Thomas Willmann
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Das finstere Tal
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Die Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts, kurz vor Winterbeginn. Ein Fremder kommt in ein einsam gelegenes Hochtal. Er sei Maler und suche Quartier. Die Bewohner sind misstrauisch, lassen sich aber von seinem Gold überzeugen. Der erste Schnee schneidet das Tal von der Außenwelt ab. Das Leben im Dorf kommt zur Ruhe, man hat sich an den Fremden gewöhnt. Doch dann gibt es den ersten Toten, bald darauf einen zweiten. Eine dramatische Geschichte von Liebe und Hass, Schuld und Vergeltung nimmt ihren Lauf.
Thomas Willmann, Jahrgang 1969, lebt als freier Kulturjournalist, Autor und Übersetzer in München. Sein erster Roman, Das finstere Tal, machte international Furore und wurde mit Sam Riley, Tobias Moretti und Paula Beer verfilmt.
Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch 28368
- Verlag: Ullstein TB
- 13. Aufl.
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 10. Oktober 2011
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 121mm x 30mm
- Gewicht: 301g
- ISBN-13: 9783548283685
- ISBN-10: 3548283683
- Artikelnr.: 33377942
Herstellerkennzeichnung
Ullstein-Taschenbuch-Verlag
Friedrichstr. 126
10117 Berlin
www.ullstein.de
+49 (030) 23456-300
»Deutsches Gebirgstal/Wilder Westen: Greider dringt in das abgelegene Hochtal vor, wo die Brenners mächtig sind. Den Winter über malt er ein Gruppenbild. Am Ende werden alle Porträtierten tot sein. Eine Gewaltgeschichte - jedes Komma 19. Jahrhundert. Alpin-Western und Blutheimat-Roman. Tolles Stück.« KRIMI-BESTENLISTE 2010 / Die 10 besten Krimis des Jahres, Urteil der Jury »Thomas Willmanns Debüt bewältigt meisterhaft Genres und Stile. Und eine überaus raffinierte Geschichte erzählt es auch.... Willmann spielt mit klassischen Heimat- und Westernbildern - und richtet sie dann gegen sich selbst. Diese Alpengeschichte lebt von der Stilisierung ihrer Figuren, von einem Hauch Ironie, ohne komödiantisch zu werden. Was vielleicht das
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Faszinierendste ist: Sie beantwortet den Heimatmythos ihrerseits mit einem Mythos, der sich vom Größenwahn seines Helden nährt. Das ist durchaus tollkühn und bewusst überhöht erzählt. Insgesamt hat Thomas Willmann seine Geschichte so gut im Griff wie Howard Hawks einen Western.« FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, Anja Hirsch »Ein altmodisches Buch mit saftiger Sprache, vielen Naturbeschreibungen, einem offensiven Umgang mit Klischees und einem fulminanten Showdown.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 21.9.2010, Egbert Tholl»Das Bestechende an Willmanns Roman ist die bedrohliche Atmosphäre, die sich wie ein Gewitter zusammen¬braut und schließlich in einem so spektakulären wie verstörenden Showdown mündet.« KulturSPIEGEL, Christoph Schröder »Eine Art Anti-Heimatroman - rau, düster, atmosphärisch dicht.« FOCUS, Jobst-Ulrich Brand »Die Sprache ist von urtümlicher Kraft, die Konstruktion raffiniert, der hämmernd inszenierte Showdown ohne Gnade.« STERN, Helge Hopp »Das Wunder des deutschsprachigen Krimis bringt so wunderbare Bücher hervor wie 'Das finstere Tal' von Thomas Willmann. Ein Krimi, der im 19. Jahrhundert spielt. Der Autor bedankt sich in der Danksagung bei seinen zwei Hausheiligen, Ludwig Ganghofer und Sergio Leone. Und genau so liest es sich, als hätten die beiden zusammen einen Roman verfasst. Eine finstere Rachegeschichte, man muss das Buch im Grunde so halten, dass das Blut nicht heraustrieft.« DENNIS SCHECK
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High Noon in dunkler Heimat
Wenn sich Kafka mit Howard Hawks ein Buch ausdenken würde - das könnte es sein: Thomas Willmanns Debüt bewältigt meisterhaft Genres und Stile von Western bis Heimatroman. Und eine überaus raffinierte Geschichte erzählt es auch.
Zunächst heißt er nur "der Fremde". Wir sehen ihn auf einem Maultier in die Berge reiten. Bis Mittag will er sein Ziel erreichen, ein Dorf im Hochtal, von dem kaum jemand weiß. Ein Bild auf Großleinwand: Wie ein Westernheld schreitet er durch einen schmalen Felsenkessel ein, gehüllt in einen hellen Staubmantel, dazu ein Paar ausgetretene Lederstiefel. Thomas Willmanns Debüt "Das finstere Tal" startet geradezu cinemaskopisch. Im Hintergrund wäre Musik vorstellbar -
Wenn sich Kafka mit Howard Hawks ein Buch ausdenken würde - das könnte es sein: Thomas Willmanns Debüt bewältigt meisterhaft Genres und Stile von Western bis Heimatroman. Und eine überaus raffinierte Geschichte erzählt es auch.
Zunächst heißt er nur "der Fremde". Wir sehen ihn auf einem Maultier in die Berge reiten. Bis Mittag will er sein Ziel erreichen, ein Dorf im Hochtal, von dem kaum jemand weiß. Ein Bild auf Großleinwand: Wie ein Westernheld schreitet er durch einen schmalen Felsenkessel ein, gehüllt in einen hellen Staubmantel, dazu ein Paar ausgetretene Lederstiefel. Thomas Willmanns Debüt "Das finstere Tal" startet geradezu cinemaskopisch. Im Hintergrund wäre Musik vorstellbar -
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umschmeichelnd, bedrohlich. Oder auch nur Geräusche, welche die kühle Bergstille durchbrechen: Schnauben, Atmen, unregelmäßiges Traben. Willmann, 1969 in München geboren, Kulturjournalist und Dozent, liebt Western und Filmmusik. Aus der Leidenschaft ist ihm jetzt eine Prosa erwachsen, die bis zum Schluss fesselt. Sie wirkt wie filmisch inszeniert, "Spiel mir das Lied vom Tod" gekreuzt mit dem zwiespältigen Flair, den alte Heimatromane verströmen. Aus Letzteren hat Willmann die liebliche Fadenscheinigkeit jenes Dorfes destilliert, das der Fremde aufsucht. Doch merkt man bald, dass die geschlossene Ordnung trügt.
Die Geschichte spielt in den Alpen. Satz für Satz nimmt man von der malerischen Gegend Besitz. Sinnlich dringt Natur in diesen Text; die Luft, "gläsern bis zum Horizont, fährt mit metallischem Geruch in die Nase". Mit ihr atmet man alte Zeit, vielleicht 19. Jahrhundert. Die Sprache knarzt wie altes Gebälk und ist doch von großzügiger Leichtigkeit. Sie führt geradewegs in die eisige Kälte dieses Hochtals, hinein in jenes finstere Dorf. Im Kern, das spürt man früh, fault es; vermutlich schon seit Jahrzehnten. Ebendeshalb wird jeder Fremde hier misstrauisch beäugt. Die Mentalität der Menschen hat sich seit Generationen ins Land gefräst. Die Siedlung hat etwas "trutzig Gedrängtes", die Höfe liegen in "träger Pracht", die Haut der Bewohner ist "ledrig", die Hände "schwielig und sehnig". Die Körper der Männer, denen der Fremde zuerst begegnet, spannen sich, "wie zum Sprung bereit". Was will der Mann in diesem Dorf?
Der Fremde ist ein literarischer Topos mit Tradition. Seine Wirkung steht und fällt mit dem perspektivischen Spiel, das der Autor zu entfachen weiß, und bestenfalls gelingt es dann - wie hier - das Fremde in uns selbst zu berühren. Willmann vertraut personalem Erzählen. Er weiß den Blick des Lesers in eine Pendelbewegung zu versetzen. Und so lässt er uns erst mal im Ungewissen. Wir starren neugierig durchs Wirtshausfenster, um den Fremden, der sich als Landschaftsmaler ausgibt und gut fürs Quartier zahlt, in Augenschein zu nehmen. Und wir betrachten umgekehrt mit Greider, wie der Fremde inzwischen heißt, die Dorfbewohner. Schnell erkennt er das Zentrum der Macht, den herrischen Brenner-Bauern mit seinen sechs Söhnen. Lange nährt sich diese geduldig erzählte Prosa aus dem Schweigen, das die Fronten trennt. Wenn Worte fallen, dann karg und bestimmt. ",Grüß dich.' ,Grüß euch', antwortete der Neuankömmling, mit einem langsamen, unbeugsamen Blick durch das Halbrund. ,Bist fremd hier.'"
Allmählich aber wechseln Tempo und Dramaturgie. Greider, untergebracht bei einer Witwe und deren heiratsfähiger Tochter, sichtet die Region mit Skizzenblock in immer größeren Maßstäben. Unauffällig studiert er minutiös Mensch und Land. So gehen die Tage dahin. Es fällt der erste Schnee. Er schneidet dem im Dorfe mittlerweile geduldeten Fremden den Rückweg ab, was ihm allerdings nicht zu missfallen scheint. Da kommt es zu mysteriösen Todesfällen. Beim ersten Brennersohn glaubt man noch an einen Unfall bei Baumarbeiten. Dann wird der zweite Brennersohn tot gefunden.
Willmann legt keine leichte Fährte zu Täter und Motiv. Vielmehr führt er die Blicke des Lesers zunächst verwirrend durchs Tal. Diese verengenden und erweiternden Kamerafahrten sind der eigentliche Trumpf des Romans. Mal sieht man den Fremden am Horizont reiten; dann wieder in Großaufnahme herangezoomt, wie er das Gesicht des ersten Toten betrachtet und dessen entstellte Züge mit grausamer Sorgfalt aufs Blatt überträgt. Weiterhin bleibt man unschlüssig über Greiders Charakter, ertappt sich dabei, wie die Sympathien wechseln. Im Dorf läuft das Leben im Takt des Kirchenjahrs - bis weitere Vorfälle den Reigen stören.
Hinter der Choreographie erkennt man in Willmann den augenzwinkernden Regisseur, der seine Vorbilder kennt und schätzt. "Das finstere Tal" ist ein dreischichtiges Gewebe aus Western-, Heimat- und Naturroman. Jedes Element wird ein wenig überzeichnet, nur eben so viel, dass man die Idiome erkennt, aber nicht aus der dunkel gespannten Atmosphäre herausgeworfen wird. Willmann arbeitet mit Rückblenden, um die Verbindung Greiders zum Dorf zu erklären. Tatsächlich erweist dieser sich als Träger einer Bürde - Retter und Rächer in einer Person.
Wie vor langer Zeit Hans Lebert in seinem Roman "Die Wolfshaut" (1960), wie Gert Loschütz wieder ganz anders in "Die Bedrohung" (2006), auch wie Andrea Maria Schenkel zuletzt in "Tannöd" (2006), setzt "Das finstere Tal" auf die Bannkraft archaischer, eingewachsener Strukturen. Wie dort entfacht, wer daran rüttelt, schließlich einen gewaltigen Steinschlag.
Willmann leitet die davon ausgehenden Wogen in ein furioses Endszenario. Dazwischen schiebt er mit Lust sentimentale Hochzeitsvorbereitungen oder die dominante Predigt des Dorfpfarrers, vor dem die Gemeinde resigniert duckt. Thema: das Recht der ersten Nacht. Die schlichte Idylle zerfällt angesichts immer tieferer Einblicke in kollektiv gebilligte Brutalität. Willmann erzählt, wie erst der Blick von außen die nicht komplett vereinnahmte Sicht handlungsfähig macht.
Und während sich so der Pfad durch diesen Roman lichtet, erhält der Genremix sein Recht. Willmann spielt mit klassischen Heimat- und Westernbildern - und richtet sie dann gegen sich selbst. Diese Alpengeschichte lebt von der Stilisierung ihrer Figuren, von einem Hauch Ironie, ohne komödiantisch zu werden. Was vielleicht das Faszinierendste ist: Sie beantwortet den Heimatmythos ihrerseits mit einem Mythos, der sich vom Größenwahn seines Helden nährt. Das ist durchaus tollkühn und bewusst überhöht erzählt. Manchmal entgleitet dem Autor etwas die Rhetorik, und er wagt erzählerisch ein paar Umdrehungen (Adjektivgeröll!) zu viel. Insgesamt aber hat er seine Geschichte so gut im Griff wie Howard Hawks einen Western.
ANJA HIRSCH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Geschichte spielt in den Alpen. Satz für Satz nimmt man von der malerischen Gegend Besitz. Sinnlich dringt Natur in diesen Text; die Luft, "gläsern bis zum Horizont, fährt mit metallischem Geruch in die Nase". Mit ihr atmet man alte Zeit, vielleicht 19. Jahrhundert. Die Sprache knarzt wie altes Gebälk und ist doch von großzügiger Leichtigkeit. Sie führt geradewegs in die eisige Kälte dieses Hochtals, hinein in jenes finstere Dorf. Im Kern, das spürt man früh, fault es; vermutlich schon seit Jahrzehnten. Ebendeshalb wird jeder Fremde hier misstrauisch beäugt. Die Mentalität der Menschen hat sich seit Generationen ins Land gefräst. Die Siedlung hat etwas "trutzig Gedrängtes", die Höfe liegen in "träger Pracht", die Haut der Bewohner ist "ledrig", die Hände "schwielig und sehnig". Die Körper der Männer, denen der Fremde zuerst begegnet, spannen sich, "wie zum Sprung bereit". Was will der Mann in diesem Dorf?
Der Fremde ist ein literarischer Topos mit Tradition. Seine Wirkung steht und fällt mit dem perspektivischen Spiel, das der Autor zu entfachen weiß, und bestenfalls gelingt es dann - wie hier - das Fremde in uns selbst zu berühren. Willmann vertraut personalem Erzählen. Er weiß den Blick des Lesers in eine Pendelbewegung zu versetzen. Und so lässt er uns erst mal im Ungewissen. Wir starren neugierig durchs Wirtshausfenster, um den Fremden, der sich als Landschaftsmaler ausgibt und gut fürs Quartier zahlt, in Augenschein zu nehmen. Und wir betrachten umgekehrt mit Greider, wie der Fremde inzwischen heißt, die Dorfbewohner. Schnell erkennt er das Zentrum der Macht, den herrischen Brenner-Bauern mit seinen sechs Söhnen. Lange nährt sich diese geduldig erzählte Prosa aus dem Schweigen, das die Fronten trennt. Wenn Worte fallen, dann karg und bestimmt. ",Grüß dich.' ,Grüß euch', antwortete der Neuankömmling, mit einem langsamen, unbeugsamen Blick durch das Halbrund. ,Bist fremd hier.'"
Allmählich aber wechseln Tempo und Dramaturgie. Greider, untergebracht bei einer Witwe und deren heiratsfähiger Tochter, sichtet die Region mit Skizzenblock in immer größeren Maßstäben. Unauffällig studiert er minutiös Mensch und Land. So gehen die Tage dahin. Es fällt der erste Schnee. Er schneidet dem im Dorfe mittlerweile geduldeten Fremden den Rückweg ab, was ihm allerdings nicht zu missfallen scheint. Da kommt es zu mysteriösen Todesfällen. Beim ersten Brennersohn glaubt man noch an einen Unfall bei Baumarbeiten. Dann wird der zweite Brennersohn tot gefunden.
Willmann legt keine leichte Fährte zu Täter und Motiv. Vielmehr führt er die Blicke des Lesers zunächst verwirrend durchs Tal. Diese verengenden und erweiternden Kamerafahrten sind der eigentliche Trumpf des Romans. Mal sieht man den Fremden am Horizont reiten; dann wieder in Großaufnahme herangezoomt, wie er das Gesicht des ersten Toten betrachtet und dessen entstellte Züge mit grausamer Sorgfalt aufs Blatt überträgt. Weiterhin bleibt man unschlüssig über Greiders Charakter, ertappt sich dabei, wie die Sympathien wechseln. Im Dorf läuft das Leben im Takt des Kirchenjahrs - bis weitere Vorfälle den Reigen stören.
Hinter der Choreographie erkennt man in Willmann den augenzwinkernden Regisseur, der seine Vorbilder kennt und schätzt. "Das finstere Tal" ist ein dreischichtiges Gewebe aus Western-, Heimat- und Naturroman. Jedes Element wird ein wenig überzeichnet, nur eben so viel, dass man die Idiome erkennt, aber nicht aus der dunkel gespannten Atmosphäre herausgeworfen wird. Willmann arbeitet mit Rückblenden, um die Verbindung Greiders zum Dorf zu erklären. Tatsächlich erweist dieser sich als Träger einer Bürde - Retter und Rächer in einer Person.
Wie vor langer Zeit Hans Lebert in seinem Roman "Die Wolfshaut" (1960), wie Gert Loschütz wieder ganz anders in "Die Bedrohung" (2006), auch wie Andrea Maria Schenkel zuletzt in "Tannöd" (2006), setzt "Das finstere Tal" auf die Bannkraft archaischer, eingewachsener Strukturen. Wie dort entfacht, wer daran rüttelt, schließlich einen gewaltigen Steinschlag.
Willmann leitet die davon ausgehenden Wogen in ein furioses Endszenario. Dazwischen schiebt er mit Lust sentimentale Hochzeitsvorbereitungen oder die dominante Predigt des Dorfpfarrers, vor dem die Gemeinde resigniert duckt. Thema: das Recht der ersten Nacht. Die schlichte Idylle zerfällt angesichts immer tieferer Einblicke in kollektiv gebilligte Brutalität. Willmann erzählt, wie erst der Blick von außen die nicht komplett vereinnahmte Sicht handlungsfähig macht.
Und während sich so der Pfad durch diesen Roman lichtet, erhält der Genremix sein Recht. Willmann spielt mit klassischen Heimat- und Westernbildern - und richtet sie dann gegen sich selbst. Diese Alpengeschichte lebt von der Stilisierung ihrer Figuren, von einem Hauch Ironie, ohne komödiantisch zu werden. Was vielleicht das Faszinierendste ist: Sie beantwortet den Heimatmythos ihrerseits mit einem Mythos, der sich vom Größenwahn seines Helden nährt. Das ist durchaus tollkühn und bewusst überhöht erzählt. Manchmal entgleitet dem Autor etwas die Rhetorik, und er wagt erzählerisch ein paar Umdrehungen (Adjektivgeröll!) zu viel. Insgesamt aber hat er seine Geschichte so gut im Griff wie Howard Hawks einen Western.
ANJA HIRSCH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Alle Achtung, meint Anja Hirsch: Landschaft und Personen so "cinemaskopisch" in Szene setzen, das kann sonst nur Howard Hawks. Thomas Willmanns Debüt merkt sie also durchaus an, dass der Autor eigentlich Kulturjournalist mit einem Faible für Kino und Western ist. Er erzählt die Geschichte eines Alpendorfs, in das ein Maler, der berühmte Fremder also, einbricht und das bis dahin herrschende Gefüge aus Macht, Gewalt und archaischen Strukturen durcheinander bringt. Ziemlich gut gefällt ihr, wie Willmann seine Helden vor einer gigantischen Kulisse inszeniert, sie stilisiert, immer mit einem Hauch Ironie, ohne die Geschichte aber jemals ins Klamaukige kippen zu lassen. "Tollkühn" sei das, und eine ganz neue Verbindung von Western und Heimatroman.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gegen Ende des 19. Jh. kommt ein Fremder in ein abgelegens Alpental und wird zunächst nur
unwillig von den Einwohnern des kleinen Dorfes geduldet. Greider, der Fremde gibt sich als Maler aus und erhält eher wiederstrebend Quartier bei der Witwe Gader. Den Winter über ist das Dorf …
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Gegen Ende des 19. Jh. kommt ein Fremder in ein abgelegens Alpental und wird zunächst nur
unwillig von den Einwohnern des kleinen Dorfes geduldet. Greider, der Fremde gibt sich als Maler aus und erhält eher wiederstrebend Quartier bei der Witwe Gader. Den Winter über ist das Dorf vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten und so ist auch Greider in dem Dorf gefangen, in dem der Winter diesmal nicht die übliche Ruhe bringt, denn es geschehen seltsame Unglücksfälle.
Das Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen fällt schwer, Heimatroman, historisches Sittengemälde oder Krimi? Auch Züge eines Westerns lassen sich finden und der Autor selbst ver-
weist auf Sergio Leone. Aber egal welcher Kategorie man das Buch zuorden mag, es ist auf jeden Fall ein ungewöhnliches Buch, abseits herkömmlicher Pfade. Obwohl am Anfang nicht wirklich viel passiert, baut sich von Anfang an eine düstere Atmopshäre auf, als Leser spürt man geradezu, das mit diesem Ort etwas nicht stimmt. Vordergründig ein normales Dorf mit schwer arbeitenden Menschen, lauert etwas unfaßbares unter der Oberfläche, das von Greider genau beobachtet wird und als Leser ahnt man, das er bereits mehr weiß von dem was hinter den Kulissen abläuft.
Der sprachliche Stil des Autors ist schnörkellos, die Sätze knapp u. prägnant, dabei aber doch
ausdrucksstark und bildhaft, schon bald entwickelt das Buch eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Man will immer wissen wie es weiter geht, um dem Rästel auf die Spur zu kommen. So reiht sich Kapitel an Kapitel bis plötzlich der Schauplatz abrupt wechselt und man endlich etwas über Greider, seine Herkunft und sein Ziel erfährt. Dann gewinnt die Geschichte rasant an Fahrt und steuert auf einen Showdown in Westernmanier zu. Kleinigkeiten, die einem beim lesen seltsam erschienen geben plötzlich einen Sinn und setzten sich zu einem Ganzen zusammen.
Obwohl die Figuren ehr karg beschrieben sind, überzeugen sie doch auf ganzer Linie, vor allem nat. Greider, der in seinem Sinnen nach Rache manches Mal vor sich selbst erschrickt und obwohl er die Dorfbewohner letztendlich von einem Fluch befreit weiterhin oder gerade deshalb, ein Außenseiter bleibt.
Fazit: eine bildhafte Sprache, prägnante Figuren und ein atmosphärisch dichtes Setting heben
diesen Roman aus der Masse heraus, einmal mit lesen angefangen, kann man sich nur schwer
der Sogwirkung des Buches entziehen. Eine außergewöhnliche Geschichte um Rache und Verrat, die nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
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Broschiertes Buch
Ein abgelegenes Tal in den Alpen am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Dorf darin ist nur über einen einzigen Pfad erreichbar. Kurz vor Einbruch des Winters, der auch diesen Weg unpassierbar macht, kommt ein Unbekannter mit seinem Maultier ins Dorf. Er gibt an, er sei Kunstmaler und wolle die …
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Ein abgelegenes Tal in den Alpen am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Dorf darin ist nur über einen einzigen Pfad erreichbar. Kurz vor Einbruch des Winters, der auch diesen Weg unpassierbar macht, kommt ein Unbekannter mit seinem Maultier ins Dorf. Er gibt an, er sei Kunstmaler und wolle die Landschaft malen. Doch die Dorfbewohner sind mißtrauisch. Sie trauen generell keinen Fremden und diesem schon gar nicht. Aber der Maler bleibt unauffällig und die Leute beruhigen sich. Er wohnt bei einer Witwe und ihrer hübschen Tochter und geht ihnen bei schweren Arbeiten zur Hand. Die Dorfbewohner werden von einem Großbauern und seinen Söhnen beherrscht, niemand traut sich dagegen aufzubegehren. Doch dann kommt es zu unerwarteten Todesfällen und die Gemeinschaft gerät in Aufruhr. Wer ist der Fremde wirklich und was ist sein Plan?
"Das finstere Tal" ist ein Buch, das aus dem Rahmen fällt. Man muß sich erst an die Sprache gewöhnen und die düstere Stimmung, gewöhnen, die diese Geschichte hervorruft. Doch dann taucht man so richtig in die Geschichte ein und kommt nicht mehr von ihr los. Man spürt ganz deutlich das Mißtrauen der Menschen und auch die Hoffnungslosigkeit, diesem Leben zu entkommen. Da es bis zum Schluß nicht ganz klar ist, welchen Grund der Fremde hat, in diesem Tal aufzutauchen, ist die Spannung zum Greifen nah. Thomas Willmann schickt seine Leser ab und zu in die Vergangenheit, um dies herauszufinden und ist dabei mit der Wahl seiner Worte nicht zimperlich. Aus diesem Grund ist "Das finstere Tal" kein Gute-Laune-Buch, sondern eine ernstzunehmende Lektüre, die in Erinnerung bleibt. Wobei mir am Schluß nicht klar war, ob ich jetzt einen Western, Krimi oder Heimatroman gelesen habe. Ich denke, es war von jedem etwas und alles war hervorragend!
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Eine dramatische Geschichte von Liebe und Hass
Die Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts, kurz vor Winterbeginn. Ein Fremder kommt in ein einsam gelegenes Hochtal. Er sei Maler und suche Quartier. Die Bewohner sind misstrauisch, lassen sich aber von seinem Gold überzeugen. Der erste Schnee …
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Eine dramatische Geschichte von Liebe und Hass
Die Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts, kurz vor Winterbeginn. Ein Fremder kommt in ein einsam gelegenes Hochtal. Er sei Maler und suche Quartier. Die Bewohner sind misstrauisch, lassen sich aber von seinem Gold überzeugen. Der erste Schnee schneidet das Tal von der Außenwelt ab. Das Leben im Dorf kommt zur Ruhe, man hat sich an den Fremden gewöhnt. Doch dann gibt es den ersten Toten, bald darauf einen zweiten. Eine dramatische Geschichte von Liebe und Hass, Schuld und Vergeltung nimmt ihren Lauf.
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