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Dies sind Geschichten über Menschen, die Fallen stellen, Menschen, die sich locken lassen, Menschen, die sich befreien - im Krieg und im Spiel, mit Trug und Tricks und Mut und Witz:Ein vom Leben nicht sehr verwöhnter alter Mann, der eine Leidenschaft hat für die Magie. Er bittet um Stille für die Große Illusion - aber die Gemeinde trinkt Kaffee und hält nicht still.Ein Junge, der Bäume nur als Schrank super findet, sich im Wald aber mit Hirschen anfreundet und eine Runde X-Box mit ihnen spielt.Zwei Freunde, die mit Karacho und Geschick ihren Sehnsüchten hinterherjagen, quer durch Europ...
Dies sind Geschichten über Menschen, die Fallen stellen, Menschen, die sich locken lassen, Menschen, die sich befreien - im Krieg und im Spiel, mit Trug und Tricks und Mut und Witz:
Ein vom Leben nicht sehr verwöhnter alter Mann, der eine Leidenschaft hat für die Magie. Er bittet um Stille für die Große Illusion - aber die Gemeinde trinkt Kaffee und hält nicht still.
Ein Junge, der Bäume nur als Schrank super findet, sich im Wald aber mit Hirschen anfreundet und eine Runde X-Box mit ihnen spielt.
Zwei Freunde, die mit Karacho und Geschick ihren Sehnsüchten hinterherjagen, quer durch Europa: einer christlichen Menschenrechtsaktivistin, einer syrischen Surrealistin, einem bedrohten Vogel.
Ein geheimnisvoller schwarzgekleideter Mann, der behauptet, Fallen herstellen zu können für jeden Zweck, nicht nur für das Tier.
Ein vom Leben nicht sehr verwöhnter alter Mann, der eine Leidenschaft hat für die Magie. Er bittet um Stille für die Große Illusion - aber die Gemeinde trinkt Kaffee und hält nicht still.
Ein Junge, der Bäume nur als Schrank super findet, sich im Wald aber mit Hirschen anfreundet und eine Runde X-Box mit ihnen spielt.
Zwei Freunde, die mit Karacho und Geschick ihren Sehnsüchten hinterherjagen, quer durch Europa: einer christlichen Menschenrechtsaktivistin, einer syrischen Surrealistin, einem bedrohten Vogel.
Ein geheimnisvoller schwarzgekleideter Mann, der behauptet, Fallen herstellen zu können für jeden Zweck, nicht nur für das Tier.
Saa Stanii¿ wurde 1978 in Viegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saa Stanii¿ lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Produktdetails
- btb 71579
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 279
- Erscheinungstermin: 13. November 2017
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 118mm x 27mm
- Gewicht: 270g
- ISBN-13: 9783442715794
- ISBN-10: 3442715792
- Artikelnr.: 48070337
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
© BÜCHERmagazin, Katharina Granzin (kgr)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Christian Metz entdeckt in Sasa Stanisics neuem Erzählband "Fallenstaller" alles, was er an dem Autor liebt: sprachliche Brillanz, außergewöhnliches Einfühlungsvermögen und "episodisches Ausperlen" der Handlungsstränge. Und doch ist der Kritiker nicht ganz zufrieden: Den zwölf Erzählungen fehlt irgendwie das Neue, klagt Metz und kritisiert dabei nicht mal, dass es sich hier überwiegend um Reise- und Abenteuererzählungen handelt. Vielmehr vermisst der Rezensent Stanisics stilistische und stimmliche Vielfalt und das Gespür für präzise Gegenwartsbeschreibungen. "Routiniertes", aber gut gemachtes "Satzflusshandwerk", schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Jeder Text erblüht aus einem einzelnen Wort
Sasa Stanisic erweist sich mit seinem Erzählungsband "Fallensteller" als unzeitgemäß: Aber will er das sein?
Zwei Jahre nach seinem fulminanten Romanerfolg "Vor dem Fest" fächert Sasa Stanisic seine Erzählwelt in insgesamt zwölf Erzählungen auf. Bei genauerer Betrachtung schnurrt der Fächer allerdings schnell zusammen: Die längste, insgesamt knapp neunzig Seiten umfassende Erzählung setzt die Geschichte von "Vor dem Fest" fort. Der Schriftsteller Stanisic ist aus Neuruppin verschwunden, die Spuren des Literarischen aber sind geblieben.
Hinzu kommen zwei Erzähltriplets, die jeweils von zwei Reisen berichten. Das erste erzählt von einem gewissen Georg Horvath, der
Sasa Stanisic erweist sich mit seinem Erzählungsband "Fallensteller" als unzeitgemäß: Aber will er das sein?
Zwei Jahre nach seinem fulminanten Romanerfolg "Vor dem Fest" fächert Sasa Stanisic seine Erzählwelt in insgesamt zwölf Erzählungen auf. Bei genauerer Betrachtung schnurrt der Fächer allerdings schnell zusammen: Die längste, insgesamt knapp neunzig Seiten umfassende Erzählung setzt die Geschichte von "Vor dem Fest" fort. Der Schriftsteller Stanisic ist aus Neuruppin verschwunden, die Spuren des Literarischen aber sind geblieben.
Hinzu kommen zwei Erzähltriplets, die jeweils von zwei Reisen berichten. Das erste erzählt von einem gewissen Georg Horvath, der
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sich in den Weiten Rio de Janeiros verirrt, das andere von einem Ich-Erzähler und seinem verliebungssüchtigen Freund Mo, deren Weg von einer Floßfahrt auf dem Rhein nach Stockholm führt. In die Gattung Reise- und Abenteuererzählung fügen sich auch drei weitere Geschichten, die eine führt in die Romagna, die andere in ein Waldferienlager, und die letzte und schillerndste des Bandes begleitet einen jungen Mann und zwei Frauen nach Paris und in die Erinnerung des Ich-Erzählers an den Großvater. Umkränzt werden alle diese Begegnungen mit dem Fremden von zwei anderen Spielarten derselben Thematik: Einmal bricht das Fremde in die vertraute Umgebung eines Billardclubs ein. Zum anderen entdeckt der Mitarbeiter eines Sägewerks seine lang verdrängte Vorliebe für das Zaubern in sich.
Stanisic, der mit Hilfe seiner beiden bislang veröffentlichten Romane zu einem der renommiertesten Autoren unserer Zeit avanciert ist, bleibt in diesem Erzählungsband also seinen bisherigen Erzähl- und Erfahrungswelten treu. Die gute Nachricht für alle Stanisic-Leser lautet: Es findet sich in diesem Band alles, was man an diesem Autor schätzt, das episodische Ausperlen der einzelnen Erzählstränge, die unbedingte Einfühlung in seine Figuren, die bewundernswerte Sprachvirtuosität. Die schlechte Nachricht lautet: Etwas wirklich Neues gewinnt der Autor der Gattung "Erzählung" nicht ab.
Von einem Aufbruch zu neuen erzählerischen Ufern findet sich keine Spur. Das verschafft einem Zeit, über das nachzudenken, was die Erzählungen tatsächlich im Innersten zusammenhält. In der Literaturkritik herrscht Einigkeit darüber, dass dies zum einen die unglaubliche Stimmenvielfalt und stilistische Spannbreite sei, die Stanisic beherrsche. In diesem Erzählungsband allerdings handelt es sich durchgehend um männliche Erzähler- und Perspektivfiguren. Sie alle sind in ihrem Alltag eher unscheinbare Zeitgenossen, die erst aufgrund der besonderen Zuwendung durch den Autor zu leuchten beginnen. Das gilt für den Handelsvertreter einer Brauerei ebenso wie für den Jungen, der sich durch ein Ferienlager kämpfen muss, oder für jenen Mitarbeiter eines Sägewerks, der erst nach vierzig Arbeitsjahren seine Sägehandwerk in den Dienst der Zauberkunst zu stellen wagt.
Auch um die stilistische Vielfalt ist es nicht gut bestellt. Stanisics Erzähleinheiten entfalten sich stets aus einem einzelnen Wort heraus. "Mit Jörg will niemand etwas zu tun haben. Das ist halt so einer, kennt jeder", setzt die Beschreibung eines Jungen im Ferienlager ein. Wie ein Wasserspiel aus einer Quelle entspringt, entfalten sich die weiteren Sätze aus den zwei Wörtern "so einer": "Einer, der anders ist. Weil doof oder fett oder arm oder einfach zufällig am falschen Ort was Falsches gesagt." Vier Alternativen sprudeln hervor, um sich dann abermals zu verzweigen: "Einer, der duldet, der schluckt und zu Hause unter dem Bett weint und Schulpsychologe und Schulwechsel irgendwie dann doch versucht."
Noch einmal fächert sich der Strom der Sätze in die Akkumulation von Möglichkeiten auf. Und so geht es bis zur wohlgesetzten Pointe weiter, wenn auf engstem Raum die Lebensgeschichte des kleinen Jörg auserzählt wird, obwohl er noch nichts davon gelebt hat. Das ist einerseits virtuos, andererseits aber auch routiniertes Satzflusshandwerk mit Hilfe des immer gleichen Verfahrens.
Als zweites Merkmal von Stanisics Erzählkunst wird stets die Konfrontation mit dem Fremden gelobt. In ihr erkennt die Kritik die konzise Beschreibung unserer Gegenwart. Doch eigentlich gehen Stanisics Erzählungen von einer anderen Diagnose aus. Sie entfalten sich aus der Annahme, dass wir in einer entzauberten Welt leben.
Die totale Rationalisierung gilt selbst für die Orte, an denen gespielt wird. Das ist gut zu sehen am Billardspiel, das in der Ausschaltung jeder Kontingenz sein Ziel hat. Als Gegenmittel zu dieser Entzauberung dienen Stanisic die Reise, das Abenteuer, die Begegnung mit dem Fremden und der Einbruch der Phantasie gleichermaßen. Aber trifft diese grundlegende Diagnose überhaupt noch? Heute schickt doch kein großes Unternehmen mehr seine Mitarbeiter einfach nur zum täglichen Roboten, sondern stellt zugleich ihre Kreativität und ständige Neuerfindung (bis zur Erschöpfung) in Dienst. Und hat der Geist des Kapitalismus die Welt nicht gerade durch seine an Börsen gehandelten Imaginationen in Atem gehalten? Von einer entzauberten Welt kann wohl nicht mehr die Rede sein, eher von einer verzauberten Welt. Aber warum sollte es dann besonders treffend sein, in immer neuen Wendungen von einer solchen zu erzählen? Den luxurierenden Phantasiekaskaden von Stanisic haftet so etwas geradezu Unzeitgemäßes an.
CHRISTIAN METZ
Sasa Stanisic: "Fallensteller".
Luchterhand Literaturverlag, München 2016. 288 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stanisic, der mit Hilfe seiner beiden bislang veröffentlichten Romane zu einem der renommiertesten Autoren unserer Zeit avanciert ist, bleibt in diesem Erzählungsband also seinen bisherigen Erzähl- und Erfahrungswelten treu. Die gute Nachricht für alle Stanisic-Leser lautet: Es findet sich in diesem Band alles, was man an diesem Autor schätzt, das episodische Ausperlen der einzelnen Erzählstränge, die unbedingte Einfühlung in seine Figuren, die bewundernswerte Sprachvirtuosität. Die schlechte Nachricht lautet: Etwas wirklich Neues gewinnt der Autor der Gattung "Erzählung" nicht ab.
Von einem Aufbruch zu neuen erzählerischen Ufern findet sich keine Spur. Das verschafft einem Zeit, über das nachzudenken, was die Erzählungen tatsächlich im Innersten zusammenhält. In der Literaturkritik herrscht Einigkeit darüber, dass dies zum einen die unglaubliche Stimmenvielfalt und stilistische Spannbreite sei, die Stanisic beherrsche. In diesem Erzählungsband allerdings handelt es sich durchgehend um männliche Erzähler- und Perspektivfiguren. Sie alle sind in ihrem Alltag eher unscheinbare Zeitgenossen, die erst aufgrund der besonderen Zuwendung durch den Autor zu leuchten beginnen. Das gilt für den Handelsvertreter einer Brauerei ebenso wie für den Jungen, der sich durch ein Ferienlager kämpfen muss, oder für jenen Mitarbeiter eines Sägewerks, der erst nach vierzig Arbeitsjahren seine Sägehandwerk in den Dienst der Zauberkunst zu stellen wagt.
Auch um die stilistische Vielfalt ist es nicht gut bestellt. Stanisics Erzähleinheiten entfalten sich stets aus einem einzelnen Wort heraus. "Mit Jörg will niemand etwas zu tun haben. Das ist halt so einer, kennt jeder", setzt die Beschreibung eines Jungen im Ferienlager ein. Wie ein Wasserspiel aus einer Quelle entspringt, entfalten sich die weiteren Sätze aus den zwei Wörtern "so einer": "Einer, der anders ist. Weil doof oder fett oder arm oder einfach zufällig am falschen Ort was Falsches gesagt." Vier Alternativen sprudeln hervor, um sich dann abermals zu verzweigen: "Einer, der duldet, der schluckt und zu Hause unter dem Bett weint und Schulpsychologe und Schulwechsel irgendwie dann doch versucht."
Noch einmal fächert sich der Strom der Sätze in die Akkumulation von Möglichkeiten auf. Und so geht es bis zur wohlgesetzten Pointe weiter, wenn auf engstem Raum die Lebensgeschichte des kleinen Jörg auserzählt wird, obwohl er noch nichts davon gelebt hat. Das ist einerseits virtuos, andererseits aber auch routiniertes Satzflusshandwerk mit Hilfe des immer gleichen Verfahrens.
Als zweites Merkmal von Stanisics Erzählkunst wird stets die Konfrontation mit dem Fremden gelobt. In ihr erkennt die Kritik die konzise Beschreibung unserer Gegenwart. Doch eigentlich gehen Stanisics Erzählungen von einer anderen Diagnose aus. Sie entfalten sich aus der Annahme, dass wir in einer entzauberten Welt leben.
Die totale Rationalisierung gilt selbst für die Orte, an denen gespielt wird. Das ist gut zu sehen am Billardspiel, das in der Ausschaltung jeder Kontingenz sein Ziel hat. Als Gegenmittel zu dieser Entzauberung dienen Stanisic die Reise, das Abenteuer, die Begegnung mit dem Fremden und der Einbruch der Phantasie gleichermaßen. Aber trifft diese grundlegende Diagnose überhaupt noch? Heute schickt doch kein großes Unternehmen mehr seine Mitarbeiter einfach nur zum täglichen Roboten, sondern stellt zugleich ihre Kreativität und ständige Neuerfindung (bis zur Erschöpfung) in Dienst. Und hat der Geist des Kapitalismus die Welt nicht gerade durch seine an Börsen gehandelten Imaginationen in Atem gehalten? Von einer entzauberten Welt kann wohl nicht mehr die Rede sein, eher von einer verzauberten Welt. Aber warum sollte es dann besonders treffend sein, in immer neuen Wendungen von einer solchen zu erzählen? Den luxurierenden Phantasiekaskaden von Stanisic haftet so etwas geradezu Unzeitgemäßes an.
CHRISTIAN METZ
Sasa Stanisic: "Fallensteller".
Luchterhand Literaturverlag, München 2016. 288 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein genialer Erzählungsband. Von dem wird man lange reden." Denis Scheck / 3sat Kulturzeit
Gebundenes Buch
Katzenjammer inklusive
Mit dem Erzählband «Fallensteller» ist nach zwei erfolgreichen Romanen von Saša Stanišić nun ein drittes Prosawerk erschienen. Der deutschsprachige Autor mit bosnischen Wurzeln erweist sich auch hier als sprachlicher Zauberer, und so ist es …
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Katzenjammer inklusive
Mit dem Erzählband «Fallensteller» ist nach zwei erfolgreichen Romanen von Saša Stanišić nun ein drittes Prosawerk erschienen. Der deutschsprachige Autor mit bosnischen Wurzeln erweist sich auch hier als sprachlicher Zauberer, und so ist es sicher kein Zufall, dass gleich seine erste Erzählung von einem Magier handelt, Irreales und Mystisches ist nun mal sein bevorzugtes Sujet. Was die Fallen anbelangt, so läuft auch der Leser Gefahr, dem Autor auf den Leim zu gehen, sich mit Witz und allerlei Tricks hineinlocken zu lassen in Geschichten, die sich als Fallen erweisen, in denen man stecken bleibt, wo es nicht weitergeht, weil man falschen Fährten gefolgt ist.
Freddie, der Fantastische, dilettiert als Magier auf der Weihnachtsfeier des Sägewerks seiner Familie, aber das Publikum ist anderweitig beschäftigt. Die zweite Geschichte führt uns in einen Billard-Salon, wo allerlei skurrile Typen um Geld spielen und ein Russe trickreich absahnt. Es gibt unter den zwölf Geschichten zwei trilogieartig zusammengehörige, Protagonist ist in der einen ein schriftstellerisch ambitionierter Justitiar einer Brauereigesellschaft, dem die Sprache sich zuweilen verweigert, der neben sich selbst steht auf einer Reise nach Rio. Wundersamer Weise gelangt er dann unvermittelt nach Bukarest auf einen Germanistenkongress. Auf die Frage, warum er eigentlich dort sei, heißt es im Buch: «Weil er sich gern verwechseln und entführen ließ. Weil er als der, der er dann war, nicht mehr dorthin musste, wohin er als der, der er gewesen war, gemusst hätte». In der zweiten Trilogie reist eine Ich-Erzählerin mit ihrem Freund Mo um die Welt, sie erleben allerlei Abenteuer in einer aberwitzig erscheinenden Geschichte, bei der sie zum Beispiel in Stockholm einer syrischen Surrealistin ein Gemälde klauen, das Mo dann seinem Vater verkaufen will, «oder sonst wem».
Der Inhalt all dieser Erzählungen entzieht sich hartnäckig dem Versuch, ihn kurz zusammenfassend einigermaßen stimmig wiederzugeben. Genau daran aber erkennt man als Rezensent - und ziemlich früh auch als Leser, dass diese Sammlung von skurrilen Abenteuer- und Reise-Erzählungen nichts anderes enthält als surreale Parabeln, die sich jeder rationalen Deutung entziehen. So spielen Tiere zum Beispiel in der titelgebenden, mit knapp 90 Seiten dominant längsten Erzählung «Fallensteller», eine bedeutende Rolle, wobei sie wie im Märchen selbstverständlich sprechen können. Was im Kontext der ebenso eigenartigen wie eigensinnigen Prosa dieses trickreichen Autors aber nicht weiter verwundert, es gibt derlei Überraschungen zuhauf, literarische Zauberei eben!
Stanišić beherrscht seinen dem Magischen Realismus zuzurechnenden Schreibstil souverän, er ist ein ebenso kreativer Wortschöpfer wie listenreicher Situationsarrangeur mit Sinn für Tragisches, Sentimentales, das er perfekt hinter absurd Komischem versteckt. Und all das spielt sich in verschiedenen reizvollen Milieus ab, seine Geschichten behandeln zudem vorwiegend existenzielle Themen. Bei aller durchschimmernden Empathie erscheinen seine Figuren jedoch merkwürdig konturlos, blutarm geradezu. Im Gedächtnis bleibt nach dem Lesen, so war es bei mir jedenfalls, nur der in Reimen sprechende Fallensteller, eine dem Rattenfänger von Hameln nachempfundene, sympathische Figur, der Inbegriff des Gauklers. Die stilistische Souveränität des Autors, seine sprachliche Brillanz vor allem, erscheint mir effekthascherisch auf Pointen hin optimiert, - das ist auf Dauer einfach zuviel des Guten. Die altklug verbreitete, subjektive Weltsicht dieses selbstverliebt Schreibenden, sein Bild der Gegenwart, weist eine merkwürdige, um nicht zu sagen abartige Färbung auf. Bleibt anzumerken, dass die schelmisch erzählten Geschichten geradezu überbordend von Sprachwitz daher kommen und dem Leser somit doch Einiges an Lesespaß bieten. Man kehrt schließlich wie nach einem Drogenrausch in die Realität zurück, Katzenjammer inklusive.
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Gebundenes Buch
Was für einen Roman nicht reichte
Nachdem ich von Nobelpreisträgerin Munro Kurzgeschichten gelesen hatte, freute ich mich auf Stanisic, den ich als Autor von „Herkunft“ schätze. Und in der Tat blitzte sein Können auf, wenn er etwa in der ersten Erzählung auf …
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Was für einen Roman nicht reichte
Nachdem ich von Nobelpreisträgerin Munro Kurzgeschichten gelesen hatte, freute ich mich auf Stanisic, den ich als Autor von „Herkunft“ schätze. Und in der Tat blitzte sein Können auf, wenn er etwa in der ersten Erzählung auf die Doppeldeutigkeit des Satzes „Ich würde die Kiste anmalen“ hinweist.
Die Qualität seiner Erzählungen schwankt. Dass die letzte die beste ist, will ich bestreiten. Völlig missraten fand ich, die Reise des Herr Horvath, der auf einer Brasilien-Reise auf einmal von Rumänien träumt. Zweifellos sind die Gedanken frei, doch bei mir kam es so an, dass der Autor mit der Figur einen Roman schreiben wollte, wofür es aber inhaltlich nicht gereicht hat.
Ein ähnlicher Gedanke kam mir bei den drei Geschichten mit Mo. Ich fühlte mich an „Tschick“ erinnert, aber auf deutlich niedrigerem Niveau.
Die längste Geschichte des Fallenstellers hat mir dagegen besser gefallen, obwohl ich seinen Roman „Vor dem Fest“ noch nicht kenne. Wieder sind es die kleine Nebensächlichkeiten, wie der gestorbene Radfahrer am Mont Ventoux, die herausragen.
Mir fehlte aber außer beim Fallensteller die Handlung. Im Billardcafé gewinnt ein Russe das letzte Spiel, nachdem er vorher alle verloren hat. Kommt doch bekannt vor. Und im Gegensatz zu Munro fehlt stets eine Schlusspointe. 2 Sterne
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Gebundenes Buch
„Eine Libelle küsste die eigene Reflexion im See.“ (229)
„Magie ist nicht das, was ich mache. Magie ist, was ihr nicht seht, dass ich mache.“ (11) Die erste Geschichte über den Illusionisten Ferdinand Klingenreiter ist so eine Art Einführung in das, was die …
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„Eine Libelle küsste die eigene Reflexion im See.“ (229)
„Magie ist nicht das, was ich mache. Magie ist, was ihr nicht seht, dass ich mache.“ (11) Die erste Geschichte über den Illusionisten Ferdinand Klingenreiter ist so eine Art Einführung in das, was die Leser im Buch erwartet. Die Vorführung des in die Jahre gekommenen ehemaligen Sägewerksarbeiters und Erinnerungen an seine Jugendzeit und Familie wechseln einander ab.
Das Buch besteht aus 12 Kurzgeschichten mit teilweise verwirrenden Texten. Manche Protagonisten kommen mehrmals vor. Der Autor erweist sich als Sprachakrobat. Seine bildhafte Sprache hat mehr Wiedererkennungswert als der Inhalt seiner skurrilen Kurzgeschichten. Erwähnenswert ist die Erzählung „Fallensteller“, die nicht nur hinsichtlich des Namens, sondern auch inhaltlich dem Buchtitel am nächsten kommt.
Saša Stanišić macht das, was ein Schriftsteller tun sollte, er experimentiert mit Sprache und Ausdrucksvermögen. Die Melancholie, die in dem Buch mitschwingt, spiegelt die eigene Lebensgeschichte des Autors wider, so mein Eindruck. Der Roman ist nicht massenkompatibel, was für sich allein gesehen kein Nachteil ist. Aber der schwer einzuordnende diffuse Stil fesselt auch nicht, jedenfalls mich nicht.
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