Martin Schäuble
Broschiertes Buch
Sein Reich
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Sommerferien. Juri fährt aufs Dorf zu seinem Vater, zu dem er bisher kaum Kontakt hatte. Der vertritt zwar sonderbare Ansichten, doch Juri kann mit ihm jagen und angeln, und es gibt ein geheimes Projekt im Wald. Aber sind sein Vater und dessen Kameraden wirklich nur harmlose Spinner? Als Juri sich diese Frage stellt, ist es schon fast zu spät.
Verschwörungstheoretiker, Prepper, Staatsfeinde, Rechtsextreme? Das Phänomen Reichsbürger hat viele Schattierungen. Martin Schäuble hat die Ergebnisse seiner intensiven Recherche zu einem spannenden Jugendroman verarbeitet.
Verschwörungstheoretiker, Prepper, Staatsfeinde, Rechtsextreme? Das Phänomen Reichsbürger hat viele Schattierungen. Martin Schäuble hat die Ergebnisse seiner intensiven Recherche zu einem spannenden Jugendroman verarbeitet.
Martin Schäuble ist für seine kritischen Jugendbücher bekannt, die von der Presse hochgelobt wurden und vielfach als Schullektüre eingesetzt werden. Nach 'Endland' bei Hanser veröffentlichte er bei FISCHER SAUERLÄNDER die Dilogie 'Die Scanner'/'Die Gesannten' sowie 'Sein Reich', 'Cleanland', 'Godland' und 'Alle Farben grau'. Als promovierter Politikwissenschaftler verfasst er auch Nahost-Sachbücher.
Produktdetails
- Verlag: Fischer Sauerländer Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 1024307
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 236
- Altersempfehlung: ab 12 Jahren
- Erscheinungstermin: 28. Juli 2021
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 123mm x 21mm
- Gewicht: 215g
- ISBN-13: 9783733506070
- ISBN-10: 3733506073
- Artikelnr.: 61534408
Herstellerkennzeichnung
FISCHER Sauerländer
Hedderichstraße 114
60596 Frankfurt
produktsicherheit@fischer-sauerlaender.de
Im Zauberwald
Wie man ein Haus baut, dem anderen seine Freiheit lässt und sich der Welt in die Arme wirft: Bücher für junge Leser, nicht nur zum Fest.
Von Tilman Spreckelsen
Eine Nische für urbane Romantiker.
Dass Serafin, ein Mann in den besten Jahren, seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat, merkt man rasch. Als Verkäufer von U-Bahn-Karten jedenfalls ist er nicht glücklich, und als er gefeuert wird, weil er lieber einen Schmetterling rettet, als Kunden zu bedienen, ist er gar nicht so unglücklich. Dann geschieht ein Wunder: Serafin erbt ein Haus in einem großen Park, das zwar eher eine Ruine ist, aber gerade deshalb Ausgangspunkt für einen Traum, den Serafin, gemeinsam mit seinem jungen
Wie man ein Haus baut, dem anderen seine Freiheit lässt und sich der Welt in die Arme wirft: Bücher für junge Leser, nicht nur zum Fest.
Von Tilman Spreckelsen
Eine Nische für urbane Romantiker.
Dass Serafin, ein Mann in den besten Jahren, seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat, merkt man rasch. Als Verkäufer von U-Bahn-Karten jedenfalls ist er nicht glücklich, und als er gefeuert wird, weil er lieber einen Schmetterling rettet, als Kunden zu bedienen, ist er gar nicht so unglücklich. Dann geschieht ein Wunder: Serafin erbt ein Haus in einem großen Park, das zwar eher eine Ruine ist, aber gerade deshalb Ausgangspunkt für einen Traum, den Serafin, gemeinsam mit seinem jungen
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Freund Plum, tatkräftig zum Leben erweckt: ein selbst gebautes, bizarres, anheimelndes Wunderhaus, darin Altes und Neues in der herrlichsten Mischung, ein Fest für Serafin und Plum und natürlich für die Leser.
Ein Bilderbuchklassiker von 1967 (im Original), ein Plädoyer für ein Leben, das sich dem Druck der Moderne gründlich widersetzt. Und das genau deshalb in den Jahren seither so gar nicht gealtert ist. Ebenso wenig wie seine beiden Fortsetzungen.
Philippe Fix: "Serafin und seine Wundermaschine"; Diogenes Verlag, Zürich 1970; 32 S., geb., 18 Euro; ab 5 Jahre.
Nimm dich bloß in Acht, Hexe!
Wenn einem der eigene Vater seit Jahren predigt, man möge bloß nicht den Wald hinter dem Haus betreten, da wohne nämlich eine Hexe, und wenn dieser Vater dann doch bereitwillig in den Wald läuft, um Blaubeeren zu sammeln, dann kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass es mit der Gefahr nicht weit her ist. Das Mädchen Dulcinea jedenfalls, dem genau das passiert, macht sich, nachdem der Vater von der Blaubeersuche nicht wiederkommt, tatsächlich auf, um im Wald nach ihm zu suchen. Die Hexe, stellt sie fest, ist kein Gerücht, sondern real und so bösartig wie befürchtet. Der Vater aber kann ihr nicht helfen, denn der ist inzwischen in einen Baum verwandelt.
Zauberhaft ist auch das Kinderbuch, das Ole Könnecke geschrieben und illustriert hat. Dulcinea wird man rasch ins Herz schließen. Und keine Sekunde zweifeln, wer sich von den beiden, Hexe und Dulcinea, am Ende durchsetzen wird.
Ole Könnecke: "Dulcinea im Zauberwald", ein Märchen; Hanser Verlag, München 2021; 64 S., geb., 16 Euro; ab 5 Jahre.
Mit den Zugvögeln den Jahreszeiten hinterher.
"Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts" - so beginnt die Erzählung "Einer" von Christine Nöstlinger. Dieser "Eine", der so gar nichts hat, hat auch keinen Namen. Eine Heimat hat er auch nicht, sodass er überall zu Hause ist. Er befindet sich aber ganz wohl bei seinen Wanderungen durch halb Europa, die er wie die Zugvögel am Stand der Jahreszeiten ausrichtet. Er sammelt auf, was er an Essen findet, klaut auch mal ein paar Hühnereier, badet im Meer und wärmt sich in der Sonne. Dann, auf dem Weg in den Norden, wird er krank. Er schafft es gerade noch ins Haus einer "kugelrunden Frau", bevor er endgültig zusammenbricht. Die Frau pflegt ihn, sie päppelt ihn auf. Und "Einer", der namenlose Mann, stellt fest, dass sich sein Leben langsam ändert.
Was ist das für eine Geschichte? Hat sie seit ihrer Entstehung in den Siebzigerjahren nicht reichlich Patina angesetzt? Welchem Kind kann man damit heute noch kommen, mit dieser Romanze zwischen flüchtigem Mann und sesshafter Frau?
Vielleicht macht gerade das Zusammenspiel von Nöstlingers Text und den tastenden, spielerischen, kolorierten Zeichnungen von Janosch den Reiz dieses Buches aus. Beide probieren etwas aus, genauso wie ihre Figuren: was das ist, so ein Leben in größter Freiheit, wie man es erzählen und wie man es zeichnen kann. Ob man dafür eigentlich bezahlen muss. Und ob die Entscheidung der Frau, den hereingeschneiten Mann wieder gehen zu lassen, nicht auch ein Zeichen von Freiheit ist.
Christine Nöstlinger, Janosch: "Einer"; Beltz und Gelberg, Weinheim 2009; 32 S., geb., 14,95 Euro; ab 6 Jahre.
Wir sind wenigstens vorbereitet!
Bei seiner Mutter hält es Juri gerade nicht mehr aus, schon gar nicht in den Sommerferien. Kurzentschlossen setzt er sich in den Zug und steht bei seinem Vater vor der Tür, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Was er dort, tief in der Provinz, antrifft, befremdet ihn, aber es interessiert ihn trotzdem: wie vertraut hier alle miteinander umgehen, anders als in der Stadt, in der er sonst lebt. Wie man gemeinsam feiert und sich hilft, wenn es etwas zu reparieren gibt, was man hier sowieso am liebsten selbst macht - Fremde will man hier nicht sehen. Wie sich die Mitglieder der abgeschotteten Gemeinschaft in geheimnisvollen Andeutungen ergehen und manchmal für Stunden einfach verschwinden. Bis Juri irgendwann erkennt, was für ein gefährliches Spiel hier gespielt wird und dass es auf ihn selbst ankommt, eine Katastrophe zu verhindern. Auch wenn er sich mittlerweile nicht wenig in diesem Netz verstrickt hat.
Martin Schäuble: "Sein Reich"; S. Fischer Verlag, Frankfurt 2020; 240 S., br., 9 Euro; ab 12 Jahre.
Machen wir einfach das Beste daraus!
Ratzfatz sind die Eltern der vier Schwestern McCready gestorben, als der Roman, der ihnen gewidmet ist, kaum begonnen hat. Und ebenso rasch - in Buchseiten gerechnet, nicht in der verfließenden Zeit - entscheidet sich, wo sie untergebracht werden. Nachdem alle möglichen Verwandten abgesagt haben, meldet sich eine alte Tante in Kanada, die alle vier Mädchen im Alter zwischen acht und vierzehn Jahren bei sich aufnehmen will. Sie machen sich auf den Weg von Ostasien nach Kanada, allein, was keine geringe Leistung ist, nur hat die Verwandte inzwischen der Schlag getroffen. Und die Mädchen, die mit Mühe den Weg zu dem idyllisch gelegenen Farmhaus von Tante Martha gefunden haben, müssen sich dort nun allein durchschlagen. Mehr noch: Niemand darf wissen, dass sie das eben allein tun, Worte wie "Jugendamt" und "Vormund" stehen drohend im Raum. Und so entwirft Fiona, die Älteste, einen Täuschungsmechanismus gegenüber den Erwachsenen, der ihr und ihren Schwestern alles abverlangt.
Das Wunder dieses sommerlichen Romans ist, dass Polly Horvath bei aller Last, die sie den Schwestern zumutet, nie aus dem Blick verliert, wie viel Energie Kinder und Jugendliche gemeinsam aufbringen können und wie sie trotz allem Wege finden, zu genießen, was sie haben. Hier ist das eine ganze Menge. Und zum Glück stellt sich heraus, dass sie die Last nicht ganz allein bewältigen müssen.
Polly Horvath: "Marthas Boot"; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2021; 247 S., geb., 18 Euro; ab 11 J.
Alle Fremden sind Diener der Schlange.
Ein Mädchen kommt im Krankenhaus zu sich. Misstrauisch beäugt es die unbekannte Umgebung. Alles, was es in seinem bisherigen Leben gelernt hat, rät, nein befiehlt ihr, mit niemandem zu reden. Nicht mit den Krankenschwestern und Ärzten, die ihr helfen wollen, und schon gar nicht mit dem freundlichen Psychologen oder dem Polizisten, der wissen will, wie es zu der Katastrophe auf dem Gelände in der Wüste kam. Dort nämlich hatte eine Sekte ihr Hauptquartier eingerichtet, und die junge Erzählerin von "After the Fire" war von Kindheit an Teil dieser Gemeinschaft. Was dort passiert, ist so schrecklich wie spannend, und wie die Erzählerin uns - und den Erwachsenen, die sie umgeben - erst gar nicht und dann nach und nach die ganze Wahrheit erzählt, macht das Buch zu einer faszinierenden Lektüre. Weil es behutsam zeigt, wie jemand, der alle Fremden mit den Worten des Sektenführers als "Diener der Schlange" ansieht, zurück ins Leben findet.
Will Hill: "After the Fire", Roman; dtv, München 2020; 480 S., br., 15,95 Euro; ab 14 Jahre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Bilderbuchklassiker von 1967 (im Original), ein Plädoyer für ein Leben, das sich dem Druck der Moderne gründlich widersetzt. Und das genau deshalb in den Jahren seither so gar nicht gealtert ist. Ebenso wenig wie seine beiden Fortsetzungen.
Philippe Fix: "Serafin und seine Wundermaschine"; Diogenes Verlag, Zürich 1970; 32 S., geb., 18 Euro; ab 5 Jahre.
Nimm dich bloß in Acht, Hexe!
Wenn einem der eigene Vater seit Jahren predigt, man möge bloß nicht den Wald hinter dem Haus betreten, da wohne nämlich eine Hexe, und wenn dieser Vater dann doch bereitwillig in den Wald läuft, um Blaubeeren zu sammeln, dann kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass es mit der Gefahr nicht weit her ist. Das Mädchen Dulcinea jedenfalls, dem genau das passiert, macht sich, nachdem der Vater von der Blaubeersuche nicht wiederkommt, tatsächlich auf, um im Wald nach ihm zu suchen. Die Hexe, stellt sie fest, ist kein Gerücht, sondern real und so bösartig wie befürchtet. Der Vater aber kann ihr nicht helfen, denn der ist inzwischen in einen Baum verwandelt.
Zauberhaft ist auch das Kinderbuch, das Ole Könnecke geschrieben und illustriert hat. Dulcinea wird man rasch ins Herz schließen. Und keine Sekunde zweifeln, wer sich von den beiden, Hexe und Dulcinea, am Ende durchsetzen wird.
Ole Könnecke: "Dulcinea im Zauberwald", ein Märchen; Hanser Verlag, München 2021; 64 S., geb., 16 Euro; ab 5 Jahre.
Mit den Zugvögeln den Jahreszeiten hinterher.
"Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts" - so beginnt die Erzählung "Einer" von Christine Nöstlinger. Dieser "Eine", der so gar nichts hat, hat auch keinen Namen. Eine Heimat hat er auch nicht, sodass er überall zu Hause ist. Er befindet sich aber ganz wohl bei seinen Wanderungen durch halb Europa, die er wie die Zugvögel am Stand der Jahreszeiten ausrichtet. Er sammelt auf, was er an Essen findet, klaut auch mal ein paar Hühnereier, badet im Meer und wärmt sich in der Sonne. Dann, auf dem Weg in den Norden, wird er krank. Er schafft es gerade noch ins Haus einer "kugelrunden Frau", bevor er endgültig zusammenbricht. Die Frau pflegt ihn, sie päppelt ihn auf. Und "Einer", der namenlose Mann, stellt fest, dass sich sein Leben langsam ändert.
Was ist das für eine Geschichte? Hat sie seit ihrer Entstehung in den Siebzigerjahren nicht reichlich Patina angesetzt? Welchem Kind kann man damit heute noch kommen, mit dieser Romanze zwischen flüchtigem Mann und sesshafter Frau?
Vielleicht macht gerade das Zusammenspiel von Nöstlingers Text und den tastenden, spielerischen, kolorierten Zeichnungen von Janosch den Reiz dieses Buches aus. Beide probieren etwas aus, genauso wie ihre Figuren: was das ist, so ein Leben in größter Freiheit, wie man es erzählen und wie man es zeichnen kann. Ob man dafür eigentlich bezahlen muss. Und ob die Entscheidung der Frau, den hereingeschneiten Mann wieder gehen zu lassen, nicht auch ein Zeichen von Freiheit ist.
Christine Nöstlinger, Janosch: "Einer"; Beltz und Gelberg, Weinheim 2009; 32 S., geb., 14,95 Euro; ab 6 Jahre.
Wir sind wenigstens vorbereitet!
Bei seiner Mutter hält es Juri gerade nicht mehr aus, schon gar nicht in den Sommerferien. Kurzentschlossen setzt er sich in den Zug und steht bei seinem Vater vor der Tür, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Was er dort, tief in der Provinz, antrifft, befremdet ihn, aber es interessiert ihn trotzdem: wie vertraut hier alle miteinander umgehen, anders als in der Stadt, in der er sonst lebt. Wie man gemeinsam feiert und sich hilft, wenn es etwas zu reparieren gibt, was man hier sowieso am liebsten selbst macht - Fremde will man hier nicht sehen. Wie sich die Mitglieder der abgeschotteten Gemeinschaft in geheimnisvollen Andeutungen ergehen und manchmal für Stunden einfach verschwinden. Bis Juri irgendwann erkennt, was für ein gefährliches Spiel hier gespielt wird und dass es auf ihn selbst ankommt, eine Katastrophe zu verhindern. Auch wenn er sich mittlerweile nicht wenig in diesem Netz verstrickt hat.
Martin Schäuble: "Sein Reich"; S. Fischer Verlag, Frankfurt 2020; 240 S., br., 9 Euro; ab 12 Jahre.
Machen wir einfach das Beste daraus!
Ratzfatz sind die Eltern der vier Schwestern McCready gestorben, als der Roman, der ihnen gewidmet ist, kaum begonnen hat. Und ebenso rasch - in Buchseiten gerechnet, nicht in der verfließenden Zeit - entscheidet sich, wo sie untergebracht werden. Nachdem alle möglichen Verwandten abgesagt haben, meldet sich eine alte Tante in Kanada, die alle vier Mädchen im Alter zwischen acht und vierzehn Jahren bei sich aufnehmen will. Sie machen sich auf den Weg von Ostasien nach Kanada, allein, was keine geringe Leistung ist, nur hat die Verwandte inzwischen der Schlag getroffen. Und die Mädchen, die mit Mühe den Weg zu dem idyllisch gelegenen Farmhaus von Tante Martha gefunden haben, müssen sich dort nun allein durchschlagen. Mehr noch: Niemand darf wissen, dass sie das eben allein tun, Worte wie "Jugendamt" und "Vormund" stehen drohend im Raum. Und so entwirft Fiona, die Älteste, einen Täuschungsmechanismus gegenüber den Erwachsenen, der ihr und ihren Schwestern alles abverlangt.
Das Wunder dieses sommerlichen Romans ist, dass Polly Horvath bei aller Last, die sie den Schwestern zumutet, nie aus dem Blick verliert, wie viel Energie Kinder und Jugendliche gemeinsam aufbringen können und wie sie trotz allem Wege finden, zu genießen, was sie haben. Hier ist das eine ganze Menge. Und zum Glück stellt sich heraus, dass sie die Last nicht ganz allein bewältigen müssen.
Polly Horvath: "Marthas Boot"; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2021; 247 S., geb., 18 Euro; ab 11 J.
Alle Fremden sind Diener der Schlange.
Ein Mädchen kommt im Krankenhaus zu sich. Misstrauisch beäugt es die unbekannte Umgebung. Alles, was es in seinem bisherigen Leben gelernt hat, rät, nein befiehlt ihr, mit niemandem zu reden. Nicht mit den Krankenschwestern und Ärzten, die ihr helfen wollen, und schon gar nicht mit dem freundlichen Psychologen oder dem Polizisten, der wissen will, wie es zu der Katastrophe auf dem Gelände in der Wüste kam. Dort nämlich hatte eine Sekte ihr Hauptquartier eingerichtet, und die junge Erzählerin von "After the Fire" war von Kindheit an Teil dieser Gemeinschaft. Was dort passiert, ist so schrecklich wie spannend, und wie die Erzählerin uns - und den Erwachsenen, die sie umgeben - erst gar nicht und dann nach und nach die ganze Wahrheit erzählt, macht das Buch zu einer faszinierenden Lektüre. Weil es behutsam zeigt, wie jemand, der alle Fremden mit den Worten des Sektenführers als "Diener der Schlange" ansieht, zurück ins Leben findet.
Will Hill: "After the Fire", Roman; dtv, München 2020; 480 S., br., 15,95 Euro; ab 14 Jahre
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Martin Schäuble ist ein hervorragender, fast journalistischer Schreiber. Die Situationen wirken filmisch-lebendig, die Dialoge passen und die Dramaturgie stimmt. Anita Westphal-Demmelhuber Eselsohr 20200801
Wir mussten das Buch für die Schule lesen. Ich bin bei Schulbüchern immer negativ eingestellt, aber das hat mich unnormal überrascht. Am Ende war es krass spannend. Ich mag das Bich sehr gerne. Beste Schullektüre in 10 Jahren.
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Sie sind mitten unter uns – eine Geschichte über Prepper und Reichsbürger
Juri ist 15 und hat in den Sommerferien nichts vor und kein Geld zum Verreisen. Also fährt er zu seinem Vater, den er jahrelang nicht gesehen hat in den Schwarzwald. Und damit fährt er nicht nur zu …
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Sie sind mitten unter uns – eine Geschichte über Prepper und Reichsbürger
Juri ist 15 und hat in den Sommerferien nichts vor und kein Geld zum Verreisen. Also fährt er zu seinem Vater, den er jahrelang nicht gesehen hat in den Schwarzwald. Und damit fährt er nicht nur zu jemandem, den er kaum kennt, er findet sich plötzlich unter Menschen wieder, die eine völlig andere Gesinnung und Einstellung haben, als er. Sein Vater und dessen Freunde sind sogenannte Reichsbürger, eine Gruppierung von Menschen, die die Bundesrepublik Deutschland als unrechtmäßig ablehnen, als „Firma“ bezeichnen und sich selbst als Zugehörige zum Deutschen Reich sehen.
„Alles geht den Bach runter“, sagt Papa. Er setzt sich auf die Kante des Tisches. „Jederzeit kann der Krieg ausbrechen. Gut, wenn du auch vorbereitet bist“ – dieser Satz ist ebenso bezeichnend für die Geisteshaltung der Reichsbürger wie „Keine Behörde kann uns etwas vorschreiben, die haben alle keine Berechtigung. Die BRD ist eine Firma. Mehr nicht“. Soviel Ewiggestrigkeit ist in einem Jugendbuch ganz schön harter Tobak, dazu das Cover in rot-schwarz, die Flagge des Deutschen Reichs war schwarz-weiß-rot.
Dieses Buch ist fiktiv, aber keine Fiktion. Denn diese Gruppierungen gibt es und sie sind mitten unter uns. Sie haben keine Personalausweise, da sie sich nicht als „Personal“ der Firma BRD sehen, selbst die Nummernschilder auf ihren Autos und Nutzfahrzeugen sind noch aus der Zeit des Deutschen Reichs. Da wird in Wald und Flüssen gewildert, Gesetze gelten nur die eigenen, die des Staates werden in jeder Form abgelehnt. Dazu stehen auch „Heiler“ höher im Kurs als Ärzte. Und wilde Verschwörungstheorien über Chemtrails, die gefälschte Mondlandung und Leugnung von Holocaust und 9/11. Und natürlich ist für Karl, den Freund von Juris Vater, die Erde hohl.
Im Buch wie im wahren Leben sind die Verfechter dieser Gesinnung völlig überzeugt von ihren Wahr- und Weisheiten, sie sind gewaltbereit und skrupellos und alle, die anderer Meinung sind, sind rot-grün versiffte Zecken und „Linksparasiten“.
Die Charaktere sind sehr klar gezeichnet. Juri in seiner pubertär-kindlichen Naivität im Kontrast zu den abgeklärten Jugendlichen aus den Reihen der Reichsbürger, die Erwachsenen in voller Skrupellosigkeit und Verblendung. Insgesamt greift der Autor jedes Klischee auf und lässt nichts aus, was man landläufig über diese Gruppierungen zu kennen glaubt. Obwohl – Echsenmenschen oder Reptiloide und Kopfbedeckungen aus Alufolie erwähnt er tatsächlich nicht.
Ein ganz tolles Buch über ein brandaktuelles und schwieriges Thema. Sprachlich ist das Buch sehr jugendlich und lebensnah, manchmal etwas abgehackt, manchmal Slang aber alles in allem flüssig zu lesen. Die Stimmung wechselt immer wieder zwischen so etwas wie „heile Welt“ und „kurz vor Bürgerkrieg“ – bildhaft beschrieben, düster und bedrückend. Von mir klare 5 Punkte und eine absolute und uneingeschränkte Lese-Empfehlung.
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eBook, ePUB
Die Sommerferien stehen vor der Tür und alle wollen verreisen, nur Juri hat nichts vor. Da ihm das Zusammenleben mit seiner Mutter und ihren ständig wechselnden Partner auf die Nerven geht, beschließt er, die Ferien bei seinem Vater zu verbringen, zu dem er schon lange keinen Kontakt …
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Die Sommerferien stehen vor der Tür und alle wollen verreisen, nur Juri hat nichts vor. Da ihm das Zusammenleben mit seiner Mutter und ihren ständig wechselnden Partner auf die Nerven geht, beschließt er, die Ferien bei seinem Vater zu verbringen, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Doch als er ankommt, muss er feststellen, dass sein Vater sich in einer sehr eigenen Welt eingerichtet hat. Als er am See die Jugendlichen aus dem Dorf trifft, die seinen Vater und dessen Freunde für Spinner halten, muss Juri entscheiden, auf welcher Seite er steht.
Mit diesem Roman behandelt der Autor Martin Schäuble das Thema Reichsbürger. Der Schreibstil ist passend für die angegebene Altersgruppe, aber auch etwas distanziert. Der Autor bezieht nicht Stellung, sondern sorgt dafür, dass man sich beim Lesen selbst Gedanken macht. Anfangs verläuft die Geschichte sommerlich leicht, bis am Ende doch recht heftig wird.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Juri wird etwas unverhofft in diese Reichsbürger-Umgebung hineingeworfen. An seinen Vater muss er sich erste gewöhnen und das Leben dort hat auch Aspekte, die ihm gefallen. Doch er reflektiert auch, was er hört und sieht, ganz besonders als die Dorfjugend über die Spinner redet. Schon bald stellt Juri fest, dass die Gruppemitglieder um seinen Vater nicht nur harmlose Spinner sind.
Ein lesenswertes Buch – nicht nur für Jugendliche!
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Juri lebt mit seiner Mutter und ihren wechselnden Lebensparten in Stuttgart. Die Mutter hat etwas Pech mit ihren Männern, der letzte hat sie geschlagen und Heiko säuft. Weil kein Urlaub drin ist, kommt Juri auf die Idee seinen leiblichen Vater im Schwarzwald zu besuchen. Vor zehn Jahren …
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Juri lebt mit seiner Mutter und ihren wechselnden Lebensparten in Stuttgart. Die Mutter hat etwas Pech mit ihren Männern, der letzte hat sie geschlagen und Heiko säuft. Weil kein Urlaub drin ist, kommt Juri auf die Idee seinen leiblichen Vater im Schwarzwald zu besuchen. Vor zehn Jahren hat er den fünfjährigen Juri und seine Mutter gar nicht erst ins Haus gelassen. Trotzdem macht Juri sich auf zu ihm. Der Vater nimmt ihn auch auf und stellt ihm zunächst Achim und seine Familie vor. Sie wohnen auf einem Hof und sind Selbstversorger. Die vier Kinder haben altmodischer Namen und verhalten sich entsprechend. Nur das Zwillingsmädchen Margarete macht ihm schöne Augen. Wenn die Jungen von „spielen gehen“ sprechen meinen sie Bogenschießen und es kann auch sein, dass Tiere gejagt werden.
Zunächst findet Juri viel Gemeinsames mit seinem Vater, doch dann erzählt er ihm doch sehr eigenartige Dinge. Eine Mondlandung hat es nicht gegeben, die Korrosionstreifen der Flugzeuge sind gefährlich und einige andere kuriose Theorien. So ist die BRD nur eine Firma und eigentlich gehören wir zum Deutschen Reich.
Da Juri im Bus ein Mädchen aus dem Ort getroffen hat, hat er auch Kontakt zur Dorfjugend, die sich an einem See trifft. Hier hört er, dass sein Vater und seine Freunde als Nazis verschrien sind.
Reichsbürger kenne ich bisher nur aus den Nachrichten und dieses Buch zeigt den Alltag dieser Menschen. Verschwörungstheorien und faschistische Ideen kommen hier zu einer eigenartigen Mischung zusammen, dazu kommt die Gewaltbereitschaft. Diese Leute leben in den 1930er Jahren und haben ein entsprechendes Familienbild, so die Frau steht in der Küche. Aber auch Ärzten wird misstraut, ich habe das Gefühl, das kommen einige eigenartige Theorien zusammen. Ein Buch mit interessanten Informationen.
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