Thomas Bernhard
Broschiertes Buch
Städtebeschimpfungen
Düsseldorf oder München oder Hamburg: lauter Provinzen
Herausgegeben: Fellinger, Raimund
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Augsburg, das »muffige verabscheuungswürdige Nest«, die »Lechkloake«. Überhaupt: »Salzburg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, ich hasse sie alle, weil in ihnen jahrhundertelang der Stumpfsinn warmgestellt ist.« »Bremen verabscheute ich vom ersten Moment an, es ist eine kleinbürgerliche unzumutbare sterile Stadt.«Übrigens Trier: »Man geht nicht ungestraft nach Trier / man geht nach Trier und macht sich lächerlich.«
Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden. Raimund Fellinger, geboren 1951 im Saarland, arbeitete nach Studium von Germanistik, Linguistik und Politikwissenschaft seit 1979 als Lektor im Suhrkamp Verlag, seit 2006 als Cheflektor. Er starb am 25. April 2020 in Frankfurt am Main.
Produktdetails
- suhrkamp taschenbuch 4074
- Verlag: Suhrkamp
- Artikelnr. des Verlages: 46074, ST 4074
- 5. Aufl.
- Seitenzahl: 178
- Erscheinungstermin: 12. Dezember 2016
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 116mm x 17mm
- Gewicht: 182g
- ISBN-13: 9783518460740
- ISBN-10: 3518460749
- Artikelnr.: 25430077
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
»Perfekte Begleitung für Reisen von Stadt zu Stadt ... « Mark Siemons Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20180617
»Wenn Bernhard wortmächtig seine Steine wirft, kann das Klirren der Scheiben nirgendwo schöner klingen als in Simonischeks Interpretation.«
Unerfüllte Erwartungen
Wie liebe ich doch Heinrich Heines Beschimpfung von Göttingen, die Stadt die bekannt für ihre Würste ist. So glaubte ich, dieses Buch sei eine Sammlung solcher schöner literarischer Glanzpunkte. Doch weit gefehlt.
Alle Beschimpfungen kommen von …
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Unerfüllte Erwartungen
Wie liebe ich doch Heinrich Heines Beschimpfung von Göttingen, die Stadt die bekannt für ihre Würste ist. So glaubte ich, dieses Buch sei eine Sammlung solcher schöner literarischer Glanzpunkte. Doch weit gefehlt.
Alle Beschimpfungen kommen von Thomas Bernhard. Manche werden grundlos „hässlich“genannt. Augsburg dagegen bezeichnet Bernhard als „Lechkloake“ und aus heutiger Sicht wundert der Leser sich mehr über die Proteste, die dieses Wort 1974 auslöste, als über die Beschimpfung selbst. Da fand ich es schon witziger, dass ein Augsburger behauptete, dass Goethes letzte Worte „Mehr nicht!“ gewesen wären (48f). Danach folgt wieder viel Leerlauf, u.a. über eine Diskussion in Berlin von 1968, bis auf S.62 erklärt wird, dass in Brügge vor 200 Jahre die Königin in Ohnmacht fiel, weil ein Chorknabe falsch gesungen hat. Nicht nur dieser Knabe wurde geköpft, sondern wegen der fehlende Genesung der Königin alle andere Chorknaben. „Jahrhundertelang“ gab es keine Chormessen in Brügge. Stimmt das so?
Dass in Bukarest die Reste eines Hotels nach einem Erdbeben eingeebnet wurden ohne vorher die Überlebenden zu befreien, hat nichts mit Beschimpfungen zu tun. In Darmstadt geht es nur um die Akademie und Dinkelsbühl ist wirklich langweilig.
In Düsseldorf wird nur eine Theateraufführung beschimpft, Frankfurt und Hamburg als die beiden deutschen Städte bezeichnet, die nicht „gänzlich unerträglich“ sind. In Graz, wo „niemand gewesen sei“ muss, sollen drei Philosophieprofessoren ihr Haus mit ihren Familien in die Luft gesprengt haben. In Kitzbühel soll sich eine Hotelangestellte in den Inn gestürzt haben, nachdem ihr die Belästigung eines Parisers Professors nicht geglaubt wurde, in Koblenz machte ein enttäuschter Reisender Werbung gegen die Pyramiden in Ägypten. „In Lissabon habe ich die schönste Zeit meines Lebens verbracht, aber doch nicht, wie in Rom, die beste.“ (107) London wird per Untergrundbahn beschrieben, aus Lübeck wurde der Autor für immer verjagt. „Ein Jahr Ludwigshafen/ das erniedrigte dich/ das hätte dir beinahe den Kopf gekostet“ (114), Oslo hat er nur wegen des Schreis besucht, Paris findet er „abscheulich“. „Was ihn an Passau nicht gefällt, schreibt er nicht. Salzburg hätte die höchste Selbstmordrate unter Schülern und Wien sei „ein riesiger Friedhof zerbröckelnder und vermodernder Kuriositäten!“ und „eine fürchterliche Genievernichtungsmaschine“ (163).
Es kommen noch eine Vielzahl von unbekannten österreichischen Städten vor, die keinen Nachhall hinterlassen.
Zwei Dinge gefallen mir an diesem Buch. 1. ist es schnell zu lesen und 2. konnte ich es von der Liste der zu lesenden Bücher streichen. Keinesfalls mehr als 2 Sterne.
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„Die schönsten Gegenden in Österreich haben immer die meisten Nazis angezogen. Salzburg, Gmund, Altaussee – das sind nichts als Nazinester.“
Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard provozierte Zeit seines Lebens mit seinen Werken. Die vielen …
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„Die schönsten Gegenden in Österreich haben immer die meisten Nazis angezogen. Salzburg, Gmund, Altaussee – das sind nichts als Nazinester.“
Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard provozierte Zeit seines Lebens mit seinen Werken. Die vielen scharfzüngigen, polemisierenden Monologe seiner dramatischen Figuren stecken voller wortmächtiger Gemeinheiten. Seine Schimpftiraden gegen Städte hat der Bernhard-Kenner Raimund Fellinger in dem Band „Städtebeschimpfungen“ gesammelt, die auch als kongeniale Lesung veröffentlicht wurden.
Von A wie Altaussee über O wie Oslo bis W wie Wien werden Bernhards wüste Attacken auf alle möglichen Orte aus seinen Werken, Briefen und Reden alphabetisch geordnet versammelt. Österreich ist natürlich eine besondere Zielscheibe, aber auch viele deutsche Städte kriegen ihr Fett weg. In dieser Sammlung sind aber auch die Reaktionen darauf vereint, was das Ganze zu einem besonderen Hörerlebnis macht. So beschimpfte etwa 1974 eine Figur in Bernhards Theaterstück „Die Macht der Gewohnheit“ die Stadt Augsburg als Lechkloake – was den damaligen Oberbürgermeister prompt dazu veranlasst hat, einen empörten Brief an den Bernhard-Verleger Siegfried Unseld zu schreiben. Ohne Zweifel wirken Bernhards Tiraden am besten, wenn man sie hört, v.a. wenn zwei so begnadete Sprecher wie Peter Simonischek und Michael König am Werk sind. Simonischek darf in den Zitaten aus Bernhards Werk seine ganze Klasse ausspielen und mal verächtlich, mal wütend, mal angeekelt Rumätzen. Das macht ihm hörbar Spaß. Michael König dagegen stellt Dokumente (v.a. Zeitungsartikel und Briefe) über die legendären Bernhard-Skandale (auch das Augsburger Beispiel) vor, welche das Bild komplettieren. Bei über drei Stunden Laufzeit kommen hier ganz schön viele Hasstiraden zusammen. Man sollte „Städtebeschimpfungen“ lieber nicht am Stück durchhören, aber in kleineren Dosierungen ist das Hörbuch ein köstlicher Spaß!
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