Alex Capus
Gebundenes Buch
Das kleine Haus am Sonnenhang
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"Ich war glücklich in dem kleinen Haus." - Ein Buch voll Charme und Leichtigkeit, eine Ode auf die Zufriedenheit, erzählt von Alex CapusEine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. - Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Eins...
"Ich war glücklich in dem kleinen Haus." - Ein Buch voll Charme und Leichtigkeit, eine Ode auf die Zufriedenheit, erzählt von Alex CapusEine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. - Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Einsamkeit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Wie findet man Zufriedenheit im Leben? Warum stets eine neue Pizza ausprobieren, wenn doch die gewohnte Pizza Fiorentina völlig in Ordnung ist? Warum Jagd nach immer noch schöneren Stränden machen, wenn schon der erste Strand gut ist?
Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen. Für sein literarisches Schaffen wurde er u.a. mit dem Solothurner Kunstpreis 2020 ausgezeichnet. Bei Hanser erschienen Léon und Louise (Roman, 2011), Fast ein bisschen Frühling (Roman, 2012), Skidoo (Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens, 2012), Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer (Roman, 2013), Mein Nachbar Urs (Geschichten aus der Kleinstadt, 2014), Seiltänzer (Hanser Box, 2015), Reisen im Licht der Sterne (Roman, 2015), Das Leben ist gut (Roman, 2016), Königskinder (Roman, 2018) und Susanna (Roman, 2022).
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© Ayse Yavas
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/27941
- 11. Aufl.
- Seitenzahl: 160
- Erscheinungstermin: 29. Januar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 125mm x 21mm
- Gewicht: 264g
- ISBN-13: 9783446279414
- ISBN-10: 3446279415
- Artikelnr.: 69147936
Herstellerkennzeichnung
Carl Hanser Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Angenehm zu lesen ist Alex Capus' neues Buch schon, meint Rezensentin Pia Reinacher, aber schon auch ziemlich platt. Der Autor erzählt darin, ist zu lesen, von einem Haus in der italienischen Provinz, wo er über mehrere Jahre hinweg an seinem ersten Roman schrieb. Ruhig und von Routine geprägt ist das Leben, das er dort führt, erläutert Reinacher, wobei unter anderem ein Diebstahl ein wenig Spannung in diese Existenz und auch in das Buch einträgt. Außerdem finden sich zahlreiche Passagen, fährt Reinacher fort, in denen Capus über sein Selbstverständnis als Schriftsteller und die Kontingenz von Lebensläufen doziert. Allzu originell ist das alles nicht, moniert die Rezensentin, und es bleibt sentenzenhaft, anstatt plastisch ausgeführt zu werden. Auch Capus' Gedanken über Künstler und ihre ethischen Verfehlungen kleben für Reinachers Geschmack zu eng am Zeitgeist. Seinem Publikum wird das leicht weglesbare Buch allerdings gefallen, prophezeit die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Tagediebe sind die Ofendiebe
Alex Capus beschwört in "Das kleine Haus am Sonnenhang" seine prägenden italienischen Lebensjahre herauf
Ein Roman ist dieses Buch nicht. Vielmehr eine schwerelose Plauderei über das eigene Leben, eine Geschichte über die Anfänge als Schriftsteller in italienischer Idylle, eine nostalgische Selbstvergewisserung und eine Reflexion des Schreibens. Der zweiundsechzigjährige Schweizer Schriftsteller Alex Capus hat sich schon oft als Meister des Puzzles aus Fiktion und Realität erwiesen - am bravourösesten 2011 im Roman "Léon und Louise", in dem er die dramatische Lebensgeschichte seines Großvaters im Paris während der Wirren des Zweiten Weltkriegs schildert. Das Buch wurde für den
Alex Capus beschwört in "Das kleine Haus am Sonnenhang" seine prägenden italienischen Lebensjahre herauf
Ein Roman ist dieses Buch nicht. Vielmehr eine schwerelose Plauderei über das eigene Leben, eine Geschichte über die Anfänge als Schriftsteller in italienischer Idylle, eine nostalgische Selbstvergewisserung und eine Reflexion des Schreibens. Der zweiundsechzigjährige Schweizer Schriftsteller Alex Capus hat sich schon oft als Meister des Puzzles aus Fiktion und Realität erwiesen - am bravourösesten 2011 im Roman "Léon und Louise", in dem er die dramatische Lebensgeschichte seines Großvaters im Paris während der Wirren des Zweiten Weltkriegs schildert. Das Buch wurde für den
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deutschen Buchpreis nominiert.
Auch das kommentiert Capus im neuen Buch "Das kleine Haus am Sonnenhang": die Reaktionen seiner Leser auf den früheren Roman und dass er es erst nach dem Tod seines Großvaters Léon Capus gewagt hatte, den Stoff als literarisches Material auszubeuten. "Das kleine Haus am Sonnenhang" ist allerdings ungleich leichtfüßiger, aber eben auch harmloser, "sonniger", ein Zeugnis von Lebensfreude und Harmonie, nicht ohne in manchen Passagen leicht den Kitsch zu touchieren. Man liest den Text schnell, die Sprache fließt widerstandslos dahin. Hier und dort nickt man zustimmend, nirgends ein Anlass, sich aufzuregen. Man spürt förmlich Capus' Absicht, alles hochgestochen Elitäre zu vermeiden. Es gibt keine Dramen, keine verzweifelten Konstellationen, keine menschlichen Tragödien: Alles wird gut.
Das einsame Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs im hintersten Winkel eines Seitentales bei Alba im Piemont strahlt Lebensfreude aus. Alex Capus hatte es in den Neunzigerjahren gekauft. Zehn Jahre als Journalist in der hektischen Redaktion der Schweizer Depeschenagentur im Bundesbern lagen hinter ihm. Die italienische Wahlheimat markierte eine neue Ära: seine Verwandlung zum Schriftsteller. Das alte Steinhaus mit meterdicken Bruchsteinmauern und geschwärzten Balken, einer Wohnküche mit langem Eichentisch und offenem Kamin steht auf einem Gewölbekeller, in dem aus moosiger Felswand eine Quelle sprudelt. Die Einsamkeit inmitten des alten Rebberges mit Glühwürmchen verlangsamt Capus' Leben. Sie wirft ihn auf sich selbst zurück. Anfangs ist noch Nadja dabei, seine spätere Frau und Mutter der fünf Söhne; sie reist aber bald wieder ab, es ist ihr zu langweilig geworden. Später freundet Capus sich mit den Stammgästen Giuseppe, Mauro, Roberto, Sergio und Mimmo in Pierluigis Bar im Nachbardorf an.
Fünf Jahre behält Capus das Haus und schreibt an seinem ersten Roman. Er bezeichnet das Leben als von den Menschen selbst erfundene Kausalketten, denen sie künstlich Sinn gäben, weil sie sonst die Unübersichtlichkeit des Schicksals nicht aushalten würden - kein unbedingt neuer Gedanke. Die erfundene, scheinlogische Abfolge der Ereignisse vermittele ein wenig Trost. Grimms Märchen würden nach dem gleichen Muster funktionieren, sonst könnten die Kinder am Ende nicht einschlafen. Die Literatur sei genauso konstruiert und wolle nichts anderes.
Auch der Icherzähler hasst Überraschungen; immer die gleiche Pizza Fiorentina zu essen beruhigt ihn. Als er im gleichen Zug dann gleich noch das Christentum, das Judentum, den Islam, aber auch den Marxismus als künstlich geschmiedete Kausalketten entlarvt, runzelt man ob der platten Verkürzung zum ersten Mal die Stirn. Selbst wenn man Capus' neues Buch als eine Art Poetikvorlesung verstehen wollte, würde man plastische Darstellung anstelle theoretischer Behauptungen im Pluralis Majestatis vorziehen, in denen Kausalitäten referiert werden, "denen auch wir Menschen unterworfen sind", oder Sentenzen wie: "Wir wollen nicht einsam sein" oder "Wir wollen belohnt werden für die mühselige Schufterei".
Alex Capus selbst baut drei solcher kausalen Fährten in die Geschichte ein, um ein wenig Spannung im Ereignislosen zu erzeugen. Erstens wird in der Dorfkirche der Opferstock aufgebrochen. Der zuständige Maresciallo, der gerade "Derrick" schaut, möchte das Haus erst gar nicht zu Nachforschungen verlassen. Er weiß schon, dass es Mimmi war, der Sohn des Stadtpräsidenten. Die zweite Fährte ist ein Siebenschläfer, der sich im Dachstock bemerkbar macht und alle Kabel durchfrisst, bis Capus ihn endlich erschießt. Wirklich aus der Fassung bringt den Erzähler das dritte Ereignis: Eines Morgens bemerkt er, dass über Nacht der teure Kachelofen abtransportiert wurde. Die Klischees, die Capus sich vom idyllischen Leben in der italienischen Provinz und seinen Freunden in der Bar zusammengebastelt hatte, brechen plötzlich auf. Es bleibt kein anderer Schluss, als dass ihn seine Kumpels bestohlen haben.
"Das kleine Haus am Sonnenhang" gewährt einen Blick in Capus' Schreibwerkstatt. Lange hat er mit einer Hermes Baby geschrieben. Da er die ersten Versionen jeweils mehrfach zu überarbeiten pflegte, bot sich bald das Schreiben mit einem Computer an. Eingelassen ins Buch sind immer wieder Anmerkungen zur eigenen Poetologie: dass ein Autor nur über das glaubhaft schreiben könne, was in ihm selbst liege; dass er selbst sehr selten andere porträtiere, obwohl ihm manche Leser die eigene Lebensgeschichte als Stoff antragen; dass, wenn er ausnahmsweise einmal eine reale Figur karikiere, diese es nicht bemerke, denn "der Mensch erkennt sich nicht, wie schon Sokrates sagte". Diese Allusion gehört mit zu den recht zahlreichen Sentenzen, welche die Plauderei ebenfalls offeriert.
Wie sehr man Capus' Hang zur Einfachheit nachvollziehen kann, so verblüfft ist man über manche Gemeinplätze, mit denen gleich auch noch große Kunst erklärt wird. Gewiss, dass Künstler nicht unbedingt gute Menschen sein müssen, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. In einem Rundumschlag werden Anne-Sophie Mutter, Glenn Gould, John Lennon, Anton Tschechow als "Neurotiker" entlarvt, die mit Kunst ihr Defizit kompensierten. Sie hätten eine "Meise" gehabt, die sie als Motor antrieb. Vieles von dem, was Capus über andere Künstler sagt, enthält ein Körnchen Wahrheit, kommt aber doch als Plattitüde daher: Gauguin als Sexualneurotiker, der junge Mädchen schwängerte; Musil, der Proletarierinnen mit Geld gefügig machte; Simenon wiederum, der vor allem mit Prostituierten schlief, habe zwar die Welt der Männer einfühlsam geschildert, Frauen aber in all seinen Werken ausnahmslos als Prostituierte, Heimchen am Herd oder Psychopathinnen geschildert. Alex Capus hofft auf ein künftiges Pantheon, in dem die "Sexualneurotiker" neuen Helden mit "ethischem Standard" Platz machten. Eine These, die die Insignien des moralisch verkürzten Zeitgeistes in sich trägt.
"Ich war glücklich in dem kleinen Haus", schreibt der Icherzähler Capus. Als der Opferstockdieb gefasst, der Siebenschläfer eliminiert und der Ofen verschwunden ist, ist auch das Buch beendet. Das Haus wird verkauft. Alex Capus' neues Buch offeriert für ein paar Stunden mehrheitsfähige Harmonielektüre. Es wird sich verkaufen. PIA REINACHER
Alex Capus: "Das kleine Haus am Sonnenhang".
Hanser Verlag, München 2024. 159 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auch das kommentiert Capus im neuen Buch "Das kleine Haus am Sonnenhang": die Reaktionen seiner Leser auf den früheren Roman und dass er es erst nach dem Tod seines Großvaters Léon Capus gewagt hatte, den Stoff als literarisches Material auszubeuten. "Das kleine Haus am Sonnenhang" ist allerdings ungleich leichtfüßiger, aber eben auch harmloser, "sonniger", ein Zeugnis von Lebensfreude und Harmonie, nicht ohne in manchen Passagen leicht den Kitsch zu touchieren. Man liest den Text schnell, die Sprache fließt widerstandslos dahin. Hier und dort nickt man zustimmend, nirgends ein Anlass, sich aufzuregen. Man spürt förmlich Capus' Absicht, alles hochgestochen Elitäre zu vermeiden. Es gibt keine Dramen, keine verzweifelten Konstellationen, keine menschlichen Tragödien: Alles wird gut.
Das einsame Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs im hintersten Winkel eines Seitentales bei Alba im Piemont strahlt Lebensfreude aus. Alex Capus hatte es in den Neunzigerjahren gekauft. Zehn Jahre als Journalist in der hektischen Redaktion der Schweizer Depeschenagentur im Bundesbern lagen hinter ihm. Die italienische Wahlheimat markierte eine neue Ära: seine Verwandlung zum Schriftsteller. Das alte Steinhaus mit meterdicken Bruchsteinmauern und geschwärzten Balken, einer Wohnküche mit langem Eichentisch und offenem Kamin steht auf einem Gewölbekeller, in dem aus moosiger Felswand eine Quelle sprudelt. Die Einsamkeit inmitten des alten Rebberges mit Glühwürmchen verlangsamt Capus' Leben. Sie wirft ihn auf sich selbst zurück. Anfangs ist noch Nadja dabei, seine spätere Frau und Mutter der fünf Söhne; sie reist aber bald wieder ab, es ist ihr zu langweilig geworden. Später freundet Capus sich mit den Stammgästen Giuseppe, Mauro, Roberto, Sergio und Mimmo in Pierluigis Bar im Nachbardorf an.
Fünf Jahre behält Capus das Haus und schreibt an seinem ersten Roman. Er bezeichnet das Leben als von den Menschen selbst erfundene Kausalketten, denen sie künstlich Sinn gäben, weil sie sonst die Unübersichtlichkeit des Schicksals nicht aushalten würden - kein unbedingt neuer Gedanke. Die erfundene, scheinlogische Abfolge der Ereignisse vermittele ein wenig Trost. Grimms Märchen würden nach dem gleichen Muster funktionieren, sonst könnten die Kinder am Ende nicht einschlafen. Die Literatur sei genauso konstruiert und wolle nichts anderes.
Auch der Icherzähler hasst Überraschungen; immer die gleiche Pizza Fiorentina zu essen beruhigt ihn. Als er im gleichen Zug dann gleich noch das Christentum, das Judentum, den Islam, aber auch den Marxismus als künstlich geschmiedete Kausalketten entlarvt, runzelt man ob der platten Verkürzung zum ersten Mal die Stirn. Selbst wenn man Capus' neues Buch als eine Art Poetikvorlesung verstehen wollte, würde man plastische Darstellung anstelle theoretischer Behauptungen im Pluralis Majestatis vorziehen, in denen Kausalitäten referiert werden, "denen auch wir Menschen unterworfen sind", oder Sentenzen wie: "Wir wollen nicht einsam sein" oder "Wir wollen belohnt werden für die mühselige Schufterei".
Alex Capus selbst baut drei solcher kausalen Fährten in die Geschichte ein, um ein wenig Spannung im Ereignislosen zu erzeugen. Erstens wird in der Dorfkirche der Opferstock aufgebrochen. Der zuständige Maresciallo, der gerade "Derrick" schaut, möchte das Haus erst gar nicht zu Nachforschungen verlassen. Er weiß schon, dass es Mimmi war, der Sohn des Stadtpräsidenten. Die zweite Fährte ist ein Siebenschläfer, der sich im Dachstock bemerkbar macht und alle Kabel durchfrisst, bis Capus ihn endlich erschießt. Wirklich aus der Fassung bringt den Erzähler das dritte Ereignis: Eines Morgens bemerkt er, dass über Nacht der teure Kachelofen abtransportiert wurde. Die Klischees, die Capus sich vom idyllischen Leben in der italienischen Provinz und seinen Freunden in der Bar zusammengebastelt hatte, brechen plötzlich auf. Es bleibt kein anderer Schluss, als dass ihn seine Kumpels bestohlen haben.
"Das kleine Haus am Sonnenhang" gewährt einen Blick in Capus' Schreibwerkstatt. Lange hat er mit einer Hermes Baby geschrieben. Da er die ersten Versionen jeweils mehrfach zu überarbeiten pflegte, bot sich bald das Schreiben mit einem Computer an. Eingelassen ins Buch sind immer wieder Anmerkungen zur eigenen Poetologie: dass ein Autor nur über das glaubhaft schreiben könne, was in ihm selbst liege; dass er selbst sehr selten andere porträtiere, obwohl ihm manche Leser die eigene Lebensgeschichte als Stoff antragen; dass, wenn er ausnahmsweise einmal eine reale Figur karikiere, diese es nicht bemerke, denn "der Mensch erkennt sich nicht, wie schon Sokrates sagte". Diese Allusion gehört mit zu den recht zahlreichen Sentenzen, welche die Plauderei ebenfalls offeriert.
Wie sehr man Capus' Hang zur Einfachheit nachvollziehen kann, so verblüfft ist man über manche Gemeinplätze, mit denen gleich auch noch große Kunst erklärt wird. Gewiss, dass Künstler nicht unbedingt gute Menschen sein müssen, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. In einem Rundumschlag werden Anne-Sophie Mutter, Glenn Gould, John Lennon, Anton Tschechow als "Neurotiker" entlarvt, die mit Kunst ihr Defizit kompensierten. Sie hätten eine "Meise" gehabt, die sie als Motor antrieb. Vieles von dem, was Capus über andere Künstler sagt, enthält ein Körnchen Wahrheit, kommt aber doch als Plattitüde daher: Gauguin als Sexualneurotiker, der junge Mädchen schwängerte; Musil, der Proletarierinnen mit Geld gefügig machte; Simenon wiederum, der vor allem mit Prostituierten schlief, habe zwar die Welt der Männer einfühlsam geschildert, Frauen aber in all seinen Werken ausnahmslos als Prostituierte, Heimchen am Herd oder Psychopathinnen geschildert. Alex Capus hofft auf ein künftiges Pantheon, in dem die "Sexualneurotiker" neuen Helden mit "ethischem Standard" Platz machten. Eine These, die die Insignien des moralisch verkürzten Zeitgeistes in sich trägt.
"Ich war glücklich in dem kleinen Haus", schreibt der Icherzähler Capus. Als der Opferstockdieb gefasst, der Siebenschläfer eliminiert und der Ofen verschwunden ist, ist auch das Buch beendet. Das Haus wird verkauft. Alex Capus' neues Buch offeriert für ein paar Stunden mehrheitsfähige Harmonielektüre. Es wird sich verkaufen. PIA REINACHER
Alex Capus: "Das kleine Haus am Sonnenhang".
Hanser Verlag, München 2024. 159 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eine amüsante Lektüre... Capus-Fans werden die literarische Selbstauskunft mit eingestreuten Anekdoten gern lesen, und wer Capus' schlicht-eleganten Mosaike aus Fragmenten historischer Wahrheit und gut erfundener Geschichten noch nicht kennt, kann das Werk mit diesem schmalen Band entdecken." Karin S. Wozonig, Die Presse, 10.03.24 "Ein feiner, heiterer und oft sehr lustiger Versuch der poetischen Weltaneignung ... Capus besitzt den Mut zum unverstellten Schreiben, seine Wahrheiten kommen trotzig, aber am Ende versöhnlich daher." Hilmar Klute, SZ Online, 05.02.24 "Hier schreibt einer, der sehr genau Bescheid weiß und sein Wissen in einen vergnüglichen Pastiche verwandelt... Und schließlich formt er daraus einen luftig-leichten Text... Ein
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kleines Kunststück eben." Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 30.01.24 "Capus ist ein Meister der pointierten, präzisen und doch wie hingetupft wirkenden Beschreibung ... Es ist erstaunlich, wie es ihm gelingt, die verschiedenen Ebenen zu verbinden - die Alltagsgeschichten aus dem Dorf mit den ebenso unterhaltsamen wie erhellenden Gedanken über sein Schreiben und das, was ihm im Kern am wichtigsten zu sein scheint: die Liebe und das Leben." Katja Weise, NDR Kultur, 29.01.24 "Auf sehr leicht lesbare Weise, in der Art eines Feuilletons, jubelt dieses Buch seiner Leserschaft eine ganze Menge Überlegenswertes zum Leben und zum Schreiben unter, verbindet autofiktionales Erzählen mit einer kleinen, vielleicht gar nicht mal so kleinen Poetik." Julia Schröder, SWR2 lesenswert, 28.01.24
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»Alex Capus bricht auf – und wir freuen uns auf weitere Geschichten von ihm.«
Ich mag Bücher von Alex Capus einfach total gerne, weil er eine wunderschöne Art hat, Geschichten zu erzählen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben. In „das kleine Haus am Sonnenhang“ erzählt er nun eine Geschichte mit persönlichem Bezug, einen kleinen …
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Ich mag Bücher von Alex Capus einfach total gerne, weil er eine wunderschöne Art hat, Geschichten zu erzählen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben. In „das kleine Haus am Sonnenhang“ erzählt er nun eine Geschichte mit persönlichem Bezug, einen kleinen Auszug aus seinem Leben. Sehr sehr schön, besser kann ichs eigentlich nicht beschreiben.
Zum Inhalt: die 90er in einem kleinen Dorf in Italien- der angehende Schriftsteller Alex und eine Freundin, die Jurastudentin Norah bringen ihrer Sommer in der trägen Einsamkeit der italienischen Provinz. Sie laden Freunde ein, verleben illustre Tage und wenn der Herbst naht, bleibt Alex allein zurück um zu Schreiben. Und um das Dorfleben in sich aufzunehmen
Capus erzählt wunderbar sympathisch und bildhaft in kleinen Episoden aus seiner Erinnerung. Dabei wirkt er sehr nahbar und bringt das Leben in der italienischen Provinz sehr authentisch rüber, sodass ich das kleine Dorf, die Kneipe und deren Stammkundschaft plastisch vor Augen hatte. Die Geschichten bestechen durch ihre Alltäglichkeit die im gegebenen Kontext trotzdem etwas besonderes hat. Am liebsten wäre man selbst dabei, bei den illustren Partys im sommerlichen Garten des kleines Hauses und der Melancholie einsamer Stunden im darauffolgenden Winter
Die Kapitel sind kurz angelegt und sehr angenehm zu lesen. Zwischen den einzelnen Geschichten liegen unterschiedlich lange Zeitintervalle, manche bauen aufeinander auf, andere stehen für sich allein. Aber sie alle verbindet das ländliche Setting und unser Autor als Protagonist. Ich finde das Buch und die enthaltenen Erzählungen einfach schön. Teils ulkig anmutende Begebenheiten, die einen aus dem eigenen Alltag entführen.
Wer einen in sich geschlossenen Roman erwartet, der wird hier nicht fündig, wer sich aber in kleinen Anekdoten in das Italien einer anderen versetzen lassen will, der ist hier genau richtig. Irgendwo zwischen der Nostalgie des in Erinnerungen Schwelgens und der Poesie der kleinen, alltäglichen Momente ist dies ein unterhaltsames, charmantes Buch.
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Erinnerungen
Zum Inhalt:
Alex Capus denkt an eine Zeit in zurück, als er - noch nicht verheiratet und vor seinem ersten Buch - ein kleines Haus in den italienischen Bergen besaß.
Mein Eindruck:
Ein bisschen wehmütig wird einem schon, wenn man Capus lauscht, - denn so …
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Erinnerungen
Zum Inhalt:
Alex Capus denkt an eine Zeit in zurück, als er - noch nicht verheiratet und vor seinem ersten Buch - ein kleines Haus in den italienischen Bergen besaß.
Mein Eindruck:
Ein bisschen wehmütig wird einem schon, wenn man Capus lauscht, - denn so fühlt es sich an. Als ob ein älterer Verwandter von seiner Jugend erzählt und man sitzt staunend daneben. Kerzen auf dem Tisch, Lagerfeuer inmitten von Zelten. Herrlich unaufgeregt und nahbar sieht man seine Weggefährten praktisch vor dem geistigen Auge. Falls es also keinen echten Erinnerungen sein sollten, hat Capus den Ton solcher Erzählungen perfekt getroffen. Zwar gibt es keine Höhepunkte, aber das Leben ist einfach ein langer, stetiger Fluss und manchmal benötigt man genau so eine Geschichte. Ohne große Tiefen ohne spektakuläre Höhen, aber echt und ein bisschen lustig, ein bisschen traurig.
Mein Fazit:
Schön und leider zu schnell vorbei
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Gleich vorneweg: ich liebe Capus‘ Bücher, allesamt. Er pickt sich einzelne historische Figuren aus der Fülle der Zeit heraus und spürt ihrem Lebenslauf nach, den er dann verdichtet und sprachlich reduziert literarisiert. Diese Figuren sind meistens Randfiguren der …
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Gleich vorneweg: ich liebe Capus‘ Bücher, allesamt. Er pickt sich einzelne historische Figuren aus der Fülle der Zeit heraus und spürt ihrem Lebenslauf nach, den er dann verdichtet und sprachlich reduziert literarisiert. Diese Figuren sind meistens Randfiguren der Weltgeschichte, es sind Abenteurer, Quertreiber und eher kleine Leute, die aber auf ihre Weise am großen Rad der Geschichte mitdrehen. Immer wieder merkt man die peniblen Recherchen des Autors, seine Figuren haben Leben, und Capus holt die Ereignisse über teilweise Jahrhunderte hinweg an unsere Zeit heran.
In diesem Buch nun erzählt er von sich selber. Als junger Mensch kauft er für „fast kein Geld“ ein kleines Haus im Piemont, an einem Sonnenhang gelegen, gegenüber einem kleinen Dorf. Dieses kleine Haus wird für ihn ein Refugium, er lebt dort mit seiner Freundin und späteren Frau, er lernt die Sprache und er schreibt dort seinen ersten Roman – auf einer altmodischen Schreibmaschine.
Und so erfahren wir viel über sein Leben als Schriftsteller, seine Arbeitsweise und z. B. seine herzerfrischende Art, mit Schreibhemmungen umzugehen. Die machen ihm keine Sorgen: er hackt Holz oder sucht sich sonst eine Arbeit, die auch erledigt werden muss, und irgendwann fließen die Worte wieder. Sehr amüsant sind auch seine Überlegungen zum Ende eines Romans, denn „wenn man zu lange dabeibleibt, sind am Schluss immer alle tot.“
Capus ist ein genügsamer Mensch. Ihn quält keine Suche nach dem noch Schöneren, und so reicht ihm das kleine Glück in dem Haus am Sonnenhang. Er ist zufrieden mit der Bar im nahegelegenen Ort, die er täglich besucht, er ist zufrieden mit den Bar-Gästen, mit denen er sich anfreundet, er ist zufrieden mit dem alten Fahrrad, das ihn täglich in die Bar bringt. Er ist auch zufrieden mit dem Haus und arrangiert sich mit seinen Nachteilen.
Sein stilles Glück bekommt allerdings einen schmerzhaften Kratzer, als ihm sein Kachelofen gestohlen wird und er erkennen muss, dass es nur einer seiner Freunde aus der Bar gewesen sein kann. „Freunde“? Sprachlich sehr schön beschreibt er diese Erkenntnis, und dem Leser wird klar, dass hier ein Bruch erfolgt und Capus sein stilles Glück am Sonnenhang verlassen wird.
Man wünscht ihm, dass er irgendwo anders ein neues, dauerhaftes finden wird!
Lese-Empfehlung!
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Eine unendliche Folge von Kausalketten
Das neue Buch mit dem ironisch kitschigen Titel «Das kleine Haus am Sonnenhang» von Alex Capus ist kein Roman, sondern ein Memoir, also ein in Ich-Form erzähltes, autobiografisches Sachbuch, das von einem entscheidenden Abschnitt im Leben …
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Eine unendliche Folge von Kausalketten
Das neue Buch mit dem ironisch kitschigen Titel «Das kleine Haus am Sonnenhang» von Alex Capus ist kein Roman, sondern ein Memoir, also ein in Ich-Form erzähltes, autobiografisches Sachbuch, das von einem entscheidenden Abschnitt im Leben des Autors berichtet. Nach zehn Jahren als Journalist hatte sich der angehende Schriftsteller das titelgebende Haus im Piemont gekauft, um in diesem idyllisch gelegenen Refugium seinen ersten Roman zu schreiben. Dieser Schreibprozess bildet die Hauptthematik dieses poetologischen Essays, das sich sehr ausführlich und aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Voraussetzungen und Nebenbedingungen des literarischen Schaffensprozesses auseinandersetzt.
Zeitlich in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts angesiedelt, erzählt der Autor, wie er damals ‹für kleine Münze› ein uraltes Steinhaus an einem steilen Hang gekauft hat. Es war einsam an einem Weinberg gelegen, von der Strada provinciale und dem Dorf nur durch einen im Sommer fast ausgetrockneten Bach erreichbar, der ideale Rückzugsort für ihn und seine Freundin und spätere Ehefrau. Über die damaligen Zeiten schreibt er, dass in den Bars noch geraucht wurde was das Zeug hielt, und an den Tankstellen wurde noch bedient, samt Öl kontrollieren, Reifendruck messen und Scheiben putzen. Eine entschleunigte Umgebung, die seinem Naturell als in sich ruhender Mensch ideal entgegenkam. Ihm reichte als Abwechslung von der Arbeit an seinem Roman und am Haus der regelmäßige Besuch einer wahrhaft trostlosen Bar, in der er mit der Zeit dann sogar Freunde fand und meist auch einen Gesprächspartner. Stammgäste der Bar waren immer die gleichen fünf Männer, die hier jeden Tag anzutreffen waren, immer an ihrem jeweiligen Stammplatz. Wunderbar stimmig erfasst Alex Capus das Lokalkolorit, indem er zum Beispiel beschreibt, dass die karge, wenig einladende Bar, wie überall in Italien, von Neonleuchten grell beleuchtet wurde, von Gemütlichkeit also keine Spur. Eine defekte, ständig blinkende Neonröhre wurde monatelang nicht ausgetauscht, und niemand störte sich daran. Als Deutscher, der fünfzehn Jahre in Italien gelebt hat, kann ich all das nur bestätigen, er schildert genau beobachtend die Italiener mit all ihren Gewohnheiten und Marotten. Zum Thema Katholizismus merkt er an, Mann und Frau würden sich dort in kirchlichen Dingen, «Gott sei’s gedankt», fast überall derselben «vernunftbegabten Gleichgültigkeit» befleißigen.
Alex Capus schrieb sein Manuskript auf einer mechanischen Schreibmaschine, Computer und Internet kamen erst später, was Korrekturen an seinem Text sehr schwierig machte und ihn dazu zwang, äußerst konzentriert zu arbeiten. Für ihn sei Schreiben ein der Büroarbeit ähnlicher Prozess, den er in jeweils einem vorgeplanten Zeitraum regelrecht absolvierte, hat er dazu angemerkt. Was mich doch sehr an Thomas Mann erinnert, der regelmäßig vormittags, quasi nach der Uhr, gearbeitet hat, worauf seine Familie unbedingt Rücksicht zu nehmen hatte. Es wimmelt geradezu von literarischen Verweisen und Zitaten in diesem Memoir, viele Klassiker werden da als Beleg für all die Thesen zum literarischen Schreiben herangezogen.
Augenscheinlich seinem Naturell der Gelassenheit entsprechend, philosophiert Alex Capus auch munter über das menschliche Dasein, das er als nicht terminiert beschreibt. Für ihn bestimmend sei vielmehr eine unendliche Folge von Kausalketten, die er in gleicher Weise auch in der Natur als alleinige Wirkkräfte definiert. Sehr ausführlich widmet sich der Autor seinem Selbstverständnis als Schriftsteller, und ganz allgemein auch den Vorbedingungen für künstlerisches Schaffen. Es bleibt dabei nicht aus, dass diese Thesen aus dem Bereich der Philosophie teilweise zu deutlichem Widerspruch herausfordern, andererseits aber natürlich immer wieder auch Anstöße zu eigenem Denken geben. Den Lesegenuss bewirkt hauptsächlich der ironische, amüsante Stil, in dem da so locker erzählt wird, man kommt aus dem Schmunzeln kaum heraus und wird gut unterhalten, - Philosophie hin oder her!
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