Fenster ins Gehirn
Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen kann Ein spannender Einblick in das Auslesen von Gedanken - aus erster Hand eines der profiliertesten Hirnforscher weltweit
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Zu wissen, was im Kopf eines anderen vor sich geht, gehört zu den ältesten Sehnsüchten der Menschheit. Längst sind Wissenschaftler dabei, Gedanken aus der Hirnaktivität auszulesen. Der renommierte Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes hat es geschafft, verborgene Absichten in den Hirnen seiner Probanden zu entschlüsseln. Seine Forschungen ergeben provokante Fragen: Sind unsere Gedanken wirklich sicher? Wird man irgendwann per Gehirnscan unsere Wünsche und Gefühle oder gar unsere PINs auslesen können? Kann die Werbung unsere Hirnprozesse gezielt beeinflussen, um uns bestimmte Produkte...
Zu wissen, was im Kopf eines anderen vor sich geht, gehört zu den ältesten Sehnsüchten der Menschheit. Längst sind Wissenschaftler dabei, Gedanken aus der Hirnaktivität auszulesen. Der renommierte Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes hat es geschafft, verborgene Absichten in den Hirnen seiner Probanden zu entschlüsseln. Seine Forschungen ergeben provokante Fragen: Sind unsere Gedanken wirklich sicher? Wird man irgendwann per Gehirnscan unsere Wünsche und Gefühle oder gar unsere PINs auslesen können? Kann die Werbung unsere Hirnprozesse gezielt beeinflussen, um uns bestimmte Produkte kaufen zu lassen - sogar gegen unseren Willen? Haben wir überhaupt einen freien Willen oder sind wir durch unser Gehirn vorherbestimmt? Noch ist es bis zum Lesen beliebiger Gedanken ein weiter Weg. Aber das kann sich vielleicht schneller ändern, als uns lieb ist.
John-Dylan Haynes, geboren 1971, Psychologe und Neurowissenschaftler, ist Direktor des Berlin Center for Advanced Neuroimaging und Professor am Bernstein Center for Computational Neuroscience der Charité Berlin. Er war wesentlich daran beteiligt, das Thema Gedankenlesen für die Hirnforschung zu erschließen. Über seine Arbeit wurde international berichtet, darunter in Guardian, CNN, ZEIT, Spiegel und National Geographic. Matthias Eckoldt, geboren 1964, veröffentlichte Romane und mehrere Sachbücher. "Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist" wurde für das Wissensbuch des Jahres 2017 von "Bild der Wissenschaft" nominiert, das von ihm mit verfasste Buch "Die Intelligenz der Bienen" wurde ein Bestseller. Für seine Arbeit wurde er u. a. mit dem idw-Preis für Wissenschaftsjournalismus ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Ullstein HC
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 304
- Erscheinungstermin: 31. Mai 2021
- Deutsch
- Abmessung: 221mm x 148mm x 30mm
- Gewicht: 456g
- ISBN-13: 9783550200038
- ISBN-10: 355020003X
- Artikelnr.: 60577451
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Verlag GmbH
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Markus C. Schulte von Drach lässt sich vom Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes und seinem Co-Autor, dem Journalisten Matthias Eckoldt, auf den neuesten Stand der Hirnfoschung und des Gedankenmappings mittels MRT bringen. Der sachliche Ton des Buches gefällt Schulte gut, ebenso die Vorsicht, mit der Haynes Fortschritte, Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren seiner Disziplin beschreibt. Die Ausführungen über Mustererkennung im MRT-Scan stoßen Schulte auf die Frage nach dem freien Willen des Menschen, Kapitel über Nutzbarkeit in der Verbrechensbekämpfung oder im Gaming-Bereich weiten seinen Horizont. Haynes Forderung nach rechtlichen Reglementierungen beim Brain-Reading scheinen dem Rezensenten nach der Lektüre verständlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Was zeigt der Blick in das Gehirn?
John-Dylan Haynes und Matthias Eckolt über die Erforschung von Denk- und Entscheidungsvorgängen mit bildgebenden Verfahren
John-Dylan Haynes, Direktor des Berlin Center for Advanced Neuroimaging, ist so etwas wie der Chef-Gedankenleser unter den Hirnforschern. Als einer der Ersten verwendete er Algorithmen des Maschinenlernens, um Muster in den Bildern aus dem Kernspintomographen (fMRT) zu erkennen. Damit sollten Denk- und Entscheidungsvorgänge besser verstanden werden. In ihrem Buch fassen er und Ko-Autor Matthias Eckoldt rund fünfzehn Jahre Forschung auf diesem Gebiet zusammen. Der Untertitel verspricht viel: "Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen
John-Dylan Haynes und Matthias Eckolt über die Erforschung von Denk- und Entscheidungsvorgängen mit bildgebenden Verfahren
John-Dylan Haynes, Direktor des Berlin Center for Advanced Neuroimaging, ist so etwas wie der Chef-Gedankenleser unter den Hirnforschern. Als einer der Ersten verwendete er Algorithmen des Maschinenlernens, um Muster in den Bildern aus dem Kernspintomographen (fMRT) zu erkennen. Damit sollten Denk- und Entscheidungsvorgänge besser verstanden werden. In ihrem Buch fassen er und Ko-Autor Matthias Eckoldt rund fünfzehn Jahre Forschung auf diesem Gebiet zusammen. Der Untertitel verspricht viel: "Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen
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kann."
Die Idee ist nicht neu. Als der Jenenser Professor Hans Berger vor bald hundert Jahren die Elektroenzephalographie (EEG) entwickelte, dachte man, sich bald Briefe in "Hirnschrift" schreiben zu können. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es dann große Fortschritte auf dem Gebiet der elektrischen Hirnstimulation. Im Kalten Krieg ging das mit Vorstellungen des Gedankenlesens und der Gedankenkontrolle einher. Für manche war es ein Fluch, andere sahen darin einen Segen, etwa bei der Bekämpfung von Kriminalität. Auch die Autoren spielen jetzt mit ähnlichen Gedanken: Hätten sich die Terroranschläge vom 11. September mit einer Gedankenkontrolle am Flughafen verhindern lassen?
Der Großteil des Buchs vermittelt wissenschaftliche Grundlagen: Wie funktioniert die fMRT? Was ist Mustererkennung? Was sind Gehirn-Computer-Schnittstellen? Wie funktionieren die einschlägigen Experimente? Dabei werden vor allem Haynes' eigene Studien besprochen. Zahlreiche Abbildungen verdeutlichen die abstrakten Konzepte, Comics lockern die wissenschaftliche Materie auf. In diesem Sinne ist das Buch wirklich gelungen und für eine breite Leserschaft geeignet.
Forschung muss sich auf das beschränken, was experimentell machbar und ethisch vertretbar ist. Doch Haynes vergisst diese Einschränkungen schnell, sobald er seine Daten interpretiert. Das wird auch im neuen Buch sehr deutlich. Beispielsweise bekommt der Selbstversuch einer Fernsehreporterin ein eigenes Kapitel mit der Überschrift "Computer knacken den Gedankencode". Die Frau brachte zehn Bilder - von Menschen, Tieren, Sehenswürdigkeiten und Gegenständen - mit, die sie im Kernspintomographen betrachtete. Wie in solchen Versuchen üblich, lernte der Algorithmus in einer ersten Phase, die Messdaten voneinander zu unterscheiden. In der zweiten Phase wurden die Bilder wieder betrachtet, doch musste der Algorithmus nun bestimmen, was die Versuchsperson sah. Fazit: Der Computer habe "eine Trefferquote von hundert Prozent im Erkennen der Gedanken der Journalistin" erzielt.
Dabei wurde hier nichts "geknackt" und auch kein Gedanke gelesen. Die Bedeutung - dass etwa das Brandenburger Tor gesehen wurde - gibt allein der Versuchsleiter den Gehirndaten, nicht der Computer. Die Reporterin hätte auch etwas ganz anderes sehen, denken oder tun können, solange sich die Datenmuster in der ersten und zweiten Phase nur hinreichend ähneln. "Hirnlose Hirnforschung" nannte das der Psychologieprofessor Scott Lilienfeld, ein Kritiker der bildgebenden Hirnforschung und ihrer Übertreibungen.
Haynes und Eckoldt diskutieren (wieder einmal) das Libet-Experiment. Eine unbewusste Gehirnaktivität sei der bewussten Entscheidung der Versuchspersonen vorausgegangen. Darum könne der Wille nicht frei sein. Wann hört diese Mythenbildung endlich auf? Benjamin Libet untersuchte keine Willensentschlüsse, sondern nur spontane Bewegungen. Da die Gehirnaktivität auch auftrat, wenn sich die Versuchspersonen nicht bewegten, kann sie nicht die Ursache sein. Die Buchautoren erwähnen zwar Grenzen des Versuchsaufbaus, ohne jedoch von ihrer weitreichenden Schlussfolgerung abzurücken. Und auf den Einwand, spontane Bewegungen seien wenig aussagekräftig, reagierte Haynes auf seine eigene Art: In späteren Versuchen sollten die Probanden wählen, zwei Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Das seien dann "komplexere Entscheidungen".
Die Neurowissenschaften haben sicher viel Faszinierendes zu bieten. Als Beispiel sei hier ein Experiment von Haynes und seinen Mitarbeitern genannt, das im Buch als "Gehirn-Duell" bezeichnet wird: Dafür maß ein Computer in Echtzeit die Gehirnströme der Versuchspersonen und sollte deren Verhalten vorhersagen. Gelang es den Probanden, den Computer zu überlisten, bekamen sie einen Punkt. Das Ergebnis ist ein Unentschieden zwischen Mensch und Maschine: Manchmal gelang die Vorhersage, manchmal nicht. Nach einem "Point of no Return" konnten die Menschen die Bewegung aber nicht mehr stoppen.
Das ist interessant - doch die Autoren beziehen solche Funde gleich auf das Willensfreiheitsproblem und fordern eine "grundlegende Revision des Strafrechts". Neben dem genannten Terrorismus-Beispiel wird auch die Möglichkeit diskutiert, Menschen schon vor dem Begehen einer Tat einzusperren, wie im Film "Minority Report". Haynes und Eckoldt kritisieren zwar Übertreibungen in den Medien und geben Journalisten, die die Sensationslust ihres Publikums bedienten, hierfür die Schuld. Doch erzeugen sie selbst den Hype. Das zeigt sich schon am Buchtitel: Kommunikationsforscher berichteten bereits vor Jahren, Hirnforscher würden mit Metaphern wie dem "Fenster ins Gehirn" Übertreibungen provozieren.
Insbesondere muss man dem medienerfahrenen Direktor John-Dylan Haynes hier eine gewisse Janusköpfigkeit vorwerfen. Seine Interviewäußerungen klingen mitunter wie Erleuchtungserlebnisse. Und während die Forscher in der wissenschaftlichen Veröffentlichung des "Gehirn-Duells" das Problem der Willensfreiheit ausdrücklich ausklammern, lanciert Haynes' eigenes Institut zur Studie die Pressemitteilung: "Wie frei ist der Wille wirklich?". Es ist vorhersehbar, dass solche Schlagzeilen von Journalisten aufgegriffen werden. Das lässt den Verdacht aufkommen, hier werden Forschungsergebnisse regelmäßig übertrieben, um in die Medien zu gelangen.
Die im Buch entworfene Gesamtschau bleibt mager. Die Autoren entlehnen am Ende von der NASA eine Neun-Punkte-Skala zur Beurteilung des Reifegrads einer Technologie. Das Gedankenlesen befinde sich "derzeit eher auf den unteren Stufen dieser Skala", also im Bereich der experimentellen Grundlagenforschung. Die in den Medien diskutierte Gehirnschnittstelle des Technologie-Milliardärs Elon Musk erreiche noch nicht einmal die erste Stufe. Etwas genauer hätte man sich das in einem Buch übers Gedankenlesen schon gewünscht. Das Fazit zeigt jedenfalls, dass es mit dem vollmundigen Versprechen, das Titel und Untertitel formulieren, nicht weit her ist.
STEPHAN SCHLEIM
John-Dylan Haynes
und Matthias Eckoldt: "Fenster ins Gehirn". Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen kann.
Ullstein Verlag, Berlin 2021. 304 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Idee ist nicht neu. Als der Jenenser Professor Hans Berger vor bald hundert Jahren die Elektroenzephalographie (EEG) entwickelte, dachte man, sich bald Briefe in "Hirnschrift" schreiben zu können. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es dann große Fortschritte auf dem Gebiet der elektrischen Hirnstimulation. Im Kalten Krieg ging das mit Vorstellungen des Gedankenlesens und der Gedankenkontrolle einher. Für manche war es ein Fluch, andere sahen darin einen Segen, etwa bei der Bekämpfung von Kriminalität. Auch die Autoren spielen jetzt mit ähnlichen Gedanken: Hätten sich die Terroranschläge vom 11. September mit einer Gedankenkontrolle am Flughafen verhindern lassen?
Der Großteil des Buchs vermittelt wissenschaftliche Grundlagen: Wie funktioniert die fMRT? Was ist Mustererkennung? Was sind Gehirn-Computer-Schnittstellen? Wie funktionieren die einschlägigen Experimente? Dabei werden vor allem Haynes' eigene Studien besprochen. Zahlreiche Abbildungen verdeutlichen die abstrakten Konzepte, Comics lockern die wissenschaftliche Materie auf. In diesem Sinne ist das Buch wirklich gelungen und für eine breite Leserschaft geeignet.
Forschung muss sich auf das beschränken, was experimentell machbar und ethisch vertretbar ist. Doch Haynes vergisst diese Einschränkungen schnell, sobald er seine Daten interpretiert. Das wird auch im neuen Buch sehr deutlich. Beispielsweise bekommt der Selbstversuch einer Fernsehreporterin ein eigenes Kapitel mit der Überschrift "Computer knacken den Gedankencode". Die Frau brachte zehn Bilder - von Menschen, Tieren, Sehenswürdigkeiten und Gegenständen - mit, die sie im Kernspintomographen betrachtete. Wie in solchen Versuchen üblich, lernte der Algorithmus in einer ersten Phase, die Messdaten voneinander zu unterscheiden. In der zweiten Phase wurden die Bilder wieder betrachtet, doch musste der Algorithmus nun bestimmen, was die Versuchsperson sah. Fazit: Der Computer habe "eine Trefferquote von hundert Prozent im Erkennen der Gedanken der Journalistin" erzielt.
Dabei wurde hier nichts "geknackt" und auch kein Gedanke gelesen. Die Bedeutung - dass etwa das Brandenburger Tor gesehen wurde - gibt allein der Versuchsleiter den Gehirndaten, nicht der Computer. Die Reporterin hätte auch etwas ganz anderes sehen, denken oder tun können, solange sich die Datenmuster in der ersten und zweiten Phase nur hinreichend ähneln. "Hirnlose Hirnforschung" nannte das der Psychologieprofessor Scott Lilienfeld, ein Kritiker der bildgebenden Hirnforschung und ihrer Übertreibungen.
Haynes und Eckoldt diskutieren (wieder einmal) das Libet-Experiment. Eine unbewusste Gehirnaktivität sei der bewussten Entscheidung der Versuchspersonen vorausgegangen. Darum könne der Wille nicht frei sein. Wann hört diese Mythenbildung endlich auf? Benjamin Libet untersuchte keine Willensentschlüsse, sondern nur spontane Bewegungen. Da die Gehirnaktivität auch auftrat, wenn sich die Versuchspersonen nicht bewegten, kann sie nicht die Ursache sein. Die Buchautoren erwähnen zwar Grenzen des Versuchsaufbaus, ohne jedoch von ihrer weitreichenden Schlussfolgerung abzurücken. Und auf den Einwand, spontane Bewegungen seien wenig aussagekräftig, reagierte Haynes auf seine eigene Art: In späteren Versuchen sollten die Probanden wählen, zwei Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Das seien dann "komplexere Entscheidungen".
Die Neurowissenschaften haben sicher viel Faszinierendes zu bieten. Als Beispiel sei hier ein Experiment von Haynes und seinen Mitarbeitern genannt, das im Buch als "Gehirn-Duell" bezeichnet wird: Dafür maß ein Computer in Echtzeit die Gehirnströme der Versuchspersonen und sollte deren Verhalten vorhersagen. Gelang es den Probanden, den Computer zu überlisten, bekamen sie einen Punkt. Das Ergebnis ist ein Unentschieden zwischen Mensch und Maschine: Manchmal gelang die Vorhersage, manchmal nicht. Nach einem "Point of no Return" konnten die Menschen die Bewegung aber nicht mehr stoppen.
Das ist interessant - doch die Autoren beziehen solche Funde gleich auf das Willensfreiheitsproblem und fordern eine "grundlegende Revision des Strafrechts". Neben dem genannten Terrorismus-Beispiel wird auch die Möglichkeit diskutiert, Menschen schon vor dem Begehen einer Tat einzusperren, wie im Film "Minority Report". Haynes und Eckoldt kritisieren zwar Übertreibungen in den Medien und geben Journalisten, die die Sensationslust ihres Publikums bedienten, hierfür die Schuld. Doch erzeugen sie selbst den Hype. Das zeigt sich schon am Buchtitel: Kommunikationsforscher berichteten bereits vor Jahren, Hirnforscher würden mit Metaphern wie dem "Fenster ins Gehirn" Übertreibungen provozieren.
Insbesondere muss man dem medienerfahrenen Direktor John-Dylan Haynes hier eine gewisse Janusköpfigkeit vorwerfen. Seine Interviewäußerungen klingen mitunter wie Erleuchtungserlebnisse. Und während die Forscher in der wissenschaftlichen Veröffentlichung des "Gehirn-Duells" das Problem der Willensfreiheit ausdrücklich ausklammern, lanciert Haynes' eigenes Institut zur Studie die Pressemitteilung: "Wie frei ist der Wille wirklich?". Es ist vorhersehbar, dass solche Schlagzeilen von Journalisten aufgegriffen werden. Das lässt den Verdacht aufkommen, hier werden Forschungsergebnisse regelmäßig übertrieben, um in die Medien zu gelangen.
Die im Buch entworfene Gesamtschau bleibt mager. Die Autoren entlehnen am Ende von der NASA eine Neun-Punkte-Skala zur Beurteilung des Reifegrads einer Technologie. Das Gedankenlesen befinde sich "derzeit eher auf den unteren Stufen dieser Skala", also im Bereich der experimentellen Grundlagenforschung. Die in den Medien diskutierte Gehirnschnittstelle des Technologie-Milliardärs Elon Musk erreiche noch nicht einmal die erste Stufe. Etwas genauer hätte man sich das in einem Buch übers Gedankenlesen schon gewünscht. Das Fazit zeigt jedenfalls, dass es mit dem vollmundigen Versprechen, das Titel und Untertitel formulieren, nicht weit her ist.
STEPHAN SCHLEIM
John-Dylan Haynes
und Matthias Eckoldt: "Fenster ins Gehirn". Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen kann.
Ullstein Verlag, Berlin 2021. 304 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Zielgruppe: Jeder Mensch mit Hirn und Geist. [...] Eine plastisch erzählte Reise in die Untiefen eines brisanten Forschungsfelds." Martin Hubert Deutschlandfunk Forschung aktuell 20210820
Sehr interessant
Das Gehirn und wie es wohl funktioniert interessiert mich schon lange.
So viel wird dadurch gesteuert und wenn man es sich ansieht ist es doch eigentlich "nur" eine graue Masse.
Doch innen passiert so viel.
Für mich als Laie war das Buch sehr verständlich …
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Sehr interessant
Das Gehirn und wie es wohl funktioniert interessiert mich schon lange.
So viel wird dadurch gesteuert und wenn man es sich ansieht ist es doch eigentlich "nur" eine graue Masse.
Doch innen passiert so viel.
Für mich als Laie war das Buch sehr verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Ich habe keine Berührung zu medizinischen Bereichen und dennoch konnte ich zu 99% alles verstehen. Das macht ein gutes Sachbuch für mich aus. Zumindest wenn es wie hier für die Allgemeinheit geschrieben wurde.
Auch die einzelnen Kapitel sind in einer schönen Länge und überschaubar geschrieben. Zudem mag ich es immer sehr, wenn sie eine direkte Überschrift haben, denn so kann man auch später in einzelnen Kapiteln nachschlagen ohne raten zu müssen wo nun etwas gestanden haben könnte.
Wer sich also für das Thema interessiert, dem kann ich es sehr ans Herz legen.
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eBook, ePUB
Dieses Buch kann man nicht so einfach weglesen, sondern muss und soll sich ein bisschen auf den Inhalt konzentrieren. Ich fand es sehr gut verständlich und die einzelnen Kapitel sind sehr gut gegliedert. Jedes Kapitel beginnt mit einem Überblick über die anatomischen Gegebenheiten …
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Dieses Buch kann man nicht so einfach weglesen, sondern muss und soll sich ein bisschen auf den Inhalt konzentrieren. Ich fand es sehr gut verständlich und die einzelnen Kapitel sind sehr gut gegliedert. Jedes Kapitel beginnt mit einem Überblick über die anatomischen Gegebenheiten oder den Versuchsaufbau und setzt sich fort mit der spekulativen Annahme, man könne Gedanken lesbar machen. Hierzu kommen recht viele Versuchsaufbauten , die aber sehr verständlich , manchmal sogar spannend beschrieben werden.
Natürlich kann ein Sachbuch zu solch einem komplexen Thema keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben und auch nicht auf einen dramatischen Spannungsbogen , dafür ist das Thema menschliches Gehirn einfach zu wissenschaftlich und komplex. Und eben auch noch nicht so richtig erforscht. Es fehlt die Chance ein lebendes Gehirn zu untersuchen. Man kann es mit verschiedenen wissenschaftlichen Apparaturen messen, die Gedankenströme aufzeichnen, aber die absolut komplexe Wunderwelt unseres Denkens und Seins kann man nicht von innen heraus sehen, dies verhindert der dann sofort eintreffende Tod des Individuums :).
Der Überblick ist sehr informativ und für Laien sehr gut verständlich geschrieben. Man benötigt allerdings ein wenig Durchhaltevermögen , ist dieses Thema doch sehr spezifisch . Es ist beruhigend für mich durch dieses Buch, eine wissenschaftlich fundierte Aussage erhalten zu haben, wem man in Bezug auf solche Aussagen bzw. Versprechungen Glauben schenken darf. Scharlatane und Wunderheiler, und eine Vielzahl an Selbsthilferatgebern gibt es zuhauf und dieses Buch hat mir sehr dabei geholfen den wissenschaftlichen Aspekt genauer zu bewerten.
Ich habe mich mit diesem Buch niemals gelangweilt, brauchte allerdings einige Zeit bis ich es durchgelesen hatte.
Eine Leseempfehlung für alle neugierigen Menschen, Hobbyneurologen ( gibt es diese Spezies ?) und alle die einfach ein wenig Wissenschaft genießen möchten
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