Michel Houellebecq
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Karte und Gebiet
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Michel Houellebecq, Enfant terrible der Literaturszene, hat das Buch geschrieben, das niemand erwartet hätte. 'Karte und Gebiet' ist ein großer Wurf: ein doppelbödiges, selbstironisches Vexierspiel, ein gewichtiger Roman, der zugleich wie schwerelos wirkt. Houellebecq erweist sich darin als begnadeter Erzähler, der alle Spekulationen ins Leere laufen lässt. Jed Martin ist Künstler. In seinen ersten Arbeiten stellt er Straßenkarten und Satellitenbilder gegenüber, zum Durchbruch verhelfen ihm jedoch Porträts. Einer der Porträtierten: "Michel Houellebecq, Schriftsteller". Doch dann gesc...
Michel Houellebecq, Enfant terrible der Literaturszene, hat das Buch geschrieben, das niemand erwartet hätte. 'Karte und Gebiet' ist ein großer Wurf: ein doppelbödiges, selbstironisches Vexierspiel, ein gewichtiger Roman, der zugleich wie schwerelos wirkt. Houellebecq erweist sich darin als begnadeter Erzähler, der alle Spekulationen ins Leere laufen lässt. Jed Martin ist Künstler. In seinen ersten Arbeiten stellt er Straßenkarten und Satellitenbilder gegenüber, zum Durchbruch verhelfen ihm jedoch Porträts. Einer der Porträtierten: "Michel Houellebecq, Schriftsteller". Doch dann geschieht ein grausames Verbrechen: ein Doppelmord, verübt auf so bestialische Weise, dass selbst die hartgesottenen Einsatzkräfte schockiert sind. Die Kunst, das Geld, die Arbeit. Die Liebe, das Leben, der Tod: Davon handelt dieser altmeisterliche Roman, der auch hierzulande bereits als literarische Sensation gefeiert wird. Michel Houellebecqs neustes Werk ist ein vollendeter Geniestreich von überraschender Zartheit. Der einstige Agent provocateur erscheint darin gereift und auf so humorvolle Weise melancholisch wie nie. 'Karte und Gebiet' wird nicht nur die Freunde Houellebecqs begeistern, sondern auch manchen seiner Feinde.
Michel Houellebecq, 1958 geboren, gehört zu den wichtigsten Autoren der Gegenwart. Seine Bücher werden in über vierzig Ländern veröffentlicht. Für den Roman ¿Karte und Gebiet¿ (2011) erhielt er den renommierten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Sein Roman ¿Unterwerfung¿ (2015) stand wochenlang auf den Bestseller- listen und wurde mit großem Erfolg für die Theaterbühne adaptiert und verfilmt. Zuletzt erschien ¿Serotonin¿ (2019).

© Philippe Matsas/Flammarion
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: La carte et le territoire
- Seitenzahl: 416
- Erscheinungstermin: März 2011
- Deutsch
- Abmessung: 214mm x 146mm x 37mm
- Gewicht: 574g
- ISBN-13: 9783832196394
- ISBN-10: 3832196390
- Artikelnr.: 32369781
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
Parforceritt einer alten Schildkröte
Michel Houellebecq ist weise geworden: Sein großer Künstlerroman "Karte und Gebiet" vermisst die Welt unseres Jahrhunderts und findet den letzten Frieden in der Provinz.
Von Sandra Kegel
Michel Houellebecq ist tot. Er wurde ermordet. Möglicherweise ist er zusammen mit seinem Hund Platon einem Ritualmord zum Opfer gefallen. Das jedenfalls vermuten die entgeisterten Polizisten, als sie die mit Laserschneider verstümmelten Leichen in Houellebecqs Haus in der französischen Provinz finden: "Ist es so schlimm?, fragte Jasselin leise. Noch viel schlimmer. Viel schlimmer, als du dir vorstellen kannst. Jemand, der das getan hat, den dürfte es gar nicht geben."
Was klingt
Michel Houellebecq ist weise geworden: Sein großer Künstlerroman "Karte und Gebiet" vermisst die Welt unseres Jahrhunderts und findet den letzten Frieden in der Provinz.
Von Sandra Kegel
Michel Houellebecq ist tot. Er wurde ermordet. Möglicherweise ist er zusammen mit seinem Hund Platon einem Ritualmord zum Opfer gefallen. Das jedenfalls vermuten die entgeisterten Polizisten, als sie die mit Laserschneider verstümmelten Leichen in Houellebecqs Haus in der französischen Provinz finden: "Ist es so schlimm?, fragte Jasselin leise. Noch viel schlimmer. Viel schlimmer, als du dir vorstellen kannst. Jemand, der das getan hat, den dürfte es gar nicht geben."
Was klingt
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wie eine Parodie auf die Thriller des schwedischen Erfolgsautors Stieg Larsson, ist tatsächlich ein Ausschnitt aus "Karte und Gebiet", dem neuen, ausgesprochen komischen und geistreichen Roman von Michel Houellebecq. Der Nihilist mit der verkappten Romantikerseele macht im dritten Kapitel tatsächlich Ernst mit Roland Barthes' bekannter These vom Tod des Autors. Nicht nur lässt er den Schriftsteller gleichen Namens qualvoll enden, er dichtet ihm auch eine Beerdigung an, die der Verstorbene bis in Details noch zu Lebzeiten festgelegt hatte - inklusive eines Möbiusbandes auf dem Grabstein. Und als hätte es Houellebecqs Alter Ego geahnt, ließ es sich wenige Monate vor seinem Tod heimlich taufen.
Im Zentrum der Geschichte steht indes nicht jener ominöse Houellebecq, der, so schildert sich der Autor, "einer alten kranken Schildkröte ähnelt", sondern ein anderer Künstler, bei dem man durchaus ein weiteres Abbild des Autors vermuten darf. Jed Martins Fotografien und Gemälde reflektieren kühl und distanziert über den Zustand der Welt, urteilen Kritiker über ihn. Nur dreimal begegnen sich auf vierhundert Seiten Künstler und Schriftsteller, von Freundschaft wird man da nicht sprechen, und doch gehören diese Begegnungen, zweimal in Irland, einmal in der französischen Provinz, zu den interessantesten Passagen dieses Romans, der dem tatsächlichen Houellebecq nach zwei vergeblichen Anläufen endlich den ersehnten Prix Goncourt gebracht hat. Der Autor soll für den Künstler ein Katalogvorwort schreiben, und ihre Gespräche kreisen um Kunst und Literatur, sie erörtern Produktionsweisen und eröffnen Referenzräume in überraschenden Parallelen.
So ernst die dort verhandelten Gegenstände also sind, so elementar und so überraschend, so souverän beweist auch der bislang gern als enfant terrible der französischen Literaturszene titulierte Houellebecq hier außerdem, dass er selbst die besten Persiflagen auf seine Person zu schreiben vermag. Besser jedenfalls als die mitunter matten Karikaturen seiner Gegner. Da tritt etwa dem Maler der kauzige Schriftsteller gegenüber, in Pantoffeln, Cordhose und Strickjacke sowie einem ausgeprägten Hang zu Depression, Übergewicht und Zeichentrickserien. Das weitet sich dann vordergründig zur Literaturbetriebsposse, in der das illustre Personal der Pariser Kulturschickeria heraufbeschworen wird, mit Frédéric Beigbeder als koksendem Wiedergänger Sartres und Houellebecqs Verlegerin Teresa Cremisi, die bei der Beerdigung ihres Autors seine vielen Feinde beklagt. Patrick Kéchichian, der Kritiker von "Le Monde", feiert Jed Martins Kunst mit den Worten "nicht ohne einen Hauch von Dreistigkeit" nehme der Fotograf "den Standpunkt Gottes ein, der an der Seite des Menschen an der (Re-)Konstruktion der Welt teilhat". Und nicht zuletzt gibt sich mit Julien Lepers und Jean-Pierre Pernaut Frankreichs Fernsehprominenz die Ehre.
Aber wer von hier aus Houellebecqs Roman als simple Gesellschaftsfarce rezipiert, verfehlt ihn komplett. Denn der Autor, nach wie vor ein stupender Diagnostiker unserer westlichen Welt, verzichtet hier auf die gewohnte Provokation um jeden Preis. An ihre Stelle ist ein Erzählstil getreten, der klar, schnörkellos und bisweilen sogar zärtlich ist. In der Wahl seiner Mittel zeigt er sich souverän, und ganz offensichtlich kümmert er sich nicht weiter um postmodernen Firlefanz - wo derlei anklingt wie in der Vorführung des Autors im Spiegelstadium, ist das erzählerisch untermauert und frei von jedem Hauch einer Kopfgeburt. Vor allem aber tritt neben die sprachliche Souveränität die Kühnheit der Konstruktion. Der Autor bringt mit leichter Hand zusammen, was nicht zusammengehört, poetologisch wie inhaltlich. Besser als mit der finalen Möbiusschleife - endlos und dabei niemals identisch mit ihrem Spiegelbild - hätte Houellebecq sein Verfahren nicht markieren können.
So hat man es gleichzeitig mit einem Künstler- und einem Landschaftsroman zu tun, einem Thriller und seiner Parodie, einem Essay über Houellebeqs Heimatland inklusive Zukunftsvision und Loblied auf die Provinz, einer Vater-Sohn-Geschichte, die nach den letzten Dingen fragt, und schließlich mit einem Hundesachbuch sowie einer zärtlichen Hymne auf eine Ofenheizung. Als wäre das nicht genug für zehn Romane, rechnet der Autor gleich noch mit dem sogenannten Schweizer Sterbetourismus ab, weil der Organisationen wie Dignitas viel Geld einbringe.
In jedem dieser disparaten Bereiche aber diskutiert er die immer gleichen Fragen: Wie sollen wir leben in den kommenden Jahrzehnten? Wie sollen wir lieben? Wo sollen wir wohnen? Was essen? Was bedeutet es, alt zu werden? Und können wir dabei glücklich sein?
Wer so fragt, denkt ersichtlich ans Morgen. Und so spielt der Roman auch in einer Zeit kurz nach der unseren, um schließlich eine entindustrialisierte Utopie im ausklingenden einundzwanzigsten Jahrhundert zu entwerfen. Der Kapitalismus hat ausgedient, die vielen Finanzkrisen haben nicht nur die Royal Bank of Scotland, sondern die ganze Welt in den Abgrund gerissen. Just in diesem Moment entdeckt das gedemütigte Frankreich seine Provinzen neu. Mehr noch - es entsteht eine umfassende Begeisterung für das Land, wie es sie seit Jean-Jacques Rousseau nicht mehr gab. Auch dies ist eine Provokation in einem traditionell zentralistischen Staat, dem die province nichts, Paris hingegen alles ist.
Der diplomierte Agraringenieur Houellebecq lässt seinen Antihelden Jed Martin nun ausgerechnet mit abfotografierten Landkarten berühmt und zum Vorreiter der Bewegung "Magie des Regionalen" werden. Die Michelin-Karten im Maßstab 1:150 000, auf die auch der Titel des Romans anspielt, haben es dem Künstler angetan: "Die grafische Darstellung war komplex und schön, von absoluter Klarheit", schwärmt er. Mit der Ausstellung "Die Karte ist interessanter als das Gebiet" wird der junge Absolvent der École des Beaux-arts dann auch über Nacht berühmt.
Gelingt Martin mit den Karten der Durchbruch, so wird der Einzelgänger erst durch einen künstlerischen Bruch, der ihm zum figurativen Maler macht, zum höchstbezahlten Künstler Frankreichs. Seine Werke heißen nun "Bill Gates und Steve Jobs unterhalten sich über die Zukunft der Informatik" oder "Michel Houellebecq, Schriftsteller".
Als Künstler, sagt Martin an zentraler Stelle, müsse man sich "rätselhaften, unvorhersehbaren Botschaften unterwerfen, die man in Ermangelung eines besseren Begriffs und ohne jeden religiösen Glauben als Intuition bezeichnen müsse". Der Künstler habe dabei nicht die geringste Möglichkeit, sich Botschaften, die sich ihm auf kategorische Weise aufdrängten, zu entziehen. So erklärt der Maler sich und vor allem seiner Umwelt die kaum mehr nachvollziehbaren Kehrtwenden seines kreativen Schaffens.
Auch Houellebecq - der Autor, nicht die Romanfigur - hat mit "Karte und Gebiet" ein neues Territorium betreten, was ihm in Frankreich durchaus als Anbiederung an den Mainstream ausgelegt worden ist. Doch wenn ein Autor, der sein Talent zur Dystopie hinreichend belegt hat, nun die erstaunlich realitätssatte Utopie eines Glücks ohne Ende entwirft, dann ist das im Gegenteil eine unerhörte Provokation.
Ihr Schöpfer aber ist weise geworden und sein Ton leicht wie ein Soufflé.
Michel Houellebecq : "Karte und Gebiet". Roman.
Aus dem Französischen von Uli Wittmann. DuMont Verlag, Köln 2011. 416 S., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Zentrum der Geschichte steht indes nicht jener ominöse Houellebecq, der, so schildert sich der Autor, "einer alten kranken Schildkröte ähnelt", sondern ein anderer Künstler, bei dem man durchaus ein weiteres Abbild des Autors vermuten darf. Jed Martins Fotografien und Gemälde reflektieren kühl und distanziert über den Zustand der Welt, urteilen Kritiker über ihn. Nur dreimal begegnen sich auf vierhundert Seiten Künstler und Schriftsteller, von Freundschaft wird man da nicht sprechen, und doch gehören diese Begegnungen, zweimal in Irland, einmal in der französischen Provinz, zu den interessantesten Passagen dieses Romans, der dem tatsächlichen Houellebecq nach zwei vergeblichen Anläufen endlich den ersehnten Prix Goncourt gebracht hat. Der Autor soll für den Künstler ein Katalogvorwort schreiben, und ihre Gespräche kreisen um Kunst und Literatur, sie erörtern Produktionsweisen und eröffnen Referenzräume in überraschenden Parallelen.
So ernst die dort verhandelten Gegenstände also sind, so elementar und so überraschend, so souverän beweist auch der bislang gern als enfant terrible der französischen Literaturszene titulierte Houellebecq hier außerdem, dass er selbst die besten Persiflagen auf seine Person zu schreiben vermag. Besser jedenfalls als die mitunter matten Karikaturen seiner Gegner. Da tritt etwa dem Maler der kauzige Schriftsteller gegenüber, in Pantoffeln, Cordhose und Strickjacke sowie einem ausgeprägten Hang zu Depression, Übergewicht und Zeichentrickserien. Das weitet sich dann vordergründig zur Literaturbetriebsposse, in der das illustre Personal der Pariser Kulturschickeria heraufbeschworen wird, mit Frédéric Beigbeder als koksendem Wiedergänger Sartres und Houellebecqs Verlegerin Teresa Cremisi, die bei der Beerdigung ihres Autors seine vielen Feinde beklagt. Patrick Kéchichian, der Kritiker von "Le Monde", feiert Jed Martins Kunst mit den Worten "nicht ohne einen Hauch von Dreistigkeit" nehme der Fotograf "den Standpunkt Gottes ein, der an der Seite des Menschen an der (Re-)Konstruktion der Welt teilhat". Und nicht zuletzt gibt sich mit Julien Lepers und Jean-Pierre Pernaut Frankreichs Fernsehprominenz die Ehre.
Aber wer von hier aus Houellebecqs Roman als simple Gesellschaftsfarce rezipiert, verfehlt ihn komplett. Denn der Autor, nach wie vor ein stupender Diagnostiker unserer westlichen Welt, verzichtet hier auf die gewohnte Provokation um jeden Preis. An ihre Stelle ist ein Erzählstil getreten, der klar, schnörkellos und bisweilen sogar zärtlich ist. In der Wahl seiner Mittel zeigt er sich souverän, und ganz offensichtlich kümmert er sich nicht weiter um postmodernen Firlefanz - wo derlei anklingt wie in der Vorführung des Autors im Spiegelstadium, ist das erzählerisch untermauert und frei von jedem Hauch einer Kopfgeburt. Vor allem aber tritt neben die sprachliche Souveränität die Kühnheit der Konstruktion. Der Autor bringt mit leichter Hand zusammen, was nicht zusammengehört, poetologisch wie inhaltlich. Besser als mit der finalen Möbiusschleife - endlos und dabei niemals identisch mit ihrem Spiegelbild - hätte Houellebecq sein Verfahren nicht markieren können.
So hat man es gleichzeitig mit einem Künstler- und einem Landschaftsroman zu tun, einem Thriller und seiner Parodie, einem Essay über Houellebeqs Heimatland inklusive Zukunftsvision und Loblied auf die Provinz, einer Vater-Sohn-Geschichte, die nach den letzten Dingen fragt, und schließlich mit einem Hundesachbuch sowie einer zärtlichen Hymne auf eine Ofenheizung. Als wäre das nicht genug für zehn Romane, rechnet der Autor gleich noch mit dem sogenannten Schweizer Sterbetourismus ab, weil der Organisationen wie Dignitas viel Geld einbringe.
In jedem dieser disparaten Bereiche aber diskutiert er die immer gleichen Fragen: Wie sollen wir leben in den kommenden Jahrzehnten? Wie sollen wir lieben? Wo sollen wir wohnen? Was essen? Was bedeutet es, alt zu werden? Und können wir dabei glücklich sein?
Wer so fragt, denkt ersichtlich ans Morgen. Und so spielt der Roman auch in einer Zeit kurz nach der unseren, um schließlich eine entindustrialisierte Utopie im ausklingenden einundzwanzigsten Jahrhundert zu entwerfen. Der Kapitalismus hat ausgedient, die vielen Finanzkrisen haben nicht nur die Royal Bank of Scotland, sondern die ganze Welt in den Abgrund gerissen. Just in diesem Moment entdeckt das gedemütigte Frankreich seine Provinzen neu. Mehr noch - es entsteht eine umfassende Begeisterung für das Land, wie es sie seit Jean-Jacques Rousseau nicht mehr gab. Auch dies ist eine Provokation in einem traditionell zentralistischen Staat, dem die province nichts, Paris hingegen alles ist.
Der diplomierte Agraringenieur Houellebecq lässt seinen Antihelden Jed Martin nun ausgerechnet mit abfotografierten Landkarten berühmt und zum Vorreiter der Bewegung "Magie des Regionalen" werden. Die Michelin-Karten im Maßstab 1:150 000, auf die auch der Titel des Romans anspielt, haben es dem Künstler angetan: "Die grafische Darstellung war komplex und schön, von absoluter Klarheit", schwärmt er. Mit der Ausstellung "Die Karte ist interessanter als das Gebiet" wird der junge Absolvent der École des Beaux-arts dann auch über Nacht berühmt.
Gelingt Martin mit den Karten der Durchbruch, so wird der Einzelgänger erst durch einen künstlerischen Bruch, der ihm zum figurativen Maler macht, zum höchstbezahlten Künstler Frankreichs. Seine Werke heißen nun "Bill Gates und Steve Jobs unterhalten sich über die Zukunft der Informatik" oder "Michel Houellebecq, Schriftsteller".
Als Künstler, sagt Martin an zentraler Stelle, müsse man sich "rätselhaften, unvorhersehbaren Botschaften unterwerfen, die man in Ermangelung eines besseren Begriffs und ohne jeden religiösen Glauben als Intuition bezeichnen müsse". Der Künstler habe dabei nicht die geringste Möglichkeit, sich Botschaften, die sich ihm auf kategorische Weise aufdrängten, zu entziehen. So erklärt der Maler sich und vor allem seiner Umwelt die kaum mehr nachvollziehbaren Kehrtwenden seines kreativen Schaffens.
Auch Houellebecq - der Autor, nicht die Romanfigur - hat mit "Karte und Gebiet" ein neues Territorium betreten, was ihm in Frankreich durchaus als Anbiederung an den Mainstream ausgelegt worden ist. Doch wenn ein Autor, der sein Talent zur Dystopie hinreichend belegt hat, nun die erstaunlich realitätssatte Utopie eines Glücks ohne Ende entwirft, dann ist das im Gegenteil eine unerhörte Provokation.
Ihr Schöpfer aber ist weise geworden und sein Ton leicht wie ein Soufflé.
Michel Houellebecq : "Karte und Gebiet". Roman.
Aus dem Französischen von Uli Wittmann. DuMont Verlag, Köln 2011. 416 S., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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'Ein Meister, entspannt, auf der Höhe seiner Kunst. Ein großer Wurf, sein bisher bester Roman.' -- Süddeutsche Zeitung
'Der genialste Landvermesser der französischen Literatur hat einen höchst unterhaltsamen Gesellschaftsroman des Kunstbetriebs, ja der Gegenwart geschrieben.' -- Frankfurter Allgemeine Zeitung
'Ein sehr komischer Roman, auf dessen deutsche Übersetzung man sich freuen kann.' -- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
'Perfekt. Ein packendes, trauriges und humorvolles Buch.' -- Die Zeit Frankreich
'Michel Houellebecqs spannendstes, gefühlvollstes und bewegendstes Buch.' -- Livres Hebdo
'Kein Bewunderer seines einzigartigen Talents wird von diesem Roman enttäuscht sein.' -- Le Monde
'Sein Werk markiert einen Wendepunkt in der Literaturgeschichte.' -- Marianne
'Komplex, subtil und atemberaubend virtuos.' -- Les Inrockuptibles
'Das verspricht perfekt gerechtfertigte Lobeshymnen.' -- Libération
'Alles, was seinen bisherigen Erfolg sicherte, ist hier noch einmal vereint.' -- Le Figaro
'Der genialste Landvermesser der französischen Literatur hat einen höchst unterhaltsamen Gesellschaftsroman des Kunstbetriebs, ja der Gegenwart geschrieben.' -- Frankfurter Allgemeine Zeitung
'Ein sehr komischer Roman, auf dessen deutsche Übersetzung man sich freuen kann.' -- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
'Perfekt. Ein packendes, trauriges und humorvolles Buch.' -- Die Zeit Frankreich
'Michel Houellebecqs spannendstes, gefühlvollstes und bewegendstes Buch.' -- Livres Hebdo
'Kein Bewunderer seines einzigartigen Talents wird von diesem Roman enttäuscht sein.' -- Le Monde
'Sein Werk markiert einen Wendepunkt in der Literaturgeschichte.' -- Marianne
'Komplex, subtil und atemberaubend virtuos.' -- Les Inrockuptibles
'Das verspricht perfekt gerechtfertigte Lobeshymnen.' -- Libération
'Alles, was seinen bisherigen Erfolg sicherte, ist hier noch einmal vereint.' -- Le Figaro
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ganz klar ein Meisterwerk und "ein großes Buch über die Gegenwart" ist Michel Houellebecqs neuer, aber bereits mit dem Prix Goncourt ausgezeichneter Roman für den Rezensenten Helmut Böttiger. Und er ist dabei gar nicht zynisch, wie Böttiger meint, sondern tiefgründig, ohne Ironie und voll "postmodernem Ernst". Begeistert ist Böttiger auch vom Anspielungsreichtum dieses Künstlerromans, in dem Houellebecq den Kunstbetrieb und seine Mechanismus seziert: Ausgerechnet den Maler Jed Martin, der sozial viel zu unterentwickelt ist, um sich vom Markt korrumpieren zu lassen, hievt diese Maschinerie an die Spitze, wobei ihm als Doppelgänger ein mit allen Wassern des Geschäfts gewaschener Schriftsteller namens Michel Houellebecq zur Seite gestellt wird. Die Möglichkeit künstlerischer Authentizität wird hier zum großen Leseglück des Rezensenten ebenso meisterlich durchgespielt wie die "Utopie einer Liebe", in die Houellebecq - ganz gegen seine Gewohnheit - Jeds Affäre zur langbeinigen Männerfantasie Olga münden lässt. Und dass sich Houellebecq die Mechanismen des Kunstbetriebs unter "kapitalismuskritischen" Vorzeichen vorknöpft, trägt nicht minder zur Begeisterung des Rezensenten bei, der prompt Zolas "J'accuse" als Vergleichsgröße heranzieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Paillard [hat] ein außergewöhnliches, eigenständiges Werk geschaffen. Das einlädt, Houellebecqs Roman noch einmal zu lesen« Barbara Beer, KURIER »[...] [D]ie Comic-Book-Version steigert noch mal die tollkühne Schräglage des zugrundeliegenden Romans.« Fritz Göttler, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Zwölf Jahre nachdem Houellebecqs Roman 'Karte und Gebiet' auf Deutsch erschien [...] kann man den Plot um den Künstler Jed Martin und ihn, Houellebecq selbst, als Graphic Novel bestaunen.« WELT AM SONNTAG »eine geniale Graphic-Novel-Version« Frank Willmann, NEUES DEUTSCHLAND »Louis Paillard hat Houellebecqs lässigen Roman 'Karte und Gebiet' [...] in eine zärtlich radikale Graphic Novel verwandelt.« Fritz Göttler, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Die Comic-Adaption des
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Bestsellers steht dem Original in nichts nach: herausfordernd, kaum Raum lassend und viele kleine Besonderheiten - zum Schmunzeln oder darüber Nachdenken.« Mathias Heller, NDR »'Karte und Gebiet' ist ein berückend schönes Maler-, Künstler- und Zeichen-Buch, das die schon 2010 verfasste schneidende Gegenwartsanalyse des französischen Meister-Schreibers Houellebecq wie in einem Brennglas noch einmal ganz aktuell erscheinen lässt.« Dirk Fuhrig, WDR 3 KULTUR AM MITTAG »klug, szenisch brillant und eigenständig - schlicht grandios« Hansruedi Kugler, LUZERNER ZEITUNG »Einfallsreich und absolut begeisternd in der Gestaltung.« Rainer Scheer, BIBLIOTHEKARISCHE DIENSTE »Das Buch ist ein aberwitziges Vexierspiel, in dem der Stand der modernen Kunst in immer neuen Volten und Wendungen reflektiert wird.« Fritz Göttler, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
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Rezensent Fritz Göttler findet, dass Michel Houellebecqs Roman in der Fassung als Graphic Novel mit den Zeichnungen von Louis Paillard gewinnt. Göttler gefallen die "entschlackte" Textversion über den Künstler Jed Martin und Houellebecq himself sowie Paillards "Bildblöcke" mit ihren unterschiedlichen Stilen und Techniken. Insgesamt ergibt das für Göttler ein "aufregendes neues Feeling" beim Lesen des "aberwitzigen" Romans, dessen Wendungen er noch immer verblüffend findet.
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Broschiertes Buch
Ein reifes Werk eines erfahrenen Schriftstellers
„Karte und Gebiet“ ist nicht nur ein lehrreicher Unterhaltungsroman über das Leben des Künstlers Jed Martin, sondern gleichermaßen eine Parodie auf den Kunstbetrieb und den Schriftsteller Michel Houellebecq selbst, der …
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Ein reifes Werk eines erfahrenen Schriftstellers
„Karte und Gebiet“ ist nicht nur ein lehrreicher Unterhaltungsroman über das Leben des Künstlers Jed Martin, sondern gleichermaßen eine Parodie auf den Kunstbetrieb und den Schriftsteller Michel Houellebecq selbst, der eine wesentliche Rolle in diesem Werk spielt. Seine Provokation besteht diesmal u.a. darin, sich selbst zu inszenieren und zu persiflieren. Das ist ihm auf unnachahmliche Art und Weise auch gelungen.
Die Themen und Gespräche schwanken zwischen banal und geistreich. So nehmen nicht nur die Probleme mit einem defekten Heizkessel unverhältnismäßig viel Raum ein, sondern auch intensive Gespräche über französische Literatur und Kunst. Zwischendurch erweist sich Protagonist Jed Martin immer wieder als aufmerksamer Beobachter und Kritiker etablierter wirtschaftlicher Abläufe, wobei die Frage berechtigt ist, ob hier die ureigene Meinung des Autors durchschimmert.
„Karte und Gebiet“ wirkt weniger provozierend als frühere Werke des Autors. Es handelt sich nicht um eine rein chronologische Erzählung, sondern die zeitliche Perspektive wechselt mehrmals. Während in den beiden ersten Teilen des Buches Jed Martin und der Kunstbetrieb im Fokus stehen, ändert der Autor im dritten Teil das Genre. Ein Mordfall führt dazu, dass aus einem sozialkritischen Unterhaltungsroman ein Krimi wird. Wenn schon bei Houellebecq ein Mord vorkommt, dann kein ganz gewöhnlicher.
Der Roman enthält mit Liebe, Trennung und Tod, Kritik an Wirtschaft, Gesellschaft und Medien sowie anspruchsvoller Aufklärung über Malerei, Photographie und Literatur, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Ironie, alle Zutaten für große Literatur. Soweit negative Vorstellungen über Houellebecq im Raum stehen, werden sie durch diesen Roman relativiert. Das Buch liest sich leicht, der Leser weiß nicht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird und man legt es nur ungern zur Seite.
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Mit ministerieller Leseempfehlung
Auch in seinem 2010 mit dem Prix Goncourt prämierten Roman «Karte und Gebiet» greift Michel Houellebecq auf für ihn typische Motive zurück, er kritisiert den wuchernden Kapitalismus ebenso wie die bindungsarme, selbstverliebte …
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Mit ministerieller Leseempfehlung
Auch in seinem 2010 mit dem Prix Goncourt prämierten Roman «Karte und Gebiet» greift Michel Houellebecq auf für ihn typische Motive zurück, er kritisiert den wuchernden Kapitalismus ebenso wie die bindungsarme, selbstverliebte Konsum-Gesellschaft zu Beginn des 21ten Jahrhunderts. Deren Dekadenz wird hier aber etwas weniger bissig angeprangert, der Ton des Enfant Terrible der französischen Literatur ist milder geworden. Nach wie vor jedoch spaltet er das Feuilleton in zwei Lager, was auch bei diesem Roman deutlich wird. Einer der Protagonisten ist nämlich ein gewisser Michel Houellebecq, der natürlich auch im Roman ein umstrittener Schriftsteller ist. In dieser Figur nimmt er sich als auktorialer Erzähler ironisch selbst aufs Korn, ein kreativ erdachter narrativer Coup mit einer wahrlich nicht alltäglichen Wirkung auf den verblüfften Leser.
«Die Welt ist meiner überdrüssig, und ich bin es ihr gleichermaßen» lautet ein vorangestelltes Zitat von Karl, dem Herzog von Orleans. Ein solcher Überdruss kennzeichnet auch Jed Martin, Sohn eines erfolgreichen Architekten, dessen Frau sich das Leben nahm. Als Halbwaise im Internat erzogen, hat der eigenbrötlerische 25Jährige nach dem Kunst-Studium erste Erfolge als Fotograf. Er stellt seine am Computer künstlerisch nachbearbeiteten Fotografien von Michelin Straßenkarten den entsprechenden Satellitenbildern gegenüber. Mit dem überraschenden Ergebnis: «Die Karte ist interessanter als das Gebiet». Später wendet er sich der Malerei zu und findet schließlich auch einen Galeristen für seinen Bilder-Zyklus «Serie einfacher Berufe». Bei den Vorbereitungen für seine erste Ausstellung hat Jed die Idee, Michel Houellebecq für das Vorwort zum Katalog zu gewinnen. Und tatsächlich gelingt es ihm, den berühmten Schriftsteller zu überzeugen. Jed verspricht ihm, neben dem Honorar von zehntausend Euro ein Portrait von ihm zu malen und es ihm dann nach der Vernissage zu schenken. Prompt wird Jed zum gefeierten Star der französischen Malerei, er erzielt Höchstpreise, alle Bilder werden verkauft, schlagartig ist er ein reicher Mann - und hört endgültig auf mit dem Malen.
Während in dem dreiteiligen Roman, auch durch diverse Rückblenden, zunächst die Geschichte von Jed Martin erzählt wird, ist der dritte Teil ganz dem Schriftsteller Michel Houellebecq gewidmet, der Opfer eines bestialischen Mordes wird. In zwei Handlungssträngen wird so ein durchaus spannender Krimi mit dem Künstler-Roman verknüpft. Im Jahre 2035 erleben wir Jed dann am Ende als 60jährigen in seinem festungsartig abgesicherten, riesigen Landsitz. Dort hat er sich filmisch zunächst der lebenden Vegetation gewidmet, die er mit extremem Zeitraffer in kurze Sequenzen verdichtet. Später beschäftigt er sich künstlerisch mit dem allmählichen Zerfall von Gegenständen, die er auf gleiche Weise erfasst und dann mit den Pflanzenvideos zusammenmischt. «Die Vegetation trägt den endgültigen Sieg davon» lautet sein resignatives Motto.
Seine zwei sozial verkümmerten Protagonisten schildert Houellebecq als harmlose Egozentriker. Mit einer Fülle von Motiven und durch allerlei zeitkritische Reflexionen angereichert, beschreibt er nüchtern und beiläufig so unterschiedliche Gegenstände wie den von der Geldschwemme befeuerten Kunstmarkt, die Technik von professionellen Fotoapparaten oder die Tücken einer akustisch virilen Heizung. Er beschäftigt sich aber auch mit Hunden, Insektensammlern, Silikonbrüsten, dem Schweizer Sterbetourismus und anderem mehr. Sprachlich souverän und anspielungsreich vereint der Autor diese disparaten Motive in einem wagemutig konstruierten Plot, stellt die Persiflage auf seine Person neben den Horror-Thriller, fügt Beziehungs-Geschichten und Vater-Sohn-Probleme ein. Am Ende ist Frankreich dann zum reinen Tourismusland geworden, eine postkapitalistische Dystopie. Genau deshalb hat Wirtschafts-Minister Montebourg diesen Roman zum Lesen empfohlen, - dem schließe ich mich rein literarisch gerne an!
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