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Eben erst hat Mathieu seine treue Begleiterin Sam vor dem Laden angebunden, und jetzt: keine Spur mehr von ihr. Ohne ihren weisen Blick, ihre Wärme fühlt Mathieu sich einsam und schutzlos, er muss sie wiederfinden. Und so streift er auf der Suche nach seinem Hund durch die winterliche Großstadt, folgt seinen Erinnerungen, den Schicksalsschlägen, die ihn hierher geführt haben: zu einem Leben auf der Straße. Er erinnert sich an seine Mutter, an deren manipulativer Liebe er beinah erstickte. An seinen Vater, der dem nichts entgegenzusetzen vermochte. An seine große Liebe Karine, an das Wun...
Eben erst hat Mathieu seine treue Begleiterin Sam vor dem Laden angebunden, und jetzt: keine Spur mehr von ihr. Ohne ihren weisen Blick, ihre Wärme fühlt Mathieu sich einsam und schutzlos, er muss sie wiederfinden. Und so streift er auf der Suche nach seinem Hund durch die winterliche Großstadt, folgt seinen Erinnerungen, den Schicksalsschlägen, die ihn hierher geführt haben: zu einem Leben auf der Straße. Er erinnert sich an seine Mutter, an deren manipulativer Liebe er beinah erstickte. An seinen Vater, der dem nichts entgegenzusetzen vermochte. An seine große Liebe Karine, an das Wunder, Vater zu werden. An den Glauben, dass alles gut werden wird - bis das Unvorstellbare geschah. Ein mitreißender Roman über Verlust und Verzweiflung, Liebe und Hoffnung. Sophie Bienvenu legt den Finger in die Wunden einer modernen Großstadt, die nicht nur Gewinner hervorbringt.
Finck, SonjaSonja Finck lebt in Berlin und Gatineau (Kanada), sie übersetzt Romane und Theaterstücke aus dem Französischen und Englischen. Sie übertrug u.a. Werke von Annie Ernaux und Jocelyne Saucier ins Deutsche. Für ihre Arbeit wurde sie mit dem André-Gide-Preis und dem Eugen-Helmlé-Preis ausgezeichnet.
Weigand, FrankFrank Weigand, Kulturjournalist, Übersetzer und Ko-Herausgeber der Theateranthologie "SCÈNE - neue französische Theaterstücke". Er übertrug zahlreiche Theaterstücke französischer und frankophoner Dramatiker sowie Sachbücher aus den Bereichen Soziologie, Philosophie, Performancetheorie ins Deutsche.
Weigand, FrankFrank Weigand, Kulturjournalist, Übersetzer und Ko-Herausgeber der Theateranthologie "SCÈNE - neue französische Theaterstücke". Er übertrug zahlreiche Theaterstücke französischer und frankophoner Dramatiker sowie Sachbücher aus den Bereichen Soziologie, Philosophie, Performancetheorie ins Deutsche.
Produktdetails
- Verlag: Claassen Verlag
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 18. September 2020
- Deutsch
- Abmessung: 28mm x 134mm x 210mm
- Gewicht: 312g
- ISBN-13: 9783546100175
- ISBN-10: 3546100174
- Artikelnr.: 59202463
Herstellerkennzeichnung
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Eine einfühlsame, nachdenkliche Geschichte
„Vielleicht hat sie sich gesagt, wir treffen uns an unserem Schlafplatz, und sie hätte auch gern eine Nachricht hinterlassen, aber so was machen Hunde nicht. Sie ergreifen eher selten die Initiative, deshalb haben sie nie gelernt, wie man …
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Eine einfühlsame, nachdenkliche Geschichte
„Vielleicht hat sie sich gesagt, wir treffen uns an unserem Schlafplatz, und sie hätte auch gern eine Nachricht hinterlassen, aber so was machen Hunde nicht. Sie ergreifen eher selten die Initiative, deshalb haben sie nie gelernt, wie man Bescheid sagt.“ (Zitat Pos. 394)
Inhalt
Das Leben von Mathieu war nie einfach gewesen, doch der letzte Schicksalsschlag wirft ihn endgültig aus der Bahn und er landet er auf der Straße. Seine Hündin Sam, die ihm aus seinem früheren Leben geblieben ist, begleitet ihn auch jetzt mit ihrem stillen Vertrauen und in den Nächten wärmen sie einander, denn der Winter hat begonnen. Doch sie haben Glück, ein Bekannter verreist über den Winter, seine leerstehende Wohnung überlässt er seiner Cousine Gabrielle und diese ist bereit, die beiden vorübergehend aufzunehmen. Da ist Sam plötzlich verschwunden. Mathieu hatte sie nur kurz vor einem Laden angebunden, in dem er öfter einkauft. Mathieu macht sich sofort auf die Suche und Gabrielle hilft ihm dabei, doch Montreal ist eine Großstadt und Sam kann überall sein.
Thema und Genre
Es geht um anonyme Schicksale in einer Großstadt, um Menschen, die durch besondere Umstände plötzlich aus ihrem Leben geworfen werden und versuchen, auf der Straße irgendwie über die Runden zu kommen. Themen sind Erinnerungen, Trauer, Verzweiflung und neue Hoffnung, Mut, und die Liebe.
Charaktere
Mathieus Kindheit ist von seiner dominanten Mutter und einem schweigsamen Vater geprägt. Sehr jung verliebt er sich in Karine, die Frau seines Lebens, die ihn und die gemeinsame Tochter Lila jedoch verlässt. Manchmal will Mathieu einfach aufgeben, doch er kann es nicht, irgendwie macht er immer weiter, gefangen in seinen Erinnerungen. Sam ist ein wichtiger Teil des früheren Lebens und darum muss er sie wiederfinden, er gibt nicht auf, folgt jeder Idee, wo er suchen könnte.
Handlung und Schreibstil
Der obdachlose Mathieu erzählt seine Geschichte selbst. Die aktuelle Handlung, die Stunden und Tage der Suche nach seiner Hündin Sam, wird in kurzen Abschnitten erzählt, die immer wieder durch seine Erinnerungen durchbrochen werden. So erfahren wir die wichtigsten Ereignisse aus seinem Leben, allerdings nicht chronologisch, sondern bruchstückhaft, kurze Geschichten und Situationen, die sich schließlich zu einem Gesamtbild über das bisherige Leben von Mathieu zusammenfügen. Die Hündin Sam ist das Bindeglied zu seinem früheren Leben und die Suche nach seiner Hündin wird für ihn auch zum Versuch, mit der Vergangenheit weiterzuleben. Die Frage, ob es ihm gelingen wird, Sam in der Metropole Montreal wiederzufinden, sorgt für Spannung und wir bangen und hoffen mit Mathieu. Die Sprache ist einfühlsam und gibt in teilweise einfachen, sehr persönlichen Sätzen nicht nur die aktuelle Situation und die Erinnerungen, sondern auch die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur packend und glaubhaft wieder, führt uns direkt in sein Leben.
Fazit
Ein einfühlsamer, leiser, nachdenklicher Roman über die Hintergründe, die dazu führen können, einen Menschen völlig aus der Bahn zu werfen. Gleichzeitig ist es jedoch eine poetische Geschichte über das Leben, die Kraft der Liebe und den Mut, dass es irgendwie weitergeht.
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Mathieu braucht Sam. So viel ist ganz klar. Denn Mathieu hat außer Sam niemanden mehr und ohne die Pitbill-Hündin ist sein Leben auf der Straße schwierig bis unmöglich. Und dann passiert das Schreckliche: Sam ist weg. Dabei hatte er sie nur kurz angebunden, um einkaufen zu …
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Mathieu braucht Sam. So viel ist ganz klar. Denn Mathieu hat außer Sam niemanden mehr und ohne die Pitbill-Hündin ist sein Leben auf der Straße schwierig bis unmöglich. Und dann passiert das Schreckliche: Sam ist weg. Dabei hatte er sie nur kurz angebunden, um einkaufen zu gehen. Und dann ist die Hündin weg. Und man ist als Leser:in mitten im Buch „Sam ist weg“ von Sophie Bienvenu.
„»Ich vermisse sie so sehr, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Es fühlt sich an, als hätte man mir ein Stück aus dem Körper gerissen. Und die Wunde will einfach nicht heilen. Als ob sie dir einen Arm oder ein Bein amputiert hätten, weißt du? Es heißt doch, dass man das noch weiter spürt.«
»Redest du von Sam?«
»Ja … Auch von Sam.«
Spätestens an der Stelle ist klar, dass es in Mathieus Leben noch mehr Verlust gegeben hat. Verlust, der ihn aus seinem geregelten Leben gerissen hat und in ein Leben auf der Straße katapultierte. Aufgewachsen mit einer dominanten und narzisstischen Mutter („»Du versaust dein Leben. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Fuck you, Mom. Du hast mich versaut.“), die ihn und sein Leben kontrollierte und manipulierte und einem Vater, der in der Familie nichts zu sagen hatte und früh starb. Er ist ein nachdenklicher, melancholischer und unverstandener Jugendlicher („Du hast kein Recht, traurig zu sein, Mathieu. Du hast ein Dach überm Kopf, du gehst zur Schule … Du hast eine Mutter, die dich liebhat und sich für dich aufopfert. Weißt du, was du bist, Mathieu? Ein verwöhntes Balg. Und undankbar.“) und wird mit 18 Vater einer Tochter. Anschließend versucht er (zu) vieles gleichzeitig: dem Einfluss der Mutter zu entkommen, sein Leben zu ordnen und seiner Tochter ein guter Vater zu sein. Weitere Brüche im Leben werfen ihn dann aber vollends aus der Bahn. Über all das denkt er nach, während er durch die Straßen geht und Sam sucht und gibt den Leser:innen einen Einblick in sein Leben.
Das Buch ist zwar eher ein Büchlein (nur knapp 170 Seiten lang und ich habe es in etwa zwei Stunden durchgelesen), aber es hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck, so tief, dass ich es schade fand, dass es so kurz war. So viel Schicksal und Gefühl gebündelt auf so wenigen Seiten, so viel Liebe, Zuneigung und gleichzeitig Zweifel und Verzweiflung („Du wärst einfach am liebsten überhaupt nicht da. So wie Freddie Mercury. I don’t want to die, I sometimes wish I’d never been born at all.“) Und ganz zum Schluss ein Sonnenstrahl mit Hoffnung und einer Prise Optimismus. So traurig und schön gleichzeitig.
Das Buch hat keine Einleitung und keinen richtigen Schluss, ist also eher Novelle als Roman. Geschrieben ist es so, wie die Gedankengänge von Mathieu verlaufen: nicht linear, sprunghaft, durcheinander und in Umgangssprache (bei der Wortwahl, aber auch grammatikalisch). Authentisch, bildhaft, schlicht und doch bildgewaltig und berührend. Mal schön, mal weniger schön. Aber immer klar, prägnant und auf den Punkt. Da ist kein Wort zu viel und kein Satz überflüssig. Für mich ist es ein ganz besonderes und leises Buch und eine klare Lese-Empfehlung. 5 Sterne.
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Dieses Buch ist dünn und irgendwie unscheinbar. Auch das Cover ist sehr schlicht und auf den ersten Blick nicht gerade ansprechend.
Aber während des Lesens merkt man, dass dieses Cover einfach perfekt ist!
Von der Geschichte selbst war ich sehr beeindruckt. Die Autorin hat einen …
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Dieses Buch ist dünn und irgendwie unscheinbar. Auch das Cover ist sehr schlicht und auf den ersten Blick nicht gerade ansprechend.
Aber während des Lesens merkt man, dass dieses Cover einfach perfekt ist!
Von der Geschichte selbst war ich sehr beeindruckt. Die Autorin hat einen unheimlich Schreibstil und versteht es, in ihrer Sprache und Erzählweise Gefühle zu transportieren, ohne sie zu benennen.
Das ganze Buch ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Leben des Obdachlosen Mathieu. Eines Tages bindet er seine Hündin Sam vor einer Bäckerei an. Und als er wieder rauskommt, ist sie weg.
Während der Suche nach ihr und immer wieder eingeschobenen Episoden aus Mathieus Vergangenheit, lernen wir ihn kennen. Und das ist wirklich interessant, Mathieu ist ein unglaublich toll ausgearbeiteter Charakter.
Für mich war dieses Buch definitiv eine große Überraschung. Ich hätte nie damit gerechnet, und es lag lange auf meinem SuB, aber ich finde es wirklich wundervoll!
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