Fabled Lands gehört zweifelsohne zu den ambitioniertesten Projekten der Spielbuchlandschaft. Die Reihe aus den 90ern nahm sich nicht weniger vor, als eine freibegehbare Welt zu schaffen, die der Held frei bereisen kann. Nicht nur das. Statt auf einen fixen Charakter oder wenige Optionen beschränkt
zu sein, dürfen wir eine freie Charakter- und Klassenwahl vornehmen und so ein ganz individuelles…mehrFabled Lands gehört zweifelsohne zu den ambitioniertesten Projekten der Spielbuchlandschaft. Die Reihe aus den 90ern nahm sich nicht weniger vor, als eine freibegehbare Welt zu schaffen, die der Held frei bereisen kann. Nicht nur das. Statt auf einen fixen Charakter oder wenige Optionen beschränkt zu sein, dürfen wir eine freie Charakter- und Klassenwahl vornehmen und so ein ganz individuelles Abenteuer erleben. Wer Kämpfer statt Dieb ist, dem werden manche Geheimtüren dauerhaft versperrt bleiben. Dafür wird ihm die Möglichkeit offen stehen mit manch anderer ins Haus zu fallen. Fast so wie im richtigen Rollenspielleben also.
Mantikore hat die verdienstvolle Aufgabe in Angriff genommen, dieses epische Werk zu übersetzen. Nachdem erst eine Einzelbandausgabe umgesetzt wurde, gibt es seit etwa einem Jahr eine Zweitauflage die je zwei Bände unter einem schick designten Cover versammelt. Endlich ist nun der dritte und damit leider auch letzte Band der Reihe erschienen, der die Bände 5 und 6 enthält.
Der erste Teilband umfasst „Das Reich der Masken“. Den Kontinent durchziehen insulanische Motive, ansonsten wird er von klassischen Fantasymotiven geprägt. Im Zentrum steht dabei eine Sozialordnung in der sich der Stand durch getragene Masken erkennen lässt und in der es sich viel um Anerkennung dreht. Wir haben dabei die Möglichkeit uns eben jene zu erarbeiten und selber den Rang eines maskierten Lords einzunehmen. An dieser Stelle kann der Umfang des Projektes besonders deutlich werden. Um uns in der Rangordnung hochzuarbeiten, müssen wir Reputation sammeln. Die erlangen wir durch das Erfüllen von mehreren von etwa zehn verschiedenen Aufgaben, die jeweils ein vollständiges kleines Abenteuer darstellen. Allein das erreichen eines guten Ranges, kann einen guten Spielabend ausmachen -und damit ist lediglich ein Hauptstrang abgearbeitet.
Damit nicht genug, umfasst der Band wie erwähnt ganze zwei Welten. Das Reich der „Herren der aufgehenden Sonne“ könnte unterschiedlicher kaum sein. Hier steht zwar wieder die Sozialordnung im Mittelpunkt, wir haben es aber diesmal mit konkurrierenden Clans zu tun, die nach offensichtlich asiatischem Vorbild gestaltet sind. Die Welt arbeitet durchgehend mit fernöstlichen Motiven und nimmt dabei neben einigen Klischees auch Motive aus dem asiatischen Horror auf. Der etwas sehr stereotype Stil mag nicht mehr zeitgemäß sein, dafür bleibt uns die Gegend im Gedächtnis und sorgt für einige Abwechslung.
Besonders gelungen sind die Verzahnungen zwischen den Bänden. Zum einen wäre da die Tatsache, dass eigentlich jeder Ort den wir sehen können auch zu erreichen ist. So können wir beispielsweise im Reich der Masken eine Burgruine sehen, die wir durch eine Reise nach Band 4 besuchen. Wir können also wirklich durch alle sechs Bände laufen, wobei uns Hafenstädte „Abkürzungen“ erlauben. Auch Codewörter – also entscheidende Ereignisse – und Aufgaben ziehen sich oft durch mehrere Bände.
Fazit
Fabled Lands übt eine wahnsinnige Faszination aus und ist in gewisser Weise das monumentalste Spielbuch, dass die Grenzen des Genres in nicht mehr wiederholter Weise ausgelotet hat. Schummelt man etwas, oder nimmt den Herausforderungsaspekt wirklich ernst, kann man darüber hinaus den Frust reduzieren und sich ganz in die Verzwickungen der Welt(en) einlassen.
Mit den drei exzellenten Doppelbänden von Mantikore, kann man die Zauberhaften Welten von Harkuna erstmals ‚vollständig‘ erkunden und sich für vergleichsweise kleines Geld in der Welt verlieren. Wer sich auch nur etwas für Spielbuchdesign oder Oldschoolphantastik erwärmen kann, sollte unbedingt zugreifen!