Marianne Kaurin
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Beinahe Herbst
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Sonja wartet auf ihre jüngere Schwester Ilse. Sie hätte längst zu Hause sein sollen. In Oslo fällt der erste Schnee. Plötzlich klopft es an der Tür. Draußen stehen drei Polizisten. Es ist das Jahr 1942.Der preisgekrönte Roman »Beinahe Herbst« handelt vom Schicksal der jüdischen Familie Stern im okkupierten Norwegen, von der Kraft der ersten großen Liebe, vom Hoffen und Verlieren, von kleinen Zufällen und großen Träumen.
Marianne Kaurin, geboren 1974, studierte am Norwegischen Kinderbuchinstitut in Oslo. 2012 debütierte sie mit ihrem Jugendroman Beinahe Herbst (Arctis), für den sie zwei der wichtigsten Jugendliteraturpreise Norwegens erhielt. 2021 folgte die Auszeichnung mit dem Deutschen Kinderliteraturpreis für Irgendwo ist immer Süden (WooW Books). Die Autorin wohnt mit ihrer Familie in Oslo.
Produktdetails
- Verlag: Atrium Verlag
- Originaltitel: Nærmere høst
- Seitenzahl: 240
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
- Erscheinungstermin: 17. September 2021
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 122mm x 19mm
- Gewicht: 242g
- ISBN-13: 9783038802082
- ISBN-10: 3038802085
- Artikelnr.: 61349119
Herstellerkennzeichnung
Zeitfracht GmbH
Ferdinand-Jühlke-Str. 7
99095 Erfurt
kas-va@zeitfracht.de
»Gerade das Alltägliche, das Kaurin beschreibt, macht die Unbegreiflichkeit der Nazi-Verbrechen deutlich.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wenn man sich vor dem Nachbarn fürchten muss
Marianne Kaurin und Maja Lunde erzählen von der Judenverfolgung in Norwegen unter deutscher Besatzung
Wenn man verliebt ist, hat man vor allem eine Sorge: Wird man auch zurückgeliebt? Ist man klug, lustig, hübsch genug? Und wenn man nur noch daran denkt, ist der Rest der Welt fern. Ilse ist fünfzehn und wartet auf Hermann, mit dem sie zum Kino verabredet ist. Doch Hermann wird nicht kommen. Nicht, weil er Ilse nicht mag. Oder weil mit einem anderen Mädchen ins Kino gegangen wäre. Sondern weil es das Jahr 1942 ist und Norwegen von den Nationalsozialisten besetzt. Seitdem ist nichts wie zuvor.
Gerade einmal fünfundsiebzig Jahre sind seit dem Zweiten Weltkrieg und
Marianne Kaurin und Maja Lunde erzählen von der Judenverfolgung in Norwegen unter deutscher Besatzung
Wenn man verliebt ist, hat man vor allem eine Sorge: Wird man auch zurückgeliebt? Ist man klug, lustig, hübsch genug? Und wenn man nur noch daran denkt, ist der Rest der Welt fern. Ilse ist fünfzehn und wartet auf Hermann, mit dem sie zum Kino verabredet ist. Doch Hermann wird nicht kommen. Nicht, weil er Ilse nicht mag. Oder weil mit einem anderen Mädchen ins Kino gegangen wäre. Sondern weil es das Jahr 1942 ist und Norwegen von den Nationalsozialisten besetzt. Seitdem ist nichts wie zuvor.
Gerade einmal fünfundsiebzig Jahre sind seit dem Zweiten Weltkrieg und
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der Befreiung von Auschwitz vergangen. Keine allzu lange Zeit, könnte man sagen, aber für einen jungen Menschen gleicht diese Zeit einer Ewigkeit. Das Besondere an Literatur ist zum Glück, dass sie uns auch jetzt, Jahre später, in Zeiten zurückbringen kann, die vergangen sind. Uns, wenn sie gut ist, mitfühlen und nicht vergessen lässt, was damals geschah. Marianne Kaurin und Maja Lunde erzählen in ihren Büchern von der Zeit der deutschen Besatzung in Norwegen.
Kaurins Debütroman "Beinahe Herbst" handelt vom Schicksal der jüdischen Familie Stern. Doch das ist nur die halbe Geschichte. Denn eigentlich ist "Beinahe Herbst" die Chronik eines Mehrfamilienhauses in Zeiten der NS-Diktatur. Der Roman erzählt nicht nur von den Opfern, sondern auch von denen, die mitmachen, sowie von denen, die Widerstand leisten.
Sehen wir anfangs noch alles aus der Perspektive der fünfzehnjährigen Ilse, kommen nach und nach auch die anderen Figuren zu Wort - der Vater, die Schwester, ein Nachbar und auch Hermann. Jeder von ihnen nimmt die Situation auf seine Weise wahr: Während der Vater vor Sorge um die politische Zukunft vergeht und versucht, all das von seinen Töchtern fernzuhalten, sind diese mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Der ersten Liebe und der beruflichen Zukunft.
Gerade das Alltägliche, das Kaurin beschreibt, macht die Unbegreiflichkeit der Nazi-Verbrechen deutlich. Eine Familie, in der man sich wiederfindet, mit Geschwisterstreitereien und den Sorgen des Erwachsenwerdens, diese Familie wird von einem Tag auf den anderen ohne Grund verhaftet. Man versteht, warum die Sterns sich nicht rechtzeitig auf den Weg machen, Norwegen nicht wie so viele andere in Richtung Schweden verlassen: Sie können nicht glauben, dass der Hass und die Angst immer engere Kreise ziehen, dass die alten Nachbarn sie verraten könnten und so aus einem gemeinschaftlichen Zuhause eine Bedrohung wird.
Kaurin beschreibt mit drastischen Worten, wie die Nazis morden und quälen: "Der alte Mann versuchte, so gut er konnte, es so zu machen wie die anderen, die Jüngeren, aber es ging nicht schnell genug, es war nicht so, wie es sein sollte. Er ein Krüppel, ein Abschaum, die Wachmänner bekamen von seinem Anblick nicht genug, von den unbeholfenen Bewegungen, was für ein Vergnügen, was für eine Vorstellung."
Maja Lundes "Über die Grenze" ist hingegen eine Geschichte des Überlebens und der Freundschaft. Sie erzählt nicht vom Alltag, sondern von der Flucht und von einem sehr starken Mädchen. Die zehnjährige Gerda entdeckt, dass im Keller ihres Zuhauses zwei jüdische Kinder versteckt sind. Als eines Nachts Polizisten vor der Tür stehen und Gerdas Eltern verhaften, fasst sie einen Entschluss: Sie überredet ihren älteren Bruder Otto, Daniel und Sarah zu helfen und sie über die Grenze nach Schweden zu bringen.
Lunde, die in Deutschland vor allem für "Die Geschichte der Bienen" bekannt ist, erzählt eine spannende Abenteuergeschichte: Auf der Flucht vor Dypvik, dem Vater von Ottos Freund Johann, der Mitglied der NS, der Nationalen Sammlung, ist, wissen weder Figuren noch Leser, wer helfen wird und wer ein Verräter ist.
Doch abgesehen von dieser Spannung, hat "Über die Grenze" nichts von der Wucht von Kaurins Roman. Zwischendurch fallen die Wörter "Nazi" und "Jude", doch dienen sie eher dazu, die Geschichte mit Dramatik zu unterlegen, als von der tatsächlichen Verfolgung während der Besatzung zu erzählen. Da wird kurz ein erklärender Absatz eingeschoben: "WIR, Sarah und ich, sind auf der Flucht vor den Nazis. Ganz in echt! Weil wir nicht mehr in Norwegen wohnen dürfen oder nicht mehr leben dürfen wie normale Menschen!" Besonders subtil ist das nicht.
Im Gegensatz zu den ersten Kapiteln der Geschichte, in denen Lunde beschreibt, wie Gerda Verdacht schöpft, während ihre Eltern weiterhin versuchen, ihr Geheimnis im Keller zu verbergen. Die davon erzählen, dass Otto nicht mehr mit Johann spielen darf, seinem einzigen Verbündeten auf dem Schulhof.
Um zu verdeutlichen, was Verfolgung, Unterdrückung und Mord wirklich bedeuten, um mitfühlen zu lassen, muss man zeigen was eine Diktatur mit Freundschaften, Familien, der ganzen Gesellschaft macht. Maja Lunde gelingt das zumindest zu Anfang ihrer Geschichte, Marianne Kaurin in ihrem gesamten Roman: Das Bild eines Vaters, der morgens früher als alle anderen aufsteht, um die Beleidigungen am Fenster wegzuwischen, damit seine Töchter sie nicht sehen, ist so viel stärker als jeder erklärende Vortrag. Gerda muss nicht sagen, dass Daniel ein normaler Junge ist. Es reicht, es zu zeigen. So viel kann man Kindern, die lesen, schon zutrauen.
ANNA VOLLMER.
Marianne Kaurin: "Beinahe Herbst". Roman.
Aus dem Norwegischen von Dagmar Mißfeldt. Arctis Verlag, Zürich 2019. 224 S., geb., 16,- [Euro].
Ab 14,- J.
Maja Lunde: "Über die Grenze". Roman.
Aus dem Norwegischen von Antje Subey-Cramer. Bilder von Regina Kehn. Urachhaus, Stuttgart 2019. 192 S., geb., 16,- [Euro].
Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kaurins Debütroman "Beinahe Herbst" handelt vom Schicksal der jüdischen Familie Stern. Doch das ist nur die halbe Geschichte. Denn eigentlich ist "Beinahe Herbst" die Chronik eines Mehrfamilienhauses in Zeiten der NS-Diktatur. Der Roman erzählt nicht nur von den Opfern, sondern auch von denen, die mitmachen, sowie von denen, die Widerstand leisten.
Sehen wir anfangs noch alles aus der Perspektive der fünfzehnjährigen Ilse, kommen nach und nach auch die anderen Figuren zu Wort - der Vater, die Schwester, ein Nachbar und auch Hermann. Jeder von ihnen nimmt die Situation auf seine Weise wahr: Während der Vater vor Sorge um die politische Zukunft vergeht und versucht, all das von seinen Töchtern fernzuhalten, sind diese mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Der ersten Liebe und der beruflichen Zukunft.
Gerade das Alltägliche, das Kaurin beschreibt, macht die Unbegreiflichkeit der Nazi-Verbrechen deutlich. Eine Familie, in der man sich wiederfindet, mit Geschwisterstreitereien und den Sorgen des Erwachsenwerdens, diese Familie wird von einem Tag auf den anderen ohne Grund verhaftet. Man versteht, warum die Sterns sich nicht rechtzeitig auf den Weg machen, Norwegen nicht wie so viele andere in Richtung Schweden verlassen: Sie können nicht glauben, dass der Hass und die Angst immer engere Kreise ziehen, dass die alten Nachbarn sie verraten könnten und so aus einem gemeinschaftlichen Zuhause eine Bedrohung wird.
Kaurin beschreibt mit drastischen Worten, wie die Nazis morden und quälen: "Der alte Mann versuchte, so gut er konnte, es so zu machen wie die anderen, die Jüngeren, aber es ging nicht schnell genug, es war nicht so, wie es sein sollte. Er ein Krüppel, ein Abschaum, die Wachmänner bekamen von seinem Anblick nicht genug, von den unbeholfenen Bewegungen, was für ein Vergnügen, was für eine Vorstellung."
Maja Lundes "Über die Grenze" ist hingegen eine Geschichte des Überlebens und der Freundschaft. Sie erzählt nicht vom Alltag, sondern von der Flucht und von einem sehr starken Mädchen. Die zehnjährige Gerda entdeckt, dass im Keller ihres Zuhauses zwei jüdische Kinder versteckt sind. Als eines Nachts Polizisten vor der Tür stehen und Gerdas Eltern verhaften, fasst sie einen Entschluss: Sie überredet ihren älteren Bruder Otto, Daniel und Sarah zu helfen und sie über die Grenze nach Schweden zu bringen.
Lunde, die in Deutschland vor allem für "Die Geschichte der Bienen" bekannt ist, erzählt eine spannende Abenteuergeschichte: Auf der Flucht vor Dypvik, dem Vater von Ottos Freund Johann, der Mitglied der NS, der Nationalen Sammlung, ist, wissen weder Figuren noch Leser, wer helfen wird und wer ein Verräter ist.
Doch abgesehen von dieser Spannung, hat "Über die Grenze" nichts von der Wucht von Kaurins Roman. Zwischendurch fallen die Wörter "Nazi" und "Jude", doch dienen sie eher dazu, die Geschichte mit Dramatik zu unterlegen, als von der tatsächlichen Verfolgung während der Besatzung zu erzählen. Da wird kurz ein erklärender Absatz eingeschoben: "WIR, Sarah und ich, sind auf der Flucht vor den Nazis. Ganz in echt! Weil wir nicht mehr in Norwegen wohnen dürfen oder nicht mehr leben dürfen wie normale Menschen!" Besonders subtil ist das nicht.
Im Gegensatz zu den ersten Kapiteln der Geschichte, in denen Lunde beschreibt, wie Gerda Verdacht schöpft, während ihre Eltern weiterhin versuchen, ihr Geheimnis im Keller zu verbergen. Die davon erzählen, dass Otto nicht mehr mit Johann spielen darf, seinem einzigen Verbündeten auf dem Schulhof.
Um zu verdeutlichen, was Verfolgung, Unterdrückung und Mord wirklich bedeuten, um mitfühlen zu lassen, muss man zeigen was eine Diktatur mit Freundschaften, Familien, der ganzen Gesellschaft macht. Maja Lunde gelingt das zumindest zu Anfang ihrer Geschichte, Marianne Kaurin in ihrem gesamten Roman: Das Bild eines Vaters, der morgens früher als alle anderen aufsteht, um die Beleidigungen am Fenster wegzuwischen, damit seine Töchter sie nicht sehen, ist so viel stärker als jeder erklärende Vortrag. Gerda muss nicht sagen, dass Daniel ein normaler Junge ist. Es reicht, es zu zeigen. So viel kann man Kindern, die lesen, schon zutrauen.
ANNA VOLLMER.
Marianne Kaurin: "Beinahe Herbst". Roman.
Aus dem Norwegischen von Dagmar Mißfeldt. Arctis Verlag, Zürich 2019. 224 S., geb., 16,- [Euro].
Ab 14,- J.
Maja Lunde: "Über die Grenze". Roman.
Aus dem Norwegischen von Antje Subey-Cramer. Bilder von Regina Kehn. Urachhaus, Stuttgart 2019. 192 S., geb., 16,- [Euro].
Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Beinahe Herbst
„Alles beginnt im Herbst.“
„Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, die Judenverfolgung beginnt nun auch hier. Auch …
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Beinahe Herbst
„Alles beginnt im Herbst.“
„Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, die Judenverfolgung beginnt nun auch hier. Auch die Familie Stern wird eines morgens von Polizisten überrascht. Doch wo ist Ilse?
„Beinahe Herbst“ ist ein bewegender und tiefgehender Roman. Der Schreibstil ist sehr speziell. Er ist sehr abgehakt und auf eine gewisse Art und Weise unpersönlich und sachlich. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Figuren und lässt viele Dinge ungesagt, unerklärt, offen. Dennoch schafft es diese Art der Darstellung einem unter die Haut zu gehen. Angedeutete Gedankenfetzen der Figuren - „Hätte, könnte, sollte“ – aber da ist die Angst, die Ungewissheit, die Sorge um die eigene Familie. Zudem die Frage, was das Richtige ist und scheinbar fehlt auch noch die Erkenntnis, was mit den Juden passieren wird, wenn sie abgeholt werden…
Das Schicksal der Familie Stern wird im Roman in einem relativ kurzen Zeitfenster sehr präzise beschrieben und ist mir sehr nahe gegangen. Obwohl ich mit dem Schreibstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen bin, hatte ich während des Lesens die gesamte Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch und habe die Gräueltaten der Nationalsozialisten ein weiteres Mal klar vor Augen geführt bekommen.
Die Figurendarstellung ist, wie der Schreibstil auch, eher minimalistisch, aber ausreichend. Man bekommt einen klaren Eindruck der Familie Stern und ihrer Familienmitglieder, man lernt die geschwisterliche Rivalität kennen, die einzelnen Wünsche und Gedanken, die Familienordnung. Ebenfalls bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Überlegungen der Nachbarn, die teilweise ahnen, was passieren könnte, aber es dann doch nicht für ernst genug halten und die Familie lieber vor schlechten Nachrichten schützen möchten oder nicht den Mut aufbringen, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein.
Alles in allem ist „Beinahe Herbst“ ein besonderer Roman. Er beschreibt die Judenverfolgung in Norwegen 1942, gleichzeitig aber auch das Erwachsenwerden und die Liebe. Die Stimmung ist dabei durchgehen bedrückend, nur wenige fröhliche Momente finden einen Platz in der Geschichte.
In der Handlung selbst hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrundinformationen und Erklärungen gewünscht, das Nachwort erklärt dann aber noch einmal ein paar historische Fakten, was mir sehr gut gefallen hat.
Mein Fazit: Ich denke, „Beinahe Herbst“ eignet sich gut für den Schulunterricht und für Leser, die etwas über den Holocaust erfahren möchten. Der Roman geht einem nahe und schafft ein mulmiges, bewegendes Gefühl. Er hallt noch lange nach und bringt einen zum Nachdenken. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da ich mit dem Schreibstil nicht recht warm werden konnte.
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Gebundenes Buch
Das Schicksal eines jungen Mädchens im Holocaust: intensiv, einfühlsam, traurig, bewegend und hoffnungsvoll zugleich.
Inhalt:
Ilse Stern ist das mittlere von drei Kindern und steckt mitten in einer Phase der Selbstfindung: zwischen Auseinandersetzungen mit den Eltern, der ersten …
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Das Schicksal eines jungen Mädchens im Holocaust: intensiv, einfühlsam, traurig, bewegend und hoffnungsvoll zugleich.
Inhalt:
Ilse Stern ist das mittlere von drei Kindern und steckt mitten in einer Phase der Selbstfindung: zwischen Auseinandersetzungen mit den Eltern, der ersten Verliebtheit und der Frage, was sie aus ihrer Zukunft machen soll.
Aber im Herbst des Jahres 1942 gibt es für jüdischen Familien in Oslo keine Zukunft!
Altersempfehlung:
ab 14 Jahre
Meine Meinung:
Die Geschichte wird sehr sachlich und distanziert aus der Perspektive eines Beobachters und bis auf einige Rückblenden im Präsens erzählt. Aber auch als Außenstehender wird der Leser schnell Teil von Ilses Gedanken- und Gefühlswelt.
Die 15 1/2 Jährige ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.
Empathisch, impulsiv, kindisch, ein wenig plan- und gedankenlos ist sie auf der Suche nach sich selbst. Typische Teenager-Probleme beschäftigen sie, beispielsweise Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen oder die erste Liebe. Trotz Herbsttemperaturen wartet sie im dünnen Sommerkleid und mit rotem Lippenstift (heimlich stibitzt) voller Hoffnung auf ihren Freund Hermann.
Zukunftsträume in einer Zeit, in der es für sie und alle anderen Juden keine Zukunft gibt:
Soldaten sind überall, Juden erhalten im Ausweis ein "J" als Stigma, Lebensmittel werden rationiert und jüdische Geschäfte laufen schlecht oder müssen sogar geschlossen werden. Existenzängste schwingen im Alltag mit, werden verschwiegen und der Höhepunkt ist erreicht, als zuerst die Männer und einen Monat später auch Frauen und Kinder verhaftet und mit Schiffen außer Landes gebracht werden. Familien werden getrennt und in einer beklemmenden Ungewissheit gelassen.
Nach und nach taucht der Leser immer tiefer in die jeweiligen Schicksale der Nebencharaktere ein. Ohne zu werten bleibt der Erzählstil konsequent sachlich. Dennoch fahren nicht nur die Gefühle der Figuren sondern auch die des Lesers Achterbahn.
Die Verzweiflung der jüdischen Familien ist ebenso spürbar wie der Mut, der Nachbarn, die einigen zur Flucht verhelfen, und wie die Zerrissenheit derer, die gezwungen werden, bei der Deportation zu helfen - immer die Sicherheit der eigenen Familie im Hinterkopf -.
Immer wieder hat man einen Kloß im Hals oder Steine im Magen. Manches wird nur angedeutet oder der Fortgang des Schicksals der eigenen Phantasie überlassen. Im Gegensatz zu den Protagonisten ahnt man, dass es nicht für alle ein Happy End geben wird. Auch wenn es sich bei Ilses Erlebnissen um Fiktion handelt, beruhen die wesentlichen Eckpunkte (Stigmatisierung, Ausgrenzung, Verhaftungen, Deportation ins KZ usw.) auf den historischen Ereignissen im Jahr 1942 in Oslo.
Eine berührende und intensive Geschichte, die noch lange nachhallt. Aufgrund der gelungenen Darstellung des Alltags, der persönlichen Schicksale und der historischen Fakten ist sie zum Thema Holocaust auch als Schullektüre sehr zu empfehlen.
Fazit:
Eine eindrucksvolle und mitreißende Geschichte über Freundschaft, erste Liebe und den Alltag im besetzten Oslo im Jahr 1942. Sprachlich auf hohem Niveau und mit authentischen Charakteren.
Trotz gewollt sachlichem Erzählstil ein intensives Leseerlebnis bei dem man zwischen Hoffnung, Wut, Trauer und Mitleid schwankt.
"Beinahe Herbst" empfehle ich insbesondere als Schullektüre zum Thema Holocaust.
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Rezensiertes Buch: "Beinahe Herbst" aus dem Jahr 2019
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Gebundenes Buch
"Beinahe Herbst" liest sich mit einer gewissen Trauer und Angst um die Familie Stern, da wir um das Geschehen 1942 wissen. Neu für mich ist, das der Holocaust auch in Norwegen nicht halt gemacht hat. Ausschwitz / Birkenau wird für mich greifbar, da ich beide Gedenkstätten …
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"Beinahe Herbst" liest sich mit einer gewissen Trauer und Angst um die Familie Stern, da wir um das Geschehen 1942 wissen. Neu für mich ist, das der Holocaust auch in Norwegen nicht halt gemacht hat. Ausschwitz / Birkenau wird für mich greifbar, da ich beide Gedenkstätten vor einigen Jahren besucht habe und mir dieses unangenehme Gefühl sofort wieder vor Augen stand. Baracken, in denen Menschen zusammengepfercht versuchen nach einem anstrengenden Arbeitstag Kraft und Ruhe zu finden. Dieses sind nur kurze Fragmente des Romans, aber für mich eben sehr greifbar, da ich das Grauen gesehen habe. Die Selektion von Menschen darf niemals wieder geschehen, daher ist es wichtig, sich das Geschehen des zweiten Weltkrieges immer wieder neu vor Augen zu führen.
"Beinahe Herbst" besticht durch sein wunderschönes Cover mit goldenen Elementen und einem Einband, der an Leinen erinnert. Die 224 Seiten sind zwar schnell gelesen, brennen sich aber in das Gehirn ein, da es genauso wie erzählt, tatsächlich hätte passieren können. Ich gestehe, das ich mich oftmals sehr unwohl in meiner Haut gefühlt habe, obwohl die Story natürlich auf die Zielgruppe junger Leser_innen abgestimmt ist und eine Liebesgeschichte den Fokus übernimmt, wobei das Zeitgeschehen absolut authentisch beschrieben wurde. Menschen, die wie Vieh behandelt werden und ihre Bestimmung schon festgeschrieben ist. Es gibt kein Entkommen und im Nachwort erklärt sich die Autorin zu ihren Gedanken und der beschriebenen Handlung.
Schreibstil und Sprache sind einem Jugendbuch absolut angemessen und da vieles nur angedeutet ist, wird es kaum zu Überforderung kommen. Zudem ist die Deutsche Geschichte in dem Alter schon thematisiert. Die Leserin / der Leser wird vom Klappentext alleine schon vermuten, wie diese Story ausgeht und die Erwähnung von Anne Frank ist sicherlich schon in einigen Köpfen verankert. Harte Kost in eine wunderbare Story verpackt, die trotz des Schreckens ein Happy End beinhaltet. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich Ilse zwar oft als kopflos empfunden habe, ihre Gedanken und Handlungen, aber ihrem Alter entsprechen, daher ist dieses definitiv kein großer Kritikpunkt.
Authentisch und leider wahr, wenn auch mit einer fiktiven Protagonisten und ihrer Familie, die einer Religion angehören, die auch heute noch verfolgt werden. Am meisten beeindrucken mich tatsächlich die Menschen, die sich für andere stark machen und im Untergrund viele, viele Leben gerettet haben.
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