Kaleb Erdmann
Gebundenes Buch
Die Ausweichschule
Roman Shortlist Deutscher Buchpreis 2025: Die Vermessung des Unfassbaren
Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Die Vermessung des UnsagbarenAm letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie ver...
Die Vermessung des Unsagbaren
Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?
Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tagzu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.
»Wie sich Kaleb Erdmann dem Erfurter Amoklauf literarisch annähert ist ein Kunststück - er findet Worte für das Unsagbare und lässt einen wortlos zurück. Das Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit langem gelesen habe.« Caroline Wahl
Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?
Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tagzu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.
»Wie sich Kaleb Erdmann dem Erfurter Amoklauf literarisch annähert ist ein Kunststück - er findet Worte für das Unsagbare und lässt einen wortlos zurück. Das Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit langem gelesen habe.« Caroline Wahl
Kaleb Erdmann, Jahrgang 1991, studierte Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, sowie Soziologie und Politische Theorie in München und Frankfurt am Main. Er war Finalist des open mike, wurde für sein Theaterstück Unten für den Retzhofer Dramapreis nominiert und war als Autor und Redakteur Teil verschiedener Fernseh- und Unterhaltungsformate. Sein erster Roman wir sind pioniere wurde mit dem Debütpreis der LitCologne ausgezeichnet. Zuletzt schrieb er für das Berliner Ensemble das Stück Always Carrey On. Kaleb Erdmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Produktdetails
- Verlag: Park X Ullstein
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 304
- Erscheinungstermin: 31. Juli 2025
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 128mm x 31mm
- Gewicht: 372g
- ISBN-13: 9783988160225
- ISBN-10: 3988160229
- Artikelnr.: 73789084
Herstellerkennzeichnung
park x ullstein
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
Rezensentin Sandra Kegel zeigt sich beeindruckt von Kaleb Erdmanns "faszinierendem Metaroman": Erdmann hat 2002 den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium überlebt und ringt mit dem, was er in diesem Buch eigentlich erzählen möchte. Sechzehn Menschen wurden vom Amokläufer Robert Steinhäuser getötet. Erdmann nähert sich dem traumatischen Ereignis eher indirekt, etwa in Gesprächen mit einem Dramatiker, der darüber ein Theaterstück verfasst hat oder in Referenz auf viele AutorInnen, die sich mit Gewalt auseinandergesetzt haben, wie Ines Geipel, Herta Müller, Leïla Slimani. Das Buch funktioniert auf zwei Ebenen, erklärt die Kritikerin: Die literarische Annäherung an die brutale Attacke wechselt sich ab mit Auszügen aus dem "Gasser-Bericht", der den Vorfall rekonstruiert. Auch die Schwierigkeiten der Traumabewältigung werden thematisiert, erklärt die Kritikerin. Im Endeffekt führt Erdmann aber vor, wie sein eigener Roman scheiterte, denn er zeigt, wie der Autor, der seine "Höllenfenster geöffnet" hat, gleichwohl den düstersten Punkt immer zu umgehen sucht. Für Kegel wird in dieser "klugen und bewegenden" Reflexion, auch in der gelungenen Hörbuchlesung von Pascal Houdus, klar, wie Gewalt, Macht und Literatur miteinander verwoben sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ein Roman über den Amoklauf in Erfurt, bei dem ein 19-Jähriger 2002 16 Menschen und dann sich selbst erschoss - tolles Thema, findet Rezensent Peter Neumann. Schade nur, dass Kaleb Erdmann nichts draus macht. Das Buch liest sich, wie der Kommissionsbericht zu dem Vorfall, stöhnt der Kritiker. Nichts neues, eigenes kann er hinzufügen. Vielleicht hat er zuviel Angst vor dem Vorwurf, die Schicksale der Getöteten auszubeuten? Neumann zuckt die Schultern, er weiß es nicht und der Autor weiß es offenbar auch nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der Roman von Kaleb Erdmann ist ein ganz grosser Wurf. Der Autor flicht Erinnerungen, gesellschaftskritische Betrachtungen, philosophische Reflexionen, Dialoge, Zeitzeugenberichte und fiktionale Erzählungen gekonnt ineinander, so dass ein Mosaik aus unglaublich vielen Teilen entsteht, die die …
Mehr
Der Roman von Kaleb Erdmann ist ein ganz grosser Wurf. Der Autor flicht Erinnerungen, gesellschaftskritische Betrachtungen, philosophische Reflexionen, Dialoge, Zeitzeugenberichte und fiktionale Erzählungen gekonnt ineinander, so dass ein Mosaik aus unglaublich vielen Teilen entsteht, die die vielen Schichten eines tragischen und traumatischen Ereignisses bilden.
Er versucht, das Unsagbare greifbar zu machen. Kaleb Erdmann erlebte als Elfjähriger den Amoklauf vom Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Zwei Jahrzehnte später ist er erneut konfrontiert mit diesem Tag, an dem 16 Menschen starben. Aber dies ist kein Tatsachenbericht. Es ist auch keine Nacherzählung. Es ist tatsächlich eher ein Mosaik, gebaut aus zahlreichen Gefühlen und Erzähltechniken.
Da sind Schuldgefühle, Hilflosigkeit, der Wunsch nach Verdrängung, aber dennoch das Streben nach Aufarbeitung. Ganz stark sind die Dialoge mit seiner Freundin Hatice, einer taffen und coolen junge Frau, die ihm als schonungslose Duellpartnerin bei Reflexionen und der Suche nach Wegen aus den Gedankenfallen gegenüber steht.
Es gibt Rückblenden in die Schulzeit und die schrecklichen Stunden des 26. April 2002. Ihnen gegenüber steht der Versuch des Erzählers, des Trauma durch einen Roman und durch Gespräche zu verarbeiten. Mit seiner Mutter, mit seiner Freundin, seiner Psychotherapeutin, dem Dramatiker, einem alten Klassenkameraden. Er liest das Protokoll der Tat und wendet sich genauso dem Täter zu. Das ist Autofiktion, essayistisches Erzählen, philosophische Betrachtung.
Wer hat das Recht, darüber zu schreiben? Darf der Amoklauf als Theaterstück aufgearbeitet werden? Gibt es Schuld? Was ist Erinnerung? Und wann ist eine Erzählung eine Erinnerung? Gibt es Worte für das Unsagbare? Können Fragmente ein Ganzes ergeben? Welche Rolle darf Literatur bei der Bewältigung kollektiver Traumata spielen und welche Narben hinterlassen sie im kulturellen Gedächtnis?
Dies ist eine intensive Auseinandersetzung und gleichzeitig ein tief berührender persönlicher Bericht. Es ist grosse Literatur und bietet durch originelle und präzise Dialoge und einen Autor, der sich schonungslos in seiner ganzen Fragilität zeigt, ganz viele Anknüpfungspunkte, die noch lange nachhallen.
Ich drücke die Daumen für den Buchpreis und sehe hier einen ganz klaren Favoriten auf den Titel!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Metageschichte: Autofiktionale Traumabewältigung mit ungewöhnlicher Umsetzung 4,5⭐️
„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist ein außergewöhliches Buch, was vor allem am Schreibstil des Autors sowie der Umsetzung des Themas liegt.
Vor über 20 …
Mehr
Metageschichte: Autofiktionale Traumabewältigung mit ungewöhnlicher Umsetzung 4,5⭐️
„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist ein außergewöhliches Buch, was vor allem am Schreibstil des Autors sowie der Umsetzung des Themas liegt.
Vor über 20 Jahren erlebte der Autor als 11jähriger mit, wie am letzten Tag der Abiturprüfungen 2002 Schüsse im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt fallen. Seine Mitschüler*innen und er werden evakuiert. Die Wochen darauf sind geprägt von der Überforderung der Erwachsenen angesichts dieser unfassbaren Tat. Die überlebenden Schüler*innen werden an einer Ausweichschule unterrichtet und eher schlecht als recht psychologisch betreut.
Mehr als zwanzig Jahre später bricht das damalige Erlebnis unerwartet wieder in sein Leben ein und er kann es nicht mehr aus dem Kopf bekommen, ist wie besessen davon. Er beschließt, einen Roman darüber zu schreiben. Doch er zweifelt. Darf er das? Hat er überhaupt alles richtig in Erinnerung?
"Ich bin mir nicht sicher, ob man unbedingt zwanzig Jahre später ein Buch über den Erfurter Amoklauf schreiben muss, Wunden aufreißen, einen Topf umrühren, den man vielleicht ganz in Ruhe lassen sollte. Welchen plausiblen Grund es dafür geben könnte. Was ich weiß, ist, dass meine Gliedmaßen heute, in den Zwanzigerjahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts, taub werden, wenn ich Erfurt zu nahe komme, und meine Luftröhre sich verschließt."
„Die Ausweichschule“ ist kein typischer Roman; es ist eine Metageschichte; autofiktionale Traumabewältigung, ein Spiel mit Perspektiven und Erinnerungen.
"Ich habe beim Recherchieren immer wieder gemerkt, dass sich mein Verstand an vielen Punkten weigert, klüger zu sein als mein Fünftklässler-Ich. [...] Ich konnte damals nicht verstehen, warum man so etwas tun sollte, und heute bin ich keinen Schritt weiter. Es ist, als sähe ich alles, was mir während der Recherche begegnet, mit den Augen, mit denen ich es zum ersten Mal gesehen habe, den elfjährigen."
Der Autor schreibt über den Prozess des Schreibens an einem Roman über die damaligen Ereignisse; das ist eine sehr ungewöhliche Art und Weise, die mich fasziniert hat und die Leser*innen auf eine andere Art fordert, sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen.
"...denke ich darüber nach, was sich etwas von der Seele schreiben eigentlich bedeutet. Der Ausdruck impliziert, dass ich nicht über Erfurt schreibe, weil ich mich für Erfurt interessiere, nicht, weil ich etwas über Erfurt herausfinden will, Erfurt bearbeiten möchte, sondern im Gegenteil, dass mir Erfurt auf der Seele liegt, sich an meine Seele klammert. Dass ich versuche, es loszuwerden, es abzuschütteln, wie ein Tier, das sich festgebissen hat. Es bedeutet, dass ich versuche, meine Seele vom Amoklauf zu befreien. Damit ich, wenn ich einmal durch bin, nie wieder an Erfurt denken muss, dass meine Seele fleckenfrei wird, dass sie glänzt wie ein frisch polierter Silberlöffel."
"... und ich kann den Zeitpunkt kaum erwarten, an dem Erfurt endlich meine Seele verlässt. Aber jetzt muss ich erst mal hinfahren."
Ich hatte bisher noch nichts von Kaleb Erdmann gelesen und bin begeistert von seiner Schreibweise. Ein paar Nebensächlichkeiten hätte man eventuell weglassen können, aber ich verbuche das unter der künstlerischen Freiheit.
"...diese Metageschichte [...], dieses Nachdenken übers Nachdenken, Befragen von Erinnerung"
Viele Stellen haben mich tief berührt, manches musste ich mehrmals lesen, so heftig ist das Geschriebene, die Erinnerungen an damals:
"Die meisten der Namen kannte ich nicht, andere nur flüchtig, manche der Lehrer hatten vielleicht mal eine Vertretungsstunde bei uns gegeben. Ein Name stach aber sofort heraus, der von Frau B., meiner Biologielehrerin. Am Morgen des Amoklaufs hatten wir in der ersten Stunde noch eine Kurzarbeit über Pinguine bei ihr geschrieben, jetzt stand sie hier in dieser endgültigen Spalte, und mein erster Gedanke war, wer wohl jetzt die Pinguinarbeit korrigieren würde.
Die Pinguinarbeit machte für mich greifbar, was geschehen war, nämlich eine Absurdität, ein Fehler im ewigen Kreislauf zwischen Schüler und Lehrer..."
„Die Ausweichschule“ war für mich ein außergewöhnliches Leseerlebnis und ich finde, Kaleb Erdmann ist hierfür zu Recht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ein vielversprechendes Buch
„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist ein autobiografischer Roman. Das 304 Seiten starke Buch schildert den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt.
Das Buch besteht aus 17 Kapiteln sowie einem Prolog und einem Epilog. In der dritten …
Mehr
Ein vielversprechendes Buch
„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist ein autobiografischer Roman. Das 304 Seiten starke Buch schildert den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt.
Das Buch besteht aus 17 Kapiteln sowie einem Prolog und einem Epilog. In der dritten Person und aus der Perspektive des Dramatikers schildert Kaleb Erdmann in Rückblenden seine Erlebnisse des Erfurter Amoklaufs und seiner Folgen. Damals war er in der fünften Klasse, erst elf Jahre alt, und einige Details der Schießerei waren verschwommen, sodass er versuchte, alles aus seiner eigenen Erinnerung zu schildern.
Die Geschichte ist sowohl leidenschaftslos und objektiv (wie der offizielle Bericht über den Amoklauf), aber auch von intensiven persönlichen Emotionen durchzogen (wie seinen eigenen Gefühlen der Unsicherheit und des Zweifels). Die Sprache des Autors ist ruhig und scharfsinnig und regt zum Nachdenken an. Ein vielversprechendes Buch.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
»Nach einem halben Jahr des Schreibens weiß ich immer noch wenig über meine eigene Motivation, aber ich weiß, dass ich nichts aus dem Amoklauf lernen will, weil er kein Schulbuch, kein Schaubild, kein Merksatz ist, dass ich nichts aus ihm schöpfen will, denn er ist kein …
Mehr
»Nach einem halben Jahr des Schreibens weiß ich immer noch wenig über meine eigene Motivation, aber ich weiß, dass ich nichts aus dem Amoklauf lernen will, weil er kein Schulbuch, kein Schaubild, kein Merksatz ist, dass ich nichts aus ihm schöpfen will, denn er ist kein Waschbecken und kein Brunnen, sondern ein reales Ereignis, in dessen Folge heute siebzehn Menschen nicht mehr leben.« (120)
Kaleb Erdmann setzt sich in seinem neuen Roman »DIE AUSWEICHSCHULE« intensiv mit dem 2002 passiertem Amoklauf in Erfurt auseinander. Er selbst war damals Schüler des Gutenberg-Gymnasium und hat eigene Erinnerungen an diesen schrecklichen Tag. Doch wie valide sind seine eigenen Erinnerungen? Und wie kann mensch einen Roman über dieses Ereignis schreiben, das diesem gerecht wird? Warum all das aufschreiben und zu einem Roman verdichten? Als Lesende begleiten wir den Autor dabei, wie er genau bei diesen Fragen struggelt, wie er zwischen Nachforschung, Therapie, Schreiben und Leben diesen Roman verfasst. Ein auf vielen Ebenen anspruchsvolles Unternehmen, das er auf sehr reflektierte, emphatische, bewegende Weise.
Sein Debüt »wir sind pioniere« war nicht nur vom Inhalt und Stil so ganz anders als dieser zweite Roman, der BTW für den Deutschen Buchpreis 2025 nominiert ist (Herzlichen Glückwunsch !). Umso beeindruckender ist das Schreiben und Können dieses Autors. Grosse Empfehlung für diesen starken Roman, der kein easy peasy read ist, aber dafür umso aktueller und wichtiger ist!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Aber was ist denn jetzt wirklich wahr?
Ich fand dieses Buch absolut großartig. Dass es mich trotzdem in den Wahnsinn treibt, liegt nur an einem einzigen kleinen Wort auf dem Cover: “Roman”. So wie der Erzähler in Kaleb Erdmanns “Die Ausweichschule” sich …
Mehr
Aber was ist denn jetzt wirklich wahr?
Ich fand dieses Buch absolut großartig. Dass es mich trotzdem in den Wahnsinn treibt, liegt nur an einem einzigen kleinen Wort auf dem Cover: “Roman”. So wie der Erzähler in Kaleb Erdmanns “Die Ausweichschule” sich permanent fragt, welche seiner Erinnerungen an den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium wirklich wahr sind und welche nur dadurch entstanden sind, dass sie immer wieder so erzählt wurden, habe ich mich permanent gefragt, welche Stellen der persönlichen Erfahrung des Autors entsprechen und was Fiktion ist. Ich hoffe inständig, die Ausschnitte, in denen jemand in Flaschen pinkelt oder sich Därme als Ärmel anzieht, sind die erfundenen.
Ich habe mich beim Lesen immer wieder dabei ertappt, den Autor und den Erzähler als ein und dieselbe Person zu sehen. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass es weniger um den Amoklauf an sich als um das Schreiben darüber zwanzig Jahre später geht. Erdmann beleuchtet interessante Fragen wie z. B. wer hat das Recht, über eine solche Gewalttat zu schreiben? Wie und zu welchem Zweck sollte man dies tun? Warum lesen Menschen solche Texte und was machen sie mit Betroffenen? Dabei werden zusätzlich andere literarische Verarbeitungen des Amoklaufs oder anderer Gewaltverbrechen betrachtet. Auch Auszüge aus einem offiziellen Bericht zur Aufarbeitung der Ereignisse sind im Buch abgedruckt. Dies trägt dazu bei, dass es stellenweise nahezu Sachbuchcharakter hat. Auf diese Weise schafft es Erdmann, dass ich ihm die gesamte Handlung als genauso passiert abkaufen würde, wäre “Die Ausweichschule” nicht als Roman deklariert.
Obwohl solche theoretischen Überlegungen erfolgen und es um ein schreckliches tatsächlich geschehenes Ereignis geht, ist das Buch an keiner Stelle trocken oder langweilig und es ist auch keineswegs durchgehend beklemmend. Im Gegenteil, Erdmanns Schreibstil und sein Humor machen unglaublich viel Spaß. “Die Ausweichschule” ist ein extrem gut erzählter Roman über die nervenaufreibende Arbeit eines Autors an einem Roman, der nie veröffentlicht wurde. Jetzt möchte ich Carrère lesen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Grotesk
Der Hauptprotagonist der Geschichte hat als Elfjähriger den Amoklauf am Erfurter Gutenberg Gymnasium miterlebt. Dieses Buch beschreibt seinen Prozess des zu arbeitens und emotionalen Rückschlag 20 Jahre nach dem Anschlag. Während sich viele Nebenschauplätze auftun, ist …
Mehr
Grotesk
Der Hauptprotagonist der Geschichte hat als Elfjähriger den Amoklauf am Erfurter Gutenberg Gymnasium miterlebt. Dieses Buch beschreibt seinen Prozess des zu arbeitens und emotionalen Rückschlag 20 Jahre nach dem Anschlag. Während sich viele Nebenschauplätze auftun, ist von der im Titel erwähnten, Ausweichschule kaum die Rede. Stattdessen groteske Nebenschauplätze (Fleisch Performance mit Fleischabfällen, urinieren in die Volvic Flasche). Ein Neben-Erzählstrang mit dem „Dramatiker“ - sehr wirr und unnötig, löst Störgefühle aus. Der Hauptprotagonist sehr mit sich selbst beschäftigt - um ehrlich zu sein, bleibt unklar, weshalb das Buch überhaupt die Ersatzschule heißt, denn in der Hauptsache geht es um das Innenleben des Hauptprotagonisten, der nicht wirklich mit seinem Leben zurecht zu kommen scheint. Es wirkt fast so, als möchte der Autor ein möglichst groteskes, dissoziales und psychopathische Bild von seinem Hauptprotagonisten zeichnen.
Ich kann mich weder mit dem Schreibstil noch mit dem Wirrungen dieser Geschichte so richtig anfreunden.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Das Buchcover gefällt mir, es zeigt ein leeres Treppenhaus in einer Schule. Das könnte die Schule sein, in dem der Amoklauf stattgefunden hat.
Der Autor, Kaleb Erdmann war, genauso wie der Ich-Erzähler, am 26.04.2002 Schüler am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. An diesem Tag fand …
Mehr
Das Buchcover gefällt mir, es zeigt ein leeres Treppenhaus in einer Schule. Das könnte die Schule sein, in dem der Amoklauf stattgefunden hat.
Der Autor, Kaleb Erdmann war, genauso wie der Ich-Erzähler, am 26.04.2002 Schüler am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. An diesem Tag fand der Amoklauf an diesem Gymnasium statt. Er war elf Jahre alt und ging in die fünfte Klasse und hat diesen Tag überlebt.
Der Attentäter Steinhäuser hat an diesem Tag sechzehn Menschen hingerichtet und dann sich selbst erschossen.
Erdmann hat eineinhalb Jahre Therapie hinter sich, wobei er seine Panikattacken und sein Kontrollbedürfnis dadurch nicht heilen konnte.
Beim Aufschreiben dieses traumatischen Erlebnisses hinterfragt er alles, den Umgang der Presse, der Behörden und der Schulleitung mit den Konsequenzen des Massakers und warum haben die Eltern von Steinhäuser nicht gemerkt, wie ihr Sohn abdriftete. Durch das Schreiben verarbeitet er dieses Szenario und arbeitet es auf.
Dieses faszinierende Buch regt zum Nachdenken an und ist sehr empfehlenswert.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Dieses Buch hat mich absolut beeindruckt.
Das Thema des Amoklaufs in Erfurt 2002 hat mich sehr interessiert, weil ich zu der Zeit in der Oberstufe war und es uns dort sehr beschäftigt und getroffen und verstört hat. Dieser Amoklauf ist für mich ein Teil hautnah erlebter …
Mehr
Dieses Buch hat mich absolut beeindruckt.
Das Thema des Amoklaufs in Erfurt 2002 hat mich sehr interessiert, weil ich zu der Zeit in der Oberstufe war und es uns dort sehr beschäftigt und getroffen und verstört hat. Dieser Amoklauf ist für mich ein Teil hautnah erlebter Geschichte.
Allerdings habe ich mich gefragt, wie man so ein Thema literarisch umsetzen kann. Ohne, dass es ein rühriger Betroffenheitsroman noch ein reißerisches Sensationsartikelbuch wird.
Und hier hat der Autor mich komplett begeistert. Dieses Buch ist ein Buch über das Schreiben eines Buches. Hört sich komplett abgehoben und irr und viel zu metaebenartig an, passt hier aber perfekt.
Dieses Buch ist eine behutsame, unsichere und einfühlsame Annäherung an den Amoklauf, autobiografisch und mit harten Gasserfakten hinterlegt.
Eine kleine Hommage an Carrère.
Absolut authentisch und beeindruckend!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
wie füllt man die Leere?
Ich fand das Thema brisant und interessant zugleich. Und die voyeuristische Perspektive fand ich aus True Crime Wicht eigentlich auch ganz spannend. Ich habe hier aber tatsächlich mit der Aufbereitung und dem Erzählstil gehadert.
Die Erzählung …
Mehr
wie füllt man die Leere?
Ich fand das Thema brisant und interessant zugleich. Und die voyeuristische Perspektive fand ich aus True Crime Wicht eigentlich auch ganz spannend. Ich habe hier aber tatsächlich mit der Aufbereitung und dem Erzählstil gehadert.
Die Erzählung wirkt sprunghaft, unfokussiert und gleichzeitig effektheischerisch. Der Protagonist gibt ja selbst immer wieder zu seine Erinnerungen gezielt verfälscht zu haben, unsicher zu sein, was er wirklich sah und erlebt hat. Und diese Unschärfe bestimmt gefühlt auch den Text. Und zwischen dem was zählt und bewegt immer wieder Nichtigkeiten.
Ich hatte wirklich eine harte Zeit mit diesem Buch und bin mir auch jetzt am Ende unschlüssig, ob ich wirklich Zugang zum Text gefunden habe. Was mir aber gut gefallen hat, das waren die vielen verschiedenen Blickwinkel, die auf die Tat selbst und den Täter geworfen wurden.
Hätte für meinen Geschmack noch pointierter und dichter erzählt werden können, mich haben die Unterbrechungen und unzusammenhängenden Alltagsbanalitäten immer etwas aus dem Tunnel rausgerissen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Die Ausweichschule von Kaleb Erdmann ist wie manche behaupten definitiv kein Sachbuch, sondern tatsächlich ein Roman, wie es auch auf dem Cover zu lesen ist. Darauf ein Treppenhaus in dunkleren Farben gehalten, auch wenn durch das Fenster Licht flutet, bleibt eine düstere Ecke. Hier sei …
Mehr
Die Ausweichschule von Kaleb Erdmann ist wie manche behaupten definitiv kein Sachbuch, sondern tatsächlich ein Roman, wie es auch auf dem Cover zu lesen ist. Darauf ein Treppenhaus in dunkleren Farben gehalten, auch wenn durch das Fenster Licht flutet, bleibt eine düstere Ecke. Hier sei schon jetzt unbedingt eine Triggerwarnung gesetzt, da schon allein der Titel ausreichen kann mit dem Thema des Buches seine Probleme zu bekommen. So auch beim Cover mit der grünen Farbgebung des Titels, die sich am Fluchtschild wiederfindet und mit dem Inhalt des Buches eine tiefe Bedeutung bekommt.
Das Buch handelt von einem Autor, der zu der Idee, selbst ein Buch über ein Erlebnis in seiner Kindheit zu schreiben, parallel vom „Kritiker“ kontaktiert wird, um zu dem selbigen Ereignis Informationen zu geben, da dieser ein Theaterstück aufführen will.
Das Setting umfasst zwei Zeitschienen. Der Leser begleitet den Autor bei seinen Überlegungen und Vorbereitungen sowie Erinnerungen zum Schreiben des bestimmten Buches mit brisantem Inhalt und bei der Reise, den Kritiker zu treffen und sich dessen Theaterstück anzuschauen. Das Hadern und die Bedenken, das sensible Abwägen, die emotionale Verfassung wird vom Autor Kaleb Erdmann, sehr einfühlsam und mit literarischer Glanzleistung beschrieben. Der Roman ist eine fiktive Autobiografie, die meisterhaft gekonnt zu Papier gebracht wurde. Dabei hat es Kaleb Erdmann geschafft, Fakten und literarische Verbindungen zu anderen Werken einzubeziehen, sowie die Reaktionen von Lesern auf die bisher vorhandenen Werke. Er hat es geschafft, ohne Wertung und doch informativ und klar fokussiert, die Stimmung wiederzugeben, die nach Erscheinen der Bücher, auf die er Bezug nimmt, stattgefunden hat.
Gut gekonnt bezieht er reale Personen mit Namen ein, die auch für die Öffentlichkeit Bekanntheit erlangt haben und schafft damit extrem viel Realität zum Thema. Schon zu Beginn des Buches wird der Leser mit dem erschütternden Ereignis des Amoklaufs am Erfurter Gutenberg Gymnasium im Jahr 2002 konfrontiert.
Das Buch, die Ausweisschule enthält viel Bezug zu Fakten, Schriften, Berichten, zu realen Orten, wie auch Menschen und hat durchaus den Charakter eines Sachbuchs, jedoch steht die Handlung und die Beschreibung vom Leben des Autors, dessen beruflichen Werdegangs und seiner Vorhaben sowie die Schilderung des familiären Umfeldes im Vordergrund, was das Buch von der Handlung eindeutig zu einem Roman macht. Die schweren Themen werden durch Situationen des Alltags mit der Freundin Hatice aufgelockert, und manchmal kann man sogar bei diesem Buch mit so tiefem und schweren Inhalt schmunzeln und lächeln. Dies tröstet beim Gesamtwerk über hier nicht nennenswerte kleine Stolperstellen hinweg, die maximal Betroffen oder Erfurter Lesern auffallen könnten. Dennoch bleibt eine Frage dabei auch offen - Schneiden Hausmeister von Schulen wirklich im Winter die Büsche - bei eisiger Kälte und schneebedecktem Boden?
Das Buch lässt sich am Stück durchlesen, es fesselt ungemein, und weckt das Interesse, macht neugierig und die dabei entstehenden Fragen wollen beantwortet werden.
Dieses Buch ist mittlerweile für den deutschen Buchpreis 2025 nominiert und hat nicht nur deshalb das Potenzial von einer Bandbreite von Menschen gelesen zu werden, sondern weil das Thema an sich leider nicht Vergangenheit ist, da sich Amokläufe in Deutschland und der Welt seitdem immer wieder ereignet haben und vor allem für Menschen, die ein solch schlimmes Ereignis erlebt und überlebt haben oder Bezug dazu hatten, oftmals diese Vergangenheit weiterhin im Leben präsent ist. Dieses Buch ist kein Ratgeber oder Lösungsvorschlag und wird auch solche Ereignisse nicht verhindern können, doch es sensibilisiert mit einer gekonnten literarischen Leistung, uns alle, das Leben und unser Miteinander wertzuschätzen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für