloputzen. Im Jahr 1929 würde er für seine heimliche Hingabe an Männer nicht nur seinen Job verlieren, sondern unweigerlich im Gefängni...
Baxter träumt davon, Zahnarzt zu werden, und spart dafür jeden Dollar Trinkgeld. Bis er sich das Studium leisten kann, muss er auf mehrtägigen Schlafwagentouren stumm lächelnd und nickend alle Aufträge der reichen, weißen, oft skurrilen Fahrgäste ausführen. Er darf weder seinen eigenen Namen verwenden noch sich den kleinsten Fehler erlauben, dort am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie, auf dem Trittschemel beim Schuhepolieren oder beim Kloputzen. Im Jahr 1929 würde er für seine heimliche Hingabe an Männer nicht nur seinen Job verlieren, sondern unweigerlich im Gefängnis landen. Unterdessen bleibt der Zug auf der Fahrt von Montreal nach Vancouver vor einer Schlammlawine stehen. Die Stimmung an Bord wird mit jeder Stunde angespannter. Während des pausenlosen Tag- und Nachtdiensts bekommt der völlig übermüdete Baxter langsam Halluzinationen und hat seine unterdrückten Gefühle immer weniger unter Kontrolle.
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Suzette Mayr, geboren 1967, hat für ihre sechs bisher erschienenen Romane bereits mehrere Preise erhalten. 2022 wurde sie für »Der Schlafwagendiener« mit dem renommiertesten kanadischen Literaturpreis, dem Giller Prize, ausgezeichnet. Mayr unterrichtet Kreatives Schreiben an der Universität von Calgary.
Produktdetails
- Verlag: Verlag Klaus Wagenbach
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 17. August 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783803143778
- Artikelnr.: 68526415
Unermüdlich hört man beim Lesen die Räder des Zuges rollen von Montreal nach Vancouver. Unermüdlich schuftet auch Baxter Tag und Nacht als Schlafwagendiener. So wie der Zug nur kurz Halt macht, sind auch ihm nur kurze Pausen gegönnt, die nicht ausreichen, um den permanenten …
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Unermüdlich hört man beim Lesen die Räder des Zuges rollen von Montreal nach Vancouver. Unermüdlich schuftet auch Baxter Tag und Nacht als Schlafwagendiener. So wie der Zug nur kurz Halt macht, sind auch ihm nur kurze Pausen gegönnt, die nicht ausreichen, um den permanenten Schlafmangel wettzumachen, der ihm mit jedem Kilometer mehr Halluzinationen beschert. Doch er muss wach sein, ständig auf der Hut sein, denn ein Verstoß gegen die Dienstvorschriften könnten seinen Traum vom Zahnmedizinstudium zerstören. Und die Vorschriften sind nicht nur streng, sondern auch oft widersinnig.
»Verhalte dich im Zug wie ein Automat auf dem Rummelplatz … Setz dieses besondere Lächeln auf, je breiter, desto besser, drück auf den Knopf, schalt es ein, aber gib nicht den Onkel Tom. Nicht grinsen. Singe, tanze, mache Zaubertricks, wenn sie dich darum bitten. Vielleicht auch noch was anderes, falls es genug Geld bringt.« S.214
1929 – Baxter hat 967 Dollar gespart von dem kläglichen Trinkgeld, das er auf seinen Fahrten bekommen hat. Doch man kann es den anspruchsvollen, nörgeligen Passagieren kaum Recht machen. Egal wie unsichtbar er sich macht, die fehlenden 101 Dollar zu bekommen, ist unrealistischer als wegen ein paar haarsträubende Beschwerden den Job zu verlieren. Und die wohlhabenden Fahrgäste schikanieren ihn, wo sie nur können. Dann findet er eine Postkarte, auf der zwei Männer in einer eindeutigen Pose zu sehen sind, doch statt sie wegzuschmeißen, wirft er in den schlaflosen Nächten immer wieder einen sehnsüchtigen Blick darauf. Zu allem Überfluss versperrt eine Schlammlawine die Gleise, sicher wird man sich auch dafür über Baxter beschweren und er kann sein Studium vergessen.
Mayrs gut recherchierter historischer Roman wird aus der Perspektive eines Schwarzen, schwulen Mannes erzählt, dem Rassismus und Homophobie entgegenschlägt, der nicht nur die ständigen Erniedrigungen weglächeln muss, sondern von Hunger und Schlafmangel geplagt wird.
Dazu bevölkert Mayr den Zug mit allerlei skurrilen Figuren, deren schmutzige Geheimnisse nach und nach ans Licht kommen. Die ihn mit ihren teils absurden Wünschen immer wieder aus seiner Unsichtbarkeit locken und zur Gefahr für sein Strafpunktekonto werden. Um sich zu schützen, baut er eine Distanz zu ihnen auf, indem er ihnen Namen wie Papier und Pappe, Mango oder Spinne gibt. So verpackt Mayr ein schweres Thema hinter tragisch komischen Szenen, die dem ganzen Roman eine gewisse Leichtigkeit verschaffen. Dennoch verliert man als Leser nie aus den Augen, dass Baxter seine eigenen Bedürfnisse ständig zurückstellt, ob nun sexuell oder nach Schlaf und Essen. Gerade der Schlafmangel ist ein zentrales Thema, das sich mit der Zeit zuspitzt, in Halluzinationen gipfelt, sodass man als Leser*in quasi mit ihm leidet.
Ich hatte das Gefühl, als sei der Zug über die Jahre zu Baxters Escape-Room geworden, dem er kaum entkommen kann, während die Weißen um ihn herum ein- und aussteigen und er immer wieder zurückbleibt. In meinen Augen großartig gemacht von Mayr, sowohl stilistisch als auch metaphorisch mit einer dichten, teils karikativen Atmosphäre.
Persönlich berührt mich das immer sehr tief, wenn es um Diskriminierung und Rassismus geht, auch dieses Buch sticht immer wieder in meine empfindlichen Stellen, fühlte sich aber mit seiner leichten Art nicht so schwer und belastend an, wie ich zu Beginn dachte. Ein wunderbarer, bildreicher Roman mit einem charmanten, außergewöhnlichen Protagonisten, den ich sehr gern auf der Zugfahrt begleitet habe.
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Suzette Mayrs Gesellschaftsroman erinnert durch das Setting an Agatha Christies "Mord im Orientexpress". Auch hier spielt ein Großteil der Handlung in einer Überlandbahn, der "schnellsten Überlandbahn des Kontinents", wie Protagonist und Schlafwagenduener Baxter …
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Suzette Mayrs Gesellschaftsroman erinnert durch das Setting an Agatha Christies "Mord im Orientexpress". Auch hier spielt ein Großteil der Handlung in einer Überlandbahn, der "schnellsten Überlandbahn des Kontinents", wie Protagonist und Schlafwagenduener Baxter nicht müde wird zu betonen. Wobei - müde ist er eigentlich permanent, die Arbeitsbedingungen sind ausbeuterisch und katastrophal. Doch sein großes Ziel vor Augen - Baxter will sich durch sein Salär von der kanadischen Eisenbahngesellschaft sein Studium der Zahnmedizin finanzieren - lässt sich der Schlafwagendiener von der illustren Gesellschaft der Reisenden so gut wie jede Gemeinheit und Schikane gefallen.
Baxter steht gesellschaftlich gleich mehrfach im Abseits: als Einwanderer, als Schwarzer und als Schwuler.Seine sexuelle Orientierung hängt wie ein Damoklesschwert über ihm. Einerseits könnte er die zusätzlichen Einnahmen gut gebrauchen, die ihm die Annahme der sexuellen Offerten von (wohlhabenden und weißen) männlichen Mitreisenden bescheren würde. Andererseits sind homosexuelle Handlungen im Kanada der 1920er noch strafbar.
Geschickt zeichnet Mayr den Zug als Mikrokosmos, der die damalige Gesellschaft wiederspiegelt. Lediglich mit den surrealen Traumsequenzen, die wohl die unfassbare Übermüdung Baxters verdeutlichen sollen, konnte ich wenig anfangen. Davon abgesehen ist es eine wohldurchdachte, nachdenklich stimmenden Geschichte, die leider viel Wahres enthält.
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Kanada, im Jahre 1929: Schlafwagendiener Baxter rattert im Nachtzug von Montréal nach Vancouver. Mit ihm an Bord sind unter anderem ein Schauspieler, eine Schriftstellerin, ein Medium und eine Oma mit ihrer Enkelin. Niemand der Fahrgäste kennt den Traum des Dieners. Denn Baxter nimmt …
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Kanada, im Jahre 1929: Schlafwagendiener Baxter rattert im Nachtzug von Montréal nach Vancouver. Mit ihm an Bord sind unter anderem ein Schauspieler, eine Schriftstellerin, ein Medium und eine Oma mit ihrer Enkelin. Niemand der Fahrgäste kennt den Traum des Dieners. Denn Baxter nimmt diesen Knochenjob nur in Kauf, weil er auf sein Zahnmedizinstudium spart. Bis dahin heißt es also Schuhe wienern, die Toilette putzen und manchmal sogar - natürlich heimlich - sexuelle Dienstleistungen übernehmen. Wobei Baxter noch mehr verheimlichen muss, denn er steht im gesellschaftlichen System nicht nur wegen seiner Hautfarbe ganz unten, sondern ist zudem auch noch homosexuell. Als der Zug jäh durch eine Schlammlawine gebremst wird, überwältigt der Schlafmangel Baxter immer stärker. Geplagt von Halluzinationen sehnt der Schlafwagendiener das Ende der Reise herbei - wohl das Einzige, was ihn mit den Fahrgästen eint....
Liest man etwas von einem Schlafwagen, mag einen selbst gleich die Müdigkeit überfallen. Bei Suzette Mayr ist das hingegen ausgeschlossen, denn die Autorin wirft die Leserschaft sofort hinein in eine schier unglaubliche Hektik. Gemeinsam mit Baxter wird hier noch die letzte Koje vorbereitet, während dort schon der erste Fahrgast wartet. Wann trifft der Zug wo ein, wann fahren wir endlich ab und wo, verdammt nochmal, ist eigentlich mein Abteil? In diesem Stil merkt man von Beginn an, welch aufreibenden Job Baxter und seine Kollegen dort verrichten müssen. Passend dazu setzt Mayr auf das erzählerische Präsens, das immer eine besondere Unmittelbarkeit ausdrückt. Dabei befinden wir uns bisher lediglich im "Vorher", einem langen Epilog, der den Protagonisten seinem Publikum näher vorstellt.
Und dieser Baxter ist zweifelsohne ein Sympathieträger. Nach außen hin erträgt er stoisch sämtliche Erniedrigungen und Demütigungen, doch innerlich brodelt auch er. Wir werden diesen Baxter den gesamten Roman über nicht aus den Augen verlieren. Keine Szene funktioniert ohne ihn, und wir wissen über die Fahrgäste immer genau das, was auch Baxter weiß. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist von Suzette Mayr äußerst klug konzipiert, denn dadurch wachsen nicht nur Sympathie und Empathie für den Helden, sondern es sorgt auch für Spannung, da man nie weiß, was hinter welcher Tür eigentlich gerade geschieht. Es sei denn, Baxter blickt hinein...
Züge sind ja oftmals ein dankbares Setting für gute Romane, wie beispielsweise zuletzt auch "Wunderkind Erjan" von Hamid Ismailov oder "Was geschieht in der Nacht" von Peter Cameron. So auch hier, wo im Hauptstrang der Zug bzw. sein Umfeld sogar überhaupt nicht verlassen werden. Fernab jeglicher Eisenbahnromantik sollte Suzette Mayr somit auch passionierte Bahnfahrer:innen ansprechen. Und dennoch kommt nicht nur der Zug zwischenzeitlich zum Stillstand, sondern auch die Dynamik des Romans. Die Fahrgäste wenden sich mit immer den gleichen Fragen und Problemen an Baxter, was nicht nur ihn, sondern auch die Leser:innen zunehmend nervt. Hier hätte dem "Schlafwagendiener" eine Straffung oder andere Entwicklung gut getan. Hinzu kommt, dass von den zahlreich eingesetzten bildhaften Vergleichen nicht jeder gleichermaßen passt. Insbesondere die anfänglich immer wiederkehrenden Eisenbahn-Bilder wirken teilweise etwas bemüht oder repetitiv.
Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau, denn im Finale legt nicht nur der Zug noch einmal zu, sondern auch Suzette Mayr. Nachdem die Leserschaft eine recht alberne Séance ertragen musste, besinnt sich der Roman nämlich seiner Stärken: der Empathie, Solidarität und Warmherzigkeit, die Mayr mit dem Buch Minderheiten entgegenbringt. Sicherlich sah man schon Schlafwagendiener in Filmen durchs Bild huschen, aber wer schrieb jemals so ernsthaft und ausführlich über sie? Zeitgleich behandelt Mayr auch heute noch gesellschaftlich wichtige Themen wie Rassismus und den Umgang mit Homosexualität, der in der historischen Perspektive aufgrund der Strafbarkeit ungleich dramatischer war. Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch die sage und schreibe drei Seiten lange Literaturliste, die Mayr bei der Recherche für das Schreiben eines Romans (!) aufgewendet hat. Dies unterstreicht, wie sehr ihr dieses Thema am Herzen lag und sorgt für zahlreiche zusätzliche Sympathiepunkte. Erwähnt werden sollte auch die formal liebevolle Aufmachung. Da gibt es die Jobanzeige für Schlafwagendiener, den Aufbau eines Waggons oder auch mal ein kleines Schriftbild, wenn die ihrerseits kleine Esme etwas flüstert.
Insgesamt ist "Der Schlafwagendiener" eine liebevolle und unterhaltsame Zugreise in eine Zeit, in der sich in Kanada ein Schwarzer darüber Gedanken machen musste, ob er in einer öffentlichen Toilette neben einem Weißen stehen darf. In eine Zeit, in der ein Diener in einem Zug den Dreck anderer Menschen entfernen musste, ohne dafür kaum mehr als ein mickriges Trinkgeld zu erhalten. Und in eine Zeit, in der ein Homosexueller für Sexualkontakte mit anderen Männern ins Gefängnis musste.
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Baxter möchte Zahnarzt werden. Nichts mehr als das. Um das Geld für das Studium zusammenzusparen, arbeitet er bei einer kanadischen Eisenbahngesellschaft. Es ist 1929 und er ist Schwarz und Homosexuell. Und Schlafwagendiener. Die unterste Stufe der gesellschaftlichen Hierarchieleiter. Und …
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Baxter möchte Zahnarzt werden. Nichts mehr als das. Um das Geld für das Studium zusammenzusparen, arbeitet er bei einer kanadischen Eisenbahngesellschaft. Es ist 1929 und er ist Schwarz und Homosexuell. Und Schlafwagendiener. Die unterste Stufe der gesellschaftlichen Hierarchieleiter. Und so existiert er zwischen verwöhnten Reichen und Möchtegernberühmtheiten und ihren Koffern, Taschen, Kleidern und Schuhen, zwischen ihren Gerüchen, ungepflegten schiefen Zähnen, zwischen ihren verbalen Belanglosigkeiten oder Beleidigungen fast unbemerkt, mit dem Selbstverständnis eines Gebrauchsgegenstandes.
Er putzt Schuhe, Kojen und Toiletten, hält Leitern und Stufen, hievt Koffer rauf und runter, hat ein Ohr für diesen und eine Geschichte für jenen und nachts rennt er zwischen betrunkenen Fahrgästen, die ihr Bett, Schlaftrunkenen, die die Toilette suchen und den Abteilen schlafender Kollegen hin und her, während er selbst nur „mohnsamengroße“ Portionen Schlaf sammelt, mit bleiernen Augenlidern und immer mehr halluzinierend zwischen Wachen und Träumen dem nächsten Tag entgegenfährt. „In seinem Hirn surrt und qualmt das Räderwerk des Schlafs.“
Ich bin von dieser tragisch-komischen schlaksigen rastlosen Figur hingerissen. Erzählt wird dieses Gesellschaftspanorama aus Baxters Perspektive. Ohne selbst Grundbedürfnisse wie Essen und Schlaf befriedigen zu können, balanciert er auf dem Drahtseil heilloser Überforderung und perfekt organisierter Betriebsamkeit mit seinen übernächtigten wirren Gedanken durch die Geschichte. Über seinen Galgenhumor, mit dem er seine Umgebung kommentiert, mit dem er den Passagieren Namen wie Pappe und Papier, Mango, Spinne, je nach ihrem Äußeren gibt, Zähne analysiert, die bei den widerlichsten Menschen am ungepflegtesten sind, muss ich oft schmunzeln. Ich renne mich mit ihm müde und verzweifle ob der vermeintlichen Sinnlosigkeit seines Tuns, bange mit ihm um Strafpunkte, für die kleinsten Vergehen, an denen er keine Schuld trägt.
Und so rolle ich in diesem „Luxusgefängnis“ durch ein Panorama der menschlichen Gesellschaft, in der es die gibt, die oben sind und die Regeln bestimmen und die, die unten, um Unsichtbarkeit bemüht versuchen, ihren Tritten auszuweichen. Alles hat so seine Ordnung, solange der Zug rollt und niemand diese Ordnung in Frage stellt.
Unterhaltsam, humorvoll, tiefgründig, antirassistisch, antidiskriminierend, treibend, sprachlich originell, liebevoll, so vieles ist diese Reise durch Kanada mit Baxter. Suzette Mayr ist zu Recht für dieses Buch mit dem renommiertesten kanadischen Literaturpreis, dem Giller Prize ausgezeichnet worden. Auch Anne Emmert hätte für die Übersetzung dieses sprachlichen Feuerwerks einen Preis verdient. Ein Buch, das mir in Erinnerung bleiben wird.
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„Der Schlafwagendiener“ stammt aus der Feder von Suzette Mayr. Ihr Hauptprotagonist Baxter ist einem recht schnell nach Lesebeginn ans Herz gewachsen. Er will seinen großen Traum Zahnarzt zu werden definitiv mit allen Mitteln in die Realität umsetzen. Das Studium ist teuer und …
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„Der Schlafwagendiener“ stammt aus der Feder von Suzette Mayr. Ihr Hauptprotagonist Baxter ist einem recht schnell nach Lesebeginn ans Herz gewachsen. Er will seinen großen Traum Zahnarzt zu werden definitiv mit allen Mitteln in die Realität umsetzen. Das Studium ist teuer und dafür muss er arbeiten gehen. Wie der Buchtitel bereits verrät, ist er für alle Belange der Menschen in den nächtlichen Stunden in den Zügen da. Keiner kennt seinen Namen, er macht einfach nur, er schafft einfach nur um seinen Traum zu erfüllen. Mayr zeigt auf, was man alles für seine Träume hinnehmen muss. Baxter ist ein Niemand und muss vor den Gästen auf die Knie gehen um ihre Schuhe zu polieren oder eben das Klosett nochmals richtig gründlich nach deren Benutzung zu reinigen. Sie merken schon, für seinen großen Traum macht Baxter Dinge, die schon in gewisser Weise erniedrigend sind. Ist es all das wert? Zudem schreiben wir das Jahr 1929 - keine Zeit der Offenheit in jeglicher Hinsicht. Egal ob die Hautfarbe oder gar die sexuelle Hingabe: über all das wird nicht gesprochen. Baxters Arbeit bringt ihn fasst um den Verstand denn es plagen ihn Halluzinationen. Im Klappentext wird bereits kurz das Unglück beschrieben welches Baxter wahrlich herausfordert. Es fordert auch in gewisser Weise uns Leser heraus, denn wir leiden mit Baxter mit und würden ihm irgendwie gerne unter die Arme greifen aber es stellt sich auch die Frage, ob es sich lohnt diesem Traum hinterherzulaufen, dafür zu kämpfen. Ist all die Mühe, die Arbeit diese Erfüllung wert? Wie weit muss man gehen, will man gehen? Mayr ist in vielen Augenblicken philosophisch und trifft zumeist immer den richtigen Ton. Ihre Wortwahl ist der Zeit angepasst und der gesamten Situation. Sie spricht Themen an, die gern unter den Teppich gekehrt werden und wenn wir ehrlich sind, sind viele dieser Themen bis heute auch noch aktuell. „Der Schlafwagendiener“ bracht mir wirklich beste Leseunterhaltung und eine Geschichte die noch nachhallt. 4 Sterne hierfür!
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