Karen-Susan Fessel
Gebundenes Buch
Blindfisch
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Lon ist sechzehn. Und Lon ist am seltenen Usher-Syndrom erkrankt, das die Augen ebenso angreift wie das Innenohr. Dass Lon schlecht hört, ist nichts Neues, aber das sich zunehmend verengende Gesichtsfeld wird zu einer echten Herausforderung. Denn Lon erzählt niemandem davon, selbst der Mutter oder dem Arzt nicht. Und auch Nelly und Oscar, Lons Freunde, ahnen nichts. Auf dem Weg in die Dunkelheit sehnt sich Lon nur nach einem: Liebe. Doch zuerst muss Lon lernen, sich selbst zu lieben. Der preisverdächtige Roman strotzt vor Erzählkraft, die tief beeindruckt. Einfühlsamer Umgang mit den Them...
Lon ist sechzehn. Und Lon ist am seltenen Usher-Syndrom erkrankt, das die Augen ebenso angreift wie das Innenohr. Dass Lon schlecht hört, ist nichts Neues, aber das sich zunehmend verengende Gesichtsfeld wird zu einer echten Herausforderung. Denn Lon erzählt niemandem davon, selbst der Mutter oder dem Arzt nicht. Und auch Nelly und Oscar, Lons Freunde, ahnen nichts. Auf dem Weg in die Dunkelheit sehnt sich Lon nur nach einem: Liebe. Doch zuerst muss Lon lernen, sich selbst zu lieben.
Der preisverdächtige Roman strotzt vor Erzählkraft, die tief beeindruckt. Einfühlsamer Umgang mit den Themen »Diversität« und »Krankheit«. Ein besonderes Buch voller Hoffnung und Sehnsucht für junge Erwachsene ab 14 Jahren.
Der preisverdächtige Roman strotzt vor Erzählkraft, die tief beeindruckt. Einfühlsamer Umgang mit den Themen »Diversität« und »Krankheit«. Ein besonderes Buch voller Hoffnung und Sehnsucht für junge Erwachsene ab 14 Jahren.
Karen-Susan Fessel, 1964 in Lübeck geboren, lebt als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat bereits über 40 Romane und Erzählbände für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben.
Produktdetails
- Verlag: Oetinger
- Artikelnr. des Verlages: 8202602
- Seitenzahl: 208
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
- Erscheinungstermin: 13. Juli 2022
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 138mm x 22mm
- Gewicht: 350g
- ISBN-13: 9783751202602
- ISBN-10: 3751202609
- Artikelnr.: 63437881
Herstellerkennzeichnung
Oetinger
Max-Brauer-Allee 34
22765 Hamburg
produkt@verlagsgruppe-oetinger.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eindrücklich findet Rezensentin Anna Vollmer, wie Karen-Susan Fessel von der allmählichen Erblindung des Jungen Lon erzählt, der an einem Usher-Syndrom Typ 2 leidet. Vollmer liest hier von Angst und Scham, aber auch von Freundschaft und erster Liebe. Erfreulich findet sie zudem, wie Fessel en passant verhandelt, was in anderen Büchern viel Aufregung verursacht hätte: dass Lon auch schwerhörig ist oder dass er sich in einen Jungen verliebt. Außerdem zeigt ihr die Autorin, dass ein Happy End fortschrittlicher sein kann als ein tragisches.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Die Welt durch ein Fernglas betrachtet
Karen-Susan Fessel erzählt in "Blindfisch" die Geschichte eines
Jungen, der langsam erblindet.
Von Anna Vollmer
Eine Alltagsszene: Es gibt Essen, Suppe. Lon, der Protagonist in Karen-Susan Fessels Jugendroman "Blindfisch", nimmt die Schüssel, will sie zum Tisch tragen, aber irgendwas geht schief. Die Schüssel zerspringt, die Suppe spritzt. Der Stiefvater ist ungehalten, auch weil er nicht weiß, dass Lon nicht einfach unaufmerksam, war, sondern etwas nicht stimmt.
Seit Kurzem sieht Lon die Welt wie durch ein Fernglas: Das Sichtfeld wird enger, in den Ecken ist es unscharf. Die Bilder vor seinen Augen sind von Schlieren und Schleiern durchzogen, es
Karen-Susan Fessel erzählt in "Blindfisch" die Geschichte eines
Jungen, der langsam erblindet.
Von Anna Vollmer
Eine Alltagsszene: Es gibt Essen, Suppe. Lon, der Protagonist in Karen-Susan Fessels Jugendroman "Blindfisch", nimmt die Schüssel, will sie zum Tisch tragen, aber irgendwas geht schief. Die Schüssel zerspringt, die Suppe spritzt. Der Stiefvater ist ungehalten, auch weil er nicht weiß, dass Lon nicht einfach unaufmerksam, war, sondern etwas nicht stimmt.
Seit Kurzem sieht Lon die Welt wie durch ein Fernglas: Das Sichtfeld wird enger, in den Ecken ist es unscharf. Die Bilder vor seinen Augen sind von Schlieren und Schleiern durchzogen, es
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zuckt und blitzt. Lon ist seit seiner Geburt am Usher-Syndrom erkrankt. Nun ist er in der Pubertät und hat das nächste Stadium erreicht: "Bei Typ 2 gleichbleibende hochgradige Schwerhörigkeit, die beginnende Retinopathia pigmentosa setzt - nicht immer, aber wenn, dann - während der Pubertät ein. Führt zur Erblindung. Sehr selten." Das ist die Definition, die so trocken klingt, wie das Diagnosen an sich haben. Wenig sagen sie dagegen über die Realität der Erkrankungen, die sie beschreiben - wie es sich zum Beispiel anfühlt, an einer Retinopathia pigmentosa zu leiden, von einer Diagnose eingeholt zu werden, die schon lange feststeht.
Diese Seite erzählt "Blindfisch": von der Scham und Angst, die mit der Erblindung einhergeht. Scham, anders zu sein, abhängig zu sein: "Was werde ich denn noch allein machen können, wenn ich blind bin? Fahrrad fahren geht nicht mehr. Lesen? Durch die Stadt laufen?" Angst, zu verlieren, was man kennt: "Und wenn ich keine Gesichter mehr erkennen kann? Nicht mehr sehe, wie jemand guckt? Wie mich jemand ansieht?" Die Angst, dadurch einsam zu sein. Und weil Lon kein Mitleid bekommen, sondern einfach ein Schüler wie jeder andere sein will, verheimlicht er die Veränderungen, die er an sich beobachtet. Dieser Prozess ist eindrücklich erzählt, manchmal so deutlich, dass es etwas redundant wird: Wenn Lon wieder alleine losläuft, obwohl er eigentlich schon die Orientierung verloren hat, kann man sich vorstellen, was kommt.
Nun werden Betroffene, die am Usher-Syndrom Typ 2 erkrankt sind, nicht nur blind, sie sind auch schwerhörig. Dieser Aspekt spielt in Fessels Roman, wie der Titel erahnen lässt, jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Ja, Lon trägt ein Hörgerät, das er praktischerweise ausstellen kann, wenn ihm alles zu viel wird. Aber die Schwerhörigkeit stellt kein großes Problem für ihn da, sie macht ihn zu keinem Außenseiter.
Das ist der emanzipatorischste Aspekt des Romans: dass Eigenschaften Lons, die in anderen Romanen möglicherweise als prominentes Problem im Zentrum stünden, hier selbstverständlich und keine große Sache sind. So ist Lon auch noch verliebt - in einen Mitschüler. Das verunsichert ihn, weil es eben verunsichert, wenn man verliebt ist, und auch, weil er dabei ist, zu erblinden. Dass er sich aber in einen Jungen und nicht in ein Mädchen verliebt hat, ist hingegen kein so großes Thema, wie es in einem Coming-out-Roman wohl der Fall wäre.
Das Erblinden spielt zwar eine deutlich größere Rolle, doch wird auch dieser Prozess eingebettet in eine Realität, die jeder kennt: erste Liebe, Freundschaft und Klassenfahrt. Wenn Lon sich ausgeschlossen und den anderen Klassenkameraden fern fühlt, so schiebt er das zwar auf seine Erkrankung. Doch wird sich im Verlauf des Romans herausstellen, dass dieses Gefühl mehr mit seinen Ängsten als mit dem Verhalten der anderen zu tun hat. Auch dieses Gefühl dürften viele kennen, dazu muss man nicht blind sein. Lons Mitschüler fühlen sich unwohl in ihrem Körper oder wollen nicht nach Hause - leicht ist die Pubertät wohl auch für sie nicht.
"Blindfisch" normalisiert also, was häufig als "anders", als "Problem" wahrgenommen wird, und verharmlost dabei nicht, wie schrecklich der Prozess für Lon ist: Immer schlechter sehen zu können ist ein furchtbarer Verlust. Doch es muss nicht so einsam machen, wie Lon es befürchtet. Das mag an manchen Stellen, wie dem etwas plötzlichen Happy Ending, fast zu schön klingen, um wahr zu sein. Aber ein gutes Ende ist manchmal nicht kitschig, sondern fortschrittlicher als große Tragik.
Karen-Susan Fessel: "Blindfisch Karen". Roman.
Oetinger Verlag, Hamburg 2022. 240 S., geb., 18,- Euro. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diese Seite erzählt "Blindfisch": von der Scham und Angst, die mit der Erblindung einhergeht. Scham, anders zu sein, abhängig zu sein: "Was werde ich denn noch allein machen können, wenn ich blind bin? Fahrrad fahren geht nicht mehr. Lesen? Durch die Stadt laufen?" Angst, zu verlieren, was man kennt: "Und wenn ich keine Gesichter mehr erkennen kann? Nicht mehr sehe, wie jemand guckt? Wie mich jemand ansieht?" Die Angst, dadurch einsam zu sein. Und weil Lon kein Mitleid bekommen, sondern einfach ein Schüler wie jeder andere sein will, verheimlicht er die Veränderungen, die er an sich beobachtet. Dieser Prozess ist eindrücklich erzählt, manchmal so deutlich, dass es etwas redundant wird: Wenn Lon wieder alleine losläuft, obwohl er eigentlich schon die Orientierung verloren hat, kann man sich vorstellen, was kommt.
Nun werden Betroffene, die am Usher-Syndrom Typ 2 erkrankt sind, nicht nur blind, sie sind auch schwerhörig. Dieser Aspekt spielt in Fessels Roman, wie der Titel erahnen lässt, jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Ja, Lon trägt ein Hörgerät, das er praktischerweise ausstellen kann, wenn ihm alles zu viel wird. Aber die Schwerhörigkeit stellt kein großes Problem für ihn da, sie macht ihn zu keinem Außenseiter.
Das ist der emanzipatorischste Aspekt des Romans: dass Eigenschaften Lons, die in anderen Romanen möglicherweise als prominentes Problem im Zentrum stünden, hier selbstverständlich und keine große Sache sind. So ist Lon auch noch verliebt - in einen Mitschüler. Das verunsichert ihn, weil es eben verunsichert, wenn man verliebt ist, und auch, weil er dabei ist, zu erblinden. Dass er sich aber in einen Jungen und nicht in ein Mädchen verliebt hat, ist hingegen kein so großes Thema, wie es in einem Coming-out-Roman wohl der Fall wäre.
Das Erblinden spielt zwar eine deutlich größere Rolle, doch wird auch dieser Prozess eingebettet in eine Realität, die jeder kennt: erste Liebe, Freundschaft und Klassenfahrt. Wenn Lon sich ausgeschlossen und den anderen Klassenkameraden fern fühlt, so schiebt er das zwar auf seine Erkrankung. Doch wird sich im Verlauf des Romans herausstellen, dass dieses Gefühl mehr mit seinen Ängsten als mit dem Verhalten der anderen zu tun hat. Auch dieses Gefühl dürften viele kennen, dazu muss man nicht blind sein. Lons Mitschüler fühlen sich unwohl in ihrem Körper oder wollen nicht nach Hause - leicht ist die Pubertät wohl auch für sie nicht.
"Blindfisch" normalisiert also, was häufig als "anders", als "Problem" wahrgenommen wird, und verharmlost dabei nicht, wie schrecklich der Prozess für Lon ist: Immer schlechter sehen zu können ist ein furchtbarer Verlust. Doch es muss nicht so einsam machen, wie Lon es befürchtet. Das mag an manchen Stellen, wie dem etwas plötzlichen Happy Ending, fast zu schön klingen, um wahr zu sein. Aber ein gutes Ende ist manchmal nicht kitschig, sondern fortschrittlicher als große Tragik.
Karen-Susan Fessel: "Blindfisch Karen". Roman.
Oetinger Verlag, Hamburg 2022. 240 S., geb., 18,- Euro. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"'Blindfisch' ist eine mitreißende und hochemotionale Geschichte über einen Menschen in der pubertären Hochphase, die ohnehin von Unsicherheiten, Identifikationskrisen und Veränderungen geprägt ist. Dabei gelingt es Karen-Susan Fessel, die Frage nach der geschlechtlichen Identifikation Lons, die sich beim Lesen zu Beginn vielleicht noch stellt, irrelevant werden zu lassen und Lons Gefühlswelt und die Sehnsucht nach Liebe unabhängig von geschlechtlicher Identifikation in den Mittelpunkt zu rücken." www.queer.de, 20.07.2022
Lon, am seltenen Usher-Syndromerkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist
sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern,
versucht Lon sich noch mehr Zeit im …
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Lon, am seltenen Usher-Syndromerkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist
sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern,
versucht Lon sich noch mehr Zeit im “normalen” Leben zu geben und weiht niemanden ein. Das
macht den Alltag nicht gerade einfacher, vor allem wenn man sich al Jugendlicher sowieso noch mit
anderen Dingen auseinandersetzen muss: Liebe, Freundschaft, Familie und Sexualität.
Die Kapitel sind kurz, häufig einfache Sätze wie Gedankenfetzen, ein sparsamer aber gewählter
Umgang mit den Worten, die Lons Gefühlslage aus der Ich-Perspektive auf den Punkt bringen.
Gedanken, die sich ein gesunder Mensch nicht machen muss. wie wird es sein, wenn alle einen sehen
aber man selbst nicht mehr, wenn man altert, das eigene Umfeld im Kopf aber immer jung aussehen
wird? Wie viel Selbstständigkeit wird noch bleiben, genau das, wonach sich doch alle Jugendlichen
sowieso sehnen?
Queerness durchzieht den Roman ganz nebenbei, sie wird nicht großartig thematisiert, sie ist einfach
da und bereit niemandem ein Problem, das ist eine erfrischende Herangehensweise. Tatsächlich könnte
Lon sowohl weiblich als auch männlich sein, es gibt wenige bis gar keine Stellen, die eindeutige
Aussagen treffen. Die Geschichte hätte auch kaum Raum gegeben, dies noch weiter zu thematisieren,
das eigentliche Thema kam schon etwas zu kurz. Man würde gerne mehr über die Krankheit, die
Ursachen und den Verlauf erfahren, auch das Ende war sehr abrupt. Aber gerade wegen dieser Kürze
ist Lons seltenes Schicksal ein umso intensiveres Leseerlebnis welches man gar nicht aus der Hand
legen möchte.
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Die Angst vor der Nacht
Lon - ein sympathischer Jugendlicher mit guten Freunden, sportlich, beliebt, die baldige Klassenfahrt vor Augen - was könnte schöner sein? Wenn da nicht seine Krankheit, das Usher-Syndrom, wäre, die er um jeden Preis erstmal verstecken möchte. Dass er mit …
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Die Angst vor der Nacht
Lon - ein sympathischer Jugendlicher mit guten Freunden, sportlich, beliebt, die baldige Klassenfahrt vor Augen - was könnte schöner sein? Wenn da nicht seine Krankheit, das Usher-Syndrom, wäre, die er um jeden Preis erstmal verstecken möchte. Dass er mit Hörproblemen aufwächst und ein Hörgerät trägt, stört keinen, das ist bekannt. Aber jetzt kommt noch der zweite Teil dazu, der ihn weit mehr einschränkt und den er verstecken möchte, solange es irgendwie geht: Sein Sehvermögen nimmt ab. Das äußert sich leider ständig im Alltag: Beim geliebten Volleyballspiel zeigt er nicht mehr seine gewohnte Stärke, Fahrradfahren wird unsicherer, er erkennt Gesichter nicht mehr und auf der Klassenfahrt wird es fast katastrophal, wenn er im Wald verschwunden geht, über Wurzeln stolpert, sich verletzt, auf das Schwimmen im Meer verzichtet aus Angst, die Orientierung zu verlieren.
Armer Lon - warum vertraut er sich nicht seinen Freunden an? Weil die mit anderen Dingen beschäftigt sind? Weil er möglichst lange seine Autonomie bewahren möchte? Weil er selbst nicht wahrhaben möchte, wie stark diese Krankheit seine Freiheit einschränkt und er so lange wie möglich den Anschein der Normalität aufrecht erhalten möchten?
Neben dieser Angst vor der Krankheit bringen aber noch ganz andere Dinge seinen Gefühlshaushalt durcheinander - neue Bekanntschaften, Begegnungen, Annäherungen. Auf der Suche nach sich Selbst und seinen Wünschen und Bedürfnissen begleiten wir den zaudernden und zögerlichen jungen Mann. Wir würden ihm gerne Tipps und Ratschläge mitgeben, doch jeder muss seinen eigenen Weg finden und gehen, Entscheidungen treffen und mit ihnen leben. Dabei wünschen wir ihm alles Gute!
Eine typischer Teenager mit einem untypischen Schicksal, der sein Leben in die Hand nehmen muss, den wir auf seinem Weg zum Erwachsenwerden ein Stück begleiten. Der Jugendroman „Blindfisch“ von Karen-Susan Fessel, der ganz viel Atmosphäre transportiert, flüssig zu lesen ist, dessen Sprache zwischen Eloquenz und stockenden, einsilbigen Antworten changiert, ganz wie es Jugendliche mitunter zu tun pflegen. Eine ruhige, intensive Geschichte, die die Gefühlswelt Lons gelungen einfängt. Aber ob sie tatsächlich Jugendliche zum Lesen einfangen kann, wage ich zu bezweifeln.
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Selten und trotzdem gibt es ein Leben
Das Usher-Syndrom, erblich bedingt, selten, drei Formen und Lon hat eine davon. Er ist von Geburt an gleichbleibend hochgradig schwerhörig, aber damit kann er leben. Mit seinen Hörgeräten ist das Leben für ihn nahezu genauso wie für …
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Selten und trotzdem gibt es ein Leben
Das Usher-Syndrom, erblich bedingt, selten, drei Formen und Lon hat eine davon. Er ist von Geburt an gleichbleibend hochgradig schwerhörig, aber damit kann er leben. Mit seinen Hörgeräten ist das Leben für ihn nahezu genauso wie für andere. Inzwischen er ein Teenager, ein ganz normaler Typ mit einem besten Freund, Oscar und alle anderen in der Klasse sind auch sehr in Ordnung. Er spielt Volleyball und Zuhause, das sind seine Mutter, seine Schwester Annie und sein Stiefvater 'Cord', den Lon nicht so mag, obwohl der echt sein Bestes gibt. Doch etwas stimmt nicht. Lon sieht zunehmend schlechter, was er aber niemandem sagt. Und es ist ihm klar, was das bedeutet, dass er wohl die Variante 2 des Usher-Syndroms hat, die sich durch die zunehmende Netzhautdegeneration in der Pubertät zeigt, bis hin zur Erblindung. Tag um Tag, Lon macht einfach weiter, kämpft sich durch alles durch. Er weiß, es gibt kein Zurück, es wird passieren, aber er will noch eine 'Gnadenfrist', wie er selbst es nennt, noch ein bisschen normal sein, dazugehören, nicht bemitleidet werden, bevor es vielleicht wirklich Nacht wird, für immer. Und dann, so denkt er, ist das Leben für ihn sowieso vorbei.
Diese Geschichte, das ist Lon, der um Aufschub kämpft, der hier spricht, hier fühlt, der seinen Sport aufgibt, stolpert, öfter mal die Orientierung verliert und sich dann auch noch durch die mehrtägige Klassenfahrt 'quält'. Und wir, die Leser, sind mitunterwegs, fühlen mit, hoffen mit, verzweifeln, haben Angst, genauso, wie Lon selbst das erlebt.
Und das Fazit, ein ganz tolles Buch und ein 'warum ich' gilt einfach nicht, aber es gilt, es gibt ein Leben und das ist schön.
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