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Eine der wichtigsten Gegenwartsautorinnen»Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet«: Kein außergewöhnliches Schicksal vielleicht auf den ersten Blick, doch Terézia Moras Romanheld Darius Kopp droht daran zu zerbrechen. Denn Flora, seine Frau, die Liebe seines Lebens, ist nicht einfach nur gestorben, sie hat sich das Leben genommen, und seitdem weiß Darius Kopp nicht mehr, wie er weiter existieren soll. Schließlich setzt er sich in seinen Wagen, reist erst nach Ungarn, wo Flora aufgewachsen ist, und dann einfach immer we...
Eine der wichtigsten Gegenwartsautorinnen
»Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet«: Kein außergewöhnliches Schicksal vielleicht auf den ersten Blick, doch Terézia Moras Romanheld Darius Kopp droht daran zu zerbrechen. Denn Flora, seine Frau, die Liebe seines Lebens, ist nicht einfach nur gestorben, sie hat sich das Leben genommen, und seitdem weiß Darius Kopp nicht mehr, wie er weiter existieren soll. Schließlich setzt er sich in seinen Wagen, reist erst nach Ungarn, wo Flora aufgewachsen ist, und dann einfach immer weiter. Unterwegs liest er in ihrem Tagebuch, das er nach ihrem Tod gefunden hat, und erfährt, wie ungeheuer gefährdet Floras Leben immer war - und dass er von alldem nicht das Geringste mitbekommen hatte.
Arbeit und Schlaf, Arbeit, Arbeitsweg und Schlaf. So sah das erfolgreiche Leben von Darius Kopp aus. Bis er eines Tages den Job verlor. Und bis sich bald darauf seine Frau das Leben nahm und ihm zum zweiten Mal in kürzester Zeit der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde. Seitdem lebt er apathisch dahin, tötet die Zeit mit stumpfem Fernsehen und Fertigpizzen. Sein Freund Juri versucht Darius zwar wieder zurück in sein altes Leben als IT-Experte zurückzubefördern, doch dieser beschließt, eigene Wege zu gehen. Er wollte doch das geheime Tagebuch seiner Frau lesen, und er muss auch noch ihre Urne beisetzen. Aber wo? In ihrem ungarischen Heimatdorf oder in Budapest oder an den Hängen des Ararat? Und so begibt sich Darius Kopp auf eine lange Reise - auf der Suche nach der Wahrheit über seine Frau. Über sich selbst. Und über diese dunkle und ungeheuere Welt.
»Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet«: Kein außergewöhnliches Schicksal vielleicht auf den ersten Blick, doch Terézia Moras Romanheld Darius Kopp droht daran zu zerbrechen. Denn Flora, seine Frau, die Liebe seines Lebens, ist nicht einfach nur gestorben, sie hat sich das Leben genommen, und seitdem weiß Darius Kopp nicht mehr, wie er weiter existieren soll. Schließlich setzt er sich in seinen Wagen, reist erst nach Ungarn, wo Flora aufgewachsen ist, und dann einfach immer weiter. Unterwegs liest er in ihrem Tagebuch, das er nach ihrem Tod gefunden hat, und erfährt, wie ungeheuer gefährdet Floras Leben immer war - und dass er von alldem nicht das Geringste mitbekommen hatte.
Arbeit und Schlaf, Arbeit, Arbeitsweg und Schlaf. So sah das erfolgreiche Leben von Darius Kopp aus. Bis er eines Tages den Job verlor. Und bis sich bald darauf seine Frau das Leben nahm und ihm zum zweiten Mal in kürzester Zeit der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde. Seitdem lebt er apathisch dahin, tötet die Zeit mit stumpfem Fernsehen und Fertigpizzen. Sein Freund Juri versucht Darius zwar wieder zurück in sein altes Leben als IT-Experte zurückzubefördern, doch dieser beschließt, eigene Wege zu gehen. Er wollte doch das geheime Tagebuch seiner Frau lesen, und er muss auch noch ihre Urne beisetzen. Aber wo? In ihrem ungarischen Heimatdorf oder in Budapest oder an den Hängen des Ararat? Und so begibt sich Darius Kopp auf eine lange Reise - auf der Suche nach der Wahrheit über seine Frau. Über sich selbst. Und über diese dunkle und ungeheuere Welt.
Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman "Das Ungeheuer" erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband "Seltsame Materie", wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzern aus dem Ungarischen.

© Random House Verlag
Produktdetails
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- Originalausgabe
- Seitenzahl: 681
- Erscheinungstermin: 2. September 2013
- Deutsch
- Abmessung: 223mm x 147mm x 51mm
- Gewicht: 794g
- ISBN-13: 9783630873657
- ISBN-10: 3630873650
- Artikelnr.: 38033443
Herstellerkennzeichnung
Luchterhand Literaturvlg.
Neumarkter Str. 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Erinnerung einer Liebe
Stimmen des Todes und der Gegenwart: Terézia Mora erzählt in "Das Ungeheuer" ihren letzten Roman weiter
Menschen? "Sie sind einfach ein roher Haufen", sagt die eine der beiden Frauen, die sich gerade in der Arztpraxis kennengelernt und sich gegenseitig ihre Angststörungen gestanden haben. "Sie sind Schweine", bringt es die andere auf den Punkt. Und fragt, was Flora, ihre Leidensgenossin, denn unternehme, wenn sie den Schweinen begegne? "Ich versuche, sie auf der Stelle durch Güte und Verständnis zu heilen", sagt Flora, "und wenn das nicht gelingt, und meistens gelingt es nicht, breche ich in Tränen aus und laufe nach Hause." Die andere lacht.
Floras bipolare Störung äußert sich in
Stimmen des Todes und der Gegenwart: Terézia Mora erzählt in "Das Ungeheuer" ihren letzten Roman weiter
Menschen? "Sie sind einfach ein roher Haufen", sagt die eine der beiden Frauen, die sich gerade in der Arztpraxis kennengelernt und sich gegenseitig ihre Angststörungen gestanden haben. "Sie sind Schweine", bringt es die andere auf den Punkt. Und fragt, was Flora, ihre Leidensgenossin, denn unternehme, wenn sie den Schweinen begegne? "Ich versuche, sie auf der Stelle durch Güte und Verständnis zu heilen", sagt Flora, "und wenn das nicht gelingt, und meistens gelingt es nicht, breche ich in Tränen aus und laufe nach Hause." Die andere lacht.
Floras bipolare Störung äußert sich in
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Angstattacken und Aggressionen, sie wird mit Medikamenten gelindert und von Unfreundlichkeiten der Umgebung genährt. Davon gibt es reichlich. Das wiedervereinigte Berlin der neunziger Jahre, in das die mittellose junge Ungarin kommt, ist kein besonders kuscheliger Ort, Flora schlägt sich als Kellnerin oder Aushilfsdolmetscherin durch, lässt sich in einer Filmproduktionsfirma ausnutzen und verbringt immer wieder ganze Tage in ihrer Wohnung, weil sie es nicht bis vor die Tür schafft. In ihrem Tagebuch notiert sie trotzig angesichts der erdrückenden Bosheit ihrer Umgebung: "Ich werde euch überleben."
Als Darius Kopp, der Mann, mit dem Flora neun Jahre zusammen war, diesen Satz viel später liest, denkt er: "Von wegen." Denn Flora hat sich einige Monate zuvor erhängt.
Terézia Moras Roman "Das Ungeheuer" kann man als Roadmovie lesen, denn er schildert auf mehr als sechshundert Seiten, wie Darius als selbsternannter "Dario de la Mancha" Floras Spuren durch halb Europa folgt, ihr Heimatdorf und ihre Schule besucht und sich irgendwann in Armenien wiederfindet, bevor er sich auf den Heimweg macht. Oder als Krankengeschichte, denn Floras Aufzeichnungen, ihre Tagebuchnotizen, Erinnerungen und Exzerpte zu ihrem Leiden nehmen - nur durch eine Linie auf jeder Seite vom Roadmovie getrennt - den übrigen Raum in diesem Roman ein.
Oder aber man liest "Das Ungeheuer" als Dialog zwischen der oberen und der unteren Seitenhälfte, zwischen der Gegenwart des Witwers und der Stimme der Toten. "Du bist die Liebe meines Lebens", so endete Terézia Moras 2009 erschienener Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent", an den "Das Ungeheuer" inhaltlich anschließt, und so wie Darius damals verzweifelt um Flora kämpfte, ohne die Signale ihrer Krankheit wahrzunehmen, geschweige denn sie einordnen zu können, so ist nun auch der Leser des Vorgängerromans von dem Ausmaß frappiert, den Floras bipolare Störung angenommen hatte. Es zeigt sich in diesem Roman in ihren Notizen. Wenn sie schreibt: "Alle leben so. Nur ich begreife es nicht" - ist das schon beängstigend? Wenn auf den Vorsatz "Und ich werde tapfer sein" sofort der Nachsatz kommt: "Tapfer sein ist scheiße"? Wann fängt das an, von welchem Punkt aus steuert Flora auf den einsamen Tod im Wald zu?
Darius aber, der die in Floras Muttersprache abgefassten kurzen Texte ins Deutsche übersetzen lässt und unterwegs liest, muss feststellen, dass das gemeinsame Leben der Liebenden darin so gut wie keine Rolle spielt. Flora, so stellt sich nach ihrem Tod heraus, war längst weit weg gedriftet, dorthin, wo er sie nicht erreichen konnte. Und wenn der Anfang dieses Romans mit dem des Vorgängers wörtlich übereinstimmt, so ist der Sinn dieser Sätze doch ein ganz anderer: Was einst als erotische Begegnung beglückend wirklich war, ist nun der ängstlich bewahrte Rest eines Traums, der für den Erwachenden die Situation nur noch schwerer zu ertragen macht.
Das ändert sich am Ende dieses Romans. Das Band zwischen Darius und der erinnerten Flora lockert sich, ihre anfangs geradezu körperliche Präsenz in seinem Auto, in Cafés und Hotelzimmern wird durchscheinender, die Gesprächspartnerin, die verständnisvoll lächelt, aber zu keiner substantiellen Auskunft bereit ist, hat langsam ausgedient. Natürlich spielt dabei Kopps wachsende Einsicht in die Distanz eine Rolle, die schon zu Floras Lebzeiten zwischen ihm und der "Liebe seines Lebens" bestand.
Sicher trägt die Erfahrung dazu bei, dass Flora nicht dadurch näher zu kommen ist, indem er mit der Vergangenheit seiner verstorbenen Frau vertrauter wird. So wie ein im Internet entdecktes Foto der Schülerin nicht mit Floras eigener, im Tagebuch festgehaltener Erinnerung an die Schulzeit in Übereinstimmung gebracht werden kann. Und gerade an solchen Stellen des Romans frappiert Terézia Moras ungeheure Stilsicherheit aufs Neue. Indem sie stets auf dem feinen Grat zwischen Konvention und Überraschung bleibt und dabei jedem Protagonisten in jeder Lage eine glaubwürdige Stimme verleiht, liest man diesen Roman mit Empathie und Distanz.
Das kommt nicht zuletzt Floras Krankengeschichte zugute: Niemand hat in den letzten Jahren die feinen Schattierungen zwischen Unrast und schierer Panik so hartnäckig und so artistisch ausgeleuchtet wie Mora, und wie dies bei Darius Kopp aussieht, konnte man dem Vorgängerbuch entnehmen. Schließlich muss er akzeptieren, dass Flora nicht zu helfen war, jedenfalls nicht durch ihn. Wie sollte es auch sonst für ihn weitergehen?
TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Mora: "Das Ungeheuer". Roman. Luchterhand, 684 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Darius Kopp, der Mann, mit dem Flora neun Jahre zusammen war, diesen Satz viel später liest, denkt er: "Von wegen." Denn Flora hat sich einige Monate zuvor erhängt.
Terézia Moras Roman "Das Ungeheuer" kann man als Roadmovie lesen, denn er schildert auf mehr als sechshundert Seiten, wie Darius als selbsternannter "Dario de la Mancha" Floras Spuren durch halb Europa folgt, ihr Heimatdorf und ihre Schule besucht und sich irgendwann in Armenien wiederfindet, bevor er sich auf den Heimweg macht. Oder als Krankengeschichte, denn Floras Aufzeichnungen, ihre Tagebuchnotizen, Erinnerungen und Exzerpte zu ihrem Leiden nehmen - nur durch eine Linie auf jeder Seite vom Roadmovie getrennt - den übrigen Raum in diesem Roman ein.
Oder aber man liest "Das Ungeheuer" als Dialog zwischen der oberen und der unteren Seitenhälfte, zwischen der Gegenwart des Witwers und der Stimme der Toten. "Du bist die Liebe meines Lebens", so endete Terézia Moras 2009 erschienener Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent", an den "Das Ungeheuer" inhaltlich anschließt, und so wie Darius damals verzweifelt um Flora kämpfte, ohne die Signale ihrer Krankheit wahrzunehmen, geschweige denn sie einordnen zu können, so ist nun auch der Leser des Vorgängerromans von dem Ausmaß frappiert, den Floras bipolare Störung angenommen hatte. Es zeigt sich in diesem Roman in ihren Notizen. Wenn sie schreibt: "Alle leben so. Nur ich begreife es nicht" - ist das schon beängstigend? Wenn auf den Vorsatz "Und ich werde tapfer sein" sofort der Nachsatz kommt: "Tapfer sein ist scheiße"? Wann fängt das an, von welchem Punkt aus steuert Flora auf den einsamen Tod im Wald zu?
Darius aber, der die in Floras Muttersprache abgefassten kurzen Texte ins Deutsche übersetzen lässt und unterwegs liest, muss feststellen, dass das gemeinsame Leben der Liebenden darin so gut wie keine Rolle spielt. Flora, so stellt sich nach ihrem Tod heraus, war längst weit weg gedriftet, dorthin, wo er sie nicht erreichen konnte. Und wenn der Anfang dieses Romans mit dem des Vorgängers wörtlich übereinstimmt, so ist der Sinn dieser Sätze doch ein ganz anderer: Was einst als erotische Begegnung beglückend wirklich war, ist nun der ängstlich bewahrte Rest eines Traums, der für den Erwachenden die Situation nur noch schwerer zu ertragen macht.
Das ändert sich am Ende dieses Romans. Das Band zwischen Darius und der erinnerten Flora lockert sich, ihre anfangs geradezu körperliche Präsenz in seinem Auto, in Cafés und Hotelzimmern wird durchscheinender, die Gesprächspartnerin, die verständnisvoll lächelt, aber zu keiner substantiellen Auskunft bereit ist, hat langsam ausgedient. Natürlich spielt dabei Kopps wachsende Einsicht in die Distanz eine Rolle, die schon zu Floras Lebzeiten zwischen ihm und der "Liebe seines Lebens" bestand.
Sicher trägt die Erfahrung dazu bei, dass Flora nicht dadurch näher zu kommen ist, indem er mit der Vergangenheit seiner verstorbenen Frau vertrauter wird. So wie ein im Internet entdecktes Foto der Schülerin nicht mit Floras eigener, im Tagebuch festgehaltener Erinnerung an die Schulzeit in Übereinstimmung gebracht werden kann. Und gerade an solchen Stellen des Romans frappiert Terézia Moras ungeheure Stilsicherheit aufs Neue. Indem sie stets auf dem feinen Grat zwischen Konvention und Überraschung bleibt und dabei jedem Protagonisten in jeder Lage eine glaubwürdige Stimme verleiht, liest man diesen Roman mit Empathie und Distanz.
Das kommt nicht zuletzt Floras Krankengeschichte zugute: Niemand hat in den letzten Jahren die feinen Schattierungen zwischen Unrast und schierer Panik so hartnäckig und so artistisch ausgeleuchtet wie Mora, und wie dies bei Darius Kopp aussieht, konnte man dem Vorgängerbuch entnehmen. Schließlich muss er akzeptieren, dass Flora nicht zu helfen war, jedenfalls nicht durch ihn. Wie sollte es auch sonst für ihn weitergehen?
TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Mora: "Das Ungeheuer". Roman. Luchterhand, 684 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Unvergesslich bleiben Rainer Moritz nicht nur das Personal in diesem neuen, an seinen Vorgänger anknüpfenden Roman von Terézia Mora. Was das Buch für Moritz so gegenwärtig macht, sind sein experimenteller Charakter und Moras Sprachgefühl. Wie die Autorin den Text zweiteilt, um die Entfremdung, aber auch die Überschneidungen im Leben eines Paares kenntlich zu machen, wie sie die Register wechselt und den Rhythmus variiert - all das scheint Moritz meisterhaft gelungen und geeignet, das Thema Entfremdung zu illustrieren. Die Herausforderung der "doppelten" Lektüre nimmt der Rezensent dafür gerne an.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine wahrhaftige Liebesgeschichte" Felicitas von Lovenberg / FAZ
"In ihrem unvergleichlich kühlen, brillanten und originellen Stil erzählt Terézia Mora auf avancierte und bewegende Weise von der dunklen Seite in uns selbst."
"Diese Intimität wird durch das Hörbuch verstärkt, durch die charismatischen Stimmen von Ulrich Noethen und Mercedes Echerer (…)"
Auf der Suche nach Wahrheit
Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet«: Kein außergewöhnliches Schicksal vielleicht auf den ersten Blick, doch Terézia Moras Romanheld Darius Kopp droht daran zu …
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Auf der Suche nach Wahrheit
Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet«: Kein außergewöhnliches Schicksal vielleicht auf den ersten Blick, doch Terézia Moras Romanheld Darius Kopp droht daran zu zerbrechen. Denn Flora, seine Frau, die Liebe seines Lebens, ist nicht einfach nur gestorben, sie hat sich das Leben genommen, und seitdem weiß Darius Kopp nicht mehr, wie er weiter existieren soll. Schließlich setzt er sich in seinen Wagen, reist erst nach Ungarn, wo Flora aufgewachsen ist, und dann einfach immer weiter. Unterwegs liest er in ihrem Tagebuch, das er nach ihrem Tod gefunden hat, und erfährt, wie ungeheuer gefährdet Floras Leben immer war - und dass er von alldem nicht das Geringste mitbekommen hatte.
Arbeit und Schlaf, Arbeit, Arbeitsweg und Schlaf. So sah das erfolgreiche Leben von Darius Kopp aus. Bis er eines Tages den Job verlor. Und bis sich bald darauf seine Frau das Leben nahm und ihm zum zweiten Mal in kürzester Zeit der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde. Seitdem lebt er apathisch dahin, tötet die Zeit mit stumpfem Fernsehen und Fertigpizzen. Sein Freund Juri versucht Darius zwar wieder zurück in sein altes Leben als IT-Experte zurückzubefördern, doch dieser beschließt, eigene Wege zu gehen. Er wollte doch das geheime Tagebuch seiner Frau lesen, und er muss auch noch ihre Urne beisetzen. Aber wo? In ihrem ungarischen Heimatdorf oder in Budapest oder an den Hängen des Ararat? Und so begibt sich Darius Kopp auf eine lange Reise - auf der Suche nach der Wahrheit über seine Frau. Über sich selbst. Und über diese dunkle und ungeheuere Welt.
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On the Road mit Urne und Laptop
Dieser buchpreisgekrönte Roman wirkt polarisierend wie kaum ein zweiter, und das nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Layouts. Welches so neu allerdings nicht ist, schon Arno Schmidt benutzte ja 1960 diese auch drucktechnisch realisierte, …
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On the Road mit Urne und Laptop
Dieser buchpreisgekrönte Roman wirkt polarisierend wie kaum ein zweiter, und das nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Layouts. Welches so neu allerdings nicht ist, schon Arno Schmidt benutzte ja 1960 diese auch drucktechnisch realisierte, zweisträngige Erzählweise, in seinem Roman «KAFF auch Mare Crisium» nämlich. Zehn Jahre später, in «Zettels Traum» dann, wurde es bei ihm sogar dreisträngig. Während bei Schmidt diese Erzählstränge vielfach ineinander verwoben sind, fehlt bei «Das Ungeheuer» eine vergleichbare Intertextualität, es sind deshalb eigentlich zwei Bücher, die man da liest, eines oben auf der Seite und eines unten, beide durch einen Strich getrennt. Oben handelt es sich um eine im Stil eines Roadmovies erzählte, moderne Odyssee des lethargischen Romanhelden Darius Kopp, den Mora-Fans als IT-Spezialisten schon aus dem vorhergehenden Band «Der einzige Mann auf dem Kontinent» kennen, in der unteren Hälfte liest man fragmentarische Tagebucheinträge und wirre Notizen seiner manisch depressiven Ehefrau. Flora hat sich das Leben genommen, seitdem lebt Darius apathisch dahin, denn er hat zeitgleich auch noch seinen Job verloren. Auf ihrem Laptop findet er autobiografische Skizzen, in ihrer ungarischen Muttersprache verfasst. Er lässt sie übersetzen und begibt sich spontan auf eine Reise in ihre Heimat, um dort die Urne mit ihrer Asche zu bestatten, ein letzter Liebesdienst an seiner Frau, von der er wenig wusste, wie er nun erkennt. Entfremdung also ist das Generalthema dieses Romans.
Nach der für mich seinerzeit unerquicklichen Lektüre von Moras Roman-Erstling «Alle Tage» hätte ich dieses Buch wohl links liegen lassen, wäre da nicht der Buchpreis gewesen, der einen denn doch neugierig macht. Und so fand ich nun auch hier wieder das schon erwartete Panoptikum ziemlich seltsamer Figuren, von denen einem keine wirklich sympathisch wird, alle erscheinen seltsam distanziert und rätselhaft, mir jedenfalls. Die Situationen auf der chaotisch verlaufenden Osteuropa-Reise sind teilweise grotesk, es entfaltet sich ein sehr gekonnt erzählter, kunterbunter Bilderbogen an Eindrücken und Geschehnissen auf dieser schier endlosen Autofahrt, die man zu Recht als Fahrt ins Blaue bezeichnen könnte, deren Etappen jedenfalls weitgehend der Zufall bestimmt.
Immer wieder schwenkt die detailreiche Erzählung zwischen Realität und Imagination hin und her, wechselt die Perspektive vom Er- zum Ich-Erzähler, nicht selten sogar im gleichen Satz. Auch Flora taucht da plötzlich auf und redet mit Darius, ganz souverän wendet die Autorin in ihrem neuen Roman viele moderne Stilmittel an, der innere Dialog zum Beispiel, aber sehr häufig auch Bewusstseinsstrom und inneren Monolog, an den «Ulysses» von James Joyce erinnernd. Wagemutig gebraucht die Autorin durchgestrichene Wörter, Sätze ohne jedwede Interpunktion, ungarische Textstellen, Buchstabensalat á la J. S. Foer, psychiatrische Diagnosen, Medikamenten-Beipackzettel, ja sogar ein Kochrezept für ihren Romantext, und all das ist wohltuend unkonventionell, wie ich finde.
Thematischer Nährboden dieses Romans ist mithin der Kontrast zwischen dem technisierten, gnadenlos auf Effizienz getrimmten Leben des IT-Menschen Darius und Floras Lebensuntüchtigkeit, ihre sich zur Pein auswachsende Angst, das titelgebende «Ungeheuer» in ihr also, das sie in den Suizid getrieben hat. Mir wäre, um einen Begriff der IT-Branche zu benutzen, zwar eine sequenzielle Druckfolge lieber gewesen als die parallele, die Teresia Mora gewählt hat, aber ihrer Erzählweise kann der Leser mit Hilfe der Kapitelnummern auch so mühelos folgen, gleich zwei Lesebändchen helfen ihm dabei und deuten ja darauf hin, wie es gedacht ist. So mancher Leser dürfte sich freuen über eine nicht alltägliche Lektüre, die ihm womöglich sogar eine spürbare Erweiterung seines Lesehorizonts beschert.
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