5 Punkte, die genial an diesem Roman sind:
1- die Listen. Sie geben Struktur, trennen Themen, stiften einen Rahmen und sind so genau das, was Darren eigentlich braucht: Halt und feste Regel. Außerdem zeigen sie nicht nur großartige auf, wann manche Dinge überhaupt wichtig und von Bedeutung
sind. Sie zeigen auch, wann wirklich eine Leerstelle besteht, die Auswirkungen auf Darrens Geschichte…mehr5 Punkte, die genial an diesem Roman sind:
1- die Listen. Sie geben Struktur, trennen Themen, stiften einen Rahmen und sind so genau das, was Darren eigentlich braucht: Halt und feste Regel. Außerdem zeigen sie nicht nur großartige auf, wann manche Dinge überhaupt wichtig und von Bedeutung sind. Sie zeigen auch, wann wirklich eine Leerstelle besteht, die Auswirkungen auf Darrens Geschichte hat. Manchmal werden die Listen erst im Nachhinein oder über den Roman hinaus von Bedeutung.
2- dass es nicht nur um Listen geht. Oft versteckt sich hinter einem Listenpunkt ein ganzer Absatz. Ausformuliert, stilistisch treffsicher und zum darin versinken sind diese Absätze, die aus dem Listenbuch einen Roman machen.
3- die Musik. Darren spielt Bass und liebt es. Musik, das ist Darrens Sprache.
4- Darrens Familie. Alle haben Schuldgefühle, alle sind an einem Punkt, an dem sie über ihren eigenen Schatten springen müssen – oder es gerade getan haben. Extreme, vor allem aus Darrens Sicht, aber dahinter auch immer wieder Antreiber, nervige Therapiebeschwörer und alle durch diese große Verbundenheit zusammengehalten.
5- der Humor. Der Roman ist großartig komisch, sarkastisch und ironisch. Etwa wenn Darren sich im Ablauf mehrerer Monate immer wieder selbst die gleiche SMS schickt, oder schlicht leere Listen eingefügt werden, um zu verdeutlichen, dass hier eine Leerstelle existiert.
3 Punkte, die dagegensprechen:
1- In Darren brodelt es. Sein Leben ändert sich im Sekundentakt mit immenser Schlaggewalt. Ratlos steht er vor den Brocken, die ihm hingeworfen werden und ist im Grunde entsetzlich sauer. Doch selbst, wenn er ausbricht – immer in den unpassensten Momenten – springt seine Wut nicht richtig über. Etwas zu leicht, etwas zu harmlos wirkt dieser Ausbruch, der dann im Roman so schlimm stilisiert wird.
2- Darrens Vaters ist homosexuell und obwohl Darren immer wieder versichert, dass er damit kein Problem hat, ist klar, dass er eines hat. Das wird zwar groß thematisiert, aber nicht gelöst. Darren mag den neuen Lebensgefährten seines Vaters. Das ändert aber nichts an der unterschwelligen Wut selbst und die Krise, alles in schwul und nicht-schwul abzugrenzen. Die Lösung bleibt irgendwie aus. Es gibt keinen wirklichen Moment der Versöhnung mit dem Vater oder der Homosexualität.
3- Was mich insgeheim wirklich gestört hat, ist Darrens körperliche Veränderung. Am Anfang wird er eher als mollig beschrieben. Deine Identitätskrise lässt ihn plötzlich abnehmen und auch weniger essen, weil er sich immer zu dick fühlt. Das hier so unvermittelt und ohne Auswirkungen einzuweben hat mich ein bisschen geärgert.
Fazit
Der Roman ist von der Struktur her ganz klar innovativ, ungewöhnlich, erfrischend. Auch der Stil ist sehr gelungen, witzig und mitreißend. Die Geschichte fesselt und der Gedanke „Nur noch eine Liste“, setzt sich unwillkürlich irgendwann beim Lesen durch. Ein wahrer Genuss und für Leser aller Altersklassen geeignet. Gerade, wer nach neuen Formen des Romans sucht, wird hier fündig und nicht enttäuscht.
Dass die Listen nicht nur „einfach so“ genutzt werden, sondern die Katharsis der Hauptfigur unterstützen und in der Schlussliste sogar kritisch hinterfragt werden, zeigt wie Inhalt und Form zusammenspielen, ein Schema, das eigentlich vor allem aus der Lyrik bekannt ist. Diese Übertragung und die Selbstreflexion, die dahintersteht, machen den Roman nicht nur auf einer literarischen Ebene, sondern auch auf einer literaturwissenschaftlichen schlichtweg faszinierend. Todd Hasak-Lowy hat hier ein wirklich auf vielen Ebenen lesenswertes und beeindruckendes Buch geschrieben.