Das Buch wirkt mir zu gewollt
Das Buch hat super viele gute Bewertungen, doch mich konnte es leider nicht so recht abholen. Das lag nicht so sehr an der Geschichte, die war eigentlich relativ unterhaltsam. Leider passte für mich das „Drumherum“ nicht zusammen.
Mich hat es zum Beispiel gestört,
dass die Protagonisten wirklich zu jedem Thema gemäßigte Ansichten haben sollen, mit denen sie ja…mehrDas Buch wirkt mir zu gewollt
Das Buch hat super viele gute Bewertungen, doch mich konnte es leider nicht so recht abholen. Das lag nicht so sehr an der Geschichte, die war eigentlich relativ unterhaltsam. Leider passte für mich das „Drumherum“ nicht zusammen.
Mich hat es zum Beispiel gestört, dass die Protagonisten wirklich zu jedem Thema gemäßigte Ansichten haben sollen, mit denen sie ja nicht anecken. Beispiel: Maya ist Vegetarierin, sagt, sie schreibt niemandem vor was er isst und es ist für sie überhaupt kein Problem wenn jemand Fleisch isst. Sie trifft in einer Bar auf Troys besten Kumpel, der sie wegen des Vegetarismus aufzieht. Doch sofort wird das wieder revidiert und er bestellt sich einen vegetarischen Burger.
Weiteres Beispiel: Corona ist gefährlich, aber vielleicht auch doch nicht so gefährlich wie es vorgelebt wird. Die Maßnahmen sind sinnvoll, aber vielleicht auch doch nicht. Die Hamsterkäufe sind das Problem, warum die Regale leer sind, aber sie sind ja auch nachvollziehbar.
Egal um welches Thema es geht, egal welche Figur, jede Ansicht / Meinung wird sofort auf den Prüfstand gestellt und aufgeweicht. Das macht das Buch zwar sehr korrekt und die Figuren sehr selbstkritisch und offen für Neues, aber irgendwie auch unauthentisch.
Die Liebesgeschichte zwischen Maya und Troy entwickelt sich im Rekordtempo. Sie kennen sich gerade mal 2 Tage und wissen schon, dass der Gegenüber der richtige für das restliche Leben ist? Sie wissen schon, dass sie mit niemandem so tiefgründige Gespräche führen können wie miteinander?
Ein Problem, das vielleicht in der Printausgabe besser ist, aber beim ebook sehr gestört hat: Selbsthilfe- (?) und Erklärabsätze sind einfach willkürlich mitten im Kapitel, oft einige Absätze nach dem eigentlichen Thema. Z.B. zu Beginn beim Begriff „Digitale Nomadin“. Maya erklärt, was eine digitale Nomadin ist, die Geschichte geht weiter und ein paar Absätze später ist auf einmal ein kleiner Block mit einer kurzen Definition zum Thema „digitale Nomadin“.
Das hat jedes Mal meinen Lesefluss unterbrochen, denn die später folgenden Selbsthilfeteile regen den Leser zur direkten Mitarbeit an. Es werden Fragen gestellt, die den Leser direkt ansprechen und welche man für sich beantworten kann / soll, wodurch man komplett von der Handlung abstreift.
Mitten in Gesprächen zwischen den Figuren ist dann z.B. das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun erklärt. Da werden Sätze analysiert, die weder die Geschichte weiterbringen, noch zur Charakterentwicklung beitragen. Mir war das Modell zwar bekannt, doch wieso es Eingang ins Buch gefunden hat, hat sich mir nicht erschlossen.
Generell wurde unglaublich viel geredet und gedacht. Für eine Handlung gab es gefühlt vorher 2 Seiten Überlegungen und danach noch 2 Seiten Erklärungen und erneute Überlegungen, Neubewertungen der Situation, etc.
Die Rezension liest sich nun leider sehr schlecht, dabei gab es durchaus Passagen, die in Ordnung waren. Z.B. Mayas Unterstützung für ihre Schwester, die Beziehung zu ihrer Großmutter, Einblicke in das Leben einer stetig Reisenden uvm. Leider reichte das nicht, um mich über die vielen Dinge die mich gestört haben hinwegzusehen. Das tut mir wirklich Leid und ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht springt ja bei einem anderen Buch der Funke über.