Ambivalentes, ruhig erzähltes Krimi-Drama mit ungewöhnlicher Auflösung
"Was sie wusste" ist der neunte Band der Reihe um Tracy Crosswhite, die in ihrer Person die gesamte Cold-Case-Einheit darstellt. Und obwohl dies der erste Crosswhite-Krimi für mich gewesen ist, habe ich doch gut reingefunden,
da Dugoni zu Beginn kurz die wichtigen Ereignisse des vorigen Krimis schildert, indem er an Tracys…mehrAmbivalentes, ruhig erzähltes Krimi-Drama mit ungewöhnlicher Auflösung
"Was sie wusste" ist der neunte Band der Reihe um Tracy Crosswhite, die in ihrer Person die gesamte Cold-Case-Einheit darstellt. Und obwohl dies der erste Crosswhite-Krimi für mich gewesen ist, habe ich doch gut reingefunden, da Dugoni zu Beginn kurz die wichtigen Ereignisse des vorigen Krimis schildert, indem er an Tracys letzten Fall erinnert.
Zudem habe ich die wesentlichen Fakten aus Tracys Vergangenheit erfahren. Denn dass Tracys jüngere Schwester Sarah verschwunden ist, als sie achtzehn war, und Tracy erst zwanzig Jahre später ihre sterblichen Überreste gefunden hat, treibt sie in ihrer Arbeit an und lässt sie so empathisch mit Angehörigen vermisster Personen umgehen, deren Leid ihr selbst nur zu gut bekannt ist. Tracy bin ich aufgrund ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit gleich nah gewesen. Und sympathisch war sie mir wegen ihres engagierten Einsatzes als Detectiv.
Besonders die Frauenfiguren sind in diesem Krimi stark charakterisiert. Neben Tracy gilt das auch für Journalistin Lisa, die eine recht eigenwillige Art hat ihrer Arbeit nachzugehen, obwohl sie für ihre Stories brennt. Wenn sie die Fährte zu einer heißen Story aufgenommen hat, kann sie nicht locker lassen und stellt sich so auch jedem auftretenden Hindernis und jeder damit verbundenen Gefahr furchtlos entgegen.
Lisas Tochter Anita steht ihr da kaum nach. Als Reporterin bei der Seattle Times ist sie in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten. Privat hat sie begonnen im Fall ihrer Mutter zu recherchieren, da sie die Wahrheit darüber wissen muss. Seinerzeit hatten die Polizisten, die im Vermisstenfall ihrer Mutter ermittelt haben, sich schnell auf ihren Vater als Hauptverdächtigen konzentriert. So wurde nicht untersucht, ob eine der Stories ihrer Mutter der Grund für ihr Verschwinden gewesen ist.
Ein knappes Vierteljahrhundert später findet Anita heraus, dass ihre Mutter damals vier Stories nachgegangen ist, von denen jede eine gewaltige Sprengkraft besessen hat. Zu Beginn hat mir die große Bandbreite der mit den Stories von Anitas Mutter abgedeckten Themen gut gefallen. Denn die reichte von politischen Skandalen über sexuelle Nötigung Minderjähriger und Korruption bei Eliteeinheiten der Polizei bis hin zum klassischen Serienmörder. Lisa war sowohl dem damaligen Bürgermeister Michael Edwards, der während seiner Amtszeit wohl bestechlich gewesen ist, als auch dem langjährigen Stadtratsmitglied Peter Rivers, der angeblich männliche Jugendliche für sexuelle Handlungen bezahlt hat, auf der Spur. Zudem recherchierte Lisa zu einer Sondereinheit der Polizei, die womöglich bei Drogenrazzien Geld abgesahnt hat, und zum Serienmörder, der an der Route 99 sein Unwesen trieb.
Leider schaffte es Dugoni nicht die abwechslungsreiche Erzählweise über den weiteren Verlauf dieses Krimis aufrecht zu erhalten. Denn bald konzentriert sich Tracy lediglich auf eine von Lisas Stories. Da "Was sie wusste" durch sein ruhiges Erzähltempo geprägt ist, das ganz ohne adrenalingeladene Szenen oder einen klassischen Showdown auskommt, hätte ich mir gewünscht, dass Tracy mehr als nur einen Fall in diesem Buch gelöst hätte. Der Ausgangspunkt dieses Krimis hätte dazu ja die Gelegenheit geboten. Am liebsten wäre mir der Route 99 Killer gewesen, der von der Polizei den abgründigen Beinamen Todesengel erhalten hat. Angeboten hätte sich dieser auch, da Tracy in vorigen Bänden der Reihe schon Serienmördern wie den Cowboy überführt hat.
"Was sie wusste" hat mich mit seinen so detaillierten wie bildlichen Beschreibungen überzeugt, die so banale Dinge wie etwa Tracys Büro, das unter Aktenbergen versinkt, da Tracy dort für sie relevante Cold Case Akten hortet und so jeder mögliche Platz von einem Stapel aus Akten belegt ist, oder auch Wohlfühlorte wie die Macrina Bakery, die mit ihrem Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, der in riesigen, Schüsseln ähnlichen Tassen serviert wird und bei Tracy schöne Kindheitserinnerunge