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Paul Rudolf "Rolf" Kauka (1917-2000), der Comic-Pionier und selbsternannte deutsche Walt Disney, gilt nach wie vor als erfolgreichster Produzent dieses Genres in Deutschland. Kauka erschuf über 80 Comic-Figuren, allen voran die legendären Fuchszwillinge Fix und Foxi. Auch berühmte ausländische Serien wie "Asterix", "Tim und Struppi", "Die Schlümpfe" oder "Lucky Luke" führte er in Deutschland zum Erfolg. Kauka war Selfmade-Millionär, überzeugter Patriot und Kalter Krieger, eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit, die Abschnitte des eigenen Lebens erfolgreich schönte ode...
Paul Rudolf "Rolf" Kauka (1917-2000), der Comic-Pionier und selbsternannte deutsche Walt Disney, gilt nach wie vor als erfolgreichster Produzent dieses Genres in Deutschland. Kauka erschuf über 80 Comic-Figuren, allen voran die legendären Fuchszwillinge Fix und Foxi. Auch berühmte ausländische Serien wie "Asterix", "Tim und Struppi", "Die Schlümpfe" oder "Lucky Luke" führte er in Deutschland zum Erfolg. Kauka war Selfmade-Millionär, überzeugter Patriot und Kalter Krieger, eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit, die Abschnitte des eigenen Lebens erfolgreich schönte oder verschwieg. Bodo Hechelhammers Biografie, entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Familie Kauka, erforscht alle Facetten im Leben des "Fürsten der Füchse" und überrascht mit bisher unbekannten Details.
Produktdetails
- Verlag: Langen/Müller
- Artikelnr. des Verlages: 03625
- Seitenzahl: 392
- Erscheinungstermin: 2. Mai 2022
- Deutsch
- Abmessung: 217mm x 144mm x 40mm
- Gewicht: 622g
- ISBN-13: 9783784436258
- ISBN-10: 3784436250
- Artikelnr.: 62765803
Herstellerkennzeichnung
LangenMueller Verlag
Pfizerstraße 5-7
70184 Stuttgart
info@herbig.net
Der böse Onkel Rolf
Mann der Winkelzüge: Bodo V. Hechelhammer legt die erste Biographie des Comicverlegers Rolf Kauka vor und zeigt sich dabei von den Nachtseiten eines schillernden Lebens fasziniert.
Spaß" - das ist das Leitwort dieser Biographie über Rolf Kauka, den Erfinder und Verleger der Comic-Heftserie "Fix & Foxi". In ihrem Grußwort zu Beginn vermutet die Witwe des Porträtierten, dieser hätte seinen Spaß am Buch gehabt. Und dessen Autor, Bodo V. Hechelhammer, beschließt seine Darstellung mit dem Satz: "Rolf Kauka hätte an dieser runden Geschichte seine spezielle Freude gehabt, auch wenn er selbst sein Leben nicht so, sondern mit Sicherheit anders aufgeschrieben hätte."
Von "Spaß" ist da wohl nur
Mann der Winkelzüge: Bodo V. Hechelhammer legt die erste Biographie des Comicverlegers Rolf Kauka vor und zeigt sich dabei von den Nachtseiten eines schillernden Lebens fasziniert.
Spaß" - das ist das Leitwort dieser Biographie über Rolf Kauka, den Erfinder und Verleger der Comic-Heftserie "Fix & Foxi". In ihrem Grußwort zu Beginn vermutet die Witwe des Porträtierten, dieser hätte seinen Spaß am Buch gehabt. Und dessen Autor, Bodo V. Hechelhammer, beschließt seine Darstellung mit dem Satz: "Rolf Kauka hätte an dieser runden Geschichte seine spezielle Freude gehabt, auch wenn er selbst sein Leben nicht so, sondern mit Sicherheit anders aufgeschrieben hätte."
Von "Spaß" ist da wohl nur
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deshalb nicht explizit die Rede, weil der schon vier Seiten vorher zur Sprache kam, als Fazit der Bemühungen, die Welt von "Fix & Foxi" auch nach dem mittlerweile zweiundzwanzig Jahre zurückliegenden Tod ihres Schöpfers lebendig zu halten: "Der Fürst der Füchse hätte seinen Spaß daran." Und wieder zurück zum Anfang der Biographie: Gleich nach dem Grußwort von Alexandra Kauka folgt im Vorwort das selbst gewählte Motto Kaukas: "Mach anderen Freude, dann hast du deinen Spaß." Scheint ein lustiger Mann gewesen zu sein, der Rolf Kauka.
Er gab sich jedenfalls so. Und leutselig: Die Vorworte zu den Comics seines Verlags - und deren Zahl ging seit dem Debüt 1952 in die Tausende - unterschrieb er mit "Euer Onkel Rolf". Allerdings hatte dieser gute Onkel ein pädagogisch-politisches Anliegen: Kauka war ein deutscher Patriot, der mit seinen Heften die Möglichkeit sah, diese Haltung auch im westlichen Nachkriegsdeutschland unter die Jugend zu bringen. Und seine Methoden dabei darf man als berüchtigt bezeichnen. So war Kauka etwa der Erste, der "Asterix" nach Deutschland brachte, aber er trimmte die französische Antikensatire auf tagespolitische Aktualität. Zur immensen Kraft des germanischen Kriegers Babarras (so hieß damals Obelix; Asterix wurde zu Siggi) hieß es in den Kauka-Übersetzungen: "Wie andere einen Schuldkomplex, so schleppt er stets einen riesigen Findling mit sich herum."
Diese reaktionäre Germanisierung des Comics war auch schon lange vor Hechelhammers Biographie allgemein bekannt; nicht jedoch, dass es deutsche Journalisten der Satirezeitschrift "Pardon" waren, die ihre französischen Kollegen von "Hara-Kiri" damals darauf aufmerksam machten, sodass die Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo davon erfuhren und dafür sorgten, dass Kauka seine Rechte an der Übersetzung ihrer Serie wieder verlor - und damit eine Lizenz zum Gelddrucken. Wobei natürlich nicht ausgemacht ist, ob "Siggi und Babarras" hierzulande jemals so viel Erfolg wie dann "Asterix und Obelix" gehabt hätten.
Kauka, das macht Hechelhammers Buch deutlich, blieb seinen Überzeugungen aber kompromisslos treu - auch gegen persönliche und pekuniäre Interessen. Die Basis seines Weltbilds wird im "Dritten Reich" aufgespürt: Der 1917 in Markranstädt bei Leipzig geborene Sohn eines Weltkriegsversehrten machte Karriere in Hitlerjugend und Wehrmacht. Mit ermüdender Liebe zum Detail nimmt Hechelhammer uns mit auf den deutschen Einmarsch in Frankreich und zu späteren Abwehrschlachten im Osten, bei denen sich Kauka auszeichnete und vielfach ausgezeichnet wurde. Den einzigen anderen Orden bekam er erst kurz vor seinem Tod: 1998 das Bundesverdienstkreuz. Da lebte Kauka schon seit anderthalb Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten, nachdem er seinen Verlag lukrativ verkauft hatte (und zwar mehrfach).
Hechelhammer geht Kaukas kühlen Kniffen als Geschäftsmann mit Akribie nach, obwohl ihm kein Unternehmensarchiv zur Verfügung stand; das Buch resultiert zum wichtigsten Teil aus Gesprächen mit Wegbegleitern seines Protagonisten. Nicht einmal Hechelhammers Brotberuf als Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes hat ihm Vorteile bei der Recherche beschert, denn obwohl Kauka eine enge Freundschaft mit dem früheren BND-Präsidenten Gerhard Wessel pflegte und auch mit seinem Unternehmen für den Dienst tätig wurde, unterliegt dieser bislang nur ummunkelte Aspekt weiterhin der Geheimhaltung: "Leider durften nicht alle Details genannt und nur offenes Material verwendet werden" - eine Formulierung, die impliziert, dass Hechelhammer auch das verschlossene kennt. Umso aufmerksamer liest man seine Darstellung.
Die allerdings nur zu empfehlen ist, wenn man sich für eine exemplarisch reaktionäre Existenz interessiert und nicht für einen innovativen (und skrupellosen) Verleger. Bis überhaupt der erste Comic in Kaukas Leben tritt, sind hundert Seiten absolviert (und eben zahllose Feldzüge bestritten), und wer erhoffen sollte, reiche Anschauung geboten zu bekommen, wird enttäuscht: Es gibt gerade einmal drei schwarz-weiß (wie alle Abbildungen im Buch) reproduzierte Titelbilder von Kauka-Comics, während immerhin vier seiner Karikaturen aus Kriegs- und unmittelbarer Nachkriegszeit abgedruckt werden. Sie zeigen allerdings auch, wes Ungeistes Kind Kauka damals war, und vor allem hat er diese Cartoons selbst gezeichnet, während das bei keiner einzigen Geschichte jener Figuren, die er populär machte, der Fall war.
In dieser Hinsicht stimmt das oft gebrauchte Klischee vom "deutschen Disney", denn auch Walt Disney war ein Organisator seines Erfolgs, der viel zu schlecht zeichnete, um selbst Hand anzulegen. Kauka engagierte vor allem billiges künstlerisches Personal aus Südost- und Südeuropa und klaute Story-Ideen aus der "Micky Maus". Letzteres ist vielfach belegt, bleibt bei Hechelhammer aber unerwähnt. Wie man auch im ganzen Buch kein einziges Mal den Namen so populärer "Fix & Foxi"-Figuren wie Professor Knox, Tante Eusebia oder Lupinchen finden wird.
Hechelhammer, obwohl laut Klappentext "Comicliebhaber", interessiert sich nicht für die Comics von Kauka, sondern für dessen biographische und ökonomische Winkelzüge, inklusive eines rasanten Frauenverschleißes. Über ein totes Pferd konnte der begeisterte Reiter Kauka Tränen vergießen, anlässlich des Unfalltods seiner dritten Ehefrau beim Reiten ist dergleichen nicht dokumentiert. Hechelhammer setzt denn auch immer wieder moralische Differenzakzente zur Abgrenzung von seinem Gegenstand, aber die Faszination für die Nachtseiten dieses schillernden Lebens ist unübersehbar - böser Onkel Rolf. Diese erste Biographie des Comic-Verlegers sollte nicht die letzte bleiben. ANDREAS PLATTHAUS
Bodo V. Hechelhammer: "Fürst der Füchse". Das Leben des Rolf Kauka.
Langen Müller Verlag, München 2022. 392 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er gab sich jedenfalls so. Und leutselig: Die Vorworte zu den Comics seines Verlags - und deren Zahl ging seit dem Debüt 1952 in die Tausende - unterschrieb er mit "Euer Onkel Rolf". Allerdings hatte dieser gute Onkel ein pädagogisch-politisches Anliegen: Kauka war ein deutscher Patriot, der mit seinen Heften die Möglichkeit sah, diese Haltung auch im westlichen Nachkriegsdeutschland unter die Jugend zu bringen. Und seine Methoden dabei darf man als berüchtigt bezeichnen. So war Kauka etwa der Erste, der "Asterix" nach Deutschland brachte, aber er trimmte die französische Antikensatire auf tagespolitische Aktualität. Zur immensen Kraft des germanischen Kriegers Babarras (so hieß damals Obelix; Asterix wurde zu Siggi) hieß es in den Kauka-Übersetzungen: "Wie andere einen Schuldkomplex, so schleppt er stets einen riesigen Findling mit sich herum."
Diese reaktionäre Germanisierung des Comics war auch schon lange vor Hechelhammers Biographie allgemein bekannt; nicht jedoch, dass es deutsche Journalisten der Satirezeitschrift "Pardon" waren, die ihre französischen Kollegen von "Hara-Kiri" damals darauf aufmerksam machten, sodass die Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo davon erfuhren und dafür sorgten, dass Kauka seine Rechte an der Übersetzung ihrer Serie wieder verlor - und damit eine Lizenz zum Gelddrucken. Wobei natürlich nicht ausgemacht ist, ob "Siggi und Babarras" hierzulande jemals so viel Erfolg wie dann "Asterix und Obelix" gehabt hätten.
Kauka, das macht Hechelhammers Buch deutlich, blieb seinen Überzeugungen aber kompromisslos treu - auch gegen persönliche und pekuniäre Interessen. Die Basis seines Weltbilds wird im "Dritten Reich" aufgespürt: Der 1917 in Markranstädt bei Leipzig geborene Sohn eines Weltkriegsversehrten machte Karriere in Hitlerjugend und Wehrmacht. Mit ermüdender Liebe zum Detail nimmt Hechelhammer uns mit auf den deutschen Einmarsch in Frankreich und zu späteren Abwehrschlachten im Osten, bei denen sich Kauka auszeichnete und vielfach ausgezeichnet wurde. Den einzigen anderen Orden bekam er erst kurz vor seinem Tod: 1998 das Bundesverdienstkreuz. Da lebte Kauka schon seit anderthalb Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten, nachdem er seinen Verlag lukrativ verkauft hatte (und zwar mehrfach).
Hechelhammer geht Kaukas kühlen Kniffen als Geschäftsmann mit Akribie nach, obwohl ihm kein Unternehmensarchiv zur Verfügung stand; das Buch resultiert zum wichtigsten Teil aus Gesprächen mit Wegbegleitern seines Protagonisten. Nicht einmal Hechelhammers Brotberuf als Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes hat ihm Vorteile bei der Recherche beschert, denn obwohl Kauka eine enge Freundschaft mit dem früheren BND-Präsidenten Gerhard Wessel pflegte und auch mit seinem Unternehmen für den Dienst tätig wurde, unterliegt dieser bislang nur ummunkelte Aspekt weiterhin der Geheimhaltung: "Leider durften nicht alle Details genannt und nur offenes Material verwendet werden" - eine Formulierung, die impliziert, dass Hechelhammer auch das verschlossene kennt. Umso aufmerksamer liest man seine Darstellung.
Die allerdings nur zu empfehlen ist, wenn man sich für eine exemplarisch reaktionäre Existenz interessiert und nicht für einen innovativen (und skrupellosen) Verleger. Bis überhaupt der erste Comic in Kaukas Leben tritt, sind hundert Seiten absolviert (und eben zahllose Feldzüge bestritten), und wer erhoffen sollte, reiche Anschauung geboten zu bekommen, wird enttäuscht: Es gibt gerade einmal drei schwarz-weiß (wie alle Abbildungen im Buch) reproduzierte Titelbilder von Kauka-Comics, während immerhin vier seiner Karikaturen aus Kriegs- und unmittelbarer Nachkriegszeit abgedruckt werden. Sie zeigen allerdings auch, wes Ungeistes Kind Kauka damals war, und vor allem hat er diese Cartoons selbst gezeichnet, während das bei keiner einzigen Geschichte jener Figuren, die er populär machte, der Fall war.
In dieser Hinsicht stimmt das oft gebrauchte Klischee vom "deutschen Disney", denn auch Walt Disney war ein Organisator seines Erfolgs, der viel zu schlecht zeichnete, um selbst Hand anzulegen. Kauka engagierte vor allem billiges künstlerisches Personal aus Südost- und Südeuropa und klaute Story-Ideen aus der "Micky Maus". Letzteres ist vielfach belegt, bleibt bei Hechelhammer aber unerwähnt. Wie man auch im ganzen Buch kein einziges Mal den Namen so populärer "Fix & Foxi"-Figuren wie Professor Knox, Tante Eusebia oder Lupinchen finden wird.
Hechelhammer, obwohl laut Klappentext "Comicliebhaber", interessiert sich nicht für die Comics von Kauka, sondern für dessen biographische und ökonomische Winkelzüge, inklusive eines rasanten Frauenverschleißes. Über ein totes Pferd konnte der begeisterte Reiter Kauka Tränen vergießen, anlässlich des Unfalltods seiner dritten Ehefrau beim Reiten ist dergleichen nicht dokumentiert. Hechelhammer setzt denn auch immer wieder moralische Differenzakzente zur Abgrenzung von seinem Gegenstand, aber die Faszination für die Nachtseiten dieses schillernden Lebens ist unübersehbar - böser Onkel Rolf. Diese erste Biographie des Comic-Verlegers sollte nicht die letzte bleiben. ANDREAS PLATTHAUS
Bodo V. Hechelhammer: "Fürst der Füchse". Das Leben des Rolf Kauka.
Langen Müller Verlag, München 2022. 392 S., Abb., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wenn Fritz Göttler etwas lernt aus Bodo V. Hechelhammers Biografie über Rolf Kauka, dann, dass Kauka alles andere als ein Freigeist war, der den Comic in Deutschland hätte voranbringen können. Kaukas verklemmte Spießigkeit, seine Germanisierungsversuche bei Asterix und Obelix und seine Beziehungen zur Spionageabwehr findet Göttler alles andere als sympathisch. Die Detailfreude der Biografie gerade bei diesen Themen scheint dem Rezensenten allerdings bemerkenswert. Leider ist vom Comic-Machen im Buch eher wenig die Rede, bedauert Göttler.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Fürst der Füchse: eine kritische Biografie
Rolf Kauka war bekannt als Schöpfer von Fix und Foxi, Lupo, Bussi Bär und noch einige andere Comicfiguren.
Auch ich habe Fix und Foxi als Kind gelegentlich gelesen. Das Kauka der deutsche Walt Disney gewesen sein sollte, deckt sich …
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Fürst der Füchse: eine kritische Biografie
Rolf Kauka war bekannt als Schöpfer von Fix und Foxi, Lupo, Bussi Bär und noch einige andere Comicfiguren.
Auch ich habe Fix und Foxi als Kind gelegentlich gelesen. Das Kauka der deutsche Walt Disney gewesen sein sollte, deckt sich nicht mit meinem Empfinden. In den siebziger/Achtziger Jahren war er nie so präsent wie die Micky Maus und Donald Duck-Hefte. Allerdings gab es Fix und Foxi schon in den fünfziger Jahren.
Diese Biografie hat Qualität. Sie ist detailliert und informativ. Man merkt sofort, wie sorgfältig und gründlich sie gemacht ist. Rolf Kauka war im Krieg von der Ideologie der Nationalsozialisten geprägt gewesen. Aber das waren viele. Doch er hatte seine Ansichten später nicht abgelegt sondern seine Weltanschauung in die Comics fließen lassen. Das geschah in der Regel so, dass es nicht offensichtlich und/oder sofort erkennbar war. Auffällig wird es aber im Asterix-Heft, in dem Kauka den Originaltext in seinem Sinne verfälschte.
Die Biografie konnte mich sehr interessieren und überzeugen, da der Autor Bodo V. Hechelhammer eine so schwierige Persönlichkeit ohne Polemik und auch ohne zu relativieren darstellen konnte.
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Als 1977 Geborener muss ich gestehen, dass ich mit Fix und Foxi nur wenig in Berührung gekommen bin. Bussi Bär fand in meiner Kindheit auch nicht statt und Asterix und die Schlümpfe kenne ich nur im nicht eingedeutschten Original. Daher kannte ich auch den Namen Rolf Kauka vor der …
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Als 1977 Geborener muss ich gestehen, dass ich mit Fix und Foxi nur wenig in Berührung gekommen bin. Bussi Bär fand in meiner Kindheit auch nicht statt und Asterix und die Schlümpfe kenne ich nur im nicht eingedeutschten Original. Daher kannte ich auch den Namen Rolf Kauka vor der Lektüre von Bodo V. Hechelhammers Biografie des vor rund 20 Jahren verstorbenen „deutschen Walt Disney“ nicht. Das Buch mit dem Titel „Fürst der Füchse“ ist eine lesenswerte und aufschlussreiche Aufarbeitung des Lebens von Rolf Kauka – und zeigt den Verleger nicht unbedingt als den cleveren und äußerst geschäftstüchtigen Visionär, der er war, sondern vielmehr als sehr zwiespältigen und eher unsympathischen Charakter. So hatte ein kreatives Verhältnis zur Wahrheit, war getrieben ehrgeizig und seinem Erfolg hatte sich alles und jeder, nicht zuletzt seine Familie, unterzuordnen.
Aber von vorn.
Paul Rudolf Kauka, Jahrgang 1917, war ein Kind seiner Zeit, geboren im ersten Weltkrieg, erwachsen geworden im zweiten. Dazwischen war er ein mittelmäßiger Schüler ohne formalen Schulabschluss, aber mit abgeschlossener Lehre als Drogistengehilfe. Der zweite Weltkrieg bescherte dem überzeugten Nazi und begeisterteren Soldaten außer dem Eisernen Kreuz und dem Deutschen Kreuz in Gold chronisches Rheuma und ein Kriegstrauma samt Alpträumen. Als der Krieg endete, war er 28 Jahre alt und musste sich neu orientieren. Er nahm das mit dem „sich neu erfinden“ zu wörtlich, so er sich einen neuen Lebenslauf. Um seine nationalsozialistische Gesinnung und seine Organisationszugehörigkeiten zu verschleiern, machte er gegenüber der Behörde falsche Angaben zu Person und Lebenslauf, er ging sogar so weit, dass er sich als promovierten Literaturwissenschaftler ausgab. Allerdings konnte er die amerikanischen Besatzer nicht überzeugen, der Kontrolloffizier, der für die Vergabe von Verlagslizenzen zuständig war, glaubte ihm nicht und verweigerte ihm die Lizenz. Über Umwege erlangte er sie dennoch und ab den 1950er Jahren erlebte er ein stetes Auf und Ab aus großen Erfolgen und Misserfolgen.
Bodo V. Hechelhammer richtet, vermutlich zum Leidwesen der Fans, sein Haupt-Augenmerk nicht auf die Comics des „Bayerischen Walt Disney“, sondern vielmehr auf dessen Person, verbunden mit seiner Verlagstätigkeit, schließlich hat Kauka die Comics ja nicht selbst gezeichnet, sondern nur verlegt. Akribisch geht der Autor bei Kaukas Nazi-Vergangenheit, seinen Frauengeschichten und den Verlagsgeschäften ist Detail, manchmal etwas zu akribisch, einige Kapitel hätte er gerne etwas straffen können. Interessant für mich war aber vor allem die Gesamtschau des Vermächtnisses von Kauka, das weit über Fix und Foxi und Bussi Bär hinausgeht.
Die Darstellung von Rolf Kaukas Arbeit und seiner facettenreichen Persönlichkeit gelingt dem Verfasser meiner Meinung nach hervorragend. Er stellt ihn als ideenreichen und kreativen Visionär dar und erzkonservativen Freund preußischer Tugenden. Er zeichnet das Bild eines egoistischen neureichen Unsympathen und Schürzenjägers, der in seinem Ehrgeiz bereit war, seinem Erfolg alles unterzuordnen, nicht umsonst sprach von den fünf Kindern aus seinen vier Ehen gegen Ende seines Lebens nur noch eines mit ihm, die anderen hatten sich mit ihm überworfen. Dazu war er ein arroganter Selbstdarsteller und hatte, wenn es um seine Person ging, einen starken Hang zur Beschönigung. Ja, er war DER deutsche Comic-Pionier und hat die deutsche Comic-Landschaft geprägt wie kein Zweiter, aber er war auch ein Lügner und neigte dazu, andere für seine Zwecke auszunutzen. Ich fand „Fürst der Füchse“ aber trotz allem ein gut zu lesendes und interessantes Buch über einen für mich abstoßenden Menschen. Ich empfehle das Buch am ehesten Menschen, die gerne Biografien lesen, Comicfans könnten davon enttäuscht sein, da Kaukas Comics darin nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Ich fand es allerdings eine lohnende Lektüre, mir hat es ein Stück Kulturgut nahegebracht und ich vergebe daher fünf Sterne
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Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.
Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und unsympathisches Bild des Mannes, der Comics wie „Fix & Foxi“ und „Bussi …
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Walt Disney ist auf der ganzen Welt bekannt, Rolf Kauka weniger. Bodo von Hechelshammer hat nun eine Biografie des Selfmademan und Verlegers geschrieben.
Der Autor zeichnet ein ziemlich einseitiges und unsympathisches Bild des Mannes, der Comics wie „Fix & Foxi“ und „Bussi Bär“ (die mir am geläufigsten sind) in Deutschland salonfähig gemacht hat.
Rolf Kauka (1917-2000) kommt in dieser Biografie nicht sehr gut weg. Er ist nicht der Märchenonkel Rolf, als der er sich gerne selbst bezeichnete, sondern ein knallharter Emporkömmling, der es mit der Wahrheit nicht gar so genau nimmt, vor allem was seine Zeit während der NS-Diktatur betrifft. So schmückt sich der gelernte Drogist mit einem erfundenen Doktortitel. Er jammert in den Jahren nach 1945 herum, dass er als bekennender Nazi und hochdekorierter Soldat von den Amerikanern keine Erlaubnis zur Gründung eines Verlages erhält. Mit dieser mangelnden Selbstreflexion auf seinen Beitrag während des Unrechtsregimes steht er nicht alleine da. Und prompt findet er auch Gleichgesinnte.
Dem Leser wird allerdings, und das ist ein großer Kritikpunkt an dieser Biografie, äußerst detailreich jede Flak-Stellung und/oder Munition mitgeteilt (um nicht zu sagen zugemutet). Diese Aufzählung liest sich wie ein Kriegstagebuch, verschweigt aber trotzdem Wesentliches. Diese Passagen hätten doch gestrafft werden können.
Wenn der Titel dieser Biografie „Fürst der Füchse“ heißt, ist der passend und auch gleichzeitig unpassend gewählt. Passend, weil sich der Selfmade-Millionär wie ein Feudalherr seinen Untertanen verhält. So ist er zum Einem, ganz Kind seiner Zeit maßlos enttäuscht, dass ihm seine erste Frau „nur“ drei Töchter geboren hat. Als wenn das, das alleiniges Verschulden der Frauen sei, bei dem Männer keinen Anteil hätten. (Nun ja, das kenn ich aus eigener Familie.) Zum anderen verhält er sich zu seinen Mitarbeitern mehr als schäbig. Teilweise keine Fixanstellung, gibt deren Ideen als seine aus etc. etc.. Unpassend, weil zum Enstehungsprozess der Füchse - meiner Meinung nach - viel zu wenig erzählt wird. Aber, vielleicht ist dies auch nicht ordentlich überliefert.
Rolf Kaukas Verdienst ist es, Comics in Deutschland salonfähig gemacht zu haben. Allerdings hat er dazu auch gnadenlos bereits bekannte Figuren und Texte kopiert und für deutsche Verhältnisse adaptiert. Hier ist vor allem „Bambi“ zu nennen, dem er sein „Kizzi“ gegenüberstellt. Er nimmt starke Anleihe bei der Geschichte des österreichischen Schriftstellers Felix Salten alias Siegmund Salzmann, der diesen Roman 1922 geschrieben hat und der 1942 von Walt Disney verfilmt worden ist. Ob Kauka die jüdische Herkunft Saltens bekannt war?
Autor Bodo von Hechelshammer ist Mitarbeiter beim BND sowie Historiker, was sich in dieser Biografie deutlich niederschlägt. Ihm stehen sichtlich zahlreiche Quellen zur Verfügung, die vielleicht sonst nicht an die Öffentlichkeit gekommen wären. Ob die Familie Kauka wirklich alles diese Details gerne veröffentlicht gesehen haben wollte, wie es im Klappentext steht?
Der Schreibstil ist trocken und stellenweise wie ein Bericht aus Akten. Das verwundert mich ja nicht, wenn man die Vita des Autors kennt.
Dieses Buch enthält eine Menge Fotos von Rolf Kauka, aber nur wenige Skizzen und Entwürfe zu seinen Comic-Figuren. Außerdem fehlen mir die Sichtweisen seiner Mitarbeiter und Weggefährten. Die sind vermutlich nicht (mehr) zu bekommen, da die Biografie mehr als 20 Jahre nach seinem, Kaukas, Tod erscheint.
Fazit:
Die Biografie eines überaus ehrgeizigen, unsympathischen Menschen, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und dem sich alle Menschen in seiner Umgebung unterzuordnen hatte. 3 Sterne.
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