Tatiana T_îbuleac
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Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
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Der siebzehnjährige Aleksy verabscheut seine Mutter, denn sie ist hässlich und hat als Mutter versagt. Als sie ihn aus dem Erziehungsheim abholt, will er nichts von ihr wissen. Trotzdem lässt er sich zu einem letzten gemeinsamen Urlaub überreden, auch wenn er dafür eine Amsterdamreise mit seinen Freunden sausen lassen muss. Bestechungssumme: ihr Auto. Kaum angekommen in dem kleinen französischen Dorf, in dem er sich fremd fühlt und nur mühsam mit den kauzigen Bewohnern zurechtkommt, erfährt er, wie es in Wahrheit um seine Mutter steht. Ihn verfolgen fortwährend schmerzliche Erinnerun...
Der siebzehnjährige Aleksy verabscheut seine Mutter, denn sie ist hässlich und hat als Mutter versagt. Als sie ihn aus dem Erziehungsheim abholt, will er nichts von ihr wissen. Trotzdem lässt er sich zu einem letzten gemeinsamen Urlaub überreden, auch wenn er dafür eine Amsterdamreise mit seinen Freunden sausen lassen muss. Bestechungssumme: ihr Auto. Kaum angekommen in dem kleinen französischen Dorf, in dem er sich fremd fühlt und nur mühsam mit den kauzigen Bewohnern zurechtkommt, erfährt er, wie es in Wahrheit um seine Mutter steht. Ihn verfolgen fortwährend schmerzliche Erinnerungen aus der Kindheit, und die ungewohnte Sorge um die Mutter überschattet sein erstes unbeholfenes Liebesglück. Nach diesem Sommer ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war.Tatiana T i buleacs preisgekrönter Roman erzählt mit unsentimentalem Witz die berührende Geschichte eines Jungen, der um seine Kindheit betrogen wurde und als Heranwachsender plötzlich Verantwortung übernehmen muss.
Tatiana T¿îbuleac, geboren 1978 in Chi¿in¿u in der heutigen Republik Moldawien, studierte Journalismus und Kommunikation. Sie arbeitete als Journalistin für Fernsehen und Zeitschriften sowie für UNICEF. Seit 2008 lebt sie als Schriftstellerin in Paris. Ihr erster Roman, Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte, wurde vielfach preisgekrönt. 2019 wurde sie für Der Glasgarten mit dem Literaturpreis der EU ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Kampa Verlag
- Seitenzahl: 192
- Erscheinungstermin: 22. Juni 2023
- Deutsch
- Abmessung: 180mm x 118mm x 32mm
- Gewicht: 187g
- ISBN-13: 9783311150589
- ISBN-10: 3311150589
- Artikelnr.: 67771608
Herstellerkennzeichnung
Verlegerdienst München
Gutenbergstraße 1
82205 Gilching
webmaster@verlegerdienst.de
»Eine Entdeckung. Ein Roman von durchdringender Kraft und unbändiger Schönheit.« Le Monde, Paris
»Ernest Wichners Übersetzung bewahrt viel von der Kraft dieser Prosa, ihrem Wechsel zwischen Derb- und Zartheit.« Wolfgang Schneider / FAZ
»Tatiana T i buleac verwendet ihre ganze beeindruckende Sprachkraft darauf, den extremen Gefühlen des Ich-Erzählers von der ersten Seite an Ausdruck zu verleihen.« Katrin Hillgruber / BR
»Ernest Wichners Übersetzung bewahrt viel von der Kraft dieser Prosa, ihrem Wechsel zwischen Derb- und Zartheit.« Wolfgang Schneider / FAZ
»Tatiana T i buleac verwendet ihre ganze beeindruckende Sprachkraft darauf, den extremen Gefühlen des Ich-Erzählers von der ersten Seite an Ausdruck zu verleihen.« Katrin Hillgruber / BR
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Franz Haas scheint sich gut unterhalten zu haben mit Tatiana Tibuleacs zweitem Roman über ein kaputtes Mutter-Sohn-Verhältnis, das auf einem Sterbetrip nach Südfrankreich noch einmal eine Wendung erfährt. Wie die Autorin von ihrem renitenten Protagonisten erzählt, der lieber kifft als der sterbenden Mutter den letzten Wunsch einer Reise zu erfüllen, findet Haas gekonnt. Retrospektiv und mit "funkelndem Witz" berichtet der inzwischen selbst dem Tod geweihte Erzähler von der Reise, verändert seinen Ton, ohne je sentimental zu werden, erläutert Haas.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Verkorkst, aber freudefähig
Tatiana Tîbuleacs "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte"
Der geheilte Menschenfeind ist ein uraltes Komödien-Motiv. Auch in vielen Filmen hat es für unterhaltsame Stunden und manch weltumarmendes Finale gesorgt. Raus aus der misanthropischen Routine, Augen auf, das Leben ist doch schön! Und wer nur nett zu den anderen ist, wird bald in warmen Strömen reaktiven Wohlwollens baden dürfen.
Die moldauische, heute in Paris lebende Schriftstellerin Tatiana Tîbuleac hat einen international beachteten Debüt-Roman geschrieben, der sich dieses Erzählmusters bedient, allerdings gibt es eine entscheidende Abweichung: Mit Komödie hat Tîbuleac nichts im Sinn. Ihr Ich-Erzähler Aleksy
Tatiana Tîbuleacs "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte"
Der geheilte Menschenfeind ist ein uraltes Komödien-Motiv. Auch in vielen Filmen hat es für unterhaltsame Stunden und manch weltumarmendes Finale gesorgt. Raus aus der misanthropischen Routine, Augen auf, das Leben ist doch schön! Und wer nur nett zu den anderen ist, wird bald in warmen Strömen reaktiven Wohlwollens baden dürfen.
Die moldauische, heute in Paris lebende Schriftstellerin Tatiana Tîbuleac hat einen international beachteten Debüt-Roman geschrieben, der sich dieses Erzählmusters bedient, allerdings gibt es eine entscheidende Abweichung: Mit Komödie hat Tîbuleac nichts im Sinn. Ihr Ich-Erzähler Aleksy
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versteht keinen Spaß, er ist geladen mit Hass. Einen Gleichaltrigen hat der Jugendliche beinahe totgeprügelt und muss seitdem eine Schule für Schwererziehbare besuchen. Vor allem aber hasst Aleksy seine Mutter, die er als rundum abscheuliche Person beschreibt, klein, dick, dumm und hässlich. Am liebsten würde er sie zerstückelt in der Tiefkühltruhe einlagern. Auf seinen Vater, einen trinkfreudigen Fernfahrer, der längst das Weite gesucht hat, ist er nicht besser zu sprechen.
In dunklen Farben erzählt Aleksy von seiner verkorksten Kindheit in einer Familie polnischer Einwanderer im Norden Londons, an die sich nahtlos eine missratene Jugend anschloss. Erzählt von der schwarzen Seele, die er selbst als Siebzehnjähriger war, damals, als das Muttermonster ihn am letzten Schultag vom Schulheim abholte, um mit ihm den Sommer in einem nordfranzösischen Dorf zu verbringen. Aleksy ließ sich dazu breitschlagen, obwohl er lieber mit ein paar Kumpels aus dem Heim, "menschlicher Abfall" wie er selbst, nach Amsterdam gefahren wäre, um alles verfügbare Geld für Drogen, Alkohol und Huren zu verprassen.
Mit seinem rüden Beginn wirkt "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte" zunächst wie negativistische Konfektionsware, die kein prekäres Motiv auslässt und immer wieder ein bisschen zu schrill formuliert erscheint. Liest man dann aber weiter, im Vertrauen darauf, dass die Autorin nicht ganz ohne Grund Literaturpreise bekommen haben wird, beginnt die Geschichte zu fesseln. In den aggressiven Ton des Ich-Erzählers mischen sich bald sensiblere Momente der Wahrnehmung von Licht, Farben und Stimmungen. Es gibt Rückblenden, in denen eine Familientragödie und nie verheilte Wunden der Vernachlässigung und Lieblosigkeit deutlich werden. Aleksy hatte eine Schwester, nach deren Tod sich die Mutter in einem Zimmer einschloss und sieben Monate lang nicht mehr sprach. Der Vater überließ sich dem Alkohol. So hatte Aleksy auf einen Schlag nicht nur die Schwester, sondern auch die Eltern verloren, als wäre er schuld an allem. So erscheint seine Neigung zu unkontrollierter Aggressivität zumindest gut begründet.
Während des Sommers in dem französischen Dorf geschieht mit der Mutter eine Veränderung: Sie wird schlanker und schöner, es geht von den Augen aus. Aleksy spürt, wie sein Hass von Tag zu Tag schwindet. Und eines Tages eröffnet sie Aleksy, dass sie Krebs hat und nur noch ein paar Monate zu leben. In Frankreich sterben und sich mit dem Sohn versöhnen - das ist ihr letzter Wunsch. Und es ereignet sich das Erstaunliche: Aleksy pflegt die gerade noch verhasste und bald immer hinfälligere Mutter, badet und füttert sie, unternimmt mit ihr Ausflüge und gibt sich alle Mühe, damit sie ihr Elend für kurze Zeit vergessen kann. Er entdeckt seine Mutter ganz neu - ihre Kenntnisse der Insekten, Pflanzen und Sternbilder, hört ihr gerne zu. Auch Aleksys Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen nimmt ab. Hat er anfangs bei einem Gang über den örtlichen Markt alles abscheulich gefunden und darüber eine hämische Tirade verfasst, so fühlt er sich bald heimisch unter den Menschen in der nordfranzösischen Provinz. Aus mit bösem Blick ins Visier genommenen Gestalten werden Dorfbewohner mit Namen und Schicksal.
Früh verrät Aleksy, dass sich eine große Wandlung in seinem Leben vollzogen hat. Er ist inzwischen ein erfolgreicher Künstler, "behindert und reich". Aber warum macht er diese Aufzeichnungen? Offenbar stagniert seine Kreativität, und sein Psychiater hat ihm geraten, die Erlebnisse jenes entscheidenden Sommers noch einmal beim Aufschreiben durchzuarbeiten. Dieser Psychiater ist ein allzu belletristischer Impuls, wie überhaupt die Rahmenhandlung eher skizziert als erzählerisch ausgefüllt ist. Es gibt da noch eine sehr große unglückliche Liebe und einen sehr schweren Unfall, der Aleksy in den Rollstuhl zwingt. Als hätte der Roman nicht schon genug Lebensschwere geladen.
Gerne hört man die Botschaft, dass auch aus der kaputtesten Familienbeziehung noch etwas Gutes werden könne. Krankheit als Chance. Adoleszenzgeschichten, in denen die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen durch die Erfahrung schwerer Krankheiten wie Krebs bestimmt wird, sind fast zu einem eigenen Genre geworden - man denke an John Greens verfilmten Bestseller "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Tatiana Tîbuleac gibt dem Thema durch den rauen und zugleich poetischen Ton ihres Romans eine eigene Wendung. Es ist die Stärke dieses gegen den Hass geschriebenen Buches, dass es nie in einen Jargon psychologisierender Erklärung verfällt, sondern die heftigen Gefühle in sprachliche Bilder umsetzt und sie aus den Beschreibungen, etwa der kranken Mutter, hervorleuchten lässt. Ernest Wichners Übersetzung aus dem Rumänischen bewahrt viel von der Kraft dieser Prosa, ihrem Wechsel zwischen Derb- und Zartheit. Es ist diese Sprache, die verhindert, dass die Dramaturgie der Versöhnung rührselig wirkt. WOLFGANG SCHNEIDER
Tatiana Tîbuleac: "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte". Roman.
Aus dem Rumänischen von Ernst Wichner. Schöffling Verlag, Frankfurt 2021. 190 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In dunklen Farben erzählt Aleksy von seiner verkorksten Kindheit in einer Familie polnischer Einwanderer im Norden Londons, an die sich nahtlos eine missratene Jugend anschloss. Erzählt von der schwarzen Seele, die er selbst als Siebzehnjähriger war, damals, als das Muttermonster ihn am letzten Schultag vom Schulheim abholte, um mit ihm den Sommer in einem nordfranzösischen Dorf zu verbringen. Aleksy ließ sich dazu breitschlagen, obwohl er lieber mit ein paar Kumpels aus dem Heim, "menschlicher Abfall" wie er selbst, nach Amsterdam gefahren wäre, um alles verfügbare Geld für Drogen, Alkohol und Huren zu verprassen.
Mit seinem rüden Beginn wirkt "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte" zunächst wie negativistische Konfektionsware, die kein prekäres Motiv auslässt und immer wieder ein bisschen zu schrill formuliert erscheint. Liest man dann aber weiter, im Vertrauen darauf, dass die Autorin nicht ganz ohne Grund Literaturpreise bekommen haben wird, beginnt die Geschichte zu fesseln. In den aggressiven Ton des Ich-Erzählers mischen sich bald sensiblere Momente der Wahrnehmung von Licht, Farben und Stimmungen. Es gibt Rückblenden, in denen eine Familientragödie und nie verheilte Wunden der Vernachlässigung und Lieblosigkeit deutlich werden. Aleksy hatte eine Schwester, nach deren Tod sich die Mutter in einem Zimmer einschloss und sieben Monate lang nicht mehr sprach. Der Vater überließ sich dem Alkohol. So hatte Aleksy auf einen Schlag nicht nur die Schwester, sondern auch die Eltern verloren, als wäre er schuld an allem. So erscheint seine Neigung zu unkontrollierter Aggressivität zumindest gut begründet.
Während des Sommers in dem französischen Dorf geschieht mit der Mutter eine Veränderung: Sie wird schlanker und schöner, es geht von den Augen aus. Aleksy spürt, wie sein Hass von Tag zu Tag schwindet. Und eines Tages eröffnet sie Aleksy, dass sie Krebs hat und nur noch ein paar Monate zu leben. In Frankreich sterben und sich mit dem Sohn versöhnen - das ist ihr letzter Wunsch. Und es ereignet sich das Erstaunliche: Aleksy pflegt die gerade noch verhasste und bald immer hinfälligere Mutter, badet und füttert sie, unternimmt mit ihr Ausflüge und gibt sich alle Mühe, damit sie ihr Elend für kurze Zeit vergessen kann. Er entdeckt seine Mutter ganz neu - ihre Kenntnisse der Insekten, Pflanzen und Sternbilder, hört ihr gerne zu. Auch Aleksys Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen nimmt ab. Hat er anfangs bei einem Gang über den örtlichen Markt alles abscheulich gefunden und darüber eine hämische Tirade verfasst, so fühlt er sich bald heimisch unter den Menschen in der nordfranzösischen Provinz. Aus mit bösem Blick ins Visier genommenen Gestalten werden Dorfbewohner mit Namen und Schicksal.
Früh verrät Aleksy, dass sich eine große Wandlung in seinem Leben vollzogen hat. Er ist inzwischen ein erfolgreicher Künstler, "behindert und reich". Aber warum macht er diese Aufzeichnungen? Offenbar stagniert seine Kreativität, und sein Psychiater hat ihm geraten, die Erlebnisse jenes entscheidenden Sommers noch einmal beim Aufschreiben durchzuarbeiten. Dieser Psychiater ist ein allzu belletristischer Impuls, wie überhaupt die Rahmenhandlung eher skizziert als erzählerisch ausgefüllt ist. Es gibt da noch eine sehr große unglückliche Liebe und einen sehr schweren Unfall, der Aleksy in den Rollstuhl zwingt. Als hätte der Roman nicht schon genug Lebensschwere geladen.
Gerne hört man die Botschaft, dass auch aus der kaputtesten Familienbeziehung noch etwas Gutes werden könne. Krankheit als Chance. Adoleszenzgeschichten, in denen die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen durch die Erfahrung schwerer Krankheiten wie Krebs bestimmt wird, sind fast zu einem eigenen Genre geworden - man denke an John Greens verfilmten Bestseller "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Tatiana Tîbuleac gibt dem Thema durch den rauen und zugleich poetischen Ton ihres Romans eine eigene Wendung. Es ist die Stärke dieses gegen den Hass geschriebenen Buches, dass es nie in einen Jargon psychologisierender Erklärung verfällt, sondern die heftigen Gefühle in sprachliche Bilder umsetzt und sie aus den Beschreibungen, etwa der kranken Mutter, hervorleuchten lässt. Ernest Wichners Übersetzung aus dem Rumänischen bewahrt viel von der Kraft dieser Prosa, ihrem Wechsel zwischen Derb- und Zartheit. Es ist diese Sprache, die verhindert, dass die Dramaturgie der Versöhnung rührselig wirkt. WOLFGANG SCHNEIDER
Tatiana Tîbuleac: "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte". Roman.
Aus dem Rumänischen von Ernst Wichner. Schöffling Verlag, Frankfurt 2021. 190 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Gebundenes Buch
Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac
Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich stark sind die negativen Gefühle, die der …
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Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac
Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich stark sind die negativen Gefühle, die der siebzehnjährige Aleksy seiner Mutter gegenüber empfindet. Nach einer schwierigen Kindheit holt sie ihn aus dem Erziehungsheim ab, um einen ganzen Sommer in Nordfrankreich mit ihm zu verbringen. Was Anfangs unvorstellbar erscheint, wird tatsächlich ein Urlaub, der alles verändert.
Dieser Roman beginnt richtig stark. Aleksys Hass erschlägt einen regelrecht. Was ist passiert, dass er seine Mutter so sehr hasst? Die Sprache ist knallhart, spiegelt seine Gedanken wider, wie eben ein Siebzehnjähriger, der von der ganzen Welt enttäuscht ist, so denken mag. Mit sämtlichen Beleidigungen, auch unterhalb der Gürtellinie. Der Erzählstil ist zudem sprunghaft, abrupt.
Wie gesagt, dieser spezielle Stil hat mich gerade im ersten Teil sehr begeistert. Eindringlich und besonders. Diese Begeisterung hat dann aber stark nachgelassen. Zu unwahrscheinlich manche Entwicklung, zu sehr schwarz-weiß manche Darstellung. Durch die etwas sprunghafte Erzählweise blieb doch vieles ungeklärt und sehr offen. Zu viele Bruchstücke, die mir für eine runde Geschichte fehlten.
Dennoch – sowohl Aleksy als auch seine Mutter machen eine wahnsinnige Entwicklung durch, die wirklich schön zu verfolgen ist. Damit reiht sich dieser Roman ein in eine ganze Riege „dieser-eine-spezielle-Sommer-Bücher“, die dieses Jahr scheinbar vermehrt erscheinen. Allerdings hab ich bereits mehrere gelesen, die mir besser gefallen haben. Deshalb reicht es hier gerade noch für 4 Sterne!
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Gebundenes Buch
Aleksy hat eben seinen letzten Schultag hinter sich gebracht und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. Er hat keine Perspektiven. Er weiß nur, dass er weg von Mutter will, die er hasst und verachtet.
Der Sommer soll auf jeden Fall großartig werden. Mit seinen Freunden will er nach …
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Aleksy hat eben seinen letzten Schultag hinter sich gebracht und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. Er hat keine Perspektiven. Er weiß nur, dass er weg von Mutter will, die er hasst und verachtet.
Der Sommer soll auf jeden Fall großartig werden. Mit seinen Freunden will er nach Amsterdam, Drogen konsumieren und seine Jungfräulichkeit verlieren.
Doch es kommt alles ganz anders. Seine Mutter überredet ihn, diesen einen Sommer mit ihr in Frankreich zu verbringen und was trist beginnt, wird für beide ein unvergesslicher Sommer.
Tatiana Tibuleac hat ein starkes Buch über ein schwer gestörtes Mutter-Sohn-Verhältnis geschrieben. Der Protagonist, Aleksy, war immer ein Außenseiter. Ungeliebt und ohne Perspektiven scheint er in seinem Sumpf gefangen. Seine Sprache ist derb und heftig; stellenweise schwer zu ertragen. Doch sie Autorin gibt ihn nicht auf. Er macht eine schöne, aber auch traurige Entwicklung durch.
Die Autorin hat ein Buch geschrieben, dass nicht gefallen will. Das Buch besticht mit schonungsloser Direktheit. Wie eine Faust ins Gesicht schreit und Aleksy seine Hilflosigkeit entgegen. Trotz dieser furchtbaren Kindheit lässt die Autorin eine relativ strahlende Zukunft aufblitzen.
Mich hat diese Geschichte sehr begeistert. Das Buch hätte gerne noch mal so viele Seiten haben können und ich hätte auch wahnsinnig gerne erfahren, wie alles so gekommen ist, wie es schließlich wurde. Doch damit lässt uns die Autorin allein. Und gerade diese Kürze verstärkt die Dringlichkeit dieses Romans.
Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung, für alle, die auch mal derbere Sprache ertragen und für alle, die es aushalten, wenn nicht alles auserzählt wird!
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DER SOMMER, ALS MUTTER GRÜNE AUGEN HATTE
Tatiana Tîbuleac
Der 17-jährige Aleksy ist voller Hass. Er hasst sein ganzes Leben, aber besonders seine Mutter. Er beschimpft, verachtet und beleidigt sie ununterbrochen. Am liebsten würde er sie totschlagen, aber dann wird er wieder weggesperrt. Auch das Aussehen seiner Mutter ekelt ihn an, einzig ihre grünen Augen sind wunderschön - ein Versehen der Natur.
Er bekommt Tabletten gegen seine Wut verschrieben, nimmt diese aber nicht regelmäßig ein.
Seit Wochen freut er sich darauf, mit seinen Kumpels nach Amsterdam zu reisen. Nur der Gedanke an diese Reise lässt ihn die Präsenz seiner hässlichen und beschissenen Mutter ertragen.
Doch dann fragt sie ihn, ob er mit ihr über den Sommer nach Frankreich fahren würde. Er bekäme auch nach ihrer Reise ihr Auto und ihr ganzes Geld geschenkt. Natürlich kann Aleksy so ein Angebot nicht abschlagen, denn er möchte dringend ein Auto haben.
Dieser gemeinsame Sommer in Frankreich wird jedoch alles verändern.
„Mutters Augen weinten nach innen.“ (S. 55)
Was für ein Buch! Von euch in den Himmel gehypt und ich hätte es am liebsten abgebrochen. Diese Gewalt gegenüber der Mutter traf mich bis in den tiefsten Nerv. Doch ich war unterwegs, hatte nichts anderes zum Lesen dabei und was macht man dann? Weiterlesen!
Und dann passierte es: Mit einer Wucht, die ich nicht für möglich gehalten hätte, wurde ich in das Buch gesogen.
So gut - liebevoll, fein, ja, fast poetisch. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Kleiner Minuspunkt: Lediglich über die Schwester und den Unfall hätte ich gerne mehr Informationen haben wollen.
Fazit:
Ein schmales Buch - kraftvoll, eindrücklich und sprachlich gewandt, einfach klasse. Ein starkes Debüt.
4/ 5
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Aleksy erzählt in diesem Buch, viele Jahre später von seiner Reise nach Frankreich, diesem Sommer, der sein Leben grundlegend verändert hat
Ein zorniger siebzehnjähriger Junge, der im Heim aufwächst und seine Mutter verabscheut. Er hat keine Beziehung zu ihr, findet sie hässlich und fühlt sich von ihr im Stich gelassen. Widerwillig stimmt er zu, als sie ihn zu diesem Urlaub abholt.
Was man zu Beginn nicht für möglich hält, entwickelt sich in dieser Geschichte. Die beiden nähern sich an, lernen sich zu verstehen und kommen beide zur Ruhe. Anfangs noch zerrissen von ihren Gefühlen, nähern sie sich Stück für Stück an.
Eine interessante Geschichte mit einem komplexen Charakter. Aleksy ist nicht einfach, aber genau das macht das Buch so lesenswert.
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Die Chronologie des Sommers - Erinnerungsfetzen, Träume, Ängste, existenzielle Gefühle, Alles und Nichts …
In dieser unerwünschten Aus-Zeit passiert das Unerwartete: Aleksy und seiner Mutter verbringen die Ferien miteinander in Frankreich und betreten unbekanntes Terrain. Die wenigen gemeinsamen Wochen verändern ihre gestörte Beziehung grundlegend, sie entdecken den anderen ohne Maske, aber können die mannigfachen Verletzungen geheilt werden? Die typischen Rollen müssen getauscht werden: Der Sohn übernimmt Verantwortung für die Verletzliche und konzentriert sich nicht mehr nur auf die eigene Erlebniswelt und die eigene Person. Die Vergangenheit wird neu gesichtet, neu bewertet, aber nicht alle Erlebnisse, Tod, Lüge, Schuld können ohne Schmerz einfach vergessen werden.
Der Sommer des Abschieds ist auch ein Neubeginn und eine Metamorphose, rückblickend Ausgangspunkt einer Entwicklung, die das ganze Leben verändert. Nach und nach verschärft sich der Blick auf das Ganze; zuerst unverständlich werden die Splitter und Scherben zusammengesetzt und die Geschichte hinter den verschiedenen Momentaufnahmen tritt immer deutlicher hervor: eine Familie jenseits der Normalität, eine Familie ohne Liebe und Zuneigung, ohne Zukunft.
Aleksy, ein unglaublicher Protagonist voller Wiedersprüche, Aggressionen, Sprachgewalt, Lebensgier, Fatalismus, Eigensinn und so vieles mehr. Die Sprache ist entsprechend ausdrucksstark - voller Magie, ungewöhnlicher Ausdrücke und Vergleiche – mal kraftstrotzend, brutal, offen und dann wieder ganz zärtlich und voller Poesie.
Ein unglaublicher Roman, eine Geschichte, die berührt, die einen nicht loslässt, ein Sog, faszinierend, intensiv, verstörend.
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