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Was, wenn deine Liebe verboten ist?
Die siebzehnjährige Lily wächst Mitte der 50er Jahre in der chinesischen Community von San Francisco auf. Als sie bei einem Schulprojekt Kathleen kennenlernt, wird ihr klar, dass sie anders ist - und anders fühlt - als die anderen Mädchen. Die beiden freunden sich an und besuchen nachts heimlich eine verbotene Lesbenbar, den Telegraph Club. Hier taucht Lily in eine Welt ein, die sie maßlos fasziniert. Und ihr wird klar, dass sie mehr für Kath empfindet.
Doch das Amerika des Jahres 1954 ist kein sicherer Ort für zwei Mädchen, die sich verlieben, schon
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Produktbeschreibung
Was, wenn deine Liebe verboten ist?

Die siebzehnjährige Lily wächst Mitte der 50er Jahre in der chinesischen Community von San Francisco auf. Als sie bei einem Schulprojekt Kathleen kennenlernt, wird ihr klar, dass sie anders ist - und anders fühlt - als die anderen Mädchen. Die beiden freunden sich an und besuchen nachts heimlich eine verbotene Lesbenbar, den Telegraph Club. Hier taucht Lily in eine Welt ein, die sie maßlos fasziniert. Und ihr wird klar, dass sie mehr für Kath empfindet.

Doch das Amerika des Jahres 1954 ist kein sicherer Ort für zwei Mädchen, die sich verlieben, schon gar nicht in Chinatown. Als ihre nächtlichen Besuche des Telegraph Club auffliegen, hat dies Folgen für Lilys Familie. Dennoch kann und will sie ihre Liebe zu Kath nicht aufgeben.
Autorenporträt
Malinda Lo wurde im chinesischen Guangzhou geboren und wuchs in Colorado auf, nachdem ihre Familie in die USA emigrierte. Obwohl sie schon früh den Wunsch hatte, Schriftstellerin zu werden, studierte sie zunächst Wirtschaft und Sinologie. Sie absolvierte einen Master in Ostasienwissenschaften an der Harvard University und einen Master in Kulturanthropologie an der Universität Stanford. Danach war sie mehrere Jahre als Journalistin für Medien tätig, deren Fokus auf Themen und Belangen der LGBT-Community liegt. Sie hat mehrere Romane, Sachbücher und Kurzgeschichten veröffentlicht. Für ihren Roman ¿Last night at the Telegraph Club¿ wurde sie mit dem National Book Award ausgezeichnet. Die Autorin lebt mit ihrer Frau und ihrem Hund in Massachusetts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2023

Skandal
in Chinatown
„Last Night at the Telegraph Club“ erzählt vom
Coming-out eines amerikanisch-chinesischen
Mädchens in den Fünfzigerjahren
VON ANTJE WEBER
Mit einem Werbefoto fängt alles an. Es zeigt eine Frau, die sich als charmanter Mann präsentiert, im Smoking, mit zurückgegelten Haaren. Es ist ein Bild, das Lily den Atem raubt. „Tommy Andrews, Herrenimitatorin“ steht darunter, „Weltpremiere im Telegraph Club, 462 Broadway“. Das Zeitungsinserat entzündet in der Siebzehnjährigen eine diffuse Sehnsucht. Ihr ist klar: Da muss sie hin.
So einfach ist das allerdings nicht, wenn man im Jahr 1954 in einer amerikanischen Familie mit chinesischen Wurzeln in San Francisco aufwächst. In diese Art anrüchiger Clubs geht man einfach nicht, der Verhaltenskodex in Chinatown ist streng. Ein „anständiges Mädchen“ hat klare Ziele, wie Lily weiß: „einen College-Abschluss, einen Ehemann, ein schönes Zuhause und liebenswerte Kinder, und zwar in exakt dieser Reihenfolge“.
Ist jedes Mädchen, das andere Ziele hat, also unanständig? Die US-amerikanische Autorin Malinda Lo beschreibt in ihrem Roman „Last Night at the Telegraph Club“, der unter anderem mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde, den Zwiespalt einer jungen Frau, die nicht in die vorgegebenen Raster passt. Der akribisch recherchierte Roman fügt jedoch nicht nur der queeren Geschichtsschreibung ein Puzzlestück hinzu, sondern zeichnet überhaupt ein vielschichtiges Bild der komplexen amerikanischen Gesellschaft in den Fünfzigerjahren.
Bedächtig entwickelt die Autorin die Handlung, die Lily selbstverständlich irgendwann in den Telegraph Club führt. Doch bis es so weit ist, sind viele kleine Schritte nötig. Denn wie soll sich eine junge Frau in Chinatown ihrer lesbischen Neigung bewusst werden, wenn nichts sie auf diese Option vorbereitet hat? Malinda Lo beschreibt einfühlsam den damals noch mühsameren Weg der Erkenntnis – zum Beispiel den heißen Schauer, der Lily überkommt, als sie in einer Drogerie auf einen Groschenroman mit lüsternen Frauen stößt.
Allmählich wird Lily klar, dass ihre Interessen schon immer als ungewöhnlich galten: Chemiebaukästen faszinierten sie mehr als Puppen, und um ihren Kindheitstraum einer Reise zum Mond zu verwirklichen, würde sie am liebsten in einer Raketenfabrik anheuern. Immerhin dafür hat Lily ein Vorbild: Eine Tante arbeitet als Mathematikerin im „Jet Propulsion Laboratory“. Doch auch sie steckt in den Zwängen ihrer Zeit und Kultur fest.
Um diese Zwänge näher zu beschreiben, hat Malinda Lo eine ambitionierte Romanstruktur gewählt: Sie schreibt nicht nur aus der Perspektive von Lily, sondern zwischendurch auch aus der ihrer Tante, des Vaters und der Mutter – und springt mit ihnen zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Damit die Einordnung leichter fällt, hat sie Timelines dazugestellt und dabei historische Ereignisse den privaten gleichgesetzt: 1950 zum Beispiel mag zwar der Koreakrieg beginnen, mag der Senator Joseph McCarthy eine Liste mit angeblichen Kommunisten im Außenministerium erstellen – aber im Sommer desselben Jahres nimmt in San Francisco eben auch Lily an einem Picknick des Miss-Chinatown-Wettbewerbs teil.
Dass so disparate Ereignisse wie diese beiden durchaus miteinander zu tun haben können, wird im Buch bald deutlich. Die antikommunistische Hetze der McCarthy-Ära hat damals unmittelbare Auswirkungen auf chinesische Einwanderer, die ohnehin jeder Menge Rassismus ausgesetzt sind (bis heute und auch hierzulande, wie die antiasiatischen Anfeindungen der Corona-Zeit zeigen). Wer kommunistischer Nähe verdächtig scheint, riskiert, nach China abgeschoben zu werden. Dem Vater von Lily nimmt das FBI als Druckmittel seine Einwanderungspapiere weg. Was erwartet die Familie, wenn Lily in homosexuellen Kreisen gesehen wird?
Denn dass das passiert, ist fast unvermeidlich. Lily wird sich schließlich nicht nur einmal heimlich in den Telegraph
Club schleichen. Sie wird die Herrenimitatorin von dem Werbefoto kennenlernen, und sie wird sich in eine Mitschülerin verlieben. Ausgerechnet diese Jugendliche, die so angepasst erzogen ist, entwickelt einen Mut der Verzweiflung – und wird prompt in eine Razzia verwickelt: ein Skandal.
Malinda Lo zeigt anschaulich, wie hoch der Preis je nach Zeit und Ort für alle war und ist, die jenseits der Norm leben und lieben. Es ist ein weiter Weg, den jede Gesellschaft zurücklegen muss. Immerhin: Auch auf dem Mond ist die Menschheit ja irgendwann gelandet. Und wer sich, wie Lily, über alle Konventionen hinweg in den Telegraph Club wagt, schafft es sowieso überall hin.
Was droht der Familie,
wenn Lily in homosexuellen
Kreisen gesehen wird?
Das San Francisco der chinesischen Einwanderer ist bunt, aber restriktiv – jedenfalls wenn man als „anständiges Mädchen“ erzogen wurde. Foto: Imago
Malinda Lo: Last Night at the Telegraph Club. Aus dem Englischen von Beate Schäfer. Dtv Verlag,
München 2023. 445 Seiten,
19 Euro. Ab 14 Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Antje Weber erkennt mit Malinda Los Roman über eine lesbische junge Frau in San Franciscos Chinatown in den 1950ern, wie schwer es war, jenseits der Normen zu leben. Wie Lo das Gefühls- und Erfahrungsleben ihrer Protagonistin den historischen Ereignissen an die Seite stellt, findet Weber gekonnt und aufschlussreich. Ebenso die Multiperspektivik, mit der Lo arbeitet, und die viele unterschiedlichen Zeitebenen im Roman. Akribisch erscheint Weber die Recherche für den Text, der die Zwänge der Zeit und der Kultur gut aufzeigt, wie sie findet.

© Perlentaucher Medien GmbH
Malinda Los Roman (...) zeigt denen, die lesend folgen, wie kostbar die Freiheit ist, die wir heute haben. Und ganz nebenbei ist auch eine bewegende Geschichte über die Liebe zu entdecken. Niels Beintker Bayern 2 20230715