
Lisa McInerney
Gebundenes Buch
Glorreiche Ketzereien / Ryan Cusack Bd.1
Roman. Ausgezeichnet mit dem Baileys Women's Prize for Fiction und dem Desmond Elliott Prize
Übersetzung: Löcher-Lawrence, Werner
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Als Maureen Phelan nachts in ihrer Küche einen Einbrecher überrascht und ihn mit einer Devotionalie erschlägt, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Reihe von fatalen Ereignissen in Gang setzt. Natürlich muss zunächst der Leichnam entsorgt und der Küchenboden geschrubbt werden, allerdings hat Maureen eine ausgesprochene Abneigung gegen Hausarbeiten jedweder Art, weshalb sie ihren Sohn Jimmy einbestellt. Der kontrolliert das organisierte Verbrechen der Stadt, die Geldverleiher und Buchmacher, die Drogenkuriere und Zuhälter. Natürlich will auch Jimmy sich nicht die Hände schmutzig machen,...
Als Maureen Phelan nachts in ihrer Küche einen Einbrecher überrascht und ihn mit einer Devotionalie erschlägt, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Reihe von fatalen Ereignissen in Gang setzt. Natürlich muss zunächst der Leichnam entsorgt und der Küchenboden geschrubbt werden, allerdings hat Maureen eine ausgesprochene Abneigung gegen Hausarbeiten jedweder Art, weshalb sie ihren Sohn Jimmy einbestellt. Der kontrolliert das organisierte Verbrechen der Stadt, die Geldverleiher und Buchmacher, die Drogenkuriere und Zuhälter. Natürlich will auch Jimmy sich nicht die Hände schmutzig machen, das überlässt er in der Regel anderen - beispielsweise seinem alten Kumpel Tony Cusack, Trinker, Vater von sechs Kindern, alleinerziehend, wenn man überhaupt von Erziehung sprechen kann. Der älteste Sohn Ryan hat mit seinen fünfzehn Jahren schon eine beachtliche Karriere als Dealer hingelegt. Eine seiner Klientinnen ist die junge Prostituierte Georgie. Deren Freund Robbie steigt gerne mal in Häuser ein und ist seit Kurzem spurlos verschwunden ...Lisa McInerneys Debütroman ist eine bitterböse Komödie über die Macht des Zufalls und das Leben in einem krisengeschüttelten Land, das geprägt ist von Gewalt und Bigotterie. Eine literarische Tour de Force, fulminant erzählt, voller Empathie und groteskem Humor.
McInerney, LisaLisa McInerney, geboren 1981 in der irischen Provinz Connacht, machte zunächst als Bloggerin auf sich aufmerksam. Der Schriftsteller Kevin Barry ermutigte sie, neben ihrem Blog auch Kurzgeschichten zu schreiben. Ihre Erzählungen erschienen in verschiedenen Literaturzeitschriften, u.a. im Granta Magazine. Ihr Debütroman »Glorreiche Ketzereien« war 2016 für den Irish Book Award sowie den Dylan Thomas Award nominiert, ausgezeichnet wurde er mit dem Baileys Women's Prize for Fiction und dem Desmond Elliott Prize. Lisa McInerney lebt in Galway.
Produktbeschreibung
- Ryan Cusack .1
- Verlag: Liebeskind
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: 19. Juni 2018
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 144mm x 38mm
- Gewicht: 645g
- ISBN-13: 9783954380916
- ISBN-10: 3954380919
- Artikelnr.: 52487302
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)
Beichtstuhlbekenntnisse
Bei Lisa McInerney scheitern die Figuren am Zufall
Hegel hat in einem seiner schwächeren Momente geschrieben, die philosophische Betrachtung habe "keine andere Absicht, als das Zufällige zu entfernen". Für die Literatur gilt das Gegenteil, oft lebt sie von ungeplanten, absichtslosen Ereignissen, die jäh über das Personal hereinbrechen. Schriftsteller sind daher gut beraten, das Zufällige nicht nur nicht zu entfernen, sondern besonders zu berücksichtigen. Zur falschen Zeit am falschen Ort: Viele gelungene Krimis verdanken sich dieser Prämisse, einer davon ist "Glorreiche Ketzereien", der Debütroman der Irin Lisa McInerney.
Maureen Phelan, neunundfünfzig Jahre alt und "kaum mehr als
Bei Lisa McInerney scheitern die Figuren am Zufall
Hegel hat in einem seiner schwächeren Momente geschrieben, die philosophische Betrachtung habe "keine andere Absicht, als das Zufällige zu entfernen". Für die Literatur gilt das Gegenteil, oft lebt sie von ungeplanten, absichtslosen Ereignissen, die jäh über das Personal hereinbrechen. Schriftsteller sind daher gut beraten, das Zufällige nicht nur nicht zu entfernen, sondern besonders zu berücksichtigen. Zur falschen Zeit am falschen Ort: Viele gelungene Krimis verdanken sich dieser Prämisse, einer davon ist "Glorreiche Ketzereien", der Debütroman der Irin Lisa McInerney.
Maureen Phelan, neunundfünfzig Jahre alt und "kaum mehr als
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eine Sumpffee", zertrümmert einem Einbrecher den Schädel mit einer Devotionalie. Ohne Natron, Bleiche und ein gewisses Knowhow wird sich die Sudelei nicht beseitigen lassen. Die Totschlagsnovizin konsultiert ihren Sohn Jimmy, der dem organisierten Verbrechen in der irischen Stadt Cork vorsteht, auf die Putzaktion allerdings überhaupt keine Lust hat. Deswegen schleppt er als Helfer seinen Kompagnon Tony an, dessen Leben sich hauptsächlich um Alkohol und nebensächlich um die Erziehung der sechs Kinder dreht. Tonys ältester Sohn Ryan erarbeitet sich gerade einen respektablen Ruf als Drogendealer, unter anderem bei der jungen Prostituierten Georgie. Und deren Freund ist erst neulich losgezogen, um in ein Haus einzubrechen - seitdem fehlt von ihm jede Spur.
McInerney fabriziert aus diesem Beziehungsgeflecht durchweg gescheiterter Gestalten einen Roman, den man als Krimi bezeichnen kann, aber nicht muss. Er ist genauso Coming-of-Age-Geschichte und Sozialstudie, Milieuporträt und Sittenbild. Ob Christencamp, dysfunktionale Familie oder Teenagerliebe: was die Autorin auch schildert, entsteht sofort vor unserem inneren Auge, weil sie souverän über einen auf Anschaulichkeit angelegten Ausdruck verfügt.
Die Dynamik ihrer Vergegenwärtigungskunst zeigt sich unter anderem, wenn sie ungewöhnliche Bilder heraufbeschwört: "Da saßen Eltern, still und bedrückt, wie Steckrüben in einer Gemüsekiste." Das zerbrechliche, weil auf Verblüffung gründende Hochgefühl des schwerverliebten Ryan beschreibt sie so: "Sein Herz tat einen Sprung und versuchte ihn glauben zu machen, dass es vielleicht mehr war: Glück und Vertrauen. Sie vertraute ihm. Himmel! Sie mochte ihn!"
Von dieser Wonne bleibt am Ende nicht viel übrig: "Was war aus ihm geworden auf seiner Reise durch die Unterwelt? Nichts weiter als ein weiteres betrügerisches Arschloch in einer Stadt voller betrügerischer Arschlöcher." Fazit: "Alles war Hass, Hass, Hass." Und da fragt sich nun, ob aus dem anfangs regierenden Zufall im Laufe der Handlung eine Art Vorsehung wird, der sich gar nicht entkommen lässt. Ist ein Lebensweg letztlich vorgezeichnet, wenn der Vater Säufer ist, das Umfeld aus Kriminellen besteht, sich die allenthalben ausbreitende soziale Kälte in asozialen Frost verwandelt?
Einfache Antworten hierauf erlaubt sich McInerney kaum, weil sie Literatur nicht als Zettelkasten für moralphilosophische und gesellschaftstheoretische Thesen begreift. Lieber malt und tupft und skizziert sie Szenen, deren Deutung selten auf der Hand liegt.
Eine Ausnahme bilden jene galligen Passagen, in denen die Kirche im Mittelpunkt steht: "Sie beugte sich mit einem zusammengerollten Fünfer über die Bibel und zog sich eine Line." Wenn Maureen im Beichtstuhl sitzt und bekennt, den Einbrecher erschlagen zu haben, steht ihr der Priester mit Phrasen bei, vor denen sich kein Horoskop verstecken muss: "Die Zeiten ändern sich, und die Kinder Gottes sahen und sehen sich immer anderen, einzigartigen Herausforderungen gegenüber." Am Ende wirft Maureen der katholischen Kirche vor, sie habe mit ihrer Moral, ihrem Beichtgeheimnis und ihren Lügen zahllose Leben zerstört. "Kein Wunder, dass Sie sagen, der Heilige Gott ist voll der Gnade", poltert sie los, "denn wie sonst sollte irgendeiner von euch Dreckskerlen nachts schlafen können?"
Im Original ist "Glorreiche Ketzereien" bereits 2015 erschienen. Der Roman hat trotz mancher Längen mehrere Preise gewonnen. Sein Nachfolger, "The Blood Miracles", liegt bereits auf Englisch vor, und eine Fernsehserie über den Stoff ist längst in der Mache. Bei der Vermarktung dieses Buchs über den Zufall wird man nun gewiss nichts mehr demselben überlassen.
KAI SPANKE
Lisa McInerney: "Glorreiche Ketzereien".
Roman.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Liebeskind Verlag,
München 2018.
448 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
McInerney fabriziert aus diesem Beziehungsgeflecht durchweg gescheiterter Gestalten einen Roman, den man als Krimi bezeichnen kann, aber nicht muss. Er ist genauso Coming-of-Age-Geschichte und Sozialstudie, Milieuporträt und Sittenbild. Ob Christencamp, dysfunktionale Familie oder Teenagerliebe: was die Autorin auch schildert, entsteht sofort vor unserem inneren Auge, weil sie souverän über einen auf Anschaulichkeit angelegten Ausdruck verfügt.
Die Dynamik ihrer Vergegenwärtigungskunst zeigt sich unter anderem, wenn sie ungewöhnliche Bilder heraufbeschwört: "Da saßen Eltern, still und bedrückt, wie Steckrüben in einer Gemüsekiste." Das zerbrechliche, weil auf Verblüffung gründende Hochgefühl des schwerverliebten Ryan beschreibt sie so: "Sein Herz tat einen Sprung und versuchte ihn glauben zu machen, dass es vielleicht mehr war: Glück und Vertrauen. Sie vertraute ihm. Himmel! Sie mochte ihn!"
Von dieser Wonne bleibt am Ende nicht viel übrig: "Was war aus ihm geworden auf seiner Reise durch die Unterwelt? Nichts weiter als ein weiteres betrügerisches Arschloch in einer Stadt voller betrügerischer Arschlöcher." Fazit: "Alles war Hass, Hass, Hass." Und da fragt sich nun, ob aus dem anfangs regierenden Zufall im Laufe der Handlung eine Art Vorsehung wird, der sich gar nicht entkommen lässt. Ist ein Lebensweg letztlich vorgezeichnet, wenn der Vater Säufer ist, das Umfeld aus Kriminellen besteht, sich die allenthalben ausbreitende soziale Kälte in asozialen Frost verwandelt?
Einfache Antworten hierauf erlaubt sich McInerney kaum, weil sie Literatur nicht als Zettelkasten für moralphilosophische und gesellschaftstheoretische Thesen begreift. Lieber malt und tupft und skizziert sie Szenen, deren Deutung selten auf der Hand liegt.
Eine Ausnahme bilden jene galligen Passagen, in denen die Kirche im Mittelpunkt steht: "Sie beugte sich mit einem zusammengerollten Fünfer über die Bibel und zog sich eine Line." Wenn Maureen im Beichtstuhl sitzt und bekennt, den Einbrecher erschlagen zu haben, steht ihr der Priester mit Phrasen bei, vor denen sich kein Horoskop verstecken muss: "Die Zeiten ändern sich, und die Kinder Gottes sahen und sehen sich immer anderen, einzigartigen Herausforderungen gegenüber." Am Ende wirft Maureen der katholischen Kirche vor, sie habe mit ihrer Moral, ihrem Beichtgeheimnis und ihren Lügen zahllose Leben zerstört. "Kein Wunder, dass Sie sagen, der Heilige Gott ist voll der Gnade", poltert sie los, "denn wie sonst sollte irgendeiner von euch Dreckskerlen nachts schlafen können?"
Im Original ist "Glorreiche Ketzereien" bereits 2015 erschienen. Der Roman hat trotz mancher Längen mehrere Preise gewonnen. Sein Nachfolger, "The Blood Miracles", liegt bereits auf Englisch vor, und eine Fernsehserie über den Stoff ist längst in der Mache. Bei der Vermarktung dieses Buchs über den Zufall wird man nun gewiss nichts mehr demselben überlassen.
KAI SPANKE
Lisa McInerney: "Glorreiche Ketzereien".
Roman.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Liebeskind Verlag,
München 2018.
448 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Lars Weisbrod hört den Sound der Pogues aus Lisa McInerneys Gangster-und-Säufer-Geschichte. Moosgrün bis schmutzig schwarz erzählt sie von einem Haufen Unglücksraben, die nicht gerade aufrecht, aber unaufhaltsam der großen Katastrophe entgegentorkeln. Wie der Rezensent erzählt, beginnt alles damit, dass die Mutter eines Gangsterboss in ihrer Küche einen Einbrecher erschlägt und der unglückselige Tony die Leiche wegschaffen soll. Schuldlos sind sie alle nicht, erkennt Weisbrod, aber doch versehrt von Alkohol, Finanzkrise und Katholizismus. Wie die irische Autorin ihren Landsleuten die verlogene Kirchenmoral austreibt, findet der Kritiker "todlustig und schreiend traurig zugleich".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Cork. Hafenstadt im Süden Irlands. Bischofssitz. Erzkatholisch. Lisa McInerney erzählt in ihrem Erstling „Glorreiche Ketzereien“ von Menschen am Rand der Metropole. Von unten. Aus der Sozialbausiedlung. Sie erzählt von Familien, von Erwartungen, von Reue und der Suche nach …
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Cork. Hafenstadt im Süden Irlands. Bischofssitz. Erzkatholisch. Lisa McInerney erzählt in ihrem Erstling „Glorreiche Ketzereien“ von Menschen am Rand der Metropole. Von unten. Aus der Sozialbausiedlung. Sie erzählt von Familien, von Erwartungen, von Reue und der Suche nach Erlösung. Von dem Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Von den Auswirkungen der Religion auf die irische Gesellschaft.
Zwei Personen dominieren den Roman, dessen Handlungszeitraum sich über starke fünf Jahre erstreckt: Maureen, knapp sechzig, Mutter des lokalen Gangsterbosses Jimmy „JP“ Phelan, erst seit kurzem wieder zurück in Cork. Als junge Frau von ihrer Familie nach der Geburt eines unehelichen Kindes nach London abgeschoben. Nicht ohne ihr vorher das Neugeborene wegzunehmen. Die voll Wut auf alles ist, was mit der Kirche zu tun hat. Die einem Einbrecher mit einem „Heiligen Stein“ den Schädel einschlägt und so eine unheilvolle Spirale in Gang setzt.
Und Ryan Cusack, guter Schüler, talentierter Klavierspieler, aber auch ältester Sohn von Tony, einem alleinerziehenden Vater von sechs Kindern, einem Säufer, Kleinkriminellen und Handlanger von JP, der seinen Ältesten misshandelt. Ryan, der sich nichts sehnlichster wünscht, als gesehen zu werden. Den eine große Liebe mit Karine, dem Mädchen aus der Mittelschicht, verbindet, die ihn zu verschlingen droht. Der zu einem wütenden jungen Mann heranwächst. Der aus den richtigen Gründen die falschen Entscheidungen trifft. Der eine Gefängnisstrafe verbüßen muss. Der aus den falschen Gründen die richtigen Entscheidungen trifft und so, zumindest auf Zeit, ein Leben rettet, dem aber sein eigenes Leben nichts wert ist.
Für den Fortgang der Handlung sind außerdem noch bereits erwähnter Gangsterboss, eine jungen Prostituierte sowie die unsympathische Nachbarin der Cusacks von Bedeutung. Jeder hat mit jedem zu tun und greift auf die eine oder andere Art und Weise in deren Leben ein.
Eine satte Milieustudie sind diese „Glorreichen Ketzereien“, aber auch ein Roman über das Erwachsenwerden unter schwierigsten Umständen. Plus dazugehörige Love-Story. Aber auch eine Abrechnung mit der Bigotterie der Kirche und der irischen Gesellschaft: „Die Kirche will Macht, mehr als alles andere, die Macht über alles Lebende. Die Kirche hat ein Ideal, und sie merzt alles aus, was sich dem in den Weg stellt. Die Kirche braucht blinde Hingabe…sie alle machen da mit. Ihnen ist eine Klasse zugeteilt worden, und an die klammern sie sich. Die Kirche schafft sich ihre Sünder, damit sie jemanden hat, den sie retten kann.“ Aber was geschieht mit denen, die nicht gerettet werden wollen?
McInerney nimmt kein Blatt vor den Mund. Sei es die Sprache oder auch die Themenfelder, die sie beackert. Schnappt euch das Buch und lest es, ihr werdet es nicht bereuen. Denn unter den Neuerscheinungen 2018 ist Lisa McInereys Debüt ein „Diamond in the Rough“!
Übrigens gibt es im Original bereits den Folgeband „The Blood Miracles“, in dem wir Ryan Cusack Wege weiterverfolgen können. Ich freue mich darauf.
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Ryan ist der Sohn von Tony Cusack und Bruder von fünf Geschwistern. Sein Vater war fleißig – nicht nur, was die Kinderzeugung betrifft. Er trinkt auch gerne und kennt Jimmy Phelan, der jetzt seine Hilfe benötigt, denn in der Wohnung dessen Mutter Maureen liegt eine Leiche, die …
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Ryan ist der Sohn von Tony Cusack und Bruder von fünf Geschwistern. Sein Vater war fleißig – nicht nur, was die Kinderzeugung betrifft. Er trinkt auch gerne und kennt Jimmy Phelan, der jetzt seine Hilfe benötigt, denn in der Wohnung dessen Mutter Maureen liegt eine Leiche, die wegmuss. Na, habt ihr noch den Überblick? Moment, es geht noch weiter, denn da ist noch Georgie: Prostituierte, Drogensüchtige und auf der Suche nach Robbie, bei dem sie wohnt und der plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist. Die Drogen besorgt ihr Ryan, der gerade mal fünfzehn ist und seine erste Freundin – Karine – hat. In der ersten von vielen Szenen hat er einen ziemlich verfrühten Samenerguss – vom Drogendealen hat er zu der Zeit mehr Ahnung.
Es war zu Beginn eine on/off-Beziehung, die mich mit dem Buch verband, eigentlich sollte es bei [Vorschau #11] dabei sein, ist aber kurz vor deren Erscheinen rausgeflogen. Das Cover ist nicht gerade ansprechend – mehr shabby als shiny;–, und repräsentiert so gewissermaßen den Inhalt. Nicht das dieser nicht ansprechend wäre, aber doch speziell; ohne richtigen Hauptcharakter, ganz zu schweigen von Protagonisten – ein Buch voller Antihelden trifft es eher. Ich war anfangs wirklich geneigt, dieses Buch abzubrechen, doch andererseits war es doch interessant. Verlage sind immer auf der Suche nach Autoren mit einem außergewöhnlichen Schreibstil, mit einem Schreibstil, der sich vom Einheitsbrei abhebt – der Liebeskind Verlag hat mit „Glorreiche Ketzereien“ den Jackpot geknackt, denn ein solches Buch, so weit vom Mainstream weg, wie es nur geht, habe ich tatsächlich noch nie gelesen. Voller Innovationen, voller Überraschungen. Aber eines sei auch gesagt: schön ist das Kind zwar einigermaßen, aber lieb sicher nicht, denn alle, wirklich jeder Charakter, der in dem Buch auftritt, hat Dreck am Stecken.
Lange sucht man in diesem Pulk an Charakteren den einen, den Hauptcharakter – Tony? Nein. Maureen? Jaaaa, nein, nicht wirklich. Also schon irgendwie, aber, hm, eher nein. Gut, weiter – Jimmy? Nope. Georgie? Auch irgendwie, aber dann doch nicht so ganz. Tatsächlich ist Ryan, der Schnellspritzer, der Charakter, der die Geschichte irgendwann an sich reißt. Und auch im Bett macht er sich irgendwann, klar, er hat ja auch genug Zeit, der Plot geht über mehrere Jahre in denen man beobachten kann, wie Ryan heranwächst, um schließlich erwachsen zu werden. Zwischendurch gibt es immer wieder kursive Kapitel, die zumeist sehr emotional sind und aus der ersten Person Ryans erzählen.
Die Geschichte bietet einiges; Fellatio und Cunnilingus, Sakrileg und Skapulier – und einen Nachbarschaftsstreit, der irgendwann eskaliert. Neben Sex und Drogen spielt auch die Kirche eine große Rolle, vor allem Maureens Zerrissenheit zwischen Schuld und Glaube. Sie sieht den Geist ihres unabsichtlichen Mordopfer immer in ihrer Wohnung herumgeistern, was ihr nicht ganz geheuer ist – aber sie findet einen Weg, damit umzugehen. Damit, und mit ihrer inneren Zerrissenheit.
McInerney hat einen guten und düsteren und äußerst maskulinen Schreibstil, was man vor allem am Vokabular merkt, das teilweise sehr vulgär ist. Das Buch ist allerdings weit weniger lustig als ich erwartet hätte – das Buch wurde mir als „bitterböse (Krimi)Komödie“ beschrieben –, oder es trifft nicht mein Humorzentrum.
Teilweise verliert man sowohl beim Plot als auch bei den Charakteren die Übersicht. McInerney springt teilweise i
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