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In einer Kleinstadtvideothek inmitten Iowas tauchen seltsame und unheimliche Filmschnipsel auf den Leihkassetten auf. Dunkle und grobkörnige Szenen, die eine Scheune zeigen, darin ein leerer Stuhl, Atemgeräusche sind zu hören. In späteren Clips taucht eine Frau auf, erst gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf, dann durch ein Maisfeld laufend - auf der Flucht vor dem Kameramann. Der Videotheksmitarbeiter Jeremy will nichts mit der Sache zu tun haben, doch als seine Freundin Stephanie die Scheune in den Filmszenen wiedererkennt, muss er handeln.Die Suche nach der Wahrheit hinter den V...
In einer Kleinstadtvideothek inmitten Iowas tauchen seltsame und unheimliche Filmschnipsel auf den Leihkassetten auf. Dunkle und grobkörnige Szenen, die eine Scheune zeigen, darin ein leerer Stuhl, Atemgeräusche sind zu hören. In späteren Clips taucht eine Frau auf, erst gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf, dann durch ein Maisfeld laufend - auf der Flucht vor dem Kameramann.
Der Videotheksmitarbeiter Jeremy will nichts mit der Sache zu tun haben, doch als seine Freundin Stephanie die Scheune in den Filmszenen wiedererkennt, muss er handeln.
Die Suche nach der Wahrheit hinter den Videos führt Jeremy und Stephanie in die Vergangenheit.
Ein atemberaubender Roman für Fans von David Lynch.
Der Videotheksmitarbeiter Jeremy will nichts mit der Sache zu tun haben, doch als seine Freundin Stephanie die Scheune in den Filmszenen wiedererkennt, muss er handeln.
Die Suche nach der Wahrheit hinter den Videos führt Jeremy und Stephanie in die Vergangenheit.
Ein atemberaubender Roman für Fans von David Lynch.
John Darnielle ist Autor, Komponist, Gitarrist und Sänger der Band the Mountain Goats. Er lebt mit seiner Frau und seinen Söhnen in Durham, North Carolina. Sein erster Roman Wolf in White Van wurde von der internationalen und der deutschsprachigen Presse als einer der besten Romane des Jahres 2016 gefeiert und war unter anderem für den National Book Award nominiert.
Produktdetails
- Verlag: Eichborn
- 1. Aufl.
- Seitenzahl: 288
- Altersempfehlung: ab 16 Jahren
- Erscheinungstermin: 18. Dezember 2017
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 129mm x 26mm
- Gewicht: 392g
- ISBN-13: 9783847900290
- ISBN-10: 3847900293
- Artikelnr.: 48191682
Herstellerkennzeichnung
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Wo der Wind nicht heult, sondern singt
Heimvideo: John Darnielles Provinzroman "Rekorder" erzählt von Verlassenen, die im Angesicht des Schreckens zueinanderfinden
"Damn These Vampires" heißt ein in seiner gloriosen Düsternis, die von einem trotzigen Durchhaltewillen durchkreuzt wird, typischer Song der amerikanischen Indie-Band The Mountain Goats. John Darnielle, nicht nur Komponist, Gitarrist und Sänger der Band, sondern auch einer der besten Songdichter überhaupt, hat selbst einige Vampire überwunden, wie wir aus seinen Liedern wissen: einen gewalttätigen Stiefvater, harte Drogen, Einsamkeit. Vor zwei Jahren legte er einen bejubelten Debütroman über einen Versehrten vor, der trotz der Verunstaltung seines
Heimvideo: John Darnielles Provinzroman "Rekorder" erzählt von Verlassenen, die im Angesicht des Schreckens zueinanderfinden
"Damn These Vampires" heißt ein in seiner gloriosen Düsternis, die von einem trotzigen Durchhaltewillen durchkreuzt wird, typischer Song der amerikanischen Indie-Band The Mountain Goats. John Darnielle, nicht nur Komponist, Gitarrist und Sänger der Band, sondern auch einer der besten Songdichter überhaupt, hat selbst einige Vampire überwunden, wie wir aus seinen Liedern wissen: einen gewalttätigen Stiefvater, harte Drogen, Einsamkeit. Vor zwei Jahren legte er einen bejubelten Debütroman über einen Versehrten vor, der trotz der Verunstaltung seines
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Gesichts nach einem Gewehrschuss das Leben meistert, indem er sich als Spielleiter eine alternative Welt erdenkt, die auch für andere bewohnbar wird. Allerdings geschieht dann etwas Schreckliches.
Darnielles neuer Roman "Rekorder" ist in einem ähnlich magisch-realistischen Stil verfasst und kreist wiederum um Verlusterfahrungen und ihre Kompensation. Zwei Protagonisten haben als Kinder ihre Mütter verloren. Und doch wirkt das Buch, das auf drei Zeitebenen spielt und Anleihen beim Found-Footage-Horrorfilm wie "Rec" oder "Blair Witch Project" macht, einerseits verstörender, im Fortgang jedoch zuversichtlicher als der Vorgänger. Die Verletzlichkeit und Sensibilität der Figuren, die ein stilles Leben in der tristen amerikanischen Provinz führen, steht zunächst einmal in starkem Kontrast zu einem nur am Horizont aufscheinenden, gleichwohl paralysierenden Schrecken. Mit ihm kämpft sich eine verdrängte Trauer an die Oberfläche, was eine flirrende "Twin Peaks"-Atmosphäre zwischen Alltag und Unheil ergibt, die sich allerdings weniger spektakulär entwickelt als bei David Lynch.
Der Roman setzt in den späten neunziger Jahren ein, eine versunkene Zeit, denn ein derart entschleunigtes Leben, wie es der junge Jeremy Heldt in einer Kleinstadt in Iowa führt, scheint im Internetzeitalter kaum mehr denkbar. Dass den schicksalsergebenen Videothek-Angestellten eine gewisse Verlorenheit umflort, hat viel damit zu tun, dass seine Mutter sechs Jahre zuvor bei einem Autounfall gestorben ist. Eines Tages entdecken mehrere Kunden beängstigende Ausschnitte auf diversen VHS-Leihkassetten, die jemand heimlich in die Filme hineinkopiert haben muss. Die verwackelten Sequenzen zeigen Menschen mit Kapuzen über dem Kopf, die in einer Scheune sitzen oder von der Kamera verfolgt werden. Sarah Jane, Jeremys Chefin, die das in den Ausschnitten gezeigte Anwesen wiedererkennt, wird mehr und mehr in diese Nebenwirklichkeit hineingezogen. Sie verschwindet zwar nicht wirklich und ist doch bald eine weitere Verschollene. Jeremy hält sich an eine junge Lehrerin, die viel Ehrgeiz zeigt, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Der mittlere Teil des Romans spielt in den siebziger Jahren und erzählt die Geschichte von Lisa Sample, deren Mutter ihre Familie verließ, um sich einer radikalen christlichen Sekte anzuschließen. Was dieses Ereignis mit den rätselhaften Filmen zu tun hat, klärt sich ein Stück weit im letzten, in der Gegenwart angesiedelten Part, in dem eine weitere Familie ins Spiel kommt, die inzwischen das als "zugleich zeitlos und unbeständig" beschriebene Farmhaus (zuletzt doch mehr "White Lodge" als "Black Lodge") bewohnt, in dem die Aufnahmen gemacht wurden. Die gegebene Antwort aber befriedigt nicht wirklich: Sie scheint zu klein in Bezug auf das geweckte Befremden.
Wichtiger ist, dass sämtliche Charaktere in diesem wie wattiert wirkenden, alle Stimmen verschluckenden Hinterland durch ein unsichtbares Netz, dessen Knoten der einfühlsame Erzähler nach und nach sichtbar macht, miteinander verbunden sind. Der Clou des ganz innenweltlich erzählten Romans besteht darin, genau das, was sich in Horrorfilmperspektive als fatal erweisen könnte - die durch einen Fluch verbundenen Verdammten -, als Rettung zu inszenieren: ein "social network", in dem die Figuren einander Halt geben. Teils scheinen die Charaktere sogar miteinander zu verschmelzen. "Rekorder" erzählt im Kern von einer Sehnsucht aller Verlassenen nach Aufgehobensein, die groß genug ist, um selbst Vampirbisse als Zeichen von Zuneigung erscheinen zu lassen. Dass der abgesetzte Notruf hier über ein Medium läuft, das längst dem technischen Fortschritt zum Opfer gefallen ist, verstärkt die melancholische Aura des Erzählten noch einmal.
Eine Spur zu verspielt mutet die auktoriale Erzählhaltung mit ihren Variantenandeutungen und Leserapostrophen an: Darnielle ist eben doch in erster Linie Songdichter. Besonders stark ist das Buch immer da, wo der Autor, der selbst in der beschriebenen Gegend gelebt hat, sich voller plastischer Details in den Seelenhaushalt der Provinz vertieft: "Der Wind fegt nicht heulend, sondern singend über die Ebenen. Das ist der Unterschied zwischen diesem Wind und seinen Großstadt-Cousins." Freie Zeit besiegt man hier mit Videofilmen oder dem Beschriften der Einmachgläser für Kürbis-Mus. Die Dialoge über das Angeln fühlen sich in ihrer Unabgeschlossenheit so real an wie die selbstzusammengeschusterte Heilserwartung einer ausschließlich von Müll lebenden Sekte.
All das dient dem Bannen des Schreckens. In dieser halb realen, halb mystischen Landschaft - "das große Nirgendwo" - hat die Leere nämlich eine existentielle Dimension: "Liegen links und rechts des Highways verschiedene Felder oder stellt die Straße nur eine künstliche Unterteilung eines einzigen, gleichmäßigen Feldes dar?" Schreie verlieren sich in gigantischen Maisfeldern. "Um gehört zu werden, bräuchte man etwas Größeres: das Dröhnen eines Mähdreschers im Herbst, der all das hier niedermäht." Darnielle, der Dennoch-Optimist, mäht die Einsamkeit zuletzt also tatsächlich nieder. Wie es in einem seiner bekanntesten Songs heißt: "Our mother has been absent ever since we founded Rome / But there's going to be a party when the wolf comes home."
OLIVER JUNGEN
John Darnielle: "Rekorder". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Tobias Schnettler. Eichborn Verlag, Köln 2017. 286 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Darnielles neuer Roman "Rekorder" ist in einem ähnlich magisch-realistischen Stil verfasst und kreist wiederum um Verlusterfahrungen und ihre Kompensation. Zwei Protagonisten haben als Kinder ihre Mütter verloren. Und doch wirkt das Buch, das auf drei Zeitebenen spielt und Anleihen beim Found-Footage-Horrorfilm wie "Rec" oder "Blair Witch Project" macht, einerseits verstörender, im Fortgang jedoch zuversichtlicher als der Vorgänger. Die Verletzlichkeit und Sensibilität der Figuren, die ein stilles Leben in der tristen amerikanischen Provinz führen, steht zunächst einmal in starkem Kontrast zu einem nur am Horizont aufscheinenden, gleichwohl paralysierenden Schrecken. Mit ihm kämpft sich eine verdrängte Trauer an die Oberfläche, was eine flirrende "Twin Peaks"-Atmosphäre zwischen Alltag und Unheil ergibt, die sich allerdings weniger spektakulär entwickelt als bei David Lynch.
Der Roman setzt in den späten neunziger Jahren ein, eine versunkene Zeit, denn ein derart entschleunigtes Leben, wie es der junge Jeremy Heldt in einer Kleinstadt in Iowa führt, scheint im Internetzeitalter kaum mehr denkbar. Dass den schicksalsergebenen Videothek-Angestellten eine gewisse Verlorenheit umflort, hat viel damit zu tun, dass seine Mutter sechs Jahre zuvor bei einem Autounfall gestorben ist. Eines Tages entdecken mehrere Kunden beängstigende Ausschnitte auf diversen VHS-Leihkassetten, die jemand heimlich in die Filme hineinkopiert haben muss. Die verwackelten Sequenzen zeigen Menschen mit Kapuzen über dem Kopf, die in einer Scheune sitzen oder von der Kamera verfolgt werden. Sarah Jane, Jeremys Chefin, die das in den Ausschnitten gezeigte Anwesen wiedererkennt, wird mehr und mehr in diese Nebenwirklichkeit hineingezogen. Sie verschwindet zwar nicht wirklich und ist doch bald eine weitere Verschollene. Jeremy hält sich an eine junge Lehrerin, die viel Ehrgeiz zeigt, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Der mittlere Teil des Romans spielt in den siebziger Jahren und erzählt die Geschichte von Lisa Sample, deren Mutter ihre Familie verließ, um sich einer radikalen christlichen Sekte anzuschließen. Was dieses Ereignis mit den rätselhaften Filmen zu tun hat, klärt sich ein Stück weit im letzten, in der Gegenwart angesiedelten Part, in dem eine weitere Familie ins Spiel kommt, die inzwischen das als "zugleich zeitlos und unbeständig" beschriebene Farmhaus (zuletzt doch mehr "White Lodge" als "Black Lodge") bewohnt, in dem die Aufnahmen gemacht wurden. Die gegebene Antwort aber befriedigt nicht wirklich: Sie scheint zu klein in Bezug auf das geweckte Befremden.
Wichtiger ist, dass sämtliche Charaktere in diesem wie wattiert wirkenden, alle Stimmen verschluckenden Hinterland durch ein unsichtbares Netz, dessen Knoten der einfühlsame Erzähler nach und nach sichtbar macht, miteinander verbunden sind. Der Clou des ganz innenweltlich erzählten Romans besteht darin, genau das, was sich in Horrorfilmperspektive als fatal erweisen könnte - die durch einen Fluch verbundenen Verdammten -, als Rettung zu inszenieren: ein "social network", in dem die Figuren einander Halt geben. Teils scheinen die Charaktere sogar miteinander zu verschmelzen. "Rekorder" erzählt im Kern von einer Sehnsucht aller Verlassenen nach Aufgehobensein, die groß genug ist, um selbst Vampirbisse als Zeichen von Zuneigung erscheinen zu lassen. Dass der abgesetzte Notruf hier über ein Medium läuft, das längst dem technischen Fortschritt zum Opfer gefallen ist, verstärkt die melancholische Aura des Erzählten noch einmal.
Eine Spur zu verspielt mutet die auktoriale Erzählhaltung mit ihren Variantenandeutungen und Leserapostrophen an: Darnielle ist eben doch in erster Linie Songdichter. Besonders stark ist das Buch immer da, wo der Autor, der selbst in der beschriebenen Gegend gelebt hat, sich voller plastischer Details in den Seelenhaushalt der Provinz vertieft: "Der Wind fegt nicht heulend, sondern singend über die Ebenen. Das ist der Unterschied zwischen diesem Wind und seinen Großstadt-Cousins." Freie Zeit besiegt man hier mit Videofilmen oder dem Beschriften der Einmachgläser für Kürbis-Mus. Die Dialoge über das Angeln fühlen sich in ihrer Unabgeschlossenheit so real an wie die selbstzusammengeschusterte Heilserwartung einer ausschließlich von Müll lebenden Sekte.
All das dient dem Bannen des Schreckens. In dieser halb realen, halb mystischen Landschaft - "das große Nirgendwo" - hat die Leere nämlich eine existentielle Dimension: "Liegen links und rechts des Highways verschiedene Felder oder stellt die Straße nur eine künstliche Unterteilung eines einzigen, gleichmäßigen Feldes dar?" Schreie verlieren sich in gigantischen Maisfeldern. "Um gehört zu werden, bräuchte man etwas Größeres: das Dröhnen eines Mähdreschers im Herbst, der all das hier niedermäht." Darnielle, der Dennoch-Optimist, mäht die Einsamkeit zuletzt also tatsächlich nieder. Wie es in einem seiner bekanntesten Songs heißt: "Our mother has been absent ever since we founded Rome / But there's going to be a party when the wolf comes home."
OLIVER JUNGEN
John Darnielle: "Rekorder". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Tobias Schnettler. Eichborn Verlag, Köln 2017. 286 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein brillantes Buch! John Darnielle baut die Spannung meisterlich auf; es ist beinahe unmöglich, mit dem Lesen aufzuhören. Rekorder ist das wichtige Werk eines Autors, der auf dem Weg ist, einer der großen Stars der amerikanischen Literaturszene zu werden.Los Angeles TimesEine fesselnde Erkundung der launenhaften Erinnerungen und Beharrungskräfte in den ländlichen USA. Washington Post"Besonders stark ist das Buch immer da, wo der Autor, der selbst in der beschriebenen Gegend gelebt hat, sich voller plastischer Details in den Seelenhaushalt der Provinz vertieft" Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2018
Das Buch war von einem, mir bereits durch "Wolf in White Van" bekannten, großartigen Schreibstil geprägt.
Der Autor verwendet wenig Worte, bringt diese aber genau auf den Punkt.
Bei dem Buch "Rekorder" habe ich mir anhand des Klappentextes allerding - leider - …
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Das Buch war von einem, mir bereits durch "Wolf in White Van" bekannten, großartigen Schreibstil geprägt.
Der Autor verwendet wenig Worte, bringt diese aber genau auf den Punkt.
Bei dem Buch "Rekorder" habe ich mir anhand des Klappentextes allerding - leider - etwas anderes erhofft bzw. erwartet - vielleicht sogar etwas mehr Spannung und Tiefgang der einzelnen vier zusammenhängenden Abschnitte des Buches.
Die Cover-Optik gefällt mir ausgesprochen gut und ist auch absolut passend. Die Aufteilung der Kapitel, genauso wie die Schriftgröße gefallen mir ebenso.
Das Buch beginnt damit, dass vermehrt Kunden ihre ausgeliehenen Kassetten in der Videothek mit einer Beschwerde bzw. mit einem Hinweis zurück geben. Bei den Filmen tauchen Szenen auf, die nicht dazu gehören. Sie zeigen eine Frau und unter anderem eine Scheune. Mit diesen Video Kassetten beginnt die Suche und die Reise in die Vergangenheit.Jeremy, der in der Videothek arbeitet, lebt zusammen mit seinem Vater. Seine Mutter verstorben.
"Sie beide hatten den Raum, in dem sie lebten, um die Abwesenheit seiner Mutter herum geformt; sie hatten ihn zu einem bequemen Ort gemacht, über den man nicht zu viel nachzudenken brauchte." (ZITAT)
Dieses Zitat sagt auch viel über den Protagonisten Jeremy und dem tollen Schreibstil des Autoren aus:
"Dann lächelte sie das Lächeln, das nur wenige außerhalb dieser Region jemals beherrschen werden, ein Kein-Problem-Blick,
der alle Unebenheiten glatt bügelt, ohne eine große Sache daraus zu machen. Doch er spürte den Nadelstich dort, wo sie ihn gesetzt hatte, wie er es manchmal tat, wenn Menschen, die seine Familie nicht verstanden, über sein Leben urteilten und ihm sagten, wie es von außen betrachtet wird. Ein weiterer kleiner, bohrender Zweifel,
der sich wie ein einzelnes Kügelchen Schrot in seiner Brust festsetzte. Es war nichts Schlimmes, doch der Ort, an dem er all diese Zweifel aufbewarte, wurde langsam zu klein." (ZITAT)
Es muss definitiv dazu gesagt werden, dass John Darnielles Roman kein Thriller ist.
Er erzählt nüchtern, interessant und er löst auch am Ende nicht jedes Rätsel und führt nicht jeden Gedanken zu Ende, den sich über die US-Provinz macht, über Söhne / Töchter ohne Mutter, Ehemänner ohne Frau und den schmalen Grad zwischen spiritueller Erleuchtung und Verblendung.
"Doch Widerstandfähigkeit bedeutet nur, dass etwas seine Form bewahrt. Dass es nicht zerbricht oder aufhört zu funktionieren. Es
bedeutet nicht, dass ein Kind die Zeit vergisst, die es mit der Mutter bei der Gartenarbeit verbracht hat, oder den Spaß, den sie gemeinsam hatten, als sie sich "Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett" im Astro ansahen. Es bedeutet nur, dass es lernt, es zu ertragen. Der Mechanismus, der es Lisa Sample ermöglichte,
nach dem Verschwinden der Mutter nicht unterzugehen, wurde bisher noch nicht von Wissenschaftlern beschrieben und dokumentiert." (ZITAT)
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Der 16-jährige Jeremy arbeitet bei Video Hut, einer kleinen Videothek in dem Örtchen Nevada in Iowa. Es sind die späten 1990er, die Menschen leihen noch Videos aus, die Zeit der DVD und Streamingdienste kommt erst noch. Die Arbeit ist weder besonders anspruchsvoll noch …
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Der 16-jährige Jeremy arbeitet bei Video Hut, einer kleinen Videothek in dem Örtchen Nevada in Iowa. Es sind die späten 1990er, die Menschen leihen noch Videos aus, die Zeit der DVD und Streamingdienste kommt erst noch. Die Arbeit ist weder besonders anspruchsvoll noch zukunftsträchtig, aber besser als nichts. Die Abende verbringt er mit seinem Vater; seit seine Mutter starb, sind die zwei ein Team, das gut funktioniert und in Ruhe miteinander auskommt. Eines Tages kommt die Lehrerin Stephanie recht verstört, um ein Leihvideo zurückzubringen. Es sei noch etwas auf der Kassette, das da offenkundig nicht hingehöre. Jeremy will zunächst nichts von der Sache wissen, aber als dies zum zweiten Mal geschieht, schaut er sich die Tapes doch an. Der normale Film wird von kurzen Sequenzen unterbrochen, Szenen, in denen man eine Scheune erkennt und eine Frau, die womöglich misshandelt wird. Jeremy und Stephanie beginnen zu forschen.
Die Kurzbeschreibung von John Darnielles Roman klingt nach einem spannenden Thriller, erinnert ein wenig an das Blair Witch Project und verspricht Hochspannung. Bis zum oben geschilderten Moment ist dies auch der Fall. Langsam baut er Autor die Handlung auf, der gottverlassene Ort fernab der Großstädte, ein Jugendlicher mit etwas Neugier und Wagemut und ein mysteriöses Vorkommnis. Spannend geschrieben, passende Zutaten.
Doch dann plötzlich scheint ein völlig anderer Text zu beginnen. Darnielle springt in die Vergangenheit und erzählt die Lebensgeschichte einer Frau, die ausbricht aus dem gutbürgerlichen Leben, das man von ihr erwartet. Sie schließt sich einer Sekte an und tauscht ein ungewisses Schicksal gegen die vorsehbare Kleinstadtfamilie. Man ist irritiert, verwundert und ein wenig verärgert. Dank der Schreibkunst des Autors ist dieser Abschnitt kein Deut schlechter geschrieben, aber wo bitte bleibt die Suche nach den Videosequenzen?
Teil drei führt uns wieder zurück zu Jeremy und Stephanie, deren Suche langsam bedrohlicher wird und einer vielversprechenden Spur folgt. Allerdings nur so lange bis Teil 4 beginnt und wir wieder eine ganz andere Geschichte bekommen, die in keinem Zusammenhang zu den vorherigen zu stehen scheint. Es erklärt sich zwar, aber mir sind die Brüche hier zu extrem, um noch von einem runden Roman sprechen zu können.
Das Handlungsgerüst ist experimentell, um es positiv zu beschreiben. Mich konnte es nicht wirklich überzeugen, ich bin ein Freund von einem roten Faden, der den Leser durch die Geschichte führt. Und ich bevorzuge zudem relativ eindeutige Genrezuordnungen. Dass mitten im Text sowohl Genre wie auch Handlung völlig ausgetauscht werden, hat mich schlichtweg zu sehr irritiert um es mit Begeisterung aufzunehmen. Auch wenn sich am Ende vieles fügt, dies war einfach ein wenig too much. Das ist schade, vor allem vor dem Hintergrund eines wirklich tollen Anfangs, der weiterverfolgt einen herausragenden Thriller ergeben hätte.
Fazit: ein toll geschriebener Roman, der leider durch seinen Aufbau eine Chance vertan hat.
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Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren …
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Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren und das thematisierte Hineinschneiden von Szenen in andere Videos wohl am ehesten möglich war. Davon ausgehend, dass der Klappentext bekannt ist, möchte ich eigentlich nicht viel mehr über die Handlung verraten, da alles weitere als Spoiler angesehen könnte.
Das Buch ist nicht ganz so gruselig, wie man vielleicht erwartet, wenn man an Filme wie "Ring" denkt. Eine düstere Stimmung zieht sich aber durch das Buch. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist eher subtil.
Streckenweise war das Buch für mich verwirrend. Lange Zeit bleibt unklar, was es mit dem ungewöhnlichen Ich-Erzähler auf sich hat. Der Wechsel der Zeitebene und des Fokus auf andere Personen sind zunächst verwirrend. Erst spät setzt sich das alles zu einem Gesamtbild zusammen. Eine komplette Auflösung der Geschichte bleibt der Autor uns aber leider schuldig.
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