Eva Straßer
Gebundenes Buch
Wildhof
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Selbstmitleid ist Lina fremd, denn sie hat reichlich Humor. Doch woher all die Wut kommt, die mitunter aus ihr herausbricht? Sie scheint dann ganz außer sich, völlig daneben. Weil wohl einfach zu viel zusammengekommen ist. Kein kleines Familiendrama, ein großes. Ihre Zwillingsschwester Luise ist spurlos verschwunden. Vor Jahren. Schon lange lebt Lina deshalb nicht mehr in Wildhof. Jetzt aber muss sie dorthin zurückkehren, um aufzuräumen, nachzuforschen, zu begraben und abzuschließen. Gut dreißigjährig und frisch verwaist sucht sie nun einen Käufer für das Elternhaus und findet wieder...
Selbstmitleid ist Lina fremd, denn sie hat reichlich Humor. Doch woher all die Wut kommt, die mitunter aus ihr herausbricht? Sie scheint dann ganz außer sich, völlig daneben. Weil wohl einfach zu viel zusammengekommen ist. Kein kleines Familiendrama, ein großes. Ihre Zwillingsschwester Luise ist spurlos verschwunden. Vor Jahren. Schon lange lebt Lina deshalb nicht mehr in Wildhof. Jetzt aber muss sie dorthin zurückkehren, um aufzuräumen, nachzuforschen, zu begraben und abzuschließen. Gut dreißigjährig und frisch verwaist sucht sie nun einen Käufer für das Elternhaus und findet wieder, was auf immer versunken schien. Auch endlich eine Spur. Denn Luise hat ihr einen Wegweiser hinterlassen ...In einer Gegenwart, in der sie gehalten wird vom durchsonnten Wald und von alten Freundschaften, kratzt Lina beidhändig die vermooste Vergangenheit frei. Und damit ihre eigene Zukunft.Ein sinnliches Buch, voller Gefühle, Gerüche und Geräusche, angespannt und spannend bis zum Schluss.
Eva Strasser, aufgewachsen im Schwarzwald, studierte Philosophie sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien und an der Freien Universität Berlin, anschließend Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Sie schreibt neben Drehbüchern auch Musicals, Hörspiele und Prosa. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und Hund in Berlin.
Produktdetails
- Quartbuch - Literatur
- Verlag: Wagenbach
- Artikelnr. des Verlages: 3373
- Seitenzahl: 202
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 139mm x 24mm
- Gewicht: 358g
- ISBN-13: 9783803133731
- ISBN-10: 3803133734
- Artikelnr.: 72033980
Herstellerkennzeichnung
Wagenbach Klaus GmbH
Emser Strasse 40/41
10719 Berlin
Als die gut 30-jährige Lina das Haus ihrer kürzlich bei einem Unfall verstorbenen Eltern in Wildhof betritt, glaubt sie ihren Augen nicht zu trauen. Das Haus am Rande des Schwarzwalds ist völlig heruntergekommen, in der Küche liegen tote Ratten. Mutter Henny war zuletzt schwer …
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Als die gut 30-jährige Lina das Haus ihrer kürzlich bei einem Unfall verstorbenen Eltern in Wildhof betritt, glaubt sie ihren Augen nicht zu trauen. Das Haus am Rande des Schwarzwalds ist völlig heruntergekommen, in der Küche liegen tote Ratten. Mutter Henny war zuletzt schwer alkoholabhängig und auch Vater Richard konnte den Verfall von Haus und Familie nicht stoppen. Obwohl Lina möglichst schnell für Ordnung sorgen und das Haus verkaufen will, lässt sie der Ort ihrer Kindheit nicht los. Denn vor 20 Jahren verschwand genau dort kurz vor ihrem 13. Geburtstag ihre Zwillingsschwester Luise und wurde bis heute nicht wiedergefunden. Je länger sich Lina in Wildhof aufhält, desto präsenter werden die Geister der Vergangenheit...
"Wildhof" ist der Debütroman von Eva Strasser, der bei Wagenbach erschienen ist. Strasser erzählt darin erstaunlich souverän und vor allem sprachlich und atmosphärisch unglaublich stark und intensiv. Das hat zeitweise etwas von einem dunklen Märchen, und auch das düstere Cover passt hervorragend zur schaurig-schönen Atmosphäre. Fantastisch und lebhaft sind vor allem die Naturbeschreibungen des Waldes, des Gartens, der gesamten Umgebung von Linas Elternhaus.
Lina selbst ist eine interessante Protagonistin mit Ecken und Kanten. Von Beginn an wirkt sie einerseits verletzlich, andererseits verfügt sie nicht ohne Grund über eine Bewährungshelferin. Mit ihr und dem Haus in Wildhof scheinen auf den ersten Blick zwei Welten aufeinanderzuprallen. Dort das Haus am Rande der Zivilisation, wo Linas Handy nur mit viel Glück Empfang hat. Auf der anderen Seite Lina, die gerade für eine IT-Firma erfolgreich eine App entworfen hat. Mit ihrem zeitweilen Knurren und ihrem schwarzen Humor wächst sie den Leserinnen unmittelbar ans Herz.
Das erzählerische Präsens sorgt für eine große Unmittelbarkeit, die das Unheimliche, das Rätselhafte, was immer wieder Einzug in Wildhof hält, noch verstärkt. Da sieht der Ball des vor langer Zeit verstorbenen Hundes plötzlich wieder wie neu aus, die Kuckucksuhr ist aufgezogen. Und bildet sich Lina eigentlich nur ein, im Haus auch irgendwo immer Luises Kichern zu hören?
Nun sollte man nicht den Fehler begehen, "Wildhof" als Genreliteratur einzustufen, auch wenn Eva Strasser überaus gekonnt mit Elementen der Schauergeschichte spielt und immer mal wieder auch ganz märchenhaft Zauberwesen und Feen zumindest auf der Metaebene einfließen lässt. Dafür sind die behandelten Themen viel zu ernst. Denn "Wildhof" stellt die ganz großen Fragen nach Schuld, Tod, Trauer, Liebe und Familie.
Seine stärksten Momente hat das Buch immer dann, wenn Lina sich an ihre Kindheit mit Luise erinnert. Insbesondere erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang eine Gewitterszene, in der Strasser auf poetische Weise so intensiv darstellt, was Kindheit überhaupt ausmacht. Der Geruch des Regens, der wohlige Schauer, der einen als Kind bei einem Donner überfiel - das ist so bemerkenswert plastisch, dass ich nicht nur, aber vor allem in dieser Szene unglaublich berührt und von einer Gänsehaut überfallen wurde. Gelungen auch, wie Strasser mit den Gedankengängen ihrer Hauptfigur spielt. Denn wenn sich Linas Gedanken überschlagen, werden auch die Sätze gefühlt unendlich lang, wodurch die Leser diesen Rausch mit der Protagonistin teilen dürfen.
Nun könnte man den Roman nach 187 Seiten zuschlagen und wäre rundum begeistert: Was für eine Geschichte, was für eine Sprache, was für ein rundum gelungenes Debüt! Doch leider hat das Buch 203 Seiten und im finalen Twist verhält sich eine Figur aus Linas Umfeld so unglaubwürdig, unlogisch und konstruiert, dass es ein Ärgernis ist. Das Spektakel, was folgt, hätte "Wildhof" in seiner ansonsten so zauberhaft-atmosphärischen Art jedenfalls nicht nötig gehabt.
Insgesamt habe ich den Roman jedoch sehr gern gelesen und freue mich schon auf weitere Werke dieser aufregenden neuen Stimme der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
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Ein Buch, wie es eine KI niemals schreiben könnte
"Wildhof" ist Eva Strassers Romandebüt. Und was für eins! Das am 20. Februar 2025 im Verlag Klaus Wagenbach erschienene, 208 Seiten starke Buch ist schon jetzt mein Jahreshighlight!
In "Wildhof" geht es um …
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Ein Buch, wie es eine KI niemals schreiben könnte
"Wildhof" ist Eva Strassers Romandebüt. Und was für eins! Das am 20. Februar 2025 im Verlag Klaus Wagenbach erschienene, 208 Seiten starke Buch ist schon jetzt mein Jahreshighlight!
In "Wildhof" geht es um Lina, die mit ihren knapp 30 Jahren schon mehrere Verluste erlitten hat. Kurz vor ihrem 13. Geburtstag verschwand ihre Zwillingsschwester Luise. Kürzlich sind Linas Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Lina steht nun vor der Aufgabe, Mutter und Vater zu begraben und ihr Elternhaus in Wildhof im Schwarzwald zu verkaufen.
Als sie nach vielen Jahren erstmals wieder in ihr Heimatdorf zurückkehrt, reißt sie damit alte Wunden auf. Kleinste Details genügen, und schon spielen sich vor ihrem geistigen Auge vermeintlich bis in die hintersten Winkel des Bewusstseins verbannte Erinnerungen ab. Das Bellen eines Hundes oder der Anblick eines alten Fußballs lösen bei Lina regelrechte Flashbacks aus, in denen die Gegenwart von Kindheitserinnerungen überlagert wird.
Lina, die als letzte Überlebende eigentlich nur ihren Pflichten nachkommen wollte, nämlich ihre Eltern beerdigen und das Haus verkaufen, wird von ihrer Vergangenheit überwältigt. Das gilt für schlimme Erlebnisse, aber auch für die schönen. Sie begegnet in Wildhof ihrer einstigen besten Freundin wieder, ihrer Jugendliebe und unverarbeiteter Trauer.
Mit ihrer wütenden und unangepassten Art ist Lina mitten in mein Herz getrampelt. Trotz ihres Schicksals strahlt die Protagonistin eine trotzige Kraft aus, die sich auf den Leser überträgt. Sie lässt sich nicht entmutigen. Da gehen Scheiben zu Bruch, da wird geflucht und es werden Türen eingetreten, aber schicksalsergebener Rückzug ist keine Option für Lina, die Kämpferin, die in Jogginghosen und mit Hut zu Beerdigungen geht.
Doch nicht nur starke Figuren sind Eva Strassers Steckenpferd. Sie hat vor allem ein Händchen für Atmosphäre! In "Wildhof" reißt sie ihre Leser schon allein durch das Setting mit: Das alte Haus am Waldrand, der Bach, die Forellen, das Mühlrad.
Dieses Buch ist angefüllt mit Gerüchen, Empfindungen und Geräuschen, die Geschichte so bildhaft erzählt, dass man als Leser zwischen die Buchdeckel schlüpft und Lina hautnah dabei begleitet, wie sie sich ihrer Vergangenheit stellt.
Ich habe dieses Buch nicht gelesen, ich habe es inhaliert. Und am Ende gedacht: Ein solches Buch könnte eine KI niemals schreiben. Denn es wäre ihr schlichtweg nicht möglich, mit der Wucht Eva Strassers zu erzählen, Linas Schmerz so authentisch zu transportieren und den Wald oder den verwilderten Garten in seiner verschwenderischen Schönheit zu beschreiben. Und auf den grandiosen Plottwist, den die Autorin im Laufe des Buchs hinlegt, wäre die KI wohl auch nicht gekommen.
Danke für dieses bildgewaltige Meisterwerk, Eva Strasser!
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„Wildhof“ von Eva Strasser ist eine feinfühlige und atmosphärische Geschichte über Verlust, Erinnerungen und den schmalen Grat zwischen Schmerz und Hoffnung. Mit viel Sinnlichkeit und einer gelungenen Balance aus Spannung und Emotionen hat mich das Buch von der ersten bis …
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„Wildhof“ von Eva Strasser ist eine feinfühlige und atmosphärische Geschichte über Verlust, Erinnerungen und den schmalen Grat zwischen Schmerz und Hoffnung. Mit viel Sinnlichkeit und einer gelungenen Balance aus Spannung und Emotionen hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Leseempfehlung!
Der Einstieg in "Wildhof" fiel mir durch den lebendigen Schreibstil der Autorin sehr leicht. Die Geschichte wird aus der personalen Sie-Perspektive von Lina erzählt, was sehr nah und authentisch wirkt. So taucht man tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt ein und erlebt hautnah ihre Wut, ihre Trauer und ihren Humor. Diese intensive Erzählweise macht das Buch besonders emotional und lebendig.
Lina ist eine starke, vielschichtige Frau, die trotz großer innerer Verletzungen niemals in Selbstmitleid versinkt. Ihr Humor wirkt wie ein Schutzschild, gleichzeitig bringt sie durch ihre ehrliche und manchmal schonungslos direkte Art viel Authentizität in die Geschichte. Besonders beeindruckend finde ich, wie sie ihre Vergangenheit Stück für Stück aufarbeitet, ohne dabei ihre Verletzlichkeit zu verstecken. Ihre innere Zerrissenheit und ihr Mut machen sie zu einer Protagonistin, die man nicht so schnell vergisst.
Luise, die vermisste Zwillingsschwester, ist fast wie ein Schatten, der über der Handlung schwebt – präsent durch Erinnerungen und Andeutungen, aber geheimnisvoll und ungreifbar. Ihre Bedeutung für Lina und die Geschichte ist groß.
Das Setting des abgelegenen Wildhofs mit seinem durchsonnten Wald und der idyllischen, aber auch melancholischen Landschaft ist perfekt gewählt. Eva Strasser beschreibt Natur, Gerüche und Geräusche so sinnlich und detailreich, dass man sich sofort mitten im Geschehen fühlt. Dieses Ambiente verstärkt die Atmosphäre der Erinnerung und des Loslassens auf wunderbare Weise.
„Wildhof“ ist ein außergewöhnlicher Roman, der durch seine einfühlsame Erzählweise und das eindrucksvolle Setting besticht. Die Autorin schafft es, eine tiefgründige Geschichte über Verlust und Neubeginn zu erzählen, die lange nachwirkt. Wer sich für emotionale Familiengeschichten mit einer Prise Spannung und viel Atmosphäre interessiert, sollte diesem Buch unbedingt eine Chance geben. Für mich ein sehr gelungenes Leseerlebnis mit kleinen Abzügen, das ich gern weiterempfehle.
Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen!
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