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Eine Frau liebt einen Mann, weil der die Frau liebt. Was kann man sich Besseres wünschen in einer Welt, in der die Liebe nur noch ein Marketinginstrument ist? Ebendiese Welt kennt kein Pardon: Auf einer Reise nach China kommt der Mann gleich wieder abhanden, und man fragt sich, ob das mit rechten Dingen zugeht. Warum sucht man nach Veränderung, wenn man das Glück gefunden hat? Warum bleibt man nicht dort, wo man glücklich ist? Sibylle Berg erzählt eine moderne Liebesgeschichte und zeigt mit so melancholischen wie bösartigen Bildern eine Welt, in der man höchstens zu zweit überleben kan...
Eine Frau liebt einen Mann, weil der die Frau liebt. Was kann man sich Besseres wünschen in einer Welt, in der die Liebe nur noch ein Marketinginstrument ist? Ebendiese Welt kennt kein Pardon: Auf einer Reise nach China kommt der Mann gleich wieder abhanden, und man fragt sich, ob das mit rechten Dingen zugeht. Warum sucht man nach Veränderung, wenn man das Glück gefunden hat? Warum bleibt man nicht dort, wo man glücklich ist? Sibylle Berg erzählt eine moderne Liebesgeschichte und zeigt mit so melancholischen wie bösartigen Bildern eine Welt, in der man höchstens zu zweit überleben kann.
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Sibylle Berg, geboren in Weimar, lebt heute als Dramatikerin und Autorin in Zürich und Tel Aviv. Bisher veröffentlichte sie 15 Romane, 17 Theaterstücke und unzählige Essays. Ihre Werke wurden in 34 Sprachen übersetzt. Bei Hanser erschienen Der Mann schläft (Roman, 2009), Vielen Dank für das Leben (Roman, 2012), Wie halte ich das nur alles aus? (Fragen Sie Frau Sibylle, 2013), Der Tag, an dem meine Frau einen Mann fand (Roman, 2014) und zuletzt Wunderbare Jahre (Als wir noch die Welt bereisten, 2016).

© Katja Hoffmann
Produktdetails
- Verlag: Carl Hanser Verlag
- Seitenzahl: 312
- Erscheinungstermin: 17. August 2009
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446234543
- Artikelnr.: 37088964
Zu zweit ist es angenehmer
Glück gehabt: Sibylle Berg mit neuen, leisen Tönen
Von Kolja Mensing
Ein Mann und eine Frau machen Urlaub auf einer kleinen Insel im Südchinesischen Meer. Nach einigen Tagen fährt der Mann mit der Fähre aufs Festland, um Zeitungen zu kaufen. Er kehrt nicht zurück. Anfragen bei der Polizei und in den Krankenhäusern bleiben ohne Erfolg. Er ist einfach verschwunden. Nach drei Monaten ist die Frau immer noch auf der Insel: "Abreisen, das wäre eine gezielte Aktion, das hieße Ticket buchen, ein Flugzeug besteigen, zurück in mein Leben und akzeptieren, dass ich wieder allein bin." Also läuft sie Tag für Tag über die mit Betonquadern ausgelegten Wege und starrt auf das graue Meer,
Glück gehabt: Sibylle Berg mit neuen, leisen Tönen
Von Kolja Mensing
Ein Mann und eine Frau machen Urlaub auf einer kleinen Insel im Südchinesischen Meer. Nach einigen Tagen fährt der Mann mit der Fähre aufs Festland, um Zeitungen zu kaufen. Er kehrt nicht zurück. Anfragen bei der Polizei und in den Krankenhäusern bleiben ohne Erfolg. Er ist einfach verschwunden. Nach drei Monaten ist die Frau immer noch auf der Insel: "Abreisen, das wäre eine gezielte Aktion, das hieße Ticket buchen, ein Flugzeug besteigen, zurück in mein Leben und akzeptieren, dass ich wieder allein bin." Also läuft sie Tag für Tag über die mit Betonquadern ausgelegten Wege und starrt auf das graue Meer,
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während die Wellen die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Mann wie Treibholz an den Strand spülen.
Der neue Roman von Sibylle Berg hebt sich deutlich ab von dem, was sie bisher geschrieben hat. Mit ihren zynischen Episodenromanen "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" (1997) und "Sex 2" (1998) lieferte die leidenschaftliche Kulturpessimistin einen krassen Gegenentwurf zur Euphorie der späten Neunziger: Es waren Geschlechtskrankheiten und nicht Gefühle, die die Menschen miteinander verbanden, und die trostlosen Lebensentwürfe ihrer Protagonisten endeten ausnahmslos in Resignation und filmreifen Gewaltexzessen.
Sibylle Berg, die 1962 in Weimar geboren wurde und heute in Zürich lebt, wurde damals als Hasspredigerin der Single-Gesellschaft gefeiert. Obwohl ihr Ton in der Zwischenzeit schon ein wenig milder geworden ist, überrascht es doch, dass ausgerechnet sie sich daranmacht, eine Liebe zu schildern, die "ruhig und still verlief, die freundschaftlich war und eine gewisse Niedlichkeit ausstrahlte".
Die namenlose Erzählerin ist eine Frau in den "mittleren Jahren", die ihr Geld damit verdient, Gebrauchsanweisungen für Mikrowellen und andere Haushaltsgeräte zu schreiben. Gelegentlich nimmt sie sich einen jüngeren Liebhaber und hat "Sex mit Geräten"; sämtliche Versuche, "Teil eines Paares zu werden", sind dagegen bisher "theoretisch" geblieben. Dann lernt sie eines Abends in einem Restaurant einen Mann kennen. Er ist nicht auffallend schön, eher "massig" und "träge", und doch braucht es nicht mehr als einen schweigsamen, nächtlichen Spaziergang, um das Misstrauen zu überwinden, das die Erzählerin dem "Marketinginstrument Liebe" und dem "sinnlosen Sich-Paaren" bisher entgegengebracht hat. Die Erzählerin und "der Mann" gehen in den Zoo, veranstalten "Gelassenheitswettbewerbe" und sehen sich gegenseitig beim Schlafen zu. "Es machte mich sogar glücklich, mit dem Mann einkaufen zu gehen", stellt sie im Rückblick fest. "Es war wohl, was man gemeinhin unter ,Das Leben ist zu zweit angenehmer' verstand."
Alles hätte man Sibylle Berg zugetraut, nur keinen heiteren Liebesroman. Doch "Der Mann schläft" ist mehr als nur die Geschichte von zwei Leuten, die das Glück suchen - und es tatsächlich finden. So klingt in der lakonischen Stimme der Erzählerin von Anfang an Panik mit. Bereits der ersten Umarmung wohnt eine leichte Hysterie inne, und wenn sie später seine Hand nimmt, dann verbirgt sich hinter der vermeintlich zärtlichen Geste in erster Linie die Angst vor der Einsamkeit. "Ich dachte, vielleicht verschwände er einfach", erinnert sie sich später, als sie in China allein am wüsten Strand der kleinen Insel sitzt: "Darum musste ich ihn festhalten." Jetzt weiß sie, dass die Angst berechtigt war. Der Mann kehrt nicht zurück, warum auch immer, und das ist brutale Erkenntnis, die uns in diesem Roman mit alttestamentarischer Wucht um die Ohren geschlagen wird: "Alles kann dir genommen werden, dauernd. Wenn du dich wohl fühlst, wenn du vergisst, dass Leben Demütigung heißt, gerade dann kommt es und schlägt zu, der Tod, das Schicksal, Gott, das Böse."
So schwarz hat Sibylle Berg noch nie gesehen, und sie war auch noch nie so konsequent. Diesmal gibt es keine Ausreden. Es ist nicht das leere Geschwätz auf den Partys, das uns das Leben zur Hölle macht, und auch nicht das Fernsehen, das Geld und das Feuilleton. Hier geht es um Einsamkeit, um Hoffnungslosigkeit, um Schmerz, und es gibt Stellen in diesem Buch, die einem das Herz zerreißen. Ein alter Chinese, den die Erzählerin auf der Insel kennenlernt, erklärt ihr, dass es früher das Schönste gewesen sei, wenn seine Frau und er am Abend gemeinsam zu Bett gegangen seien. Dann krempelt er eines Tages sein Hosenbein hoch und zeigt die Narben und frischen Wunden an seinem Bein. Seit seine Frau gestorben sei, fährt er fort, füge er sich jeden Tag mit einem Messer einen neuen Schnitt zu.
Sibylle Berg: "Der Mann schläft". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 308 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der neue Roman von Sibylle Berg hebt sich deutlich ab von dem, was sie bisher geschrieben hat. Mit ihren zynischen Episodenromanen "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" (1997) und "Sex 2" (1998) lieferte die leidenschaftliche Kulturpessimistin einen krassen Gegenentwurf zur Euphorie der späten Neunziger: Es waren Geschlechtskrankheiten und nicht Gefühle, die die Menschen miteinander verbanden, und die trostlosen Lebensentwürfe ihrer Protagonisten endeten ausnahmslos in Resignation und filmreifen Gewaltexzessen.
Sibylle Berg, die 1962 in Weimar geboren wurde und heute in Zürich lebt, wurde damals als Hasspredigerin der Single-Gesellschaft gefeiert. Obwohl ihr Ton in der Zwischenzeit schon ein wenig milder geworden ist, überrascht es doch, dass ausgerechnet sie sich daranmacht, eine Liebe zu schildern, die "ruhig und still verlief, die freundschaftlich war und eine gewisse Niedlichkeit ausstrahlte".
Die namenlose Erzählerin ist eine Frau in den "mittleren Jahren", die ihr Geld damit verdient, Gebrauchsanweisungen für Mikrowellen und andere Haushaltsgeräte zu schreiben. Gelegentlich nimmt sie sich einen jüngeren Liebhaber und hat "Sex mit Geräten"; sämtliche Versuche, "Teil eines Paares zu werden", sind dagegen bisher "theoretisch" geblieben. Dann lernt sie eines Abends in einem Restaurant einen Mann kennen. Er ist nicht auffallend schön, eher "massig" und "träge", und doch braucht es nicht mehr als einen schweigsamen, nächtlichen Spaziergang, um das Misstrauen zu überwinden, das die Erzählerin dem "Marketinginstrument Liebe" und dem "sinnlosen Sich-Paaren" bisher entgegengebracht hat. Die Erzählerin und "der Mann" gehen in den Zoo, veranstalten "Gelassenheitswettbewerbe" und sehen sich gegenseitig beim Schlafen zu. "Es machte mich sogar glücklich, mit dem Mann einkaufen zu gehen", stellt sie im Rückblick fest. "Es war wohl, was man gemeinhin unter ,Das Leben ist zu zweit angenehmer' verstand."
Alles hätte man Sibylle Berg zugetraut, nur keinen heiteren Liebesroman. Doch "Der Mann schläft" ist mehr als nur die Geschichte von zwei Leuten, die das Glück suchen - und es tatsächlich finden. So klingt in der lakonischen Stimme der Erzählerin von Anfang an Panik mit. Bereits der ersten Umarmung wohnt eine leichte Hysterie inne, und wenn sie später seine Hand nimmt, dann verbirgt sich hinter der vermeintlich zärtlichen Geste in erster Linie die Angst vor der Einsamkeit. "Ich dachte, vielleicht verschwände er einfach", erinnert sie sich später, als sie in China allein am wüsten Strand der kleinen Insel sitzt: "Darum musste ich ihn festhalten." Jetzt weiß sie, dass die Angst berechtigt war. Der Mann kehrt nicht zurück, warum auch immer, und das ist brutale Erkenntnis, die uns in diesem Roman mit alttestamentarischer Wucht um die Ohren geschlagen wird: "Alles kann dir genommen werden, dauernd. Wenn du dich wohl fühlst, wenn du vergisst, dass Leben Demütigung heißt, gerade dann kommt es und schlägt zu, der Tod, das Schicksal, Gott, das Böse."
So schwarz hat Sibylle Berg noch nie gesehen, und sie war auch noch nie so konsequent. Diesmal gibt es keine Ausreden. Es ist nicht das leere Geschwätz auf den Partys, das uns das Leben zur Hölle macht, und auch nicht das Fernsehen, das Geld und das Feuilleton. Hier geht es um Einsamkeit, um Hoffnungslosigkeit, um Schmerz, und es gibt Stellen in diesem Buch, die einem das Herz zerreißen. Ein alter Chinese, den die Erzählerin auf der Insel kennenlernt, erklärt ihr, dass es früher das Schönste gewesen sei, wenn seine Frau und er am Abend gemeinsam zu Bett gegangen seien. Dann krempelt er eines Tages sein Hosenbein hoch und zeigt die Narben und frischen Wunden an seinem Bein. Seit seine Frau gestorben sei, fährt er fort, füge er sich jeden Tag mit einem Messer einen neuen Schnitt zu.
Sibylle Berg: "Der Mann schläft". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 308 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dies Buch könnte ein kleines Meisterwerk sein, wenn man dem Rezensenten Kolja Mensing glaubt. Er ist jedenfalls tief beeindruckt von dem Widerstreit zwischen der fast zynischen, trocken benennenden Sprache der Ich-Erzählerin und der unerfüllten Sehnsucht nach etwas, an das sie gar nicht geglaubt, das sie dann fand und wieder verlor - nämlich: Liebe. In Passagen scheint sich Sibylle Bergs Roman wie ein heiterer Liebesroman zu lesen, aber letztlich, so Mensing, war Berg noch nie so schwarz und unversöhnt wie in diesem Buch, in dem sie ausmalt, dass "Leben Demütigung heißt".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Zynisch, melancholisch und zart, ein in seiner messerscharfen, sich selbst niemals ausnehmenden Diagnosesucht brutal ehrlicher Roman." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.09 "Ein Plädoyer für mehr Gleichmut in der Liebe und mehr Anspruchslosigkeit im Leben in sanft melancholische, moderat maliziöse Bilder gekleidet." Kristina Maidt-Zinke, Die Zeit, 03.09.09 "Mehr als nur die Geschichte von zwei Leuten, die das Glück suchen - und es tatsächlich finden. Sibylle Berg mit neuen, leisen Tönen." Kolja Mensing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.09
»Gekonnt sarkastisch erzählt Sibylle Berg von den Einsamkeiten des Lebens.« Charlotte Melde, Emotion 06/2011
Gebundenes Buch
Ein Liebesroman von Sybille Berg? Keine Sorge, „Der Mann schläft“ ist natürlich keine romantische Schmonzette, sondern enthält auch viel von Bergs gewohntem Zynismus und Weltekel. Vor allem wenn die Ich-Erzählerin, eine Frau Mitte 40, auf ihr Leben und ihre …
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Ein Liebesroman von Sybille Berg? Keine Sorge, „Der Mann schläft“ ist natürlich keine romantische Schmonzette, sondern enthält auch viel von Bergs gewohntem Zynismus und Weltekel. Vor allem wenn die Ich-Erzählerin, eine Frau Mitte 40, auf ihr Leben und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zurückschaut, werden ihre Erkenntnisse knochentrocken, böse, aber durchaus zutreffend in Berg-typischen Bonmots zum Besten gegeben. Aber auch diese desillusionierte Protagonistin hat ihn schließlich gefunden, den EINEN Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen möchte. Und wie Berg dieses Paar völlig unspektakulär beschreibt, ist erstaunlich ehrlich und einfühlsam: Kein großes Gefühlsdrama, sondern was diese Beziehung zum größten Teil wirklich ausmacht, wird erzählt – nebeneinander gehen und liegen, miteinander reden, aber auch schweigen können, einander annehmen, wie man ist. Als der Mann dann auf einer Reise verschwindet, ist die Frau entsprechend aufgelöst – Ausgangspunkt des Romans, der in zwei gegenläufigen Zeitebenen erzählt ist, die am (doch hoffnungsvollen) Schluss zusammenfinden. Insgesamt fand ich „Der Mann schläft“ klasse geschrieben und konstruiert, doch die seltsamen Nebenfiguren, auf welche die Frau im Laufe des Romans trifft und die in völlig unwahrscheinlichen Monologen ihre Weltsicht zum Besten geben, haben mich etwas genervt. Deshalb nur vier Sterne.
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Broschiertes Buch
Bitterböse Lektüre für Masochisten
Auch wenn der Titel «Der Mann schläft» suggerieren mag, man habe einen Liebesroman von Sibylle Berg vor sich, ist doch genau das Gegenteil der Fall. Die im Feuilleton als «leidenschaftliche Hasspredigerin» …
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Bitterböse Lektüre für Masochisten
Auch wenn der Titel «Der Mann schläft» suggerieren mag, man habe einen Liebesroman von Sibylle Berg vor sich, ist doch genau das Gegenteil der Fall. Die im Feuilleton als «leidenschaftliche Hasspredigerin» apostrophierte Schriftstellerin erzählt vielmehr eine für sie typische, pessimistische Geschichte eines Paares, das sie ganz ohne Liebe zueinander finden lässt. Kann das denn gut gehen?
Die namenlos bleibende Ich-Erzählerin ist eine sich selbst unattraktiv findende Frau Mitte vierzig, die das Leben als völlig sinnlos empfindet. Zutiefst misanthropisch, hat sie eine desillusionierte Sicht auf die Welt, besonders was die Zweisamkeit anbelangt. Sie erträgt einfach nicht die Nähe anderer Menschen, weicht ihnen aus, ist lieber für sich allein. Nach vielen kläglich gescheiterten Versuchen, einen Mann fürs Leben zu finden, trifft sie plötzlich auf ihren ‹Mister Right›, ein Wunder, auf das sie nicht mehr zu hoffen gewagt hat. «Der Mann», wie er im Roman immer nur genannt wird, ist ein dicker, schweigsamer Typ, mit dem sie eine innere Verbindung zu haben scheint. Er ist der erste Mann, an den sie sich anlehnen und ihren Weltekel vergessen kann. Sie mag ihn, ganz einfach weil er sie liebt und mit seinem eher phlegmatischen Charakter ihre Launen geduldig erträgt. Und so folgt sie ihm denn auch ins Tessin, wo er wohnt und arbeitet, ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Übersetzerin von Bedienungs-Anleitungen kann sie auch von dort aus nachgehen.
In zwei chronologisch aufeinander zulaufenden Handlungs-Strängen wird abwechselnd in vielen kurzen Kapiteln von ihrer vier Jahre andauernden Zweisamkeit erzählt, in der «der Mann» letztendlich allenfalls eine Nebenrolle spielt. Er ist gutmütig, genügsam, alles andere als charismatisch, aber er verkörpert den sicheren Hafen im tosenden Meer menschlichen Lebens, in dem die Protagonistin ständig unterzugehen droht. In soweit alles «Friede, Freude, Eierkuchen»! Bis Sibylle Berg die Beiden nach vier Jahren plötzlich aus ihrer stillen Idylle zu einer Reise nach Hongkong aufbrechen lässt. Sie haben sich auf einer kleinen Insel eingemietet und entdecken dort das ihnen fremde China. Eines Tages fährt «Der Mann» mal wieder mit der Fähre nach Hongkong hinüber, um einige Besorgungen zu machen, er sei in zwei oder drei Stunden zurück. Aber er kommt nicht zurück, sie erstattet eine Vermisstenanzeige, es findet sich jedoch keine Spur von ihm. Die Erzählerin trifft zufällig auf Kim, ein zehnjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft, das beim verwitweten Großvater aufwächst, der als Masseur arbeitet. Sie empfindet eine gewisse Seelen-Verwandtschaft mit dem altklugen Mädchen, lernt ihren Opa kennen und geht schließlich auf sein Angebot ein, zu ihnen in das schon lange leerstehende Gästezimmer zu ziehen, das sei gut für Kim. Auf ihren Streifzügen über die Insel beobachtet sie die Inselhure, eine querschnitts-gelähmte Frau, die gleichwohl ihrem Gewerbe nachgeht. Wie sich herausstellt, ist sie die Mutter von Kim, die ihr Kind beim Großvater leben lässt, weil es bei ihr geschäfts-schädigend wäre. Zeitweise verfällt die Protagonistin schließlich dem Alkohol und willigt zuletzt ein, notgedrungen mit dem Masseur und Kim zusammen zu bleiben.
Dieser Sibylle-Berg-typisch schlecht gelaunt erzählte, fatalistische Roman ist eine zynische Absage an das Leben, das hier als vollkommen sinnlos dargestellt wird. «Allen wohnte die gleiche Gier und Beschränktheit inne, sie quälten andere, weil sie es konnten. Sie zeigten den Nachbarn an wegen des Hundes, der an ihr Auto uriniert hatte, sie bespitzelten sich, stritten sich, misshandelten sich, als ob es kein Morgen gäbe …». Die bitterböse, zudem noch ziemlich unlogische Geschichte ist durchgängig mit derart gehässigen ‹Lebensweisheiten›gespickt, was dann auf Dauer nur noch nervt. Denn in all der vermeintlichen Ausweglosigkeit scheint Suizid die einzige Chance zu sein. Eine Lektüre also, die allenfalls für weltfremde Masochisten geeignet ist!
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