Mit seinem Meisterwerk „Revolutionary Road“ (1961, dt. „Das Jahr der leeren Träume“ 1975 bei Volk und Welt, 2002 „Zeiten des Aufruhrs“) galt der amerikanische Schriftsteller Richard Yates (1926-1992) damals als neuer Hoffnungsträger - ja als Genie, das mit J.D. Salinger und John Updike verglichen
wurde. Doch nach diesem Erfolg geriet Yates Ende der 60er Jahre zunehmend in Vergessenheit und das,…mehrMit seinem Meisterwerk „Revolutionary Road“ (1961, dt. „Das Jahr der leeren Träume“ 1975 bei Volk und Welt, 2002 „Zeiten des Aufruhrs“) galt der amerikanische Schriftsteller Richard Yates (1926-1992) damals als neuer Hoffnungsträger - ja als Genie, das mit J.D. Salinger und John Updike verglichen wurde. Doch nach diesem Erfolg geriet Yates Ende der 60er Jahre zunehmend in Vergessenheit und das, obwohl ihn berühmte Kollegen/innen wie Richard Ford, Kurt Vonnegut, Joyce Carol Oates oder Stewart O’Nan als Vaterfigur ansahen. Letzterer war es auch, der 1999 dem fast vergessenen Autor mit einem Essay gewissermaßen zu einer Wiedergeburt verhalf.
Seitdem wurden die Werke (vor allem die Romane) von Richard Yates wieder in dichter Folge neu aufgelegt. In deutscher Übersetzung wurden sie kontinuierlich in der Deutschen Verlags-Anstalt herausgebracht, wo jetzt auch mit „Cold Spring Harbor“ (1986) Yates letzter vollendeter Roman erschien.
Yates entführt den Leser hier in das Amerika der 1940er Jahre. Charles und Grace Shepard leben in Cold Spring Harbor auf Long Island, wo sie ein kleines Häuschen haben. Viele Jahre war ihr Sohn Evan das Sorgenkind: jung verheiratet mit der hübschen Mary Donovan, dann die gemeinsame Tochter Kathleen und schließlich die Scheidung. Nun ist Evan, der danach wieder bei den Eltern wohnte, scheinbar erwachsen geworden - zumindest glaubt das vor allem sein Vater.
Zufällig lernen Vater und Sohn die verwitwete Gloria Drake kennen, die mit ihren beiden Kindern, der stillen Tochter Rachel und dem Sohn Phil, in den letzten Jahren schon dutzendmal den Wohnort gewechselt hat. Während sich die trinkfreudige Gloria in Charles verguckt, verlieben sich Evan und Rachel. Ihre Mutter drängt auf eine schnelle Hochzeit und so heiraten die beiden bald.
Als die Jungvermählten schließlich ein Haus kaufen, zieht Gloria mit ein. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Da trifft Evan, der ständig Kontakt mit seiner Tochter Kathleen hat, wieder seine Ex-Frau Mary und es entspinnt sich eine neue Liebesbeziehung. Das Verhältnis zu Rachel bröckelt immer mehr, obwohl sie ein Kind erwartet.
Realistisch und völlig unsentimental erzählt Yates die mehrfache Familiengeschichte. Er deckt dabei Lebenslügen, Selbstbetrug und zerstörte Träume auf, und das mit psychologischer Genauigkeit und analytischer Kühle, ohne dabei seine kleinbürgerlichen Figuren zu verdammen. Seinen letzten Roman hatte Richard Yates seinem Kollegen Kurt Vonnegut gewidmet. Noch einmal kann der Leser in die Yates‘sche Erzählwelt eintauchen, die eine unnachgiebige Bestandsaufnahme des amerikanischen Alltags ist.