Mit dem afrikanischen Sprichwort "Er war sehr arm, er hatte nur Geld", das vor dem Start der eigentlichen Lektüre zu finden ist, wird man perfekt auf die dann folgende Geschichte eingestimmt. Am Anfang des Buchs lässt man den Satz zwar auf sich wirken und denkt kurz darüber nach, doch die
eigentliche Bedeutung wird einem erst richtig bewusst, wenn man sich ganz auf die fiktive Erzählung von Bernd…mehrMit dem afrikanischen Sprichwort "Er war sehr arm, er hatte nur Geld", das vor dem Start der eigentlichen Lektüre zu finden ist, wird man perfekt auf die dann folgende Geschichte eingestimmt. Am Anfang des Buchs lässt man den Satz zwar auf sich wirken und denkt kurz darüber nach, doch die eigentliche Bedeutung wird einem erst richtig bewusst, wenn man sich ganz auf die fiktive Erzählung von Bernd Heim einlässt. Denn Reichtum erscheint doch auf den ersten Blick ziemlich erstrebenswert, gerade wenn man darüber nachdenkt, welche Sorglosigkeit, aber auch Macht und Ansehen, damit verbunden sind. Wie kann man denn da arm sein, wenn man viel Geld hat?
Um ihren Status und das damit verbundene sorgenfreie Leben nicht zu gefährden, sind die Reichen und Mächtigen der modernen Welt dem Aufruf der Lebensagentur, ihre Verträge zu verlängern, nur zu gern gefolgt. Denn in regelmäßigen Abständen müssen die neuen Lebensverträge geschlossen werden, um das Leben auf der Erde wieder ein paar Jahre zu verlängern. Wer seinen Vertrag nicht fristgerecht verlängert, muss die Erde für immer verlassen.
Da die Menschen in allen Bevölkerungsschichten an ihrem Leben hängen, hat die Lebensagentur eigentlich nie Schwierigkeiten die Verträge rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Doch irgendwas ist plötzlich anders, denn die Unzufriedenheit der armen Bevölkerung wächst stetig. Tatsächlich weigern sich die Armen auf einmal dagegen, sich von den Reichen ausbeuten und ungerecht behandeln zu lassen und spielen mit dem Gedanken, ihren Vertrag nicht zu verlängern und dem Leben auf der Erde den Rücken zu kehren. Doch was passiert dann mit den Reichen? Eigentlich müssten die doch hocherfreut sein, wenn ihnen die ganze Welt allein gehört. Aber sind Geld und Macht wirklich so erstrebenswert? Und hat man überhaupt noch Macht, wenn niemand mehr da ist, der finanziell schlechter gestellt und von einem abhängig ist? Tja, und wer erledigt plötzlich die ganze Arbeit? Gerade noch erschien die Vertragsverlängerung den Reichen wie der Himmel auf Erden. Doch nun scheint es so, als ob den Reichen selbst die ganze Welt noch nicht genug wäre.
Bernd Heim zeigt in seinem Roman verschiedene Schicksale, und die damit verbundene Kluft zwischen den armen und reichen Protagonisten, auf. Durch seinen lebendigen Schreibstil fällt es leicht, sich die unterschiedlichen Personen und Handlungsorte vorzustellen. Man kann die Ungerechtigkeit, die die unteren Bevölkerungsschichten plötzlich zum Umdenken anregt, regelrecht spüren und deshalb mit den Akteuren mitfiebern. Die Überheblichkeit der Reichen stößt einem dabei äußerst sauer auf. Denn es kann doch nicht sein, dass der Wert eines Menschen an der Summe seines Besitzes und seines Vermögens gemessen wird. Dem Autor gelingt es hervorragend, dieses kritische Thema zu vermitteln, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Im Gegenteil, denn ab und wann blitzt eine wohldosierte Prise Humor auf, sodass man das Geschehen entspannt auf sich wirken lassen kann.
Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch von mir vier von fünf möglichen Bewertungssternen. Da es aufrüttelnd und lebendig geschrieben ist, zum Nachdenken anregt und sogar ein wenig Humor zu bieten hat, müsste ich eigentlich die Bestnote vergeben. Doch die Bergwerksgeschichten aus China hätten für meinen Geschmack ein wenig kürzer ausfallen dürfen, denn zum Ende hin, hemmte dieser Handlungfaden meinen Lesefluss ein wenig. Sonst habe ich aber nichts zu meckern und empfehle den Roman deshalb gerne weiter.